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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungszeitraum: November 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Captain Bob Morovsky ist im Krankenhaus und weicht nicht von der Seite seines Freundes William Boone.
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22 The Joining
Charaktere:  Bob Morovsky, Commander William Boone, Dr. Melissa Park
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Es ist mein erster Ausflug in die Welt der E:FC-FF und ich kann nur sagen: Es hat mich voll erwischt.
 

 

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Kapitel 13

 

Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wie lange er nun schon hier in der nobel eingerichteten Wartehalle des Memorial Hospital saß.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Ihr Kollege wird bestimmt wieder gesund werden. Es gibt nirgends bessere Ärzte in der Stadt, die sich um ihn kümmern könnten, als hier im Memorial. Soll ich irgend jemanden benachrichtigen? Verwandte, oder eine Ehefrau?”, hatte eine Krankenschwester beruhigend und zugleich nach Informationen suchend auf ihn eingesprochen und ihn sacht und fürsorglich in einen der tiefgrünen großzügig gepolsterten, an den eintönig weiß getünchten Wänden entlang aufgereiht stehenden Sessel gedrückt.

Von der schieren Fragenflut überwältigt, hatte er sich einfach von ihr dirigieren lassen und so saß er nun in dem weichen Stuhl, der auch gut in jedes Wohnzimmer als Fernsehsessel gepasst hätte. „Was? Nein, er ist nicht verheiratet ... Ich meine, nicht mehr ... Seine Frau starb vor ... aber das wollen Sie nicht wissen, oder?”

Entschieden schüttelte die Krankenschwester den Kopf und ließ sich auf den neben ihm stehenden Stuhl sinken, dabei ein Brett mit einem darauf befestigten Formular auf die breite hölzerne Armlehne legend.
„Tut mir leid, ich schätze, ich habe Sie wohl etwas überfahren.” Plötzlich ob ihrer letzten beiden Worte erbleichend, zuckte sie zusammen: „Oh, tut mir leid ... Ich habe nicht gemeint, dass ... Ich meine, ich wollte nicht ... Ihr Freund wurde doch nicht etwa ...”
Mit deutlich rot angelaufenem Gesicht stockte sie schließlich und schien sich für einen Moment noch hilfloser zu fühlen, als er selbst es bereits tat.

Beschwichtigend hob er eine Hand und winkte ab. „Nein, nein, Boone wurde nicht überfahren. Es war kein Autounfall, der ihn hierher brachte, sondern ein unter Drogen stehender Junkie, der auf ihn schoss”, begann er ihr seufzend zu erklären und die junge Frau entspannte sich bei seinen Worten zunehmend. ‚Seltsam, eigentlich sollte sie mich beruhigen und nicht umgekehrt ... Ist wohl noch ganz neu in ihrem Job’, sinnierte Morovsky und musste plötzlich schmunzeln. ‚Nun, vielleicht aber auch nicht - immerhin hat sie es geschafft, mich wieder etwas klarer denken zu lassen und nicht immer nur daran, dass ... Nein, Schluss jetzt. Konzentrier' dich gefälligst auf das im Moment Wichtigste - darauf, dass er wieder gesund wird, und dazu brauchen die Leute hier alle möglichen Informationen von mir, wie z. b. seinen Namen, seine Blutgruppe ...’

Ehe er es sich's versah, war eine halbe Stunde vergangen, in der er der Krankenschwester alles, was sie von ihm wissen wollte, erzählt hatte, jedenfalls soweit er selbst darüber Bescheid wusste. Anschließend hatte sie ihm eine Tasse heißen Kaffee gebracht und ihm geraten, doch nach Hause zu fahren. Die Ärzte würden ihn mit Sicherheit verständigen, sobald es etwas Neues über den Zustand seines Freundes zu erfahren gäbe. Doch hatte er sich geweigert. Er würde einfach wieder verschwinden. Er würde ihn nicht im Stich lassen und ein weiteres Mal von einer teilnahmslosen Stimme den Tod seines Freundes gemeldet bekommen wollen. Er würde hier bleiben und warten. Notfalls die ganze Nacht und den kommenden Tag hindurch. Es war ihm egal, wie lange es dauerte, wie lange er hier saß und wie viele Becher Krankenhauskaffee er noch in sich hinein schütten würde, um wach zu bleiben. Das wichtigste war, dass Boone wieder gesund wurde, und das war der einzige Gedanke, an den sich Bob Morovsky in den nächsten vergehenden neun Stunden klammerte, bis sich ihm endlich andere Schritte als die der seinen Kaffee nachfüllenden Krankenschwester näherten. Als er aufblickte, sah er eine blonde Ärztin auf sich zugeeilt kommen, die sich, kaum dass sie bei ihm angelangt war, für die lange Wartezeit entschuldigte und ihm anbot, doch mit ihr in ihren Raum zu kommen, wo sie ihn über den genauen Gesundheitszustand des Companionagents würde aufklären können.

