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  „Die andere Seite” von Sythazen/Bianca Nunberger   (Emailadresse siehe Autorenseite),   September 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Ein Verräter aus den eigenen Reihen beginnt wahllos zu töten.
Zeitpunkt:  zweite Staffel - einige Monate nach 1x22
Charaktere:  Lili Marquette, Jonathan Doors, Dr. Park, Augur und der Verräter
 
Anmerkung der Autorin:  Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Auch gegen Kritik habe ich nichts, solange sie konstruktiv ist. Lest bitte auch meine anderen Stories, wenn euch diese hier gefällt. Es ist mein erster Ausflug in die Welt der E:FC-FF und ich kann nur sagen: Es hat mich voll erwischt.
Danksagung:  Mein besonderer Dank gilt AlienVibe, für ihre unschätzbare Hilfe im Betalesen, Emma für die Chance, dass ich diese, meine erste E:FC FF im Archiv veröffentlichen darf und ihre netten Mails, und Sky, für die ganze technische Arbeit, die so gut ist, dass sie kaum jemand bemerkt. Außerdem allen anderen Lesern aus dem TaelonBib Forum, für ihre Kommentare und ihre Unterstützung, die mich immer wieder weiter zum Schreiben antrieb.
 

 

DIE ANDERE SEITE

Kapitel 1

 

Mit einem lauten Zischen, das entfernt an einen klagenden Aufschrei erinnerte, aktivierte sich der Skrill und die kugelartige Energieentladung traf den Verräter Doors mit all ihrer Kraft in die Brust. Der Anführer der Widerstandsbewegung wurde durch die Wucht des Aufpralls zurückgeschleudert und prallte - begleitet vom Geräusch brechender und splitternder Knochen - an die mehrere Meter hinter ihm befindliche Wand.

Dieser grausige Laut war das einzige wahrnehmbare Geräusch in dem unter einer alten Kirche gelegenen Hauptquartier der Widerstandsbewegung. Schock stand in den Gesichtern der anderen Anwesenden geschrieben - Schock und völliges Unverständnis. Nur wenige Sekunden waren vergangen, das letzte Lebenslicht in Doors Augen war noch nicht ganz erloschen, als sich der Täter, den sie alle für ihren Freund und Kameraden gehalten hatten, dem nächsten Ziel zuwandte. Langsam schwenkte er seinen Arm herum und zielte erneut mit dem aktivierten und hell aufglühenden Skrill auf den nächsten Widerständler.

Lili stand wie erstarrt da. Sie glaubte einfach nicht, was da vor ihren weit aufgerissenen Augen gerade geschehen war. Als sie sah, dass nun wohl der nächste der völlig paralysierten Menschen auf der sprichwörtlichen Abschussliste stand, gewann sie endlich wieder die Kontrolle über ihre zu Eis erstarrten Muskeln zurück. „Runter, Augur!” Mit einem Sprung hechtete sie zur Seite, als sich der Mörder bei ihrem Ruf von seinem nach Doors auserwählten Ziel abwandte und zu ihr herumfuhr. Der Angesprochene ließ sich zu Boden fallen und robbte, so schnell er es vermochte, in Richtung des wie eine ihrer Fäden beraubten Handpuppe am Boden liegenden Doors.

Mit einem weiteren Kreischen explodierte die nächste Energiekugel, hervorgebracht durch den Skrill, direkt an der Stelle, an der Lili noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Hätte sie sich nicht rechtzeitig beiseite geworfen, würde es ihr jetzt garantiert genauso wie ihrem alten Freund und Mentor Doors gehen. Getötet durch die Hand dessen, den sie für ihren Freund und Kampfgefährten im Krieg gegen die Taelons gehalten hatte.

