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  „Ein Abend am Meer” von Tyara   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Sandoval, Da'an und Zo'or gehen an einem Abend am Meer ihren Gedanken nach
Charaktere:  Zo'or, Da'an, Sandoval
 

 

EIN ABEND AM MEER

 

I Prolog
 

Zo'or spürte, wie die Last der letzten Wochen ihn langsam zu erdrücken schien. Dringend benötigte er eine Auszeit, wenigstens für ein paar Stunden, doch auch dieses schien ihm nicht vergönnt zu sein, da er an diesem Abend wieder irgendein Jointventure eröffnen sollte, eine Angelegenheit, die sich wieder bis sehr spät in die Nacht ziehen würde und für den nächsten Morgen war bereits eine Synodensitzung angesetzt worden. Langsam erhob er sich von seinem thronartigen Stuhl und schritt gemessenen in Richtung Ausgang, wo Da'an und Agent Sandoval ihn schon erwarteten. Selbst Da'an strahlte im Gemeinwesen leiser, auch er war erschöpft, und als die Blicke der beiden Taelon sich trafen, senkte Da'an müde den Blick. Auch der Agent sah aus, als würde er im Gehen schlafen. ‚Na, wir geben ja ein tolles Trio ab’, dachte sich Zo'or auf dem Weg zum Portal.

Dieses Jointventure, Zo'or wusste schon nicht mehr, worum es dieses Mal eigentlich ging, war am Meer gelegen, also vermutete er, es hatte etwas damit zu tun. Als sie ihren Bestimmungsort erreichten, wurden sie hauptsächlich von denselben Menschen wie immer begrüßt, ein paar waren Zo'or unbekannt... das waren dann wohl die Verantwortlichen für das Projekt, er versuchte sie sich zu merken... man sollte immer wissen, wem man die Schuld bei Versagen geben sollte, aber er gab nach einer Weile auf, er hatte keine Lust und an die Info kam er auch auf anderem Wege.
Er eröffnete die Veranstaltung mit derselben Rede, die er immer zu halten pflegte, und begab sich dann zurück auf die Empore, wo die Ehrengäste ihren Platz hatten. Er heuchelte den menschlichen Rednern Aufmerksamkeit vor, aber in Gedanken verweilte er schon in seinem Quartier auf dem Mutterschiff. Er war so tief in Gedanken versunken, dass er erst wieder bemerkte, was um ihn geschah, als er einen Rüffel von Da'an durch das Gemeinwesen verspürte und sah, das die Eröffnung zu Ende war und die Menschen alle in den Bankettsaal stürzten, wo es ein kaltes Buffet gab. Langsam erhoben sich die Taelons und gingen ihnen hinterher, auch wenn Zo'or diesen Teil der Veranstaltungen immer als besonders langweilig empfand. Er stellte mit einem Seitenblick fest, dass es dasselbe wie immer zu geben schien, und als er die sich krampfhaft zu unterhalten versuchenden Menschen beobachtete, verspürte er mit einem Mal nur einen Wunsch: Er wollte weg! Weg von den hier versammelten Menschen! Weg von Da'an! Weg von Agent Sandoval! Einfach nur raus!
Er murmelte noch eine schnelle Anweisung an den Agent, dass ihm ja niemand folgen sollte und stürzte aus dem Raum...

Da'an hatte den ganzen Abend schon besorgt Zo'or beobachtet, aber er war selber genau so erschöpft wie der Kleine. Und so schaute er diesem auch nur verständnisvoll nach, als er den Raum fluchtartig verließ, bemerkte die überraschten Gesichter der anwesenden Menschen und beschloss Zo'or hinterherzugehen...

Agent Sandoval war froh, einen Augenblick von seinen Pflichten entbunden zu sein, das Gelände war abgeriegelt und wenn Zo'or alleine bleiben wollte, so war ihm dies recht. Er brauchte dringend Urlaub, aber zunächst würde es ihm reichen, einmal ausschlafen zu können. Er sah, dass Da'an ebenfalls hinausging und überlegte, was er tun sollte. Er schlich langsam nach draußen, er würde sich abseits der Companions aufhalten, so dass sie ihn nicht bemerkten, er sie aber im Auge hatte. Draußen schlug ihm ein warmer Wind entgegen und das Meer rauschte sanft. Scheinbar war niemand der anderen Gäste auf die Idee gekommen, und so gestattete es sich der ansonsten immer sehr korrekte Agent, sein Jackett auszuziehen und die Krawatte zu lockern. Er ging ein kurzes Stück den Strand entlang, und keine 100m von Zo'or im Schatten entfernt, ließ er sich nieder und schaute einfach nur auf das Meer und genoss die Stille....

 

II Sandoval
 

Sandoval lehnte sich an einer Sanddüne zurück und schaute auf das Wasser, es war schon lange dunkel draußen und der Himmel war von unzähligen Sternen beherrscht... Er glaubte noch nie so viele auf einmal von der Erde aus gesehen zu haben. Ein paar Möwen hatten sich noch nicht zum Schlafen niedergelassen, und er hörte ihre Schreie, die aber langsam leiser wurden, scheinbar fanden sie langsam ihre Schlafplätze und jetzt war nur noch das Geräusch der an den Strand rollenden Wellen zu hören. Sandoval vergaß alles um sich herum. Er schloss die Augen und ließ dieses Geräusch auf sich einwirken... Morgen war wieder so viel zu tun... das Meer rauschte, aber das war erst morgen, heute war schon anstrengend genug gewesen. Zo'or war in keiner guten Stimmung, er hatte ständig bereit zu sein, und so musste er seine anderen Aktionen erst einmal zurückschrauben... manchmal glaubte er, Zo'or wisse davon, toleriere es aber. Der Taelon hatte manchmal einen seltsamen Ausdruck in den Augen, wenn er ihn musterte... Sandoval öffnete die Augen wieder und schaute auf das Meer, es schien unendlich zu sein und der Mond ging langsam auf. Dann hob er den Blick etwas und schaute zu den Sternen auf.
Lange lag er einfach so da, an die Düne gelehnt und dachte an nichts, ließ seine Gedanken einfach nur schweifen. Dann blickte er zu Zo'or, der sich ebenfalls noch am Strand befand und verloren auf das Meer sah. Und in diesem Augenblick tat Zo'or ihm leid, er wusste nicht wieso, aber er fühlte Mitleid für den Taelon, auf dessen schmalen Schultern die Verantwortung für ein ganzes Volk lag.... für einen Moment tat er ihm einfach nur leid...

 

III Da'an
 

Da'an stand am Strand abseits von Zo'or, darauf bedacht, nicht von diesem gesehen zu werden. Er liebte das Meer, diese Unendlichkeit. Es war doch immer gleich und stets verschieden, nie sah man an zwei Tagen dieselbe Farbe, waren die Wellen gleich. Und die Meere gaben diesem Planeten diese einzigartige Färbung, der blaue Planet. Er war von Anfang an fasziniert gewesen. Er schaute zu dem sich im Wasser spiegelndem Mond... Vollmond, und die blasse gelbe Scheibe spiegelte sich einsam auf der dunklen Oberfläche, doch als Da'an den Blick hob, sah er, dass der Mond nicht alleine war, tausende Sonnen blinkten am Himmel auf. Da'an drehte den Kopf leicht nach rechts und fand was er suchte, Taelon.
Die Heimat, die sie aufgeben mussten... für ein höheres Ziel. Ihr Überleben hing von diesem Planeten ab, diesem blauen Planeten... Da'an gestattete sich für einen Moment, die Fassade abzulegen und seine natürliche Gestalt anzunehmen. Es konnte kein Zufall sein, dass das Meer an klaren Tagen Taelonblau leuchtete.
Er schaute zu seinem Kleinen und versuchte ihn im Gemeinwesen zu erreichen, doch Zo'or war wie in Trance und reagierte nicht und so gestattete es sich der ältere Taelon einen Moment, seinen fürsorglichen Gefühlen nachzugehen und sie auf sein Jüngstes zu projizieren. Zo'or, sie hatten ihre ganzen Hoffnungen auf ihn gesetzt. Da'an nahm eine tiefstblaue Farbe an, als er darüber nachdachte, was aus dem jungen Taelon geworden war, der alleine diese Last trug... das konnte kein gutes Ende nehmen, aber sie hatten nicht auf ihn gehört. Da'an kämpfte darum, wieder die Fassade aufzubauen, doch als er sein Jüngstes an diesem Strand stehen sah, wurde er von Wellen des Mitgefühls überschwemmt und von einer großen Last niedergedrückt... Langsam wandte er den Blick ab und schaute wieder auf die Unendlichkeit des Meeres und nach einer kleinen Weile fand er zurück zu seinem Fluss und fand seine innere Einheit wieder, auch wenn seine Sorge um den jungen Taelon blieb... wie der stetige Fluss der Wellen, die an den Strand rollen...

 

IV Zo'or
 

Zo'or stand verloren am Strand. Er fühlte den Sand unter seinen Schuhen, das Gehen fiel ihm schwer und alles in ihm fühlte sich verlangsamt an. Er fühlte ein ihm unbekanntes Gefühl in sich aufsteigen... er fühlte sich schwer, wehmütig. Sein Blick fokussierte sich auf die schwarze Unendlichkeit des Meeres, folgte den Wellen, wie sie gegen den Strand schlugen, und er lauschte dem Geräusch des Windes, wie er über das Wasser peitschte und ein intensives Rauschen erzeugte. Zo'or hob sein Gesicht in den Sturm, der Wind wurde immer heftiger, je dichter er an das Wasser herankam, und das Rauschen wurde immer lauter, übertönte alles in seinem Umfeld. So fühlte er sich jedes Mal, wenn die Synode in einen Streit ausbrach und sich gegen ihn stellte. Er drehte sich direkt in den Wind und genoss die raue Kraft dieser Naturgewalt, sie war unbändig und ließ sich nicht besiegen. Er breitete die Arme aus und gestattete es sich, seine Fassade abzulegen und seine richtige Gestalt anzunehmen. Er spürte das raue Zerren des Sturms, welcher versuchte, ihn vor sich herzuschieben, wie die Synode versuchte, ihn in eine Richtung zu dirigieren. Er stemmte sich dagegen.... stürmte gegen den Wind voran..... kämpfte sich Zentimeter für Zentimeter vor.... bis er eine Sanddüne erzwungen hatte, keinen Meter von seiner ursprünglichen Position entfernt, aber er fühlte sich befreit, als ob er durch den Kampf gegen den Sturm befreit worden wäre. Und er schwor sich, ebenso wie er dem Sturm getrotzt hatte, würde er sich der Synode entgegenstellen. Denn er war der Synodenführer, er würde sich nie von ihnen mitreißen lassen. Er würde wie der Sturm sein, der alles mit sich nahm.......................

 

V Epilog
 

Zo'or kehrte in den Bankettsaal zurück und schaute sich nach seinen beiden Begleitern um. Sowohl Da'an als auch Agent Sandoval standen etwas abseits und schienen in ihrer eigenen Welt gefesselt zu sein. Zo'or schaute sich in dem Saal um, dieselben Leute, die immer da waren, dieselben Gesprächsfetzen drangen zu ihm durch, dieselbe Musik wurde gespielt. Er gesellte sich zu Da'an und beugte sich leicht zu diesem und raunte ihm zu, dass er beschlossen hatte, zu gehen. Der ältere Taelon schaute fast dankbar zu ihm auf, und auch der Agent eilte schnell zu ihnen. Es schien, als ob die Beiden einen Aufbruch ebenfalls entgegengefiebert hatten.
Als Zo'or an diesem Abend in sein Quartier kam, tauchte gerade die Erde in seinem Blickfeld auf. Der kleine Planet schimmerte so blau wie immer, doch etwas schien anders zu sein. Zo'or ließ sich in die Regeneration gleiten und wenige Augenblicke vor dem Einschlafen spürte er wieder den Sand unter seinen Füßen und die raue Entschlusskraft des Windes, der an ihm zerrte, doch von dem er sich nicht besiegen lassen hatte...

 

ENDE

 

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