Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Revolution vs. Evolution” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungszeitraum: September 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an denkt an einen alten Freund und beginnt zum ersten Mal, seine Zweifel zu konkretisieren und etwas zu unternehmen
Zeitpunkt:  erste Staffel - einige Monate nach 1x12 „Sandoval's Run”
Charaktere:  Da'an, Ronald Sandoval
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefallen hat.
 

 

REVOLUTION VS. EVOLUTION

Kapitel 4

 

Mit einer elegant geschwungenen Handbewegung beendete Da'an, der Nordamerikanische Companion, den ihn mit Captain Marquette verbindenden Datenstrom. Das Gespräch mit ihr hatte ihn nicht unbedingt weiter gebracht. Er hatte sich insgeheim erhofft, dass sie den Aufenthaltsort seines Beschützers kannte oder den Grund, warum dieser sich noch nicht bei ihm gemeldet hatte - weder heute Morgen zum üblichen Rapport noch heute Mittag, als sie gemeinsam zu einer neu errichteten Taelon- Mensch-Einrichtung fliegen wollten. Einige Sekunden verstrichen, in denen er reglos verharrte und ins Nichts zu starren schien. Dann, ganz langsam, schwang er den aus lebendigen Strukturen bestehenden Thron zu seiner Rechten herum und fixierte den vor ihm stehenden Asiaten durchdringend.

Hastig senkte Ronald Sandoval - FBI-Agent und Companion-Beschützer - seinen Blick, als er nur flüchtig dem ihn durch Haut und Knochen gehenden forschenden blauen Augen des Taelons begegnete. Er wusste selbst nicht, warum er derart reagierte. Früher hatte er Da'an ja auch direkt ansehen können. Doch eigentlich wusste er es schon, wollte es sich jedoch nicht eingestehen, da es einem Widerspruch gleichkam, den er nicht begriff. Er fühlte sich Da'an gegenüber schuldig. Schuldig, ihn verlassen zu haben. „Ich werde sofort alle nötigen Maßnahmen einleiten, um Commander Boone wieder zu finden”, beeilte er sich seinem Gegenüber hastig zu versichern.

„Dessen bin ich mir gewiss, Agent Sandoval”, erwiderte Da'an, den vor ihm stehenden Menschen weiterhin eindringlich musternd. „Es ist von äußerster Dringlichkeit, dass Commander Boone gefunden wird.”

Zustimmend neigte der Companion-Beschützer seinen Kopf. „Selbstverständlich, Da'an. Ich werde sofort eine globale Fahndung nach ihm anlaufen lassen.” Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, als ihn des Taelons Stimme noch einmal verharren ließ.

„Ich bin mir sicher, dass Sie Ihr Bestes geben werden. Schließlich ... wie sagen es die Menschen noch gleich?” Kurz hielt der Companion überlegend inne, sprach dann jedoch ebenso gelassen und in der selben sanften Tonlage wie zuvor weiter. „Schließlich schulden Sie Commander Boone Ihr Leben.”

„Auch dessen bin ich mir durchaus bewusst, Da'an”, antwortete Sandoval, nun doch etwas irritiert. Er fragte sich, was die Tatsache, dass Boone ihm schon des Öfteren das Leben gerettet hatte, mit seiner Aufgabe zu tun hatte, dessen plötzliches Verschwinden aufzuklären, als ihm ein plötzlicher, erschreckender Gedanke kam.

Langsam schüttelte Da'an den Kopf. „Das glaube ich nicht, Agent Sandoval. Sie müssen wissen, dass, als Ihr CVI versagte, die Synode einstimmig beschloss, dass man Sie umgehend zu eliminieren habe. Ich selbst gab Commander Boone mehr als einmal einen diesbezüglichen Befehl.”

Nur kurz wurde die ansonsten undurchschaubare Maske des Implantanten Ronald Sandovals von Verwirrung durchbrochen. „Ich verstehe nicht, Da'an. Selbstverständlich bin ich mir der Bedrohung für die Synode bewusst, die entsteht, wenn bei einem von uns das CVI versagt.” Seine nächsten Worte sorgfältig überlegend, fuhr er fort: „Ich nehme an, dass Sie befürchten, dass Commander Boones CVI eine Fehlfunktion hat? Verzeihen Sie, wenn ich mich täusche, aber laut Dr. Belman haben die Cyber-Virus-Implantate doch eine ungefähre Haltbarkeit von zwei bis drei Jahren - und Commander Boone wurde erst vor einem Dreivierteljahr implantiert.”

