Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Blick übers Wasser” von Veria  (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam, Ron und Ava besuchen Irland in der Vergangenheit. Nachdem sie mit einer Begleiterin in die Gegenwart zurückkehren, beauftragt T'than den Mord an Zo'or.
Zeitpunkt: vor 27 Jahren sowie in der Jetztzeit / nach „Blick ins Tal”
Charaktere:  Liam, Ron, Ava
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2015 geschrieben.
 

 

BLICK ÜBERS WASSER

Kapitel 16

 

T'than saß auf dem verdienten Platz des Synodenführers auf der Brücke des Mutterschiffes. Zu lange hatte er sich mit fernen Details abgegeben, das Vorgehen an den Fronten geplant und vom Synodenführer, erst Qo'on, dann Zo'or, stets mehr Einsatz im Krieg gefordert. Beide seiner Vorgänger waren zweifellos der Überzeugung gewesen, die Forschungen an Menschen hätten dafür genügt.
Welch Irrtum! An sämtlichen Fronten verloren die Taelons Gebiet und der Nutzen der menschlichen Kämpfer, der so genannten „Freiwilligen”, war äußerst begrenzt.
T'than musste den menschlichen Widerstand zerschmettern! Er musste die Menschheit unterwerfen und vollständig nutzbar machen. All die Sentimentalität seiner Artgenossen, einer primitiven Spezies einen Sonderstatus zu gewähren, nur weil ein toter Narr darum gebeten hatte, war ihm glücklicherweise inzwischen fremd. Es war lange her, dass er sich noch zu wirren Hoffnungen hinreißen hatte lassen, und nun war auch das Ergebnis dieser Dummheit seinerseits, Zo'or, endlich tot.
Ungeschehen machen ließ es sich bedauerlicherweise nicht. T'than hätte noch wesentlich mehr Energie, hätte es Zo'or nie gegeben.
Dazu kam, dass Da'an offensichtlich unter keinerlei Energiemangel litt. Unzweifelhaft hatte er es damals T'than überlassen, den allergrößten Teil der für die Zeugung nötigen Energie beizusteuern, und sich selbst zurückgehalten.
Beiläufig nahm der Synodenführer einen Anruf an und sah die beiden Menschen auf dem Datenstrom von oben herab an. „Was wollen Sie?”
„Weshalb hast du den Mord beauftragt?”, fragte der männliche Mensch eisig - und auf Eunoia.
T'than ließ seine Hand verdutzt sinken, änderte aber seinen Gesichtsausdruck bewusst nicht. „Wovon sprichst du, Mensch?”
„Du hast beauftragt, mich mittels Qiya'lai zu ermorden.”
Ihn? „Das habe ich nicht”, sagte T'than verächtlich.
„Bemühe dich nicht. Ich weiß es. Ich bin Zo'or.”
Der Synodenführer spürte seine Energie belustigt aufflackern. „Du? Zo'or? Das ist absurd.”
Der Mensch grinste spöttisch. „Ich bin nicht der erste, der diesen Weg ging, und ich wurde unterstützt”, sagte er und wies auf die menschliche Frau neben sich, „Ma'el befreite mich, gab mir das Gegengift und bot mir meinen neuen Körper.”
Für einen winzigen Moment ging T'than seiner Haut verlustig, und richtete sich auch hektisch ganz auf. Ma'el? Die Behauptung ergab mit einem Mal erstaunlich viel Sinn - womöglich war sie sogar wahr.
„Was willst du?”, spie T'than unwillig aus.
Zo'or trat einen Schritt nach vorne. „Ich will, dass das gesamte Gemeinwesen menschliche Körper annimmt, außer dir. Ich will, dass du auf dem Mutterschiff stehst, wenn die Jaridians kommen. Ich will, dass sie glauben, mit dir den einzigen noch lebenden Taelon getötet zu haben. Und ich werde lachen! Ich werde noch in dreitausend Jahren lachen!”
Doch, das klang sehr nach Zo'or. T'than beschloss, ihm das zu glauben.
