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  „Blick übers Wasser” von Veria  (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam, Ron und Ava besuchen Irland in der Vergangenheit. Nachdem sie mit einer Begleiterin in die Gegenwart zurückkehren, beauftragt T'than den Mord an Zo'or.
Zeitpunkt: vor 27 Jahren sowie in der Jetztzeit / nach „Blick ins Tal”
Charaktere:  Liam, Ron, Ava
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2015 geschrieben.
 

 

BLICK ÜBERS WASSER

Kapitel 14

 

Liam fand sich im Besucherbereich des Gefängnisses wieder, links neben ihm Ronald, rechts Melody, und auf der anderen Seite des virtuellen Glases war Zo'or, der sich soeben setzte und verwirrt auf die Tischplatte starrte.
„Zo'or?”, fragte Melody.
„Was war das? Meine Erinnerung bricht ab, aber es war kein plötzlicher Übergang wie damals in der anderen Schleife.”
Liam schmunzelte. „Sie haben geschlafen.”
„Geschlafen.”
„Das tun Menschen, wenn sie erschöpft sind, um sich auszuruhen”, erklärte Ronald, „typischerweise in der Nacht.”
„Das ist normal für Menschen?”
„Sehr normal, ja.”
„Man gewöhnt sich dran”, sagte Melody schmunzelnd.
Zo'ors Energie leuchtete durch seine Haut. „Ein Mensch zu sein ist unangenehm”, sagte er, „Ich zitterte und fühlte ... etwas, es war sehr unangenehm.”
„Sie haben gefroren”, erklärte Liam, „Es ist doch besser geworden, als Sie nahe am Feuer waren.”
„Das ist einleuchtend.”
„Wie hat dir der Schokoriegel geschmeckt?”, fragte Melody.
Zo'or machte eine hübsche Handbewegung. „Angenehm.”
„Gut. Bedenke, dass sehr viele Dinge gut schmecken, es aber selten so kalt ist, dass man friert.”
Er sah Melody durchdringend an. „Du bist gerne ein Mensch?”
Sie nickte lächelnd. „Ja, absolut.”
Er lehnte sich zurück. „Ich verstehe.”
Liam straffte sich. „Wir sollten gehen, wir müssen uns noch um einiges kümmern”, sagte er, „Das ist voraussichtlich der letzte Schleifendurchgang.”
Er ging zur Tür und klopfte, die Wache öffnete. Liam, Ronald und Melody verließen den Raum, wurden zur Sicherheitsschleuse gebracht und überquerten den offenen Platz zum Wachgebäude. Sie nahmen Globals, Dienstwaffe und Taschenmesser entgegen und traten aus der Eingangstür.
Eilig lief ihnen ein Wachmann nach. „Major Kincaid, Agent Sandoval, Ms. Anderson, bitte warten Sie!”
Liam wandte sich um und runzelte irritiert die Stirn, das war der Wachmann, dessen Körper Zo'or im letzten Durchgang übernommen hatte. „Ja?”
„Major ... was ist passiert? Ein Wald, es war kalt ... aber Sie drei waren auch da. Was war das?”
Liam wechselte einen verdutzten Blick mit Ronald. Der Wachmann konnte sich erinnern? Offenbar konnte das Zeitportal nicht zwischen ihm und Zo'or unterscheiden.
„Können Sie Ihren Posten verlassen?”, fragte der Implantant.
„Ja, Sir, meine Schicht ist gerade vorbei.”
„Dann kommen Sie”, sagte Liam, „Ich erkläre es Ihnen.”

