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  „Blick übers Wasser” von Veria  (Emailadresse siehe Autorenseite),   März 2016
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam, Ron und Ava besuchen Irland in der Vergangenheit. Nachdem sie mit einer Begleiterin in die Gegenwart zurückkehren, beauftragt T'than den Mord an Zo'or.
Zeitpunkt: vor 27 Jahren sowie in der Jetztzeit / nach „Blick ins Tal”
Charaktere:  Liam, Ron, Ava
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2015 geschrieben.
 

 

BLICK ÜBERS WASSER

Kapitel 4

 

Liam betrat fröhlich grinsend Da'ans Räumlichkeiten in der Botschaft und formte den Taelongruß. „Guten Morgen, Da'an.”
„Major”, sagte der Taelon sanft und begleitet von einer überaus hübschen Handbewegung.
„Was kann ich heute für Sie tun?”
„T'than wünscht Ihre Anwesenheit auf dem Mutterschiff”, sagte Da'an, „Er befürchtet, dass Zo'or der Synode und besonders deren Ansehen bei den Menschen empfindlichen Schaden zugefügt hat und möchte auf Ihre Expertise bauen.”
„Ich bin leider kein Werbefachmann, aber ich werde natürlich sehen, was ich tun kann.”
„Ich danke Ihnen, Major.”
Liam wandte sich um und machte einige Schritte in Richtung des Weges zum Hangar der Botschaft, dann blieb er stehen und sah zum Taelon. „Da'an, ich kenne eine absolut vertrauenswürdige Werbefachfrau”, sagte er, „Ms. Melody Anderson könnte mit Sicherheit sehr hilfreich sein.”
Da'an begann eine hübsche Handbewegung, stoppte sie allerdings und sah den Kimera mit seinen taelonblauen Augen sehr durchdringend an. „Widerstand?”
„Ja, Da'an.”
„Ich werde sie T'than empfehlen. Fliegen Sie zum Mutterschiff, Major.”
„Natürlich, Da'an.”

Sowie der Hybrid sein Shuttle aus dem Hangar gesteuert hatte, schüttelte er sein Global, bis es aufsprang, und sagte: „Augur.” Es dauerte nur wenige Sekunden, bis das Gesicht des schwarzen Genies auf dem kleinen Bildschirm erschien. „Melody braucht eine Identität als geniale Werbefachfrau. Wie geht es Avas Freiwilligen-Identität?”
„Ist wasserdicht”, antwortete Augur, „Wozu brauchst du schon wieder eine neue Identität für Melody? Ich hab doch gerade erst eine gemacht!”
„Ich hab sie Da'an empfohlen, und der wird sie T'than empfehlen, dann kommt sie aufs Mutterschiff und arbeitet die Werbestrategie der Synode aus, wegen dem Ansehensverlust, den die Taelons Zo'or verdanken.”
„Klingt gut. Mache ich dir. Du kriegst meine Rechnung dann morgen.”
Liam grinste schief. „Werden wir sehen. Ich hab eine Zeitschleife über 24 Stunden vorbereitet und weiß noch nicht, ob ich sie ausnutzen muss.”
„Oh. Du könntest mich da auch mal mitmachen lassen.”
„Lieber Augur”, gab Liam zurück, „du würdest die Schleife doch nur dafür nutzen, die Aktienkurse vorherzusagen.”
„Ach ... und das ist schlimmer als eure Lotto-Vorhersage, ja?”
Der Kimera zog sein Grinsen bis über beide Ohren. „Ja.” Dann schob er sein Global zu und schob es in seine Jackentasche.
Nach einem kurzen Abstecher in die Interdimension kehrte das Shuttle in den normalen Raum zurück und Liam landete es im Hangar des Mutterschiffes, wo er dann ausstieg. Ronald erwartete ihn und begleitete ihn zur Brücke, wo Synodenführer in Vertretung T'than auf seinem Thron saß.
„Guten Morgen, T'than”, grüßte Liam.
„Sie kommen spät, Major”, sagte T'than schneidend und sah die beiden von oben herab an, „Da'an hat mir empfohlen, einen menschlichen Spezialisten für Werbung hinzuzuziehen, ich stimme ihm nicht zu. Diese Belange werden nur von Beschützern behandelt.”
„Wie Sie wünschen, T'than”, sagte Ronald beeindruckend unterwürfig.
Der Taelon machte eine Handbewegung, die bei Da'an hübsch ausgesehen hätte, und stand von seinem Thron auf. „Ich wünsche außerdem, dass Zo'or terminiert wird. Der Beschluss wurde von der Synode gefasst und Sie werden ihn ausführen.”
Das konnte ja heiter werden ... Liam war mit einem Mal sehr froh, dass er eine Zeitschleife vorbereitet hatte.
„Die irdische Justiz wird auf das plötzliche Ableben des Delinquenten nicht positiv reagieren”, gab Ronald zu bedenken, „Es könnte das Ansehen der Synode weiter beschädigen.”
„Das wurde berücksichtigt. Mit'gai wird Ihnen ein langsam wirkendes Gift zur Verfügung stellen, es kann in die Belüftung der Justizanstalt eingebracht werden und wird auf Menschen keine Wirkung haben.” T'than machte eine wenig elegante, wedelnde Handbewegung und schloss: „Gehen Sie jetzt.”
„Natürlich, T'than”, nahm Liam Ronalds Worte vorweg und neigte knapp den Kopf, dann verließen beide die Brücke.
„Sauber”, murmelte Ronald, „Die Synode ist ein Intrigantenbündel sondergleichen.”
„Sehen wir uns das langsam wirkende Gift an”, sagte Liam, „Selbst wenn es auf uns doch wirkt, nach 24 Stunden ist der Spuk vorbei.”
„Sollten Sie nur noch vor Schmerz schreiend im Kreis rennen, erschieße ich Sie, dann geht es schneller”, gab Ronald gönnerhaft zu Protokoll.
Liam rollte mit den Augen, bog ab und fand sich im Reich des Taelonheilers wieder. Er und Ronald strafften sich und formten für Mit'gai den Taelongruß. Der Heiler ignorierte sie und bewegte völlig ungestört seine Finger durch die holographische Kontrolle eines medizinischen Gerätes.
„T'than bat uns, ein Zo'or zu verabreichendes Gift von Ihnen in Empfang zu nehmen”, sagte Liam nach einigen Minuten.
„Gedulden Sie sich, Major Kincaid”, gab Mit'gai unzufrieden zurück.
Liam wechselte einen Blick mit Ronald, der sich deutlich merkbar ein sehr ausgiebiges Seufzen verkneifen musste. „Wie Sie wünschen, Mit'gai”, brachte der Kimera schicksalsergeben hervor.
Das konnte dauern ...
Es war offensichtlich, dass Mit'gai gegen Zo'ors Terminierung gestimmt hatte, überstimmt worden war und seinen Ärger jetzt an wehrlosen Menschen ausließ.
Ronald und Liam warteten fast eine halbe Stunde, bis der Heiler sich endlich dazu herabließ, ihnen eine filigran aussehende blauviolett melierte Kugel zu überreichen, die eben jene halbe Stunde in einer kleinen Mulde auf der Ablage neben ihm gelegen war. Ohne Gruß scheuchte Mit'gai die Menschen dann hinaus und verschloss die Türmembrane hinter ihnen.

Entgegen T'thans Anweisung brachten sie das Gift nicht in das Gefängnis, in dem Zo'or untergebracht war, sondern zu Augur unter die Kirche. Der Hacker konnte schnell bestätigen, dass T'than jedenfalls nicht gelogen hatte, was die Wirkung auf Menschen betraf: Es gab keine. Gängige Luftgütesensoren konnten das Gift, das sich zwar mehr oder weniger gasförmig verhielt, aber dennoch rein aus Energie bestand, nur bestenfalls durch Partialdruck detektieren, wobei dieser dann dem ebenso passiven Stickstoff zugeordnet wurde.
Melody, inzwischen mit einem überaus beachtlichen Resümee einer Werbefachfrau bedacht, sah Augur bei dessen Untersuchungen des Giftes über die Schulter und brachte ihr eigenes Wissen ein: „Das ist ein Energiegas, das auf der Taelon-Heimatwelt von einer Pflanze abgesondert wurde, wenn sie sich bedroht fühlte. Von dieser Pflanze existiert kein Exemplar mehr, vom Gift existieren nur noch sehr begrenzte Mengen.”
„Und das wissen Sie woher, Melody?”, fragte Augur plötzlich misstrauisch - zuvor hatte er ihr durchaus einigen Charme zukommen lassen.
Liam erklärte knapp: „Sie ist ein Taelon.”
Augur machte einen recht passablen Satz und fauchte dann: „Und das sagst du mir jetzt erst?”
„Natürlich”, Liam grinste breit, „sonst wärst du nicht so schön hochgesprungen.”
Grummelnd und kopfschüttelnd widmete der Hacker sich wieder seiner Computeranlage, schlussendlich richtete er sich wieder auf und erklärte: „Ich nehme an, das Gift wirkt, indem es die Hauptenergiebahnen zersetzt.”
„Nicht nur die”, sagte Melody, „Es ist somit nicht nur für reine Energiewesen giftig, sondern für Hybriden auch, Liam eingeschlossen.”
„Oh”, machte der Kimera.
„In welcher Konzentration?”, fragte Augur.
„Energiebahnen regenerieren sehr schnell, die Konzentration muss also recht hoch sein, um den Tod herbeizuführen. In etwa ... 8000 ppm über mindestens zehn Minuten.”
„Ist es für einen Taelon wahrnehmbar?”
„Nur anhand der Wirkung.”
Ronald brachte sich ein: „T'than und Mit'gai schienen sich keine Sorgen zu machen, dass wir das Gift auf dem Mutterschiff freisetzen könnten, ob absichtlich oder versehentlich.”
„Das Mutterschiff schließt eine Freisetzung vermutlich sofort mit virtuellem Glas ein”, sagte Liam.
Melody nickte. „Außerdem gibt es ein Gegengift.”
„Verstehe.” Liam fuhr sich über die Haare und überlegte: „Das Gefängnis kann es natürlich nicht mit virtuellem Glas umschließen, also hätte Zo'or keine Chance, zumal er ja natürlich nicht raus an frische Luft kann.”
„Die Wirkung ist allerdings wohl schneller, als T'than uns ankündigte”, sagte Ronald, „Er meinte, es sei ein langsam wirkendes Gift, aber zehn Minuten ....”
„Oh doch, es wirkt langsam”, widersprach Melody, „Es ist nur der Tod sehr schnell unabwendbar.”
„Wie lange, bis man stirbt?”
„Einige Wochen. Bei sehr hoher Dosis allerdings auch sehr viel schneller.”
Daraufhin griff Liam mit größter Selbstverständlichkeit nach der Kugel auf der Analysefläche und drehte den Verschluss, worauf sich die Kugel in eine gitterartige Struktur entfaltete.
Melody riss erschrocken ihre Augen auf und sprintete zum Lift, der sich ihr allerdings nicht öffnete. „Liam, was hast du getan?”, rief sie, „Willst du sterben? Willst du mich töten? Lasst mich hinaus!” Sie wandte sich um, Liam erwiderte ihren Blick mit einem Schmunzeln. „Hat dich der Wahnsinn erbeutet? Liam!” Einige Momente sah sie noch zwischen dem Kimera und der Tür hin und her, dann biss sie die Zähne zusammen und richtete Shaqarava auf die Tür.
Binnen weniger Sekunden war sie durch, der Lift allerdings stellte ein weiteres Hindernis dar: Er fuhr nicht los.
„Lass sie”, murmelte Liam, „Soll sie hinaus, sehen wir, was passiert.”
Augur gönnte ihm ein Augenrollen und ließ kurz seine Finger über die Tastatur fliegen, worauf Melody im Lift nach oben fuhr. „Du meinst, sie nimmt Kontakt zur Synode auf?”, fragte er dann.
„Ich hoffe es”, sagte Liam, „Ich will wissen, wie die Synode auf Ma'el in Menschenform reagiert.”
Sehr ausgiebig musterte Augur den Hybriden von Kopf bis Fuß. „Ma'el, ja?”, fragte er, „In Menschenform, ja? Ich dachte, ihr wolltet nur ein paar Jahrzehnte zurück, und dann geht ihr ins finstere Mittelalter.”
„Nein. Wir haben sie in Irland gefunden, im Heimatdorf meiner Mutter, vor 27 Jahren.”
„Hm.” Er sah zur entfalteten Kugel und dann wieder zu Liam. „Spürst du schon etwas?”
Der Kimera schüttelte den Kopf. „Nein, außerdem fliege ich jetzt zum Mutterschiff und melde T'than, dass mir das Gift vom Widerstand geklaut wurde. Ronald, kommen Sie mit?”
Der Implantant grinste. „Natürlich. T'thans Reaktion will ich sehen.”

Auf dem Mutterschiff gesellte sich noch im Hangar Lili zu ihnen, die offensichtlich von Augur informiert worden und ebenfalls neugierig war. Sie hielt sich allerdings im Hintergrund, sie war ja nur Pilotin, keine Beschützerin.
Sowie die drei die Brücke betraten, hielt T'than in seiner Tätigkeit inne, seine Finger verharrten unbewegt mitten in der holographischen Kontrolle vor seinem Thron. „Ich nehme an, Sie sind gescheitert”, sagte er eisig.
„Das ist leider richtig, T'than”, sagte Liam, „Die Kugel wurde uns entwendet und aller Wahrscheinlichkeit nach bereits geöffnet.”
„Entwendet.” T'thans Stimme gefror noch mehr, auch wenn das nicht möglich erschienen war. „Inkompetente Menschen. Wer ist nun im Besitz des Giftes?”
„Ohne Zweifel der Widerstand.”
„Wie sehr verdünnt wirkt das Gift?”, warf Ronald ein, „Möglicherweise sollten die Botschaften evakuiert werden.”
Der Taelon wischte diesen Vorschlag mit einer harschen Bewegung beiseite. „Solche Konzentration ist nicht relevant. Mit'gai wird Ihnen eine weitere Dosis zur Verfügung stellen, terminieren Sie Zo'or. Ich erwarte Ihren Erfolg!” Der Blick aus kalten taelonblauen Augen durchbohrte erst Liam, dann Ronald und machte sehr deutlich, dass T'than sich bereits eine Strafe für den Fall eines weiteren Scheiterns überlegt hatte.
Nun, Liam beabsichtigte, herauszufinden, was das war, denn er gedachte natürlich, wieder zu scheitern. „Wie Sie wünschen, T'than”, sagte er aber.
Der Taelon gönnte den drei Menschen einen abschätzigen Blick und wandte sich, ohne die Menschen von dannen zu wedeln, seiner holographischen Kontrolle zu.
Liam, Ronald und Lili verließen die Brücke und machten sich auf den Weg in Mit'gais Räumlichkeiten.
Diesmal wandte der Heiler sich seinen Gästen sofort zu, als sie eintraten, er musterte Liam und Ronald. „Wem wurde die Substanz entwendet?”
„Ich war für die Verwahrung der Kugel verantwortlich”, sagte Liam.
Mit'gai hatte nun einen Gesichtsausdruck, der leicht als „Ich habe es gewusst” übersetzt werden konnte. „Folgen Sie mir!”, befahl er und begab sich in den angrenzenden Raum.
Der Kimera folgte ihm gehorsam. Aus dem Augenwinkel sah er grelles Licht, dann fand er sich von brennendem Schmerz erfüllt auf eine Liege gefesselt wieder, eine Implantationsnadel bewegte sich von unten auf seinen Kiefer zu.
Großartig! Konnten Taelons denn nicht fragen?
Mit'gai sah zufrieden auf den fest verschnürten Liam. „Ich hatte Da'an oft vorgeschlagen, Sie implantieren zu lassen. Zo'or akzeptierte Da'ans Widerspruch - T'than tut es nicht.”
Liam ächzte. „Ist ... dies durch mein heutiges Scheitern bedingt?”
„Selbstverständlich. Es gab mir die Gelegenheit, Ihre Implantation vorzuschlagen, Da'an widersprach, doch T'than stimmte mir zu.”
Die Nadel drang ein und am Knochen vorbei bis ins Gehirn. Schmerz schwappte in ungeahnter Intensität hin und her und riss überall Erinnerungen an uralte Zeiten mit. Nicht Liams Erinnerungen, sondern jene seiner Eltern. Erinnerungen an Ha'gels Kindheit und Jugend, Erinnerungen an Ronalds Schulzeit als recht übler Raufbold, Erinnerungen an das Dorf in Irland - und auch Erinnerungen an die sehr kinderfreundliche Melody Anderson, die früh in Siobháns Leben plötzlich unerwartet und unerklärt verschwunden gewesen war.
Durch das Zeitportal, wie er wusste - und von dem die Taelons nichts wussten.
„Mit'gai ...”
„Sprechen Sie, Major!”
„Es gibt ein Zeitportal ... ich kann es kontrollieren.”
„Sie?” Taelons lachten nicht, aber es war nahe dran, was Mit'gai gerade von sich gab.
„Ich bin Ha'gels Kind, ich kann das Zeitportal kontrollieren.”
Jetzt war der Taelon sehr aufmerksam, er trat bis ganz an die Liege heran und sah durchdringend in Liams Augen. Hinter ihm im Türdurchgang erschien Ronald, hob seinen rechten Arm und schoss, wieder zog Schmerz durch den Hybriden und dann wurde es dunkel.

 

Ende von Kapitel 4

 

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