Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Die VOKS” von Susanne und Sy'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Das Zefirschiff gelangt in das fremde Kontinuum der Tzeks als einzige Lebensform dort und kämpft um ihr Überleben. Wie aber soll man einen übermächtigen Gegner besiegen?
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel im Jahre 2325
Charaktere:  Sy'la - die Hybridin; die Jaridians Korn't, Rj'lev, Je'dir, Palwyr und Trestim; die Taelons Da'an, Ko'lan, Mur'ru, Ka'sar, Ken'tau und Dar'den; die Sigera-Botschafterin Mia; Haggis, Dr. Myinga, Andre Markus Andersen, Peter J. Combe, der Hellseher Jean-Antoin Marclay; 300 menschliche Flüchtlinge, Klaus und Emma Schwarzkopf; 9 Taelon-Kinder und Ariel; das Schiff Roleta und die Tzeks.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 8

 

(An Bord des Zefir-Schiffs, im Anflug an die VOKS:)
Unter Ausnützung aller Tarnvorrichtungen und im passenden energetischen Passagefeld gehüllt, schlich sich Roleta an die Pforte zum Kontinuum der Fremden heran, die sich am Rande der VOKS aufgetan hatte. Dabei musste das Bordgehirn aufpassen, nur ja nicht den aus- und einströmenden Zeckenschiffen der Fremden zu nahe zu kommen, um nicht zufällig gesehen und geortet zu werden. Das Walzenschiff wirkte diesmal mattschwarz und durchscheinend wie das Weltall; kein Lichtstrahl, keine Reflexion, kein Energieimpuls verriet die Anwesenheit. Und dann waren sie im „Wurmloch-System” der Pforte.

Die Zentrale des Zefir-Schiffs wurde mit einem Mal in waberndes Licht in allen Farben getaucht; die festen Konturen der materiellen Dinge schienen lebendig zu werden, sich zu winden und zu bewegen. Die Raum-Dimensionen schienen sich dauernd zu ändern, fluktuierten, wurden mal größer, mal kleiner. Geräusche und Gerüche wurden extrem wahrnehmbar - das normalerweise unhörbare Sirren der eingeschalteten Geräte wurde unerträglich. Die künstliche Gravitation setzte zeitweise aus. Es war wie ein heftiger Drogenrausch. Sy'la wurde speiübel. Auch Andre, Myinga und die Schwarzkopfs kämpften darum, sich nicht übergeben zu müssen.

„Das ist ja schrecklich”, stöhnte Mia. Man hörte es langgezogen, laut und dumpf, fast wie ein grausames Stöhnen. „Was sind das für Gestalten? Sind das die Toten?”

In der Ecke hatten sich die versammelten Taelons in pink-orangefarbige ovale große Auren verwandelt, die schrill vor sich hinpfiffen, unverständlich. Die Jaridians auf der anderen Seite des sich hinwindenden Raums strahlten im schwarzen Licht.

„Ich kann mich nicht orientieren”, meldete sich Roleta. Es klang wie ein blechernes Kreischen.

„Aber ich kann sehen”, sagte Haggis verblüfft. „Ich sehe da auf dem Schirm alles klar und deutlich. Wunderbar! - Da, und da - seht ihr es nicht? Was für eine herrliche Mathematik! - Wir sollten von hier weg; da drüben kommen uns die Fremden entgegen!”

„Nicht so laut”, stöhnte der Doktor. „Verschon uns mit deinen Halluzinationen! Geh weg!”

„Ich sehe es auch”, bestätigte der schweizerische Hellseher verblüfft.” Dieses System hat eine einmalige Struktur. Wie Bienenwaben.”

„Gib mir Anweisungen”, griff Roleta das Gespräch auf. „Sag mir, wie ich fliegen soll!” Während die anderen Menschen unter heftiger Übelkeit ähnlich der Seekrankheit litten und am liebsten sterben wollten, Taelons und Jaridians außer Gefecht waren und Mia sich vor irgendetwas Unsichtbarem in der Zentrale höllisch zu fürchten schien, waren Haggis und Jean-Antoin die einzigen, die offenbar trotz dimensionaler Verzerrungen normal blieben und so etwas wie Strukturen im Raum erkannten.

