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  „Revolution vs. Evolution” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungszeitraum: September 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Commander William Boone erwacht im Arrest
Zeitpunkt:  erste Staffel - einige Monate nach 1x12 „Sandoval's Run”
Charaktere:  Jonathan Doors, Commander William Boone, Dr. Julianne Belman
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefallen hat.
 

 

REVOLUTION VS. EVOLUTION

Kapitel 5

 

Als William Boone die Augen aufschlug, war er von tiefster Dunkelheit umgeben. Verwirrt runzelte er die Stirn und blinzelte einige Male, doch die ihn umgebende Schwärze wollte einfach nicht weichen. Langsam setzte er sich auf, dabei mit den Händen ziellos um sich tastend. Zu seiner Rechten fand sich kaltes, raues Mauerwerk, zur Linken konnte er jedoch nichts in unmittelbarer Reichweite seiner ausgestreckten Arme feststellen. Unter ihm befand sich offenbar ein Bettgestell und eine dünne, harte - und, wie er nun auch an seinem malträtiertem Rücken merkte, äußerst unbequeme - Matratze, auf welcher er wohl geschlafen haben musste. Vorsichtig stand er auf und begann, sich, vom Bettgestell ausgehend, rechtsseits an der Wand entlang zu tasten, dabei langsam einen Fuß vor den anderen setzend.

Er hatte gerade fünf Schritte getan, als ein zuerst leises, dann jedoch immer lauter werdendes Knistern über ihm ihn regelrecht erstarren ließen. Kleine Lichtpunkte begannen über ihm zu tanzen, zogen sich dann langsam in die Länge und mit einem weiteren Impuls aus dem Stromgenerator schalteten sich die an der Decke befindlichen Neonröhren ein, eine nach der anderen. Das kalte, bläulichweiße Licht riss einen langen Gang Stück für Stück aus der Finsternis. Durch das plötzliche Aufflammen geblendet, musste Boone die Augen fest zusammenkneifen und mehrmals stark blinzeln, bis sich seine Netzhäute an die sie überflutenden Eindrücke angepasst hatten.

Endlich konnte er seine Umgebung genauer erkennen - und er wusste sofort, wo er sich befand, allerdings nicht, warum genau er hier war. Nur sehr vage erinnerte er sich an eine Auseinandersetzung, die er mit Jonathan Doors geführt hatte. Es ging um einen Diebstahl, den der Multimilliardär und Captain Marquette hinter seinem Rücken begangen hatten. Er verspürte ein leichtes Aufflackern von Wut, als er daran zurück dachte, und so schob er diesen Teil seiner allmählich wiederkehrenden Erinnerungen erst einmal beiseite und versuchte, sich auf seine unmittelbare Situation zu konzentrieren. Wie er es noch aus alten Westernfilmen kannte, bestand die Abgrenzung seiner Zelle zum Gang hin nicht aus einer Wand mit einer soliden Türe mit winzigem vergittertem Fenster, sondern aus vom Boden bis zur Decke reichenden, dicken Eisenstäben und einem antik, aber sehr robust wirkenden Schloss, das aus einer Zeit zu stammen schien, die seit dreihundert Jahren Vergangenheit war - wenn er sich nicht verschätzte. Antiquitäten waren noch nie seine Stärke gewesen, doch er hatte, seit er das CVI implantiert bekommen hatte, sehr viel gelesen.

Sich langsam nähernde Schritte, rechts aus dem Gang kommend, veranlassten Boone, sich hastig umzudrehen. Überrascht runzelte er die Stirn. Er wusste selbst nicht so genau, warum es ihn verwirrte, dass es ausgerechnet Dr. Julianne Belman war, die ihn in Begleitung zweier dicht hinter ihr hergehender gut bewaffneter Soldaten hier und jetzt besuchen kam. Boone versuchte ein Lächeln, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. „Hallo, Dr. Belman”, begrüßte er sie, so gut gelaunt klingend er es in seiner augenblicklichen Situation vermochte. „Sie können mir sicher erklären, was das Ganze hier soll?” Dabei deutete er auf die ihn umgebenden Zellenwände und das verschlossene Eisengitter direkt vor ihm.