Der am Arm seines Wirtes in den verschiedensten Blau- und Weißtönen pulsierende Skrill wartete begierig darauf, seine gewaltigen Energien erneut entladen und einen weiteren Menschen ins Jenseits befördern zu dürfen, was ihm sein Beherrscher auch gnädig gestattete, und so explodierten kurz hintereinander einige Einrichtungsgegenstände in der großen unterirdischen Halle. Ein freudiges Trillern durchlief den Körper des Skrill, der sich eng an den Arm seines Wirtes schmiegte, wo er seine Gliedmaßen mit ihm hatte verschmelzen lassen, um so die symbiotische Beziehung einzugehen, für welche er geschaffen worden war. Er befand sich in einem ständigen Kampf mit seinem Wirt, einem steten Machtkampf um die gewaltigen Energien, die er in sich hortete. Die meiste Zeit über wurde er durch die Gedankenbande seines Gebieters in eine Art von Dämmerschlaf versetzt, in welchem dieser ihn und die ständig in ihm herrschenden apokalyptischen Mächte unterdrückte. Doch heute war es anders. Endlich wurde er aus seinem Schlummer erweckt, die Gefühle seines Wirtes rissen ihn regelrecht in die wache Welt hinein und es wurde ihm gestattet, seinem unbändigen und ewig unterdrückten Zorn Luft zu machen. Er wusste nicht, wann sein Meister ihn wieder in einen langen Halbschlaf schicken würde, also nutzte er die Gelegenheit und feuerte, ohne lange auf eine Aufforderung zu warten, auf alles, was sich in seiner Nähe bewegte.

Aus den Augenwinkeln heraus erkannte Augur, dass Lili es bisher geschafft hatte, den wild auf sie abgefeuerten Energieentladungen auszuweichen. Doch lange würde sie diesen Zustand nicht mehr aufrecht erhalten können. Hastig flogen seine Finger an Doors Hals und suchten nach einem Puls, er beugte sich über ihn - dabei das schreckliche Loch in dessen Brustkorb so gut er dies vermochte ignorierend - und lauschte auf den Atem des älteren Mannes. Doch auch damit - genauso wenig wie mit dem Puls - konnte er einen Erfolg vorweisen. Der Multimilliardär Doors, der Begründer und Anführer der Widerstandsbewegung gegen die Taelons, war eindeutig und zweifelsohne endgültig tot. Dieses Mal war es keine raffinierte Täuschung, keine lange im Voraus geplante Illusion, sondern die reine und in ihrer unwiderruflichen Klarheit grausame Wirklichkeit.

Das laute Krachen eines explodierenden Terminals erinnerte ihn daran, dass auch er bald zu den Todesopfern zählen würde, wenn er nicht schleunigst einen Weg hier heraus fand. Geduckt begann er auf das Portal zu zu rennen, und, kaum dort angekommen, begann er, mit über die Tastatur fliegenden Fingern, in das an der Portalstation befestigte Terminal die Koordinaten seiner Fluchtroute einzugeben. Doch dies war nicht das eigentliche Problem, sondern eher der Versuch, dafür zu sorgen, dass der Verräter, der immer noch damit beschäftigt war, Lili und die beiden anderen noch lebenden Mitglieder der Widerstandsbewegung zu töten, ihnen nicht folgen konnte. Schließlich hatte er es geschafft und ein Virus in das Portalsystem eingeschleust, das ihre Spuren sofort nach dem erfolgten Transport verwischen würde.
Mit einem letzten Befehl aktivierte er das Portal. „Lili ... Andrew ... Dr. Park ... JETZT!”, schrie er mit sich fast überschlagender Stimme, und die Angesprochenen, die bisher wie wild durch den großen Raum gerannt waren und sich ein heftiges Feuergefecht mit dem Verräter geliefert hatten, rannten, so schnell sie es nur vermochten, auf Augur und das Portal zu.

Lili hörte Augurs Ruf und feuerte ein letztes Mal auf den Mann, welchem sie noch vor fünf Minuten ihr Leben anvertraut hätte. Mit einem beinahe zufriedenen Gefühl sah sie, dass sie dieses Mal endlich richtig gezielt hatte und der Verräter leicht ins Taumeln geriet, als ihn die Kugel aus ihrer Pistole in die rechte Schulter traf. Es war nur ein Streifschuss, doch er genügte bereits, um ihr die dringend zur Flucht benötigten Sekunden zu schenken. Diesen Moment nutzte sie und begann, so schnell sie nur konnte, auf Augur und das bereits leuchtende Portal zu zu rennen. Sie wusste, dass sie kaum eine Chance hatte, es rechtzeitig zu schaffen. Mit letzter Kraft sammelte sie ihre verbliebenen Reserven, spannte alle Muskeln an und sprang das letzte sie von dem rettenden Ausgang noch trennende Stück auf Augur und die beiden anderen bereits auf sie Wartenden zu. Noch während dieses Sprungs wusste sie, dass es zu spät war.

