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  „Freundschaft” von Taoynin   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Sandoval schmiedet finstere Pläne, und Da'an läßt sich zu einer unüberlegten Handlung verleiten
Zeitpunkt:  dritte Staffel, zwischen „Liebe deinen Feind” und „Die Agentin”
Charaktere:  Liam Kincaid, Sandoval, Hendriks, Da'an, Jemen Tyler, Augur, Zo'or, T'than
 

 

FREUNDSCHAFT

Kapitel 7

 

Als Liam das Flat Planet Café betrat, blieb er einen Moment in der Tür stehen. Er erinnerte sich an den Tag, als ihn Augur das erste Mal hierher mitnahm, um ihm seine zukünftige Wohnung zu präsentieren. Bei diesem Gedanken schmunzelte er unwillkürlich. Wohnung! Eine mehr als karge und nicht gerade gemütliche Behausung, die diesen Namen wohl kaum verdient hatte. Aber damals hatte es ihn nicht gestört. Er war erst wenige Tage alt gewesen. Sein vordringlicher Wunsch hatte der Erforschung seiner Umwelt gegolten. Mit jedem Atemzug hatte er neue Dinge kennengelernt. In seinem Bewußtsein waren vage Bilder vorhanden, Legenden, Geschichten, Rätsel, die aber erst durch die neugewonnenen Informationen einen Sinn erhielten. In gewisser Weise war das Flat Planet sein Zuhause. Und deshalb zog es ihn auch hierhin. Aber das, was er suchte, konnte er heute nicht finden, und ihm wurde plötzlich bewußt, daß er das Flat Planet aus der Vergangenheit suchte, als ein vergnügter Augur hinter den Tresen stand und auf seine unverbesserlichen Art versuchte, Lili von seinem Charme zu überzeugen. Aber dieses Café gab es nicht mehr, so wie es auch Lili nicht mehr gab. Liam drehte sich auf der Stelle um. Nein, dies war nicht der richtige Ort, um seinen Zorn und seinen Kummer zu ertränken.

 
* * *
 

Sandoval wanderte langsam durch Gänge des Einkaufszentrums und betrachtete das Warenangebot. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal auf diese Weise eingekauft hatte. Auf dem Mutterschiff gab es eine Kantine, um die Menschen, die für die Companions arbeiteten, versorgen zu können. Seine Kleidung wurde von einem persönlichen Schneider angefertigt. Er brauchte ihn dazu nicht einmal aufsuchen. Er ließ seinen Körper einfach von einem Scanner erfassen, und die Daten wurden via Internet weitergeleitet. Auch die anderen Dinge, die er ab und an benötigte, bestellte er über das weltweite Datennetz. Unbewußt strich er über das Revers seines Jacketts, während er darauf wartete, daß ihn sein Kontaktmann fand. Die Zeit drängte, und was war unverfänglicher als ein Einkaufszentrum. Hier würde ihn garantiert niemand vermuten. Als er die Obst- und Gemüseabteilung erreichte, blieb er stehen. Er beabsichtigte, hier auf Hendriks zu warten. Um nicht aufzufallen, nahm er eine Zitrone in die Hand und wog sie bedächtig in der Hand. Ein unerwarteter Flashback katapultierte ihn in die Vergangenheit, und er sah eine lachende Dee Dee, die ihm übermütig eine Zitrone zuwarf. Als er sich gewaltsam von dieser Erinnerung befreite, ging ein Ruck durch seinen ganzen Körper. „Fangen Sie!” sagte jemand, und schneller, als es jeder normale Mensch hätte tun können, fuhr seine Hand hoch und fing den Apfel auf.

„Sie haben gute Reflexe”, sagte Hendriks anerkennend und grinste ihn von der anderen Seite des Obststandes an. Sandoval musterte ihn ausdruckslos. Der Dark Blue-Mann schlenderte um den Stand herum und stellte sich neben ihn. „Wir machen Fortschritte”, sagte er leise und wühlte in einem Korb mit Limonen herum. „Das Portal läßt sich inzwischen aktivieren. Allerdings nur in eine Richtung.”

„Und das bedeutet?” fragte Sandoval, ohne ihn anzusehen.

„Wir könnten jemanden hindurchschicken, aber leider nicht mehr zurückholen.”

„Ich verstehe. Wann glauben Sie wird auch ein Re-Transfer möglich sein?”

„Das läßt sich schwer einschätzen. Dank des Equipments, das Sie uns zur Verfügung gestellt haben, sind wir enorm vorangekommen. Es könnte nur Tage, möglicherweise aber auch Wochen dauern. Wie Sie wissen, ist der Code unvollständig. Wir lassen sowohl einen Rekonstruktionsprogramm laufen als auch einen Zufallsgenerator. Und manchmal versuchen wir es auf gut Glück. Aber bisher... leider Fehlanzeige.”

Sandoval blickte zu Boden, so als müßte er sich von der Sauberkeit seiner Schuhe überzeugen. Hendriks versteifte sich unwillkürlich. Seine Hand tastete behutsam nach der Waffe, die er lose in der Jackentasche aufbewahrte. Sandoval war ein unberechenbarer Mann. Ohne jede Vorwarnung konnte er plötzlich seinen Arm heben und ihm den Skrill an die Kehle setzen. Für diesen Fall war er vorbereitet. Das würde zwar eine große Schweinerei geben, und ein toter Companion-Beschützer machte sich auch nicht gerade gut in der Obstauslage, aber er hatte nicht die geringsten Skrupel, abzudrücken.

„Das ist nicht der eigentliche Grund, warum ich Sie hierherbestellt habe”, sagte Sandoval und betrachtete ihn mit einem fixierenden Blick. „Sie haben sich kürzlich mit einer Frau getroffen. Jemen Tyler. Und ich will wissen, warum!”

Hendriks nahm eine Ananasfrucht und hielt sie prüfend hoch. „Tyler ist die Schwester von Tom. Sie wissen ja, wie schwer es ist, ihn und die anderen zu kontrollieren. Nun, er hat letztens einen Alleingang gestartet und zwar ohne unser Wissen. Er wollte Da'an beseitigen, aber Tyler kam ihn in die Quere.”

„Sie kennen meine Anordnung”, sagte Sandoval leise, aber in aller Schärfe. „Und ich dachte, Sie hätten mich verstanden, als ich sagte, wir machen es auf meine Weise.”

„Es wird nicht wieder vorkommen”, erwiderte Hendriks, der sich augenscheinlich zu dieser unterwürfigen Geste zwingen mußte.

„Tyler ließ ihn laufen. Warum?” fragte Sandoval weiter. „Weil sie seine Schwester ist?”

„Ich nehme es an. Tyler gehörte früher mal zu uns. Das war allerdings vor meiner Zeit. Sie faselte etwas von eigenen Plänen uns so. Und wir sollten die Hände von Da'an lassen. Tom ist allerdings überzeugt, daß sie über kurz oder lang zu uns stoßen wird, da sie, wie er, das gleiche Erbgut trägt.”

