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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungszeitraum: November 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Lili gerät durch ein Missverständnis zwischen Taelon und Mensch in große Gefahr.
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 The Joining
Charaktere:  Lili Marquette, Da'an
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Es ist mein erster Ausflug in die Welt der E:FC-FF und ich kann nur sagen: Es hat mich voll erwischt.
 

 

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Kapitel 14

 

Captain Lili Marquette warf zum bestimmt schon tausendsten Male einen wütenden Blick auf die beiden sie bewachenden Freiwilligen, die sich davon jedoch nicht weiter beeindrucken ließen und nur weiterhin stur geradeaus sahen. Sie hatte Da'an, wie gewünscht, zum Mutterschiff hinauf geflogen und war anschließend sofort wieder zur Botschaft zurückgekehrt. Eigentlich hatte sie ja warten wollen, bis der Synodenführer wieder in den Shuttlehangar zurück käme, doch Da'an hatte ihr klar gemacht, dass er dieses Mal zum einen wohl etwas länger auf dem Mutterschiff beschäftigt sein würde und zum anderen, dass kein Mensch im Moment besonders sicher in der unmittelbaren Nähe der Taelons sein konnte - nicht nach dem, was geschehen war.

Da sie ja vorgeben musste, nicht zu wissen, was los war und schon gar nicht, dass sie von dem Tod eines der Taelons auch nur etwas ahnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als so zu tun, als wäre sie ob des Mißtrauens, das der Synodenführer plötzlich gegen sie hegte, arg enttäuscht. Sie hatte gelacht, als ob Da'an einen Scherz gemacht hätte - was dieser ihres Wissens noch nie getan hatte und wohl auch nie tun würde - und ihn gefragt, seit wann denn die Menschen nicht mehr sicher wären, wenn doch die Taelons für sie sorgen würden.

Der Synodenführer hatte sie daraufhin nur mit einem Blick angeschaut, welcher ihr auch jetzt noch - fast einen halben Tag später - einen eisigen Schauder den Rücken hinauf jagte. „Das ist eine sehr interessante Auffassung, Captain Marquette”, hatte er geantwortet und sie dabei weiterhin mit diesem seltsam intensiven Blick gemustert. „Erst gestern Morgen wurde ein vermeintlicher Angriff auf mich verhindert, als ich gerade dabei war, mir einen neuen Beschützer zu suchen. Heute Morgen - fast zur selben Zeit - explodierte eine unserer Forschungseinrichtungen.”

„Das ... das wusste ich nicht”, hatte sie stockend geantwortet und sich dabei gefragt, ob er sie etwa verdächtigte, etwas mit diesen Dingen zu tun zu haben. Von dem Anschlag hatte sie natürlich gewusst. Aber was war gestern gewesen? Sandoval hatte weder ihr noch einem der anderen etwas von einer weiteren Aktion erzählt, die noch vor seinem geplanten Attentat stattfinden sollte. Sie war sich absolut sicher, dass er damit angegeben hätte. Oder war die Bombe im Forschungslabor gar nicht erst geplant gewesen, sondern nur eine Kurzschlusshandlung, als er merkte, dass sein erster Angriff gegen Da'an fehlgeschlagen war? Hatte Sandoval dies getan, um zu vermeiden, dass sein Fehlschlag bekannt wurde?

Warum hatte er sie nicht eingeweiht? Sie hätte ihm bestimmt geholfen, solange keine Menschen zu Schaden gekommen wären. Dass dabei der nun hinter ihr sitzende und sie weiterhin aufmerksam musternde Da'an verletzt oder gar getötet hätte werden können, interessierte sie dabei wenig. Am Ende war auch dieser nichts weiter als ein Taelon. Ein Feind, den es zu bekämpfen galt, da stimmte sie mit Ronald Sandoval voll und ganz überein. Nur hatte dieser vergessen, wo die Grenze lag. Sie würde alles tun, solange keine unschuldigen Menschen darunter zu leiden hätten. Doch schien Sandoval diesen kleinen, aber feinen Unterschied nicht mehr zu kennen. Oder wollte er es einfach nicht? Sie wusste es nicht. Genauso wenig, wie sie wusste, was Da'an mit seinen Worten bezweckte. Wenn er sie tatsächlich verdächtigte ... Schaudernd wurde ihr klar, dass sie - falls dem wirklich so sein sollte- nicht einmal entkommen konnte. Nicht hier in einem Shuttle, das gerade hinauf zum Mutterschiff steuerte. Flog sie sich etwa gerade selbst direkt in die nächstbeste Verhörzelle?

