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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Der Tod eines Taelon-Wissenschaftlers bringt die Synode in Aufruhr und veranlasst sie, zu extremen Maßnahmen zu greifen.
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 The Joining
Charaktere:  Da'an, Zo'or, Mit'gai, T'than, Ra'hal
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Es ist mein erster Ausflug in die Welt der E:FC-FF und ich kann nur sagen: Es hat mich voll erwischt.
Danksagung:  Besonders danke ich an dieser Stelle AlienVibe, für ihre treuen Betalesedienste danken und für ihre stets wunderbaren Korrekturen.
 

 

DIE ANDERE SEITE

Kapitel 9

 

Da'an stand vollkommen bewegungslos vor dem virtuellem Glas, welches ihm einen ungehinderten Blick auf die Erde vergönnte. Erneut versank er - wie schon so viele Male zuvor - in den weißblauen Wirbeln ihrer Atmosphäre. Die langsam dahin ziehenden, weißen Gebilde, welche sich in ihrer Größe und Form unterschieden und ständig veränderten, nannten die Menschen wohl Wolken, das tiefe, seine Blicke fesselnde Blau die Ozeane und die grüngelben Kleckse Kontinente. Erneut musste er sich die Frage stellen, welche ihn schon seit Ma'els Verschwinden vor so vielen Jahrhunderten auf diesem Planeten nicht mehr in Ruhe meditieren ließ. „Wie kann etwas so Wunderschönes, etwas so Winziges es schaffen, Zwist in unserem Volk zu säen ... Uneinigkeit und Aufruhr in das Gemeinwesen zu bringen, wo zuvor Kooperation und Harmonie herrschte?”

”Weil die auf diesem Planeten lebende Spezies unsere einzige Hoffnung ist, den Krieg zu gewinnen”, erklang eine ebenso ruhige wie überzeugte Stimme hinter Da'an. „Jedenfalls kann sie es werden.”

Überrascht drehte Da'an sich um. Er hatte nicht bemerkt, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Flüchtig, da immer noch mit seiner Verwirrung kämpfend, erwiderte er den sowohl aus einer Geste als auch aus einem mentalen Abtasten bestehenden an ihn gerichteten Gruß.
„Ich habe nicht mit deinem Erscheinen gerechnet, Mit'gai”, gab er offen zu und legte neugierig den Kopf zur Seite. ‚Was kann so wichtig sein, dass sich ausgerechnet Mit'gai bei mir einfindet? Gerade er ist mit den beschlossenen Kompromissen alles andere als einverstanden ...’ fragte sich der Synodenführer innerlich, seine Gedanken und Gefühle dabei sorgfältig vor dem anderem Taelon verbergend. „Und auch deine Worte ... sind, genauso wie dein Kommen ... überraschend. Vor gerade einmal einer halben Zeiteinheit hast du noch darauf bestanden, einige Millionen von diesen primitiven Wilden mit ihren eigenen Waffen zu verseuchen.”

Der Angesprochene lächelte kurz ... und bewegte seine Hände in einer komplizierten Geste der Entschuldigung: „Vor dieser halben Zeiteinheit wusste ich auch noch nicht, was ich jetzt weiß, Da'an.”
Zögernd sah sich der höchst dekorierte Taelonforscher nach Ma'els Dahinscheiden in dem großen Raum, den Da'an zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort auf dem Mutterschiff erkoren hatte, um. Die gesamte Halle schien sich in einem Stadium des ständigen Wachstums und der fortlaufenden Veränderung zu befinden. Die über die Wände, die Decke und den Boden fließenden Energiemuster ließen sie in einem sanften Blauviolett erglühen - Muster und Farbtönungen, die sich ganz den Gefühlen derer anpassten, die in ihr nach Ruhe und Ausgeglichenheit suchten.

Eine Welle weißer Schlieren, die die innerliche Unausgewogenheit des Besuchers ausdrückte, schwappte vom Boden und von der Decke ausgehend auf ihn zu und zerfaserte schließlich, je weiter sie sich der Mitte des Raumes näherte, gestoppt von den ruhigen dunkelvioletten Tönen, die von des Synodenführers innerlicher Ruhe zeugten. Hätte er schwitzen können, so wäre Da'an jetzt sicherlich schweißgebadet, solche Anstrengung kostete es ihn, diesen Eindruck zu erwecken. Geduldig schweigend wartete er einfach ab. Die in immer heftigeren Wellen auf ihn zu tanzenden Weißtönungen des Raumes verrieten ihm, dass sein Besucher sich nicht mehr lange würde beherrschen können und ihm von sich aus seine Erkenntnisse mitteilen würde, ohne dass er selbst mit einer Frage seine Unwissenheit preisgeben musste.

