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  „Blick übers Wasser” von Veria  (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam, Ron und Ava besuchen Irland in der Vergangenheit. Nachdem sie mit einer Begleiterin in die Gegenwart zurückkehren, beauftragt T'than den Mord an Zo'or.
Zeitpunkt: vor 27 Jahren sowie in der Jetztzeit / nach „Blick ins Tal”
Charaktere:  Liam, Ron, Ava
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2015 geschrieben.
 

 

BLICK ÜBERS WASSER

Kapitel 15

 

Ava stand an der Kontrollkonsole auf der Brücke des Mutterschiffes und ordnete Portaldaten anderen Positionsdaten zu. Es war recht langweilig, nicht überaus fordernd, aber immerhin ohne verschmiertes Ketchup oder andere Touristensauereien. Inzwischen hatte sie kurzerhand als Putzfrau gekündigt - als Freiwillige verdiente sie mehr, und als Freiwillige und Widerstandsmitglied half sie sogar noch der Menschheit als Ganzes.
Und sie begegnete Ron öfter als wenn sie den ganzen Tag Touristenschlafkästen putzte.
T'than war inzwischen nicht mehr Synodenführer in Vertretung, sondern tatsächlich Synodenführer. Zo'or war durch Mehrheitsbeschluss abgesetzt worden. Ansonsten hatte sich nicht viel verändert, der Prozess gegen Zo'or hatte noch nicht einmal begonnen.
Ava schob die korrelierten Daten in ein Sammelregister und verschickte dieses an ihren Vorgesetzten, Agent Ronald Sandoval. Sie blickte auf, als Liam die Brücke betrat.
„Sie wollten mich sehen, T'than”, sagte er freundlich.
An diesen Taelon war alle Freundlichkeit vergeudet, T'than sah den Kimera kalt von oben herab an. „Ich wurde zu einem Staatsbankett eingeladen”, sagte der Synodenführer, „Erarbeiten Sie ein Sicherheitskonzept und sorgen Sie dafür, dass die Menschen wissen, wie Sie sich einem Taelon gegenüber zu benehmen haben.”
„Es existiert eine Etikette für solche Anlässe, alle beteiligten Menschen werden sich daran halten”, sagte Liam, „Ich werden Ihnen eine Zusammenfassung der Etikette übermitteln und kümmere mich um das Sicherheitskonzept.”
T'than war damit nur eingeschränkt zufrieden, aber offensichtlich war ihm doch klar geworden, dass menschliche Staatsoberhäupter sich nicht vor ihm in den Staub werfen würden. „Tun Sie das, Major Kincaid”, sagte er kühl und wandte sich ohne weiteres Wort wieder seinem Datenstrom zu.
Liam drehte sich um, grinste kurz Ava an und verließ dann die Brücke.
Einen Moment später blinkte die Aufforderung an Ava, sich im Hangar einzufinden, auf der Konsole. Die Freiwillige meldete sich von der Konsole ab und machte sich auf den Weg. Nach einigen Metern hatte sie Liam eingeholt, der soeben sein Global wegsteckte.
„Dachte mir, dass Sie das waren”, sagte sie schmunzelnd, „Was haben wir vor?”
„Nichts besonderes. Die drei Wochen sind um.”
„Ah, ja, das. Natürlich.” Sie grinste breit und stieg ins bereitstehende Shuttle, in dem schon Ron saß. „Wie geht es dir?”, fragte sie ihn.
„Gut. Dir? Wurde der Schrank inzwischen geliefert?”
„Schon, aber eine der Türen musste ich reklamieren, hatte einen kapitalen Kratzer quer drüber.” Sie rollte mit den Augen. „Das hätten die auch selber merken können, die Verpackung war auch durchgerissen, aber man probiert es ja erst mal, vielleicht ist der Kunde blind.”
„Erinnert mich an meinen Fernsehsessel ...”, sagte Liam, während er das Shuttle abhob und aus dem Mutterschiff steuerte.
„Was war mit dem?”
„Nach einer Woche klappte die Lehne um und das Ding war nur mehr als Liege zu gebrauchen. Ich musste darüber streiten, angeblich habe ich den Sessel unsachgemäß verwendet - wusste nicht, dass Draufsitzen unsachgemäß ist.”
Ava grinste breit. „Möbelläden ...”
„Ich hatte nie solche Erlebnisse”, sagte Ron.
Das Shuttle verließ die Interdimension und Liam setzte es neben dem Zeitportal in der Lagerhalle auf. Melody und Joe warteten bereits.
„Wie gewünscht habe ich Zo'or mitgeteilt, dass er sich in eine Ecke seiner Zelle drücken soll”, sagte der Wachmann.
