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  „Revolution vs. Evolution” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungsdatum: Samstag, 4. Oktober 2003
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Suche nach Augur beginnt und eine Unterhaltung mit Lili Marquette.
Zeitpunkt:  erste Staffel - einige Monate nach 1x12 „Sandoval's Run”
Charaktere:  Hope, Maurice, Lili Marquette
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefallen hat.
 

 

REVOLUTION VS. EVOLUTION

Kapitel 16

 

Lili Marquette stand hinter der Theke des ‚Flat Planet’ und war gerade dabei, einen weiteren Orange Caribic-Cocktail zusammen zu mixen, als sich die Türe des kleinen Etablissements öffnete und ein mehr als nur ein wenig ungleiches und ungewöhnliches Paar hereinschneite. Das erste, was ihr an diesem auffiel, war die Glatze des großen dunkelhäutigen Mannes, welche sie sofort an Augur denken ließ. Irgendwie schien das wohl derzeit wieder in Mode zu kommen, sich den Kopf komplett scheren zu lassen - eine Trenderscheinung, für die sie selbst allerdings nicht allzu viel übrig hatte. Selbst manche Frauen hatte sie schon gesehen, die in derlei Outfit herumliefen. ‚Fehlt nur noch die große schwarze Sonnenbrille’, dachte sie bei sich, als ihr aufmerksam musternder Blick nun auch den Rest des neu eingetretenen Gastes erfasste.

„Dass es auch heute noch Kavaliere gibt”, murmelte Lili leise, als sie sah, wie der ihr bereits aufgefallene Mann seiner jungen, weißblonden Begleitung die Türe entgegenkommend aufhielt, um dieser das Eintreten in die Bar zu vereinfachen und ihr dabei irgend etwas zuraunte, das diese zu einem kleinen Lächeln veranlasste. Ein Lächeln, das Lili für einen kurzen Moment fast den Atem stocken ließ, derart vertraut wirkte es auf sie. Aber das war natürlich Unsinn. Sie hatte diese Person in ihrem ganzen Leben noch nie zuvor gesehen.

Ein leises, anerkennendes Pfeifen neben ihr riss sie wieder aus ihren Gedanken und noch ehe sie wirklich wusste was sie da tat, hatte sie sich einen neben ihr liegenden Spüllappen gegriffen, der noch vom letzten Gläserspülen ganz feucht war, und ihn nach dem Verursacher dieses in ihren Ohren absolut unmöglichen Geräusches geworfen. „Lass das - so etwas gehört sich absolut nicht!”, schimpfte sie dabei leise.

„Hey, Lili, was soll denn das?”, rief der Getroffene mit gespielt empörter Stimme, klaubte sich den nassen Lappen von der Schulter, knüllte ihn leicht zusammen und warf ihn mit einem breitem Grinsen wieder zu der schwarzhaarigen Frau zurück, welche jedoch mit einer solchen Reaktion bereits gerechnet hatte und das auf sie zu fliegende gelbe Geschoss geschickt auffing. Als er jedoch ihren finsteren Blick bemerkte, senkte er unbewusst den Blick und fragte mit kleinlauter Stimme: „Was hast du denn, Lili?”