 
* * *
 

Zutiefst in Gedanken versunken, hatte Julianne Belman nicht bemerkt, dass sie schon derart weit in den Zellentrakt vorgedrungen war. Zudem hatte sie fest damit gerechnet, William Boone noch unter dem Einfluss der Narkotika fest schlafend vorzufinden. Aus diesem Grunde konnte sie ein erschrockenes Zusammenzucken nicht verhindern, als sie plötzlich seine Stimme vernahm. Erleichtert warf sie einen kurzen Blick auf die beiden sie auf Jonathans ausdrücklichen Wunsch hin begleitenden Soldaten. Doch sie hatte sich schnell wieder im Griff und verbarg ihre - je näher sie der Zelle, in welcher Boone eingesperrt worden war, kam, immer weiter zunehmende - Beunruhigung hinter einer ärztlich-professionellen Miene. Unsicher wanderten ihre Finger zu dem kleinen violetten Gürteltäschchen, das sie trug, und hielten erst erleichtert inne, als sie die mitgebrachte Spritze und das Fläschchen mit einer Mischung ihrer stärksten Beruhigungsmittel dort sicher verwahrt und in Griffweite vorfand.

Schließlich stand sie direkt vor ihm. Seine Kleidung und seine Haare wirkten zerzaust und das dunkelbraune Cordhemd wies an einigen Stellen Risse auf, so heftig hatte er sich gegen die ihn festhaltenden Männer gewehrt. Seine an sie gerichtete Frage überhörend - wer wusste schon, was er sich noch alles einfallen lassen würde, um erneut eine Chance zu erhalten, Jonathan zu töten - blieb sie genau zwei Schritte vor dem trennenden Eisengitter stehen. „Bitte krempeln Sie einen Ärmel hoch, Commander Boone”, forderte sie ihn mit bemüht ruhiger Stimme auf, während sich die beiden Soldaten links und rechts der Türe aufstellten.

Sie konnte deutlich die Verwirrung in seinem Gesicht sehen, doch langsam kam er ihrer Aufforderung nach. Nachdem er sein Hemd am rechten Arm bis zum Oberarm hinauf zurückgerollt hatte, warf er ihr erneut einen fragenden Blick zu. „Dürfte ich erfahren, was das soll, Dr. Belman?”

Abermals ignorierte sie seine Frage und wies ihn nur kühl an: „Jetzt strecken Sie Ihren Arm bitte durch das Gitter, die Handfläche nach oben, und entspannen Sie sich.” Langsam griff sie in ihre Tasche und holte die Spritze und das Fläschchen mit dem Narkotikum hervor. Vorsichtig zog sie die Spritze auf, bis sie bis zur Hälfte mit dem Mittel gefüllt war. Dann steckte sie die Flasche wieder in ihren Bauchgürtel, blickte auf und hielt irritiert inne. Boone hatte sich nicht gerührt und stand, mit verschränkten Armen und einem nur stur zu nennenden Gesichtsausdruck, bewegungslos einen Schritt vom Gitter entfernt. „Sie sollen mir Ihren Arm geben, Commander Boone.”

„Nein.” Langsam, aber bestimmt schüttelte er den Kopf und trat einen Schritt in seine kleine Zelle zurück. Zwei weitere Schritte und er würde an das Bettgestell stoßen, auf welchem er zu sich gekommen war. „Erst, wenn Sie mir sagen, was das Ganze hier überhaupt soll.”

Julianne Belman vollführte eine ungeduldige Geste. „Das wissen Sie doch ganz genau, Commander.”
So sehr sie es auch versuchte - sie konnte den Zorn und die Wut, die sie bei dem Gedanken an das, was er beinahe getan hatte, nicht aus ihrer angespannten Stimme heraus halten. „Und jetzt tun Sie gefälligst, was ich gesagt habe, und geben mir Ihren Arm. Oder soll ich den beiden hier sagen, dass sie Sie festhalten sollen?”

