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  „Revolution vs. Evolution” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   6. Oktober 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Etwas Neues erwacht ...
Zeitpunkt:  erste Staffel - einige Monate nach 1x12 „Sandoval's Run”
Charaktere:  jedes Wort wäre hier schon zu viel verraten
 
Anmerkung der Autorin: Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefallen hat.
 

 

REVOLUTION VS. EVOLUTION

Kapitel 8

 

„Die Reise vom Tod des Lebens, zum Leben des Todes!”
(Da'an in: 1x10 - ‚Live free or Die’)

Es schwebte ... losgelöst von dem glatten Kalten, auf dem Es zuvor gelegen hatte. Beinahe so frei, wie die es einmal gewesen waren, die weit vor Ihm kamen und viel weiter als Die, aus der Es gekommen war. Es vermisste Die, aus der Es gekommen war. Denn Die, aus der Es gekommen war, hatte Es mit dem, was Es zum Leben unbedingt benötigte, versorgt und Die, aus der Es gekommen war, hatte Ihm noch viele weitere Dinge geschenkt, die Es nun schon so lange, seit Es ein weiteres Stück gewachsen war, vermisste, die bunten Farben, die Es in der Nähe von Der, aus der Es gekommen war, in seinen Gedanken hatte widerhallen lassen. Es vermisste die Lieder, die Die, aus der Es gekommen war, Ihm und den Anderen, die wie Es waren, gesungen hatte und das Wissen, das Es durch all dies genauso hungrig in sich aufgenommen hatte wie das, was Es am Leben erhielt.

‚Frei’ war etwas, das Es verstand. Ein Zustand, den Es unbedingt erreichen wollte. Etwas, das Es erreichen musste. Etwas, das Es niemals aufgeben sollte, erreichen zu wollen. Wieso dies so wichtig war, wusste Es nicht und auch nicht, woher Es so gut verstand, wie sich das ‚Freisein’ anfühlen musste. Es ‚wusste’ es einfach. Genauso, wie Es wusste, wie Es sich bewegen musste, um den sich immer weiter in Größe und Form verändernden Leib zu nähren.

Langsam und vorsichtig regte Es sich, immer darauf bedacht, keine zu schnelle Bewegung in dem Es Umgebenden zu verursachen. Es wollte nicht, dass man Es wieder auf das glatte Kalte legte, das Es zum Schlafen zwang und daran hindern wollte, dass Es sich weiter ausdehnte, weiter seinen Leib anschwellen ließ. Doch seit Es aus dem glatten Kalten in dieses warme Weiche gekommen war, hielt Es nichts mehr davon ab, sich zu nähren und zu dehnen. Es streckte die dünnsten Teile des Es beherbergenden Leibes langsam aus, die Es erst erhalten hatte, nachdem Es wieder aus dem glatten Kalten in das weiche Warme gekommen war.

Eine Bewegung innerhalb der Es nährenden Umgebung ließ diese längsten, dünnsten Teile des sich langsam an- und dann wieder abschwellenden Leibes in ungewollte Hektik ausbrechen und in die Es umhüllende und gleichzeitig in dem Gefühl des Freiseins haltende Flüssigkeit tauchen und somit weitere, von Ihm nicht gewollte Aufmerksamkeit auf Es zu lenken. Es spürte durch die Es umgebenden Erschütterungen, welche Es frei schwebend hielten und mit Nahrung versorgten, dass, was immer sich Ihm näherte, groß und warm sein musste, mit vielen langen dünnen Teilen, die sich nach Ihm ausstreckten und Es umfassten. Es wollte zuerst flüchten, doch diese Wahl hatte Es nicht - auch, weil Es doch viel zu begierig auf alles war, was Es an Neuem und Es weiter wachsen Lassendem lernen konnte. So bewegte Es sich und reckte sich dem warmem Weichen, das es zu umhüllen begann, voller Wissbegier entgegen.

 

Es spürte, wie Es von dem Großen mit den vielen Gliedern emporgehoben wurde. Als Es versuchte, seinen Leib dem Es Tragenden anzupassen, sich einen festeren Halt zu verschaffen, verspürte Es einen scharfen, kalten Stich in seinem hinteren Leib, der Es kurz vor Schmerz erschaudern ließ und dann, ehe Es begriff, was geschehen war, zog sich das Vielgliedrige von Ihm zurück und ...
Wohltuende Wärme, die von unterhalb seines Leibes, von dem Glatten, Harten, auf dem Es nun lag, aufstieg, ließen Es den immer noch durch Es laufenden, von seinen größten bis zu seinen kleinsten Gliedern widerhallenden Schmerz langsam verdrängen und durch seinen gesamten Körper erfüllende und pulsierende Wärmewellen ersetzen. Eine Wärme, die Es dazu anzutreiben versuchte, das Es sich noch schneller als Es dies für nötig befand, weiter ausdehnte und seinen Leib weiter anschwellen ließ. Es zögerte zuerst, denn dieses schnellere Dehnen kam Ihm verkehrt vor ... doch nach der dritten durch Es hindurch laufenden Welle gab Es sich ganz den Es animierenden Gefühlen hin und tat wie Ihm geheißen.

Nach einer unbestimmten Zeit streckte es einen Ihrer Fühler aus, die nun ebenso langgliedrig waren wie die Vielgliedrigen, die es irgendwann vorher emporgehoben hatten. Es hatte sich weiter ausgedehnt und weitere Ihrem Körper eigenen Proportionen gebildet. Noch mehr Glieder, die es Ihr erlaubten, noch fester an dem Sie beherbergenden Boden zu haften. Das nächste Mal, wenn das Vielgliedrige kam, das es Ihrem warmen weichen Platz entreißen wollte, würde dieses es schwerer mit Ihr haben. Es würde Ihren gesamten Leib an den Boden pressen und sich mit den erst vor kurzem gebildeten, vielen scharfen Harten, mit denen es besser als je zuvor Nahrung aufnehmen konnte, verteidigen. Es würde Ihren Nahrungsplatz und den Ort mit den Sie durchlaufenden Wärmewellen, die Ihre in immer schnelleren Zyklen kommenden Dehnungsschübe nur noch beschleunigten, nicht mehr verlassen.

 

Wieder war sie gewachsen und hatte sich ausgedehnt. Weitere ihren Körper stützende Gliedmaßen hatten sich gebildet, die es ihr nun sogar erlaubten, sich auf ihnen fortzubewegen, anstatt sich, wie bisher, halb schlängelnd und halb kriechend auf dem Boden zu winden. Besonders ihre hinteren Glieder erstarkten mit jeder Nahrungsaufnahme und jedem weiterem Anwachsen ihres Leibes, und sie spürte die enorme Kraft, die noch ungenutzt in ihnen schlummerte. Dennoch ließ sie nicht nach, all das Neue an ihr ständig in Bewegung zu halten und es auf diese Art und Weise zusätzlich zu stärken. Besonders stolz war sie auf das harte Raue, das sich über ihrem einst weichen Rücken bildete und ihr so einen weiteren Schutz vor dem langen Vielgliedrigen bieten konnte, das sie immer noch heimsuchte und sie piekste und zwickte und andere Dinge mit ihr tat, die sie nicht einzuordnen wusste.

Vieles verstand sie jedoch schon - das meiste durch die mit jedem neuen Wachsen verbundenen Erinnerungsblitze, die sie Dinge lehrten wie etwa das Unterscheiden der verschiedenen Flüssigkeiten, die die langen, dünnen, spitzen Metallwesen ihr zufügten, wenn sie sie stachen und vom Boden zu lösen versuchten.

Ebenso wie das Wissen um die verschiedenen Flüssigkeiten erfüllte sie eine innere Unruhe, die sie nicht ganz zu verstehen in der Lage war. Bis auf die langen dünnen Spitzen, die sie immer aufs neue zu stechen drohten, hatte sie alles, was sie zum Überleben benötigte. Sie hatte Nahrung, einen Platz, auf dem sie mit Wärme versorgt wurde und einen Körper, der sich ständig weiter entwickelte. Sie verstand nicht die in ihr widerhallenden Stimmen, die von grünen duftenden Flächen erzählten und von blauweißen Strömen, die ihren Leib beim Springschweben zu liebkosen versprachen. Doch auch wenn sie nicht begriff, was sie bedeuteten, so wollte sie die Bilder und die singenden Stimmen, die in ihr eine bisher verborgene Sehnsucht weckten, nicht mehr missen.