„So etwas macht man einfach nicht - und schon gar nicht hier”, ließ sie sich durch das reuevolle Gehabe des jungen Mannes, der ihr gegenüber auf einem Barhocker herum lümmelte, wider besseren Wissens erweichen. Egal, wie oft sie sich vornahm, hart zu bleiben - er brauchte sie nur mit seinem Dackelblick anzusehen und schon konnte sie ihm nichts mehr übel nehmen. „Sieh mal”, begann sie ihm schließlich mit einem leisen Aufseufzen zu erklären - wieder etwas, das sie in den letzten Wochen mehr als einmal täglich getan hatte und was ihr schon vom ersten Tag an gewaltig auf die Nerven ging. Sie war einfach kein Mensch, der gut mit Kindern auskommen oder die für diese nötige Geduld aufbringen konnte.
„Es ist einfach unhöflich und zeugt von einer schlechten Erziehung, wenn man fremden Leuten hinterher pfeift”, begann sie ihm darzulegen, dabei energisch ein bei ihrer Spüllappenwerferei nass gewordenes Glas ergreifend und mit einem stets bereit liegenden Trockentuch bearbeitend, während ihr Blick abermals kurz zu den beiden neuen Gästen herüber schweifte, welche sich gerade nach einem passendem Tisch für sie umzusehen schienen. Nun ja, jedenfalls schien dies der Mann zu tun. Die weißblonde, in einer hellblauen Jeans und einem weißen, locker um ihren Bauch zusammengebundenen Hemd steckende junge Frau hingegen sah sich ganz offen neugierig in der Bar um.

Eine leise nach ihrer Aufmerksamkeit drängende Stimme riss sie wieder aus ihren Betrachtungen, und mit einem unbeabsichtigt groben: „Was ist denn?”, wandte sie sich wieder dem ihr auf's Auge gedrückten Plagegeist zu, welcher daraufhin rot anlief und etwas Unverständliches in sich hinein nuschelte.
Einmal tief durchatmend, versuchte Lili wieder etwas von ihrer früher allzeit bereiten Lässigkeit hervorzulocken, was ihr allerdings nicht gerade gut gelang. Zu sehr nervte sie einfach ihr neues Findelkind, wobei niemand, der den jungen, ausgewachsenen Mann sah, auch nur im Entferntesten annehmen würde, dass dieser erst wenige Wochen zuvor unter denkbar ungünstigen Umständen geboren worden war.

„Tut mir leid, Lili ...”, flüsterte der derart Zurechtgewiesene mit deutlich zerknirschter Miene.
Lili verdrehte leicht die Augen, als sie dies hörte - wie schon so oft zuvor geschehen - und deutete mit einem knappen Nicken an, dass sie ihn gehört und verstanden hatte. Sie hatte wahrlich keine Lust mehr, sich weiter als Kindermädchen zu betätigen, ganz gleich, wie ‚wichtig' Jonathan Doors dieser Junge, der im Körper eines erwachsenen Mannes steckte, sein mochte. Sollte er sich doch jemanden anderen suchen, der hier den Babysitter machte. Sie hatte weitaus wichtigere Dinge zu tun - wie zum Beispiel Gläser spülen und Cocktails zusammen mischen...

„Lili? Ich sagte, dass es mir leid tut!”, erscholl erneut die nun nicht mehr sehr leidvoll, dafür aber um so quengelnder klingende Stimme ihres Schützlings.
Mit einem deutlich entnervten Seufzer stellte Lili das frisch polierte Glas heftiger als ursprünglich eigentlich gewollt wieder auf die Arbeitsfläche zurück, wodurch es einen Sprung bekam.
„Oh verdammt - das zieht mir Augur vom Lohn ab ...”, fluchte sie leise vor sich hin, während sie dem sie nur erstaunt anstarrenden Jungen einen zornigen Blick zukommen ließ. Das Treiben der beiden neuen Gäste hatte sie dabei nun vollends aus den Augen verloren. Noch ein Punkt auf ihrer Liste, der sie nicht gerade freundlicher an den in ihrer Nähe Sitzenden denken ließ.
„Sei jetzt endlich einmal still und tu gefälligst, was man dir sagt, Liam!”, zischte sie diesen dann auch mit wütender Stimme an, woraufhin selbiger ob ihres aggressiven Tonfalles erschrocken zusammenzuckte und ihm - sie fasste es ja nicht - tatsächlich Tränen in die Augen zu steigen schienen und seine Unterlippe verdächtig zu zittern begann. Warum auch nur hatte man ausgerechnet ihr dieses - dieses was auch immer es tatsächlich war aufs Auge gedrückt? Es mussten doch schließlich alle wissen, dass sie mit Kindern überhaupt nicht klar kam. Immer diese ständigen Fragen, die Quengeleien und das ständige Aufpassen, dass nichts kaputt ging und...
Und ja, jetzt hatte er sie soweit getrieben, dass sie selbst etwas kaputt gemacht hatte. Auch wenn nicht wirklich er es gewesen war, so war er doch der Verursacher für ihre Unbeherrschtheit und ...
Ja, es war wirklich an der Zeit, dass sich ein anderer um diesen Liam zu kümmern begann.

Fast schon tat es ihr leid, den Jungen derart angefahren zu haben.
Besonders, da sie tief in ihrem Inneren wusste, dass sie nicht wirklich zornig auf ihn, sondern vielmehr auf sich selbst war, dass er sie derart die Beherrschung verlieren lassen konnte.
Nun war sie es, die dem mit deutlich zur Theke hin gesenktem Kopf Sitzenden einen fast schon entschuldigenden Blick zuwarf, welcher dieser aber, da er sie nicht anblickte, nicht zu sehen vermochte. Ein Umstand, den sie einerseits für ganz in Ordnung hielt und der sie andererseits dazu veranlasste, mit ihrer eigenen Entschuldigung nun noch etwas deutlicher zu werden. Langsam streckte sie die linke Hand aus und strich ihm leicht über das strubbelige Haar. „Ich ... Ich wollte dich nicht anfahren, Liam”, brachte sie schließlich mit stockender Stimme hervor. Sie war es nicht gewohnt, sich zu entschuldigen, und erst recht nicht für etwas, worin sie überhaupt keinen wirklichen Sinn erkannte - außer dem, dass es ihr ein wenig mehr Ruhe und Frieden zu geben versprach.

Wieder schaute Lili hinüber zu den beiden neu angekommenen Gästen, die sich nun inzwischen einen Tisch in der linken hinteren Ecke gesucht hatten, schräg der Eingangstüre gegenüber. Sie fragte sich, ob diese Position nur reiner Zufall, die Liebe für dunkle Ecken, oder ganz konkret gewählt worden war, so dass die beiden Menschen die gesamte Bar gut überblicken konnten. Nur kurz warf sie noch einen letzten Blick auf Liam, ehe sie sich mit einem leichten Achselzucken die Hände mit einem Handtuch abtrocknete, um die Theke herumging und auf den Weg zu den beiden Neuankömmlingen machte, welche bei ihrer Annäherung in ihrer leise geführten Unterhaltung untereinander innehielten und nun beide ihr entgegen blickten. Der dunkelhäutige Mann schenkte ihr ein breites Lächeln und meinte, kaum dass sie an den kleinen Tisch herangetreten war: „Wirklich eine schöne Bar, die Sie hier haben”, während die weißblonde Frau sie nur aufmerksam und, wie Lili meinte, auch irgendwie wachsam zu beobachten schien.

Lili erwiderte das Lächeln mit geübter Mimik und erwiderte auf das ausgesprochene Kompliment nur: „Danke, aber das Lob geht nicht an mich. Ich bin nur aushilfsweise für ein paar Tage hier.”

„Tatsächlich? Nun, das ist schade, da ich öfter hier herkommen möchte und man ein freundliches Lächeln immer gern geschenkt bekommt”, ließ der kahlköpfige Mann sie mit einem leichtem Schmunzeln wissen.

Ob dieser Worte nun doch leicht verlegen, da sie besonders von diesem Gast nicht mit derartigen Avancen gerechnet hatte, warf sie einen bedeutsamen Blick auf die neben diesem sitzende und leicht angespannt wirkende junge Frau und meinte: „Ich weiß nicht, ob Ihre Freundin das ebenso sieht, Mr. ...?”

„Maurice”, antwortete der Mann, ebenfalls mit einem Seitenblick auf seine Begleitung.

Lili nickte und zog aus einer Tasche an ihrer Schürze, welche sie bei ihrer Arbeit im ‚Flat Planet’ zu tragen hatte, einen Block und einen Stift hervor, bereit, die Bestellung aufzunehmen. „Also, Maurice, was kann ich Ihnen und Ihrer netten Begleitung denn bringen?”

Der dunkelhäutige Mann akzeptierte die Abfuhr und äußerte nach kurzem Überlegen schließlich seinen Wunsch: „Einen Orangeneistee, wenn's den hier gibt, bitte.”

Lili nickte und notierte es sich, um anschließend die weißblonde Frau anzuschauen, welche wiederum, wie ihr gerade auffiel, ihren Blick mehr als nur einmal in Richtung Theke hatte wandern lassen.
„Und was kann ich Ihnen bringen, Miss?”

Die Frau reagierte erst nicht, derart schien sie etwas oder jemand dort am Tresen zu faszinieren und Lili hatte das ungute Gefühl, dass der Blickrichtung zufolge dies niemand anderes als Liam sein konnte, der nun ebenfalls ihnen zugewandt auf seinem Barhocker dasaß und den Blick der jungen Frau mit einem freundlichen Lächeln erwiderte. Leise räusperte sich Lili und konzentrierte ihren Blick nun wieder mehr auf die vor ihr sitzende Frau.
„Wollen Sie etwas trinken?”, versuchte sie erneut mit nun etwas lauterer Stimme zu erfahren.

Wie ertappt zuckte die Frau leicht zusammen, wandte ihre hellen blaugrauen Augen nun wieder ihr zu und erwiderte nach kurzem Zögern schließlich: „Ja, danke - einen Kaffee bitte. Schwarz und ohne Zucker”, fügte sie dann noch, als wäre ihr dies erst in diesem Moment eingefallen, hastig hinzu.

Lili nickte und wandte sich um, um die Bestellung vorzubereiten, als der Mann, welcher sich ihr als Maurice vorgestellt hatte, plötzlich eine Hand hob und mit dieser kurz ihren Arm berührte. „Einen Moment bitte noch - ich möchte, wenn möglich, auch sofort zahlen.” Damit senkte er den Arm wieder, griff in die rechte Hosentasche und zog seinen Geldbeutel hervor.

Achselzuckend nickte Lili - es war nicht unüblich, dass die Kunden, die hier verkehrten, sofort zu zahlen verlangten, jedoch war sie es nicht von Touristen oder dergleichen gewohnt, für die sie diese beiden Menschen immer noch hielt - und rechnete kurz die beiden Getränke zusammen. „Das macht dann vier Dollar und zwölf Cent.”

Ohne zu zögern holte der kahlköpfige Mann einen Fünfzigdollarschein hervor und legte ihn vor Lili auf die glatte Tischoberfläche. Gerade als sie nach dem Schein greifen wollte, schnellte seine Hand plötzlich wieder vor und legte sich über die ihrige, nicht fest, sondern einfach nur ihr bedeutend, dass sie den Schein noch nicht würde an sich nehmen können. „Einen Moment bitte noch ... Ich hätte da eine Frage.”

Zögernd ließ Lili ihre Hand auf dem Schein und unter der seinigen ruhen, dabei dem Mann, nun nur noch mühsam ihr Lächeln aufrecht erhalten könnend, in dessen dunkle Augen blickend. „Was wäre das für eine Frage?”

Mit der anderen Hand griff er in eine Tasche seines Hemdes und zog ein Stück Papier hervor, welches sich, als er es ihr vorhielt, sich als Foto entpuppte: „Ich suche diesen Mann. Kennen Sie ihn?”

Lili musste sich arg beherrschen, um nicht überrascht zusammenzuzucken. So sehr sie sich nach außen hin auch unbeteiligt zu geben wusste, gelang es ihr jedoch nicht, ihre Finger still zu halten. Sie hoffte nur, dass der Mann das nicht bemerkt hatte. Eine sinnlose Hoffnung, wie ihr klar wurde, als sie das aufleuchtende Interesse in den Augen Maurices bemerkte.