Das kleine Büro, das sie betraten, war ebenso luxuriös eingerichtet wie der Rest des Krankenhauses. Erstaunt ließ Bob Morovsky seinen Blick über den braunweiß karierten schweren Wollteppich gleiten, der den Fußboden bedeckte und hin zu den an auf beiden Seiten stehenden schweren hölzernen Wandschränken, deren dunkelbraune Farbe und offen sichtbare Maserung eine gute Ergänzung zu dem Fußbodenbelag bildeten. Anschließend wanderte sein Blick von den blasshellgelb gestrichenen Wandtapeten zu der großen, die ganze hintere Wand einnehmenden Fensterfront hin, von welcher er aus einen wunderbaren Blick auf den dem Krankenhaus gegenüber gelegenen Park hatte. Als letztes nahm er den schwergewichtigen, an den Rändern und Kanten mit einigen verschlungenen Verzierungen versehenen Schreibtisch in Augenschein, der direkt vor dieser Fensterfront stand und zwar so herum, dass die an dem Tisch Arbeitende den offenen Blick auf den vor ihr liegenden Park hatte und die Besucher, so wie nun auch er einer war, mit dem Rücken zum Fenster saßen und so auf den Ausgang des Bürozimmers blicken konnten.

Da die Sonne bereits im Untergehen begriffen war, würden sie deren Strahlen auch nicht blenden und so daran hindern, ihrem Gegenüber direkt ins Gesicht sehen zu können. Nun, hätte die Sonne noch am Himmel gestanden, dann würde sie durch das Herablassen der elektrischen Jalousien auch keine großen Probleme damit haben müssen.
„Bitte, setzen Sie sich, Mr. Morovsky”, forderte Melissa den älteren und deutlich besorgt wirkenden Mann auf. Nur kurz war auf seinem Gesicht die Überraschung über dieses doch recht ungewöhnlich eingerichtete Büro abzulesen gewesen. Nun, es hatte auch Vorteile, an diesem Ort zu arbeiten, doch wogen die ihr gebotenen Bequemlichkeiten die Aufgaben, die sie hier zu bewältigen hatte, nicht auf.

Schweigend ließ sich Bob Morovsky auf den ihm angebotenen Stuhl sinken. Auch dieser war gepolstert, nur dieses Mal mit einem braunen Lederbezug. Nervös ließ er erneut seinen Blick durch den Raum schweifen, doch dieses Mal sah er nicht die Einrichtung, sondern viel mehr das, was man ihm mit dieser Geste möglicherweise würde sagen wollen. Kurz schloss er die Augen, um die allmählich in ihm aufsteigende Furcht wieder nieder zu kämpfen, doch gelang es ihm nicht vollständig, deren nach ihm greifenden Klauen zu entrinnen. Was war, wenn man ihn hierher gebracht hatte, um ihm mitzuteilen, dass ... dass er Will erneut verloren hatte?
Er ertrug diese Ungewissheit einfach nicht länger und so stieß er, kaum dass er auf dem nur leicht unter seinem Gewicht nachfedernden Ledersessel Platz genommen hatte, mit deutlich heiserer Stimme hervor: „Was ist mit ihm? Ich ...”
Seine Stimme versagte ihm kurzfristig den Dienst und er musste mehrmals schlucken, bevor er sich wieder in der Lage befand, seine Frage zu beenden. „Er lebt doch noch? Ich meine, Sie haben mich nicht hierher gebracht in diesen ... diesen Raum hier, um ...” Abermals erstarb seine Stimme zu einem leisem Flüstern und wieder konnte er den angebrochenen Satz nicht beenden. Zu entsetzlich war einfach die alleinige Möglichkeit dessen, was er zu vermuten begann. Er wusste nicht, ob er es ein zweites Mal verkraften würde, seinen Freund zu verlieren.