Sandoval überlegte kurz. „Ich werde mich um das Problem kümmern”, sagte er dann. „Alles läuft weiter wie geplant, und Sie informieren mich, sobald das Portal in beide Richtungen funktioniert. Sollte Tyler wider Erwarten zu Ihnen kommen...”

„Keine Sorge”, fiel ihm Hendriks mit einem kalten Lächeln ins Wort. „Ich habe schon verstanden.”

 
* * *
 

Da'an betrachtete Jemen. Sie erschien ihm verändert, ja irgendwie fremd. Sie war unmittelbar vor Kincaid in der Botschaft aufgetaucht, um sich zu verabschieden, wie sie es genannt hatte. Ihm war kein großer Spielraum für Überlegungen geblieben. Innerhalb weniger Sekunden mußte er sich entscheiden. „Nun zu Ihnen”, sagte er und betrachtete sie abschätzend. „Was können Sie mir zu den Anschuldigungen sagen, die Major Kincaid gegen Sie erhob?”

Für einen Augenblick verschwand der fremde Ausdruck in ihrem Gesicht, und sie sah ihn beinahe bestürzt an. „Ich habe nichts mit Di'mags Tod zutun, Da'an. Das schwöre ich Ihnen. Ich bin auch nicht für die Zerstörung des Archivs verantwortlich.”

Er wußte nicht, ob er ihr noch glauben sollte. Obwohl er sie gegenüber Liam verteidigt hatte, konnte er nicht mehr ausschließen, daß die Vorwürfe gerechtfertigt waren. „Gehören Sie dem Widerstand an, Jemen?”

„Nicht mehr.” Sie trat hastig auf ihn zu. „Es stimmt, daß ich früher bei den Dark Blue war. Damals erschien es mir der einzig richtige Weg. Aber dann geriet ich ins Zweifeln. Erst bei Di'mag fand ich die Ruhe und die Kraft, mich meinem Schicksal zu stellen.”

„Welchem Schicksal?”

„Das kann ich Ihnen nicht sagen.” Sie wandte ihr Gesicht ab, so als... schämte sie sich? Oder befürchtete sie nur, daß er die Unaufrichtigkeit in ihren Augen las? Da'an traf eine Entscheidung. Er hatte Liam durch seine ablehnende Haltung verletzt, indem er Tyler und Ihr Geheimnis schützte. Vielleicht war es dadurch zu einem Bruch gekommen, den er nicht mehr zu verheilen mochte. Nun wurde es an der Zeit, daß er erfuhr, ob er einen zu hohen Preis gezahlt hatte.

„Ich habe Sie geschützt, Jemen, weil Major Kincaid vermutlich den Auftrag hatte, Sie zum Mutterschiff zurückzubringen. Dort wären Sie einer Befragung ausgesetzt worden, die es Ihnen kaum möglich gemacht hätte, Ihr Geheimnis weiterhin zu bewahren. Welche Konsequenzen sich daraus ergeben hätten, können im Augenblick nur Sie ermessen.” Er fixierte sie mit einem beinahe analytischen Blick.

Jemen schluckte krampfhaft. „Ich will doch nur eins, Da'an. Das man mich in Frieden läßt.” Ihre Gedanken rasten. „Es war ein Fehler, Ihre Beschützerin zu werden. Dadurch brachte ich Sie in Gefahr. Ich gefährdete Ihre Freundschaft zu Major Kincaid. Aber das habe ich nicht gewollt.” Ihre Stimme erzitterte. „Lassen Sie mich gehen, Da'an. Und ich verspreche Ihnen, Sie werden nie wieder etwas von mir hören.”

Er musterte sie, und fast schien es, als zöge er es in Betracht, ihr Glauben zu schenken. Aber dann, völlig unerwartet, schnellte seine Hand vor, und er packte sie am Handgelenk. „Ich habe Ma'els Präsenz in Ihnen gespürt”, sagte er mit einer gefährlich leisen Stimme.

Jemen starrte ihn fassungslos an. Sie wollte sich seinem Griff entziehen, aber seine Hand hielt sie wie ein Schraubstock umklammert. „Wie? Wie... haben Sie es bemerkt?” stammelte sie.

Sein Blick brannte sich in ihre Augen. „Es geschah unbeabsichtigt. Sie berührten meinen Arm, als wir draußen im Garten waren. Sie haben es nicht einmal bemerkt. Aber jetzt schirmen Sie Ihr Bewußtsein vor mir ab. Sie haben offensichtlich gelernt, eine mentale Blockade zu errichten.”

Ihr Atem ging keuchend. Sie wußte nicht, was er meinte, da sich ihre Gedanken überschlugen. Sie wollte nur eins: weg. Aber seine Hand hielt sie unerbittlich fest, und ebenso unerbittlich war sein Blick auf sie gerichtet.

„Ma'el war der erste Taelon auf diesem Planeten, und er hinterließ viele Botschaften für uns. Welche Botschaft sollten Sie überbringen?”

Sie schüttelte wild den Kopf. „Nein”, flüsterte sie.

Sein Blick richtete sich jetzt auf ihre Hand, die er festhielt. Sie hatte sie instinktiv zu einer Faust geballt. „Ich gab Ihnen mein Wort, es nicht gegen Ihren Willen zu tun. Zwingen Sie mich nicht, mein Wort zu brechen”, sagte er, und sie erschrak vor der Kälte in seiner Stimme.

„Das wagen Sie nicht”, hauchte sie entsetzt. Doch ein Blick in seine Augen genügte, um ihr klarzumachen, daß ihn nichts und niemanden davon abhalten konnte. Sie fühlte plötzlich, wie tief in ihr das Dunkle wieder erwachte. Wenn es nun die Oberhand gewann? Würde sie dann Da'an genauso töten wollen wie Zo'or?

 
* * *
 

Augur biß gerade in ein großes Stück Marmorkuchen, als Liam aus dem Lift trat. Hastig wischte er sich die Krümel vom Mund. „Liam! Was machst du denn hier?” Er sah seinen Freund entgeistert an, der ihm nur einen flüchtigen Blick zuwarf, als er an ihm vorbeimarschierte, um sich anschließend aufseufzend in dem Sofa niederzulassen. „Hör mal, Liam”, beeilte sich Augur zu sagen. „Ich kann wirklich nicht zaubern.” Er deutete dabei auf seine Computer. „Alles läuft auf Hochtouren. Aber diese Dark Blue sind verdammt schwer zu fassen. Ich muß praktisch jede kleinste Spur verfolgen. Und das benötigt viel Zeit.” Als sein Freund keine Antwort gab, sondern eher geistesabwesend nach einem der kleinen Zierkissen griff und es zusammendrückte, begriff Augur, daß er sich seine Entschuldigungstirade ersparen konnte. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Programme auf sämtlichen Rechnern einwandfrei liefen und keine manuelle Eingabe benötigten, stellte er sich vor Liam und verschränkte die Arme. „Du siehst aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen”, stellte er fest und musterte ihn gründlich.