 

Als er sah, dass sie es nicht mehr schaffen würde, machte er einen großen Schritt nach vorn und streckte ihr beide Hände entgegen. Augur fing die auf ihn zuspringende Lili gerade noch rechtzeitig auf und zog sie das fehlende Stück in das sich bereits aktivierende Portal hinein, während er einen letzten Blick auf das um ihn herum herrschende Chaos warf. In Lilis Blick, ebenso wie in den schreckgeweiteten Augen der anderen Überlebenden, konnte er das gleiche ungläubige Entsetzen erkennen, das er selbst empfand.

Nur noch wenige Sekunden, und sie würden in Sicherheit sein ...
Ein letztes Mal wanderten seine Finger hastig über das Eingabefeld des in den Räumen der Widerstandszelle befindlichen Portals und aktivierte eine schon beim Einzug in diese Hallen installierte Sicherheitsvorkehrung. Er hatte immer damit gerechnet, sie irgendwann zu nutzen, doch niemals hätte er geglaubt, sie gegen einen Freund einsetzen zu müssen. Das energetische Leuchten um sie herum wurde von Sekunde zu Sekunde gleißender - er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte ...

Langsam drehte sich der Täter um sich selbst, den Arm angespannt und jederzeit bereit, die brodelnden Energien seines Skrills erneut loszulassen. Sein Auftrag war klar und eindeutig gewesen. Suche die Widerstandszelle und zerstöre sie. Nur kurz erschien auf seinen ansonsten starren und emotionslosen Zügen ein schwaches Lächeln. Die Synode würde stolz auf ihn sein, denn er hatte etwas geschafft, was keinem zuvor gelungen war. Er hatte das Hauptquartier der Widerstandsbewegung gefunden und Doors und einige andere Widerständler eliminiert. Oh, welche Narren sie doch gewesen waren, ihm zu vertrauen. Wie konnten sie, oder überhaupt ein Mensch, daran zweifeln, dass er den Taelons treu ergeben war? Wie konnten sie auch nur im Entferntesten glauben, dass die Synode ihr Spiel nicht schon von Anfang an durchschaut hatte und nun ihren eigenen Nutzen daraus zog, indem sie sein von Dr. Park implantiertes CVI nach seinem kürzlichen Zusammenbruch hatte austauschen und durch ein echtes, im Sinne der Taelons funktionierendes, ersetzen lassen.

 

Boone fuhr zu den Flüchtenden herum und schoss eine weitere grell leuchtende Energiekugel auf die Verräter ab, welche sich durch das im Hauptquartier installierte Portal in Sicherheit zu bringen versuchten. Die explosive Energie des Skrills traf genau in dem Augenblick auf das Portal, in dem es sich aktivierte und die Widerständler sich zu dematerialisieren begannen. Er konnte noch das namenlose Entsetzen und die aufkeimende Erkenntnis des auf sie zurasenden Todes in ihren Gesichtern sehen, bevor die Entladung sie traf und ihre Moleküle in den Weiten der Portaldimensionen endgültig verstreut wurden.

Zufrieden senkte er seinen Arm und schickte den Skrill wieder in einen unruhigen Dämmerzustand - dabei das langsam immer lauter werdende Summen des Portals ignorierend - und meldete sich per Global bei seinem Companion. „Auftrag ausgeführt”, meldete er mit stoischer Miene und ausdrucksloser Stimme. Nicht das geringste Gefühl war ihm anzumerken, als er die Nachricht überbrachte. Er sah, wie ein intensives Leuchten durch die Gestalt seines Companions lief, als dieser die Kunde vernahm.

„Gut gemacht, Commander. Kehren Sie nun unverzüglich auf das Mutterschiff zurück!”, befahl ihm der Taelon auf der anderen Seite des Monitors, während das Summen des Portals sich weiter steigerte. „Ich übermittle Ihnen die Koordinaten auf Ihr Global - so können Sie auf direktem Wege zum Mutterschiff gelangen, um mir ausführlich Bericht zu erstatten.”

Gehorsam nickte der Angesprochene und stellte sich in das Portal. Ohne seine Umgebung auch nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen oder die herumliegenden Toten zu beachten, gab er die ihm übermittelten Koordinaten ein und aktivierte das Portal. Im selben Augenblick, in dem es seine höchste Energieleistung erreicht hatte und mit dem Transport begann, wurde das intensive Summen zu einem schrillem Pfeifton und die Welt rings um Commander William Boone explodierte ins Nichts.

 

Ende von Kapitel 1

 

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