Liam nickte. „Gut, danke.” Er trat zum Zeitportal und legte seine Hand in die Einbuchtung, der Bereich im Portal leuchtete auf und formte die weiß schimmernde Fläche. Der Kimera berührte sie und verschwand, die anderen folgten ihm und fanden sich in der Nicht-Welt dahinter wieder. Liam stand an der Einbuchtung und kurz glühte Shaqarava in seiner Hand. Dann trat er noch einmal durch das Portal, einen Moment später erschien er wieder - und mit ihm Zo'or.
Der Taelon hatte einen sehr ungewöhnlichen Gesichtsausdruck: Er staunte über das endlose Weiß der Nicht-Welt des Zeitportals.
„Bist du bereit?”, fragte Melody, „Wie fühlst du dich damit, bald ein Mensch zu sein?”
Er wandte sich zu ihr um und lächelte kühl, begleitet von einer taelonischen Handbewegung. „Wenn die Alternative der Tod ist, recht gut.”
Liam schmunzelte und legte wieder seine Hand in die Einbuchtung. „Wir sind da.” Er wies auf die weiß schimmernde Fläche. Melody ging voran, Zo'or folgte ihr, danach Ava, Ron und Joe, zuletzt erschien Liam selbst im Taelon-Labor.
Die Wesen waren ausgewachsen, bereits seit einigen Jahren, derzeit waren sie in Stasis. Melody aktivierte das Wecksystem einer Kammer und musste nur kurz warten, bis der junge Mann darin ohne Halt durch virtuelles Glas vornüber in ihre Arme kippte.
Zo'or trat näher, er sammelte sich sichtlich, dann griff er nach dem Mann und kanalisierte unter grellblauem Leuchten seine Energie, einzig die Hauptenergiebahnen blieben dunkelrot bestehen, fielen zu Boden und begannen, sich zu verflüchtigen.
Einen Moment später regte sich der junge Mann, schlug die Augen auf und starrte in Melodys Augen. „Lass mich los und verschaffe mir angemessene Kleidung!”
Ava musste grinsen, gab ihm aber auch recht. Zo'ors menschlicher Körper trug nur Unterwäsche aus dünnem violetten Stoff, der nichts der Fantasie überließ.
Ron erbarmte sich und überließ dem Taelon in Menschenform seinen Mantel.
„So”, sagte Liam, „das wäre erledigt.” Er wies auf das Zeitportal und schmunzelte. „Marble Hall wartet auf Sie, Zo'or.”
„Dort ist es warm”, ergänzte Ron, „und Schokoriegel gibt es auch.”
„Und einen kompletten Satz menschenübliche Kleidung.”
„Ich möchte meinen Mantel nämlich wieder zurück.”
„Eben.” Liam sah Zo'or auffordernd an. „Los, gehen Sie!”
Der Taelon in Menschenform gönnte beiden Männern einen giftigen Blick, sah auch Ava und Joe verächtlich an, dann berührte er die weiße Fläche des Zeitportals und verschwand in grellem Licht.
Im nächsten Moment piepste Liams Global, der Kimera ließ es aufschnappen und sagte: „Was kann ich für Sie tun, Da'an?”
„Major, Zo'or ist auf die nächste Ebene übergegangen!”, war der Taelon hörbar entsetzt, „Ich vermute, dass er ermordet worden ist! Ich bitte Sie, Major, gehen Sie dem nach und finden Sie heraus, was passiert ist.”
„Dem muss ich nicht nachgehen. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen und erkläre Ihnen alles.”
Einen Moment war es still, dann: „Beeilen Sie sich, Major.”
„Natürlich, Da'an.” Liam schob sein Global zu und sah zu Ron. „Möchten Sie sich um Zo'or kümmern?”
„Bewahre ... nein”, wehrte der Implantant ab, „Der kann sich selbst kümmern. Am Ende müsste ich ihn noch bekochen oder was ihm sonst noch einfällt.” Er trat zum Portal. „Die Zeiten, wo er mich herumscheuchen konnte, sind lange vorbei!” Dann verschwand auch er durch die weiße Fläche, Ava folgte ihm sogleich und fand in der Nicht-Welt ihn und Zo'or vor.
Der Taelon in Menschenform starrte hochnäsig in die Ferne, Ron gab sein Bestes, ihn zu ignorieren.
Joe kam durch das Portal, gleich danach auch Liam und Melody. Der Kimera legte kurz seine Hand gegen die Einbuchtung und schubste dann einfach Zo'or gegen die weiße Fläche, dass der Taelon in Menschenform verschwand.
„Wie unhöflich”, kommentierte Melody.
„Stimmt”, sagte Liam schulterzuckend und gab dem Zeitportal einen weiteren Befehl, bevor er selbst als erster die Nicht-Welt verließ, die anderen folgten ihm und fanden sich wie er in der Lagerhalle wieder.

Liam betrat freundlich lächelnd Da'ans Räumlichkeiten in der Botschaft und formte den Taelongruß. Der Taelon saß gebeugt auf seinem Thron, vereinzelt flackerte blaue Energie durch seine Haut und seine Mine war sichtlich bedrückt. „Er lebt”, sagte Liam.
„Nein, das tut er nicht”, widersprach Da'an, „Er ist nicht im Gemeinwesen. Sie mögen das Kind eines Kimera sein, aber sie spüren das Gemeinwesen nicht so wie ich.”
„Er ist nicht im Gemeinwesen, das ist wahr”, bestätigte Liam, „Er lebt dennoch. Er hat einen menschlichen Körper übernommen.”
Da'an hob den Kopf und sah dem Kimera eisig genau in die Augen. „Belügen Sie mich nicht, Major!”, fauchte er, „Ich weiß, dass T'than seine Ermordung wünschte, und er wird dies einem Implantanten befohlen haben. Das ist drei Wochen her, das ist die Zeit, die das Gift benötigt, um zu töten.”
Liam deutete ein Schmunzeln an. „T'than befahl es mir. Ich fand einen anderen Weg.” Er straffte sich. „Melody, komm bitte herein!”
Da'an stand schnell auf, doch als er Melodys freundliches Gesicht sah, setzte er sich wieder. „Dies ist keinesfalls Zo'or!”, war er entrüstet.
„Natürlich nicht. Liam würde Zo'or keinesfalls frei herumlaufen lassen”, sagte Melody, „Ich bin Ma'el!” Da'an sprang jetzt geradezu auf, doch sein Blick blieb misstrauisch. „Ich traf Liam in Irland”, sagte Melody, „und mein Beispiel ließ sich mit einiger Vorarbeit auf Zo'or übertragen - und auch auf jeden weiteren Taelon.”
„Ma'el ist tot!”
„Keineswegs.” Sie zeigte Shaqarava. „Meine Energie ging zur Neige, das ist wahr, aber selbst mit dem letzten Rest werde ich wohl noch weitere zweitausend Jahre leben”, erklärte sie, „Die Energie ist fast inert, der menschliche Körper funktioniert ohne sie und im Besonderen ohne Hauptenergiebahnen sehr gut.”
Da'an trat zu ihr und hob eine Hand. „Beweise es!”, sagte er sanft. Melody legte ihre Hand gegen seine und lächelte, ihr Kind leuchtete sachte blau auf und zog dann seine Hand zurück. „Ma'el!”, hauchte Da'an, „Wie unvorstellbar ...”
„Das ist es, ja.”
„Ich werde in Erwägung ziehen, deinem Beispiel zu folgen.”
Melody zog ihr Lächeln in die Breite. „Warte noch etwas - es wäre unklug, würdest du jetzt aus dem Gemeinwesen verschwinden. Es braucht jemanden wie dich, Da'an.”
„Was habt ihr vor?”, fragte der Taelon.
„Nun ...” Melody sah zu Liam. „Ich werde T'than konfrontieren, allerdings keinesfalls persönlich. Ist es nicht naheliegend, dass ein so alter Taelon wie ich es nicht zulässt, dass ein Kind ermordet wird?”
„Was hast du vor?”
Sie straffte sich. „Du wirst es sehen, Da'an, oh, du wirst es sehen, glaub mir das.”
Gerade merkte man Da'an an, dass er seinem Elter gegenüber stand, sein Gesicht sagte so deutlich aus, dass er es aber jetzt wissen wollte, dass Liam breit grinsen musste.
Elter? Oder sollte Liam von Melody doch eher als Da'ans Mutter denken?
Der Taelon machte eine sanfte Handbewegung und kehrte zu seinem Thron zurück. „Ich hoffe, es bald zu sehen”, sagte er, „und ich freue mich, dich wiederzusehen, Ma'el.”
Melody formte eine Variante der Grußgeste. „Ich freue mich auch, Da'an”, sagte sie, dann, nach einem Moment, ergänzte sie: „Aber nenne mich Melody, das ist mein Name als Mensch.”
„Trägt Zo'or nun einen menschlichen Namen?”
„Der Körper, den er übernommen hat, ist ohne eigenen Verstand gezüchtet und hatte keinen Namen”, erklärte Melody, „anders war das damals, als ich ein tödlich verletztes Kleinkind übernahm - das Mädchen hieß tatsächlich Melody und in ihrem Gedenken nenne ich mich ebenso.”
„Du hast menschliche Körper ohne eigenen Verstand gezüchtet?”, war Da'an verblüfft.
„Nein. Wir haben sie in Stockholm geklaut.”
„Aber das sind Föten!”
„Nicht mehr”, sagte sie, „Vielleicht wird Liam es dir erklären.”
Da'ans verdutzter Blick richtete sich auf den Kimera. „Sie haben eine Möglichkeit gefunden, die Wesen auszureifen?” Liam nickte knapp. „Es war wohl der größte Fehler des Gemeinwesens, die Kimera zu vernichten”, sagte Da'an.
„Auf jeden Fall aus Sicht der Kimera”, gab Liam zurück, „aber das ist lange her.”
„Das ist wahr.”
„Wenn Sie erlauben”, sagte er, „verabschieden wir uns jetzt. Wir haben noch viel zu tun.”
Da'an neigte leicht den Kopf. „Gehen Sie, Major. Geh, Melody.” Er formte die Grußgeste, Liam und Melody erwiderten sie und verließen dann den Raum.

 

Ende von Kapitel 15

 

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