In seinem Gesicht und seinen Augen konnte sie sehen, dass er offenbar wirklich nicht verstand, wovon sie redete. Doch das konnte genauso gut ein Trick sein. Sie sah, wie er zögernd und ungläubig zwischen ihr und den beiden - sich bei ihren letzten Worten deutlich anspannenden - Soldaten hin und her blickte. „Was ist in der Spritze?”, fragte er schließlich, sehr misstrauisch.

„Thorazin und Diazepam - und jetzt bitte, Commander Boone - ich werde Sie kein zweites Mal auffordern.” Voller Entschlossenheit begegnete sie seinem argwöhnischen Blick, jederzeit dazu bereit, ihren beiden Begleitern den Befehl zu geben, in die Zelle zu stürmen und ihn außer Gefecht zu setzen.

„Derart starke Beruhigungsmittel? Was zur Hölle ist hier los, Dr. Belman?”, brauste er wütend auf und warf den beiden Soldaten einen auffordernden Blick zu. „Nur zu, kommt ruhig in meine Nähe. Ich werde mich nicht einfach so betäuben lassen, ohne zu wissen, warum und was anschließend mit mir geschieht.”

Mit einem leisem Räuspern lenkte der linke Uniformierte Juliannes Aufmerksamkeit auf sich und bot ihr an: „Wir werden das schon regeln, Dr. Belman.” Zustimmend nickte der zweite Mann und zog seine Waffe, entsicherte sie und richtete sie auf Commander Boone.

 
* * *
 

Seufzend winkte Julianne ab: „Einen Augenblick noch, bitte.” Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Boone zu. „Es wird Ihnen nichts geschehen. Ich hatte nicht damit gerechnet - nicht so schnell jedenfalls - dass Sie bereits wieder vollkommen wach sind. Ich möchte Sie nur in meine Praxis bringen lassen und dort einige Untersuchungen vornehmen”, versuchte sie ihm mit ruhiger Stimme zu erklären und die deutlich angespannte Lage etwas zu entschärfen. Sie wusste, wie gut Commander Boone in den Künsten der Selbstverteidigung war und zweifelte nicht daran, dass die beiden Soldaten es sehr schwer haben würden, sollten sie versuchen, ihn gegen seinen Willen festzuhalten. Sie hatte eigentlich nur deshalb zugestimmt, sie mitzunehmen, weil sie dachte, sie könnten den bewusstlosen Boone zum nächsten Portal tragen, das sie in ihr Labor bringen würde. Wenn es zu einem ernsthaften Kampf käme, rechnete sie den Uniformierten keine allzu großen Chancen zu, ungeschoren ihr Ziel zu erreichen - wenn überhaupt. Bereits als Boone oben versucht hatte, Jonathan zu töten, waren sechs der kräftigsten Männer vonnöten gewesen, ihn solange festzuhalten, bis sie ihn hatte betäuben können.

War Boones Gesichtsausdruck vorher nur verwirrt gewesen, so spiegelte dieser jetzt ein einziges großes Fragezeichen wieder. „Ich verstehe nicht, wo da ein Problem sein soll. Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt? Ich gehe natürlich freiwillig mit Ihnen mit. Mich deswegen gleich betäuben zu wollen ...” Er war fassungslos. „Wie um Himmels willen kommen Sie denn nur auf so eine Idee?”

„Weil das nächste Portal oben in der Zentralhalle ist und ich das Risiko nicht eingehen will, dass Sie erneut durchdrehen und um sich zu schießen beginnen”, wies sie ihn harsch zurecht, ihn dabei nicht für eine Sekunde aus den Augen lassend.

Boone zuckte ob Dr. Belmans letzter Worte zusammen. Wieder begann sich eine Erinnerung vage am Rande seines Bewusstseins zu regen und drängte ihn, sie näher zu betrachten. Doch zusammen mit dieser Erinnerung versuchten sich Emotionen in ihm auszubreiten, die derart intensiv waren, dass sie ihn davor zurück schrecken ließen. „Ich verstehe nicht ... ich kann mich nicht erinnern ...”, murmelte er zögernd, dabei in Dr. Belmans Gesicht nach einem Hinweis darauf suchend, dass das Ganze doch nur ein schlechter Scherz war und sich Augur, Lili und die anderen dort oben enorm auf seine Kosten amüsierten. Schließlich waren in diesem Teil der geheimen Anlage mehr als genug Kameras aufgestellt, von denen ihn garantiert mehr als nur eine gerade im Bild hatte.

Lange sah sie ihn an, dabei sowohl seine Stimme als auch seine Körpersprache genau beobachtend. Ihre Instinkte als Ärztin verrieten ihr, dass er wohl die Wahrheit sagte. Auch sein ganzes sonstiges Verhalten deutete darauf hin, das er wirklich nicht wusste, wovon sie sprach und warum er sich plötzlich auf der falschen Seite des Gitters befand. Einmal mehr stieg ein Verdacht in ihr auf, der schon seit längerem an ihr nagte - schon seit einigen Wochen, als Boone begonnen hatte, sich bei Themen, die Da'an betrafen - besonders, wenn es darum ging, den nordamerikanischen Companion zu kritisieren oder ihn in Verruf zu bringen - immer uneinsichtiger wurde und sich immer häufiger auf die Seite des Taelons stellte oder versuchte, diesen zu verteidigen. Wenn sie genau darüber nachdachte, dann hatte dieser Prozess schon vor einem Monat begonnen. Etwa zu dem Zeitpunkt, als er Ronald Sandoval wieder zurück in Da'ans Dienste gebracht hatte. Doch so sehr sie auch grübelte, es fiel ihr kein Grund für diese Veränderung ein, bis auf einen, den sie so schnell wie möglich auszuschließen hoffte. Würden ihre Vermutungen bestätigt, wären die Konsequenzen für den Widerstand unabsehbar - dann wäre William Boone ein Risikofaktor, der für sie alle das Ende ihrer Bewegung bedeuten könnte.

Schließlich nickte sie zögernd. „Also gut, Commander Boone - ich hoffe sehr, dass ich meine Entscheidung nicht bedauern muss.” Mit einem Wink befahl sie dem links stehenden Soldaten, die Zelle aufzusperren, während der andere weiterhin mit seiner Waffe auf den Companionbeschützer zielte. „Sie werden mit mir in meine Praxis kommen - und ich warne Sie - sollten Sie auch nur den Anschein erwecken, nicht kooperieren zu wollen, werde ich keine Einwände erheben, wenn Sergeant Miller Ihnen ins Bein oder auch woanders hin schießt. Untersuchen muss ich Sie so oder so.”

Zustimmend nickte William. Er begriff immer noch nicht, warum Dr. Belman derart misstrauisch ihm gegenüber war, doch wollte auch er endlich aus dieser Zelle heraus und erfahren, was nun eigentlich wirklich geschehen war. „Ich werde keine Probleme machen und mit Ihnen kommen, Dr. Belman”, versprach er ihr mit ernster Stimme.

Die Zelle wurde aufgesperrt und Commander William Boone, Beschützer des nordamerikanischen Companions, wurde, von zwei Soldaten flankiert, durch den langen Gefängnisgang und eine steile Treppe hinauf geleitet und schließlich traten alle vier - er, Dr. Belman, und die beiden Uniformierten, wieder in die Hauptzentrale des Widerstandshauptquartiers ein.