Erneut seine Unterlegenheit mit Gesten und Gefühlen ausdrückend, trat Mit'gai näher an den Synodenführer heran. Mit vor Begeisterung strahlenden Augen platzte er schließlich mit seinem Verdacht heraus. „Du hast es die ganze Zeit über gewusst ... schon lange bevor wir einen Fuß auf diesen ... diesen Planeten dort setzten. Ich frage mich ob ... ob deine Bindung zu deinem Elter wirklich derart intensiv war, dass sie sogar diese unglaubliche Entfernung zwischen der Erde und unserer ... unserer Welt überbrücken konnte.” Nach einer Bestätigung suchend, musterte Mit'gai den immer noch vollkommene Ruhe ausstrahlenden Da'an. Der Forscher in ihm konnte nicht anders als diesen für seine Selbstkontrolle zu bewundern. Einmal mehr begriff er, warum Da'an damals zur Kaste der Diplomaten berufen worden war.

Nur die geistig stärksten Taelons konnten den auf sie lastenden Druck und die Verantwortung, die mit dem Posten eines Diplomaten einher ging, über längere Zeit ertragen. Normalerweise wechselte jeder Taelon, der dazu berufen worden war, alle tausend Jahre die Kaste, und die wenigsten kehrten in den Stand eines Diplomaten zurück. Zu fordernd und zu zehrend waren die damit verbundenen Aufgaben. Da'an war der erste Taelon, der diesen Posten bereits seit weit über zwei Jahrtausende erfüllte, ohne auch nur das geringste Anzeichen von geistigem Verfall zu zeigen. Sicher, Mit'gai und einige andere seiner Kaste hatten sich, seit sie die Erde erreicht hatten, genau darum gesorgt. Sie hatten befürchtet, dass Da'an unter dem auf ihm lastenden Druck zusammengebrochen wäre und nun einfach nicht mehr in der Lage dazu sei, Entscheidungen zu treffen. Sie hatten sogar schon offen darüber diskutiert, ob sie ihn nicht einfach zwingen sollten, sich in Stasis versetzen zu lassen, was der einzige Weg war, einen geistig verwirrten oder beeinträchtigten Taelon zum Schutze seiner selbst und des Gemeinwesens zu kontrollieren. Doch nun, wo er wusste, was noch kein anderer außer ... ja, außer Da'an, wissen konnte ... der es einfach schon immer gewusst haben musste ... da war alles anders. Vollkommen verändert. Niemals wieder würde er mit denselben Gefühlen wie noch kurz nach seinem Erwachen aus der üblichen Ruhephase über diese kleine, blaue Welt nachdenken können. „Warum hast du die Synode ... oder meine Kaste, oder zumindest nicht mich in deine Erkenntnisse eingeweiht, Da'an?”

 

Da'an überlegte angestrengt, was um alles bei den noch verbliebenen Monden ihrer Heimatwelt ihm Mit'gai nur entlocken wollte. Er hatte absolut keine Ahnung, wovon dieser eigentlich sprach. Er hatte sich schon halb dazu entschlossen, sein Unwissen preiszugeben, als ein plötzlicher Aufruhr im Gang vor seinem persönlichen Aussichtsraum ihrer beider Aufmerksamkeit voneinander und dem Tumult vor beziehungsweise hinter ihnen zuwenden ließ. Wütende ihnen entgegen hallende Rufe und eilig sich ihnen nähernde Schritte ließen die beiden Taelons schon bald den Grund für dieses Durcheinander erkennen.

Ein junger Mann kam in den Raum gestürzt, gefolgt von vier ihn offensichtlich verfolgenden Freiwilligen. Als der flüchtende Mensch die beiden sich in ihrer Energieform befindlichen Taelons entdeckte, die vor einem Panoramabild standen, welches ihm normalerweise den Atem vor Erstaunen hätte stocken lassen, entschloss er sich, alles auf eine Karte zu setzen und rannte direkt auf diese zu.

Ehe Da'an reagieren konnte, hatte Mit'gai - der noch einen Schritt hinter ihm gestanden hatte und dem Eindringling so auch näher war als er selbst - sich schützend vor ihn gestellt. Da'an war von dieser für ihn vollkommen unerwartet kommenden Handlung derart überrascht, dass er für einige Augenblicke seine Selbstbeherrschung verlor und eine rosarote Welle durch Boden und Wände von ihm ausgehend den Raum durchflutete. Mit'gai jedoch hatte, für einen Taelon eher untypisch, seine Empfindungen noch nie sonderlich gut kontrollieren können - was seine entfernte Verwandtschaft mit T'than nur noch glaubwürdiger erscheinen ließ - und so überzog sich der gesamte Raum mit einem wütenden, dunklen blauroten Schimmer. Wenn er sogar bereit war, sich schützend vor ihn zu stellen, und dies kurz nach der brutalen Ermordung eines Taelons durch einen Menschen, dann musste der bei den Menschen als oberster Taelonheiler angesehene Forscher etwas entdeckt haben, das es ihm sogar wert war, sich bei einem weiteren eventuellen Angriff zwischen den möglichen Täter und sein Opfer zu stellen. Da'an musste unbedingt erfahren, was es war, das Mit'gai zu solch drastischen und für ihn absolut artfremden Handlungen treiben konnte.