„Glauben Sie das wirklich, Captain Marquette?”, hatte Da'an sie mit seiner sanften, ihr in diesem Moment jedoch gerade deswegen durch und durch gehenden Stimme gefragt.

„Natürlich, Da'an!”, hatte sie mit soviel Überzeugungskraft wie nur irgend möglich zur Antwort gegeben. Alles andere wäre zu diesem Zeitpunkt wohl blanker Selbstmord gewesen. ‚Vielleicht ahnt er ja doch nichts ... und ich bin nicht in unmittelbarer Gefahr.’

„Dann sollten Sie sich nicht länger als unbedingt erforderlich auf dem Mutterschiff aufhalten, Captain Marquette. Nicht nach den Ereignissen der letzten Stunden”, antwortete der Synodenführer und bedeutete ihr, aus dem Interdimensionsraum zu springen, da sie sonst an ihrem Ziel vorbei geflogen wären.

Schweigend tat sie wie geheißen und nahm sich fest vor, nur noch schnell die aktuellen Passwörter für Augur aus einem der Computerterminals, zu denen sie Zugang hatte, herunter zu laden und an diesen zu schicken. Danach würde sie dann schnellstmöglich wieder zur Botschaft zurück fliegen. Kurz nachdem sie im Shuttlehangar gelandet waren und sich die seitlichen, wie Käferflügel geformten Luken geöffnet hatten, stellte sie dem Synodenführer noch eine weitere Frage. Sie musste es einfach. Doors würde mit Sicherheit brennend an diesen Informationen interessiert sein. Doch durfte sie nicht den Eindruck erwecken, den Companion aushorchen zu wollen, hoffte aber, über einen kleinen Umweg dennoch an ihr Ziel zu gelangen. „Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Da'an?”

Da'an hatte das Shuttle schon halb verlassen, als er ihre Frage hörte. Irritiert hielt er inne und drehte sich zu der Pilotin hin um: „Weshalb fragen Sie, Captain Marquette?” Er war es ganz und gar nicht gewohnt, dass ein Mensch, und sei er auch noch so sehr mit ihm vertraut, ihm derart persönliche Fragen stellte. Nicht einmal Commander Boone hatte dies gewagt.

„Nun, also ich .. habe mir nur Sorgen um Sie gemacht”, brachte Lili stammelnd hervor, dabei nach außen hin nach den richtigen Worten suchend. „Sie erzählten mir doch vorhin, dass Sie gestern morgen angegriffen wurden und ... und da habe ich mich gefragt, ob ... ob dem Täter gelungen ist, was er ... also, mir ist schon klar, dass es nicht geklappt hat, da Sie ja noch da sind ... ich meine ...”, seufzend hielt sie inne und strich sich eine ihr ins Gesicht gefallene schwarze Haarsträhne hinter das rechte Ohr.

Langsam neigte der Synodenführer seinen Kopf zur Seite und betrachtete sie wieder mit diesem seltsam intensiven Blick. „Es geht mir gut, Captain Marquette, und es gibt keinen Grund, dass Sie weiterhin um mich besorgt sind.”

„Das ist gut.” Erleichtert seufzend nickte sie und zwang sich sogar zu einem Lächeln. ‚Gut gemacht, Lili, weiter so ... er muss dir unbedingt vertrauen. Nur so kannst du an nützliche Informationen kommen’, dachte sie, während sie laut weiter sprach: „Es ist nur so, dass ... nun ja, seit William Boones Tod ... also da ... ist niemand mehr da, der Sie beschützt. Also ich meine, warum haben Sie noch keinen neuen Protektor gewählt?”, brachte sie schließlich hervor, während sie überlegte: ‚Wenn ich herausfinden kann, warum er noch keinen neuen Beschützer gewählt hat, dann könnte Doors ja vielleicht jemanden finden, der eher seinem Geschmack entspricht und wir hätten wieder jemanden, der direkt an der Quelle sitzt.’ Lili war derart in ihren Spekulationen über die Zukunft versunken, dass sie das bei ihren Worten erstaunte Aufblitzen in des Taelons Augen nicht bemerkte.

Da'an war derart überrascht, dass er für kurze Zeit sogar seine Fassade verlor und die schwarzhaarige Frau vor ihm nur sprachlos mustern konnte. Niemals hätte er mit einem solchen Angebot gerechnet. Jedenfalls nicht nach den letzten Berichten, die er vom Ne'han, dem Companion von Großbritannien, erhalten hatte. Dessen Beschützerin, Siobhan Beckett, die zum gleichem Zeitpunkt wie Commander Boone und Agent Sandoval - also vor etwas mehr als drei Monaten - durch Ha'gel verletzt worden war - hatte in einem ihrer letzten Berichte mehr als deutlich Captain Marquettes Abneigung gegen einen solchen Posten zur Sprache gebracht und empfohlen, dass man sie genauer überwachen sollte. Und jetzt bot sie ihm von sich aus an, an Boones Stelle zu treten? Anders waren ihre Worte nicht zu interpretieren. Das war etwas, was ihn trotz des Schocks, den der Verlust eines der Ihren ausgelöst hatte und nach der mehr als anstrengenden Synodensitzung, den beschlossenen Kompromissen und nicht zuletzt nach dem Gespräch mit Mit'gai gestern Abend, doch noch etwas Positives an den Menschen sehen ließ. Mit'gai war es auch gewesen, der ihn gebeten hatte, wieder aufs Mutterschiff zu fliegen, da er selbst nicht zur Botschaft hinunter kommen wollte, um mit ihm über ihren Plan zu sprechen.

Nun, eigentlich hatte er ja Aisling - oder wie immer die Frau, die ihn hatte angreifen wollen, hieß - zu seiner neuen Beschützerin gewählt und er würde davon auch nicht absehen. Aber die Synode war ja so oder so der Auffassung, dass er als ihr Führer mit nur einem Protektor auf der Erde viel zu ungeschützt sei. Plötzlich wurde er sich der um ihn herum herrschenden Stille bewusst und der immer noch auf eine Reaktion von ihm wartenden Lili Marquette. „Ich werde mir Ihr Angebot gründlich überlegen, Captain. Sie sollten jetzt aber zur Botschaft zurückkehren und dort auf mich warten. Noch sind Sie hier auf dem Mutterschiff nicht sicher.” Und als er ihren daraufhin verwirrten Gesichtsausdruck sah, sprach er weiter: „Nur Menschen, deren Treue wir uns absolut sicher sein können, dürfen sich hier oben aufhalten.”

„Da'an, ich ... ich verstehe nicht ganz!”, brachte Lili hervor, sich des Gefühl nicht erwehren könnend, dass da gerade etwas ganz und gar schief gelaufen war. Doch sich plötzlich nähernde Schritte hinter dem Synodenführer ließen sie verstummen. Eine Gruppe von sechs Freiwilligen tauchte auf und hielt, als sie des Taelons ansichtig wurde, einen respektvollen Abstand zu diesem ein.

Da'an wirkte ob der Ankunft der sechs Menschen schon fast erfreut. „Sie werden diese hier mit in die Botschaft zurücknehmen und dort auf mich warten, Captain Marquette. Ich werde Ihnen meine Entscheidung bald zukommen lassen.” Dann drehte er sich endgültig um und blieb nur noch einmal kurz bei den ob seines Näherkommens deutlich nervös werdenden Freiwilligen stehen. „Sie können mit dem Shuttle zurückkehren und zusammen mit Captain Marquette in der Botschaft auf weitere Anweisungen warten.” Kaum dass er dies ausgesprochen hatte, verschwand er in einem der vom Shuttlehangar fort führenden Gänge.

Mit einem Schlag kehrte Lili wieder aus ihren Erinnerungen zurück. Wieder warf sie den beiden Freiwilligen einen vor Zorn und sich ganz langsam einschleichender Angst funkelnden Blick zu. Diese hatten des Synodenführers Worte mehr als nur genau genommen und sie seit ihrer Ankunft in der Botschaft daran gehindert, sie zu verlassen. Sie hatte es sogar mit Gewalt versucht, doch das einzige, was sie damit erreicht hatte, war ein Platz in dem kleinen Zellentrakt innerhalb der Botschaft. Nicht einmal ihr Global hatte sie, das noch im Shuttle lag, um Doors über ihre derzeitige Lage zu informieren.

 

Ende von Kapitel 14

 

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