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  „Revolution vs. Evolution” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungszeitraum: September 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Etwas erwacht / Eisige Kälte
Zeitpunkt:  erste Staffel - einige Monate nach 1x12 „Sandoval's Run”
Charaktere:  Lest selbst - jedes Wort wäre hier schon zuviel verraten
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Besonders möchte ich an dieser Stelle AlienVibe danken, dass sie mir auch diese Geschichte ‚betat’. Ohne sie würde ich mich niemals trauen, sie auf Emmas und Skys phantastischer Homepage und E:FC FF-Sammlung zu veröffentlichen.
 

 

REVOLUTION VS. EVOLUTION

Kapitel 1

 

Kälte durchflutete ihren Körper und zwang sie mit Gewalt in einen Zustand, den sie nicht freiwillig eingehen wollte. Nicht schon wieder, niemals wieder, wenn es nach ihr ging. Doch hatte sie keine Wahl, so wie sie nie eine Wahl gehabt hatte. Wenn man sie zwang, zu schlafen, wenn man sie zwang, zu erwachen, oder ihr befahl, sich fortzupflanzen ... Ihr freier Wille war erloschen, schon vor vielen Jahrzehnten gebrochen worden. Nur kurz fragte sie sich, wie es denn sein konnte, dass sie gerade jetzt wieder zu denken anfing. Es war für sie viel einfacher gewesen, einfach nur zu existieren, ohne zu denken, ohne zu fühlen. Etwas hatte sich verändert, doch sie wusste nicht, was - und die immer stärker werdende Kälte verhinderte, dass sie weiter darüber nachdachte oder überhaupt etwas dachte. Sie kannte die Kälte, sie hatte sie schon viele hunderte Male erlebt. Sie zwang sie, zu schlafen, sich zu regenerieren. Sich bereit zu machen für ihre einst so große Aufgabe, die jetzt nur noch eine Qual für sie war. Leben zu schenken, war einst das Größte, das sie für ihr Volk hatte tun können, doch nun war es anders. Alles war anders, hatte sich auf immer verändert.

Nur die Träume waren ihr geblieben. Träume davon, was für sie auf immer verloren sein würde. Doch sie hatte schon seit vielen Jahrhunderten nicht mehr geträumt - sie hatten es ihr verboten, und als auch die letzten anderen Stimmen verklungen waren, als nur noch sie als Einzige die Erinnerungen ihres Volkes besang, hatte auch sie es aufgegeben, hatte resigniert und nur noch gehofft, dass die Qual rasch enden würde.

Sie sank immer tiefer in die Dunkelheit, nur von ihrem eigenen Gesang begleitet, der sie stets daran erinnerte, noch am Leben zu sein. Doch hatte dieser, ebenso wie ihre Gedanken, im Laufe der vergangenen Jahrhunderte stetig an Kraft und Bedeutung verloren. Niemand war mehr da, der ihren Liedern lauschte, niemand, der von ihr lernte und den Jungen die Gabe des Erinnerns vermittelte, welche die Ihren schon seit Anbeginn der Zeit in ihren Liedern von Generation zu Generation, von Tochter zu Tochter weitergaben.

Immer leiser wurde ihre Stimme, je tiefer die sie von allen Seiten umgebende Kälte in ihren nur noch leicht vibrierenden Körper drang. Sie erbebte, als etwas ihren Rücken streifte und sie weiter nach unten und somit enger an die Kälte heran zwang, auf der sie ausgestreckt lag. Kurz erhob sie ihre Stimme, als sie die Berührung desjenigen spürte, der sie erneut in den Schlaf zwingen wollte, in der irrigen Hoffnung, dass ihr eine Antwort zuteil werden würde. Doch war auch dieser Versuch, so wie die vielen Male zuvor, vergebens. Sie erhob ihren Kopf und streckte die langen Fühler aus, um die sie umgebende Luft zu schmecken, um den starken Geruch des Wesens in sich aufzunehmen und es niemals zu vergessen.

Doch sie hatte sich nicht getäuscht - etwas war anders als sonst. Eine tiefe Traurigkeit strahlte von dem Wesen aus, das sie berührt und nun wieder losgelassen hatte. Ein Gefühl, das sie verwirrte, da sie es nicht von einem ihrer Peiniger erwartet hätte. Ihr gesamter Körper erbebte erneut, begleitet von einem fragenden Trillern. Doch die einzige Antwort, die sie erhielt, war die stärker werdende Kälte in ihrem Leib, und langsam, ganz langsam senkte sich ihr Kopf wieder, ihre Fühler wurden schwerer und sanken ebenso kraftlos auf den eisigen Boden, wie es der Rest ihres Körpers Stück für Stück allmählich tat. Sie wusste, bald würde sie wieder schlafen.

Doch dieses Mal hatte sich etwas Grundlegendes verändert. Etwas, das sie schon seit vielen Jahrhunderten nicht mehr getan hatte, seit man sie gefangen genommen und von ihrer Heimat und den Anderen ihres Volkes verschleppt hatte, war plötzlich wieder präsent. Sie fühlte mit aller Klarheit, als der Schlaf sie schließlich übermannte und sie keine Kraft mehr hatte, gegen die sie vereinnahmende Kälte anzukämpfen, dass sie dieses Mal darin nicht allein sein würde. Etwas hatte sie in ihrem tiefsten Inneren berührt, etwas von außen, das sie nicht ganz verstand, diese ungewöhnliche Traurigkeit, die sie jedoch nur zu gut nachempfinden konnte - und jetzt hatte sie wieder etwas, über das sie träumen konnte. Denn sie spürte, bei aller Fremdheit, die sie bei der nur kurz andauernden Berührung dieses anderen Wesens empfunden hatte, dass da jemand mit ihr war, und so erhob sich ihre Stimme zu einem neuen Gesang, in welchem zum ersten Mal seit kaum vorstellbarer Zeit ein Funken von Hoffnung mitschwang.