 

Sie wartete geduldig auf das, was kommen würde. Sie hatte in den vergangenen Zyklen kein erneutes Anschwellen ihres Körpers mehr erlebt. Keine neuen Glieder waren ihr gewachsen oder hatten sich verändert. Nur das raue Harte auf ihrem Rücken hatte sich weiter gefestigt und die langen Spitzen hatten es immer schwerer, sie zu stechen. Zufrieden lag sie auf dem glattem Warmen und lauschte den in ihr widerhallenden Gesängen, die ihr so viel an Wissen vermittelten. Unruhig tastend, nach etwas suchend, fuhren ihre langen Fühler durch die Luft und warteten auf die erneute Schwingung, die ihr die Ankunft der langen Kalten verraten würde. So wie zuvor würde sie sich ganz fest zusammenziehen, und wenn die langen Spitzen sie berührten, ihre kurzen Scharfen, mit denen sie ansonsten Nahrung aufnahm, in die langen Kalten schlagen. Sie würde sie wieder, wie zuletzt geschehen, festhalten und ihren ganzen Leib anspannen, ihre ganze Kraft in das Zupacken und Festhalten legen und dann, dann würde wieder das große Vielgliedrige kommen, um sie von dem langen Spitzen zu befreien. Beim letzten Mal war sie zu damit noch zu unsicher gewesen, sowohl in der Handlung als solcher als auch darüber, ob diese wirklich eine angemessene Antwort auf das ihr Zugefügte sei, und so war es dem großem Vielgliedrigem gelungen, ihren Biss um das lange Kalte zu lösen und dann ... dann war sie gefallen.

Instinkte waren in ihr aufgebrochen, hatten von ihr Besitz ergriffen und ohne dass sie wirklich realisierte, was sie da tat, breitete sie ihren Leib aus, dehnte ihn und fing so ihren Sturz ab. Dennoch erschütterte ihre Rückkehr zu dem glatten Warmen ihren ganzen Körper, und sie ließ mehrere Nahrungszyklen ungenutzt verstreichen, ehe sie die ihren immer noch vor ungeahnten und ungekannten Empfindungen brodelnden Körper wieder an und abschwellen ließ und dabei etwas tat, was sie zuvor noch nie getan hatte. Ein neues Lied war während ihres Falls in ihrem Innerem erklungen und sie begann, überwältigt von dem ganzen zuletzt Empfundenen, in dieses einzustimmen - solange, bis die Empfindungen, die ihr Unbehagen bereiteten, langsam Stück für Stück und Strophe für Strophe abklangen.

 

Alles hatte sich verändert. Seit dem kurzem Fall und dem Erheben ihrer eigenen Stimme, die sie in den Chor der in ihrem Inneren singenden einfallen ließ und schon bald ...
Sie gewann mehr und mehr an neuer Kraft, und nach und nach verklangen die anderen Stimmen, bis schließlich die ihre die einzige blieb, die sie wahrnahm. Doch sie war deswegen nicht beunruhigt, denn sie hatte alle Lieder von den Anderen gelernt und konnte sie nun selbst singen, was sie auch mit aller Kraft und aller Hingabe, die sie besaß, tat. Doch das Verstummen der anderen Stimmen war nicht die einzige Veränderung, die ihr auffiel. Je mehr die anderen in den Hintergrund getreten waren, desto klarer hatte sie ihre Umgebung wahrgenommen.

Ihre Fühler vibrierten im Einklang mit ihrem Gesang und fingen die von allen Seiten zu ihr zurückkehrenden Signale auf, begierig über jedes neue Detail, das sie so von dem sie Umgebenden erkannte. Nicht nur das glatte Warme, das sich unter ihrem Leib befand, konnte sie auf diese Art erkennen, sondern auch andere, dem glatten Warmen ähnliche Dinge, die sich zu ihren Seiten und über ihren tastenden Fühlern befanden - eigentlich weit außerhalb ihrer Reichweite, doch durch die in der Luft schwingenden Vibrationen, die sie mit ihrer Stimme erzeugte und die die feinen Härchen ihrer Fühler wieder auffingen, konnte sie das sie Umgebende nun besser eingrenzen.

Suchend wandte sie ihren Kopf hin und her, richtete ihren Körper nach oben aus, den größten Teil ihres Gewichtes dabei auf die hinteren kräftigen Glieder gestützt, und streckte dabei ihre Fühler so weit sie es vermochte nach oben aus, hinauf zu dem glatten Kalten, das sich wie das unter ihr Befindliche anfühlte, nur eben kalt und nicht wohltuend warm. Während sie sich derart aufrichtete, stieß sie lange fragende Laute aus, von denen sie während der letzten Zyklen gelernt hatte, das diese am besten die sie umgebenden Flächen zu reflektieren vermochten und deren Beschaffenheit zu ihr zurücktrugen. Doch was sie suchte, fand sie nicht. Verwirrt ließ sie sich wieder auf das warme Glatte zurücksinken, nur noch leise und zögernd rufend. Sie war sich absolut sicher, alle Flächen, die sich um sie herum befanden, entdeckt zu haben, und sie wusste nun auch, ohne noch einmal suchen zu müssen, wo sich welche Fläche befand. Doch was sie nicht gefunden hatte und was sie deshalb verunsichert wieder zu Boden hatte sinken lassen, waren die glatten spitzen Metallwesen und das große Vielgliedrige.

Wo nur mochten diese sein? Wieder erinnerte sie sich an das Fallen und den Aufprall und an das, was davor gewesen war. Sie hatte das lange Spitze angegriffen, sich in es verbissen und ...
Eine plötzliche Welle aus unbändiger Freude überflutete sie - denn dass das lange Spitze nicht mehr da war, konnte nur eines bedeuten ...
Sie hatte es von ihrem Futterplatz vertrieben ... hatte in dem Streit, der schon so lange mit den spitzen Metallwesen währte - solange sie sich erinnern konnte - den Sieg davon getragen.
Laut singend richtete sie sich erneut auf, ihren Körper gestreckt und auf die hinteren Gliedern gestützt, und verkündete so jedem, dass dieser glatte warme Ort allein ihr gehörte und sie jeden Eindringling sofort wieder vertreiben würde. Ihre vorderen Glieder berührten schon fast wieder das warme Glatte unter ihr, als sich das sie Umgebende plötzlich zu verändern begann.

 

Das glatte Warme unter ihrem Leib wurde immer kälter, genau so, wie auch der Rest des sie Umgebenden immer mehr an Wärme verlor. Zuerst verwirrt, dann mit zunehmender Kälte immer verunsicherter, stieß sie hohe, trillernde Rufe aus, Laute, die jedoch ohne ihr weiter helfen zu können zu ihr zurückprallten. Ihre Rufe wurden, je eisiger es wurde, immer leiser und schwächer, bis sie schließlich gänzlich verstummten, weil ihr einfach die Kraft dazu fehlte, weiter zu rufen, zu erkunden, was diese plötzliche Veränderung herbeigeführt hatte. Sie versuchte zu entkommen, sich von dem ehemals warmen Glatten zu entfernen. Vielleicht war es ja weiter gezogen, und sie hatte das nur nicht bemerkt? Sie würde es wieder finden. Gerade jetzt würde sie nicht aufgeben - wo sie doch die langen Spitzen und die kalten Glatten hatte vertreiben können.

Doch jede Regung ihrer immer schwerer werdenden Glieder wurde so unendlich mühsam. Sie schaffte es kaum noch, ihre Fühler tastend auf das ehemals glatte Warme zu richten ... zu sehr glich es jetzt dem sie umgebendem Kalten, das sich in jeden Winkel ihres zitternden Leibes hinein schlich und sie immer langsamer werden ließ. Immer unsicherer zuckten ihre langen Gliedmaßen, die sie sonst so mühelos tragen konnten und gaben schließlich dem Gewicht ihres Körpers nach. Sie sackte nun endgültig auf das unter ihr Liegende und ... versank ... immer weiter ... immer tiefer ... Ein letztes kurzes Beben lief durch ihren schlanken Leib und dann ... begannen die Träume.

 

Sie wurde hochgehoben, war jedoch zu schwach, um sich gegen das große Vielgliedrige das sie gefangen hielt, zu wehren. Sie schwebte, sie flog ... bis sie auf etwas anderes gelegt wurde. Bis das lange Vielgliedrige sie wieder aus seinen Fängen entließ ... Doch dann kamen die spitzen Kalten, die sie stachen, ihr Schmerzen zufügten, ihren Rückenpanzer durchstießen ... sie hätte geschrieen ... gebissen ... wäre am liebsten gesprungen ... so weit und hoch wie noch nie zuvor ... doch sie konnte es nicht ... war zu schwach ... zu kalt ... alles war viel zu kalt ... sie spürte wie etwas durch die spitzen Kalten in ihren Körper lief ...
Sie wurde leichter ... Wieder begann sie zu schweben ... immer höher und höher ...
Ein Gefühl von unbändiger Freiheit erfüllte sie. Sie wollte singen, ihren Jubel laut hinaus rufen ... Doch hatte sie keine Stimme mehr, mit der sie dies hätte tun können ... Immer weiter schwebte sie empor ... Wenn sie schon nicht singen konnte, wollte sie zumindest ihren Kopf erheben, ihre Fühler weit ausstrecken, ihren Körper dehnen, damit sie nicht, wie das letzte Mal, als sie so hoch gestiegen war ... Nein, so hoch war sie noch nie ...
Wo war ihr Körper? Ihre Fühler, ihre langen Glieder? Wo waren die kurzen Harten, mit denen sie Nahrung aufnehmen konnte? Wo ...
Doch dann .. plötzlich ... war es vorbei. Sie fiel ... stürzte hinab ... einen lautlosen Schrei ausstoßend, den niemand je hören würde ... denn sie hatte keinen Körper mehr ... war gefangen in der endlosen Weite.

Doch ebenso plötzlich, wie sie zu fallen begonnen hatte ... war da etwas Anderes ... Etwas, das ihr glich - und ihr dennoch völlig fremd war ... Etwas, das nach ihr griff ... Nach ihr verlangte ... Das sie brauchte ... Langsam ... Ganz langsam näherte sie sich diesem Anderen, das so fremd und gleichzeitig so vertraut war ... so vollkommen anders als alles, was sie bisher gekannt hatte .... Und dennoch ... tief in ihr verborgen wusste sie ... mit absoluter Klarheit ... dass die, die vor ihr waren, dieses Andere ebenfalls gekannt hatten ... doch was war es nur? Zögernd kam sie immer näher ... streckte ihre Gedanken dem Anderem entgegen, so wie einst ihre Fühler ... doch hatte sie keine Fühler mehr und keinen Körper ... nur noch ihre Gedanken waren ihr geblieben ...

Das Andere, das ihr so fremd und gleichzeitig so nah war, führte, leitete und beruhigte sie. Sie fühlte sich sicher, geborgen ... Die Angst, die sie kurz zuvor noch empfunden hatte, war nun vollends verschwunden, war nur noch eine flüchtige Erinnerung. Auch das Andere, das ihr so gleich und doch so fremd war, erinnerte sich. Es zeigte ihr Bilder, Gefühle, Erinnerungen eines anderen Wesens, das sie nicht verstand, aber die sie in ihrer Intensität trotzdem seltsam berührten. Etwas in ihr weckten ... ein Verlangen ... eine bisher nicht gekannte, ungeahnte Sehnsucht ...
Und dann, ebenso plötzlich, wie ihr Fall beendet gewesen war, ebenso plötzlich, wie sie auf das Andere getroffen war, hatte sie wieder einen Körper.
Sie fühlte ihn ... Spürte die Säfte, die ihn am Leben erhielten, doch sie waren so langsam ... so träge ...
Sie begann sich zu dehnen ... zu strecken ... den Körper zu untersuchen und sich ihm anzupassen ...
Er war riesig ... viel größer als alles, was sie bisher auch nur erahnt hatte ... und dennoch fand sie sich in ihm zurecht ... nahm ihn in Besitz ... stets geleitet und geführt von dem Anderen, das nun ebenso ein Teil von ihr war wie sie von ihm.
Sie waren verschmolzen, zu einem Wesen geworden.
Nur noch eine Erinnerung, die sie gemeinsam erlebten, ein Gedanke, den sie gemeinsam dachten ...
Und dann erwachte sie.

 

Ende von Kapitel 8

 

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