„Stehen bleiben, Kortez”, rief einer der vier den Mann verfolgenden Freiwilligen und zielte mit seiner Energiepistole auf den Fliehenden. Als er jedoch den beiden Taelons entdeckte, senkte er hastig seine Waffe wieder, ebenso, wie der Mann mit Namen Kortez auf dem glatten Boden schlitternd und rutschend schließlich zum Stehen kam und nun nur noch weniger als zwei Meter von den Taelons entfernt war.

„Komm schon Miguel, das hat doch keinen Sinn ...”, rief ein weiterer gerade herein stürmender Mann. Seine Kleidung wies ihn als einen der wenigen auf dem Mutterschiff arbeitenden Ärzte aus. „Na los, Miguel, wir haben keine andere Wahl als zu gehor ...”, weiter kam er jedoch nicht, da er erst jetzt der zwei Außerirdischen gewahr wurde. Sichtlich erbleichend schluckte er und warf einen deutlich verunsicherten Blick zwischen dem nun ebenfalls stehen gebliebenem Miguel und den beiden Taelons hin und her, von denen der eine, wie er plötzlich mit Schrecken erkannte, niemand anderes als sein Chef Mit'gai höchst persönlich war. ‚Oh, oh ... Das war's wohl, ich bin erledigt ... meine Karriere bei den Taelons dürfte nun wohl vollends den Bach 'runter sein’, dachte er sich gerade noch, als auch schon Mit'gai das Wort an ihn richtete.

„Dr. Martinez, was hat das zu bedeuten?”, herrschte Mit'gai, Synodenmitglied und Leiter der wissenschaftlichen Mensch-Taelon-Forschungen auf dem Mutterschiff, mit einer wohl nur für Da'an hörbaren Mischung aus Erleichterung und Zorn den Arzt an. Erleichterung wohl deswegen, dass es sich nicht, wie befürchtet, um einen weiteren Anschlag handelte - und das mitten auf dem Mutterschiff - und Zorn wegen der Störung seiner Unterhaltung mit Da'an. Wieder einmal hatten die Menschen bewiesen, dass sie zu nichts zu gebrauchen waren, außer man ... ja, man manipulierte und veränderte sie soweit, bis sie einem von Nutzen sein konnten. Eine weitere rote durch den Raum laufenden Welle verdeutlichte sein inneres Unwohlsein, als er merkte, das er gerade das Gleiche gedacht hatte, was Da'an schon die ganze Zeit über als sein Ziel verfolgte.

Während Martinez noch nach einer passenden Entschuldigung suchte, ergriffen zwei der vier Freiwilligen den mit vor Staunen weit offenen Augen vor den Taelons stehenden Flüchtling und zogen ihn, ohne dass er sich noch zu wehren versuchte, aus dem Beobachtungsraum hinaus. Die anderen beiden verharrten, respektvoll abwartend, am Eingang des kleinen Saales. Da er den anderen Taelon in seiner natürlichen Form nicht erkannte - dies vermochte er nur bei Mit'gai und das auch nur, weil er schon seit über einem Jahr die unglaubliche Ehre hatte, in seiner Nähe arbeiten zu dürfen - wandte Martinez sich direkt an seinen außerirdischen Vorgesetzten. „Wir wollten Miguel Kortez, zusammen mit den anderen dafür eingeteilten Männern und Frauen, gerade zur Umprogrammierung ins Labor schaffen, als er sich losreißen und uns entwischen konnte.” Mehr wagte er nicht zu äußern ... Mit'gai war für seine Verachtung gegenüber den Menschen, vor allem den Menschen, mit denen er zusammen arbeitete, mehr als nur bekannt ... er war gefürchtet.

Mit einem wütendem Aufflackern des Raumes, in dem sie standen, begleitet von rot und violett über seine Gestalt tanzenden Energieströmen, nahm Mit'gai seine menschliche Fassade an. Er hatte gelernt, dass er mit seinem puren Blick die Menschen schon an Ort und Stelle zu bannen imstande war. „Dann schlage ich vor, dass Sie sich dieser Gruppe ebenfalls anschließen, Dr. Martinez. Das ist nun schon das zweite Mal, dass eines der Ihnen anvertrauten Objekte aus seiner Zelle entkommt.”

„Der letzte war auf dem Weg zurück in seine Zel ...”, setzte Martinez zum Widerspruch an, bereit, sich zu verteidigen, doch erstarben ihm die Worte auf seinen plötzlich wie ausgetrocknet wirkenden Lippen. „Ich habe Ihnen immer treu gedient, Mit'gai! Ich habe alles getan was Sie von mir wollten, ganz gleich, was es war oder wie sehr es mir als Mensch widerstrebte. Das können ... das dürfen Sie nicht tun!”

Das Bitten und Flehen des ihm bereits seit über einem Jahr behilflichen Menschen ignorierend - dessen Stimme ging ihm wahrlich schon seit längerer Zeit auf die Nerven - war der Taelonforscher kurz davor, endgültig die Beherrschung zu verlieren, als er einen von Da'an auf ihn übergehenden Strom beruhigender Energien spürte. Dankbar und erleichtert nahm er die Unterstützung des Synodenführers an und gewann so schließlich seine Selbstkontrolle zurück.

