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  „Die andere Seite”von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungsdatum: Freitag, 9. Januar 2004
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam Kincaids Einladung auf das Mutterschiff ...
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 ‚The Joining‚
Charaktere:  Colonel Liam Kincaid, Ronald Sandoval, William Boone
 
Anmerkung der Autorin: Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt.
 

 

DIE ANDERE SEITE

Kapitel 22

 

Regungslos und in Habachtstellung stand Colonel Liam Kincaid inmitten des blau, weiß und violett gemusterten Raumes, in den man ihn geführt hatte, nachdem er von seinem vorigen Auftrag plötzlich und für ihn nicht nur vollkommen überraschend, sondern auch absolut unnötig zurückgerufen worden und auf Befehl des seine Einheit überwachenden Major Generals direkt hierher auf das Mutterschiff hinauf gebracht worden war. Er wusste, welche Ehre dies darstellen sollte, da ihm nicht entgangen war, das die Taelons keine Menschen mehr auf diesem zu dulden schienen, was er nach den letzten Anschlägen auch gut verstehen konnte. Daher verhielt er sich so, als würde er kurz vor einem Gespräch mit einem ihm wichtigen Vorgesetzten stehen. Ein Verhalten, das durch sein ruhiges und akkurates Auftreten bestimmt wurde und nicht durch ein - wie bei manch anderem vielleicht - von Nervosität geprägtes Äußeres. Das eigene Erscheinungsbild war, das war ihm nur allzu klar, das, was bleibenden Eindruck hinterließ, und er war sich sicher, dass dem nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Taelons so war, oder diese - wenn schon nicht ihrer eigenen Art nach - dies von den Menschen übernommen hatten, wenn es sich um Angehörige seiner eigenen Gattung handelte.

Obwohl er ruhig dastand und man weder seiner Miene noch seinen Augen ansehen konnte, was er gerade dachte und fühlte oder dass er seiner Umgebung überhaupt seine Aufmerksamkeit schenkte, befanden sich seine Gedanken in einer nicht gerade geringen Aufregung, denn so sehr er auch überlegte, kam er immer nur wieder auf einen einzigen Grund, warum man ihn hierher gebracht haben könnte und dies war einer, der ihm so gar nicht schmecken wollte. So wie jeder andere auch wusste er, das der Nordamerikanische Companion seinen Beschützer vor einiger Zeit verloren hatte und ebenso wusste er - was wiederum nicht jedem bekannt war und wohl nur den aufmerksamsten Beobachtern aufgefallen sein mochte - dass dieser immer noch keinen neuen gewählt hatte. Welchen anderen Grund also konnte es geben, ausgerechnet ihn, einen hoch dekorierten und in vielen Einsätzen oftmals bewährten Colonel der Army auszuwählen und an einen ansonsten unzugänglichen Ort zu bringen? Wenn es geschehen war, um ihn zu beeindrucken ...
Nun, er war beeindruckt - doch nicht zu sehr, um sich von dem ihn umgebenden Glanz und der durchaus vorhandenen technischen Überlegenheit dieser Spezies blenden zu lassen.

Oh nein - er hatte gewiss nicht vor, einen solchen Job zu übernehmen, bei dem die Sterblichkeitsrate höher als bei den schlimmsten seiner Einsätze lag, mit Ausnahme des einen im SI-Krieg, den er und William Boone als Einzige überlebt hatten. Niemals würde er sich - so wie es Will getan hatte - auf ein derartiges Unterfangen einlassen. Was es seinem früheren Freund und Kampfgefährten gebracht hatte, war für alle deutlich geworden bei dessen Beerdigung. Nichts außer dem Tod - und einem pompösen Begräbnis, auf das - so wusste Liam - Will wohl ebenso gerne verzichtet hätte, wie er selbst es auch tat. Jedenfalls der Will, den er gekannt hatte und nicht der, als welchen man ihn die letzte Zeit, seit seinem Dienstantritt bei den Taelons, erlebt hatte.

Boone hatte sich verändert und das nicht gerade zum Guten, wie Kincaid sich hatte eingestehen müssen, als er diesen einmal auf einer Veranstaltung wieder getroffen hatte, in die er durch Zufall hinein geraten war, als er bei einem seiner Einsätze auf dem kürzesten Weg direkt zu seinem Ziel kommen musste, welcher ihn jedoch durch die Menschenmenge geführt hatte, die sich versammelt hatte, um der Rede eines dieser Taelons zu lauschen. Darauf, welcher es war, hatte er nicht einmal geachtet - nicht, bis sich ihm plötzlich ein in einen schicken Anzug gekleideter Asiate in den Weg gestellt und ihn aufgefordert hatte, ihm zu folgen. Zur Unterstützung seiner Worte hatte dieser auch noch zwei Freiwillige dabei, die sich, wie Liam bemerkt hatte, leicht hinter und neben ihm postierten.

Er hatte erklärt, dass er keine Zeit habe und dass er sich im Einsatz befände, doch wollte dieser geschniegelte Kerl ihm einfach nicht zuhören und meinte nur, er wäre eine Gefahr für die Sicherheit des Nordamerikanischen Companions.
„Was für ein Unsinn!”, hatte er geantwortet, doch war der Mann einfach nicht davon abzubringen gewesen, ihn mit sich nehmen zu wollen. Er hatte ihm dann seinen Ausweis gezeigt und ihm abermals gesagt, dass er keine Zeit habe, ja, dass sich mit jeder vergehenden Minute die Chancen, die Geiseln, denen er zu Hilfe geschickt worden war, zu befreien, verringern würden, doch interessierte das diesen Typen einfach nicht. Natürlich hätte er sich gegen ihn und die beiden Freiwilligen zu wehren vermocht und er hatte auch keine Sekunde daran gezweifelt, diese leicht besiegen zu können. Nur der Skrill des, wie er erst dann bemerkte, Beschützers konnte ihm gefährlich werden, doch was brachte es ihm, wenn er sich den Befehlen dieses Mannes widersetzte, außer einem Haufen von Ärger, den er nicht nur sich, sondern auch seiner ganzen Truppe und seinen Vorgesetzten damit einbrockte?
So war er zähneknirschend mit ihnen gegangen, als ihm wieder in den Sinn kam, welcher Taelon dort sprach und er sich ebenfalls daran erinnerte, dass sein alter Kriegskamerad William Boone diesem neuerdings wohl auch sehr nahe stand, und hatte danach verlangt, mit Captain Boone zu sprechen. Von dessen Beförderung hatte er zum damaligen Zeitpunkt noch nichts gewußt.

So war es gekommen, dass er Boone das erste Mal seit Jahren wieder getroffen hatte und das, was er dort sah, gefiel ihm so ganz und gar nicht. Nach der Veranstaltung - das Problem mit den Geiseln hatte sich inzwischen so oder so erledigt - hatte man ihn in einen Raum in eines der extra geräumten Gebäude geführt, wo er dort dann nach dem Abflug des Taelons auf Will traf, welcher ihn derart kühl und ausdruckslos musterte, wie er es noch niemals zuvor getan hatte. Trotzdem hatte er auf ihn zugehen wollen, ihm die Hand reichen und ihn kurz, wie unter alten Freunden üblich, in die Arme schließen wollen, doch hatte dieser das allein durch seine ablehnende Haltung bereits verhindert. Gut, die zwei ihn an den Armen festhaltenden Freiwilligen und der neben ihm stehende und sich ihm als Agent Ronald Sandoval vorgestellt habende Asiat taten ihr Übrigens dazu, in ihm nicht gerade ein Gefühl von Wiedersehensfreude aufkommen zu lassen, doch konnte keiner dieser drei Menschen auch nur erahnen, was er und Will alles gemeinsam durchlebt und ja, auch durchlitten hatten, um in einem schrecklichen Krieg am Leben bleiben zu können.
Er hatte also die Begrüßung notgedrungen auf eine verbale, floskelhafte beschränkt. „Lang nicht mehr gesehen, Will!”

Dieser jedoch ignorierte nach einem kurzen prüfenden Blick sowohl ihn als auch seine an ihn gerichteten Worte und wandte sich statt dessen diesem Anzugtypen mit der Frage zu: „Wurden Waffen oder sonstige Gegenstände bei ihm gefunden, die auf einen geplanten Attentatsversuch hindeuten könnten?”

Leicht den Kopf schüttelnd erwiderte der Asiat: „Nein, er gab an, auf einen Befehl hin im Einsatz zu sein, was ich überprüfte. Ein derartiger Befehl existiert zwar, jedoch sollte dessen Ausführender sich mindestens drei Blocks weiter südlich aufhalten.”

„Ich sagte Ihnen bereits, Agent Sandoval, dass ich eine Abkürzung nehmen wollte ...”, begann er, sich zu verteidigen, da er das unbestimmte Gefühl hatte, hier in etwas hineinzugeraten, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Doch wurde er durch Will, der ihn nun plötzlich doch zur Kenntnis zu nehmen schien, einfach unterbrochen.

„Laut meinen Daten ist dies eine eher ungewöhnliche Abkürzung ...”, sagte Boone allerdings nur, seinen Blick alsdann wieder von ihm ab und dem Asiaten zu wendend.

„Es gibt durchaus eine Möglichkeit, das von ihm angestrebte Ziel in diese Richtung hin in einem geringeren Zeitraum zu erreichen, als dies auf üblichem Weg zu schaffen wäre”, räumte Sandoval nach kurzem Schweigen ein, da er in der Zwischenzeit genug Muße gehabt hatte, die Stadtpläne des fraglichen Bezirkes bezüglich des von Kincaid vorgeschlagenen Weges durchzusehen.

Nun reichte es aber.
Nicht genug, dass er seinen Einsatz verpasst hatte und nicht einmal wusste ob dadurch nun mehrere Menschen hatten sterben müssen - nein, jetzt wurde auch noch darüber diskutiert, ob er ...
Nein.
Es war eindeutig genug.
Verärgert mischte er sich in die an ihm vorbeilaufende Unterhaltung der beiden Männer ein. „Verdammt noch mal, Will, du weißt ebenso gut wie ich, dass ich nicht bewaffnet auf dem Weg zu einem Einsatz bin, sondern das ich die nötige Ausrüstung erst direkt vor Ort ausgehändigt bekomme, da ich erst dann über die genaueren Details informiert werde und ebenso weißt du, dass ich keinen Grund habe, einem dieser Außerirdischen etwas antun zu wollen. Also was soll das Gerede über einen möglichen Anschlagsversuch und dergleichen mehr an unsinnigem Geschwätz?”

Langsam wandte der Kincaid früher als Freund und Kamerad zugetane Mann den Kopf und erwiderte dessen wütende Blicke mit einer Kälte, die diesen leicht frösteln ließ. Es war eine Kälte, die er nur bei sehr wenigen Männern jemals gesehen hatte, und zwar bei denen, die derart viel erlebt hatten, dass sie nur noch abgestumpft waren. Jedoch war es der Blick eines Mannes, der daraufhin nicht den üblichen Entschluss gefasst hatte, aufzuhören, sondern ganz im Gegenteil nun erst recht weiterzumachen und der nur noch blind allen Befehlen folgte und der sich damit dann auch wissentlich und willentlich in die größten Gefahrensituationen brachte. Ja, Will hatte den Ausdruck eines Mannes, dem es egal war, ob er selbst lebte oder starb. Oder andere, solange es dem ihm vorgegebenen Ziel dienlich war.

„Will ...”, begann er erneut, versuchend, diesen jetzt direkt auf ihre gemeinsam Vergangenheit und besonders auf ihre Freundschaft anzusprechen - auf eine Freundschaft, die sie miteinander verbunden hatte, bis sich ihre Wege nach dem Ende des SI-Krieges getrennt hatten.
„Wenn du einen Grund hast, mich einer solchen - Absicht zu beschuldigen, dann sag' s mir ins Gesicht, aber treibe nicht diese Spielchen mit mir. Dazu kennen wir uns schon viel zu lange. Also ...” Kurz stockte er, ehe er dann entschlossen einen Schritt auf seinen früheren Freund und Kameraden zutrat und diesen ernst und offen anblickte.
„Was ist los? Es wird doch nun wirklich nicht nur meine Hast beim Durchqueren der versammelten Menschenmenge gewesen sein, die mich - verdächtig erscheinen ließ?”

„Jeder, der sich bei einer Veranstaltung und erst recht in Anwesenheit eines Taelons unüblich verhält, wird solange festgehalten, bis dessen genaue Beweggründe für ein derartiges Verhalten vollständig aufgedeckt sind”, wies ihn der nun seitlich hinter ihm stehende Anzugtyp mit scharfer Stimme zurecht, woraufhin Liam nichts anderes übrig blieb, als entnervt tief durchzuatmen, um erneut zu erklären, das er ...
Aber das brauchte er nicht, da in eben diesem Moment einer dieser Möchtegernsoldaten, die sich gern als Freiwillige verdingten, angelaufen kam und Boone ein Pad überreichte, welches dieser kurz las und anschließend den Mann mit einem flüchtigen Wink wieder fortschickte.

Danach blickte Boone wieder in das Gesicht Kincaids und meinte schließlich, nachdem er das Schriftstück an Ronald Sandoval weitergereicht hatte:
„Sie können gehen, aber ich rate Ihnen - um unserer alten Bekanntschaft willen - sich das nächste Mal in der Nähe eines Taelons nicht derart - auffällig zu benehmen.”

Die beiden ‚ Freiwilligen’ ließen Liam los.

Erleichtert - sich dies jedoch nicht anmerken lassend - nickte dieser und wollte sich schon einfach umwenden und gehen, als er dann doch noch einmal innehielt und den ihn ohne irgendein Gefühl anblickenden Boone fast schon traurig ansah.
„Ich bin immer für dich da, falls du jemanden zum Unterhalten brauchst, alter Freund.” Damit wandte er sich, kurz salutierend, um und eilte zügigen Schrittes, aber auch nicht so, als würde er vor etwas davonlaufen, aus dem immer noch menschenleeren Gebäude.

Leises Plätschern riss ihn abrupt wieder in die Gegenwart zurück. Irritiert schaute Liam Kincaid sich in dem Raum um, in welchem er sich innerhalb des Mutterschiffes befand und in dem er sich gemäß seinen Anweisungen solange aufzuhalten hatte, bis man ihm etwas anderes befahl und in dem er denjenigen treffen sollte, der ihn zu sprechen verlangt hatte.

Abermals ließ er seinen Blick durch die Umgebung gleiten, um die Ursache des Geräusches ausfindig zu machen, konnte jedoch nichts entdecken, und da das Plätschern wieder verschwunden war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem zu, was er für den einzigen Ein- und Ausgang in diesem Zimmer oder wie immer er das, in dem er stand, auch nennen sollte, hielt, nur um sich sofort noch etwas gerader hinzustellen und kurz zu salutieren, als er fast wie aus dem Nichts und einer ihm nicht wirklich klar ersichtlichen Wandstelle plötzlich eines jener Energiewesen auftauchen und auf sich zukommen sah, die sich selbst als Taelon bezeichneten beziehungsweise sich zumindest den Menschen unter diesem Namen vorgestellt hatten.

Nicht, dass er dies tat, um sich einzuschmeicheln oder um diesem Taelon in besonders guter Erinnerung zu bleiben. Ihm war nur wichtig, sich so korrekt wie möglich zu benehmen, da alles, was er tat, nicht nur auf ihn, sondern auch auf diejenigen zurückfallen würde, die ihn hierher geschickt hatten, und so hatte er sich schon zu Beginn seiner Zeit hier dafür entschieden, sich den Taelons gegenüber genauso zu verhalten, als stünde er einem seiner wenigen Vorgesetzten gegenüber, denen er noch zu gehorchen hatte.

„Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Colonel Liam Kincaid”, begrüßte der Taelon ihn in dem für seine Spezies typischen, langsamen und unbedarften Menschen wohl sanftmütig erscheinenden Tonfall, welcher, gepaart mit den fast schon hypnotisch anmutenden Körperbewegungen dieser Außerirdischen, selbst ihm beinahe den Eindruck vorzugaukeln vermochte, von diesen Wesen könne keinerlei Gefahr ausgehen.

Doch kannte Liam Kincaid sich zur Genüge mit den Schlichen anderer Menschen aus, welche gerade durch ein unscheinbares Auftreten die wirklich hinter ihnen lauernden Gefahren zu verbergen suchten. Schon zu oft hatte er in die verschiedensten, völlig unschuldig aussehenden Gesichter blicken müssen, um sich von solcherlei Äußerlichkeiten noch groß täuschen zu lassen. So nickte er also nur knapp, dabei die Hände hinter dem Rücken verschränkend, und erwiderte den hellblauen Blick des Aliens, ohne auf dessen Worte näher einzugehen.

Nachdem keine weitere Reaktion des Taelons erfolgte, erkundigte er sich mit ruhiger und fester Stimme: „Da Sie mich nicht nur wegen einer Begrüßung hierher gebeten haben, Sir, würde ich gerne wissen, was der Grund für mein Hiersein ist.”

Wenn sich der Taelon durch seine Worte gestört fühlen sollte, so zeigte er es zumindest nicht. Nicht, soweit es Kincaid als Mensch jedenfalls möglich war, das zu beurteilen. Schließlich wusste er, dass diese Wesen eine gänzlich andere Tonart ihnen gegenüber gewohnt waren. Etwas, das Liam jedoch absolut nicht daran hinderte, sich vorzunehmen, auch weiterhin in selbem Ton mit dem Alien zu sprechen. Genau so, wie er es auch mit seinen Vorgesetzten tat und auch immer tun würde, da er alles andere als bloße Heuchelei verabscheute und nicht gedachte, gerade jetzt damit anzufangen, ebensolche zu betreiben. Entweder die Taelons nahmen ihn so, wie er war, oder sie mussten auf seine Mithilfe - bei was auch immer - verzichten.

„In der Tat ist Ihr Erscheinen hier von äußerster Bedeutsamkeit - sowohl für Sie persönlich als auch für die weitere Zusammenarbeit zwischen den Menschen und den Taelons.”, bestätigte der Außerirdische mit seine Worte untermalenden Hand- und Armbewegungen.

Reglos wartete der Colonel, ob da nun noch etwas kommen würde, und blinzelte nur einmal leicht, als dies wohl nicht der Fall zu sein schien. Der Alien wollte sich wohl entweder sehr viel Zeit damit lassen, ihm endlich den Grund seines Hierseins zu offenbaren, oder es gehörte einfach zu den Eigenschaften dieser Spezies, dass sie Gespräche derart lang andauern ließen. So schwieg auch er, sich nicht ganz sicher seiend, ob es nun unhöflich von ihm wäre, wenn er erneut um eine Erklärung bitten würde. Schließlich hatte er nicht vor, durch schlechtes Benehmen aufzufallen. So überbrückte er die sich dahin ziehende Stille zwischen ihnen beiden einfach damit, dass er den blauen Blick des Anderen ruhig und dennoch aufmerksam bleibend erwiderte, was den Taelon dazu brachte, seine Körperfärbung kurzfristig in leichten weißen und violetten Wirbeln zu verändern.

„Sie wissen von dem Attentat, bei welchem einer unserer besten Wissenschaftler - wie sagt ihr Menschen noch gleich?”, - kurz stockte der Alien, anscheinend überlegend, wie er das Folgende am besten auszusprechen hatte - „ums Leben gekommen ist.”

Zustimmend nickte der Colonel. Es gab wohl kaum jemanden, der diese Nachrichten nicht mitbekommen hatte. „Darf ich also annehmen, dass Sie mich damit beauftragen wollen, die Hintergründe dieses Anschlages zu ergründen und die Verantwortlichen zu finden?”

Eine Geste mit seiner rechten Hand vollführend, welche Liam ebenso wie eine Zustimmung vorkam wie ein Nicken bei einem menschlichem Gegenüber, schien der Außerirdische seine Vermutungen zu bestätigen. Doch wartete der Colonel lieber weiter ab, ehe er sich dessen Antwort ganz sicher sein konnte. Für Fehler war ihm hier weiß Gott kein Raum gegeben.

„Die Verantwortlichen, wie Sie diese Terroristen nennen, kennen wir bereits. Ihre Aufgabe soll es sein, sie aufzuspüren und dafür zu sorgen, das diese Menschen niemals wieder etwas Derartiges tun können”, stimmte der Taelon ihm dann tatsächlich auch halb zu.

Liam hatte sich gut genug unter Kontrolle, um lediglich mit einem angedeuteten Stirnrunzeln auf das soeben Gehörte zu reagieren. Es war ihm mehr als bewusst, was genau der Taelon da von ihm wollte. Doch war er nicht bereit, nur auf dessen Geheiß hin einen oder gar mehrere Morde zu begehen und nichts anderes war es, was dieser da in seiner blumigen Sprache gerade eben von ihm verlangt hatte.

Als sich das Schweigen in die Länge zog, nickte der Colonel schließlich leicht und erwiderte: „Ich darf annehmen, dass Ihr - Auftrag an mich mit meinen Vorgesetzten abgesprochen wurde?”

„Sie sind angewiesen, all unseren Wünschen Folge zu leisten, Colonel Kincaid”, gab der Taelon statt einer direkten Zustimmung ausweichend zur Antwort, „und dies in jeder erdenklichen Hinsicht.”

Ein knappes Lächeln umspielte kurz seine Lippen, als er die plötzliche Brüskiertheit des Aliens zu erkennen glaubte. Diese Wesen waren wohl doch nicht ganz so gefühlsarm wie man - oder zumindest er selbst - es bisher angenommen hatte. So wie Menschen auch, mochten sie es wohl nicht besonders, wenn man ihre Wünsche in Frage stellte, doch hatte er nicht vor, sich einfach so einem derartigen Mordbefehl zu fügen. Nicht, ohne zuvor wirklich sicher sein zu können, dass dies auch wirklich zum Besten seines Landes und der Menschen sein würde. Denn eines hatte er bereits begriffen. Feinde der Außerirdischen mussten nicht unbedingt auch Landesverräter sein. Es gab immer verschiedene Seiten und er gedachte diese zweite Seite erst einmal genauer zu erkunden, ehe er sich darauf einließ, sie zu zerstören. Als er merkte, dass sein neuerliches Schweigen wohl falsch oder als beleidigend aufgefasst werden könnte, konzentrierte er sich wieder voll auf den Taelon und nickte schließlich leicht.
„Ich werde darüber nachdenken.”, teilte er dem blauvioletten Wesen schließlich mit ruhiger Stimme mit.

„Ich erwarte Ihre baldige Antwort voller Zuversicht und hoffe, Sie morgen wieder hier begrüßen zu dürfen”, war die von dem Taelon reichlich mit Arm- und Handbewegungen untermalte Antwort darauf.

Kurz salutierte Liam Kincaid noch einmal, trat dann zwei Schritte zurück, drehte sich um und ging zügigen, aber nicht überhasteten Schrittes aus dem kleinen Raum hinaus. Im Gang wurde er bereits von einem der so genannten Freiwilligen erwartet, der ihn nach draußen und in den Shuttlehangar begleitete, wo er nach kurzem Warten auch wieder von einem der Piloten zurück geflogen wurde.

 

Ende von Kapitel 22

 

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