Es stellte sich heraus, dass der Wachmann, er hieß Joe Bellard, sich nur an die Zeit erinnern konnte, in der Zo'or seinen Körper innegehabt hatte, allerdings eher vage und lückenhaft, er konnte sich alleine kein vollständiges Bild machen. Liam und Ronald waren sich allerdings einig, dass Joe das ganze Bild zustand, also erklärten sie ihm, was im vorigen Durchgang genau passiert war und was sie für die Taelons als Lösung geplant hatten. Und was Zo'or in der letzten Schleife angerichtet hatte. Dennoch, für die Taten innerhalb der Schleife konnte kein Gericht den Taelon verurteilen. Welches Gesetz rechnete schon mit Zeitschleifen? Beweise gab es zudem nicht, es stünde Wort gegen Wort.
Joe fand den Plan gut und würde dabei helfen.
Liam setzte ihn, Ronald und Melody unter der Kirche ab und flog selbst aufs Mutterschiff.
Noch im Hangar gesellten sich Ava und Lili zu ihm. Die beiden Frauen hielten sich allerdings im Hintergrund, sie waren ja nur eine Freiwillige und eine Pilotin, keine Beschützerinnen.
Sowie die drei die Brücke betraten, hielt T'than in seiner Tätigkeit inne, seine Finger verharrten unbewegt mitten in der holographischen Kontrolle vor seinem Thron. „Ich nehme an, Sie sind gescheitert”, sagte er eisig.
„Das ist nicht der Fall, T'than”, sagte Liam, „Zo'or wurde der Substanz ausgesetzt.”
„Gut.” Der Taelon machte eine hübsche und zugleich energische Handbewegung und stand von seinem Thron auf. „Befindet sich das Behältnis noch im Gefängnis?”
„Nein, es ist leer, ich habe es wieder mitgenommen.”
„Major Kincaid, ich bin mit Ihnen zufrieden”, sagte T'than, „Kehren Sie in Da'ans Dienste zurück, bis ich wieder nach Ihnen verlange.”
„Wie Sie wünschen, T'than”, sagte Liam, neigte den Kopf und verließ die Brücke.
Nach einigen Schritten schlossen Ava und Lili wieder zu ihm auf. „Das lief überraschend gut”, stellte erstere fest, „Was ist bei euch im letzten Durchgang passiert? Ich habe nur mitbekommen, dass Zo'or gestorben ist und ihr als Mörder gesucht wurdet. Kurz hat man euch in Stockholm gesehen.”
„Zo'or hat einen Menschen übernommen, tot war er nicht”, erklärte Liam, „Er ist jetzt auch mit in der Schleife.”
„Tatsächlich! Aber wenigstens eine kürzere innere Schleife.”
„Ich werde in diesem Durchgang alle Schleifen auflösen. Ist bei Ihnen noch etwas passiert?”
Ava schüttelte den Kopf. „Ich habe Feierabend gemacht und mich bei Augur ins Gästezimmer gelegt.”
Alle drei stiegen ins Shuttle, Lili setzte sich auf den Pilotensessel und brachte es in die Interdimension.
„Wir bringen hirntote gezüchtete Wesen in die Vergangenheit”, erklärte Liam, „dann werden sie in Melodys Laboren ausgereift und wir können sie jetzt den Taelons zum Übernehmen anbieten.”
Ava runzelte die Stirn. „Ohne eine Schleife? Dürfte gefährlich werden.”
Liam seufzte. „Aus einer Schleife heraus können wir die Wesen nicht in die Vergangenheit bringen. Danach können wir ja wieder eine starten.”
Sie nickte langsam. „Also ein Einbruch ohne Sicherheitsnetz. Ist auch machbar.”
Er grinste breit. „Ich werde reichlich Hilfe haben.”
„Ach?”
„Sie werden es sehen.” Er zückte sein Global und rief Ronald an. „Wir treffen uns beim Zeitportal, beeilen Sie sich.”