Der Hellseher dirigierte Roleta vorsichtig in Richtung einer der Ausgänge aus dem Wurmlochsystem. Offenbar waren die Fremden sehr sorglos, oder konnten auch hier die Tarnung des Schiffes nicht durchdringen - jedenfalls vermochte das Zefir-Schiff im Schutz der Tarnung binnen einiger Stunden zu passieren. Sie flogen aus einer Pforte in dieses fremde Kontinuum der Zeckenschiffe ein, ihnen nachfolgend, ohne bemerkt worden zu sein. Auch hier waren die Farben und Formen ein wenig anders als gewöhnt, und Roleta musste zur Kenntnis nehmen, dass unter anderem in diesem Universum Wasser offenbar erst ab 153 Grad Celsius kochte und ab 17 Grad minus gefror; und so manche anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten anders waren als „zuhause”, aber - man konnte sie berechnen. Und offensichtlich waren sie nicht so gravierend, dass die Physis der Menschen sofort zerstört wurde. Dennoch -

„Wir sollten uns in diesem Kontinuum nicht sehr lange aufhalten”, warnte das Bordgehirn. „Ich kann nicht abschätzen, inwieweit eure biologischen Voraussetzungen dieses geänderte Universum zu ertragen vermögen. Ich kann euch nicht viel helfen.” Außerdem war Roleta das erste Mal seit ihrer „Geburt” als Schiffsgehirn wirklich voll in ihrer Rechnerkapazität ausgelastet.

„Wie absolut fremdartig, aber faszinierend dieses Kontinuum ist”, meinte Ka'sar erstaunt. Seine Stimme klang um einiges zu hoch. ‚Wie bei Mickey Mouse’, dachte Andre, der benommen sich endlich vom Boden erheben konnte. Die Taelons schillerten als Energiewesen noch immer in orange-pink, während die schwarzen Jaridians endlich von ihrer völligen Erstarrung erlöst wurden.

Haggis war endlich in ihrem Element - jetzt wusste sie, warum das Schicksal ausgerechnet sie zum abenteuerlichen Haufen der anderen gesellt hatte. Sie und der Schweizer wurden von Roleta voll in die Schiffssteuerung eingebunden und als Assistenten unterwiesen.

 
* * *
 

Da'an und Ko'lan eilten gleich fort, um nach den kleinen Taelons zu sehen. In den Quartieren der Erden- und Taelonkinder hörte man schon von Weitem das Weinen der erschrockenen und erschöpften Kleinen. Die Menschen, hochgradig nervös und besorgt, waren schon da und versuchten, alle zu „beruhigen” - was sie offenbar nicht alleine schafften.

Taelon-Generalin Mur'ru hatte da schon andere Pläne. Ganz in der Nähe lag offenbar eines der Sonnensysteme der Fremden. Und da sollte das Schiff vorerst mal hin, heimlich Spionage betreiben und Daten sammeln. Das Schicksal meinte es gut: diese Galaxie schien das Zentrum der Fremden zu sein!

Roleta flog sich in eines der nahen Sonnensysteme hinein. Wie Mur'ru richtigerweise vermutet hatte, war dieses System offenbar bei den Zeckenschiffen sehr wichtig, dem Flugverkehr nach zu schließen. Sie konnte einige Funksprüche über verschiedene Einstellungen und Frequenzen empfangen. Roleta ließ die aufgezeichneten Bänder vor den Schiffsmitgliedern abspielen.

Zackige und unnatürliche Stimmen kamen aus den Lautsprechern herein, kaum zu beschreiben. Erst tiefe brüllende Oktaven, dann die höchsten schrillsten Töne. Keiner konnte aus diesen Sätzen jedoch irgendwas entziffern, geschweige denn verstehen. Auch die Taelons und die Jaridians nicht, obwohl sie Erfahrung bezüglich fremdartige Sprachen haben mussten.
Ratlosigkeit stand in allen Gesichtern breit geschrieben. Roleta versuchte mit einigen Programmen die Worte dieser fremden Spezies mit den verschiedensten Sprachen zu vergleichen. Keine klang auch nur einen Hauch ähnlich.

Sie flogen mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit etwa eine Stunde lang und überaus vorsichtig an den Zeckenschiffen vorbei, aber keines bemerkte sie. Die Tarnschutzschilde waren wohl das einzige, was sie gegen die Feinde hatten. Würden diese außer Betrieb geraten, würde die Lage ernst werden. Doch daran wollten die Besatzungsmitglieder gar nicht erst denken. Das Wichtigste war erst mal forschen, Daten sammeln und die Schwächen der Feinde herausfinden.