 
* * *
 

Kaum dass William Boone den großen, mit allem möglichen technischen Schnickschnack angefüllten Raum betreten hatte und die rege Betriebsamkeit der anwesenden Widerstandsmitglieder zu überblicken versuchte, geschah es - mit einem Male konnte er sich der bisher nur am Rande seines Bewusstseins lauernden Erinnerungen nicht mehr erwehren. Wie eine meterhohe Welle schlugen sie über ihn zusammen und überrollten sein Denken. Er merkte nicht einmal mehr, dass er plötzlich mitten im Schritt mit leerem Blick erstarrte. Vor seinem geistigem Auge spielte sich der vergangene Streit mit Jonathan Doors ab, und wieder spürte er, wie ihn bei der Vorstellung, dass Da'an etwas geschehen könnte, eine kaum beherrschbare Wut überkam und er nur noch von dem Gedanken angetrieben wurde, jede seinem Companion drohende Gefahr auf der Stelle auszulöschen. Es gelang ihm jedoch, den in ihm brodelnden Zorn soweit zu dämpfen, dass er die ganze Situation aus einem etwas distanzierteren Blickwinkel zu betrachten in der Lage war.

Mit nicht geringem Schrecken erkannte er, was er beinahe getan hätte. Wäre Lili nicht gewesen, so würde Jonathan Doors jetzt nicht mehr leben. Dieser Tatsache war sich Commander William Boone absolut bewusst. Ein Teil seines Verstandes wollte sich weigern, das Geschehene zu akzeptieren. Das konnte einfach nicht möglich sein. Sicher hatte er sich schon mehr als einmal mit Jonathan Doors angelegt, und sie waren sich oft nicht einig über die nötigen Vorgehensweisen und Aktionen wider die Taelons. Doch war das noch lange kein Grund, ihn derart anzugreifen. Dann erinnerte er sich, dass Doors ihn quasi hinausgeworfen hatte ... und an eine Frage ...

Krampfhaft schloss Boone die Augen und zwang sich, einige Male tief und ruhig durchzuatmen. Ja, genau - Doors hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder ihn oder Da'an zu beschützen ...
Seine Gedanken begannen sich zu verwirren. War es nicht eher die Wahl gewesen, wen von beiden er hätte töten können? Benommen schüttelte er den Kopf, sich dabei nur vage Dr. Belmans bewusst, die ihm etwas in seinen Unterarm injizierte, und der beiden ihn festhaltenden Soldaten neben sich.

Die vor ihm aufblitzenden Bilder wurden immer schneller und unzusammenhängender, als er versuchte, sie in Einklang mit seinen wieder erwachenden Erinnerungen zu bringen. Nein, er sollte sich nicht entscheiden, wen er ... es war nur eine einfache Frage gewesen ... Doch hatte Doors etwas getan - nein etwas gesagt, das er auf keinen Fall hätte tun dürfen. Er hatte Da'an schaden wollen. Er hatte sogar zugegeben, den nordamerikanischen Companion töten zu wollen, wenn - ja, wenn es zur endgültigen Entscheidungsschlacht zwischen den Taelons und den Menschen käme.

Was mit den anderen Taelons geschah, war Boone relativ egal. Sollten sie ihren kleinen Krieg nur führen, ihre Intrigen spinnen und sich so den Zorn aller Menschen zuziehen ... Doch Da'an durfte nichts geschehen ... Es war ...
„Wir sind Implantanten, Boone, wir dienen allein den Companions ...”
Wieder ein aufblitzendes Bild, das ihn zusammen mit Ronald Sandoval in seinem neuen Büro zeigte. Eines von vielen ... Da'an, der etwas erhöht über ihm stand. Etwas stimmte nicht ...
Williams Gedanken wurden immer träger, und er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
Erneut eine aufblitzende Erinnerung. Er lag auf einem Tisch, war gerade wieder zu sich gekommen, die alles bisher Gekannte übertreffenden Schmerzen waren geschwunden. Sein Blick klärte sich, vor ihm Agent Sandoval's Gesicht ... Eine stützende Hand, die seinen Kopf hielt ...
„Willkommen in einer neuen Welt, Boone ...”
Dann ein anderes Gesicht, das ihn durch eine gläserne Trennwand voller Zuneigung beobachtete ... Zuneigung und Hoffnung ...
Schwärze umfing seinen Verstand und schien ihn zu Boden zu reißen. Panik ergriff von ihm Besitz, und er wollte sich gegen die drohende Finsternis zur Wehr setzen, wusste er doch, dass, wenn er jetzt den Kampf um seinen Geist aufgab, er nie wieder die Gelegenheit dazu erhalten würde, sich zu entscheiden.
Zu entscheiden für ... Er wusste es nicht mehr, war sich nur gewiss, dass gerade etwas sehr Wichtiges mit ihm geschah.