„Sie kennen diesen Mann also?”, hakte der sie festhaltende Mann nach und zog, nachdem Lili zögernd genickt hatte, seine Hand von der ihren zurück und steckte seinen Geldbeutel wieder zurück in die Hosentasche. „Sie würden mir einen großen persönlichen Gefallen tun, wenn Sie mir sagen könnten, wo und wann ich ihn finden oder hier antreffen kann.”

Wieder warf Lili einen kurzen Blick auf das Foto, auch wenn dies absolut nicht nötig gewesen wäre, da ihr das darauf abgebildete Gesicht nur allzu bekannt vorkam. „Ich weiß nicht, ob - ob ich Ihnen da helfen kann”, brachte sie schließlich stockend hervor und zog auch ihrerseits die Hand von dem Geldschein zurück, nun ebenfalls einen Schritt zurückweichend, während sie sich mit überschlagenden Gedanken fragte, wie sie nun am besten reagieren sollte. Hätte es sich um eine Art von Fahndungsbild oder dergleichen gehandelt, wäre dies kein Problem gewesen, aber mindestens zwei Dinge verkomplizierten die Angelegenheit ihrer Meinung nach ganz gewaltig. Punkt eins war, dass das Bild, welches Maurice ihr gezeigt hatte, eher eine Art von persönlichem oder Erinnerungsfoto zu sein schien, und Punkt zwei war, dass es nicht gerade auf dem aktuellen Stand war, sondern ganz im Gegenteil einen recht jungen dürren Mann zeigte, den sie wohl eher noch als heranwachsenden Jugendlichen bezeichnen würde. Einen Jugendlichen, der sich, wie sie fand, nicht allzu sehr verändert hatte, denn immer noch war für sie mehr als deutlich zu erkennen, dass es sich bei dem darauf Dargestellten um niemanden anderen als Augur handeln konnte.

„Bitte”, ergriff nun auch die weißblonde Frau das Wort und sah sie mit einem fast schon flehenden Blick an, „Sie wissen doch, wo dieser Mann hier”, - sie streckte kurz einen ihrer dünnen Arme aus und tippte mit einem feingliedrigen Finger auf das Foto, welches immer noch mitten auf dem Tisch lag, „sich befindet. Sie würden auch mir einen sehr großen Gefallen tun, wenn Sie ihm sagen könnten, was er wissen möchte.”

Abwehrend schüttelte Lili ihren Kopf und strich sich mit einer zögernden, leicht nervösen Geste durch das Haar. „Das ist - nicht so einfach. Ich weiß selbst nicht genau, wann er hier auftaucht und wann nicht.”

„Aber Sie kennen den Mann?”, verlangte Maurice mit nun etwas schärferer und Ungeduld ausdrückender Stimme zu wissen, wobei er seiner Begleitung einen leicht überraschten Blick zuwarf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass diese für ihn Partei ergreifen würde. Dazu war sie ihm viel zu - abwesend erschienen.

„Natürlich - wer kennt seinen Arbeitgeber denn nicht?”, versuchte Lili sich aus der ihr gelegten Schlinge zu befreien, in Gedanken nach einer anderen Möglichkeit suchend, wie sie das Interesse das Paares von Augur würde ablenken können. Auch wenn dies wohl recht unwahrscheinlich war, wenn dieser schon mit einem - recht alten Foto - von ihm herumlief. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke, der die ganze Sache würde vereinfachen können, insbesondere angesichts Augurs hervorragender Computerkenntnisse.
„Wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Adresse geben könnten, dann werde ich beides an den Barbesitzer weiterleiten und er kann sich dann ja mit Ihnen in Verbindung setzen.”

„Ich habe hier in der Stadt noch keine Adresse. Aber Sie könnten mir ja ein Motel oder dergleichen empfehlen, in welchem ich dann unterkommen kann und gleich erreichbar wäre und - Sie könnten mich ja dann informieren, sobald er hier auftaucht...”, lenkte Maurice mit leicht fragender Stimme ein.

Lili nickte sofort zustimmend und nannte dem Mann eine Adresse von einem nur zwei Straßen weiter entfernt liegenden kleinen Motel, in welchem er und seine Begleiterin würden unterkommen können. Dass er bei seiner vorigen Wortwahl nur von sich gesprochen hatte, irritierte sie zwar etwas, aber es war nicht ihre Sache, was zwischen den beiden vor sich ging oder nicht.

Dankbar nahm Maurice die Adresse an und meinte zu der Serviererin: „Ich danke Ihnen und ich werde mich jetzt sofort um die Unterkunft kümmern. Meine Bestellung bleibt bestehen, ich verschiebe sie nur etwas nach hinten, bis ich wieder hier bin.”

Zustimmend nickte Lili, nahm nun doch den Fünfzigdollarschein, welcher immer noch einsam auf der Tischplatte lag und steckte ihn in eine ihrer vielen Hosentaschen. „Ich werde die weiteren Getränke und sonstigen Bestellungen von diesem hier abziehen.” Dann schenkte sie der nun wieder schweigsamen und ihren Blick zur Theke richtenden jungen Frau einen weiteren, prüfenden Moment der Aufmerksamkeit, ehe sie sich mit einem kurzen freundlichen Nicken von den zwei sonderbaren Gästen verabschiedete.

Mit einem Lächeln wandte sich Maurice nun wieder seiner Begleiterin zu: „Ich werde dann mal ein Zimmer mieten - oder sollen es zwei sein? Wenn Sie nicht wissen wohin, dann ...”, bot er ihr zögernd an, da er nicht sicher war, wie sie es aufnehmen würde.

„Das - ist nicht nötig. Aber danke für Ihre Hilfe”, erwiderte die junge Frau, nur kurz ihre Augen von dem in eine schwarzen Lederjacke gekleideten Mann ab- und ihm zuwendend.

Maurice folgte ihrem Blick und nickte leicht. Er war wohl nicht der Typ, den sie ansprechend fand, aber das spielte keine Rolle. Er hatte ihr ja nicht geholfen, weil er sich von ihr etwas als Gegenleistung erhofft hatte, sondern einfach, weil er es gerne tat und nicht wollte, dass sie womöglich dort auf der einsamen Straße noch mehr zu Schaden kam, als es offenbar schon geschehen war. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie keinen Arzt aufsuchen wollen? Ich kann Sie wirklich gerne noch in ein Hospital bringen”, bot er ihr erneut und wie er schon im vorhinein ahnte, umsonst an.

„Nein ... Es ist wirklich nicht notwendig. Ich ... Es geht mir gut”, versicherte sie dem sie aufmerksam und besorgt musternden Farbigen und zauberte ein kurzes Lächeln auf ihr schmales Gesicht.

Die Ablehnung akzeptierend, nickte Maurice, erhob sich und verabschiedete sich mit einem freundlichen Händeschütteln von seiner Begleiterin. Den kurzen Ausdruck von - ja, Bestürzung konnte er dabei jedoch nicht einordnen und schob den Gedanken daran auch schnell wieder beiseite, da sie ihn sofort wieder anlächelte und er es sich wohl nur eingebildet hatte. Anschließend drehte er sich um und schritt noch einmal kurz zur Bar, um der schwarzhaarigen Bedienung zu sagen, dass, ganz gleich, was die junge Frau wollte, sie es haben sollte und er für die Kosten aufkommen würde. Dann ging er, ohne einen Blick zurückzuwerfen, zum Ausgang, durch die Türe und hinaus auf die Straße, um sich dann dort in seinen Wagen zu setzen, sich zu dem angegebenen Motel zu verfügen und sich um ein Zimmer zu kümmern.

 

Ende von Kapitel 16

 

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