„Ist dir dieser Mann noch von Nutzen?”, erkundigte sich Da'an, dabei den Arzt aufmerksam beobachtend, der immer wieder und wieder seine im letzen Jahr für die Taelons geleisteten Dienste hervorzuheben versuchte.

Fast schon angewidert vollführte Mit'gai eine Geste der Abwehr. „Ich habe keinerlei Verwendung mehr für dieses ... Individuum.”

Da'an nickte leicht und bedeutete den verbliebenen Freiwilligen, den Mann zu ergreifen. „Schafft ihn hier heraus und zu den Anderen ins Labor zurück. Ich wünsche keine weitere Störung. Sobald alle behandelt wurden, werdet auch ihr umgehend das Mutterschiff verlassen, zu euren Einheiten auf der Erde zurückkehren und diese dort verstärken.”, befahl der Synodenführer mit eisiger Stimme und kühlem Blick und erfüllte somit gleich zwei der Kompromisse, welche er hatte eingehen müssen. Kein Mensch durfte sich mehr auf dem Mutterschiff befinden, der nicht entweder eine geistlose Drohne oder ein loyaler, seinem Companion dienender Implantant war.

Nachdem die entsetzen Schreie des Mannes verklungen waren - er würde, so wie alle anderen, seines Geistes enthoben werden und in Zukunft die Wände, Böden und Decken des Mutterschiffes reinigen oder andere niedere Aufgaben erfüllen, die für diese willenlosen Körper machbar waren, wandte sich Da'an, so, als wäre nichts geschehen, wieder ihrem ursprünglichem Gesprächsthema zu. „Ich denke, Mit'gai, Du wolltest mir gerade zeigen, was Du glaubtest entdeckt zu haben.”
Dabei ignorierte er getrost die Tatsache, dass der neben ihm stehende Forscher dies ganz und gar nicht geplant hatte, sondern im Gegenteil ihn zur Rede hatte stellen wollen. Doch vielleicht würde dem immer noch äußerst aufgewühltem Mit'gai diese Kleinigkeit entgehen und Da'an würde endlich erfahren, was die Meinung eines seiner bisher eher neutralen Gegner in der Synode dahingehend geändert hatte, dass dieser sich ihm anschließen zu wollen schien.

 

Tatsächlich schien Mit'gai immer noch zu erregt von dem Zwischenfall zu sein, als dass er die List erkannt hätte, und mit einer flüchtigen Bewegung seiner Hand öffnete er einen in der Luft glitzernd und schillernd zum Leben erwachenden Datenstrom.

Was immer er erwartet hatte, das, was er nun zu sehen bekam, übertraf alle von ihm durchdachten Möglichkeiten bei weitem. Da'an war derart überrascht, dass er nicht einmal bemerkte, wie mehrere hellrosa und weiße Wellenlinien durch den gesamten Raum fluteten. Zum Glück verstand Mit'gai seine Reaktion vollkommen falsch, denn mit einer weiteren Handbewegung ließ er den Datenstrom weitere Details über seine einfach unglaubliche Entdeckung vor Da'ans wie gebannt daran haftendem Blick vorüber fließen. Wohl um zu beweisen, dass er auch wirklich hinter Da'ans kleines Geheimnis gekommen war.

„Warum hast du nicht wenigstens mich in deinen Plan eingeweiht, Da'an?” Offene Enttäuschung schwang in der Stimme des Forschers mit, und hastig versuchte er sich wieder zu fassen, als er dieses Patzers gewahr wurde. Es war nicht klug, dem Synodenführer zu sehr zu zeigen, wie sehr ihn das getroffen hatte. Gerade er hätte davon erfahren müssen ... viel früher erfahren müssen, verbesserte er sich selbst in Gedanken.

Da'an konnte nur mit Mühe seinen Blick von dem immer noch aktiven Datenstrom ab- und Mit'gai zuwenden. Seine Gedanken überschlugen sich beinahe, so angestrengt überlegte er, was er nun tun konnte. Sollte er seine Unwissenheit zugeben, dann würde Mit'gai die alleinige Ehre dieser Entdeckung zuteil werden und folglich würde auch Mit'gai es sein, der über die weitere Vorgehensweise bestimmen konnte. Sicher würde die Synode die Entscheidung treffen, doch Mit'gai wäre das Zünglein an der Waage. Doch wenn er, Da'an so tun würde, als hätte er es die ganze Zeit über gewusst, sogar noch vor ihrer Ankunft auf der Erde, dann könnte er damit die Zweifler und Kriegstreiber innerhalb der Synode endlich zum Verstummen bringen. Allen voran T'than und sein widerspenstiges Kind Zo'or. Außerdem hätte er die Kontrolle über die nun mit Sicherheit verstärkt durchgeführten Forschungen und konnte bestimmen, mit welchen Methoden diese zu geschehen hatten. Da'an wollte auf keinen Fall, dass die Menschen jemals etwas von dem erfuhren, das er zwar insgeheim geahnt, aber bis zum heutigem Tage nie bestätigt bekommen hatte. Es war einfach zu erschütternd. Für ihn, für Mit'gai, für die Synode und für jeden anderen Taelon innerhalb des Gemeinwesens.

Fast als hätte Mit'gai seine Gedanken gelesen, sprach dieser auch schon weiter, nachdem er bisher keine Antwort erhalten hatte. „Ich glaube zu wissen, warum du es geheim hieltest. Es ist gefährlich ... und unberechenbar.”
Als der Synodenführer zustimmend nickte, fuhr Mit'gai fort zu sprechen, dabei langsame, beruhigende Gesten vollziehend: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Da'an, ich werde zu schweigen wissen.”

Verwundert und dies auch offen zeigend neigte Da'an seinen Kopf langsam zur Seite. „Du hast nicht vor, die Synode zu informieren?”, erkundigte er sich mit ruhiger, nach außen hin gleichgültiger Stimme. Innerlich jedoch zitterte er vor kaum unterdrückter Aufregung.

„Und damit unsere Chancen zur eingehenden Erforschung dieses Phänomens durch T'than und andere vereiteln zu lassen? Auf gar keinen Fall!”, rief Mit'gai mit fast schon beleidigter Stimme aus. „Ich werde mir doch so eine Chance nicht entgehen lassen ... das heißt. ich meine ... wenn du mich an deinen Nachforschungen und den Studien teilhaben lassen könntest ... ich werde niemandem davon auch nur einen Gedanken sehen lassen ... nicht den kleinsten Gefühlssplitter ...”

Da'an seufzte leise ... Erneut warf er einen Blick auf den Datenstrom, und wieder drohte ihn sein schier grenzenloses Erstaunen beim Betrachten der Fakten zu überwältigen, doch er bezwang diese erneute Anwandlung von offen zur Schau getragenen Gefühlen und brachte sich, seine Energielinien und schließlich auch den die Emotionen aller in ihm befindlicher Taelons zum Ausdruck bringenden Raum wieder in unter seine eiserne Kontrolle. Ihm war bewusst, dass er bei diesem äußerst gefährlichen Vorhaben Hilfe benötigen würde. Am besten die eines ... ja .. eines Forschers, und der beste lebende Forscher und Heiler, den es unter ihnen gab, war nun einmal niemand anderes als der um seine Mitarbeit an eben jenem Projekt bettelnde Mit'gai.
„Ich bin einverstanden ...”
Gleichzeitig mit diesen Worten bekundete er seinem zutiefst erfreuten Gegenüber seine Einwilligung mit den Gesten der Einigung und ... was er sich nicht gänzlich verkneifen konnte, des Paktes. Einer selbst unter seinem Volk fast vergessenen Gebärde, die zwei oder mehrere Taelons an ihre Verschwiegenheit band.

 

Dankbar und schier überwältigt vor Freude hätte Mit'gai am liebsten sofort mit seiner Arbeit begonnen, doch dann fiel ihm wieder ein, was die Synode gerade erst beschlossen hatte, und er hätte sich am liebsten selbst jedes einzelne auf der Sitzung gesprochene Wort im Munde herumgedreht. Denn genau diese Beschlüsse verhinderten nun das, was er so dringend benötigte. Menschen ... und zwar viele Menschen ... die sich für einen längeren Zeitraum freiwillig - er wäre an diesem Gedanken fast erstickt - in ihre Hände begeben würden. Doch durch die gerade erst getroffene Verfügung war es ausgeschlossen, dass sich Menschen, frei denkende Menschen auf dem Mutterschiff aufhalten durften. Doch genau hier waren die besten Möglichkeiten, dieses Phänomen weiter und tiefergehend zu untersuchen und um festzustellen, ob es sich bei seinem Fund um eine Ausnahme oder um ein vermehrt unter den Menschen auftretendes Erbe handelte. Niedergeschlagen seufzte er und wandte sich an den nun wieder seine vollkommene Ruhe ausstrahlenden Synodenführer. „Wie sollen wir nur vorgehen? Ich glaube nicht, dass wir die getroffene Entscheidung so schnell wieder revidieren können ... und das, ohne bekannt werden zu lassen, was wir beide nun wissen.”

Da'an nickte langsam. Daran hatte er auch schon gedacht, und ein Plan begann sich in seinen Gedanken zu formen. „Wir können unsere Nachforschungen auch auf der Erde anstellen. Dort haben wir sogar noch viel bessere Möglichkeiten als hier.” Während er sprach, wandte er sich um und begann langsam, aber zielstrebig auf den Ausgang zu zu gehen. Mit'gai folgte ihm, doch als ihn eine von diesem ausgehende Welle aus Unsicherheit und Verwirrung streifte, setzte er, langsam weiter seinem Ziel entgegen gehend, erklärend hinzu. „In unseren Forschungszentren und in den Krankenhäusern können wir auf so viele Menschen zurückgreifen, wie es für unsere Untersuchung nötig sein wird. Ich bin mir sicher, dass sich sehr viele von ihnen freiwillig einer oberflächlichen Analyse unterziehen lassen würden, wenn wir ihnen sagen, dass es ein neues Heilmittel für einige ihrer verbreiteteren Krankheiten gäbe, welches wir allerdings erst noch der menschlichen Physiologie anpassen müssen. Sie werden nie erfahren, was wir wirklich von ihnen gewollt haben.”

