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Anscheinend hatte er endlich einmal Glück, denn ihm begegnete niemand. Da sah er auch schon die Tür zu seinen Räumen, endlich! Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte seufzte Zo'or laut auf. Endlich, endlich war er allein und sicher vor weiterem Spott. Womit hatte er das nur verdient? Das war sicher einer der schrecklichsten Tage seines Lebens gewesen. Man hatte ihn ausgelacht, schamlos ausgelacht! Während dessen arbeitete Mit'gai in einem anderen Teil des Mutterschiffs in seinem Labor, als eine Nachricht von der Erde eintraf. Es war Major Kincaid. Mit'gai rief sofort einen Freiwilligen und schickte ihn mit dem gewünschten Medikament los. Zo'or ruhte sich in seiner Energiedusche aus und dachte nach. Er war noch immer wütend, besonders auf Da'an. *Wie kann er mich nur so auslachen?* fragte er sich gekränkt. *Das war einfach schrecklich. Wie konnte so etwas nur passieren?* Zo'or dachte genauer darüber nach. Es war Major Kincaid gewesen, der sie auf den Zug aufmerksam gemacht hatte. Aber kurz darauf hatte er direkt darauf hingewiesen, dass er den Vorschlag eigentlich nicht ernst gemeint hatte. Und er hatte den Zug verpasst, weil Zo'or selbst ihn hinaus geschickt hatte. Ihn konnte Zo'or also leider nicht verantwortlich machen. Blieb immer noch Sandoval. Am nächsten Morgen in der Botschaft
In diesem Augenblick erklang sein Global. „Nun, ich muss dann wohl gehen, aber glauben sie ja nicht, dass das Thema damit erledigt ist!” Sandoval warf Liam noch einen eiskalten Blick zu, drehte sich um und ging in Richtung Portal. Auf dem Mutterschiff angekommen machte er sich auf den Weg zur Brücke. Unterwegs rief er noch einige Freiwillige per Global an und wies ihnen verschiedene Aufgaben zu. Auf der Brücke angekommen erwartete ihn ein seltsamer Anblick. Zo'or stand dort, eine Stoppuhr in der Hand. Bei seinem Eintreten drückte er einen Knopf, sah kurz auf die Uhr und dann wütend zu Sandoval. „11,43 Minuten!” fuhr er ihn an, „Ich sagte fünf Minuten! Sie sind zu langsam, Agent, genau wie gestern! Einfach zu langsam!” „Aber Zo'or,” warf Sandoval überrascht ein, „ich habe unterwegs...” „Was haben sie unterwegs? Wenn ich sage fünf Minuten, dann meine ich fünf Minuten. Alles andere interressiert mich nicht! Ich glaube, ich muss etwas für ihre körperliche Form tun, damit so etwas wie gestern NICHT noch mal passiert. Ich will, dass sie von nun an immer pünktlich sind.” Sandoval sah ihn ungläubig an. „Zo'or, ich verstehe nicht ganz.” „Was gibt es da zu verstehen? Los, fangen Sie an! Allerdings sollten Sie vielleicht vorher Ihre Jacke und Iihre Kravatte ausziehen.” Zo'or drehte Sandoval den Rücken zu und ging mit einen versteckten Grinsen im Gesicht auf sein Stuhl zu. ”Ich denke es wird ihnen heute noch recht warm werden.” Als Sandoval sich noch immer nicht rührte fuhr er ihn an „Los jetzt, das ist ein Befehl!” Mit diesen Worten setzte er sich. Daraufhin blickte sein Beschützer ihn unsicher an, zog sich dann aber aus wie Zo'or ihm geraten hatte und begann mit den Liegestützen. Zo'or zählte laut mit und sah sich dabei auf der Brücke um. Mit Genugtuung bemerkte er, dass einige der Freiwilligen vergeblich versuchten sich zu beherrschen und hinter vorgehaltener Hand leise lachten. Einige Zeit später, Sandoval arbeitete gerade an einer Konsole auf der Brücke, sprach Zo'or ihn erneut