Liam gab keine Antwort, aber er zerrte an dem Kissen, bis es ihm der Hacker vorsichtshalber aus den Händen nahm. Es war es in eine Ecke und setzte sich dann neben seinen Freund. „Komm schon, Liam”, sagte er resolut. „Was ist passiert?”

Der junge Mann atmete tief durch. Es fiel ihm offensichtlich schwer, darüber zu sprechen. „Ich habe mich wieder einmal mit Da'an gestritten”, sagte er schließlich. „Das scheint neuerdings unsere Lieblingsbeschäftigung zu werden. Wofür unterhalten, wenn man sich um so vieles besser streiten kann”, fügte er zynisch hinzu. „Verdammt, Augur, liegt es an mir?”

Der Hacker legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. „Wenn dich eine Schuld trifft, dann Da'an ebenso. Vergiß nicht, du setzt dich für die Interessen der Menschheit ein, während er im Sinne seiner eigenen Spezies handeln muß. Da bleibt es nicht aus, daß ihr aneinandergeratet.”

„Aber es muß doch auch einen anderen Weg geben”, begehrte Liam auf. „Ich dachte, Da'an und ich wären Freunde. Jetzt weiß ich nicht einmal, ob ich überhaupt noch sein Beschützer bin.” Seine Stimme war leiser geworden. Zornig und enttäuscht zugleich sprang er auf. „Er hat mich aus der Botschaft geworfen”, erklärte er, als er Augurs fragenden Blick wahrnahm.

Der Schwarze rieb sich bedächtig das Kinn. „Nun ja, du weißt, wie ich den Taelons gegenüberstehe. Da'an ist gewiß die Ausnahme, und trotzdem würde ich ihm niemals wirklich vertrauen. Aber andererseits weiß er von deinem Kimera-Erbe.”

„Angeblich bin ich unentbehrlich für ihr Überleben, aber Da'an macht ein großes Geheimnis daraus.” Liam rieb sich die Hände. „Wer weiß, vielleicht ist die Wahrheit so entsetzlich, daß er sie mir absichtlich vorenthält.”

„Über was habt ihr euch überhaupt gestritten?” fragte Augur.

„Jemen Tyler. Seine Beschützerin”, sagte Liam und verzog verärgert das Gesicht. „Die Tatsache, daß sie ein Mitglied der Dark Blue ist, hat ihn nicht sonderlich beeindruckt.”

Doch das konnte Augur nachvollziehen. Schließlich war Liam ebenfalls ein Widerstandsmitglied. „Er ist sich nicht der Gefahr bewußt...”

„Oh, doch, Augur! Er ist es. Glaube es mir! Aber irgend etwas stimmt da nicht. Bei meinen Argumenten hätte er wenigstens ein bißchen unsicher werden müssen. Doch er war so was von stur. Er beschützt Tyler, und ich möchte zu gern wissen, warum.”

Augur sprang auf die Beine. Er wurde Zeit, daß er den Status verschiedener Programme abfragte. Während er von Computer zu Computer ging, sagte er: „Dann laß uns mal überlegen, welchen Grund Da'an haben könnte, sie zu schützen.” Er studierte die Anzeigen auf den verschiedenen Monitoren, merkte aber, daß noch keine Ergebnisse zur Verfügung standen und wandte sich wieder Liam zu. „Sie wäre für ihn interessant, wenn sie über Informationen verfügte, die er dringend benötigt.”

Liam überlegte. „Aber was könnte das sein?” fragte er ratlos.

 
* * *
 

Da'ans Finger schoben sich langsam über Jemens Handballen, während er sie mit seinem Blick fixierte, so als wollte er auf diese Weise ihre physische Kraft brechen. Einen irrationalen Augenblick lang empfand er so etwas wie Scham, weil er zu diesen Mitteln griff, obwohl er dergleichen verabscheute. Doch dieser Gedanke verflüchtigte sich angesichts der Notwendigkeit, Ma'els Botschaft zu empfangen. Seine Finger ertasteten die geballte Faust, und diesmal rechnete er mit Widerstand. Doch die junge Frau wehrte sich nicht mehr, schien sich der Unabänderlichkeit zu fügen. Als sich ihre Handflächen gänzlich berührten, öffnete er sein Bewußtsein und suchte die Verbindung zu ihrem Geist.

Es war nicht das erste Mal, daß er auf diese Weise Kontakt zu einem Menschen aufnahm. Aber damals hatte er diese Möglichkeit lediglich dazu benutzt, um seine Gefühle mitzuteilen. Er war nicht in Lili Marquettes Bewußtsein eingedrungen, sondern hatte es nur gestreift und den Teil an Emotionen aufgefangen, der ihm freiwillig gewährt wurde. Diese Erfahrung hatte er als sehr angenehm in Erinnerung, und deshalb fürchtete er sich nicht vor Jemen Tyler. Er vertraute seiner eigenen mentalen Kraft.

Doch dies... war ein Fehler!

Als es ihm bewußt wurde, war es für ihn bereits zu spät, um sich zurückzuziehen. Er wurde von einer ungeheuerlichen Macht, die an Gewalttätigkeit und Grausamkeit alles ihm bekannten übertraf, gepackt und mitgerissen. Wie schon zuvor Zo'or wurde auch er mit einer fremden Entität konfrontiert, die ihn bis in die Grundfeste seines Selbst erschütterten. Haß schlug ihm entgegen, blindwütiger, alles zerstörender Haß. Jemens Haß. Ihr brennendes Verlangen, Zo'or zu töten, weil sie ihn für Di'mags Tod verantwortlich machte. Sie wollte ihn töten. Sein Kind. Da'an wirbelte haltlos herum, unfähig, in der fremden, lebensbedrohlichen Sphäre eine Orientierung zu behalten. Er war verloren... Er schrie auf...

Plötzlich fühlte er, wie er gepackt wurde. Irgend etwas stoppte seinen Sturz. Es konnte an Kraft und Entschlossenheit für einen Augenblick mit der fremden Entität mithalten. Und so kurz dieser Augenblick auch währte, es gab ihm die Möglichkeit, sich seiner eigenen Stärke wieder bewußt zu werden, sie zu fokussieren und wie ein Schild vor sich aufzubauen. In seiner Nähe spürte er die vertraute Präsenz Jemens. War sie es, die ihn rettete? Er konnte keinen Haß wahrnehmen, dafür Schuldgefühle und Niedergeschlagenheit. Und er begriff. Es war nicht ihr Begehren, Zo'or zu töten, sondern das jener schrecklichen Macht, die Besitz über sie ergriffen hatte. Langsam entfernte er sich von ihr. Nein! schrie sie auf. Verlaß mich nicht, Da'an.

Ich muß es tun, erwiderte er. Nur so kann ich dir helfen.

Er driftete durch einen unendlichen Korridor explodierender Formen und Farben. Fremde, unverständliche Gefühle, die ihn vor Furcht vibrieren ließen. Erinnerungsblitze tauchten auf. Memoriale Fragmente, die nicht von Jemen stammen konnten, sondern aus einer vergangenen Zeit. Sie waren der Schlüssel.

Ma'el.

Mentor. Freund. Vertrauter.

Irgendwo in Jemens Bewußtsein wartete Ma'el. Tief vergraben. Doch nicht unerreichbar. Er war seinem Ziel schon sehr nahe. Gleichzeitig fühlte er aber, wie sich seine geistigen Kräfte erschöpften. Er durfte die mentale Verbindung nicht mehr lange aufrechterhalten, oder es drohte ihm und Jemen Gefahr.

Stelle dich mir! forderte er die fremde Entität heraus. Zeige mir dein wahres Gesicht!

Eine pulsierende Energiekugel schoß durch den Korridor auf ihn zu, entzündete sich an den Wänden und wurde zu einem alles vernichtenden Feuerball. Doch bevor er Da'an erreichte, explodierte er in einem weißglühenden Licht, das sich in Milliarden kleinster Energiepartikel aufspaltete und von einem imaginären Wind davongeweht wurde. Es wurde dunkel um Da'an, und einen erschreckenden Augenblick lang war er überzeugt, die Verbindung zu Jemens Bewußtseinssphäre verloren zu haben. Damit hatte er keine Möglichkeit mehr, in die reale Wirklichkeit zurückzukehren. Er würde auf immer ein Gefangener in diesem unendlichen Nichts sein.

Plötzlich gewahrte er vor sich einen schwachen Lichtschein, der die schemenhaften Umrisse einer Gestalt annahm. Diese Gestalt kam langsam auf ihn zu und offenbarte sich ihm als Ma'el, wie er sich den Menschen gezeigt hatte. Doch Da'ans Freude währte nur kurz. Entsetzt starrte er in das haßerfüllte Antlitz seines Mentors.

Tod allen Taelons, die sich meinem Befehl widersetzten! schleuderte Ma'el seinem einstigen Schüler entgegen.

Ma'el, du weißt nicht, was du sprichst, sagte Da'an beinahe flehend, obwohl ihm die Absurdität seiner Handlung bewußt war. Dies war nur das Phantom, die Reflexion dessen, was einst sein Mentor und Freund gewesen war.

Ich habe euch gewarnt. Ihr solltet diesen Planeten und seine Bewohner in Ruhe lassen. Aber da ihr diese Botschaft nun empfangt, habt ihr euch wissentlich über meine Anordnungen hinweggesetzt. Damit habt ihre eure Daseinsberechtigung verwirkt. Ma'els Gestalt begann sich aufzulösen, wurde zu einem pulsierenden Nebel, der in sich zu rotieren begann. Ich werde euch vernichten. Tod allen Taelons!

Erschrocken wich Da'an zurück. Der Nebel hatte die Form eines Wirbels angenommen, der ihn nun zu verschlingen drohte. Du bist nicht Ma'el! schrie er. Und deshalb hast du auch keine Macht über mich. Obwohl er sich der fremden Entität entgegenstemmte, fühlte er, daß er ihm auf Dauer unterlegen war. Ein letztes Mal konzentrierte er seine ganze Kraft auf sein eigenes Selbst. Seine mentale Hand tastete nach Jemens Ichsphäre, packte sie und riß sie beide aus der mentalen Verbindung.

Die gewaltige geistige Anstrengung übertrug sich auf ihre Körper. Da'an taumelte, als er in die Realität zurückkehrte und hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben, während Jemen den Halt verlor und zu Boden stürzte. Der Taelon fühlte sich schwach. Instinktiv zog es ihn zu seinem Stuhl, zur Energiedusche. Ihm wurde bewußt, daß er sehr viel riskiert hatte, nur um Jemens Geheimnis auf die Spur kommen. Er lauschte dem Gemeinwesen, konnte aber kein Entsetzen wahrnehmen, sondern nur die beruhigende Präsenz seiner Artgenossen. Wenigstens war es ihm gelungen, sich ausreichend abzuschirmen. Wenn sie seine Empfindungen aufgefangen hätten... Da'an mochte sich gar nicht vorstellen, in welches Chaos er das Gemeinwesen gestürzt hätte.

Jemen richtete sich etwas auf. Sie war genau wie er sehr geschwächt, und im Augenblick erschien es ihr völlig ausgeschlossen, auch nur annäherungsweise den Versuch zu starten, wieder auf die Beine zu kommen. Aber ihre Stimme klang erstaunlich kräftig. „Es war nicht das, was Sie erwartet haben, Da'an... nicht wahr?” Sie neigte ein wenig den Kopf und betrachtete ihn abschätzend. „Ganz schön frustrierend, wenn man von seiner eigenen Spezies verraten wird.”

Da'an schwieg. In seiner jetzigen Lage war er verwundbar und seine Möglichkeiten, Jemen auszuschalten, nur sehr begrenzt. Er war auch nicht so naiv anzunehmen, daß er rasch genug seinen Stuhl erreichen konnte, um sich mit einem Energiefeld zu schützen und den Alarm auszulösen.

„Sie wollten es sehen, Da'an. Jetzt müssen Sie mit dieser Wahrheit leben.”

„Daß Sie beabsichtigen, Zo'or zu töten?”

„Zo'or”, wiederholte Jemen und in ihre Augen trat einer harter Ausdruck.

„Und all die anderen Taelons”, fuhr Da'an fort, „mich eingeschlossen.”

Mit einer fahrigen Bewegung fuhr Jemens Hand durch die Luft. „Mich interessieren die anderen Taelons nicht. Nur Zo'or... ” Etwas schien sie zu amüsieren, denn sie kicherte leise, während sie sich bemühte, sich etwas weiter aufzurichten. „Ihr Kind. - Eine Ironie des Schicksals, Da'an. Finden Sie nicht auch? Sie führten mich direkt zu ihm.” Es gelang ihr, die Knie unter den Körper zu ziehen. Dann mußte sie innehalten, um neue Kraft zu schöpfen. „Sie hätten besser auf Kincaid hören sollen.”

„Da bin ich mir nicht so sicher”, hörte sich Da'an zu seinem eigenen Erstaunen sagen. Verwundert fragte er sich, warum er mit Trotz auf ihre Feststellung reagierte. Es war so irrational. „Sie wollen Zo'or nicht töten”, sagte er, diesem unbestimmten Gefühl weiter folgend. Manchmal mußten unkonventionelle Wege beschritten werden. Auch wenn die Aussichten sehr gering waren, daß er Jemen Tyler zur Umkehr bewegen konnte, so wollte er doch nichts unversucht lassen.

Tatsächlich irritierte sie seine Aussage. Sekundenlang wich der harte Ausdruck in ihren Augen, und ihre Züge entspannten sich sichtbar. Aber dieser Augenblick währte nur kurz. „Mir wäre es beinahe schon gelungen”, belehrte sie ihn. Sie stützte sich mit beiden Händen auf ihrem linken Knie ab und zog sich hoch. Ihr Körper versteifte sich, als sie danach trachtete, das Gleichgewicht zu behalten. Dann griff sie in ihre Jacke und zog die Pistole hervor. Da'an hob unwillkürlich die Hände und zog sie in abwehrender Haltung vor seinen Körper, während er sie gleichermaßen überrascht wie neugierig ansah. „Ich hatte die Pistole schon auf ihn angelegt”, sagte Jemen und richtete die Waffe auf den Taelon, „hatte ihn genau anvisiert.” Sie hob die Pistole und schien jetzt Da'an anzuvisieren. Dann nahm sie die Hand herunter. „Tja... Leider hatte ich nur vergessen, daß die Taelons nicht mit herkömmlichen Waffen getötet werden können.” Sie lächelte dabei. Aber es war ein falsches Lächeln. So wie es auch die falsche Jemen war, die vor Da'an stand. Und hätte er es nicht besser gewußt, so hätte er jetzt behauptet, daß eines von Zo'ors Experimenten vor ihm stand - ein Biosurrogat.

Jemen steckte ihre Waffe wieder ein. „Ihr Taelons seid wie Vampire. In gewisser Weise saugt auch ihr den Menschen das Blut aus. Und man braucht auch für euch ganz spezielle Waffen.” Sie musterte ihn und fing an zu grinsen. „Sie wundern sich, warum ich überhaupt noch eine Pistole bei mir trage, obwohl ich doch von Zo'or unter Arrest gestellt wurde.”

Da'an zog es vor zu schweigen.

Aber die Frau schien keine Antwort zu erwarten. „Zo'or war so beschäftigt, daß er nicht einmal daran dachte, mich durchsuchen zu lassen. Seltsam für einen Taelon, dem solche Fehler normalerweise nicht unterlaufen würden. Nicht wahr, Da'an?” Sie schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte durch die Botschaft. Dann blieb sie genau zwischen ihm und seinem Stuhl stehen, so als wollte sie vermeiden, daß er in die Nähe des Datenstroms kam. „Zo'or wollte mich nicht für meinen Fehler im Krankenhaus zurechtweisen. Es war nur ein Vorwand. Tatsächlich interessierte ihn nur meine Beziehung zu Di'mag.” Sie warf dem Taelon einen kurzen Blick zu. Er wirkte ruhig und eher abwartend als furchtsam. Ihre Finger ertasteten in der Hosentasche zwei rundliche Gegenstände, die sie hervorzog und verwirrt betrachtete. Datendiscs. Aber sie wußte nicht mehr, woher sie sie hatte. Dann erinnerte sie sich an ihr Appartement. Sie hatte es aufgesucht. Warum, konnte sie jetzt nicht mehr sagen. Sie hatte diese Discs aus dem Umschlag des Instituts genommen. Er hatte noch bei der Post gelegen, die sie von Kyllburg mit nach Washington genommen hatte. Die Discs war beschriftet, und sie stammten von Di'mag. Auf der einen stand Zo'or und auf der anderen ihr Name. Aber sie hielt sich nicht lange mit weiteren Überlegungen auf, sondern steckte sie in die Tasche zurück.

„Es war Zo'or bekannt, daß Sie und Di'mag miteinander befreundet waren”, sagte Da'an, ohne sich zu rühren, aber seine blaue Augen ruhten wachsam auf ihr. „Sie selbst haben dies während der ersten Befragung auf dem Mutterschiff zu Protokoll gegeben.”

Jemens Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. „Er hat Sie über unser Gespräch im Unklaren gelassen”, stellte sie fest. „Der Gedanke, daß mich Di'mag zu seinem La'ha'shii machte, war ihm so widerwärtig, daß er ihn lieber verdrängte, als ihn mit Ihnen zu teilen.” Da'ans überraschter Blick zeigte ihr, daß sie richtig lag.

„Di'mags La'ha'shii?” wiederholte der Taelon. „Aus welchem Grund sollte er eine derartige Verbindung mit Ihnen eingegangen sein?”

Jemen setzte an, doch sie brachte es nicht über die Lippen. Plötzlich erschien es ihr absurd, mit ihm über ihre Gefühle zu sprechen, weil er die Bedeutung dessen gar nicht ermessen konnte.

„Ich befürchte, daß Sie einem Irrtum verfangen sind”, sagte Da'an. „La'ha'shii ist die Bezeichnung für eine sehr intensive Verbindung zweier Taelons. Es ist ein archaisches Ritual, das wir vor langer Zeit aufgegeben haben, als wir das Gemeinwesen erschufen. Sie müssen da etwas mißverstanden haben...”

„Sie mißverstehen offensichtlich etwas”, unterbrach ihn Jemen aufgebracht.

Da'an hob in anmutiger Weise seine Hand. „Lassen Sie mich versuchen, es Ihnen zu erklären.”

„Da gibt es nichts zu erklären”, erwiderte sie schroff. „Ich weiß, was mich und Di'mag miteinander verband.”

„Es ist nicht das, was Sie zu glauben meinen... weil es gar nicht möglich wäre.”

„Wie können Sie so etwas behaupten?”

„Di'mag war gar nicht fähig, Sie zu lieben, Jemen. Was er Ihnen entgegenbrachte, war Zuneigung und Freundschaft - mehr nicht.”

„Woher wollen Sie das wissen?”

Da'an sah sie mit unerschütterlicher Ruhe an. „Weil wir zu dieser Emotion nicht mehr fähig sind. Wir haben schon vor langer Zeit aufgehört, zu lieben.”

„Sie lügen!” schrie sie ihn an. „Nur weil Sie dazu nicht mehr in der Lage sind, gilt das nicht für jeden Taelon. Di'mag liebte mich. Ich weiß das. Ich habe das gefühlt.”

So etwas wie Mitgefühl regte sich Da'ans Antlitz. „Es tut mir leid, Jemen. Aber Sie klammern sich an etwas, daß niemals existiert hat.”

Völlig außer sich kam sie auf ihn zu. „Sie lügen!” schrie sie erneut. „Sie stecken mit Zo'or unter einer Decke. Na klar... Er ist Ihr Kind, und Sie versuchen ihn zu schützen. Sie haben meine Gedanken gelesen. Sie wissen, daß ich ihn büßen lassen werde, für das, was er Di'mag und mir angetan hat.”

„Er hat Ihnen nichts angetan”, sagte Da'an bestimmt. „Und er ist nicht für Di'mags Tod verantwortlich.”

Jemen fuchtelte wie wild mit ihren Händen vor ihm herum. „In seinen Augen hatte sich Di'mag versündigt. Ein Taelon, der sich eines alten Rituals bediente und noch dazu bereit war, eine emotionale Verbindung zu einem Menschen einzugehen, war für ihn die Rechtfertigung, ihn zu töten. Doch es war nicht der Wille der Synode. Vermutlich weiß außer Ihnen kein anderer Taelon von dieser Tat. Es war Mord, Da'an. Ein kaltblütiger, verabscheuungswürdiger Mord. Und Zo'or wird dafür büßen müssen. Das schwöre ich bei meinem Leben.”

Da'an starrte sie an. Die ganze Zeit über hatte er versucht, zu ergründen, wieviel von der ursprünglichen Jemen vorhanden war. Die dunkle Seite ihres Bewußtseins hatte einen sehr starken Einfluß auf sie und schien zeitweise die ursprüngliche Persönlichkeit völlig zu überlagern. Aber jetzt, in diesem Moment, war es die wirkliche Jemen, die vor ihm stand, jene Jemen, deren Kummer er wahrgenommen hatte und die jetzt ihre ganze Verzweiflung herausschrie. Dies war seine Chance. „Sie wollen das nicht wirklich, Jemen!” rief er. „Sie sind keine Mörderin. Schauen Sie in sich hinein und erkennen Sie, was Sie sind. Eine fremde Präsenz hat Sie in der Gewalt und will Sie für ihre eigene Zwecke mißbrauchen. Kämpfen Sie dagegen an.”

Tatsächlich schaffte er es, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Für einen Augenblick wirkte sie unsicher. „Sie sind keine Mörderin”, wiederholte er nachdrücklich. „Zo'ors Tod kann Di'mag nicht das Leben wieder zurückgeben. Sie wissen das. Sie wissen, wie unsinnig diese Rache ist. Halten Sie ein, bevor es zu spät ist.”

Jemen war plötzlich ganz ruhig. Sie hatte den Kopf ein wenig geneigt und sah ihn mit einem seltsamen Blick an. „Es ist mein Auftrag, alle Taelons zu töten”, sagte sie mit einer völlig veränderten Stimme.

Da'an fühlte, wie ihn jähe Furcht ergriff. Dennoch bemühte er sich um eine feste Stimme, als er ihr entgegensetzte: „Ma'els Botschaft ist nicht mehr dieselbe, die sie einst war. Ich kann Ihnen helfen, die Wahrheit herauszufinden.”

Auf ihrem Gesicht erschien jetzt ein scheinheiliges Grinsen. „Sie fürchten um Ihr Leben, Da'an”, flüsterte sie. „Doch das müssen Sie nicht. Ich will Sie nicht töten.” Sie betrachtete ihn beinahe bedauernd. „Aber für Ihr Kind sehe ich leider keine Hoffnung. Das werden Sie doch sicher verstehen.” Sie ging langsam rückwärts und brach plötzlich in ein irres Gelächter aus. „Zo'or ist des Todes!” rief sie und lachte noch immer, während sie durch die Botschaft rannte und im Garten verschwand.

Da'an stürzte zu seinem Stuhl und aktivierte den Datenstrom. „Liam!” stieß er beinahe panisch hervor. „Tyler war gerade hier in der Botschaft. Finden Sie sie. Sie muß aufgehalten werden. Sie will Zo'or töten!” Er gab Kincaid keine Möglichkeit, etwas zu sagen, sondern unterbrach die Verbindung. Dann sank er völlig erschöpft auf seinen Stuhl.

 
* * *
 

Liam starrte völlig perplex auf sein Global. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, was Da'an ihm da mitgeteilt hatte. Dann kam Leben in ihn. „Augur, ich muß weg!” rief er und stürzte zum Ausgang.

„In Ordnung, Liam!” rief der Hacker. „Ich...” Er brach ab, als er sah, wie sich die Aufzugstür hinter seinem Freund schloß. „Ich komme auch ohne dich zurecht”, murmelte er und wandte sich wieder seinen Computern zu.

Im Fahrstuhl nahm Liam Kontakt zu Sandoval auf. Sein Kollege hörte ihm ruhig zu, überlegte kurz und sagte dann: „Ich bin bereits auf dem Weg zum Mutterschiff. Ich werde die Suche von dort aus koordinieren und eine Fahndungsmeldung herausgeben. Informieren Sie inzwischen die Portalbehörde.”

„Sollte ich nicht besser in Da'ans Nähe bleiben?” fragte Liam zweifelnd.

Doch Sandoval schüttelte den Kopf. „Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Tyler noch einmal in die Botschaft zurückkehrt. Ich vermute, daß sie uns lediglich ablenken soll und daß der Angriff dem Mutterschiff gilt. Sie ist vermutlich bereits auf dem Weg zum Stützpunkt der Widerstandsgruppe. Da sie kein Shuttle fliegen kann, muß sie ein Portal benutzen.”

„In Ordnung. Aber anschließend werde ich Da'an aufsuchen”, sagte Liam mit fester Stimme.

Sandoval betrachtete ihn einen Augenblick lang nachdenklich. Ein warmer Schimmer trat in seine dunklen Augen, doch seine Stimme klang wie immer neutral. „Selbstverständlich, Major”, sagte er und beendete die Kommunikation.

Liam flog sofort zur Portalbehörde. „Diese Frau steht unter dem dringenden Verdacht, ein Attentat auf die Taelons verüben zu wollen”, erklärte er dem zuständigen Mitarbeiter und reichte sein Global weiter, das ein Bild Jemen Tylers zeigte.

„Kein Problem”, erwiderte der Mann. „Wenn Sie weitere Informationen haben, kann ich diese in unser System kopieren. Sobald die Verdächtige ein Portal betritt, wird sie automatisch festgesetzt.”

Liam rief die Personaldatenbank auf und markierte die entsprechenden Informationen. Der Transfer wurde durch einen Impuls ausgelöst, der automatisch vom Computer der Portalbehörde aufgefangen wurde, da beide Systeme kompatibel waren. „Können Sie feststellen, ob Tyler bereits ein Portal benutzt hat?” fragte er dann.

Der Mann nickte. „Jeder Transfer wird automatisch aufgezeichnet und protokolliert”, erläuterte er. „Damit läßt sich noch nach Jahren feststellen, wann und wie oft ein bestimmter Mensch welches Portal benutzt hat.” Er stellte eine Verbindung der eingegebenen Daten mit der Protokolldatei her und ließ die Informationen vergleichen. „Das dauert allerdings eine Weile...”

 
* * *
 

Da'an hatte sich ausgestreckt. Sein Körper sog begierig die Energie auf, die aus einer Verstrebung oberhalb seines Stuhles strömte und sich regelrecht über ihn ergoß. Aber er konnte es nicht richtig genießen. Seine Sinne waren angespannt, und bei dem leisesten Geräusch zuckte er zusammen. Dabei benötigte er die Regenerationsdusche sehr dringend, um wenigstens einen Teil der verbrauchten Energie wieder auszugleichen. Er konnte sich nicht einmal erklären, warum er derart unruhig war. Jemen Tyler würde es kaum riskieren, ein zweites Mal in der Botschaft aufzutauchen. Immerhin mußte sie damit rechnen, daß man sie sofort festnahm.
Da'an rief sich innerlich zur Ordnung. Seine Zuneigung zu den Menschen hatte ihn in diese unangenehme Lage versetzt. Man hatte ihn getäuscht, sein Vertrauen und seine Freundschaft mißbraucht. Und so bitter es auch war, er mußte der Realität ins Auge sehen.
Um sich von seinen Gedanken abzulenken, versuchte er es mit einer leichten Meditation. Er mußte sich unbedingt entspannen, sonst konnte die Energie nicht fließen. Sein Blick konzentrierte sich auf sein Innerstes, auf seine Träume. Manchmal träumte er davon, auf dem höchsten Gipfel dieses Planeten zu stehen und auf die Welt unter ihm zu schauen. Nicht, weil er sich überlegen fühlte. Er wollte die Schönheit in sich aufnehmen, diese unverwechselbare, einzigartige Schönheit, um sich ihrer bewußt zu werden. Sie hatten so viele Welten zerstört, so viele fremde Kulturen ihrem eigenen Erhaltungstrieb geopfert. Doch mit jeder Spezies, die von ihnen ausgelöscht worden war, ging auch deren Einzigartigkeit verloren. Er träumte davon, sich dem Gemeinwesen ohne Furcht vor Zurechtweisung öffnen zu können, damit sie seine Gefühle auffingen, sich an ihnen berauschten, so wie er es tat. Wenn sie nur die Schönheit sehen könnten...