Langsam die Augen schließend, grübelte Da'an über Agent Sandovals letzte Antwort nach, dabei seine langgliedrigen Finger einzeln und voneinander unabhängig auf den breiten blau- und lilafarbenen Armlehen seines Thrones auf und ab bewegend. Er hatte sich eine etwas andere Reaktion seines ehemaligen Beschützers erhofft, der sich im Laufe der vergangenen Monate immer mehr seinem Kind Zo'or verschrieben hatte. Was ihn jedoch verwirrte, war nicht so sehr die erhaltene und durchaus korrekte Erwiderung, sondern viel mehr die Tatsache, dass er tatsächlich geglaubt hatte, Sandoval würde reagieren wie ... ja, wie ein normaler Mensch und nun eine tiefer gehende Diskussion über das Für und Wider von Befehlen und deren Auslegbarkeit mit ihm beginnen. Eine Unterhaltung, die er mehr als nur einmal mit Commander Boone geführt und jedes Mal sehr genossen hatte. Denn derartige Gespräche waren es meist, die ihm die Menschen und ihre Beweggründe näher brachten.

Aber Ronald Sandoval war zu einem solchen Disput nicht in der Lage. Sein einziges Streben galt dem Befolgen von Befehlen und nicht der Hinterfragung derselben oder gar der Diskussion über Sinn und Unsinn der von der Synode gewünschten Resultate.

Diese plötzliche Erkenntnis war es, die Da'an sich plötzlich von seinem Thron erheben ließ und die ihn dazu trieb, diesbezüglich tiefer gehende Überlegungen anzustellen. Dazu war eine nähere Erkundung des CVIs nötig, die er bisher noch nie für notwendig gehalten hatte. Da'an spürte das neugierige Aufwallen des ihn umgebenden Gemeinwesens, als es seiner Beunruhigung und seiner Absicht gewahr wurde. In einer nur Bruchteile von Sekunden dauernden Diskussion wurde das Für und Wieder einer solchen Untersuchung erwogen und erst als Da'an Commander Boone erwähnte, der schon häufiger Anlass für heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Synode und manches Mal auch zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb des Gemeinwesens - speziell den beiden Kasten der Wissenschaftler und Mediziner - gewesen war, stimmten alle darin überein, jedes CVI eines jeden Companion-Beschützers einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

Langsam schritt der nordamerikanische Companion auf den steif vor ihm stehenden Asiaten zu, der keine Miene verzog, als der Taelon die Hand ausstreckte und ihm an der ungefähren Stelle, an welcher das CVI sich in seinen Hirnstamm eingenistet hatte, mit einer federleichten Berührung über den Kopf strich und schließlich seine Hand dort reglos und wie abwartend verharren ließ - so, wie es in genau diesem Augenblick auch jeder andere Companion bei seinen zugeteilten Beschützern tat. Da'an spürte eine ungeheure Energieansammlung, die sich innerhalb des Gemeinwesens langsam aufzubauen begann. Nur noch wenige Augenblicke und sie würden alle mit absoluter Sicherheit wissen, inwieweit die CVIs ihre einzelnen Träger tatsächlich in ihrem Denken und ihren Handlungen beeinflussten. Ihre Erkenntnisse würden weit besser und detaillierter sein als alle vorangegangenen Untersuchungen der Mediziner und der Forscher zusammen genommen.

Diese Prozedur war bisher noch niemals zuvor an den ‚einzelnen Teilen’ durchgeführt worden. Es war einfach nicht für notwendig erachtet worden. Bis zu diesem Moment, in welchem Da'an sich gefragt hatte, warum er mit Agent Ronald Sandoval nicht die selbe Beziehung aufbauen konnte, wie er es mit Commander William Boone in den vergangenen letzten Monaten getan hatte. Immer weiter stieg die vom Gemeinwesen gesteuerte Energie an und würde bald ihren Höhepunkt erreichen. Nur noch wenige Companions fehlten, die der kollektiven Aufforderung uneingeschränkt zustimmten. Die Gefahr, dass einige der Implantanten bei dieser Erkundung einen schmerzhaften Tod sterben konnten und einige weniger starke Menschen es auch sicherlich tun würden, gefiel nicht allen Taelons gleichermaßen. Dabei störte sie weniger der Verlust der Person an sich, sondern eher die Tatsache, dass sie dann gezwungen wären, neue fähige Implantanten zu finden und sie einzuarbeiten und die Zahl der Menschen, die für eine Implantation in Frage kamen, war aus den verschiedensten Gründen sehr begrenzt.

Da'an fühlte eine Welle von Unmut in sich aufsteigen und leitete sie ungefiltert und durch das Gemeinwesen um ein Millionenfaches verstärkt an die zögernden Taelons weiter, welche ob dieser über sie hereinbrechenden Woge zu keinem Widerspruch mehr in der Lage waren. Sie alle stimmten Da'ans Plan zu und schlossen sich restlos seinem Vorhaben an.