an, die Stoppuhr wieder in der Hand. „Agent, ich habe eine Aufgabe für sie”, sagte er und reichte dem Agent ein Global. „Hierauf sind einige Daten gespeichert, die Mit'gai für ein Projekt benötigt. Bringen sie es ihm in sein Labor und kommen sie sofort zurück. Sie haben sechs Minuten Zeit.” Damit drückte er auf einen Knopf an der Uhr. „Aber Zo'or”, wandte Sandoval ein, „können Sie die Daten nicht einfach übertragen?” „Die Zeit läuft”, erwiderte Zo'or nur gelassen. Daraufhin drehte Sandoval sich um und rannte los. Liam war auf dem Weg zur Brücke um nach Zo'or zu sehen. Er hatte den Vorschlag mit dem Zug wirklich nicht ernst gemeint, wollte sich aber trotzdem entschuldigen. Da'an ruhte sich in seiner Botschaft aus, körperlich noch immer etwas geschwächt von seinen Lachanfällen, ansonsten aber wieder völlig in Ordnung. Liam hoffte, dass Zo'or nicht zu wütend auf ihn wäre. Plötzlich, kurz vor seinem Ziel, hörte er eilige Schritte hinter sich und drehte sich um. Es war Sandoval, der den Gang entlang gerannt kam. Er sah ziemlich erschöpft und verschwitzt aus. Liam sprach ihn an „ Ist etwas passiert?” „Keine Zeit” lautete die gekeuchte Antwort, und schon war der Agent um die nächste Ecke verschwunden. Besorgt beschleunigte Liam seine Schritte, betrat kurz darauf die Brück und blieb bei dem Anblick der sich ihm bot verdutzt stehen. Sandoval stand keuchend vor Zo'or, der eine Stoppuhr in der Hand hielt. „...zu langsam!”, hörte Liam Zo'or sagen, ”Schon wieder! Aber diesmal waren sie ja wenigstens ein wenig schneller, deshalb will ich zuvorkommend sein...sagen wir 40 Liegestütze.” Liam sah erstaunt und amüsiert zu, wie Sandoval sich niederließ und mit Liegestützen begann, wärend Zo'or mitzählte. „7, 8, 9,...” Liam erkannte deutlich wie Sandoval, völlig seinen Kräften beraubt, versuchte, die Liegestützen irgendwie noch hin zu bekommen. ”Ja bitte, Major?...10, ...11,...” fragte Zo'or plötzlich. Liam schreckte hoch, bemüht, sein Grinsen zu verbergen. „Ich...ich wollte mich nur erkundigen, ob es ihnen gut geht, Zo'or.”, sagte er etwas unsicher. Zo'or hörte auf zu zählen und sagte „Es geht mir gut, Major.” „Gut... nun, dann gehe ich mal wieder.” Liam stand kurz davor, laut zu lachen. Als er sich umdrehte hörte er Zo'or sagen „Jetzt habe ich vergessen wo ich war. Nun Agent, da müssen sie wohl noch mal von vorne anfangen.” Das war zu viel für Liam, er brach in Lachen aus und verließ schnell die Brücke. Zo'or sah, wie Sandoval bei Liams Gelächter verärgert das Gesicht verzog, was dem Taelon sehr gefiel. *Nun*, dachte er zufrieden mit sich selbst, *mein Plan funktioniert recht gut.* Dann begann er zu überlegen, wohin er Sandoval als nächstes schicken könnte. Einen Tag später....
Da'an wollte sich gerade in seine Energiedusche begeben als Zo'or ihn kontaktierte und zum Shuttlehangar bestellte. *Was will er denn jetzt?* fragte sich Da'an. Als er im Hangar ankam wartete Zo'or schon auf ihn. Die beiden Taelons betraten das Shuttle, Da'an ließ sich auf dem Pilotensitz nieder und startete. Kurz nachdem das Shuttle den Hangar verlassen hatte, kam ein menschlicher Techniker um die Ecke. Er hatte eine Serviette in den Ausschnitt seines Anzuges gesteckt und ein halb gegessenes Sandwich in der rechten Hand. Sein Mund war mit Ketchup und Majo beschmiert. Er schaute mit großen, entsetzten Augen auf den leeren Fleck, auf dem noch kurz zuvor das Shuttle gestanden hatte. Aus seinem noch vollen Mund drang nur ein ängstliches „Ououou...f***!” Der erste Teil des Fluges der beiden Taelons verlief ruhig, aber dann begann das Shuttle zu ruckeln. Nachdem das Shuttle ziemlich unsanft auf einem Parkplatz an einem S-Bahnhof aufgesetzt hatte, stiegen die beiden Taelons aus um sich umzusehen. Entsetzt starrte Zo'or auf das Schild mit der Aufschrift ‚BÖSENSELL’ und dachte *Das muss ein Alptraum sein, nicht schon wieder hier.* Mit Schrecken erinnerte er sich an die Ereignisse vor drei Tagen und sagte zu Da'an „Bevor du irgend einen Vorschlag machst: Ich werde auf keinen Fall noch einmal zu Fuß auf diesem Planeten herumlaufen. Auf gar keinen Fall!” Noch bevor Da'an etwas erwidern konnte, sahen und hörten die beiden Taelons ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf den Parkplatz rasen. Es bremste mit quietschenden Reifen und heraus sprang ein Mann, der seine beiden Beobachter und deren Shuttle gar nicht zu bemerken schien. Er rannte schnell auf eine Tür mit der Aufschrift ‚WC’ zu und verschwand dahinter. Zo'or blickte nachdenklich auf die offene Tür des Wagens. Dann schaute er Da'an an. Ihre Blicke trafen sich. Als sich Da'an auf dem Beifahrersitz niedergelassen und die Tür geschlossen hatte bemerkte er Zo'ors ratlosen Blick auf die Armaturen. Inzwischen auf dem Mutterschiff
„Ich habe keine Ahnung, Major, allerdings ist auch Zo'or nicht aufzufinden. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang.” In diesem Moment betrat ein aufgeregter Techniker, der sich noch mit der Serviette den Mund abwischte, die Brücke und wandte sich an den Agent. „Sir, jemand ist mit dem Shuttle das ich gerade repariere losgeflogen. Ich verstehe das nicht! Alle Piloten und Beschützer wurden darauf hingewiesen, das dieses Shuttle defekt ist.” Sandoval und Liam sahen sich entsetzt an. Dann winkte der Agent, etwas angewidert zu dem Techniker blickend, diesen von der Brücke und befahl einem Freiwilligen an einer Konsole, den Aufenthaltsort des Shuttles festzustellen. Nach einiger Zeit erstattete der Freiwillige Bericht. „Sir, das Shuttle ist gelandet, oder besser gesagt abgestürzt. Es scheint allerdings kaum beschädigt zu sein, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass niemand verletzt wurde.” „Und wo ist es?” „Es befindet sich bei einem abgelegenen Bahnhof in Deutschland, in der Nähe eines kleinen Ortes Namens Bösensell.” Die beiden Beschützer sahen sich entsetzt an. „Ich glaube nicht, dass Zo'or das noch einmal versucht” erwiderte Sandoval. „Wir sollten uns trotzdem beeilen.” Damit machten die beiden sich auf den Weg zum Shuttlehangar. Inzwischen hatten Da'an und Zo'or die Plätze getauscht. Da'an ließ den Motor an, legte den ersten Gang ein und gab vorsichtig Gas. Das Auto ruckelte ein paar Meter vorwärts und ging dann wieder aus. Langsam rollte das Auto vom Parkplatz auf die kleine Straße. Die beiden Taelons bemerkten nicht, wie hinter ihnen der Besitzer des Autos laut schreiend auf dem Parkplatz auf und ab sprang. Nach kurzer Fahrt erreichten die beiden Taelons eine Kreuzung. Da'an hielt den Wagen an. Zo'or nahm die Karte und versuchte, sie auseinander zu falten. Dabei zerriss er sie beinahe in zwei Teile. Er kämpfte noch eine Weile unter Da'ans belustigtem Blick mit dem Papier. „Sha'bra, welcher inkompetente Mensch hat diese Falttechnik erfunden? Typisch menschlich!” fluchte Zo'or. Dann jedoch schien er etwas erkennen zu können. Da'an bog also nach rechts ab und sie fuhren einige Zeit die einsame Straße entlang. Dann sahen sie auf einmal ein Schild, das ihnen sagte, dass sie in Richtung Münster fuhren. Da'an stutzte und hielt an. Zo'or verzog beleidigt das Gesicht. „Was kann ich dafür? So eine Karte ist doch wirklich ein blödes, rückständiges Ding. Warum hat dieses Fahrzeug kein Navigationssystem?” Da'an sah ihn nur wortlos an, seufzte und drehte dann um, um wenigstens ungefähr in Richtung Dülmen zu fahren. Inzwischen waren Liam und Sandoval am Parkplatz vor dem Bahnhof angekommen. Als sie ausstiegen kam ihnen ein fluchender, offenbar sehr wütender Mann entgegen. „Aha, da kommt ja endlich jemand. Also so etwas habe ich noch nie erlebt! Da klaut einfach jemand mein Auto während ich...” Der Mann lief rot an. „Jetzt tun sie doch was. Einfach weggefahren sind sie mit meinem Auto! Und dann können die noch nicht mal richtig fahren, sehen sie sich mal den Laternenpfahl und die Absperrung an. Also wirklich...” Der Mann lamentierte weiter vor sich hin, bis Sandoval ihn grob am Arm packte. „Jetzt seien sie doch mal still! Was ist passiert? Etwas langsamer und deutlicher bitte! Und in Kurzform!” Der Mann schien etwas erschrocken durch Sandovals harsches Auftreten zu sein und riss sich sichtlich zusammen. „Also, man hat mein Auto gestohlen. Einen roten Twingo mit Faltdach. Ich konnte nichts genaues erkennen, ich habe nur von hinten zwei glatzköpfige Gestalten in meinem... Moment mal...” Sandoval drehte sich um und ging mit Liam in Richtung Shuttle zurück. „Waren das etwa Taelons?” Der Mann lief den beiden hinterher und begann erneut sich furchtbar aufzuregen. „Das kann doch wohl nicht war sein. Zwei Taelons haben mein Auto geklaut. Die denken wohl, sie können sich alles erlauben! Dabei haben die doch so Interdingsbumsteile! Sollen sie doch die nehmen!” Die beiden Beschützer ignorierten den Mann und stiegen wieder in ihr Shuttle. „Was jetzt?” fragte Liam. Die beiden Taelons fuhren weiter im Schneckentempo die einsame Landstraße entlang. Nach einiger Zeit begann Zo'or sich zu langweilen. Er überlegte kurz, mit seinem Elter zu sprechen, entschied sich dann aber dagegen. Er war immer noch wütend wegen dem was Da'an ihm wegen der blöden Karte an den Kopf geworfen hatte. Statt dessen begann er also, an dem seltsamen Gerät, das sich vorne zwischen den beiden Sitzen befand, herum zu spielen. Plötzlich ertönte erst ein leises Klicken und dann dröhnte laute Techno-Musik durch den Wagen. Da'an erschrak sich zu Tode und trat voll auf die Bremse, worauf Zo'or mit dem Kopf auf das Handschuhfach knallte. „Sha'bra!”, Zo'or rieb sich die schmerzende Stirn. Zo'or schrie laut auf und sprang fluchtartig aus dem Wagen. Draußen lief er einige Meter weit weg und hielt sich mit entsetztem Blick die Ohren zu. Nach einigem weiteren Herumdrücken schaffte es Da'an dann schließlich doch noch, das Radio aus zu schalten. Einige Zeit später, sie waren schon eine recht lange Strecke durch einen Wald gefahren, fing das Auto plötzlich an zu ruckeln. Es tuckerte noch kurz vor sich hin, ging dann aber aus und blieb stehen. Für kurze Zeit schwiegen die beiden Taelons erstaunt, dann aber fuhr Zo'or Da'an an „Was hast du denn jetzt gemacht? Fahr gefälligst weiter!” Da'an versuchte den Wagen wieder zu starten, aber ohne Erfolg. Daraufhin