Wie ärgerlich, dass Zo'or, wenn auch mit menschlichem Körper, tatsächlich noch lebte.
Leider war nicht einmal dem Menschen Kincaid ein Vorwurf zu machen, denn dieser hatte wirklich nicht mit der Einmischung eines seit fast tausend Jahren toten Taelons rechnen können.
T'than lehnte sich ein ganz klein wenig nach vorne und sah Zo'or eisig an. „Kein vernünftiger Taelon wird sich auf einen menschlichen Körper einlassen”, fauchte er, „Du bist, und du warst schon immer, ein überaus schlechtes Exemplar meiner Spezies. Nun sehe ich auch, dass das erblich bedingt ist.” Er zog angewidert die Oberlippe hoch. „Ich nehme also an, dass Da'an diesem ... Vorschlag folgen wird”, sagte er, „doch er wird der einzige sein!”
„Wir werden sehen ...”, gab Zo'or zurück, „Allen Taelons wird dieses Gespräch als Datenstromregister zur Verfügung stehen.”
Der Datenstrom flackerte kurz und zeigte dann die Kontrollen, an denen T'than vor dem Gespräch gearbeitet hatte.
Zo'or hatte also aufgezeichnet. Das war unerfreulich und konnte T'thans Position als Synodenführer tatsächlich gefährden. Zwar hatte er einige Verbündete und viele weitere Taelons würde nicht gegen ihn aktiv werden, doch von R'am und Sa'mar erwartete er nun eine heftige Reaktion.
Und auch von Da'an. Dieser Taelon war seinem Kind so närrisch eng verbunden, dass er den Mordauftrag zweifellos sehr persönlich nehmen würde.
T'than beschloss, Major Kincaid möglichst nicht mehr in seine Nähe zu lassen. Dieser Mensch war bereit, einen Mordauftrag auszuführen, das war gut, doch er stand auch unter direktem Befehl von Da'an, dem in der gegenwärtigen Situation zuzutrauen war, einen Mord an T'than zu befehlen.
Kincaid war nicht implantiert und konnte sich somit durchaus gegen den Synodenführer wenden!
Allerdings ließe sich das doch auch ändern ...
T'than bewegte seine Hand durch den Datenstrom, Mit'gai erschien darin. „Veranlasse, dass Major Kincaid implantiert wird!”, bestimmte der Synodenführer.
„Wie du es wünschst, T'than”, sagte der Heiler recht gelangweilt und verschwand sogleich wieder vom Datenstrom.
Kaum ein Taelon würde sofort bemerken, dass im Datenstrom ein weiteres Register zur Verfügung stand, und keiner würde es sofort betrachten. Mit'gai jedenfalls hatte es mit Sicherheit noch nicht getan, er war viel zu sehr mit seinen eintönigen Arbeiten im Labor beschäftigt. T'than hatte es bemerkt, sein Datenstrom zeigte tatsächlich ein Register mehr als zuvor.
Er bewegte seine Hand, J'dan erschien im Datenstrom. „Zo'or lebt, er hat einen menschlichen Körper angenommen”, sagte er, „Bereits Ma'el hat diese Ungeheuerlichkeit getan. Das Gespräch ist für jeden Taelon einsehbar.”
J'dans rein energetischer Körper zeigte keine Regung, als der erste Minister beschloss: „Da'an ist somit gefährlich. Es ist ratsam, ihn unverzüglich zu eliminieren.”
„Ich stimme zu”, sagte T'than, „Was schlägst du bezüglich Sa'mar vor?”
„Ich werde diese Sache selbst in die Hand nehmen. Kümmere dich um Da'an.”
Er wischte quer durch den Datenstrom und erhob sich vom Platz des Synodenführers auf der Brücke des Mutterschiffes. „Sie, geben Sie mir Ihr Global!”, fuhr er eine dunkelhäutige Freiwillige an, die ihm gehorsam umgehend das primitive elektronische Kommunikationsgerät überreichte. Der Taelon eilte von der Brücke, wählte mitten im Lauf den Namen eines zuverlässigen Implantanten aus und wartete unerhört lange auf eine Antwort.
