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  „Sha'bra II” von s r angy und Katrin alias „The Crazy Travellers”
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Fortsetzung zu „Sha'bra”
Charaktere:  Zo'or, Da'an [Liam, Sandoval, Mit'gai]
 

 

SHA'BRA II

 


Ein wütender und noch immer total verdreckter Zo'or landete das Shuttle etwas grob aber sicher auf dem Mutterschiff. Das war vielleicht ein Tag gewesen. Schrecklich. Und dann Da'ans ununterbrochenes Gelächter.
Zo'or schaute sich vorsichtig um bevor er aus dem Shuttle stieg. Er wollte heute wirklich niemandem mehr begegnen. Aber der Hangar war leer und so machte er sich auf wenig benutzten Seitengängen auf den Weg zu seinem Quartier.

Anscheinend hatte er endlich einmal Glück, denn ihm begegnete niemand. Da sah er auch schon die Tür zu seinen Räumen, endlich!
Kurz bevor er sein Ziel erreichte trat jedoch eine Gestalt um die Ecke und kam auf ihn zu. Es war T'than.
*Warum ausgerechnet er?* dachte Zo'or.
T'than blieb vor Zo'or stehen und musterte ihn verwundert. Dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht und er setzte zum Sprechen an.
„Nein, sag nichts!” fuhr Zo'or ihn an. „Ich will heute wirklich nichts mehr hören. Mir reicht's!” Damit verschwand er durch die Tür in sein Quartier.
Zurück blieb ein nun kichernder T'than.

Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte seufzte Zo'or laut auf. Endlich, endlich war er allein und sicher vor weiterem Spott. Womit hatte er das nur verdient? Das war sicher einer der schrecklichsten Tage seines Lebens gewesen. Man hatte ihn ausgelacht, schamlos ausgelacht!
Er trat zum Spiegel und sah hinein. Zuerst blieb ihm vor Staunen über die verdreckte Gestalt die er dort sah der Mund offen stehen. Doch dann begann er vor sich hin zu fluchen. „Sha'bra! Warum ich? Sha'bra!”

 
* * *
 

Während dessen arbeitete Mit'gai in einem anderen Teil des Mutterschiffs in seinem Labor, als eine Nachricht von der Erde eintraf. Es war Major Kincaid.
Völlig verzweifelt sagte dieser: „Mit'gai, wir brauchen ihre Hilfe. Da'an hat völlig die Kontrolle verloren. Er lacht die ganze Zeit und wir können ihn absolut nicht mehr beruhigen. Er hatte schon so etwas wie einen Erstickungsanfall und hat trotzdem nicht aufgehört. Was sollen wir bloß tun ?”
Mit'gai warf Liam einen erstaunten Blick zu.
„Ich verstehe nicht ganz. Ist Da'an krank?”
„Nun, nicht wirklich, aber....sehen sie selbst.” Liam richtete sein Global auf Da'an.
Mit'gai fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er sah einen Da'an, der auf dem Boden lag und dessen Körper seltsam zuckte. Außerdem drang lautes Gelächter aus seinem Mund, unterbrochen nur vom Schnappen nach Luft. Seine menschliche Fassade konnte er schon lange nicht mehr aufrecht erhalten und seine Energielinien fluktuierten in dunkel rosa und hellblau.
So etwas hatte Mit'gai noch nie gesehen und wusste auch kein Heilmittel, das sagte er auch dem Major.
Da erschien plötzlich Sandoval auf dem Bildschirm.
„Da'an braucht kein Heilmittel, das ist keine Krankheit. Wir brauchen ein Beruhigungsmittel, irgendetwas das ihn ruhigstellt. Oder noch besser, ihn bewusstlos macht. Geben sie uns einfach IRGENDETWAS!” Sandoval klang immer verzweifelter.
Im Hintergrund erklang weiter das Gelächter von Da'an.
„Äh, ja,.... äh, also...” stammelte Mit'gai, noch immer verstört.
„Nun machen sie schon!” fuhr ihn Sandoval an, anscheinend völlig mit den Nerven am Ende.
„Äh, ich schicke ihnen sofort jemanden mit einem Sedativum. Ich werde mich beeilen.”
Die Verbindung wurde unterbrochen.

Mit'gai rief sofort einen Freiwilligen und schickte ihn mit dem gewünschten Medikament los.
Dann begann er über das nachzudenken, was er gerade gesehen hatte. Die Menschen hatten gesagt Da'an sei nicht krank, aber er war sich da nicht so sicher. Ein solches Verhalten war keinesfalls normal. Taelons lachten nicht, und schon gar nicht so hemmungslos wie Da'an es gerade getan hatte. Vielleicht war das ja doch eine neue, heimtückische Krankheit.
Mit'gai hatte gerade beschlossen diese Sache weiter zu beobachten, als ein kichernder T'than an seinem Labor vorbeiging.
Daraufhin begann Mit'gai, sich ernsthaft Sorgen zu machen.

 
* * *
 

Zo'or ruhte sich in seiner Energiedusche aus und dachte nach. Er war noch immer wütend, besonders auf Da'an. *Wie kann er mich nur so auslachen?* fragte er sich gekränkt. *Das war einfach schrecklich. Wie konnte so etwas nur passieren?* Zo'or dachte genauer darüber nach. Es war Major Kincaid gewesen, der sie auf den Zug aufmerksam gemacht hatte. Aber kurz darauf hatte er direkt darauf hingewiesen, dass er den Vorschlag eigentlich nicht ernst gemeint hatte. Und er hatte den Zug verpasst, weil Zo'or selbst ihn hinaus geschickt hatte. Ihn konnte Zo'or also leider nicht verantwortlich machen. Blieb immer noch Sandoval.
*Sandoval war einfach zu langsam. Wäre er schneller gewesen, dann wäre das alles nicht geschehen. Genau, es ist Sandovals Schuld! Ich werde ihn bestrafen , ich will ihn leiden sehen!* Zo'ors Gesichtsausdruck wurde heimtückisch. *Oder...ja, das ist noch besser! Ich will, dass alle über ihn lachen, so wie sie über mich gelacht haben. Mal sehen...*
Zo'or dachte weiter nach, bis ihm eine Idee kam, die ihm wirklich gefiel. Dann lehnte er sich zurück und begann, sich zu entspannen.

 
* * *
 

Am nächsten Morgen in der Botschaft


„Wie konnten sie nur einen solchen Vorschlag machen”, fuhr Sandoval Liam an, „Sie haben damit das Leben der Taelons in ernste Gefahr gebracht. Mit dem Zug fahren! So ein...”

In diesem Augenblick erklang sein Global.
Er öffnete es und meldete sich. Es war Zo'or. „Agent, ich will sie in genau fünf Minuten bei mir auf der Brücke sehen” sagte er und unterbrach die Verbindung wieder.

„Nun, ich muss dann wohl gehen, aber glauben sie ja nicht, dass das Thema damit erledigt ist!” Sandoval warf Liam noch einen eiskalten Blick zu, drehte sich um und ging in Richtung Portal.

Auf dem Mutterschiff angekommen machte er sich auf den Weg zur Brücke. Unterwegs rief er noch einige Freiwillige per Global an und wies ihnen verschiedene Aufgaben zu.

Auf der Brücke angekommen erwartete ihn ein seltsamer Anblick. Zo'or stand dort, eine Stoppuhr in der Hand. Bei seinem Eintreten drückte er einen Knopf, sah kurz auf die Uhr und dann wütend zu Sandoval.

„11,43 Minuten!” fuhr er ihn an, „Ich sagte fünf Minuten! Sie sind zu langsam, Agent, genau wie gestern! Einfach zu langsam!”

„Aber Zo'or,” warf Sandoval überrascht ein, „ich habe unterwegs...”

„Was haben sie unterwegs? Wenn ich sage fünf Minuten, dann meine ich fünf Minuten. Alles andere interressiert mich nicht! Ich glaube, ich muss etwas für ihre körperliche Form tun, damit so etwas wie gestern NICHT noch mal passiert. Ich will, dass sie von nun an immer pünktlich sind.”
Ein leichtes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Synodenführers. „Am besten wir machen es nach der menschlichen Methode. Ich würde sagen sie beginnen mit 50 Liegestützen. Für den Anfang, versteht sich.”

Sandoval sah ihn ungläubig an. „Zo'or, ich verstehe nicht ganz.”

„Was gibt es da zu verstehen? Los, fangen Sie an! Allerdings sollten Sie vielleicht vorher Ihre Jacke und Iihre Kravatte ausziehen.” Zo'or drehte Sandoval den Rücken zu und ging mit einen versteckten Grinsen im Gesicht auf sein Stuhl zu. ”Ich denke es wird ihnen heute noch recht warm werden.” Als Sandoval sich noch immer nicht rührte fuhr er ihn an „Los jetzt, das ist ein Befehl!” Mit diesen Worten setzte er sich.

Daraufhin blickte sein Beschützer ihn unsicher an, zog sich dann aber aus wie Zo'or ihm geraten hatte und begann mit den Liegestützen.

Zo'or zählte laut mit und sah sich dabei auf der Brücke um. Mit Genugtuung bemerkte er, dass einige der Freiwilligen vergeblich versuchten sich zu beherrschen und hinter vorgehaltener Hand leise lachten.
*Das beginnt ja sehr vielversprechend”, dachte er zufrieden und zählte weiter.

 
* * *
 

Einige Zeit später, Sandoval arbeitete gerade an einer Konsole auf der Brücke, sprach Zo'or ihn erneut an, die Stoppuhr wieder in der Hand.

„Agent, ich habe eine Aufgabe für sie”, sagte er und reichte dem Agent ein Global. „Hierauf sind einige Daten gespeichert, die Mit'gai für ein Projekt benötigt. Bringen sie es ihm in sein Labor und kommen sie sofort zurück. Sie haben sechs Minuten Zeit.” Damit drückte er auf einen Knopf an der Uhr.

„Aber Zo'or”, wandte Sandoval ein, „können Sie die Daten nicht einfach übertragen?”

„Die Zeit läuft”, erwiderte Zo'or nur gelassen.

Daraufhin drehte Sandoval sich um und rannte los.

 
* * *
 

Liam war auf dem Weg zur Brücke um nach Zo'or zu sehen. Er hatte den Vorschlag mit dem Zug wirklich nicht ernst gemeint, wollte sich aber trotzdem entschuldigen. Da'an ruhte sich in seiner Botschaft aus, körperlich noch immer etwas geschwächt von seinen Lachanfällen, ansonsten aber wieder völlig in Ordnung. Liam hoffte, dass Zo'or nicht zu wütend auf ihn wäre.

Plötzlich, kurz vor seinem Ziel, hörte er eilige Schritte hinter sich und drehte sich um. Es war Sandoval, der den Gang entlang gerannt kam. Er sah ziemlich erschöpft und verschwitzt aus.

Liam sprach ihn an „ Ist etwas passiert?”

„Keine Zeit” lautete die gekeuchte Antwort, und schon war der Agent um die nächste Ecke verschwunden.

Besorgt beschleunigte Liam seine Schritte, betrat kurz darauf die Brück und blieb bei dem Anblick der sich ihm bot verdutzt stehen. Sandoval stand keuchend vor Zo'or, der eine Stoppuhr in der Hand hielt.

„...zu langsam!”, hörte Liam Zo'or sagen, ”Schon wieder! Aber diesmal waren sie ja wenigstens ein wenig schneller, deshalb will ich zuvorkommend sein...sagen wir 40 Liegestütze.”

Liam sah erstaunt und amüsiert zu, wie Sandoval sich niederließ und mit Liegestützen begann, wärend Zo'or mitzählte.

„7, 8, 9,...” Liam erkannte deutlich wie Sandoval, völlig seinen Kräften beraubt, versuchte, die Liegestützen irgendwie noch hin zu bekommen. ”Ja bitte, Major?...10, ...11,...” fragte Zo'or plötzlich.

Liam schreckte hoch, bemüht, sein Grinsen zu verbergen. „Ich...ich wollte mich nur erkundigen, ob es ihnen gut geht, Zo'or.”, sagte er etwas unsicher.

Zo'or hörte auf zu zählen und sagte „Es geht mir gut, Major.”

„Gut... nun, dann gehe ich mal wieder.” Liam stand kurz davor, laut zu lachen. Als er sich umdrehte hörte er Zo'or sagen „Jetzt habe ich vergessen wo ich war. Nun Agent, da müssen sie wohl noch mal von vorne anfangen.”

Das war zu viel für Liam, er brach in Lachen aus und verließ schnell die Brücke.

Zo'or sah, wie Sandoval bei Liams Gelächter verärgert das Gesicht verzog, was dem Taelon sehr gefiel. *Nun*, dachte er zufrieden mit sich selbst, *mein Plan funktioniert recht gut.* Dann begann er zu überlegen, wohin er Sandoval als nächstes schicken könnte.

 
* * *
 

Einen Tag später....


Da'an hielt sich in seinem Quartier auf dem Mutterschiff auf, froh, endlich einmal seine Ruhe zu haben. Die letzten beiden Tage waren nicht sehr erfreulich gewesen. Mit'gai hatte ihn immer wieder untersucht und befragt, obwohl ihm Da'an öfter versichert hatte, dass er völlig gesund war. Da der Heiler keine Anzeichen für eine Krankheit hatte finden können hatte er Da'an letztendlich in Ruhe gelassen, wenn auch wiederstrebend.
Was Da'an an der ganzen Sache am meisten wunderte war, dass Mit'gai auch T'than hatte untersuchen wollen. Der aber hatte sich der Untersuchung erfolgreich entzogen.

Da'an wollte sich gerade in seine Energiedusche begeben als Zo'or ihn kontaktierte und zum Shuttlehangar bestellte. *Was will er denn jetzt?* fragte sich Da'an.
Er war erstaunt von seinem Kind zu hören, denn Zo'or war sehr wütend auf ihn gewesen und hatte die letzten beiden Tage kein Wort mit ihm gesprochen. *Na ja, irgendwie kann ich ihn ja verstehen, es war wirklich nicht sehr rücksichtsvoll von mir so zu lachen.* dachte Da'an. *Ich an seiner Stelle wäre wohl auch wütend gewesen. Aber er sah einfach zu komisch aus!* Bei diesem Gedanken erschien ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht.

 
* * *
 

Als er im Hangar ankam wartete Zo'or schon auf ihn.
„Komm, wir fliegen nach Deutschland. Es muss immer noch einiges besprochen werden.” Mit diesen Worten drehte Zo'or sich um und ging auf ein Shuttle ganz am Rande des Hangars zu.
„Wer ist unser Pilot?” „Du, Da'an! Dieses mal werden wir ohne eine unfähige menschliche Begleitung fliegen.”
Da'an schaute Zo'or nachdenklich an. *Und was ist mit unserer Sicherheit?* dachte er bei sich, willigte aber dann doch wiederstrebend ein.
„Wie du wünschst.”

Die beiden Taelons betraten das Shuttle, Da'an ließ sich auf dem Pilotensitz nieder und startete.

Kurz nachdem das Shuttle den Hangar verlassen hatte, kam ein menschlicher Techniker um die Ecke. Er hatte eine Serviette in den Ausschnitt seines Anzuges gesteckt und ein halb gegessenes Sandwich in der rechten Hand. Sein Mund war mit Ketchup und Majo beschmiert. Er schaute mit großen, entsetzten Augen auf den leeren Fleck, auf dem noch kurz zuvor das Shuttle gestanden hatte. Aus seinem noch vollen Mund drang nur ein ängstliches „Ououou...f***!”

 
* * *
 

Der erste Teil des Fluges der beiden Taelons verlief ruhig, aber dann begann das Shuttle zu ruckeln.
„Was ist denn jetzt schon wieder?” erklang Zo'ors genervte Stimme von hinten.
„Ich weis es nicht. Irgend etwas stimmt nicht. Das Shuttle lässt sich kaum noch steuern. Wir verlieren an Höhe, ich kann nichts dagegen tun!”
„Lass mich mal!” rief Zo'or, verscheuchte Da'an vom Pilotensitz und setzte sich selbst drauf.
Da'an versuchte das Gleichgewicht zu halten und klammerte sich am Sitz fest.
Doch auch Zo'or konnte nichts tun. Sie sanken langsam immer tiefer und würden bald auf der Erde aufschlagen, zum Glück in einem relativ geringen Tempo.
„Sha'bra! Nicht schon wieder, warum immer ich?” war Zo'ors einziger Kommentar.

Nachdem das Shuttle ziemlich unsanft auf einem Parkplatz an einem S-Bahnhof aufgesetzt hatte, stiegen die beiden Taelons aus um sich umzusehen.
Da'an stutzte sofort, irgendwie kam ihm das hier nur zu bekannt vor.
Zo'or dagegen schimpfte erst einmal eine Weile vor sich hin bevor er einen Blick auf seine Umgebung warf. Dann allerdings war er schlagartig still. Nach einigen Sekunden stöhnte er laut auf und murmelte verzweifelt „Bitte nicht! Nicht das! Nicht noch einmal.”

Entsetzt starrte Zo'or auf das Schild mit der Aufschrift ‚BÖSENSELL’ und dachte *Das muss ein Alptraum sein, nicht schon wieder hier.* Mit Schrecken erinnerte er sich an die Ereignisse vor drei Tagen und sagte zu Da'an „Bevor du irgend einen Vorschlag machst: Ich werde auf keinen Fall noch einmal zu Fuß auf diesem Planeten herumlaufen. Auf gar keinen Fall!”

Noch bevor Da'an etwas erwidern konnte, sahen und hörten die beiden Taelons ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf den Parkplatz rasen. Es bremste mit quietschenden Reifen und heraus sprang ein Mann, der seine beiden Beobachter und deren Shuttle gar nicht zu bemerken schien. Er rannte schnell auf eine Tür mit der Aufschrift ‚WC’ zu und verschwand dahinter.

Zo'or blickte nachdenklich auf die offene Tür des Wagens. Dann schaute er Da'an an. Ihre Blicke trafen sich.
„Zo'or , du willst doch nicht etwa...”
„Warum nicht? Auf jeden Fall besser als zu laufen.” Zo'or machte einen Schritt auf das Auto zu, aber Da'an hielt ihn am Arm fest und sagte „Zo'or, das ist Diebstahl! Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Lass uns doch einfach warten bis der Mensch wiederkommt, vielleicht ist er bereit uns zu helfen.”
„Ich werde auf keinen Fall irgendeinen dahergelaufenen Menschen um Hilfe bitten. Außerdem werde ich ihn später entschädigen, wenn du das unbedingt willst. Dann kann er sich zehn dieser Dinger kaufen.”
Mit diesen Worten riss Zo'or sich von Da'an los und ging zielstrebig auf die Fahrertür des Autos zu. Kurz bevor er einstieg drehte er sich noch einmal um. „Also entweder du kommst jetzt mit oder bleibst alleine hier.”
Da'an seufzte laut und folgte seinem Kind, das inzwischen eingestiegen war.

Als sich Da'an auf dem Beifahrersitz niedergelassen und die Tür geschlossen hatte bemerkte er Zo'ors ratlosen Blick auf die Armaturen.
„Nun?” fragte er. Als Zo'or ihm keine Antwort gab, fuhr er fort: „Im Gegensatz zu dir habe ich mich ein wenig mit der menschlichen Technik beschäftigt. Ich denke, du musst zuerst den Schlüssel dort drehen und dann...”
Noch bevor Da'an den Satz beenden konnte, hatte Zo'or den Zündschlüssen schon umgedreht. Das Auto machte einen Satz nach vorne und knallte gegen einen Laternenpfahl.
Zo'or sah einige Sekunden entsetzt nach vorne und fuhr dann Da'an an „Sha'bra! Und du sagst du kennst dich aus!”
„Du hättest mich ausreden lassen sollen!” erwiderte Da'an. „Also hör jetzt vernünftig zu! Wenn du den Schlüssel umdrehst, dann musst du mit dem Fuß gleichzeitig auf die Kupplung treten, das ist das Pedal ganz links. Dann legst du hier den richtigen Gang ein, jetzt also den mit dem ‚R’ für Rückwärts und dann trittst du vorsichtig auf das Gaspedal ganz rechts und nimmst gleichzeitig den Fuß von der Kupplung.”
Zo'or machte dieses mal alles so, wie sein Elter es ihm erklärt hatte. Zuerst schien es auch zu funktionieren, doch als er auf das rechte Pedal trat und den Fuß vom linken nahm raste das Auto mit quietschenden Reifen rückwärts gegen die Absperrung des Parkplatzes.
Da'an blickte ihn entsetzt an und hielt sich krampfhaft an der Tür und am Armaturenbrett fest. „Also ich steige aus!”
Auch Zo'or verließ den Wagen wieder und fuhr Da'an über das Dach hinweg an „Glaubst du, du kannst es besser?”
„Ja” lautete die trockene Antwort.

 
* * *
 

Inzwischen auf dem Mutterschiff


Liam betrat etwas besorgt die Brücke und sprach Agent Sandoval an: „Entschuldigen sie, Sandoval, aber haben sie Da'an gesehen? Ich kann ihn nicht erreichen und mache mir langsam Sorgen. Es ist nicht seine Art, ohne eine Nachricht zu verschwinden.”

„Ich habe keine Ahnung, Major, allerdings ist auch Zo'or nicht aufzufinden. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang.”

In diesem Moment betrat ein aufgeregter Techniker, der sich noch mit der Serviette den Mund abwischte, die Brücke und wandte sich an den Agent. „Sir, jemand ist mit dem Shuttle das ich gerade repariere losgeflogen. Ich verstehe das nicht! Alle Piloten und Beschützer wurden darauf hingewiesen, das dieses Shuttle defekt ist.”

Sandoval und Liam sahen sich entsetzt an. Dann winkte der Agent, etwas angewidert zu dem Techniker blickend, diesen von der Brücke und befahl einem Freiwilligen an einer Konsole, den Aufenthaltsort des Shuttles festzustellen.

Nach einiger Zeit erstattete der Freiwillige Bericht. „Sir, das Shuttle ist gelandet, oder besser gesagt abgestürzt. Es scheint allerdings kaum beschädigt zu sein, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass niemand verletzt wurde.”

„Und wo ist es?”

„Es befindet sich bei einem abgelegenen Bahnhof in Deutschland, in der Nähe eines kleinen Ortes Namens Bösensell.”

Die beiden Beschützer sahen sich entsetzt an.
„Das wird Zo'or aber gar nicht gefallen”, bemerkte Liam. „Hoffentlich bleiben die beiden beim Shuttle und wandern nicht wieder herum!”

„Ich glaube nicht, dass Zo'or das noch einmal versucht” erwiderte Sandoval. „Wir sollten uns trotzdem beeilen.”

Damit machten die beiden sich auf den Weg zum Shuttlehangar.

 
* * *
 

Inzwischen hatten Da'an und Zo'or die Plätze getauscht. Da'an ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein und gab vorsichtig Gas. Das Auto ruckelte ein paar Meter vorwärts und ging dann wieder aus.
Zo'or warf ihm einen schadenfrohen Blick zu und sagte „Ach so geht das. Interessant.”
Da'an erwiderte nichts, verfluchte innerlich aber die dicken Sohlen seiner Schuhe. Wie sollte man damit Auto fahren? Vielleicht sollte er sie lieber ausziehen?
Dann versuchte er es noch mal. Vorsichtig gab er Gas und...es klappte. Er fuhr ein Stück und schaltete dann erfolgreich in den zweiten Gang.

Langsam rollte das Auto vom Parkplatz auf die kleine Straße. Die beiden Taelons bemerkten nicht, wie hinter ihnen der Besitzer des Autos laut schreiend auf dem Parkplatz auf und ab sprang.

 
* * *
 

Nach kurzer Fahrt erreichten die beiden Taelons eine Kreuzung. Da'an hielt den Wagen an.
„Und, du kennst dich doch so gut auf der Erde aus, Da'an. Wohin jetzt.?”
„Hm, ich glaube hier relativ in der Nähe liegt Dülmen. Da wohnt doch Special Representativ Angy. Vielleicht sollten wir uns dorthin begeben. Da, neben dir im Fach an der Tür ist eine Landkarte, vielleicht ist darauf etwas hilfreiches zu erkennen. Such mal diesen Ort mit dem komischen Namen, Bösensell.”

Zo'or nahm die Karte und versuchte, sie auseinander zu falten. Dabei zerriss er sie beinahe in zwei Teile. Er kämpfte noch eine Weile unter Da'ans belustigtem Blick mit dem Papier. „Sha'bra, welcher inkompetente Mensch hat diese Falttechnik erfunden? Typisch menschlich!” fluchte Zo'or. Dann jedoch schien er etwas erkennen zu können.
„Äh, ich denke wir müssen nach rechts,... ja, nach rechts. Da entlang.”

Da'an bog also nach rechts ab und sie fuhren einige Zeit die einsame Straße entlang. Dann sahen sie auf einmal ein Schild, das ihnen sagte, dass sie in Richtung Münster fuhren. Da'an stutzte und hielt an.
„Münster?” sagte er mehr zu sich selbst, „Ist das nicht genau die andere Richtung?” Er blickte auf die Karte auf Zo'ors Schoß und fuhr diesen dann an „Zo'or du ..., du hältst die Karte falsch herum! Das kann ja wohl nicht war sein. Das ist doch nun wirklich nicht so schwer. Kannst du denn nichts richtig machen?”

Zo'or verzog beleidigt das Gesicht. „Was kann ich dafür? So eine Karte ist doch wirklich ein blödes, rückständiges Ding. Warum hat dieses Fahrzeug kein Navigationssystem?”
Wütend knüllte er die Karte zusammen und warf sie aus dem Fenster.

Da'an sah ihn nur wortlos an, seufzte und drehte dann um, um wenigstens ungefähr in Richtung Dülmen zu fahren.

 
* * *
 

Inzwischen waren Liam und Sandoval am Parkplatz vor dem Bahnhof angekommen. Als sie ausstiegen kam ihnen ein fluchender, offenbar sehr wütender Mann entgegen.

„Aha, da kommt ja endlich jemand. Also so etwas habe ich noch nie erlebt! Da klaut einfach jemand mein Auto während ich...” Der Mann lief rot an. „Jetzt tun sie doch was. Einfach weggefahren sind sie mit meinem Auto! Und dann können die noch nicht mal richtig fahren, sehen sie sich mal den Laternenpfahl und die Absperrung an. Also wirklich...”

Der Mann lamentierte weiter vor sich hin, bis Sandoval ihn grob am Arm packte. „Jetzt seien sie doch mal still! Was ist passiert? Etwas langsamer und deutlicher bitte! Und in Kurzform!”

Der Mann schien etwas erschrocken durch Sandovals harsches Auftreten zu sein und riss sich sichtlich zusammen.

„Also, man hat mein Auto gestohlen. Einen roten Twingo mit Faltdach. Ich konnte nichts genaues erkennen, ich habe nur von hinten zwei glatzköpfige Gestalten in meinem... Moment mal...”

Sandoval drehte sich um und ging mit Liam in Richtung Shuttle zurück.

„Waren das etwa Taelons?” Der Mann lief den beiden hinterher und begann erneut sich furchtbar aufzuregen. „Das kann doch wohl nicht war sein. Zwei Taelons haben mein Auto geklaut. Die denken wohl, sie können sich alles erlauben! Dabei haben die doch so Interdingsbumsteile! Sollen sie doch die nehmen!”

Die beiden Beschützer ignorierten den Mann und stiegen wieder in ihr Shuttle.

„Was jetzt?” fragte Liam.
„Ich denke wir folgen im Tiefflug der Straße. So viele Möglichkeiten gibt es in dieser Gegend nicht.” Er seufzte laut. „Hätten sie nicht wenigstens ein Global mitnehmen können? Und überhaupt, warum haben sie nicht einfach an der Absturzstelle gewartet?”
„Wahrscheinlich war Zo'or wütend, ich glaube manchmal dann setzt bei ihm die Vernunft aus. Aber sagen sie ihm bloß nicht, dass ich das gesagt habe.”

 
* * *
 

Die beiden Taelons fuhren weiter im Schneckentempo die einsame Landstraße entlang. Nach einiger Zeit begann Zo'or sich zu langweilen. Er überlegte kurz, mit seinem Elter zu sprechen, entschied sich dann aber dagegen. Er war immer noch wütend wegen dem was Da'an ihm wegen der blöden Karte an den Kopf geworfen hatte. Statt dessen begann er also, an dem seltsamen Gerät, das sich vorne zwischen den beiden Sitzen befand, herum zu spielen.

Plötzlich ertönte erst ein leises Klicken und dann dröhnte laute Techno-Musik durch den Wagen.

Da'an erschrak sich zu Tode und trat voll auf die Bremse, worauf Zo'or mit dem Kopf auf das Handschuhfach knallte.

„Sha'bra!”, Zo'or rieb sich die schmerzende Stirn.
„Mach das weg!”
„Wieso ich?” schrie Da'an gegen den Krach an, „Du warst das doch. Kannst du denn von nichts die Finger lassen?”
Da'an drückte auf den Knöpfen des Radios herum.
„...blau, blau, blau blüht der Enzian...” erklang es auf einmal aus den Boxen.

Zo'or schrie laut auf und sprang fluchtartig aus dem Wagen. Draußen lief er einige Meter weit weg und hielt sich mit entsetztem Blick die Ohren zu.

Nach einigem weiteren Herumdrücken schaffte es Da'an dann schließlich doch noch, das Radio aus zu schalten.
Zo'or nahm die Hände von den Ohren, machte aber keinerlei Anstalten, wieder einzusteigen.
Nach einiger Zeit wurde Da'an ungeduldig. „Was ist denn jetzt?” fragte er sein Kind.
„Da steige ich nicht mehr ein!” lautete die knappe Antwort.
„Du bist doch selber Schuld” sagte Da'an ärgerlich. „Warum musst du auch an allem herumspielen? Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht immer alles anfassen sollst. So klein bist du doch nun auch nicht mehr. Kennst du nicht das menschliche Sprichwort ‚Neugier war der Katze Tod’? Jetzt steig wieder ein, oder willst du doch lieber zu Fuß gehen?”
Zo'or blickte sich kurz in der einsamen Gegend um und stieg dann doch lieber wieder ein. Er nahm sich aber fest vor, in diesem schrecklichen menschlichen Transportmittel nichts mehr anzufassen.

 
* * *
 

Einige Zeit später, sie waren schon eine recht lange Strecke durch einen Wald gefahren, fing das Auto plötzlich an zu ruckeln. Es tuckerte noch kurz vor sich hin, ging dann aber aus und blieb stehen. Für kurze Zeit schwiegen die beiden Taelons erstaunt, dann aber fuhr Zo'or Da'an an „Was hast du denn jetzt gemacht? Fahr gefälligst weiter!”

Da'an versuchte den Wagen wieder zu starten, aber ohne Erfolg.
„Ich weis auch nicht was los ist.” Er überlegte kurz. „Ja, das muss es sein. Wahrscheinlich kein Benzin mehr.”
„Was?”
„Benzin, Treibstoff für den Motor.”
„Und wo bekommen wir jetzt neues?”
„Ich weis nicht genau”, Da'an dachte nach, „Es gibt, glaube ich, Verkaufsstätten dafür. Ich glaube die Menschen nennen sie Tankstellen. Aber ich fürchte, dass wir hier in der Nähe so schnell keine finden werden. Auf jeden Fall müssen wir aussteigen.”

Daraufhin öffnete Da'an die Tür, stieg aus und ging zum Kofferraum. Zo'or folgte ihm.
„Was machst du denn jetzt?”
„Mal sehen”, murmelte Da'an vor sich hin und öffnete den Kofferraum. „Aha, siehst du, dieser Kanister ist dazu da, um Benzin zu transportieren. Wir nehmen ihn mit und wenn wir eine Tankstelle finden, dann können wir darin das Benzin zum Auto bringen, so dass es wieder fährt.”
Mit diesen Worten nahm er einen blauen Kanister mit der Aufschrift ‚Aral’ in die Hand und ging los.
Zo'or schaute Da'an ungläubig hinterher. *Laufen?* Er schaute sich um. *Hier, mitten im Wald?* Sein Blick wurde betrübt. *Nein, bitte nicht schon wieder. Besteht denn hier das ganze Land nur aus Wald und Wiesen?* dachte er bei sich. *Sha'bra! Womit habe ich das verdient, schon das zweite Mal in dieser Woche.*
Da ihm nichts anderes übrig blieb setzte er sich in Bewegung und folgte seinem Elter.

 
* * *
 

Liam und Sandoval folgten mit ihrem Shuttle der Straße. Sie flogen sehr tief, um eventuelle Spuren zu bemerken. An der Abzweigung hatten sie kurz überlegt, sich dann aber auf gut Glück für Rechts entschieden.

Plötzlich bemerkte Sandoval etwas am Straßenrand.
„Major, landen sie hier. Sehen sie das da?”

Liam landete das Shuttle am Straßenrand und die beiden stiegen aus. Was Sandoval gesehen hatte war die Straßenkarte, die Zo'or aus dem Fenster geworfen hatte. Zusammengeknüllt lag sie auf dem Gras am Straßenrand.

„Die Karte scheint noch nicht lange hier zu liegen”, meinte Liam. „Sie ist noch ganz trocken und kein bisschen verwittert. Das war sicher Zo'or.”
„Sehen sie da, die Spuren auf der Straße, Major. Hier hat jemand ein Auto gewendet. Das waren bestimmt Da'an und Zo'or. Anscheinend hat die Karte nicht ihren Ansprüchen genügt.” Sandoval seufzte. „Ich fürchte, wir müssen umkehren.”

 
* * *
 

Da'an wartete ein Stück vom Auto entfernt, bis sein Kind ihn eingeholt hatte.
„Zo'or, pass dieses Mal aber besser auf wo du hinläufst. Mach dich nicht wieder so dreckig und fall nicht wieder in irgendwelche Löcher.”
Zo'or warf seinem Elter nur einen wütenden Blick zu und ging schweigend neben ihm her. Innerlich nahm er sich aber vor, heute wirklich besser aufzupassen und sich nicht wieder von Da'an ablenken zu lassen, so wie beim letzten Mal. Er wollte nicht schon wieder ausgelacht werden.

Einige Zeit lang achtete Zo'or wirklich auf den Weg vor ihm, doch dann ließ seine Konzentration allmählich nach. Statt dessen ärgerte er sich innerlich vor sich hin und bemitleidete sich selbst. Irgendwann lief er nur noch in düstere Gedanken versunken neben Da'an her. So bemerkte er auch nicht den großen, krummen Stock auf dem Weg und trat genau darauf. Der vordere Teil des Stockes bog sich nach oben und traf ihn genau vors Knie.

„Au...Sha'bra...ahgr!” Zo'or bückte sich und rieb sich das schmerzende Knie.
Da'an versuchte erfolglos, ein Grinsen zu unterdrücken.
*Jetzt geht das schon wieder los*, dachte Zo'or.
Da'an war sichtlich amüsiert, fragte dann aber doch ein wenig besorgt „Hast du dich verletzt?”
„Nein!” lautete die wütende Antwort.

Da'an ging einige Schritte weiter, drehte sich dann aber wieder um. Seine Augen blitzten
„Soll ich dich vielleicht an die Hand nehmen, so wie die Menschen ihre Kinder?”
Zo'or warf ihm einen wütenden Blick zu. „Wie redest du eigentlich mit mir? Ich bin der Führer der Synode, dein Vorgesetzter, um genau zu sein, und kein Kleinkind. Ich brauche dein Hilfe nicht.”
„Ach nein?” sagte Da'an mit Blick auf Zo'ors Knie, ein belustigtes Lächeln im Gesicht.

Kurze Zeit später führte der Weg ein kleines Stück am Waldrand entlang, an einem Zaun vorbei. Da'an sah sich interessiert um und bemerkte einige Pferde, die in Ihre Richtung sahen.
Er schmunzelte, sah sein Kind kurz an und konnte sich nicht verkneifen zu sagen „Sieh mal Zo'or, Pferde. Sind sie nicht schön? Ach...ich glaube sie kommen zu uns.”
Zo'or sah erst ihn und dann die Pferde entsetzt an. Dann rannte er beinahe den Weg entlang, der einige Meter weiter einen Knick machte und wieder in den Wald hinein führte. Auf einmal war er froh über die Bäume.

Bei seiner Flucht vor den Pferden achtete er natürlich nicht genau darauf wo er hin lief und trat unabsichtlich auf einen großen Reisighaufen am Rande des Weges. Hervor sprang ein erschrockenes Kaninchen, dass einige Haken schlug und dann im Dickicht des Waldes verschwand.
Zo'or keuchte laut, zuckte erschrocken zusammen und taumelte einige Schritte zurück. Hätte Da'an ihn nicht aufgefangen, dann wäre er rückwärts hingefallen.
Eine Sekunde lang hielt er sich in seinem Schrecken an seinem Elter fest bevor er realisierte, was er da tat. Sofort riss er sich los und richtete sich auf.
Da'an sah ihn prüfend an, dann erschien wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht. Er streckte
seine Hand aus und hielt sie Zo'or hin.
Dieser schnaubte nur wütend und ging kommentarlos weiter.

*Das kann einfach nicht war sein*, dachte Zo'or als er Da'an hinter sich kichern hörte. *Ich werde das Mutterschiff nicht mehr verlassen, wenn jemand etwas von mir will, dann muss er in Zukunft zu mir kommen.* Er verschränkte die Arme vor der Brust. *Hmpf, wenn er nur aufhören würde, so zu kichern.*

Zo'or war noch immer in seinen Gedanken versunken, als plötzlich etwas auf seinen Kopf fiel. Er blieb abrupt stehen, so dass Da'an beinahe in ihn hinein gelaufen wäre.
„Was ist denn?”
Zo'or blickte nach oben. „Irgendetwas...”
„Oh”, sagte Da'an, „sieh nur, ein Eichhörnchen. Wie schön.”
Das Eichhörnchen ließ einige Nussschalen fallen, die Zo'or nur knapp verfehlten.
„Schön?” erwiderte Zo'or, „Dieses...Ding hat mich beworfen. Und zwar mit Absicht! Na warte!”
Er bückte sich und hob einen Stock vom Boden auf.
„Aber Zo'or, was soll das denn? Das ist doch nur ein harmloses kleines Tier.”

Trotz Da'ans Protest warf Zo'or den Stock nach oben, verfehlte aber das schnelle Eichhörnchen. Statt dessen traf er den Ast des Nadelbaumes. So regnete es Nadeln auf ihn und zu seinem großen Ärger landete ein Zapfen genau auf seinem Kopf.
Daraufhin fing Da'an zu lachen an. „Hättest du auf mich gehört...”
Zo'or warf ihm einen wütenden Blick zu. „Jetzt hör schon auf” fuhr er ihn an und klopfte sich die Nadeln von der Kleidung. „Ach...Sha'bra!”
Daraufhin lachte Da'an nur noch lauter.

 
* * *
 

Einige Zeit später hatte Da'an sich wieder beruhigt und sah jetzt immer wieder besorgt zum Himmel auf.
„Zo'or, siehst du wie dunkel es geworden ist? Ich fürchte, es wird bald regnen.”

Einige Minuten später kamen sie an einer Abzweigung an einen einfachen, vorne offenen Unterstand aus Holz. Darin befand sich eine Bank und das ganze sah sehr stabil aus.
„Vielleicht sollten wir hier eine Pause einlegen und den Regen abwarten”, meinte Da'an.
„Pause? Kannst du etwa nicht mehr? So alt und gebrechlich bist du doch nun auch noch nicht! Und warum sollte es regnen? Vor einigen Minuten hat doch noch die Sonne geschienen.”
„Siehst du nicht die schwarze Wolke dahinten? Wahrscheinlich ein Gewitter. So etwas kann hier sehr schnell gehen um diese Jahreszeit. Es hört dann meistens aber auch schnell wieder auf.” Damit betrat Da'an den Unterstand. „Also ich werde hier warten, im Trockenen.”

„Ach was” erwiderte Zo'or, „du hast einfach keine Kondition. Na gut, ruh du dich hier aus, ich werde inzwischen die beiden Wege ein Stück weit erkunden und sehen, ob ich etwas finde. Dann tut wenigstens einer von uns etwas sinnvolles!”
Damit schritt er davon.

Da'an setzte sich inzwischen auf die Bank. *Hoffentlich passiert ihm nichts*, dachte er ein wenig besorgt. Aber dann: *Ach was, was soll ihm schon passieren. Er wird eben ein wenig nass. Oder auch mehr als ein wenig.* Da'an kicherte wieder leise. *Wie lautet noch dieses menschliche Sprichwort... Wer nicht hören will, muss fühlen! Vielleicht lernt er ja dadurch, seine Ungeduld etwas zu zügeln.*

Da'an gab sich weiter seinen Gedanken hin und wie er es nicht anders erwartet hatte begann es kurz darauf sehr heftig zu regnen.
Nach einigen Minuten erschien Zo'or im Eingang, natürlich klatschnass. Bei seinem Anblick brach Da'an erneut in Lachen aus.

 
* * *
 

Inzwischen waren Sandoval und Liam bei dem liegen gebliebenen Auto angekommen und aus dem Shuttle ausgestiegen.
Liam stieg ins Auto und versuchte vergeblich, es zu starten. *Hm, anscheinend kein Benzin mehr.*
„Sandoval”, sagte Liam, „ich glaube sie sind zu Fuß weiter gegangen. Und das müssen wir wohl auch.” Er blickte auf den immer dichter werdenden Wald vor ihnen und dann zum Himmel.
„Sie haben recht, Major. Da kommen wir mit dem Shuttle nicht durch, und wenn wir über den Wald fliegen, dann werden wir sie nicht sehen. Also los!”
„Äh Sandoval...vielleicht sollten wir im Shuttle den Regen abwarten. Sehen sie, es fängt ja schon an.”
„Ich glaube sogar, es wird ein Gewitter geben”, entgegnete der Agent. „Aber wir können wohl kaum im Shuttle warten. Was glauben sie wird Zo'or sagen wenn er heraus findet, dass wir uns im Shuttle verkrochen haben während er nass geworden ist? Also wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben.”
Damit ging er los, gefolgt von Liam.

„Sandoval?”
„Was denn?” Sandoval drehte sich um.
„Warum gibt es in den Shuttles eigentlich keine Regenschirme? Ich werde einen schriftlichen Antrag einreichen, dass sie der Notfallausrüstung eines jeden Shuttles hinzugefügt werden sollen.”
Sandoval verdrehte die Augen, drehte sich kommentarlos um ging noch schneller durch den nun bereits sehr starken Regen.
Liam zögerte einen Moment, zog sich seinen Ledermantel über den Kopf und beeilte sich dann, den Agent einzuholen.

 
* * *
 

Noch während Zo'or im Eingang des Unterstandes stand, zuckte plötzlich ein gewaltiger Blitz laut zischend über den Himmel genau über ihnen, gefolgt von einem lauten Donnerschlag.
Erschrocken sprang Zo'or in den Unterstand, die Augen weit aufgerissen, und lehnte sich ängstlich an die Wand.
Da'an blickte ihn erstaunt an, schlagartig ernst geworden. Die Augen seines Kindes schienen ins Leere zu blicken.
Dann blitzte und donnerte es erneut und Zo'or sank wimmernd an der Wand zu Boden. Er schlang die Arme um die Knie und begann, sich selbst langsam hin und her zu wiegen, die Augen jetzt fest zugekniffen und die menschliche Fassade nur noch teilweise vorhanden. Dabei murmelte er in Eunoia vor sich hin.
Da'an war erschrocken und er begann, sich große Sorgen zu machen. Irgendetwas stimmte nicht mit Zo'or. Er beugte sich herunter und legte seine Hand auf die Schulter seine Kindes. Dann konnte er dessen Worte verstehen. Zo'or murmelte immer wieder „Da'an, hilf mir. Es tut mir leid, ich werde nie wieder weglaufen. Sie werden mich finden, sie finden mich. Da'an...”
Zo'or schien in Erinnerungen gefangen zu sein.
Da'an ließ sich neben ihm nieder und nahm ihn in die Arme. Durch diesen Kontakt konnte er spüren, was Zo'or in Gedanken gerade erlebte.

Es war der Tag gewesen, an dem die Jaridians überraschend ihre Heimatwelt überfallen hatten. Da'an hatte ein ungutes Gefühl gehabt und Zo'or verboten, das Haus zu verlassen. Doch das Kind hatte sich gelangweilt und war trotzdem hinausgegangen, um in der Gegend umher zu streifen.
Dann kam der Angriff. Energiewaffen zischten über den Himmel und laute Explosionen ertönten.

Da'an wusste jetzt, was mit Zo'or los war. Er war in seinen Erinnerungen gefangen, in den Erinnerungen daran, wie seine Heimat um ihn herum zerstört wurde. In den Erinnerungen eines Kindes, das sich allein und zu Tode verängstigt vor den Patrouillen der Jaridians versteckt hatte. Die Blitze und der Donner waren den Geräuschen von damals so ähnlich.

Da'an nahm Zo'or fester in die Arme. Eben hatte er noch über ihn gelacht, aber er wusste, wie sehr ihn sein Kind jetzt brauchte und würde alles tun, um ihm zu helfen. Er wiegte den nun stark zitternden Körper sanft hin und her und sprach auf Zo'or ein: „Ich bin ja bei dir, Zo'or, du bist nicht allein. Es ist nur ein Gewitter, dir kann nichts passieren. Alles ist in Ordnung. Ich bin bei dir...”

Irgendwann schienen seine Worte zu Zo'or durchzudringen. Das Zittern ließ nach und er hob den Kopf und sah Da'an an. Er schien zu realisieren, dass er nicht in Gefahr war, hatte aber völlig die Kontrolle über seine Emotionen verloren und begann jetzt zu schluchzen.

Da'an zog ihn sanft auf die Füße und setzte sich mit ihm auf die Bank, noch immer die Arme um sein Kind gelegt. Zo'or hatte seine menschliche Fassade inzwischen ganz verloren. Sein Schluchzen wurde stärker und Tränen liefen ihm über die Wangen. Er begrub sein Gesicht in der Schulter seines Elters und presste sich so eng es ging an ihn. Er hatte niemals mit jemandem über diese schlimmen Erlebnisse gesprochen, hatte alle Erinnerungen tief in sich begraben und jetzt brach alles hervor.

Zo'or schluchzte und weinte in den Armen Da'ans, ein verängstigtes Kind in den Armen seines Elters, nicht der von so vielen gefürchtete Führer der Synode.
Da'an drückte ihn mit der einen Hand fest an sich, mit der anderen strich er Zo'or sanft über den Kopf. Leise murmelte er ihm liebevolle Worte in Eunoia zu.

Nach einiger Zeit beruhigte Zo'or sich etwas und Da'an begann, ihn sanft zu wiegen und ihm leise vorzusingen; Lieder, die er ihm auf Taelon, in glücklichen, friedlichen Zeiten als Zo'or noch sehr klein gewesen war, vorgesungen hatte.

 
* * *
 

Inzwischen war das Gewitter weiter gezogen und der Regen hatte nachgelassen, aber noch immer nicht ganz aufgehört.
Als die beiden inzwischen völlig durchnässten Beschützer den Unterstand erreichten, bot sich ihnen ein seltsames Bild.
Drinnen saßen, natürlich vollkommen trocken, die beiden Taelons. Da'an hielt Zo'or in den Armen und wiegte ihn sanft hin und her. Zo'or hatte sein Gesicht noch immer in den Schultern seines Elters begraben, hatte aber aufgehört zu weinen und schluchzte nur noch ab und zu.

Dieser Anblick veranlasste Sandoval und Liam dazu, erstaunt mitten im Regen vor dem Unterstand stehen zu bleiben.

Nach einiger Zeit bemerkte sie Da'an und hob den Kopf, woraufhin Zo'or sich, widerstrebend, von ihm löste und aufblickte. Als er die beiden Beschützer sah, nahm er seine menschliche Fassade wieder an und versuchte, allerdings mit wenig Erfolg, wieder die Zo'or-Maske aufzusetzen. Die beiden Menschen konnten deutlich die Spuren der Tränen auf seinen Wangen erkennen und starrten ihn mit offenen Mündern an.

Da'an bemerkte, wie Zo'or sich verkrampfte und sagte zu ihm: „Zo'or, sieh mal, hast du gewusst das Menschen genau wie Fische gucken können? Also ich nicht...bis jetzt!” Dann lächelte er sein Kind an. Zo'or warf den beiden einen Blick zu und entspannte sich dann wieder. Die Vorstellung schien ihm offensichtlich zu gefallen.

„Schau mal, Zo'or”, sagte Da'an, noch immer mit sanfter Stimme, „der Regen hat aufgehört. Es scheint sogar schon wieder die Sonne. Wie schön.” Da'an stand auf und ging auf die noch immer starr wie Salzsäulen dastehenden Beschützer zu.

Jetzt bemerkten auch die beiden Menschen das der Regen aufgehört hatte und schienen sich wieder etwas zu fangen.
Liam nahm seine Jacke vom Kopf und versuchte mit wenig Erfolg, seine Haare in Ordnung zu bringen. Seine Frisur glich im Moment eher einem Wischmopp.
Sandoval zog inzwischen einen Schuh nach dem anderen aus und leerte das Wasser darin aus.

Die beiden Taelons sahen sich an und Da'an fing bei diesem seltsamen Bild wieder an zu grinsen. Als Sandoval dann versuchte seine Krawatte auszuwringen, begann er sogar zu kichern. Zo'or hatte sich ganz offensichtlich noch nicht wieder richtig unter Kontrolle, denn auch auf seinem Gesicht erschien ein echtes Lächeln.

Die beiden Taelons traten aus dem Unterstand und die vier machten sich auf den Rückweg zum Shuttle. Niemand sprach ein Wort und die beiden Taelons gingen sehr langsam und eng nebeneinander.

Irgendwann wurde Sandoval ungeduldig und drehte sich um, um etwas zu sagen.
„Zo'or, Da'an, ich möchte sie ja nicht drängeln, aber...whaaaaa”

Mit einem lauten Platscher fiel Sandoval in eine riesige Pfütze. Liam, der hinter ihm ging, konnte sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten.

Die beiden Taelons blieben verdutzt stehen und Da'an brach erneut in Lachen aus. Zo'or blickte ihn an und begann dann, leise zu kichern.

Sandoval hob den Kopf aus der Pfütze und sagte laut. „F***!”

Daraufhin begann auch Zo'or, wenn auch leise, zu lachen.

 
* * *
 

Am Shuttle warteten schon einige Freiwillige und Mit'gai auf sie. Der Taelon-Heiler hatte durch das Gemeinwesen gespürt, dass mit Zo'or etwas nicht in Ordnung war, hatte aber nichts genaueres feststellen können. So war er vorsichtshalber auf den Planeten gekommen. Bei Zo'or war er lieber vorsichtig, er wollte nicht den Zorn des Synodenführers auf sich lenken.

Jetzt bot sich ihm ein seltsamer Anblick. Aus dem Wald kamen zwei nasse Menschen und zwei anscheinen nicht verletzte Taelons.
Als erstes stürmte Agent Sandoval an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes.

Was er dann aber sah bereitete ihm große Sorgen:
Da'an und Zo'or kicherten leise vor sich hin! Da'an musste wohl doch krank gewesen sein, auch wenn er nichts hatte feststellen können, und hatte jetzt anscheinend Zo'or angesteckt! Zo'or würde niemals kichern, nicht einmal lächeln! Diese seltsame, unbekannte Krankheit schien um sich zu greifen. Er musste schnellstens ein Heilmittel finden, bevor noch andere krank würden.

Als Da'an und Zo'or an ihm vorbei gingen versuchte Mit'gai sie aufzuhalten und fragte sie, ob mit ihnen alles in Ordnung sei. Die beiden beachteten ihn jedoch gar nicht und stiegen in ein Shuttle. Sie gingen sehr eng nebeneinander und schienen sich prächtig zu verstehen. Da'an reichte Zo'or sogar die Hand, um ihm beim Einsteigen zu helfen. Und Zo'or nahm sie! Ein weiteres Rätsel!

Mit'gai machte sich immer größere Sorgen, seine Hände bewegten sich nervös vor seinem Körper und seine Finger standen nicht still. Dann sprach ihn Major Kincaid lächelnd an und legte seine Hand auf Mit'gais Schulter: „Mit'gai, Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Lachen ist zwar ansteckend, aber gesund!”
Dann ging er zum Shuttle.

Mit'gai sah ihm nur verständnislos nach und folgte ihm, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen. Die ganze Sache erschien ihm noch immer äußerst seltsam und er war sich nicht sicher, ob er den Worten des Majors Glauben schenken sollte. Was, wenn diese Krankheit das ganze Volk der Taelons infizieren und vernichten würde? Und er wäre der Schuldige, eine Schande für seine Kaste, weil er kein Gegenmittel gefunden hätte!
Mit'gais Hände zitterten nun stark und er wäre beim Einsteigen beinahe hingefallen. Zo'or grinste ihn daraufhin nur an, statt ihn wie üblich anzufahren.
*Sind denn alle verrückt geworden?* fragte sich der Heiler und setzte sich total verstört und noch besorgter als zuvor in den hinteren Teil des Shuttles.
Dann hob das Shuttle ab und verschwand im Interdimensionsraum.

 

FINE ????

Man kann nie wissen ...

 

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