Zu siebt standen sie vor dem Zeitportal, die drei aus dem Shuttle sowie Ron, Melody, Augur und auch Joe. Der Wachmann klappte staunend den Mund auf, als Liam die Hand in die Einbuchtung legte und für einen Moment Shaqarava glühte.
„Sämtliche Schleifen sind jetzt beendet.” Der Kimera trat einen Schritt beiseite. „Jetzt kommt meine Armee.” Im Inneren des Portals glühte es weiß auf und eine glatte, schimmernde Fläche bildete sich, in deren Licht Liam erschien. Und noch ein Liam. Und noch ein Liam.
„Das ist nicht Ihr Ernst!”, brachte Ron staunend hervor.
„Doch”, sagte der fünfte Liam, während der sechste aus dem Portal trat.
„Wie viele gedenken Sie denn zu werden?”
„Zehn”, sagte der siebte, während der achte aus dem Portal trat.
Melody trat näher und musterte den neunten, der einen frischen Schnitt an der Stirn hatte, dann den zehnten, der soeben aus dem Portal trat und dem getrocknetes Blut an der Stirn klebte. „Du bist verletzt”, stellte sie fest.
„Das habe ich erwartet”, gab er zurück, dann wies er auf das Portal, „Melody, Ronald, Ava, Joe, bitte. Augur, nein.”
Der Hacker machte den eben geöffneten Mund wieder zu, während die vier zuvor angesprochenen sich durch die Reihen der Liams schlängelten und durch die weiße Fläche des Zeitportals verschwanden. Alle Liams grinsten und begaben sich dann ebenfalls in die merkwürdige Nicht-Welt, in der das Portal die Zeitreisenden lagerte. Der älteste Liam legte seine Hand in die Einbuchtung, einen Moment später spuckte das Portal vierzehn Personen zwischen den Brutkammern wieder aus.
Sehr koordiniert gingen sie vor, jeder Liam griff sich eine Brutkammer, steckte sie ab, brachte sie ins Portal und kehrte dann zurück, um die nächste zu holen, fünf mal, gesamt fünfzig Brutkammern. Danach kehrten sie ins Portal zurück, nur der älteste Liam wartete kurz ab, bis auch Melody, Ava, Joe und Ron sich wieder ins Portal begeben hatten.
„Die Brutkammern haben nicht viel Energie”, sagte Melody.
Alle Liams grinsten, der älteste legte seine Hand in die Einbuchtung und sagte: „Darum wirst du sie auch alle gleichzeitig anschließen.”
Sie ließ ihren Blick über alle zehn Kimera schweifen. „Ich soll ... das machen?”, fragte sie.
„Ist es nicht naheliegend?”
Sie straffte sich. „Also gut. Wie mache ich das?” Er wies auf die weiße Fläche im Portal, durch die soeben Melody hereinkam. Und dann noch eine, und noch eine. Wie zuvor bei Liam waren es neun zusätzliche Melodys. „Das ist nicht dein Ernst ...” Sie trat näher zu den älteren Melodys und betrachtete eine. „Aber gut, jetzt sind alle hier, also kümmern wir uns um die Brutkammern.”
„Ja, tun wir das”, sagte der älteste Liam und legte seine Hand wieder in die Einbuchtung. „Ronald, Ava, Joe, bitte nehmt eine Kammer”, bestimmte er dann, während die älteste Melody bereits eine Brutkammer hochhob.
Ron runzelte die Stirn, folgte dem aber einfach. Dieser Liam hatte das alles schon neun mal erlebt und wusste bestens, was zu tun war. Der Implantant wuchtete eines der schweren Geräte zum Torbogen und stieg hindurch. Auf der anderen Seite war ein taelonisches Labor, Melody war bereits dabei, das Wesen aus ihrer Brutkammer mittels eines kleinen Spezialportals in eine sehr organische violett ausgekleidete Nische in der Wand zu transferieren.
Sowie Ava, Joe, Ron und auch der älteste Liam weitere vier Brutkammern abgestellt hatten, wies Liam auf das Zeitportal. „Ihr drei geht wieder - wir kümmern uns um alles.”
„Wie Sie meinen”, sagte Ron, berührte die weiße Fläche im Portal und fand sich wieder in der weißen Nicht-Welt dahinter wieder.
Der nächstjüngere Liam legte die Hand in die Einbuchtung und sagte lächelnd: „Dasselbe nochmal. Neun mal.”
Ron rollte mit den Augen - aber inzwischen war ihm klar, wie das alles organisiert war. Er griff nach der nächsten Brutkammer, schleppte sie durchs Portal und stellte sie in einem weiteren taelonischen Labor ab. Dasselbe taten Ava, Joe und die jeweils ältesten Liam und Melody und außer jenen beiden kehrten alle wieder durch das Portal zurück.
Wieder ein anderer Liam, einer ohne Schnitt an der Stirn diesmal, legte seine Hand in die Einbuchtung. „Ich gehe besser voraus”, sagte er dann.
„Warum?”
Liam seufzte und tippte sich an die Stirn, dann nahm er eine Brutkammer und trug sie durchs Portal. Ron folgte ihm mit einer weiteren Brutkammer und hatte auf der anderen Seite alle Mühe, auf dem rutschigen Boden nicht zu stürzen - Liam hielt ihn am Arm fest und grinste schief.
„Was ist passiert?”, fragte Ron und wies auf den frischen Schnitt auf Liams Stirn.
„Die Brutkästen haben Kanten - ich bin draufgefallen.”
„Brauchen Sie ein Pflaster?”, fragte Ava, die inzwischen ebenfalls da war.
Liam schüttelte den Kopf. „Hatten die beiden ein Pflaster?”
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nein. Aber an eine deterministische Weltanschauung muss ich mich noch gewöhnen.” Sie stellte die Brutkammer ab, Ron ebenfalls, und kaum später waren auch Joe und Melody mit ihren Kammern da.
Außer Melody und Liam kehrten alle wieder durch das Portal zurück.
Tatsächlich verlief alles sehr eintönig. Bis auf die kleine Verletzung, die ja von Anfang an ersichtlich gewesen war, gab es keinerlei Komplikationen.
Als schlussendlich nur noch ein Liam und eine Melody da waren, die jüngsten, kamen auch die letzten fünf Wesen in ein taelonisches Labor. Während Melody begann, die Wesen in taelonische Brutkammern zu transferieren, lehnte sich Liam an das Zeitportal. „So, das wäre geschafft.”
„Das ist es nicht”, widersprach Ron, „Wo sind die anderen?”
„Die kommen gleich.” Der Kimera wies auf ein Interdimensionsportal.
Der Implantant starrte es einige Momente lang an. „Und? Bisher waren Ihre Voraussagen sekundengenau, was ist jetzt?”
„Die sind auch nicht so viel schneller als wir”, erklärte Liam, „Ja, die anderen Melodys haben mehr Übung darin, aber die meiste Zeit braucht der Transfer an sich.”
„Woher wissen Sie das? Sie sind der jüngste der zehn!”
„Dass ein Transfer Zeit braucht? Das weiß ich so oder so.”
Melody transferierte inzwischen das dritte Wesen.
„Wir sind jetzt ... wie weit in der Vergangenheit?”, ergriff Joe das Wort.
„27 Jahre”, sagte Liam, „Vor einer Woche haben wir Melody in Irland getroffen und in die, von hier aus gesehen, Zukunft mitgenommen.”
Das Interdimensionsportal aktivierte sich und Liam und Melody erschienen darin, sofort gingen sie beiseite, um Platz für einen weiteren Transport zu machen. Es ging Schlag auf Schlag und binnen nicht einmal einer Minute waren alle Liams und alle Melodys da.
Der älteste Liam trat zum Portal und lehnte sich dagegen, links von ihm die weiße Fläche und links von jener schließlich der jüngste Liam. „Meine Damen Melody, bitte”, sagte er, „Wir erwarten euch da drin.”
Einzig die jüngste Melody war kurzzeitig verdutzt, dann gingen sie alle durch das Zeitportal, bis auf die älteste.
Diese schmunzelte. „Endlich wieder einmalig.”
Der jüngste Liam legte kurz seine Hand in die Einbuchtung und nickte dann. „Wir können gehen.” Er ging voraus, die anderen Liams, Melody, Ava, Joe und schließlich Ron folgten ihm. Niemand sonst war in der Nicht-Welt, all die Melodys waren nicht hier. Offenbar war deren Kreis bereits geschlossen. Der älteste Liam legte nun seine Hand gegen die Einbuchtung und konzentrierte sich kurz, dann traten alle anderen Liams, beginnend mit dem jüngsten, durch das Portal.
Auch deren Kreis war nun geschlossen.
„Das war ... irre.” Ron schämte sich, dass ihm kein besseres Wort einfiel.
Der einzige übrige Liam grinste schief und ließ wieder kurz Shaqarava in der Einbuchtung aufglühen, dann trat er durch die weiße Fläche.
Ron folgte ihm und stand in der Lagerhalle, ihm gegenüber Lili und Augur. Ava, Joe und Melody folgten ihm.
„Ihr wart gar nicht weg”, stellte der Hacker fest.
„Doch”, widersprach Liam, „Das Portal hat seitdem 15 Sprünge durch Raum und Zeit gemacht.”
„Aber es war nicht weg!”
„Doch, und im selben Moment war wieder ein Portal da, dasselbe aus einer anderen Zeit.”
Augur seufzte ausgiebig, beließ es aber dabei.
Liam grinste schief. „Jetzt müssen wir eine Weile warten, bis wir anfangen können, den Taelons den Menschenkörper schmackhaft zu machen”, sagte er, „Mit Zo'or fangen wir an, in drei Wochen, wobei ... er war im letzten Durchgang ja nicht abgeneigt, von daher wird das sicher nicht sehr schwierig.”

Und zur Sicherheit hatte er auch noch eine Schleife über vier Wochen für sich, Ronald und Ava gestartet.

 

Ende von Kapitel 14

 

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