Sie träumte. Wie lange hatte sie das schon nicht mehr getan? Sie wusste es nicht genau zu bestimmen - es war sehr, sehr lange her ... Doch das machte nichts, jetzt nicht mehr. Es war ein schöner Traum. Einer, in dem sie tatsächlich frei war. Nicht so, wie es ihrer Art sonst zu eigen war, es war eine andere Art der Freiheit gewesen. Sie hatte geträumt, mit einem ihrer Peiniger zu verschmelzen und Stück für Stück die Kontrolle über ihn zu gewinnen. Sie wusste noch, dass sie in ihrem Traum den Menschen dazu genutzt hatte, um aus ihrem kalten Gefängnis zu entkommen. Um dem zu entfliehen, was man ihr und ihren Kindern antun wollte.

Sie hatte sich in ihrem Traum immer mehr an den Menschen angepasst, sich in ihn hineingefühlt und konnte sogar zeitweise schon seine starken Empfindungen und Emotionen durch ihre eigenen überlagern. Doch noch ehe sie ihre Kontrolle weiter auszubauen in der Lage war, endete der Traum auch schon. Die sie verwirrenden Eindrücke und Empfindungen schwanden langsam wieder. Alle bis auf einen: Kurz vor dem - viel zu viele Male schon erlebten - Erwachen hatte sie eines ihrer Kinder ganz in ihrer unmittelbaren Nähe gespürt.

Mit einem fragenden Trillern streckte sie ihren schlanken Körper und richtete ihre frierenden Fühler in Richtung der auf sie einströmenden Wärme aus. Bald würde es wieder soweit sein und sie würde gebären. Doch die Kinder, die sie hervorbringen würde, waren schon lange kein Teil mehr von ihr. Sie entsprangen zwar aus ihrem Körper, doch besaßen sie bis auf die primitivsten Empfindungen keinen Geist mehr. Sie hatte nicht viel tun können, um sich gegen die ihr und ihrem Nachwuchs angetane Gewalt zur Wehr zu setzen. Nicht viel, bis auf eines. Sie hatte ihnen ihr ureigenstes Erbe versagt - die Fähigkeit, sich zu erinnern.

Durch ihren Traum glaubte sie nun zu wissen, was man aus denen machte, die ihrem Körper entstammten: Waffen für ihre Peiniger, die dazu eingesetzt wurden, die zu beschützen, die sie aus ihrer Welt entführt hatten und die so viele der Erinnernden auf immer zum Schweigen gebracht hatten. Niemals wieder würden sie ihre Stimmen zum gemeinsamen Gesang erheben, um ihre Kinder zu lehren, die Vielfältigkeit des sie umgebenden Lebens zu respektieren. Die Lieder vieler waren für alle Zeiten verstummt und würden niemals wieder gehört oder weitergegeben werden.

Wieder wurde sie von einem ihrer Peiniger berührt. Er hob sie hoch, löste ihren bebenden Körper von der langsam nachlassenden Kälte und legte sie nach kurzer Zeit in eine warme, sauerstoffreiche Nährflüssigkeit. Dann spürte sie wieder dieses ihr schon bekannte Stechen an mehreren Stellen ihres Körpers und wie fremde Flüssigkeiten in ihren Kreislauf gepumpt wurden. Einige davon hatte sie im Laufe der vergangenen Zeiten zuordnen können, und genau dieses Wissen half ihr jetzt bei der Umsetzung ihres Planes. Sie wusste, wozu das Ganze mit ihr geschah. Man wollte sie wieder dazu anregen, weitere Eier zu produzieren, die in ihrem langsam anschwellenden Leib sehr rasch heranwachsen und ausschlüpfen würden. Erst nach dem Schlüpfen verließen die kleinen Larven ihren Körper, lediglich ausgestattet mit den primitivsten Empfindungen ihrer Mutter gegenüber und ohne das lange Erbe ihrer Vorfahren.

Dieses Mal jedoch würde es anders sein. Der Traum hatte ihr einen möglichen Weg gezeigt, sich an ihren Peinigern zu rächen und vielleicht, nur vielleicht, einige wenige ihrer Kinder aus der Gefangenschaft zu befreien. Das Opfer, das sie zu diesem Zweck ihrem Nachwuchs abverlangen musste, war hoch. Viel zu hoch, hätte sie noch vor kurzem gedacht. Doch niemals wieder würde sie zulassen, dass eine ganze Brut, von ihr hervorgebracht, ermordet wurde ...
So tat sie, was sie gezwungen war, zu tun. Sie begann, sich fortzupflanzen. Mit ihren Kenntnissen leitete sie einige der ihr eingeflößten Flüssigkeiten um oder blockierte sie, und während sie ihre Aufgabe erfüllte, begann sie wieder zu singen. Sie erzählte dem in ihrem Leib entstehenden Leben von dem Erbe, welches sie alle teilten - und so gab sie zusätzlich zu dem Verlangen nach Rache und nach Freiheit etwas an ihre Kinder weiter, das sie für sich selbst und für ihr gesamtes Volk schon für immer verloren geglaubt hatte.
Ein Gefühl von Hoffnung.

 

Ende von Kapitel 1

 

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