Nur selten hatte Da'an seine Autorität und seine hohe Stellung innerhalb des Gemeinwesens derart offen durchgesetzt. Früher, als er noch kein Diplomat war, als er einen anderen Posten innegehabt hatte, war dies weitaus öfter geschehen. Doch nach seinem Wechsel in die Kaste der Diplomaten hatte er es nicht mehr für nötig befunden, die Gedankenstrukturen Einzelner oder gar das gesamte Gemeinwesen zu etwas, das er unbedingt erreichen wollte, zu bewegen. Er wusste nur zu gut, dass er sich mit dieser neuerlichen Machtergreifung seinerseits viele neue Gegner innerhalb der Taelon- Gemeinschaft und auch unter den Synodenmitgliedern geschaffen hatte. Da'an war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass sich viele fragen würden, ob er seine frühere Tätigkeit wirklich aufgegeben hatte, oder ob das Ganze, inklusive seines Wechsels der Kasten, nur eine raffinierte Täuschung von anderer Seite aus gewesen war. Seine jetzigen Handlungen würden für ihn selbst nicht ohne Folgen bleiben, doch ob diese von ihm zu tragenden Konsequenzen nun zum Guten oder zum Schlechten für das Gemeinwesen waren, wusste selbst er nicht vorherzusagen.

Eine Welle der Bereitschaft durchbrach seine Gedankengänge und vermittelte ihm, dass es nun endlich soweit war. Noch einmal musterte Da'an das dicht vor ihm befindliche Gesicht seines ehemaligen langjährigen Beschützers. Knapp vier Jahre lang hatte er ihm treu gedient, bis er sich Zo'or zugewandt hatte. Da'an musste unwillkürlich lächeln, als er an sein zuletzt geborenes Kind dachte, das zugleich auch das letzte den Taelons überhaupt geborene Kind war. Nur zu gut konnte er sich dessen Wutausbruch vorstellen, wenn er bemerkte, dass sein Elter und nicht er es war, der über Leben und Tod seines eigenen Beschützers entschied. Zo'or war schon immer ein Meister darin gewesen, andere in seine Intrigen zu verwickeln, und das so fest, wie eine Spinne ihr Opfer mit ihren klebrigen Fäden einspann, um es später dann bei lebendigem Leibe auszusaugen. Zo'or hatte geglaubt, gegenüber seinem Elter endlich einmal triumphiert zu haben, als es ihm gelang, Agent Sandoval für sich einzunehmen. Mit welchen Mitteln und Versprechungen es seinem letztem Kind gelungen war, wusste Da'an nicht zu sagen, doch konnte er sich sehr gut dessen Zorn vorstellen, wenn ihm bewusst wurde, dass nicht er es war, der Hand an seinen eigenen Implantanten legte, sondern sein Elter, dem dieser zuerst gedient hatte.

Ronald Sandoval entspannte sich unwillkürlich, als er sah, wie sein Companion auf ihn herablächelte. Wieder fühlte er ein kurzes Aufflackern der Schuld, als er daran dachte, wie er Da'an den Rücken zugekehrt hatte und sich statt dessen in Zo'or's Dienste begeben hatte. Er hatte Da'ans Enttäuschung wohl bemerkt, doch waren ihm Zo'ors Argumente, dass er nun, da er der neue UN-Companion war, ebenfalls einen Beschützer benötigte, und da er bereits Sandovals Diensteifer einmal hatte kennen lernen dürfen, wollte er unbedingt ihn zu seinem Protektor erwählen. Was sollte Da'an denn auch schon mit zwei derart befähigten Implantanten anfangen? In dem von Zo'or gestärktem Bewusstsein, der Synode so am besten dienen zu können, hatte sich Sandoval dazu entschieden, nun Zo'or so zu beschützen, wie er es zuvor auch beinahe dreieinhalb Jahre lang für Da'an getan hatte.

So schob er den seit Da'ans Berührung stetig stärker gewordenen Kopfschmerz beiseite und zwang sich, seinen Körper und seinen Geist zu lockern. Was konnte ihm schon geschehen, wenn er sich in den sprichwörtlichen Händen seiner Companions befand? Ein zaghaftes Lächeln begann sich in seinen dunklen Augen zu bilden und Da'ans Geste solcherart zu erwidern. Zu mehr Emotionen war er in seiner Gegenwart nicht fähig. Es wäre viel zu unhöflich und viel zu respektlos gegenüber seinen Herren gewesen. Er fühlte sich so geborgen wie schon lange nicht mehr, als er Da'ans feines Lächeln dicht vor seinem Gesicht erblickte, und er schwor sich ein weiteres Mal, den Taelons immer loyal zu dienen. Mit dem selbem Atemzug versprach er sich, William Boone aufzuspüren und ihn zu töten, sollte dessen CVI tatsächlich degeneriert sein. Das stumme Lächeln in seinen Augen wuchs an und wurde zu einem Versprechen, das er sich selbst, der Synode und Da'an persönlich gab. Er würde nicht zögern, Boone zu töten und Da'an somit die Sorge um einen möglichen Verrat abnehmen.

Ohne seinen ehemaligen Beschützer auch nur ein Wort der Warnung zukommen zu lassen, initiierte Da'an die Verbindung.

 

Ende von Kapitel 4

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang