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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungsdatum: 24. Dezember 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an stellt Aisling O'Saoirse vor ein schreckliches Ultimatum, wenn sie ihm nicht ihre Kontakte zum Widerstand verrät.
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 The Joining
Charaktere:  Da'an, Aisling O'Saoirse, Zo'or
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Mein ganz besonderer Dank bei diesem Kapitel gilt dabei Emma, die es mir betagelesen hat und mir mit ihren Tipps und Vorschlägen sehr weitergeholfen hat.
 

 

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Kapitel 16

 

Da'an stand immer noch reglos vor der kleinen, annähernd kreisförmigen Zelle, in welcher die Freiwilligen die Widerständlerin Aisling nun untergebracht hatten. Lange würde es nicht mehr dauern und die erste Phase ihres Planes würde verwirklicht werden. Da'an wusste, dass Mit'gai niemanden von seinen neu erworbenen Erkenntnissen in Kenntnis setzen würde, sondern dass er im Gegenteil alles dafür tun würde, um es weiterhin geheim zu halten.

Nun wurde es endlich Zeit, sich eingehender mit der Gefangenen Aisling O'Saoirse zu befassen und herauszufinden, was sie über die letzten Ereignisse wusste. Wie genau war sie mit der Widerstandsbewegung um Jonathan Doors verbunden? Ebenso musste geklärt werden, inwieweit sie in die Machenschaften des Anschlages auf die Forschungseinrichtung verwickelt gewesen war, welcher zum Tode eines ihrer geschätztesten Wissenschaftler geführt hatte. Nicht zuletzt musste er dies einfach wissen und vor allem, weshalb hatte sie versucht, sich in der Form wie sie es getan hatte, bei ihm einzuschleichen? Wollte sie einfach nur in seine Nähe gelangen, um auch ihn zu ermorden, so wie es die meisten der anderen Synodenmitglieder bereits vermuteten? Oder gab es da noch einen anderen Grund für ihre Taten? Da'an musste einfach herausfinden, was dahinter steckte! Er spürte etwas, das er schon seit längerem nicht mehr empfunden hatte, nämlich: eine unbändige Neugierde in sich aufsteigen, die sich im speziellen auf einen einzelnen Menschen richtete. Aisling O'Saoirse hatte es geschafft, ihn aus seiner bisherigen Lethargie und Trauer um Commander Boone herauszuholen und sein Interesse zu erwecken. Ein Umstand, welchem er einfach genauer auf den Grund gehen musste.

Er war mehr als gespannt auf das nun folgende Gespräch zwischen ihm und der Gefangenen, wobei er ein besonderes Interesse an der Person an sich hegte und, im Gegensatz zu der Synode, weniger um deren mögliche Kontakte zum Widerstand. Doch durfte er sich dieses Interesse nicht anmerken lassen. Bei Commander Boone hatte er diese Wissbegierde an dem einzelnen Menschen nicht verheimlicht und das war ihm zum Verhängnis geworden. Ihm und William Boone um ein vielfaches mehr. Niemals wieder wollte er einen Menschen emotional derart nahe an sich herankommen lassen. Das Risiko diesem erneut entzogen zu werden, so wie Zo'or sich mit dem Mord an Boone darum bemüht hatte, ihm diesen zu entreißen, wollte er nicht noch einmal eingehen.

Nun nicht länger zögernd, warf Da'an einen letzten Blick auf die in der Nähe stehenden Freiwilligen, welche die Verhörzellen bewachten, und schickte sie mit einer flüchtigen Geste seiner Hände weiter fort. Er wollte nicht, dass sie ihn mit ihrer bloßen Anwesenheit in seinen Gedankenmustern irritierten. Erst als diese sich entsprechend seiner angedeuteten Wünsche einige Meter weiter den Gangenden entgegen entfernt hatten, sammelte er sich und betrat entschlossen den bei seinem Eintreten leicht aufschimmernden Verhörraum.

Kaum dass Da'an den kleinen Verhörraum betreten hatte, veränderten sich die Schiffswände auch schon von ihrem einem hellen, von weißen Energielinien durchzogenem Hellblau, bis hin zu einem von hellrosa Adern durchzogenem Dunkelviolett. Je näher er dem Verhörtisch kam, auf welchem die Gefangene durch ein energetisches und nur durch abrupte Bewegungen ihrerseits zum Vorschein kommendes Fesselnetz gebunden lag, desto dunkler verfärbte sich dieser, bis hin zu einem tiefen dunkelviolettem Rot, welches sanft im Rhythmus des Herzschlages der Gefangenen pulsierte. Auf diese Art und Weise ließ sich unmittelbar erkennen, wie weit man mit den Befragungen im Einzelnen fortfahren konnte, oder ob das im Mittelpunkt eben jener Fragen stehende Objekt, nicht doch eher einer kleinen Erholungspause bedurfte. So konnte auch zweifelsohne sichergestellt werden, dass es der zu verhörenden Person nicht vor der Preisgabe der gewünschten Informationen gelang, sich in die vermeintliche Sicherheit eines - wie auch immer erhofften - friedvollen Todes zu flüchten.

Da'an musterte die vor ihm hin ausgestreckt liegende, schlanke um fast nicht schon zierliche zu nennende Frauengestalt. Sie war äußerst blass und der Synodenführer vermutete, dass dies nicht nur an den gegenwärtigen Umständen lag, unter welchen sie hierher gelangt war, oder daran was sie nun erwartete, sondern dass es viel eher auch ein vererbtes Merkmal ihres Familienzweiges war, oder sich gar von der Bevölkerungsschicht aus herleiten ließe, aus welcher sie abstammte. Auch ihre roten Haare und die mal graugrün, mal strahlend blau aufschimmernden Augen verrieten ihm zwar nicht den Ort, von dem sie zu stammen schien, jedoch vermittelten sie ihm das immer deutlicher zu spürende Gefühl, dass er sie kannte, oder einen ihr sehr ähnlichen Menschen schon von irgendwo her kannte, oder diesem früher schon einmal kennen gelernt haben könnte. Auch oder gerade wegen dem Umstand, das er sich eigentlich dank des Gemeinwesens daran erinnern würde müssen, er dies aber nicht tat, beunruhigte und verwirrte ihn dieser Umstand doch sehr. Jedoch ließ er sich ob seiner innerlichen Verwirrung nichts nach außen hin anmerken.

Doch genug der müßigen Gedankengänge. Zu viel war inzwischen geschehen, als dass er sich seinen eigenen Wünschen gemäß der Gefangenen gegenüber verhalten konnte. Zu viel war genommen, auf immer dem Gemeinwesen entrissen worden. Er musste handeln und es mussten Ergebnisse erzielt werden und der einzig momentan gangbare Weg, der zu einem möglichst raschen Erfolg führen würde, war ein erfolgreich durchgeführtes Verhör der vor ihm liegenden Menschenfrau. So härtete er sich sowohl innerlich als auch nach außen hin ab. Verschloss vorerst seinen Geist - bis zumindest die Umstände des Anschlages geklärt worden wären - vor dem Gedanken an seinem persönlichem Interesse an dieser speziellen Gefangenen. Er ließ sich von der immer noch wie eine heiße Glutwelle durch das Gemeinwesen brennenden Wut erfüllen, die nach dem erst kurz vergangenem Zeitraum, nach dem unwiederbringlichem Verlust eines der ihren vergangen war und welche sich in keinster Weise verflüchtigt hatte, sondern ganz im Gegenteil, den Wunsch nach Rache und Vergeltung nur noch stärker und intensiver im gesamtem Gemeinwesen hatte werden lassen.

Da'an nahm diese wie flüssige Lava durchs Gemeinwesen fließenden Rohenergien in sich auf, ließ sich von ihnen erfüllen und formte sie schließlich um zu etwas, das er für sich selbst und um sich seinen Zielen weiter nähern zu können, nutzbringend einzusetzen vermochte. Seine Energielinien verfärbten sich zu einem tiefem Rotviolett, so intensiv, dass sie selbst seine äußere Fassade nicht gänzlich zu verbergen vermochten. Doch das störte ihn nicht weiter. Er wusste, dass sein Anblick, der Anblick eines Taelons im allgemeinem und seines im speziellen, der Menschenfrau vor ihm etwas bedeutete. Auch wenn er noch so gerne zu erfahren wünschte, warum dies ausgerechnet bei seiner Person so war, so durfte er sich von seinen persönlichen Wünschen nicht beherrschen lassen und musste sich zuoberst um die viel wichtigere Frage kümmern, ob es weitere Anschläge geben würde. Ob nun gegen ihn, einen anderen Taelon oder eine weitere Einrichtung, in welcher bis vor kurzem noch Taelons voller Freude und Vertrauen gegenüber den Menschen gearbeitet hatten, spielte dabei keine Rolle. Er hatte durch sein Amt als Synodenführer dafür gesorgt, dass jeder sich auf der Erde befindliche Taelon bis zur vollständigen Aufklärung der letzten Geschehnisse nicht mehr alleine, ohne einen menschlichen Implantanten auf diesem Planeten aufhalten durfte - spielte keine große Rolle. Was einzig von Bedeutung war, war die Tatsache, dass so etwas wie das zuletzt Geschehene niemals wieder passieren durfte und dass jedweder weiterer Anschlag um jeden erdenklichen Preis verhindert werden musste. Gleich ob einzelne Menschen nun darunter zu leiden haben würden oder nicht. Was allein zählte, war das Überleben seiner eigenen Spezies und er würde alles dafür tun, dass dieses auch garantiert und für alle zukünftigen Zeiten und ein für alle Male absolut gesichert wäre.

Noch einen Schritt näher trat Da'an, entschlossen alles zu erfahren was es von diesem Individuum zu erfahren gab. „Aisling O'Saoirse,”, begann er schließlich das von ihm persönlich durchzuführende Verhör, „ich hatte dir zu Anfangs eine Chance gegeben dich zu erklären und deine Mittäter preiszugeben. Diese Möglichkeit hast du verwirkt und somit auch deine einzige Chance, jemals lebend wieder hier herauszukommen.” Langsam und auf sein erstrebtes Ziel hin ausgerichtet, begann er um den Verhörtisch herum zuschreiten, dabei die wie gebannt auf ihm ruhenden und jeden einzelnen seiner Schritte und seine Bewegungen verfolgenden Augen, auch nicht nur für einen Sekundenbruchteil außer Acht lassend. „Die einzige Wahl, die du nun noch hast, ist die Entscheidung, wie du enden möchtest.”

Der Synodenführer blieb stehen, wartend bis er an dem nun nicht mehr nur blassem, sondern regelrecht aschfahlem Gesicht der vor ihm liegenden Menschenfrau erkennen konnte, dass sie auch die volle Bedeutung seiner soeben gesprochenen Worte verstanden hatte. Mit einer flüchtigen Geste zu einer der überall in diesem Raum vorhandenen Datenströmadern des Mutterschiffes befahl er diesem, das sich das Fesselnetz enger um den Körper der Frau schmiegen sollte. Erst dann überwand er den letzten sie voneinander trennenden Schritt und trat näher an die Liege heran, sorgte aber zugleich dafür, dass das Fesselnetz noch enger ansaß als zuvor, so das sie nicht einmal mehr einen Finger würde rühren können. Dies war wieder etwas, das er von Zo'or gelernt hatte, nämlich dass die Menschen nichts mehr fürchteten als den Verlust ihrer Freiheit, und dann legte er ihr mit einer ruhigen und berechnenden Geste seine Hand auf die Stelle, an welcher bei einem Menschen das Herz saß.