 
* * *
 

Je'dir, sah besorgt zu Sy'la rüber, offensichtlich hatte sie sich von dem Flug nicht richtig erholt. Sie sah blass aus, ihre hellen blauen Augen hatten einen violett - orange Schimmer um die Pupillen. Seltsam sah sie aus, sie knallte sich am Tresen der Brücke fest und wollte sich nichts anmerken lassen. Was ihr aber gegenüber den anderen nicht gut gelang. Auch Andre, Peter und der Doktor hatten einige Nachwirkungen des Fluges. Eine Art Schockzustand war es wohl. Während die Taelons und die Jaridians sich gegen die negativen Auswirkungen der Umstellung schützen konnten, war es den Menschen nicht gelungen sich dagegen zu wehren.
Haggis und der Schweizer waren die einzigen, die sich irgendwie normal fühlten. Und man wusste nicht warum.

Das Zefir- Schiff flog logischerweise den schwarzen Zeckenschiffen hinterher, um deren Ziele und den Ort ihrer Herkunft zu erforschen. Das klappte erstaunlich gut. Nicht lange, und sie fanden einen riesigen grauen Planeten, mindestens zehnmal größer als die Erde. Die ankommenden Zeckenschiffe flogen dort um den Planeten herum. Offenbar irgend eine Leitstelle. Ihr eigentliches Ziel lag danach hinter dieser Kugel. Ein gewaltiger roter Riese tauchte vor ihren Augen auf. Die Erde wäre verglichen damit ein Winzling.
Überall schwirrten dort diese seltsamen schwarzen Schiffe, und um den Planeten lagen hunderte von großen Stationen dicht an dicht gedockt zusammen. Alle hintereinander bildeten einen künstlichen Gürtel um den Riesen. Der öde Planet, den sie vorher zu Gesicht bekommen hatten, war nur der kleine Trabant des Riesen gewesen.

Nun standen sie einer großen Gefahr gegenüber. Wenn das keine militärische Zentrale der Fremden war! Am liebsten wäre Sy'la sofort wieder umgedreht und hätte diesen Orbit für immer verlassen. Ihr wurde wieder übel bei diesem Anblick, aber diesmal viel heftiger als zuvor.

 
* * *
 

Als sie wieder aufwachte merkte sie, dass sie in den Armen des jungen Jaridian lag. Langsam sah sie sich um. Auch die anderen Menschen waren in Ohnmacht gefallen, doch außer ihr war noch niemand aufgewacht. Die Taelons, Jaridians, Mia und die zwei Wunderlinge: Haggis und der Schweizer standen besorgt um die Menschen herum. Sie konnten tun was sie wollten, keiner schien aufzuwachen. Tiefe Träume hielten die Menschen fest im Griff.

Alle ernsthaft Kranken wurden in die Krankenstation gebracht und auf weiche Liegen gebettet. Auch Sy'la, die den anderen einzusuggerieren versuchte, dass es ihr wieder besser ging. Aber der violett - orange Schein in ihren Augen hatte sich noch nicht gelegt, und so hielt mal es für ratsam, ihr vorerst Ruhe zu gönnen. Dafür reichte ihr allerdings auch eines der blauen Sofas in der Zentrale.

Die kleinen Taelonkinder, die sich in den Aufenthaltsräumen aufhielten, rannten weinend durch die Flure des Schiffes. Die Taelons, die natürlich die Hilflosigkeit ihre Jungen im Gemeinwesen bemerkt hatten, kamen ihnen entgegen und versuchten sie zu beruhigen.
Das Schiff, selbst in einem Schockzustand, konnte sich immer noch nicht richtig lenken, so dass Haggis und der Hellseher die Handsteuerung übernahmen.

„Was für eine Hölle!” stöhnte der alte afrikanische Doktor, inzwischen auf den Beinen und mit kreislaufstützenden Injektionspräparaten bewaffnet. Roleta hatte ihre semi-organischen Roboter an Bord losgeschickt, die den Menschen unverzüglich Medikamente verabreichten, um ihren Kreislauf zu stabilisieren. Auch drei andere Ärzte aus der Gruppe der Flüchtlinge waren inzwischen mehr oder weniger auf den Beinen und kümmerten sich um die anderen an Bord.

„Ich habe gute Neuigkeiten”, hörte die Crew plötzlich aus Lautsprechern. Da und dort flammte eine 3-D-Projektion Peter Combe's auf. „Die Taelons, Kollegen und ich haben es geschafft, mit Hilfe der Zefir-Technik eine Art künstliches Universum um uns zu erzeugen. Das heißt, die meisten Auswirkungen dieses Kontinuums werden für uns in den Aufenthaltsräumen ausgefiltert werden, sooft wir dieses Feld aktivieren - leider nicht alle Räume. Auf der Brücke muss dieses Feld deaktiviert bleiben, um die Wahrnehmung des Kontinuums zu gewährleisten. Und: das Feld macht uns leichter ortbar. Wir müssen es daher deaktivieren, sobald wir zu nahe an die Fremden herankommen.