„Nein, nicht doch, Mr. Morovsky”, winkte die Ärztin hastig ab, stand auf und kam um den imposanten Tisch herum auf ihn zugeeilt. Mit einer Hand wischte sie die auf der dunkel gemaserten und glatt polierten Tischplatte liegenden Papierstapel beiseite und setzte sich auf die nun frei gewordene Stelle. Mit einem freundlichen Lächeln erwiderte sie seinen Blick, streckte plötzlich ihre Hand aus und nahm die seine mit einem festen und zugleich ruhigen Griff. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, er wird durchkommen.”

Voller zutiefst empfundener Erleichterung sank Bob Morovsky in seinem Sessel zusammen, dabei die nächsten Worte der Ärztin kaum wahrnehmend. „Das ... das ist gut. Ich ... ich hatte schon Angst, dass ... hatte schon befürchtet ...”, stammelte er, dieses Mal jedoch bebte seine Stimme vor Erleichterung über die gute Nachricht und nicht vor Furcht vor der Mitteilung, dass sein Freund gestorben wäre. „Bitte, kann ich zu ihm? Ich möchte gerne bei ihm sein, wenn ... wenn er erwacht.”

Zögernd nickte die Ärztin und erhob sich von ihrem provisorischen Sitz auf der Schreibtischplatte. „Natürlich, aber ich muss Sie noch einmal darauf hinweisen, dass Ihr Kollege nicht nur starke Gesichtsverletzungen davongetragen hat, sondern möglicherweise auch andere Schäden durch die Verwundung erlitt, welcher wir aber erst nach seinem Wiedererwachen endgültig feststellen können.”

Bob nickte und stand sofort auf: „Aber er wird wieder gesund werden? Ich meine, er ... er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr?”, versicherte er sich erneut bei der in einen weißen Kittel gekleideten Frau. Nur flüchtig versuchte er sich an ihren Namen zu erinnern, den sie ihm vorhin genannt hatte, als er in Gedanken versunken gewesen war und kaum etwas von dem Gesagten mitbekommen hatte. „Dr. .. ähm ... Tut mir leid, aber ich habe Ihren Namen nicht ganz verstanden.”
‚Na super, Bob’, schalt er sich selbst, ‚und so was nennt sich Polizist. Du kannst dir nicht einmal den Namen der Ärztin merken, die gerade deinen Freund gerettet hat.’

Diese schien seinen Patzer aber nicht schwer zu nehmen, denn mit einem Lächeln erwiderte sie freundlich: „Mein Name ist Dr. Park. Melissa Park.”
Nachdem sie ihm erneut ihre Hand entgegengestreckt hatte und er sie dieses Mal auch schüttelte, nickte sie ihm erneut auffordernd zu: „Kommen Sie, Mr. Morovsky, ich werde Sie jetzt in den Umkleideraum bringen. Auf der Intensivstation müssen Sie Schutzkleidung tragen. Alles andere könnte dem Patienten nur schaden.”

„Natürlich, Dr. Park”, antwortete Bob hastig und beeilte sich, ihr aus dem Büro hinaus zu folgen. Es ging über mehrere von kaltem Neonröhrenlicht erhellte, eintönig weiß gestrichene und spiegelglatt gewienerte Krankenhausgänge, zwei Etagen nach oben und schließlich erreichten sie durch einige speziell abgesicherte Glastüren einen kleinen Umkleideraum. Dort zog er sich auf Melissas Anweisungen hin einen blauen Kittel über, band sich eine Plastikhaube über dem Kopf zusammen, so dass seine spärlichen Haare gänzlich verdeckt waren, zog sich ein paar dünne Handschuhe und betrat dann endlich einen großen, mit den verschiedensten medizinischen Geräten ausgestatteten Raum, in dessen Mitte sich nur ein einziges belegtes Bett befand. Ein weiteres stand ganz hinten an der Wand des fensterlosen Zimmers.

Kaum dass er den Raum betreten hatte, blieb er erschrocken stehen. Das Bild, das sich ihm bot, erschütterte ihn weitaus mehr als er gedacht hatte. Trotz der Tatsache, dass die Ärztin, Dr. Park, ihn ausdrücklich vorgewarnt und ihn darauf vorzubereiten versucht hatte, was ihn hier erwarten würde, stockte Bob kurzfristig der Atem. Boones Gesicht war zwar von Verbänden verhüllt, doch waren die Wunden darunter wohl so stark, dass sie bereits wieder von dunklen Flecken durchdrungen waren. Zudem waren zwei Schläuche und mehrere Kabel mit Will und den Monitoren verbunden und das leise Zischen eines Beatmungsgerätes war das Einzige außer dem Piepsen der Monitore, das ihm versicherte, dass sein Freund wirklich noch am Leben war.
Er war schlagartig stehengeblieben und warf der hinter ihm eingetretenen Dr. Park einen Hilfe suchenden Blick zu.
„Was sollen denn diese ... warum ist er an ein Beatmungsgerät angeschlossen? Ich dachte, er wäre nicht mehr in Lebensgefahr?”, brachte er schließlich hervor, nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte.

„Das ist nur eine Sicherheitsmaßnahme und kein Grund zur Besorgnis”, begann Dr. Park ihm zu beruhigen. „Da wir noch nicht über die genauen Schäden Bescheid wissen, die eventuell entstanden sind, wollten wir kein Risiko eingehen. Schließlich würden die Companions nicht sehr begeistert sein, wenn wir einen ihrer Beschützer sterben lassen würden.”

Der Polizeicaptain zuckte leicht zusammen. „Oh natürlich, das ... daran habe ich nicht gedacht. Ich ... vielleicht sollte ich ja Da'an informieren”, murmelte er nur halbherzig leise vor sich hin und trat schließlich zögernd näher an seinen mit geschlossenen Augen - das Einzige, was man durch die Gesichtsverbände sehen konnte - auf dem Bett liegenden Freund heran, streckte seine rechte Hand aus und legte sie behutsam auf den schlaff an Boones Seite liegenden rechten Arm. Er hatte ganz und gar kein Verlangen danach, seinen gerade erst wieder gefundenen Freund erneut den Taelons in die Hände zu geben. Das überraschte Gesicht der Ärztin bei der Erwähnung des nordamerikanischen Companions bemerkte er nicht einmal. Vorsichtig beugte er sich über den Bewußtlosen und flüsterte ihm beruhigend zu: „Keine Angst, Will, ich werde bei Dir sitzen bleiben und auf dich aufpassen. Ich werde dich nicht noch einmal im Stich lassen, mein Freund.”

Bob Morovsky wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit die Ärztin sich mit dem Hinweis, dass er auf jeden Fall bei seinem Freund bleiben und auf ihn aufpassen könne, leise zurückgezogen und die Intensivstation eilends verlassen hatte. Er wusste nicht, ob es Minuten oder gar Stunden waren. Es spielte auch keine Rolle für ihn. Das Einzige, was zählte, war, dass er hier auf einem Stuhl neben seinem Freund sitzen und für ihn - komme, was wolle - da sein konnte. Bob wusste, dass er ihm nicht würde helfen können. Er war kein Arzt oder etwas ähnlich Nützliches, das Will in diesem Moment, in dem er um sein Leben und seine geistige Gesundheit rang, gut gebrauchen konnte. Er verstand nicht einmal die Anzeigen auf den verschiedenen Monitoren und konnte höchstens jemanden zu Hilfe rufen, wenn etwas damit schief lief. Das Einzige was er tun konnte, war einfach nur, bei ihm zu bleiben, seine Hand zu halten und Will das Gefühl zu geben, das er nicht allein war.

Die Ärzte behaupteten zwar häufig, dass Menschen, die bewusstlos waren oder im Koma lagen, nichts von ihrer Umwelt mitbekämen, und Bob hatte das bisher auch immer geglaubt. Ja, er hatte sogar in vielen Situationen Angehörige oder Freunde von ihren Lieben fortgerissen, um sie aus den verschiedensten Gründen einem Verhör zu unterziehen - da auch er den Versicherungen der Ärzte und sogenannten Spezialisten Glauben geschenkt hatte und er ja schließlich auch seine Arbeit tun musste. Doch jetzt, in diesem Moment, da er selbst sich in einer solchen Situation befand, wusste er, was die Männer, Frauen, Brüder und Schwestern und auch die Freunde empfunden haben mussten, als er, getreu seinen Dienstvorschriften, nur seine Pflicht getan hatte. Ihm graute vor dem Gedanken, dass, wenn er die nordamerikanische Botschaft anrief, die Taelons kommen und ihm seinen Freund erneut entziehen würden. Bob wusste, dass es eigentlich seine Pflicht war, Da'an zu informieren, doch schob er diesen Gedanken so weit nach hinten, wie er es nur vermochte. Später, sagte er sich selbst, später, wenn Will wieder aufwacht, dann kann ich den Companion immer noch informieren ... Doch das war nicht das Einzige, wozu sich Bob Morovsky innerhalb weniger Sekundenbruchteile entschlossen hatte. In diesem Moment, zwischen Bangen und Hoffnung, gab er sich selbst ein Versprechen. Niemals wieder würde er anderen Angehörigen so etwas antun und sie von ihren Liebsten in dieser Stunde der größten Not trennen. Befragen konnte er sie notfalls auch im Krankenhaus. Das, beschloss er, würde er auch all seinen Kollegen und Untergebenen, zumindest in seinem Revier, befehlen.

Wieder kehrten seine Gedanken zu der Ärztin zurück, und er konnte nur hoffen, dass sie wirklich so gut war, wie sein erster Eindruck von ihr vermuten ließ. Nur flüchtig fragte er sich, warum sie derart erschrocken gewesen war, als er ihr erklärt hatte, wie er zu seinem Freund und ehemaligem Arbeitskollegen stand. Doch dann dachte er sich, dass sie wohl einen Termin vergessen habe und deshalb so hastig verschwunden war. Das Einzige, was ihn etwas verwirrte, war das kurze Gespräch, welches Dr. Park mit ihm, vor ihrem fast schon überstürztem Verlassen des Raumes, noch geführt hatte.

„Wie haben Sie ihn genannt?”, hatte Dr. Park ihn mit vor Überraschung weit offenen Augen gefragt und er hatte geantwortet:
„Will, William Boone”, woraufhin die Ärztin nur hervorbrachte:
„Oh mein Gott! Ich ... ich habe ihn nicht erkannt ... bleiben Sie bei ihrem Kollegen und ... und passen Sie gut auf ihn auf. Ich ... ich muss noch etwas erledigen.”
Kaum ausgesprochen, war die blonde Ärztin auch schon hinaus gestürmt, hatte die Türe hinter sich zufallen lassen und war den Gang hinunter verschwunden.

Kopfschüttelnd hatte er ihr hinterher gesehen und sich gefragt, was denn nun wieder los war und ob sie möglicherweise einen Fehler bei Boone begangen haben mochte, doch dann verwarf er diesen Gedanken ebenso schnell wie er ihm gekommen war, denn wenn dem so wäre, würde Dr. Park gewiss nicht davonlaufen, sondern ganz im Gegenteil zu ihm hin eilen und versuchen, ihrem Patienten zu helfen. Es musste also irgend etwas anderes sein, das sie derart erschreckt hatte. Vielleicht ja ein Termin, der ihr gerade wieder eingefallen war, und Wills Nachname hatte sie daran erinnert. Bob wusste es nicht, und es war ihm auch egal.

Wie schon so oft in dem vergangenem Zeitraum, den er neben seinem Freund verbracht hatte, drückte er sanft dessen rechte Hand, um Will zu zeigen, dass er noch da war. Wieder ließ er seinen Blick über das so schrecklich zugerichtete Gesicht schweifen und wieder betete er dafür, das Will gänzlich von seinen Verletzungen genesen würde. Bob Morovsky fasste einen zweiten Entschluss, den er noch weitaus mehr verinnerlichte als den vorherigen, niemals wieder Angehörige von ihren Lieben fortzureißen. Er entschied sich, dass, wenn geschah, was die Ärztin wohl befürchtete und ihm mit ihren Worten anzudeuten versucht hatte - dass, wenn sein Freund William Boone nach seinem Erwachen nicht mehr für sich selbst würde sorgen können, er seinen Dienst quittieren und Will zu sich in sein Haus holen würde. Er hatte sowieso nur noch vier Jahre vor sich, bevor er seine Pension würde beantragen können. Er erhielte dadurch zwar etwas weniger Rente, doch hatte er sich eine Kleinigkeit im Verlauf seines Lebens angespart, und da er sowieso keine Frau oder Kinder hatte, um die es sich zu kümmern galt, konnte er sein Geld ebenso gut für die Unterstützung und Pflege seines Freundes ausgeben. Keinesfalls würde er Will in ein Heim oder eine sonstige Anstalt bringen lassen, wo er dahinvegetierend auf sein Ende wartete. Abermals drückte er Boones Hand, dieses Mal etwas fester als zuvor, um sein ihm gerade im Stillen gegebenes Versprechen noch einmal äußerlich zu bekräftigen. Sein Blick schweifte erneut zu dem verbundenen Gesicht, als in diesem Moment William Boone seine Augen aufschlug.

 

Ende von Kapitel 13

 

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