Ganz langsam und dabei weiterhin ihren vor Entsetzen geweiteten Blick mit seinen eigenen Augen festhaltend, beugte er sich über sie und verstärke dabei die anfangs nur leichte Berührung seiner Fingerspitzen auf seine gesamte Hand hin verlagernd und allmählich, unmerklich, den Druck auf den Brustkorb der vor ihm und ihm hilflos ausgelieferten Frau verstärkend. Er wusste nur zu genau um die Faszination, welche von seinen strahlenden durch und durch hellblauen Augen ausging und er beabsichtigte nun zum ersten Mal seit er auf diesem rückständigen Planeten gelandet war, sich diesen einen speziellen Vorteil auch zunutze zu machen. Bisher hatte er es immer vermieden, seine körperliche Überlegenheit gegenüber minderwertigen Lebensformen, zu welchen die Menschen zweifelsohne zählten, einzusetzen, da er es für einen diplomatischen Fehler hielt, sich nicht in Geduld und Zurückhaltung zu üben. Sein Kind Zo'or war da das größte Paradebeispiel dafür, was man mit Ungeduld und offen zutage tretender Völkerverachtung alles zerstören konnte. Schon ganze Welten hatte dieser wegen seiner Impulsivität geopfert und würde wohl auch in der Zukunft noch weitere opfern. Doch nicht diese hier... Diese einst von Ma'el entdeckte und auch zum Sterbeort gewordene blaue Planetenkugel würde ihm gehören und das in ihrer ganzen, unverfälschten Schönheit, welche auch schon Ma'el dazu gebracht hatte, über seine Zeit hinaus an diesem einsamen und von seinem Volk am weitesten weit entfernt liegenden Ort zu verweilen.

Weiter verstärkte Da'an seinen forschenden, suchenden Blick in den geweiteten Augen seines Gegenübers, ... ebenso wie er Stück um Stück den Druck seiner nun vollkommen flach auf der Brust der Verdammten, zum liegen gekommenen liegenden Hand verstärkte und ihr zusätzlich zu der Unfähigkeit sich bewegen zu können, damit auch das Gefühl vermittelte, immer weniger Sauerstoff in ihre Lungen holen zu können und elendig ersticken zu müssen, wenn sie nicht auf ihn einging. Natürlich würde er es niemals soweit kommen lassen, dass sie wirklich an zu wenig Sauerstoff starb... Das wäre ein viel zu schneller und außerdem auch ein viel zu gnädiger Tod für das gewesen, an dem sie zweifelsohne ihren Anteil gehabt hatte, oder bei ihrem Versuch sich bei ihm einzuschleichen noch haben sollte. Nur war es ihr Pech gewesen, dass sie bei der Durchführung ihres Planes nicht gründlich genug gearbeitet hatte. Hätte sie die tatsächliche Anwärterin auf Commander William Boones Beschützerposten getötet und nicht nur betäubt, dann - daran zweifelte Da'an auch nicht für einen Sekundenbruchteil - wäre ihr ihre List womöglich gelungen und auch er wäre nun nur mehr eine bloße Erinnerung in den Gedanken der anderen Taelons gewesen.

Erst durch ein qualvolles Husten wurde er wieder aus seinen Gedankengängen gerissen und auf die vor ihm liegende, schmerzhaft nach Atemluft ringende Frau aufmerksam. Ihr Gesicht war schon ganz blau angelaufen... oder war es eher eine blaulilafarbene Tönung? Bisher hatte er noch nie einen Menschen eine solche Hautfarbe annehmen sehen und er verbuchte es als eine weitere interessante und möglicherweise auch später einmal recht nützlich werdende Erfahrung mehr, von welchen er nun seit seiner Ankunft vor ein paar Jahren hier auf der Erde mit dieser außergewöhnlichen Rasse so viele hatte sammeln dürfen. Er hatte schon zuvor bei den Menschen bemerkt, dass die Färbung ihrer Haut wohl nur ein weiteres Zeichen und ein Hinweis auf deren emotionalen Zustand zurückzuführen lassen würde. Die sonst vor Lebendigkeit nur so funkelnden Augen der vor ihm Liegenden waren fast aus ihren Höhlen getreten und rote kleine Blutäderchen waren an der Seite ihres Augapfels erkennbar geworden. Die Lippen waren zuerst blau, dann weiß angelaufen... Ein kränkliches Weiß, das alles andere als gesundheitsfördernd aussah. Erstickte, ja sogar teils röchelnde Laute drangen aus der Lunge und dem weit aufgerissenem Mund der nun alles andere als schön anzusehenden Frau. Nur langsam ließ er den durch seine Hand ausgeübten Druck von ihrem Brustkorb abflauen... Ganz langsam, damit sich ihr Körper an den nun wieder reichhaltiger zur Verfügung stehenden Sauerstoff gewöhnen konnte und sie keinen Anfall bekam. Das etwas wäre, dass ihm zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht gefallen würde, da er dann wieder von vorne zu beginnen hatte, und dazu hatte er bei allem, was recht und billig war, nun wirklich nicht das geringste Verlangen. Zumal Da'an sich genauestens darüber im klarem war, dass das, was er gerade tat, oder auch getan hatte, nur der Anfang, ... quasi nur den ersten Schritt des eben erst begonnenen Verhöres darstellte.

Nach kurzer Zeit hatte sich die Gesichtsfarbe der jungen Frau wieder soweit verändert, dass man sie zumindest teilweise wieder erkennen konnte und auch ihre Augen hatten wieder ihre normale Größe angenommen. Als sich Da'an jedoch gerade dazu entschlossen hatte, seine erste Frage zu stellen, auf die er auf jedem Fall eine sofortige und ausführliche Antwort erwartete, kam ihm die Gefangene auch schon zuvor. Immer noch leicht röchelnd und wie es schien verzweifelt nach weiterem Sauerstoff ringend, öffnete sie ihren Mund und versuchte ihm etwas zu sagen. Doch die Worte, die über die nun nur noch leicht angeschwollenen Lippen drangen, waren wieder einmal, so wie auch schon bei der vorhergehenden Befragung geschehen, kaum verständlich genug, um daraus etwas Sinnvolles extrahieren zu können.

Wieder beugte er sich über sie und näherte sich ihren weit aufgerissenen Augen, dabei den entsetzten, gepeinigten Blick entschlossen ignorierend und beiseite schiebend, aber nichts desto trotz auch erwidernd.

„Ich gestatte dir eine letzte Chance Mensch”, begann er erneut zu sprechen, ihr hoffentlich mit den nun folgenden Worten den Ernst der Lage noch einmal deutlicher machend, in welchem sie sich befand, „berichte mir, was dein Plan gewesen ist und ich werde es wohlwollend aufnehmen. Weigerst du dich jedoch weiterhin, dann werde ich gezwungen sein, eine weitaus unangenehmere und für deinen Verstand wohl auch endgültigere Lösung zu finden, um an die gewünschten Informationen zu gelangen. Und dass ich sie erhalten werde, daran solltest du auch nicht für einen noch so kurzen Augenblick zweifeln. Du würdest dir selbst sehr viel ersparen, wenn du einfach einsähest dass es kein Entkommen, keine auch noch so kleine Fluchtmöglichkeit oder auch nur den Hauch einer Hoffnung für dich hier gibt, außer jener, die ich dir zu gestatten gedenke.” Sanft, fast schon bittend streckte er seine Hand aus und strich der totenbleichen Frau die roten Haare aus dem schweißnassen und nun auch tränenfeuchten Gesicht. Eine Geste, die ihr verdeutlichen sollte, dass er durchaus gewillt war zuzuhören. Doch die einzige Antwort, die er erhielt, war weiteres, hartnäckiges Schweigen. Wollte, oder konnte sie ihn einfach nicht verstehen? Wieso hüllte sie sich - nach dem ersten Versuch etwas zu sagen - nun wieder in Schweigen?

Seufzend musste er sich eingestehen, dass er einfach kein Talent für solcherlei Dinge hatte. Zo'or war da ganz anders, aber es war undenkbar, dass er diesen um einen Rat bat. Was machte es für einen Eindruck, wenn er, der Synodenführer, nicht einmal mit einem einzelnen Menschen fertig wurde? Doch dann schüttelte er auch diesen Gedanken wieder ab. Es gab durchaus einen Weg, wie er alles würde erfahren können, was er zu wissen verlangte. Alles, das was die Synode wissen wollte und auch das alles, was er ganz persönlich von ihr zu erfahren hoffte. Nur hatte er bisher gezögert diese Art der Befragung anzuwenden, da es ihm davor graute, einen solch intensiven Kontakt mit einem menschlichen Bewusstsein einzugehen. Wer wusste denn schon, was sich dort alles verbergen mochte, oder welche Abgründe sich dort für ihn eröffnen würden?

Sichtlich enttäuscht, ob der Unfähigkeit des Menschen sich auszudrücken, blieb Da'an stehen und neigte seinen Kopf leicht zur Seite, um die sich langsam wieder erholende Gefangene noch eingehender zu mustern, als bereits zuvor geschehen: „Wie schwach diese Menschen nur sind”, murmelte er sich dabei und war erstaunt darüber, das ihm dies nicht schon viel früher aufgefallen war.

„Ah, hätte ich gewusst, dass du nur eine dieser Kreaturen zu befragen brauchst, um das zu begreifen, hätte ich es dir schon viel eher empfohlen”, erklang eine Stimme nur wenige Schritte hinter dem Synodenführer und als dieser sich langsam umwandte, wurde er erst jetzt Zo'ors gewahr.

„Was willst du, Zo'or?”, erkundigte sich Da'an, dabei nur einem Hauch von Ungeduld in seiner Stimme und in seinen Energielinien widerspiegeln lassend. ‚Was für eine Frage’, dachte er sich dabei sarkastisch, ‚natürlich will er sehen, wie ich mich auf seinem ureigenstem Gebiet schlage.’ Zo'or hatte schon immer einen sehr ausgeprägten Hang zu solcherlei Befragungen gehabt und eigentlich sollte es Da'an nicht verwundern, dass er sich die Zeit nahm, auch bei dieser seine Präsenz zu zeigen. Viel überraschender war es, dass er nicht schon viel früher aufgetaucht war.

„Wie du selbst sagtest, sind diese Menschen von äußerst schwacher Natur und ich wollte einfach dabei sein und darauf achten, dass du ihn nicht zu voreilig von seinen noch ausstehenden Pflichten befreist”, gab dieser zur Antwort, wobei er es zu seinem Ärger jedoch nicht gänzlich schaffte, ein kurzes Aufblitzen der Sorge aus seinen sich leicht rötlich färbenden Energielinien heraus zu halten. Er hasste es, wenn andere und ganz besonders Da'an etwas von seinen nur von ihm für ganz persönlich gehaltenen Gefühlen mitbekamen. Ganz besonders, wenn diese das Bild, das er um sich herum auf mühsamste Art und Weise aufgebaut hatte, zum bröckeln bringen konnten. Um von seinem Patzer abzulenken, fügte er dann noch hinzu: „Auf meinem Weg hierher begegnete ich Mit'gai, welcher mit einem Menschen zu seinem Labor ging” begann Zo'or sein wirkliches hier sein zu erläutern. „Du kannst dir sicherlich mein Erstaunen vorstellen, als ich diesen als Dr. Belman erkannte. Auf meine Frage hin erzählte er mir, dass er sie zu einer ganz speziellen Implantation benötige.” Nun zeichneten sich in Zo'ors von rot und violett durchzogenem Körper deutlich dessen innere Aufregung ab. Als er fortfuhr zu sprechen, gestikulierte er dabei wild mit seinen Armen und Händen gestikulierend: „Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da hörte und deshalb... also das ist nicht dein Ernst, Da'an oder? Das ist viel zu gefährlich!”

Mehrere von Da'ans nun mehr hellblauen Energielinien kräuselten sich eine Zustimmung ausdrückend, was er mit einer ebensolchen Geste noch einmal unterstrich, ehe er auf die ihm indirekt gestellte Frage seines Kindes eine Antwort gab: „Mir ist durchaus bewusst, dass es eine ungewöhnliche Entscheidung ist...”, begann er zu erklären, wurde jedoch von Zo'or unterbrochen. „Das ist nicht ungewöhnlich. Das ist vollkommen absurd!”, ereiferte er sich, dabei ein Stück näher auf Da'an und solchermaßen auch auf die Gefangene zugehend, welche sich nun wieder deutlich erholt zu haben schien, da sie den neu Angekommenen mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen anzustarren begann.

Doch Da'an widersprach auch dem und blockte weitere solcher eventuell noch vorgebrachter Kommentare von vornherein ab, indem er mit beruhigend durch die Luft streichelnden Handbewegungen meinte: „Es war die Entscheidung der Synode und nicht zuletzt auch ganz besonders deine eigene, dass ich in meiner exponierten Stellung, in welcher ich mich auf der Erde befinde, erneut schützen lassen sollte. Wer wäre dazu denn besser geeignet als jemand, der die Tricks und Schliche der Feinde aus erster Hand kennt?”

„Das ist Wahnsinn, sie wird die erste Gelegenheit nutzen und dich töten!”, beschwerte sich Zo'or mit nun deutlich seinen Körper wild durchflackernden roten Energieausbrüchen und trat noch einen Schritt näher auf die Gefangene und seinen Elter hinzu. „Du weißt ja noch nicht einmal, wie sie beim ersten Versuch hatte vorgehen wollen und was sonst noch alles für Nettigkeiten geplant sind. Sie sollte intensiv sondiert und dann eliminiert werden und nicht auch noch mit einer solchen Ehre für ihre Handlungen belohnt werden.”

„Ich zweifle daran, dass sie es als ein Geschenk ansehen wird”, entgegnete Da'an weiterhin sanft und beruhigend auf sein Kind einsprechend, welches noch niemals zuvor derart aufgelöst erlebt hatte. „Außerdem wollte ich gerade herausfinden, was genau sie mit ihren Handlungen bezwecken wollte.”

„Ach ja? Indem du sie fast umbringst?”, spottete Zo'or, seinen nun erzürnten und nicht mehr besorgten Blick über den Körper des Menschen wandern lassend, welcher sich wegen dem eng an liegendem Fesselnetz nicht auch nur eine Fingerkuppe weit zu bewegen vermochte. ‚Nun wenigstens das hatte sein Elter Da'an begriffen und richtig angewandt’, dachte er sich und wandte seine Aufmerksamkeit sogleich wieder eben jenem, absolut nervtötend ruhig und gelassen bleibendem Taelon hinzu.

„Gewiss nicht, Zo'or, ich wollte gerade ein Sharing mit ihr einleiten, um an eben jene Informationen zu gelangen, als du es für nötig befunden hast hier aufzutauchen”, erwiderte Da'an und fügte so unschuldig fragend wie nur irgend möglich hinzu: „Oder willst du das übernehmen?”

Allein schon von diesem Gedanken deutlich entsetzt, trat Zo'or gleich zwei Schritte von der Gefangenen fort, ehe er sich wieder soweit beherrschte, das er seine wild durcheinander flackernden Energielinien wieder unter Kontrolle bringen konnte. „Ich werde mich doch nicht... also ich... Du kannst dich doch nicht auf diese Art und Weise mit... Das ist einfach undenkbar!”, empörte er sich, schon alleine von der bloßen Vorstellung einer solchen Handlungsweise aufs Tiefste geschockt. „Du würdest uns auf diese Art und Weise alle mit diesem... diesem menschlichen Gedankengut beschmutzen!” Er fasste es immer noch nicht. Wie konnte sein Elter, Da'an... nein, der Synodenführer auch nur im entferntesten auf einen solch kranken Gedanken kommen?

 

Ende von Kapitel 16

 

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