öffnete Da'an die Tür, stieg aus und ging zum Kofferraum. Zo'or folgte ihm. Liam und Sandoval folgten mit ihrem Shuttle der Straße. Sie flogen sehr tief, um eventuelle Spuren zu bemerken. An der Abzweigung hatten sie kurz überlegt, sich dann aber auf gut Glück für Rechts entschieden. Plötzlich bemerkte Sandoval etwas am Straßenrand. Liam landete das Shuttle am Straßenrand und die beiden stiegen aus. Was Sandoval gesehen hatte war die Straßenkarte, die Zo'or aus dem Fenster geworfen hatte. Zusammengeknüllt lag sie auf dem Gras am Straßenrand. „Die Karte scheint noch nicht lange hier zu liegen”, meinte Liam. „Sie ist noch ganz trocken und kein bisschen verwittert. Das war sicher Zo'or.” Da'an wartete ein Stück vom Auto entfernt, bis sein Kind ihn eingeholt hatte. Einige Zeit lang achtete Zo'or wirklich auf den Weg vor ihm, doch dann ließ seine Konzentration allmählich nach. Statt dessen ärgerte er sich innerlich vor sich hin und bemitleidete sich selbst. Irgendwann lief er nur noch in düstere Gedanken versunken neben Da'an her. So bemerkte er auch nicht den großen, krummen Stock auf dem Weg und trat genau darauf. Der vordere Teil des Stockes bog sich nach oben und traf ihn genau vors Knie. „Au...Sha'bra...ahgr!” Zo'or bückte sich und rieb sich das schmerzende Knie. Da'an ging einige Schritte weiter, drehte sich dann aber wieder um. Seine Augen blitzten Kurze Zeit später führte der Weg ein kleines Stück am Waldrand entlang, an einem Zaun vorbei. Da'an sah sich interessiert um und bemerkte einige Pferde, die in Ihre Richtung sahen. Bei seiner Flucht vor den Pferden achtete er natürlich nicht genau darauf wo er hin lief und trat unabsichtlich auf einen großen Reisighaufen am Rande des Weges. Hervor sprang ein erschrockenes Kaninchen, dass einige Haken schlug und dann im Dickicht des Waldes verschwand. *Das kann einfach nicht war sein*, dachte Zo'or als er Da'an hinter sich kichern hörte. *Ich werde das Mutterschiff nicht mehr verlassen, wenn jemand etwas von mir will, dann muss er in Zukunft zu mir kommen.* Er verschränkte die Arme vor der Brust. *Hmpf, wenn er nur aufhören würde, so zu kichern.* Zo'or war noch immer in seinen Gedanken versunken, als plötzlich etwas auf seinen Kopf fiel. Er blieb abrupt stehen, so dass Da'an beinahe in ihn hinein gelaufen wäre. Trotz Da'ans Protest warf Zo'or den Stock nach oben, verfehlte aber das schnelle Eichhörnchen. Statt dessen traf er den Ast des Nadelbaumes. So regnete es Nadeln auf ihn und zu seinem großen Ärger landete ein Zapfen genau auf seinem Kopf. Einige Zeit später hatte Da'an sich wieder beruhigt und sah jetzt immer wieder besorgt zum Himmel auf. Einige Minuten später kamen sie an einer Abzweigung an einen einfachen, vorne offenen Unterstand aus Holz. Darin befand sich eine Bank und das ganze sah sehr stabil aus. „Ach was” erwiderte Zo'or, „du hast einfach keine Kondition. Na gut, ruh du dich hier aus, ich werde inzwischen die beiden Wege ein Stück weit erkunden und sehen, ob ich etwas finde. Dann tut wenigstens einer von uns etwas sinnvolles!” Da'an setzte sich inzwischen auf die Bank. *Hoffentlich passiert ihm nichts*, dachte er ein wenig besorgt. Aber dann: *Ach was, was soll ihm schon passieren. Er wird eben ein wenig nass. Oder auch mehr als ein wenig.* Da'an kicherte wieder leise. *Wie lautet noch dieses menschliche Sprichwort... Wer nicht hören will, muss fühlen! Vielleicht lernt er ja dadurch, seine Ungeduld etwas zu zügeln.* Da'an gab sich weiter seinen Gedanken hin und wie er es nicht anders erwartet hatte begann es kurz darauf sehr heftig zu regnen. Inzwischen waren Sandoval und Liam bei dem liegen gebliebenen Auto angekommen und aus dem Shuttle ausgestiegen. „Sandoval?” Noch während Zo'or im Eingang des Unterstandes stand, zuckte plötzlich ein gewaltiger Blitz laut zischend über den Himmel genau über ihnen, gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Es war der Tag gewesen, an dem die Jaridians überraschend ihre Heimatwelt überfallen hatten. Da'an hatte ein ungutes Gefühl gehabt und Zo'or verboten, das Haus zu verlassen. Doch das Kind hatte sich gelangweilt und war trotzdem hinausgegangen, um in der Gegend umher zu streifen. Da'an wusste jetzt, was mit Zo'or los war. Er war in seinen Erinnerungen gefangen, in den Erinnerungen daran, wie seine Heimat um ihn herum zerstört wurde. In den Erinnerungen eines Kindes, das sich allein und zu Tode verängstigt vor den Patrouillen der Jaridians versteckt hatte. Die Blitze und der Donner waren den Geräuschen von damals so ähnlich. Da'an nahm Zo'or fester in die Arme. Eben hatte er noch über ihn gelacht, aber er wusste, wie sehr ihn sein Kind jetzt brauchte und würde alles tun, um ihm zu helfen. Er wiegte den nun stark zitternden Körper sanft hin und her und sprach auf Zo'or ein: „Ich bin ja bei dir, Zo'or, du bist nicht allein. Es ist nur ein Gewitter, dir kann nichts passieren. Alles ist in Ordnung. Ich bin bei dir...” Irgendwann schienen seine Worte zu Zo'or durchzudringen. Das Zittern ließ nach und er hob den Kopf und sah Da'an an. Er schien zu realisieren, dass er nicht in Gefahr war, hatte aber völlig die Kontrolle über seine Emotionen verloren und begann jetzt zu schluchzen. Da'an zog ihn sanft auf die Füße und setzte sich mit ihm auf die Bank, noch immer die Arme um sein Kind gelegt. Zo'or hatte seine menschliche Fassade inzwischen ganz verloren. Sein Schluchzen wurde stärker und Tränen liefen ihm über die Wangen. Er begrub sein Gesicht in der Schulter seines Elters und presste sich so eng es ging an ihn. Er hatte niemals mit jemandem über diese schlimmen Erlebnisse gesprochen, hatte alle Erinnerungen tief in sich begraben und jetzt brach alles hervor. Zo'or schluchzte und weinte in den Armen Da'ans, ein verängstigtes Kind in den Armen seines Elters, nicht der von so vielen gefürchtete Führer der Synode. Nach einiger Zeit beruhigte Zo'or sich etwas und Da'an begann, ihn sanft zu wiegen und ihm leise vorzusingen; Lieder, die er ihm auf Taelon, in glücklichen, friedlichen Zeiten als Zo'or noch sehr klein gewesen war, vorgesungen hatte. Inzwischen war das Gewitter weiter gezogen und der Regen hatte nachgelassen, aber noch immer nicht ganz aufgehört. Dieser Anblick veranlasste Sandoval und Liam dazu, erstaunt mitten im Regen vor dem Unterstand stehen zu bleiben. Nach einiger Zeit bemerkte sie Da'an und hob den Kopf, woraufhin Zo'or sich, widerstrebend, von ihm löste und aufblickte. Als er die beiden Beschützer sah, nahm er seine menschliche Fassade wieder an und versuchte, allerdings mit wenig Erfolg, wieder die Zo'or-Maske aufzusetzen. Die beiden Menschen konnten deutlich die Spuren der Tränen auf seinen Wangen erkennen und starrten ihn mit offenen Mündern an. Da'an bemerkte, wie Zo'or sich verkrampfte und sagte zu ihm: „Zo'or, sieh mal, hast du gewusst das Menschen genau wie Fische gucken können? Also ich nicht...bis jetzt!” Dann lächelte er sein Kind an. Zo'or warf den beiden einen Blick zu und entspannte sich dann wieder. Die Vorstellung schien ihm offensichtlich zu gefallen. „Schau mal, Zo'or”, sagte Da'an, noch immer mit sanfter Stimme, „der Regen hat aufgehört. Es scheint sogar schon wieder die Sonne. Wie schön.” Da'an stand auf und ging auf die noch immer starr wie Salzsäulen dastehenden Beschützer zu. Jetzt bemerkten auch die beiden Menschen das der Regen aufgehört hatte und schienen sich wieder etwas zu fangen. Die beiden Taelons sahen sich an und Da'an fing bei diesem seltsamen Bild wieder an zu grinsen. Als Sandoval dann versuchte seine Krawatte auszuwringen, begann er sogar zu kichern. Zo'or hatte sich ganz offensichtlich noch nicht wieder richtig unter Kontrolle, denn auch auf seinem Gesicht erschien ein echtes Lächeln. Die beiden Taelons traten aus dem Unterstand und die vier machten sich auf den Rückweg zum Shuttle. Niemand sprach ein Wort und die beiden Taelons gingen sehr langsam und eng nebeneinander. Irgendwann wurde Sandoval ungeduldig und drehte sich um, um etwas zu sagen. Mit einem lauten Platscher fiel Sandoval in eine riesige Pfütze. Liam, der hinter ihm ging, konnte sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten. Die beiden Taelons blieben verdutzt stehen und Da'an brach erneut in Lachen aus. Zo'or blickte ihn an und begann dann, leise zu kichern. Sandoval hob den Kopf aus der Pfütze und sagte laut. „F***!” Daraufhin begann auch Zo'or, wenn auch leise, zu lachen. Am Shuttle warteten schon einige Freiwillige und Mit'gai auf sie. Der Taelon-Heiler hatte durch das Gemeinwesen gespürt, dass mit Zo'or etwas nicht in Ordnung war, hatte aber nichts genaueres feststellen können. So war er vorsichtshalber auf den Planeten gekommen. Bei Zo'or war er lieber vorsichtig, er wollte nicht den Zorn des Synodenführers auf sich lenken. Jetzt bot sich ihm ein seltsamer Anblick. Aus dem Wald kamen zwei nasse Menschen und zwei anscheinen nicht verletzte Taelons. Was er dann aber sah bereitete ihm große Sorgen: Als Da'an und Zo'or an ihm vorbei gingen versuchte Mit'gai sie aufzuhalten und fragte sie, ob mit ihnen alles in Ordnung sei. Die beiden beachteten ihn jedoch gar nicht und stiegen in ein Shuttle. Sie gingen sehr eng nebeneinander und schienen sich prächtig zu verstehen. Da'an reichte Zo'or sogar die Hand, um ihm beim Einsteigen zu helfen. Und Zo'or nahm sie! Ein weiteres Rätsel! Mit'gai machte sich immer größere Sorgen, seine Hände bewegten sich nervös vor seinem Körper und seine Finger standen nicht still. Dann sprach ihn Major Kincaid lächelnd an und legte seine Hand auf Mit'gais Schulter: „Mit'gai, Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Lachen ist zwar ansteckend, aber gesund!” Mit'gai sah ihm nur verständnislos nach und folgte ihm, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen. Die ganze Sache erschien ihm noch immer äußerst seltsam und er war sich nicht sicher, ob er den Worten des Majors Glauben schenken sollte. Was, wenn diese Krankheit das ganze Volk der Taelons infizieren und vernichten würde? Und er wäre der Schuldige, eine Schande für seine Kaste, weil er kein Gegenmittel gefunden hätte!
FINE ???? Man kann nie wissen ... |
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