Generalin Mur'ru kann außerdem berichten, dass die Bewaffnung an Bord dieses Schiffes exzellent ist, allerdings müssen wir möglichst lange unentdeckt bleiben, da die Fremden einfach in der Überzahl sind. Hier ist es auf Dauer zu gefährlich. Da'an schlägt daher vor, nähere Informationen über die Fremden von abgelegenen Grenzgebieten einzuholen, die nicht so bewacht werden. Wir sind nun dahin unterwegs.” Das Hologramm erlosch.

„Wenigstens EINE gute Nachricht”, seufzte Sy'la, die ganz angeschmiegt in den warmen Armen des jungen Jaridian lag und sich dort wunderbar geborgen fühlte. Im Moment dachte sie jedenfalls nicht daran, vom Sofa aufzustehen. Eine Jaridian-Frau am anderen Ende des großen Raums sah kurz und ein wenig traurig zu ihnen hin, um dann aufzustehen und zu verschwinden. Dort hinten lag auch die kleine blonde Mia, die offenbar noch ganz mitgenommen von ihren schlimmen Halluzinationen war - sie hatte überall Verstorbene gesehen! Die Schwarzkopfs unterhielten sich mit ihr, als wäre sie tatsächlich ein hilfsbedürftiges Kind.

„So, da seid ihr, und ganz unzertrennlich!” hörte Sy'la hinter sich Andre sagen, leicht eifersüchtig. „Andere arbeiten, und ihr liegt euch in den Armen!”

Je'dir ließ ein unwilliges tiefes Grollen erklingen. „Behalte deine Sprüche für dich!” meinte er. „Wenn du arbeiten willst, tue dir keinen Zwang an. Diese Frau hier ist krank, und ich bin Soldat! Zeige mir den Feind, und ich kämpfe. Bis dahin - sei still und troll dich!”

„Andere Mütter haben auch schöne Töchter,” erwiderte der junge gutaussehende Schwede. Er zuckte leicht mit mit den Achseln und schlenderte davon. Er kam bei der „Kinderstation” vorbei. Eine ältere Frau war offensichtlich dabei, den kleinen Menschen- und Taelonkindern Geschichten vorzulesen. Die Taelonkinder verhielten sich genauso lebhaft und verspielt wie die Menschenkinder und konnten kaum stillsitzen. Eine „Energiegestalt” besaßen sie in diesem Alter noch nicht. ‚Seltsam’, dachte sich der Physiker, die Kleinen betrachtend, ‚wie ähnlich sich junge Geschöpfe sind, in allen Kulturen. Wahre Energiebündel, neugierig, unbeholfen, vertrauensselig - und einfach niedlich.‚

 
* * *
 

Die Expeditionen des Schiffs in die weitere Umgebung in den folgenden Tagen führte zu folgenden Ergebnissen, die im Versammlungsraum präsentiert wurden:

Die Galaxien in der Nähe wirkten wie ausgestorben, von ein paar Stationen der Fremden abgesehen. Die Fremden - deren Sprache noch immer hartnäckig den Übersetzungsversuchen standhielt - hatten ganz offensichtlich ALLES Leben ringsum im weiten Bogen ausgelöscht. Roleta konnte gar nicht ausmessen, wie weit die Todeszone sich ins All erstreckte. Und das hieß was.

Die Fremden waren etwa 3,5 Meter groß. Ihre Physis basierte auf Silizium - statt wie das meiste Leben im heimatlichen Universum auf Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Sie sahen knollenförmig-kristallin aus, schwarz-glänzend, besaßen mehrere Tentakel rings um den Körper, die sie sowohl zur Fortbewegung und zum Springen als auch zum Greifen verwandten, und dazwischen wuchsen fühlerartige Sinnesorgane - welche Sinneswahrnehmungen das waren, konnten noch nicht ausgemacht werden. Auf der Unterseite der „Knolle” waren die Freß- und Ausscheidungsorgane. Sie vermehrten sich durch Teilung, wie eine gigantische „Zelle”. Ihre Intelligenz war kaum abzuschätzen, doch musste sie ausreichend sein, um solch eine Kultur hervorzubringen. Wie ein Bienenschwarm gab es bei den Fremden offenbar eine Mutterzelle oder erste Königin, von denen ganze Arbeitskolonien und deren Nachkommen abstammten.