Da'an ließ sich fallen und spürte, wie die Last der Verantwortung von seinen Schultern wich. Losgelöst von jeden quälenden Gedanken um ihre Zukunft, trieb er durch die imaginäre Welt seiner Träume. Doch diese Befreiung währte nicht lange. Im gleichen Maße wie er sich der Illusion der Freiheit hingab, wurde ihm bewußt, daß es nur eine Art Selbsttäuschung war, daß er selbst an diesem Ort nicht die Wahrheit leugnen konnte. Sie war wie ein zäher grauer Nebel, der ihm anhaftete.

Vor seinem mentalen Auge nahm dieser Nebel Gestalt an. Liam. Jemen. Zo'or. Di'mag. Warum verspürte er ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen? Warum wurde er das Gefühl nicht los, daß er versagt hatte? Liam brauchte seine Freundschaft, Jemen seine Hilfe, Zo'or seinen Schutz und Di'mag... der tote Taelon zeigte mit anklagendem Finger auf ihn. Er hätte ihm zur Seite stehen müssen. Doch wie hätte er ahnen sollen, daß Zo'or zu einer solchen Tat fähig war? Nein! Jemen mußte sich irren...

Es erstaunte ihn nicht, daß er für die Menschen ein derartiges Verantwortungsgefühl entwickelt hatte. Aber es verwirrte ihn, daß er sich schuldig fühlte. Unruhig und erschöpft setzte sich Da'an auf und unterbrach die Regenerationsdusche. Nachdenklich wanderte er durch die Botschaft und blieb vor dem Ausgang zum Gartenbereich stehen. Er starrte in die dunkle Nacht, so als müsse er dort die Antwort finden.

In einem Gebüsch verborgen, hockte eine Gestalt. Sie hatte die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen und zitterte am ganzen Leib. Ihr Blick war apathisch, und ihre Lippen bewegten sich unaufhörlich. „Da'an...” Aber die Stimme war so leise, daß selbst ein Taelon sie nicht hören konnte. Da'an wandte sich wieder ab und kehrte in die Botschaft zurück.

 
* * *
 

Sandoval eilte auf die Brücke. Er mußte sich zwingen, nicht zu rennen, denn schließlich lag kein Notfall vor. „Zo'or! Da'ans Beschützerin, Jemen Tyler, ist flüchtig. Und offensichtlich beabsichtigt sie, Sie zu töten.” Obwohl er sich um eine ruhige Stimme bemühte, konnte er nicht verhindern, daß ihr eine gewisse Erregung anhaftete.

Zo'or drehte seinen Stuhl zu ihm herum und betrachtete ihn beinahe amüsiert. „Agent Sandoval, Sie glauben doch nicht im Ernst, daß mich diese Nachricht beunruhigt.”

„Eine Morddrohung sollte man immer ernst nehmen, Zo'or.”

„Aber nicht von diesem Kind”, sagte der Taelon und wischte die Bedenken seines Vasallen mit einer lässigen Handbewegung beiseite.

„Es wäre ein Fehler, Tyler zu unterschätzen”, erwiderte Sandoval. „Nach meinen Informationen gehört sie dem Widerstand an.” Er rechnete insgeheim mit einer Zurechtweisung, doch der Synodenführer zeigte sich heute unerwartet nachsichtig. Demnach war sein Gespräch mit Präsident Thompson erfolgreich verlaufen. „Wenn sich der Widerstand mit derartigen Personen abgibt, kann es für uns nur zum Vorteil sein”, sagte er. „Finden Sie Tyler! Sie könnte sich als recht nützlich erweisen.”

„Die Fahndung läuft bereits. Trotzdem empfehle ich, daß Sie das Mutterschiff verlassen und vorübergehend die Washingtoner Botschaft oder Ihr früheres Büro in New York aufsuchen.”

Aus dem hinteren Teil der Brücke trat T'than hervor. Er musterte die beiden, machte aber keine Anstalten, sich in das Gespräch einzumischen, sondern nahm eine eher abwartende Haltung ein. Eine kleine Pause entstand, die in Sandoval ein ungutes Gefühl hervorrief. Er war von beiden Taelons für ihre Zwecke umworben worden, ein willkommenes Werkzeug, den anderen auszuspionieren, um damit einen taktischen Vorteil zu erlangen, ohne nur im Entferntesten zu ahnen, daß ihr „Werkzeug” ihnen in dieser Hinsicht ebenbürtig war. Er verdrängte jedoch die in ihm aufkeimende Nervosität, indem er sich allein auf Zo'or konzentrierte. Solange er ihnen keinen Anhaltspunkt gab, ihm zu mißtrauen, befand er sich in relativer Sicherheit.

Zo'or tat so, als sei er zumindest bereit, den Worten seines Vasallen eine gewisse Beachtung zu schenken. Tatsächlich galt seine Aufmerksamkeit aber T'than. Er war sich dem prüfenden Blick seines ärgsten Widersachers bewußt. Seine nächsten Worte mußten deshalb sorgfältig gewählt sein. Sie durften keinerlei Schwäche offenbaren, oder T'than würde sie gnadenlos gegen ihn verwenden. „Ihre Besorgnis ist durchaus verständlich, Agent Sandoval. Doch wo sollte ich besser aufgehoben sein als auf dem Mutterschiff?”

„Wir wissen nicht, was der Widerstand plant”, entgegnete Sandoval. „Trotz größter Sicherheitsvorkehrungen läßt sich nicht völlig ausschließen, daß sich Saboteure an Bord befinden. - Zo'or, in der Botschaft wird Sie niemand vermuten. Tyler ist von dort geflohen. Sie wird kaum zurückkehren und sich der Gefahr einer Verhaftung aussetzen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß sie uns nur ablenken soll und daß der eigentliche Angriff hier auf dem Schiff stattfinden wird.”

„Ich kann mich Agent Sandovals Überlegungen nur anschließen.” T'than hatte seine stumme Beobachterrolle aufgegeben und trat näher an den Synodenführer heraus. „Du bist hier in großer Gefahr.”

Zo'or bedachte ihn mit einem unwilligen Blick. „Daß du es nur allzu gern siehst, wenn ich das Schiff verlasse, ist mir sehr wohl bewußt, T'than”, sagte er scharf. „Aber ich denke nicht daran, mich aufgrund irgendwelcher vagen Vermutungen wie ein verängstigter Mensch zu verstecken. Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen verdoppeln...”

„Es geht hier nicht nur um dein Leben. Du bist der Führer der Synode. Du trägst die Verantwortung für das Gelingen unserer Mission.”

„Bitte, Zo'or”, drängte nun auch Sandoval. Tatsächlich schien er sehr besorgt um das Wohlergehen seines Companions zu sein. „Lassen Sie uns das Risiko minimieren und bleiben Sie vorübergehend bei Da'an in der Botschaft, bis wir das Schiff einer gründlichen Untersuchung unterzogen haben.”

„Ke'esh!” Zo'or erhob sich abrupt von seinem Stuhl und machte Anstalten, die beiden stehenzulassen, doch T'than stellte sich ihm in den Weg. „Unsinn?” wiederholte er. „Unsinnig ist höchstens dein Verhalten und riskant noch dazu. - Bedenke... es könnte der Synode durchaus einfallen, dich in Sicherheit bringen zu lassen, wenn sie feststellen, daß du dich leichtfertig in Gefahr begibst.”

„Aber nur, wenn du sie entsprechend informierst!”

„Du läßt mir keine andere Wahl”, sagte T'than und hielt seinem verärgerten Blick stand.

Zo'or mußte erkennen, daß ihm seine Sturheit nur ein weit unangenehmeres Übel bescherte. Die Synode würde sich nicht damit begnügen, ihm auf der Erde einen sicheren Unterschlupf zu suchen, sondern darauf bestehen, daß er diesen Planeten verließ. Und einen größeren Gefallen konnte er seinem Widersacher kaum machen. T'than würde schon dafür sorgen, daß sich seine Rückkehr um Wochen, vielleicht sogar um Monate hinauszögerte. „Nun gut”, gab er nach. „Ich werde eurem Rat folgen. - Agent Sandoval! Ich beabsichtige, mein Büro in New York aufzusuchen. Treffen Sie die notwendigen Vorkehrungen.”

„Sehr wohl, Zo'or!” Sandoval deutete eine leichte Verbeugung an und eilte davon.

„Ich halte nichts davon, Da'an zu beunruhigen”, fuhr Zo'or fort. In Wahrheit machte ihn der Gedanke an Jemen Tyler mehr als nervös. Auch wenn es sein Beschützer für ausgeschlossen hielt, daß sie noch einmal in die Botschaft zurückkehren könnte, so wollte er lieber kein Risiko eingehen. Sein ungewöhnliches Erlebnis in der Arrestzelle hatte ihm zu denken gegeben.

„Du hast recht”, pflichtete ihm T'than bei, und um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. „Es würde ihn in der Tat beunruhigen.” Er begleitete seinen Artgenossen, als dieser die Brücke verließ. „Und sei ganz unbesorgt, Zo'or. Ich werde dich in der Zwischenzeit würdig vertreten.”

„Ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet”, zischte der Synodenführer eisig.

 
* * *
 

Da'an wanderte unruhig in der Botschaft auf und ab. Er hätte gern Liam kontaktiert, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Aber unter den gegebenen Umständen war er gezwungen, zu warten, bis er sich von selbst meldete. Er hatte ihn ja praktisch hinausgeworfen, und mittlerweile kannte er die Menschen gut genug, um zu wissen, daß sie auf derartiges Verhalten sehr verletzt reagierten. Er konnte es ihm nicht einmal verübeln. Liam hatte ihn mehr als einmal vor Tyler gewarnt. Doch in seinem Bestreben, Jemens Geheimnis auf die Spur zu kommen, hatte er die Bedenken seines Beschützers ignoriert.

Da'an ging zu seinem Stuhl hinüber und aktivierte den Datenstrom. „Agent Sandoval”, sagte er zögernd, als der Asiate sichtbar wurde. Noch während er darüber nachdachte, wie er sich möglichst unverfänglich nach den Ermittlungen erkundigte, gab ihm Sandoval von sich aus bereitwillig Auskunft. „Zo'or wurde von mir über Tylers Absichten informiert. Er wird für eine Weile sein Büro in New York aufsuchen, bis die Situation geklärt ist. Ich bin überzeugt, daß wir Tyler sehr schnell kriegen.” Er klang sehr optimistisch.

„Ich danke Ihnen, Sandoval”, erwiderte Da'an.

„Der Major wird in Kürze zu Ihnen stoßen, sobald er die Portalbehörde informiert hat. - Da'an, bitte entschuldigen Sie, aber ich muß unser Gespräch beenden, um Zo'ors Transfer vorzubereiten.”

„Selbstverständlich”, sagte Da'an rasch und hob den Arm, um die Verbindung zu beenden. Liam würde zu ihm kommen, doch... freiwillig? Der Companion wandte sich langsam ab. Der Gedanke, die Freundschaft des jungen Kimeras für immer verloren zu haben, verdrängte die Freude über seine Rückkehr und erfüllte ihn statt dessen mit tiefer Niedergeschlagenheit. Ein plötzliches Geräusch ließ ihn aufhorchen, und er drehte sich herum. Seine blauen Augen weiteten sich vor Überraschung und zugleich vor Entsetzen.

 
* * *
 

Zo'or stellte sich in das Portal, umgeben von Sandovals schwerbewaffneten Männern. Er starrte finster zu T'than hinüber, der neben der Transfer- und Überwachungskonsole stand, so als wollte er sich persönlich davon überzeugen, daß der Synodenführer tatsächlich in sein New Yorker Büro reiste. Sandoval hielt sich ein wenig abseits und bemühte sich um ein unbeteiligtes Gesicht.

„Wir werden uns schon bald wiedersehen”, sagte Zo'or selbstbewußt. Doch T'than lächelte nur. „Sicher, Zo'or”, sagte er spöttisch. Dann gab er das Zeichen zum Transfer. Zo'ors zorniger Gesichtsausdruck verschwand im gleißenden Strahl des Energiestromes.

„Nun, Agent Sandoval...” Die Stimme des Kriegsminister ging in dem alarmierenden Signalton der Kontrolleinheit unter. „Alarm! Fehlfunktion!” rief die automatische Stimme. „Fehlfunktion.”

Sandoval und T'than wechselten einen überraschten Blick, dann stürzte der Companion-Agent auf die Konsole zu und drängte den Freiwilligen, der den Transfer durchgeführt hatte und nun entsetzt auf die visuelle Fehlermeldung starrte, energisch beiseite. Seine Finger glitten über die Bedieneinheit und forderten einen Bericht an.

„Was ist geschehen?” fragte T'than und trat an seine Seite.

„Ein fremder Slipstream blockiert den Transfer”, stieß Sandoval hastig hervor. „Ich versuche, es zu kompensieren, indem ich mehr Energie in dem Hauptstrom umleite.”

 

Ende von Kapitel 7

 

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