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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungsdatum: Samstag, 29. März 2003
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Dr. Belman muss einige schwerwiegende Entscheidungen treffen und Mit'gai wird in ein Streitgespräch verwickelt ...
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 ‚The Joining’
Charaktere:  Julianne Belman, Mit'gai, Bel'lie
 
Anmerkung der Autorin: Mein besonderer Dank gilt Vibe für ihr unermüdlichens betan, Emma für die tollen Mails und das Betan des 16. Kapitels und Sky für das Bereitstellen auf dem besten Archiv für E:FC Storys überhaupt.
 

 

DIE ANDERE SEITE

Kapitel 19

 

Leise seufzend stand Dr. Julianne Belman in dem kleinen Labor, welches Mit'gai ihr zur Verfügung gestellt hatte. Es war dasselbe, in welchem sie früher schon einmal gearbeitet hatte und in dem sie zusammen mit den Taelons die cyberviralen Implantate für den menschlichen Körper angepasst hatte. Eine Tat, die ihr immer noch zu schaffen machte. Ganz besonders dann, wenn sie wieder einmal einem der Ergebnisse ihrer damaligen Handlungen über den Weg lief oder gar direkt mit diesem zu tun hatte. Zum Beispiel der Anblick des sie stets im Auge behaltenden Implantanten, welchen Mit'gai zu ihrer, wie er meinte, ganz persönlichen Hilfe für sie abgestellt hatte. Aber Julianne wusste nur zu genau, dass dieser nicht da war um ihr zu helfen, sondern vielmehr um sie unter steter Beobachtung zu halten.

Nur kurz hatte sie sich gewundert, warum keine Freiwilligen eine solche Aufgabe zugeteilt bekamen, diese wären doch ebenso imstande gewesen, sie, eine einfache alte Frau permanent zu überwachen. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie während ihres gesamten Aufenthalts auf dem Mutterschiff in den vergangenen Stunden nicht einem einzigen Menschen begegnet war - bis auf die verstärkt auftretenden Drohnen oder eben die nun noch viel mehr auffallenden Implantanten, welche ihren Herren wie kleine Schoßhunde zu folgen pflegten. Es erstaunte Julianne doch sehr, dass Mit'gai es geschafft hatte, diesen einen von seinen sonstigen Pflichten - dem Beschützen seines ihm zugeteilten Taelonbotschafters, wer immer das auch sein mochte - abzuziehen und ihn statt dessen ihr in den Nacken zu setzen.

So viele Monate hatte sie sich jetzt bereits aus den Angelegenheiten sowohl der Taelons, als auch des Widerstandes heraushalten können. Monate, in denen sie sich erholen konnte von dem, was geschehen war. Ein Zeitraum, den sie zugleich auch genutzt hatte, um Abstand zwischen sich und dem zu bringen, zu was sie ihr eigener Ehrgeiz getrieben hatte. Ja, ihr Ehrgeiz, nicht nur die beste Ärztin zu sein, sondern auch die beste Mikrobiologin, die es gab. Die Tatsache allein, dass sie die Taelons zur Mitarbeit auserwählt hatten, hatte ihr damals nicht gereicht. Oh nein, bei weitem nicht. Sie hatte es allen beweisen wollen. Allen Anderen und auch sich selbst wollte sie beweisen, dass sie weitaus mehr konnte und zu höheren Dingen berufen war, als sich nur um das Wohl diverser Krankenhauspatienten zu kümmern, oder im Bereich der Mikrobiologie wieder und wieder die stets gleich bleibenden so genannten ‚Neuentdeckungen’ machen zu müssen. Nein, sie war dazu bestimmt, etwas zu entdecken, das nicht nur ihr den verdienten Ruhm, sondern auch vielen anderen Menschen die nötige Hilfe bringen würde. Dass sie einmal von Außerirdischen dazu auserkoren werden sollte, daran mitzuwirken, etwas zu erschaffen, das so vielen Menschen Leid bringen würde, daran hatte sie damals, kurz nach Ende ihres Studiums, nicht einmal im Traum gedacht.

So vielen Menschen, weil nicht nur die von ihrer Mitentwicklung betroffen waren, die damit unmittelbar implantiert wurden und deren Verstand und Geist auf immer gebrochen und zerstört wurde, sondern auch diejenigen, welche von eben diesen implantierten Menschen terrorisiert, gefangen genommen und zum Wohle ihrer neuen Herren befragt und gefoltert wurden. Was Zustände waren, für die sie selbst, sie ganz persönlich, mit verantwortlich war, da sie es ja damals nicht hatte erwarten können, ihren eigenen Namen auf einem Podest aus Ruhm und Anerkennung zu platzieren. Was etwas war, das sie ja auch ohne Zweifel geschafft hatte. Sie, Julianne Belman, war eine der berühmtesten und am meisten respektierten Kapazitäten, nicht nur auf dem Gebiet der Mikrobiologie, sondern ganz besonders auch, weil sie die erste menschliche Ärztin gewesen war, die es geschafft hatte, die Aufmerksamkeit der Taelons auf die Arbeiten der menschlichen Medizin zu lenken. Für viele war sie die Frau, die eine Brücke des Lernens und der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Außerirdischen geschaffen hatte.

‚Welch eine Ironie’, dachte sich Julianne mit müdem Lächeln. ‚Wenn die, die mich so loben, nur wüssten, was wirklich alles im Namen der Zusammenarbeit geschah und noch geschieht ... Ich darf es einfach nicht tun ... Ich habe mir geschworen, es niemals wieder zu tun!’, wiederholte sie immer und immer wieder in Gedanken, während ihr Blick nachdenklich über die Einrichtung des ihr zur alleinigen Verfügung stehenden Laborbereiches wanderte, auf der Suche nach ... Sie wusste es nicht genau. Aber irgend etwas musste es doch geben, um das, was sie zu tun gezwungen werden sollte, zu verhindern oder irgendwie scheitern zu lassen.

 
* * *
 

Nachdenklich schritt Mit'gai durch die Gänge des Mutterschiffes in Richtung Laboratorium und Krankenstation. Die wenigen Menschen, die ihm auf seinem Weg begegneten, nunmehr ausnahmslos Drohnen, beachtete er ebenso wenig wie den Boden unter seinen Füßen oder die von sanften Energieadern durchzogenen, in dunklem Blauviolett schimmernden Wände an seinen Seiten. Wobei das nicht ganz stimmte, da ihn die Licht- und Schattenspiele des Schiffsinneren weitaus mehr interessierten als eines dieser geistlosen Geschöpfe, welche - zugegebenermaßen durch sie selbst erst derart geistlos gemacht - eben nur Drohnen waren. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er auch dem Rest der Menschheit nicht viel mehr Intelligenz zuschrieb als den auf dem Schiff verbliebenen, ihm stoisch und mit leeren toten Augen ausweichenden Kreaturen dort vor sich. Gerade einmal die Implantanten waren es wert, beachtet zu werden - jedenfalls solange sie innerhalb der ihnen vorgegebenen Richtlinien funktionierten.

Mit'gai war derart in Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich ihm ein weiterer Taelon näherte. Hastig wich er aus, ehe er mit diesem zusammenstieß, in seinen durch die äußere Fassade durchschimmernden Energielinien Überraschung und eine leise Entschuldigung bekundend, da er einfach zu sehr in sich selbst versunken gewesen war, um groß auf den Weg zu achten oder auf die, die ihm auf diesem möglicherweise entgegenkommen konnten. Nicht gerade wenig erstaunt erkannte er in dem anderen Taelon niemand anderen als Bel'lie selbst - was ihn nicht gerade wenig verblüffte. Ein Gefühl, welches er auch sogleich mit einer entsprechenden Geste zum Ausdruck brachte: „Dass du hier bist, Bel'lie ...”

Der Angesprochene schien nicht weniger überrascht als Mit'gai zu sein, was sich auch deutlich in dessen Energielinien widerzuspiegeln begann. Mit den Händen die Grußgeste formend, erinnerte er den Anderen daran, dass, egal, was dieser von ihm halten mochte, wenigstens er soviel Anstand hatte, um seinerseits auf ein Minimum an Höflichkeit zu achten. „Es ist auch schön, dich einmal wieder zu treffen, Mit'gai. Im Gegensatz zu dir war mir von Anfang an bewusst, wo ich dich würde finden können.”

Den Hinweis Bel'lies ignorierend, wandte sich der Heiler wieder seinem ursprünglichen Ziel zu, hielt dann jedoch noch einmal inne, drehte sich erneut zu dem immer noch an Ort und Stelle stehenden Taelon um und meinte: „Ich an deiner Stelle würde darauf achten, dass ich Da'an nicht über den Weg laufe, solange er sich auf dem Mutterschiff und nicht in seiner Botschaft auf der Erde befindet.”

„Was etwas ist, was wohl kaum einer verstehen dürfte”, tat Bel'lie die kaum verkappte Warnung des anderen Taelons mit einer flüchtigen Geste ab, sich dabei fragend, wie weit dieser wohl gehen würde, wüsste dieser auch nur ansatzweise, was er, Bel'lie, im Sinne hatte, und fuhr anschließend fort zu sprechen: „Wie kann er nur weiter unter den Menschen leben, als Synodenführer ... Da'an sollte sich hier auf dem Mutterschiff oder noch viel eher auf der Heimatwelt aufhalten. Ganz besonders jetzt, angesichts der letzten für uns alle so schrecklichen Geschehnisse.”

‚Ich bezweifle ernsthaft, dass du das für derart schrecklich gehalten hast!’, dachte sich Mit'gai, während ihn ein heftiger roter Energieschauer durchlief, als er diese Worte vernahm, und noch ehe er sich's versah, stand er bereits dicht vor dem absolut gelassenen und von sich selbst überzeugten Bel'lie und fuhr ihn wütend an: „Der Synodenführer kann tun und lassen, was immer ihm beliebt - ungeachtet der Meinung eines - eines ehemaligen Schülers.”

„Was etwas ist, das dich noch heute zutiefst verärgert, oder?”, erkundigte sich Bel'lie mit nur einem Hauch Rosa, das sich, sich langsam kräuselnd und schließlich durch ein helles Blau ersetzt werdend, durch seine innere Struktur bewegte. „Du hast es anscheinend immer noch nicht so recht verwunden, dass er mich damals auswählte und nicht dich, der du ....”

Eine schnelle, scharfe Geste unterbrach den Redefluss des anderen Taelons, und nun nur noch aufgebrachter als zuvor entgegnete der Heiler mit eisiger Stimme: „Da täuschst du dich .... Ich habe mich niemals daran gestört, dass du sein Schüler warst. Schließlich konnte jeder von uns davon profitieren, wenn Da'an sein Wissen an einen Anderen weitergab.”

„Aber es störte dich durchaus, dass wir mehr waren - weit mehr als nur das, nicht wahr, mein werter Freund?” Fast schon spöttisch beendete Bel'lie den Satz seines Gegenübers, und er gab sich keinerlei Mühe, seine Erheiterung über dessen nun offen zutage tretendes Unbehagen zu verbergen. „Ich habe schon immer gewusst, dass du mehr für ihn empfindest. Wie schade, dass Da'an dies nie aufgefallen ist.”

„Das ist Vergangenheit, Bel'lie”, entgegnete Mit'gai, nun wieder etwas beherrschter als zuvor. Er war nun einmal kein Diplomat und vermochte daher auch nicht so gut wie ein solcher, seine Emotionen zu verbergen. „Und dabei sollte es auch bleiben. Du würdest uns allen eine Menge Aufregung ersparen, wenn du dich ebenfalls daran erinnern würdest.”

Eine nur von einem Hauch Spott begleitete, beschwichtigende Geste ausführend, erwiderte Bel'lie in weiterhin freundlichem Tonfall: „Aber selbstverständlich doch. Wo wir uns bereits einmal nach so langer Zeit wieder begegnet sind und dann auch noch von unser beider Freund sprachen - was hat dich derart beschäftigt, dass du in solcher Eile warst?”

 
* * *
 

Julianne Belman lächelte plötzlich, als ihr einfiel, was sie würde tun können, um sich zum einen dem Befehl Mit'gais nicht zu entziehen und den neuen Implantanten das gewünschte modifizierte cybervirale Implantat einzusetzen und zum anderen, den Schwur wenigstens zum Teil einzuhalten, den sie sich selbst gegeben hatte. Allerdings nur, wenn es klappen sollte, was ihr gerade eingefallen war. Sich von dem Labortisch, vor dem sie stand, ab- und dem Ausgang zuwendend, erkundigte sie sich bei dem sie be- und überwachenden Beschützer mit höflich ruhiger Stimme: „Ich bräuchte für meine weitergehenden Vorbereitungen zu der Implantation einige ältere Exemplare, um so das spezialisierte Implantat bearbeiten zu können. Es wäre schön, wenn Sie mir diese besorgen könnten.”

Mit einem kurzem Zögern nickte der Angesprochene, zog ein Global hervor und erkundigte sich bei dem das Gespräch Annehmendem offensichtlich nach einer Möglichkeit zur Erfüllung ihres Wunsches. Anschließend schloss er das Kommunikationsgerät wieder, steckte es an seinen Platz an seinem Gürtel zurück und vollführte der Ärztin gegenüber eine bestätigende Geste: „Die von Ihnen benötigten Dinge werden Ihnen bereitgestellt werden. Wenn Sie mir bitte eine entsprechende Liste anfertigen, kümmere ich mich um die Beschaffung der Utensilien.”

Erleichtert nickend seufzte Julianne leise auf. Der erste Schritt zur Erfüllung ihres Planes war also getan. Jetzt musste sie es nur noch irgendwie bewerkstelligen, dass sie es so hindrehte, dass niemandem auffiel, was genau sie da anforderte, so dass sie auch niemanden auf falsche Gedanken brächte. Wenn doch jemand dahinter käme, könnte sie sich immer noch damit herauszureden versuchen, dass sie diese spezielle Einheit für eine Anpassung des zu implantierenden CVIs benötigte, um so auch wirklich gewährleisten zu können, dass sich der neue Implantant perfekt auf den Synodenführer einstellte. Sie hoffte jedoch, dass es nicht so weit käme, dass sie es würde erklären müssen.

 

Ende von Kapitel 19

 

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