Offenbar benötigten die Fremden zum Leben ebenso Kohlenstoff - genauer gesagt bestimmte organische Kohlenstoff-Verbindungen - und jede Form organischen Lebens, welches sie in wahren Freßorgien zu sich nahmen, um sich daraufhin zu teilen und zu vermehren. Dazu vernichteten sie offenbar Zivilisationen - zuerst militärisch durch ihre Flotten, dann den Rest allen Lebens durch ein Ausschwärmen der Individuen - wie Heuschrecken auf Raub. Am Ende verließen sie die materiell geplünderte und tote Welt und flogen zur nächsten.

Nachdem sie also die einheimischen Lebensformen ihrer Heimatwelt ausgerottet hatten, als auch alles Leben in der weiten Umgebung, hatten sie - getrieben von Hunger - entdeckt, dass sie, indem sie künstlich eine VOKS auslösten, in ein Universum „nebenan”, gleich einem gedeckten Tisch, gelangen konnten. Ein Universum, welches auf sie wartete! Und, egal wieviel sie mit der VOKS in diesem Universum zerstörten, sie dort soviel fressen und zusammenstehlen konnten, wie sie wollten. Wozu also noch weitere Flüge in entfernteste Bereiche ihres eigenen Universums unternehmen - das, wie erwähnt, offenbar ohnehin bereits ausgeräubert war - lag doch das Gute dank ihrer Technik so nah?

Das einzig störende Hemmnis in ihrem Dasein war Nahrungsmangel; und nur Nahrungsmangel schränkte ihre Anzahl ein. Sie selbst hielten sich offenbar für die Allergrößten und kannten so etwas wie Ethik erst gar nicht. Sie kannten ernsthaft nur drei Dinge: fressen und stehlen, sich vermehren, ihrem Volk dienen.

„Das ergibt für uns die Frage, ob wir uns als Richter über dieses Volk stellen dürfen, da es so etwas wie Moral, Mitgefühl oder Ethik überhaupt nicht KENNT - und daher eigentlich nicht weiß, was es tut”, schloss Da'an. „Ich bezweifle mit meiner jahrtausende-alten Erfahrung als Diplomat der Taelons, dass wir irgendwelche diplomatischen Erfolge hätten, würden wir mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ein Verständnis für andere Lebensformen ist etwas, was diese Spezies einfach nicht besitzt! Im Gegenteil, eine Kontaktnahme würde nur unsere Absichten verraten.”

„Das führt zur Konsequenz, dass, was immer wir tun, um uns selbst zu erhalten - und unser eigenes Kontinuum zu bewahren - diese Spezies letztendlich ausrotten werden”, setzte Mur'ru fort. „Denn selbst wenn wir nur die Technik der VOKS dauerhaft zerstören, damit sie nicht mehr überwechseln können, wird diese Spezies verhungern - falls wir überhaupt in der Lage sind, diese Technik dauerhaft zu zerstören. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie sie wiedererrichten, wenn diese Spezies nicht militärisch ausgerottet wird. Ein tödlicher Militärschlag, den ich empfehle, müsste unverhofft und absolut umfassend erfolgen.”

„Warum kann man denn die Fremden nicht unterrichten, wie man Landwirtschaft betreibt, wie man Vorräte anlegt, ja wieso man Rücksicht auf andere Völker nehmen muss?” Emma Schwarzkopf schüttelte den Kopf. „Es widerstrebt einfach meinem Gewissen, allein das Wort „Ausrottung” zu hören. Jede Spezies hat doch ein Recht, zu überleben!”

„Um welchen PREIS?” Ko'lan strich mit einer typischen Taelongeste in Richtung Holoschirm, wo die Ergebnisse der Untersuchungen der letzten Tage aufgelistet waren. „Hat sie das Recht, Millionen von Planeten zu vernichten und mit Naturphänomenen wie der VOKS aus reiner Gier heraus zu hantieren? Haben nicht auch WIR das Recht, zu überleben?”

„Wären diese Wesen überhaupt in der Lage, anders zu denken, so hätten sie in den hundertausenden Jahren ihrer Evolution längst Vorräte angelegt, würden Landwirtschaft betreiben und hätten nicht alle, wirklich alle umgebenden Galaxien - leergefressen”, meinte dazu Da'an. „Sie haben weder auf ihre eigene Heimatwelt Rücksicht genommen, noch auf die Welten anderer Lebensformen. Alles hier ist leblos und verwüstet! Diese Lebensform ist über alle Maßen gierig - und gefährlich. Menschliche Sentimentalitäten sind hier fehl am Platz. Es geht um reine Selbstverteidigung - verhandeln ist nicht möglich.”