Schweigend schritten die beiden Taelons durch die gewundenen Gänge des Mutterschiffes, jeder von ihnen zu tief in Gedanken versunken, als dass sie die ihnen folgenden Blicke der sich noch auf dem Mutterschiff befindlichen Menschen bemerkt hätten, die jeder von mindestens zwei Freiwilligen überwacht wurden. Doch selbst wenn sie nicht derart beschäftigt gewesen wären, hätte das weder Mit'gai noch Da'an interessiert. Die einzigen Menschen, denen es noch gestattet war, unbeaufsichtigt durch das Schiff zu streifen, waren die der Synode und ihrem jeweiligen Companion treu ergebenen Beschützer.

„Warum nutzen wir nicht die Portale?”, erkundigte sich Mit'gai plötzlich, während sie sich allmählich dem Teil des Mutterschiffes näherten, in welchem sich die Verhörzellen befanden.

Nun seinerseits irritiert blickte Da'an den neben ihm einher gehenden Forscher und Heiler an. „Ich verstehe nicht, wie uns das weiterhelfen könnte”
Kurz schwieg er, überlegend, während aus einem der zu den weniger gesicherten Verhörzellen führenden Seitengänge, welchen sie auf ihrem Weg passierten, die entsetzten Schreie der gerade vernommenen Gefangenen erklangen. Auch diese würden, nach Beendigung der Befragung durch die Beschützer - sollten sie dann noch leben - zu Drohnen umprogrammiert werden. Sie konnten es einfach nicht zulassen, dass diese Individuen, selbst wenn sie des ihnen vorgeworfenen Verbrechens für unschuldig befunden würden, wieder auf ihre Welt zurückkehrten und von den an ihnen durchgeführten Verhören berichteten. Nachdem auch die letzten klagenden Stimmen, hinter ihnen zurückbleibend, verstummt waren, konnte Da'an seine zu Mit'gais Vorschlag entstandenen Ideen endlich in Worte fassen, ohne befürchten zu müssen, von denen ihn in seinen Überlegungen störenden Geräuschen wieder unterbrochen zu werden. „Wir können nicht jeden entführen, der eventuell auf die dem Interdimensionsportal eingegebenen Daten anspricht. Es könnten nur wenige sein, aber vielleicht auch Tausende, Millionen gar ...”
Über seine eigenen Worte und das, was sie bedeuten könnten, erschüttert, blieb Da'an kurz stehen. Es trennten ihn so oder so nur noch wenige Schritte von seinem vorgesehenen Ziel. „Das Vertrauen in die Interdimensionstechnik würde stark unter dem plötzlichen Verschwinden so vieler Menschen zu leiden haben.”

Und dennoch, trotz seines gerade erst selbst ausgesprochenen Widerspruchs, kreisten seine Gedanken bereits um mögliche Erklärungen für die tragischen Unglücksfälle, die es wohl in nächster Zeit weitaus häufiger als früher geben würde. Da'an würde einige unangenehme Fragen über sich ergehen lassen müssen, aber letztendlich könnte er die Ursache für die vielen Verluste auf die menschliche Technik schieben, die mit der hoch entwickelten Technologie der Taelons nicht so gut wie erhofft zusammenwirkte und durch menschliches Versagen letztendlich diese tragischen Todesfälle auslöste.
Der Synodenführer lächelte zufrieden. Ja, das könnte durchaus funktionieren. Gleichzeitig könnten sie die Menschen durch diese Unglücksfälle weiter dazu animieren, sich noch in viel größerem Ausmaß von taelonischen Errungenschaften abhängig machen zu lassen. Denn diese Unfälle wären bestimmt nicht geschehen, wenn die menschlichen Komponenten nicht derart unterentwickelt gewesen wären. Ein Teil seiner Gedanken beschäftigte sich bereits mit der ergreifenden Trauerrede, die er beim eintausendsten Unfall in der Nordamerikanischen Botschaft, die trotz seines Aufstiegs zum Synodenführer noch immer sein bevorzugter Aufenthaltsort war, halten würde.

„Das wird nicht nötig sein, Da'an”, unterbrach Mit'gai den konzentriert nachdenkenden Synodenführer und blieb ebenfalls stehen, um sich zu ihm umzuwenden.
„Die in Frage kommenden Menschen werden vollkommen freiwillig zu uns kommen, und nicht nur das.” Der Hauch eines Lächelns spielte um des Wissenschaftlers Lippen, als er, mit jedem Wort von seiner eigenen Idee immer begeisterter werdend, weiter sprach: „Die Menschen werden uns darum anflehen, ihnen zu helfen und sie mit unserer Heilkunst zu retten.”

„Bitte erkläre dich, Mit'gai”, ging Da'an auf das nach ihm älteste Synodenmitglied ein. Auch wenn er selbst dazu nicht in der Stimmung war, so gönnte er diesem durchaus seinen Spaß.

„Was ist es, das die Menschheit am meisten fürchtet?”, erkundigte sich Mit'gai mit nur noch mühsam unterdrückter Begeisterung.

Da'an lächelte nun ebenfalls, er musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wovor die Menschen am meisten Angst hätten: „Dass wir sie verlassen”, stellte er ebenso begeistert wie der Heiler fest. „Wenn wir ihnen damit drohen, die Erde endgültig zu verlassen und all unsere Technologie, unsere Medizin und unsere die Länder im Frieden miteinander haltenden Companions abzuziehen, dann werden sie uns die paar tausend Menschen, die wir durch die Portale identifizieren, schon geben. Das ist eine hervorragende Idee, mein Freund.”

Der Angesprochene lächelte leicht und seine Finger beschrieben eine eher verneinende Geste. „Das war es eigentlich nicht, was ich vorschlagen wollte. Wir sollten die Menschen mit etwas konfrontieren, das sie nicht beherrschen können. Mit einer Drohung oder ...”, weiter kam er jedoch nicht, da der Synodenführer ihn, kaum dass er begonnen hatte, seine Idee zu erläutern, mit deutlich angespannter Stimme unterbrach. Eine Welle von Unmut schlug Mit'gai entgegen, und er trat unwillkürlich einen respektvollen Schritt zurück.

„Ich werde keine Städte beschießen!” Deutlich ungehalten musterte er den zurückweichenden Heiler vor sich. „Einen solchen Vorschlag hätte ich von T'than oder Zo'or erwartet, aber nicht von Dir!”

„Das war es auch nicht, was ich meinte. Ich bin Wissenschaftler, Da'an, und nicht einer der Kriegerkaste. Auch wenn T'than der zweite Gefährte meines Elters ist, heißt das noch lange nicht, dass ich, ebenso wie er, darauf bedacht bin, meine Argumente mit brachialer Gewalt durchzusetzen”, wehrte Mit'gai fast schon heftig ab. Er wurde wahrhaftig nicht gerne an seine Verwandtschaft mit dem Kriegsminister erinnert. „Ich ziehe die Kunst der Selektion der Massenvernichtung bei weitem vor.”

Seine Arme und Finger beschwichtigend bewegend, überwand Da'an den sie voneinander trennenden Schritt und stand nun wieder so dicht wie zuvor vor Mit'gai. „Es war nicht meine Absicht, dich zu verärgern, aber was hast du dann vor?”

„Krankheiten!”, stieß der Taelonheiler hervor, wieder nach nur diesem einen Wort genauso von Begeisterung erfüllt wie vor ihrem kleinem Missverständnis.

Da'an verstand immer noch nicht, was er sein Gegenüber, langsam etwas ungeduldig werdend, auch wissen ließ.

„Diplomaten”, murmelte Mit'gai leise, verbiss sich jedoch jeden weiteren Kommentar, als er jetzt nicht Da'ans, sondern des Synodenführers mahnenden Blick, verbunden mit einem leichten Energieklapps verspürte. „Nun gut ... das Schlimmste, was die Menschen fürchten, sind Seuchen. Krankheiten, die viele Tausende von ihnen in nur kurzer Zeit töten können.”

„Nun, mir sind keine solche Ausbrüche bekannt”, konterte Da'an und stockte plötzlich, als er langsam zu begreifen begann, worauf der befähigteste Wissenschaftler, Forscher und Heiler, den sie seit langem hatten, hinauswollte. „Du willst doch nicht etwa eine dieser ... dieser Krankheiten wieder in Erscheinung treten lassen?”

„Nein .. das wäre äußerst dumm, denn wir haben sie ja gerade erst davon befreit. Gerade Ra'hal und ... sein Kind hatten auf diesem Gebiet besonders viele Erfolge.” Beide Taelons schwiegen kurz, als sie sich des grausamen Schicksals erinnerten, das vor wenigen Stunden das gesamte Gemeinwesen erschüttert hatte. Ra'hal, einer der auf seinem Gebiet sogar noch befähigteren Heiler als Mit'gai es in diesem speziellen Fach war, hatte auf der Erde eine Forschungseinrichtung, in welcher er unter anderem einige weit verbreitete Erkrankungen der Menschheit erfolgreich bekämpft hatte, geleitet. Jedenfalls bis ... zu jenem schrecklichen Ereignis, ohne das sie jetzt nicht hier stehen würden und über Methoden diskutieren, welche die Menschheit für immer verändern sollten. Diese und auch ihre eigene Spezies.

Äußerlich ruhig und gelassen, doch innerlich sichtlich ungeduldig nahm Da'an seinen zuvor unterbrochenen Weg in Richtung der speziell gesicherten Verhörzellen wieder auf. „Ich warte”, sagte er dabei nur, sich vollkommen bewusst, dass der Heiler ihm folgen würde.

„Es ist eigentlich ganz einfach”, erklärte Mit'gai mit strahlendem Blick, „ich muss nur einen auf die Menschen ausgerichteten Erreger kreieren. Dieser wird dann all jene Portalreisenden befallen, die auch nur im Entferntesten unserem gesuchten Profil entsprechen. Durch die grobe Auswahl werden auch viele derer erkranken, die für uns von keinem Nutzen sind.”

„Und Du glaubst dass die Menschen nach unserer Hilfe verlangen werden, wenn sie einer ihrer schlimmsten Ängste begegnen?”, erkundigte sich der Synodenführer, nun ebenso fasziniert wie Mit'gai.

„Ihnen wird keine andere Wahl bleiben. Wenn die Ersten zu sterben beginnen und die menschlichen ... Ärzte keine Heilungsmöglichkeiten finden ...” Kurz stockte er und fuhr dann mit einem äußerst selbstzufriedenen Lächeln fort, zu sprechen: „Ich werde schon dafür Sorge tragen, dass sie keine Heilung finden werden und nach einigen Wochen, wenn die Panik um sich greift, können wir ihnen ein Heilmittel geben, das ich kombiniert mit dem Virus erschaffen werde. Die Menschen werden alles für ihre Gesundheit geben und die anderen, die noch nicht erkrankt sind, werden diejenigen mit der neuen Seuche meiden ... dort können wir dann wiederum mit einem ... nun neuen Krankenhaus aushelfen, das rein von uns geleitet wird.”

„Wir könnten eine neue Teth'a'dar wachsen lassen”, warf Da'an nun ebenso begeistert ein. „Dies wäre dann unsere erste richtige Forschungseinrichtung und nichts, das von Menschen erbaut wurde und in dem wir nur geduldet werden. Die erste Teth'a'dar außer den bereits bestehenden Botschaften - und Du, Mit'gai, wirst die Leitung über unser neues Zentrum zur ... Heilung der Menschheit innehaben.”
Mit einem fast schon teuflischem Grinsen verbeugte sich Da'an vor dem überrumpelten Heiler. „Ich wünsche Dir in deiner neuen Stellung und für deine neue Aufgabe so viel Energie wie nur möglich.”

„Ich? Ich soll auf der Erde bei ... bei diesen Wilden leben?” Deutlich entsetzt erschauderte der Heiler, der bisher noch keinen Fuß auf den Planeten unter ihnen gesetzt hatte. Er hatte es bisher immer geschickt vermeiden können, und so versuchte er es auch jetzt wieder: „Sollte nicht Ra'hal diese Ehre zuteil werden? Schließlich ..”

„Ra'hal ist zur Heimatwelt zurückgekehrt. Er wird nicht wiederkommen, Mit'gai ... Du hast jetzt die Verantwortung und die Leitung für die medizinischen Taelon-Mensch- Einrichtungen inne”, gab Da'an so ungerührt wie nur irgend möglich dem deutlich unerfreuten Heiler zu verstehen. Endlich hatte auch er sein Ziel erreicht und blieb vor dem virtuellen Glas, das nur Taelons den Zutritt in diese spezielle Zelle gestattete, abwartend stehen.

Auch Mit'gai warf einen Blick in die Zelle und auf den darin gefangenen Menschen. „Was hast Du jetzt mit ihr vor? Es ist immer noch nicht geklärt, ob sie nicht doch auf dich angesetzt wurde, auch wenn keine Waffen oder ähnliches gefunden wurden. Vielleicht wollten diese Widerständler an mehreren Stellen versuchen, uns anzugreifen.” Kurz zögerte er, dann sprach er weiter: „Ich könnte sie einem Mentalscan unterziehen, dann wüssten wir mit absoluter Sicherheit, was ihr Plan gewesen war.”

Abwehrend schüttelte Da'an seinen Kopf. „Nein, das würde sie nicht überleben.”

„Warum sollte dich das stören, Da'an?” Deutlich verwirrt starrte Mit'gai den Synodenführer an. „Außerdem, die andere Alternative wäre die Umprogrammierung - und auch dann würden wir nicht wissen, was sie vorhatte.”

Da'an lächelte leicht. Es war ein bitteres Lächeln: „Nun, die Synode wollte doch schon die ganze Zeit über, dass ich einen neuen Beschützer wähle”, antwortete er, und auf Mit'gais vollkommen perplexen Blick fügte er noch hinzu: „Außerdem kann ein Implantant einen Mentalscan durchaus ohne lange Folgeschäden überstehen.”

Mit'gai nickte zustimmend. „Ich werde ein Cyber-Virus-Implantat vorbereiten und entsprechend modifizieren, so dass sie speziell auf dich abgestimmt sein wird.” Damit wandte er sich um und verschwand in den Gängen des Mutterschiffes. Da'an jedoch blieb noch eine Weile stehen und betrachtete den Menschen, der ihn zu Beginn ihrer Begegnung versucht hatte zu täuschen oder vielleicht sogar zu töten. Doch in nur wenigen Tagen würde sie ihn mit ihrem Leben beschützen.

 

Ende von Kapitel 9

 

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