„Einen Augenblick noch, ich erhöhe die Dosis!”, rief Dr. Belman aufgeregt, als sie sah, wie Commander Boone zitternd und zuckend zusammenbrach und haltlos zu Boden stürzte.

Wieder glaubte er die Nadel zu spüren, die durch seinen Hals in seinen Kopf eindrang, sich dort ihren Weg zu seinem Hirnstamm suchte und dort etwas zurück ließ. Etwas Fremdartiges und auf eigenartige Weise - Lebendiges, das sich in ihm auszubreiten begann, mit seinen Gedächtnisbahnen verschmolz und ... das unter starken Schmerzen litt. Etwas war falsch, war nicht, wie es sein sollte. Man hatte es verwundet, einen wichtigen Bestandteil seines Körpers von ihm abgetrennt. Es konnte sich nicht weiter ausdehnen, nicht so Besitz von seinem neuem Wirt ergreifen, wie es vorgesehen war und in seiner ureigensten Natur lag. Es zog sich zurück ... beschloss, erst einmal abzuwarten. Es würde Zeit brauchen, um sich selbst zu heilen, denn die ihm zugefügten Schäden waren groß. Zu viel war ihm genommen, zu viel aus ihm entfernt worden.

Leise Stimmen drangen zu ihm durch, doch wusste William nicht genau zu sagen, ob es sich bei ihnen um Erinnerungen oder um etwas gerade Geschehendes handelte.

Zuckend krümmte Boone sich auf dem Boden, von den starken Armen der Soldaten festgehalten.
„Dr. Belman, sehen Sie sich sein Ohr an!”, rief derjenige, der seinen haltlos hin und her rollenden Kopf vor Verletzung zu schützen versuchte.
„Oh mein Gott ... Ich wusste es ...”, stöhnte Julianne auf, sich selbst dafür verfluchend, dass sie nicht schon viel eher auf ihren Instinkt gehört hatte.
Jonathan Doors eilte auf die kleine nur wenige Meter vor dem Interdimensionsportal teils kniende und teils liegende Gruppe zu und rief: „Was ist mit ihm? Dreht er wieder durch?” Misstrauisch wanderte seine Hand zu der Waffe, die er nach den heutigen Ereignissen sicherheitshalber an seinem Gürtel befestigt hatte. Innerlich versprach er sich selbst, niemals wieder einem Implantanten, egal welchem, zu vertrauen. Er hatte schon von Anfang an am Erfolg ihres Experiments gezweifelt und so überraschte ihn Juliannes nächster Satz nicht allzu sehr.
Wütend blickte sie auf: „Im Moment stellt er keine Bedrohung für irgend jemanden dar ... sein CVI hat begonnen sich zu ...”

Wieder verschwamm alles, wurde zu einem steten, in Williams Ohren klingenden Hintergrundrauschen und versank schließlich in der ihn umfangenden Ohnmacht. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein Gesicht, das ihn voller Mitgefühl musterte und eine sanfte, melodische Stimme, die sprach: „... Ich hoffe, Sie finden Frieden, Boone.”

Die beiden Soldaten reagierten sofort. Ohne zu zögern hoben sie ihn hoch und trugen ihn zum Portal. Dr. Belman war bereits vorausgeeilt und hatte den Code für ihre Praxis eingegeben, so dass, kaum dass die beiden Männer mit Commander Boone in ihrer Mitte zwischen die Portalstreben getreten waren, sich das Portal aktivierte und sie in den Interdimensionsraum gezogen wurden.

 

Ende von Kapitel 5

 

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