„Ich sehe das so wie die Taelons”, meinte dazu Rj'lev. „Entweder die - oder wir. Ein Ende ihrer Gier ist einfach nicht abzusehen. Lasst uns daher überlegen, was wir zuerst tun müssen.”

 
* * *
 

Je'dir betrat Mias Zimmer. Kniend war Sy'la neben Mias Bett geblieben. Sie wollte sie einfach nicht allein lassen. Einen Augenblick erinnerte sie sich wieder zurück. Als sie sich auf Rais verirrt hatten. Eine schlimme Lage, doch Mia hatte immer einen Ausweg gefunden. Obwohl sie doch so verschieden waren und die Chancen auf ein Überleben gering zu sein schienen, hatten sie sich gemeinsam gegenseitig geholfen. Genau das war in der jetzigen Situation auch notwendig; gegenseitiges Vertrauen, Mut und Hoffnung könnten diese Mannschaft von zusammengerauften Individuen das Leben retten.

Ganz in Gedanken versunken merkte sie gar nicht, wie der Jaridian näher kam und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken drehte sie ihren Kopf zur Seite. Doch die Anwesenheit des Jaridian ließ sie den Schrecken sofort vergessen. Sie stand mit einem Lächeln auf und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Dann sah sie auf Mia und die Sorge überkam sie wieder.
.
„Du solltest ein wenig aus diesem Raum, es ist nicht gut, wenn du dich hier einsperrst,” meinte der junge Kämpfer. Sie sah zu der kleinen Gestalt, die auf der niedrigen Liege lag und fest schlief. „Eine Aufsicht lässt sich bestimmt arrangieren, du hast Ablenkung nötig.” „Im Krieg gibt es keine Ablenkung,” sagte Sy'la mit einer traurigen Stimme und ließ sich nach hinter auf die andere Liege fallen, die direkt neben Mias Bett stand. Sie war müde, furchtbar müde. Jetzt erst, als der Jaridian so vor ihr stand, fiel ihr eine leichte Verwandlung auf. Seine Augen waren viel heller als normal, und seine Gesichtszüge feiner. Und er wirkte irgendwie größer als sonst.

Er setzte sich neben sie, lehnte sich an die hintere Wand und schwieg. Eigentlich hatte sie ja Recht, der Krieg forderte wirklich viel von jedem. Er hätte das wissen müsste, er war ein Krieger und Kämpfer und einiges mehr. Doch auch mal auf andere Gedanken zu kommen war nicht verkehrt. Wenigstens solange die Lage noch ruhig war.

Sy'las Kopf lehnte an seiner Schulter, als sie in den Schlaf fiel. Er stand langsam auf, legte ihren Kopf vorsichtig auf das Kissen, hob ihre Beine auf das Bett und deckte sie mit einer warmen Decke zu. Einige Sekunden stand er nur so da, sah der schlafenden Gestalt zu, dann drehte er sich um und ging Richtung Simulationsräumlichkeiten.

 
* * *
 

„Haggis, siehst du das auch?” fragte der Hellseher. Seine Augen waren starr auf den Monitor gerichtet. Ein mysteriöser blau-roter Nebel machte sich im Universum der Zerstörer breit. „Ja, klar und deutlich,” sagte Haggis, ihr Blick fesselte sich an diesem Anblick. Ein Tastendruck, und in einem der Schirme erschien ein neugierig guckender Da'an.

„Wir haben etwas vor uns. Ich übermittle die vorhandenen Daten, Messungen werden gerade durchgeführt.” Noch ein Tastendruck und Da'an hatte das Gleiche vor sich wie zuvor die beiden Menschen. Skeptisch getrachtete er das Bild.

„Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll”, setzte Marclay fort. „Aber dieser Nebel ist einfach so aus dem Nichts aufgetaucht, wie es scheint verschwindet der Heimatplaneten unserer Feinde darin. Ob es sich dabei um einen Zufall handelt, eine Naturerscheinung ist oder von den Zeckenschiffen so vorgesehen war, ich habe keine Ahnung. Ich glaube, wir sollte erst die Ergebnisse abwarten.”

„Ich werde die anderen davon informieren. Wir treffen uns sofort im Versammlungsraum um die Sache zu bereden.”

 
* * *
 

„Die Ergebnisse liegen vor. Es kann für uns keine konkrete Gefahr von diesem Nebel ausgehen,” sagte Marclay. Er merkte, dass sich einige Mitglieder bei seinen Bewertungen nicht recht wohl fühlten. Was, wenn sie einfach so blindlings in eine Falle ihre Feinde rein tappen würden?
Andre stand mit einem ziemlichen skeptischen Gesichtsausdruck auf. „Ich glaube eher, dass dies eine Gefahr ist. Lasst uns diesen Nebel aus dem Weg gehen, vielleicht verstecken sich dort sogar feindlich Schiffe. Verschwinden wir von hier.”

„Bitte, könntet ihr ausreden lassen.” Der Hellseher sah Andre mit einem scharfen Blick an. Sofort würde der Wissenschaftler wieder ruhig und setzte sich hin.

„Auf dem ersten Blick erscheint das Ganze als eine seltene Naturerscheinung von Gasen und chemischen Reaktionen. Doch die Zusammensetzung behindert massiv deren Ortung! Hier, in diesem Kontinuum, ist das offenbar möglich. Wir würden uns in den Nebeln, kombiniert mit unserem Tarnschild, besser verstecken und näher an die Tzeks herankommen können. Außerdem scheinen die Zeckenschiffe nicht in diesem Nebel vordringen zu wollen, irgendetwas hält sie davon zurück.”

„Was ist, wenn sich der Nebel wieder auflöst? Und wir plötzlich enttarnt sind? Hast du daran schon gedacht?” hakte Andre nach.

„ Keine Sorge, daran habe ich auch gedacht, obwohl mein Gefühl mir klar sagt, dass dies nicht geschehen wird.” Er nahm eine Fernbedienung in die Hand und schaltete einen 3-D Monitor ein. Darin sah man klar die Hauptwelt der Feinde umhüllt vom grün-roten Nebel.

„Sollte sich der Nebel auflösen, werden wir neuen herstellen. Wir haben die Substanzen analysiert. Die Chemikalien haben wir an Bord. Wir bauen uns einfach eine Nebelmaschine.” Andre war sprachlos genauso wie all die anderen. Haggis und der Schweizer hatten einen gut durchdachten Plan, der vielleicht funktionieren könnte.

 
* * *
 

(Irgendwo im Weltraum:)
Das Weiße Schaf beobachtete die jungen Spezies, die sich versammelt hatte. Endlich hatten sie die Zeichen richtig gedeutet. Sie würden den Nebel richtig einsetzten. Und es war ausgerechnet ein Mensch, einer der jüngsten Spezies unter den dreien, die diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatte. Die Tzeks waren einfach zu sorglos. Sie fühlten sich absolut sicher.

Zufrieden und mit einem züngelnden Lächeln schaltete die Zaza mit ihren Gedanken den Monitor aus und schlängelte sich eine Wand entlang. Sie hatte in gewissermaßen nicht gegen die Gesetze ihres Universums verstoßen. Die Zazas erzeugten seit Jahrtausenden künstliche Schleier und Nebel, um sich vor möglichen Gefahren zurückzuziehen. Sie konnten, egal auch in welchem Teil der Galaxis, künstliche Wolkenbrücke, Nebel und andere nützliche Wetterlagen erzeugen. Doch diese Technologie hüteten sie wie ihr eigenes Leben.

Ho'shin hatte das Weiße Schaf um Hilfe für die Aufgebrochenen erbittet. Sie hatte zwar lange gezögert, doch eigentlich war sie schon immer der Meinung, dass die Tkezs, so nannten sich diese unnatürlichen und dennoch sehr interessanten Wesen in ihrer eigenen Sprache, längst beseitigt gehörten. Denn sie hatten in Laufe von Jahrtausenden zu viele Spezies, zu viele Planeten zerstört. Wenn die Zazas nicht endlich handeln würden, würde es keine Rassen mehr geben, denen sie ihrer größten Leidenschaft, das Beobachten, widmen konnten.

Sie wusste, lange würde sie diese Aktion nicht vor dem Rat verheimlichen können, aber wenigstens für den Moment, bestand die winzigste Hoffnung, dass die Tkezs vernichtet werden konnten.

Das Weiße Schaf hatte sich über die stabförmige Leitkonsole gewickelt und betrachtete, ruhend, den Weltraum. Der Hohepriester der Zazas schlängelte sich von der Decke her kommend zu ihr und schuf eine Gesprächsblase.

„Du weißt, dass wir Zazas uns nie in die Angelegenheiten anderer Völker einmischen. Warum also der Nebel, Weißes Schaf? Die Tkezs sehen zwar ungewöhnlich aus, aber sie sind intelligente Lebewesen und was hier vorbereitet wird ist Völkermord. Schlimm genug, dass du die anderen drei Spezies gegen sie losschickst - aber diese noch offen zu unterstützen?”

„Gerade diese drei Spezies haben soviel Blut auf sich geladen, dass sie dem Universum eine Wiedergutmachung schulden. Hätten sie sich nicht am Ende zusammengerauft, hätten die Kimera selbst ihre Nachkommen ausgelöscht. Hast du vergessen, wie viele unschuldige Kulturen die Jaridians verbrannt haben? Oder wie die Taelons ihre Energien zusammengeraubt haben? Und die Menschen: Mord, Mord, Mord! Die hätten doch so weitergemacht und früher oder später selbst alles Leben auf ihrem Planeten ausgelöscht, genauso wie die Tkezs. Diese Gleichung, weiß das Große Rätsel! - ist ohnehin noch ungelöst und zu beobachten. Aber all das ist nur von lokaler Bedeutung.” Das Weiße Schaf entringelte sich und deutete mit einem kleinen Ärmchen auf den 3 D- Schirm. „Das ist unsere Heimat - unser Universum. Seitdem die Tzeks in ihrem Universum das Gleichgewicht der Natur so derartig zerstört haben, und das jetzt auch noch hier versuchen - und wer weiß, wo sonst noch - ist es unsere Pflicht, das zu unterbinden. Das ist auch die Meinung der anderen Alten Völker der anderen Ebene.”

„Was genau hast du getan?” fragte der Hohepriester des Tempels des Großen Rätsels nach.

„Es wurde beschlossen, der ungezügelten Vermehrung ein Ende zu setzen und das natürliche Gleichgewicht im Gegenuniversum wiederherzustellen”, erwiderte das Weiße Schaf.

 
* * *
 

(Auf der Erde: )
„Meine Verwandten, meine Enkel!” jammerte die alte Frau. „Wie kann eine ganze Stadt
verschwinden? Und wohin? Waren das die Taelons? Gibt es gar keine Nachrichten?”

„Gute Frau, es ist schlimm, aber wir haben jetzt andere Sorgen. Die Aliens zerstören eine Stadt nach der anderen, unsere Verluste allein hier in England belaufen sich auf viele hunderttausende oder mehr. Bald wird hier überhaupt niemand mehr am Leben sein. Ich habe einfach keine ZEIT, mich um das Verschwinden Ihrer Enkel, oder überhaupt der Stadt London zu kümmern!”

Die Wände vibrierten wieder. Ein Posten kam herein. Sie befanden sich im „Hauptquartier”, in einem ehemaligen Kohlebergwerk. „Manchester ist völlig zerstört worden, keine Überlebenden”, meldete er hastig. „Liverpool und Edinburgh sind gerade unter Beschuss. Unsere Waffen haben überhaupt keinen Effekt. Und die Bomben der Amerikaner oder Russen waren genauso wenig effektiv.” Er holte sich einen Sack mit Nahrungsmittelkonzentraten und war schon wieder draußen.

„Wenn nur die Taelons oder wenigstens das Mutterschiff noch da wären!” schimpfte der ehemalige Bürgermeister. „Wir sind ganz auf uns gestellt und werden alle sterben.” Er erinnerte sich wieder an die alte Frau. „Die Stadt ist mit dem ganzen Küstenstück einfach verschwunden - nicht zerstört, einfach baff und weg! Und jetzt soll angeblich das Gestein vom Himalaja das fehlende Loch ergänzen. Wer immer das getan hat, muss einen ganzen Berg versetzt haben. Unvorstellbar! Es gibt nichts, nichts! was wir tun können. Nur beten. Bitte, gehe jetzt.”

Die Alte, vielleicht in den 80-igern, fiel in sich zusammen. Sie wandte sich in ihren inzwischen schmutzigen Kleidern um und ging, während ihr die Tränen über das faltige Gesicht liefen. Sie wusste nicht, wovon sie leben sollte - oder wozu. Die verbliebenen Nahrungsmitteln würden von den Jungen gebraucht. Beim Weg hinaus kam sie an Betten mit stöhnenden Verwundeten vorbei. Unter einem kauerte winselnd ein Foxterrier. ‚Das ist das Ende. So sieht das Ende der Welt aus’, dachte sie noch, bevor sie sich irgendwo apathisch in eine dunkle Ecke verkroch.

 

Ende von Kapitel 8

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang