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  „Blick ins Tal” von Veria   (Emailadresse siehe Autorenseite),   März 2013
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Prähistorie live per Zeitportal für Liam, Ron, Ava und Niki
Zeitpunkt: vor achttausend Jahren / nach „Blick zum Horizont”
Charaktere:  Liam, Sandoval, Ava, Niki, Steinzeitmenschen, Ma'el
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2012 geschrieben.
 

 

BLICK INS TAL

Kapitel 2

 

Eines der Mammuts lag auf einem zwischen dicken Holzstangen gespannten Leder, die Jäger zogen es über das Grasland und ließen auch Ron und Ava dabei helfen. Nur ein Jäger war vorausgelaufen, vermutlich um sich darum zu kümmern, dass auch das andere Mammut abtransportiert wurde. Gesamt waren die Jäger sichtlich ausgelassen, sie sangen und lachten, ob wegen der erfolgreich und ohne Verletzte beendeten Jagd oder wegen der zwei Beutetiere war dabei aber nicht klar.
Pala versuchte ein paar Mal, sehr langsam und deutlich ein Gespräch zu beginnen, aber irgendwann gab er es dann doch auf.
Die äußere Erscheinung der Jäger war eher unspektakulär. T-Shirt, Jeans und Turnschuhe statt Kleidung aus Leder und Fell würden aus ihnen visuell gewöhnliche kaukasische Bürger des einundzwanzigsten Jahrhunderts machen, wenn auch recht kleinwüchsige. Bis auf den rotblonden Safek waren alle dunkelhaarig, der jüngste Jäger war Mograma mit wohl etwa vierzehn, der älteste war mit Sicherheit noch keine dreißig.
Nach etwa einer Stunde kamen ihnen weitere Jäger entgegen, eine weitere Stunde später kam die Siedlung in Sicht. Ein niedriger Geröllwall schloss die drei rechteckigen Gebäude ein, jedes der Lehmputzhäuser hatte eine Felltür und ein Grasdach, auf dem Platz dazwischen tummelte sich das Leben: Kleinkinder in den Armen ihrer Mütter, größere Kinder beim Nussknacken oder Pilzeputzen, Jugendliche beim Schilfmattenflechten, eine junge Frau nahm gerade einen Hasen aus.
Erwachsene nach modernem Verständnis waren selten. Sehr selten. Ron musterte den vermutlich ältesten Bewohner der Siedlung und schätzte ihn auf nicht einmal 45.
Eben dieser älteste Bewohner wurde nun von Pala herbeigebeten, der weise alte Mann sollte wohl mit Ron und Ava sprechen.
Der Mann hieß wohl Kres, alles Weitere war zunächst vergeblich. Erst als Ava begann, Symbole in den Staub zu zeichnen, schien Kommunikation grundsätzlich greifbar. Ava zeichnete eine Sonne, zeigte darauf und dann auf die strahlende Vorlage oben am Himmel. Dann zeichnete sie Strichmännchen, Häuser, ein Mammut und einen Hasen - und Kres zeichnete einen Baum dazu. Das Prinzip war also klar, dachte Ron.
Nur kamen sie mit Kres trotzdem nicht weiter, dieser zeichnete einfach eifrig vor sich hinmurmelnd allerlei Dinge in den Staub, ohne sich irgendwie um deren Bedeutung oder Namen zu kümmern. Stattdessen begriff ein neugieriges etwa vierjähriges Kind recht bald, es zeichnete zwei Strichmännchen, versah ein Gesicht mit Schlitzaugen und das andere mit einer Krausfrisur, und dann zeichnete es einen Hund, der das Ron-Strichmännchen ins Bein biss, und kicherte drauflos.
Ava malte dem Ron-Strichmännchen daraufhin ein Messer in die Hand und das Kind wischte den Hund wieder weg.
Vielleicht war es auch ein Wolf. Waren Hunde schon domestiziert? In dieser Siedlung waren jedenfalls keine.

Kommunikation war jedenfalls definitiv schwierig. Der Erwachsene begriff nicht, und das Kind beschränkte sich auf zeichnerische Kabbeleien. Aber es war ein Anfang.

Ron und Ava warteten ab, bis die zweite Jägergruppe mit dem zweiten Mammut zurückkam, dann machten sie Anstalten, die Siedlung zu verlassen.
Pala versuchte, sie mit Händen und Füßen zu überzeugen, zu bleiben, und als Ron dann immer noch gehen wollte, wurde allgemein zu Speeren, Messern und auch Bögen gegriffen. Das dämpfte den Aufbruchswillen definitiv - und machte klar, dass sie keine Gäste waren.
Aber auch um die Gefangenen wurde sich gekümmert, sie bekamen vom Festmahl aus Mammut, Pilzen, Blattgemüse und Bier reichlich ab, und es schmeckte köstlich.
Während des Essens begann ein Mädchen an Rons Baumwolljacke zu zupfen und wurde dafür sofort von Pala zurechtgewiesen.
„Sie lassen uns nicht gehen, aber behandeln uns sonst wie Gäste”, stellte Ava fest.
„Wir sehen anders aus und tragen fantastische Kleidung”, sagte Ron, „Ob sie uns für Geister, Götter oder Dämonen halten oder für besser ausgerüstete Menschen aus einer anderen Gegend, jedenfalls wollen sie uns nicht über Gebühr ärgern.”
„Der Treffpunkt ist in nicht einmal einer Stunde ausgemacht.”
„Richtig, und Liam hat mit Sicherheit nicht eingeplant, dass wir hier Prähistorie auf nächste Nähe studieren.” Ron griff in seine Jackentasche und zog eine Taschenlampe heraus. „Also, spielen wir Gott, Geist oder Dämon.” Alle Gespräche verstummten sofort, als er das Licht einschaltete, die Kinder hörten auf, sich zu balgen, einige Unterkiefer verabschiedeten sich nach unten.
„Dass wir hier eine neue Religion gründen hat er mit Sicherheit auch nicht eingeplant”, sagte Ava, „aber gut, vermutlich verblassen wir bald gegen den vorhandenen Pantheon.”
„Hoffen wir es.” Ron schaltete die Taschenlampe aus und steckte sie wieder ein, dann stand er auf und wandte sich zum Gehen. Ava folgte ihm.
Nach wenigen Momenten sprangen die Menschen auf und liefen ihnen nach. Aber während Ron inzwischen wohl ein unbesiegbarer Gott war, für Ava galt das nicht, sie fand sich unversehens auf dem Boden liegend wieder und auf ihr lagen drei junge Jäger. „Verflixte Scheiße aber auch!”
„Ava!”
„Lauf!”, schrie sie ihm nach und Ron gab Gas.

 

Ende von Kapitel 2

 

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