„Sie wünschen, T'than?” Ronald Sandoval schien zu einer anderen Begrüßung angesetzt zu haben, einen Moment lang sah er perplex aus. Menschen ... selbst ein Implantat konnte ihre Aufmerksamkeit nicht in dem Maße verbessern, wie es wünschenswert wäre.
„Begeben Sie sich umgehend in die Botschaft in Washington!”, befahl T'than, „Da'an hat ein Verbrechen begangen und wird zur Rechenschaft gezogen.”
„Sehr wohl”, bestätigte der Implantant, worauf T'than das Global dem nächstbesten Freiwilligen in die Hände drückte und zum Portal abbog. Einen Moment später stand er in der Botschaft, er begab sich in den nächsten Raum.
Da'an stand von seinem Platz auf und wischte den Datenstrom beiseite, offensichtlich hatte er das neue Register bereits gefunden. „Ich habe es gehört”, sagte er, „Bist du hier, um einen Präventivschlag durchzuführen?”
„Ich bin unbewaffnet”, sagte T'than, „und du bist stärker.”
Da'an musterte ihn einen Augenblick. „Das ist wohl wahr”, gab er dann zu, „Als Atavus habe ich einige Menschen getötet, deren Lebensenergie mir nun zur Verfügung steht.”
Das war wohl kaum alles. Menschen verfügten über nur sehr wenig Lebensenergie.
„Zo'or beschuldigte mich, seinen Tod befohlen zu haben”, sagte T'than, „jedoch würde ich mich keinesfalls über die Entscheidung der Synode hinwegsetzen.”
„Schlimm genug, dass du diesen Vorschlag brachtest.”
„Er schadete dem Ansehen der Synode, sein angeblicher Tod ist tatsächlich nützlich”, erklärte er, „solange die Menschen nicht vermuten, es wäre ein Mord gewesen. Du solltest diese Behauptung nicht aussprechen.”
Da'an trat einige Schritte näher, sein Blick war kalt. „Ich habe Beweise.”
„Zo'ors Wort ist kein Beweis.”
„Nein, das ist es tatsächlich nicht”, sagte Da'an, „Jedoch sagt dies auch Major Kincaid.”
Nein! War dieser unimplantierte Mensch tatsächlich so unzuverlässig gewesen, dass er seinen Auftrag an Da'an verraten hatte? T'than hätte den Auftrag von einem Implantanten ausführen lassen sollen. „Das Wort eines Menschen”, wiegelte er allerdings ab, „eines unimplantierten Menschen noch dazu.”
„Eines Menschen, der mir einige Male das Leben gerettet hat.”
„Das ist sein Beruf, Da'an.”
Der Blick des Botschafters wurde so eisig, wie T'than es selten gesehen hatte, dann winkte Da'an knapp mit einer Hand, worauf Liam Kincaid, Ronald Sandoval und die Freiwillige, deren Global T'than benutzt hatte, den Raum betraten. Was ging hier vor?
„Wir wurden von Ma'el, R'am und Da'an beauftragt, Sie festzusetzen und unter Mordverdacht an die irdische Justiz zu übergeben”, sagte Kincaid, „Ma'el hat sich bereiterklärt, Ihnen zu einem menschlichen Körper zu verhelfen, sollten Sie das wünschen.”
„Ich wünsche es nicht!”, entrüstete sich T'than.
„Dann folgen Sie uns bitte, die Polizei wartet bereits auf Sie.” Kincaid zückte seine Dienstwaffe, die Freiwillige ebenfalls, Sandoval hob seinen Skrillarm an und ließ das Wesen Energie für einen Schuss sammeln.
T'thans Blick schweifte kurz zu Da'an, der recht zufrieden aussah, und dann wieder zu den bewaffneten Menschen. Sowohl die Dienstwaffen als auch natürlich der Skrill waren in der Lage, einen Taelon zu verletzen oder gar zu töten, daher fügte er sich lieber und ließ die entwürdigende Behandlung, sich Handschellen anlegen und sich in einem Fahrzeug der Polizei transportieren zu lassen, über sich ergehen.
Aber er sann auf Rache. Er hoffte, dass die Gelegenheit dazu kommen würde.

 

Ende von Kapitel 16

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang