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  „Die VOKS” von Susanne und Sy'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   April 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Während die überlebenden Rai von den Zaza auf einem anderen Planeten übersiedelt werden, stoßen zwei gefangene Taelons und drei überlebende Jaridians zur Gruppe, und fast entflammt dadurch ein neuer Krieg...
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel
Charaktere:  Peter J. Combe, die Sigera-Botschafterin Mia, Haggis, Dr. Ben Myinga, Peter J. Combe, Andre Markus Andersen, Sy'la - die Hybridin; die Rai; die Taelons Ko'lan, Mur'ru, Ka'sar, Dar'den, Ken'tau; die Zaza und ihre Anführerin „Weißes Schaf”; sowie die Jaridians Rj'lev, Je'dir und Korn't.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 5

 

(Aus dem Tagebuch von Peter J. Combe: )
„Noch immer konnte ich meine Trauer über den Verlust meiner Familie nicht überwinden. Wie konnten die Taelons mir nachträglich soviel Grausamkeit erweisen, obwohl ich auch für sie und eine gemeinsame Zukunft, an der neuen Taelon-Technologie, gearbeitet hatte? Ich werde meine Heimat Kanada nie mehr wiedersehen, jedenfalls nicht so, wie sie war, bevor das Mutterschiff mich verschleppen ließ, vor so langer Zeit... Ich lag die ganze Zeit im Koma-Schlaf; alle, die ich kenne, sind jetzt tot. Sy'la sagte mir, wir alle wären „aufbewahrt” worden für einen Notfall wie offenbar jetzt. Und um Taelons zu suchen.

„Wir” - zählen wir doch nach: zahlreiche weitere Schläfer sind gestorben, angeblich weil unglaublich robustes Ungeziefer die Leitungen innerhalb der Station, wo wir lagen, zerstört hatten. Mit einem Schiff konnten wir entkommen. Der Per-Peri-Kommandant Xi'ao starb auf Rais, da er die Atmosphäre nicht vertragen hatte. Übrig blieben wir: der schwarze ältere Arzt aus Johannnisburg, Dr. Ben Joseph Myinga; der junge blonde Physikerkollege und Widerstandskämpfer Andre Markus Anderson aus Schweden; die bissige Haggis; die mysteriöse Sy'la - sie sagt, sie hätte auch taelonisches Erbgut in sich; und diese sonderbare „Elfe” namens Mia, „Botschafterin von Sigera”. Sie meint, es wäre wieder für sie Zeit, die Körperform zu verwandeln - in was, sagt sie nicht. Nicht zu vergessen die Reste des Volkes der Rai unter ihrem Anführer Mrka, die apathisch in ihrem Container hocken und am liebsten sterben würden wie ihr Planet. Die paar überlebenden Tiere und Pflanzen, die es noch gibt, auch in Containern.

Und dann diese Taelons: die Wissenschaftler Ko'lan und Ka'sar und die Generalin Mur'ru. Eine Generalin!! Hatte je einer gehört, dass Taelons als Pärchen auftreten, sie und ihr angeblich männlicher Gefährte Ka'sar, wirklich verrückt. Sehen ohnehin alle gleich aus. Alle drei Verstoßene, das heißt Kriminelle. Oder Ko'lan doch nicht? Der lebte lange auf Rais unter dem geflügelten kleinen Volk. Ich vermute die ganze Zeit, die drei planen dieses Schiff zu kapern, und hätte ich das Sagen, würde ich die Taelons nicht einfach überall umherlaufen lassen.

Dieses Volk der großen weißen Schlangen - wie merkwürdig. Sie ringeln sich überall - um Stege, Stangen, hängen von der Decke und kriechen über Wände. Äußerst gewöhnungsbedürftig, muss ich sagen. Wir dürfen fast überall hin, und sie scheinen alles über uns zu wissen. Telepathen. Angst haben sie nicht. Wenn man sich nur vernünftig mit ihnen unterhalten könnte...

Zwar sind die Türen hier überall etwas klein und schmal, und die Stege zwischen den schlanken Türmchen der Stadt ein einziger Balanceakt, aber - prächtig, prächtig! Der Name des halbkugelförmigen Schiffes lautet: DIE STADT. So nennen die Zazas sie. Sie leuchtet in allen Farben eines Juwels unter einer gespannten Himmelskuppel; alles hier erinnert an Kristalle, bunte Steine und Edelsteine. Selbst die höchstentwickelten Geräte sehen aus wie kleine bunte Murmeln. Der Tempel des „Höchsten Rätsels”, wie sie ihren Gott nennen, befindet sich im Stadtzentrum, und alles in seinem Inneren erinnert an geheimnisvolle Rätsel und Puzzles. Ein El Dorado für Leute, die sich mit Rätsel aller Art beschäftigen. In der Zentrale daneben hängen ein paar Schlangen auf je einem Stab geringelt, der in eine Halbkugel hineinragt, ein 3-D- Bildschirm. So steuern sie das Schiff. In der Mitte der Platz der Kommandantin. Ich würde gerne die Technik erfahren, wie alles so funktioniert, möglicherweise erklären sie es mir irgendwann.

Vor allem sind die Zazas Meister im heimlichen Beobachten und im Erforschen von Völkern. Die Kommandantin des Volkes ist „Weißes Schaf”, jedenfalls nennen die anderen sie so und ich wüsste wirklich zu gerne, woher sie diesen lächerlichen Namen her haben. Ihr wirklicher Name ist vermutlich für uns unaussprechbar.

Das Schiff selbst fliegt weniger, sondern teleportiert. So konnten wir von Rais unbemerkt entkommen. Das ist einige Tage her. Die Zazas sagen, sie wollen das überlebende Volk der Rai zu einem Planeten im Jaridian-Territorium bringen, der ähnliche Bedingungen aufweist wie Rais. Denn sonst würde das Volk innerlich aufgeben und einfach sterben. Wäre die Lage nicht so ernst... also die Taelons könnte man dort gleich mit rauswerfen! Aber das wird wohl nicht passieren. Ganz im Gegenteil, die Taelons hoffen ernsthaft, dort auf vielleicht überlebende, ehemals gefangene Taelons zu treffen. Und Ko'lan hatte doch tatsächlich die Nerven vorzuschlagen, auch überlebende Jaridians an Bord zu nehmen, sollten solche noch leben. Weil wir sie gegen die VOKS einsetzen könnten! Träumer!

Diese unglaublichen Zeckenschiffe sind über den Planeten hergefallen, mit einer Freude am Zerstören, grauenhaft. Und dann kam die VOKS selbst - eine entfesselte Naturgewalt wie ein Sternenstaubsauger - und weg war alles. Buchstäblich alles. Was blieb, war absolute Finsternis. Wir alle haben Messungen angestellt. Irgendwie, meinten Ko'lan und Ka'sar, ist dieses Phänomen sehr ungewöhnlich, als ob etwas diese Naturgewalt - von der auf der Erde noch nie irgendeiner gehört hat - steuert. Vielleicht die Fremden? Es ist entsetzlich, aber so soll es auch der Erde ergehen! Die VOKS nähert sich und bringt den Tod denen, die nach dem Überfall der Fremden noch leben, diese... diese... „Raubzecken”, ich weiß nicht, wie ich sie sonst noch nennen soll. Plünderer, Bagage. Nicht auszudenken, wie es den Menschen jetzt ergeht.

Ah, wie ich höre, nähern wir uns schon Berkjak, wohin die Rai übersiedelt werden sollen. Noch zwei ruhige Sprünge... Von meinen 3-D-Schirmen in meinem Zimmer ist alles gut zu sehen. Die Zazas können inzwischen sogar irdische Schrift und Daten einspielen, welch ein Fortschritt! Ich denke, ich sollte jetzt zu den anderen gehen. Ob wir Jaridians finden? Oder noch mehr Taelons? Wir werden sehen.”

Ende der Eintragung für 1 Woche.

 
* * *
 

(Auf dem Zaza-Schiff:)
Mr. Combe betrat mit einer unruhigen Art das Zimmer, er trampelte sozusagen auf die anderen , die sich versammelt hatten, zu.

Wie fast immer flatterte Mia neben Sy'la, die zwei waren zwei echt gute aber auch ungewöhnliche Freunde geworden, vielleicht deswegen weil sie so verschieden waren.

Mur'ru und Ka'sar standen in einer Ecke, sie gestikulierten und hauchten unverständliche Worte. Ko'lan hingegen stand still und leise am Ende des Raumes und betrachtete eines der vielen Monitore, die von der Decke hingen. Der Doc, Haggis und die Anführerin der Zazas waren noch unterwegs zu dieser Versammlung.

Peter schritt leise zu Ko'lan, um nach der Lage zu fragen: „Es ist mir zu Ohren gekommen, dass wir bald den Planeten erreichen werden?” Es war mehr eine Aussagen als eine Frage.

„Ja das ist wahr,” erwiderte Ko'lan knapp. Irgendwie klang er traurig, als er diesen Satz aussprach. Ohne den Taelon nochmals anzusprechen, beobachtete Peter Mia und Sy'la die ebenfalls ihre Augen auf dem Bildschirm gerichtet hatten. Beide sahen munter und gut erholt aus, sie scherzten über die Abbildung des Planeten und lachten, als würde es nichts anderes mehr geben. Combe schüttelte erheitert den Kopf, als die beiden Freundinnen seine Gegenwart bemerkten. Es war eine nicht ganz passende Situation, jetzt zu scherzen, aber vielleicht half es ein bisschen über die vergangenen Tage hinweg.

Mit einigen Minuten Verspätung kam das „Weiße Schaf” in das Zimmer, gefolgt von Haggis und dem Doc.

Die Anführerin grüßte alle freundlich und begann den Versammelten zu erklären, dass sie nun Berkjak erreicht hatten. Sie steuerte mit ihren Gedanken eines der 3 D- Monitoren nach unten, bis es alle gut sehen konnten. Der Planet Berkjak I war etwa dreimal größer als die Erde. Die gelbliche Farbe des Himmelkörpers kam vom Sand. Der Planet besaß zusätzlich noch vier weitere Ringgürtel, die sich um den Planeten schlängelten. Jedes dieser Gürtel beinhaltete noch zahlreiche andere Mini-Trabanten. Alle diese Trabanten waren öde, jedoch lagerten auf fast allen noch immer Jaridiansonden und militärische Gerätschaften. Manchen waren schon außer Betrieb, andere waren noch aktiv: veraltete Technik der Jaridians, die vor langer Zeit als Schutz gegen gefährliche Feinde oder Fremdlinge zum Einsatz gekommen war.

Die Kommandantin schlug vor, ein kleineres Schiff mit den Rai und allen nötigen Gütern nach Berkjak zu schicken. Eine Mannschaft musste aber erst noch zusammengestellt werden. Die Kommandantin hatte schon ein paar ihres Volkes ausgewählt.

„Ihr werdet meine kleinen Freunde doch wohl nicht auf diesem Planeten absetzen wollen?” fragte Ko'lan beunruhigt die Anführerin der Zaza mit mentalem Nachdruck und fügte gedanklich hinzu: ‚Vier Ringe und Trabanten! Dieser Planet hat eine zu hohe Gravitation für sie und zuwenig Wasser! Und die Reste der Ringe bombardieren Tag und Nacht die Oberfläche! Zudem rauben die Schatten das Sonnenlicht, es ist da unten relativ kalt.‚

'Keine Sorge, Taelon’ erwiderte „Weißes Schaf” gedanklich und zischte in ihrer Sprache, die der kleine Translator in Murmelformat, den sie als zusätzlichen Halskettenschmuck trug, augenblicklich übersetzte: „Hinter diesem großen Planeten, den wir vor uns sehen, ist das eigentliche Ziel für die geflügelten Wesen. Ein kleinerer Planet, der der ursprünglichen Anziehung Berkjaks I entlaufen ist. Er umkreist nun die Sonne des Systems in genau richtigem Abstand. Der Äquatorbereich von Berkjak II wird perfekt für sie sein.”

Der erwähnte kleine Planet wurde beim Vorbeiflug weit hinter dem größeren Berkjak I mit seinen Ringsystemen sichtbar. Die Polarkappen des kleinen Planeten schienen vereist zu sein, während die Äquatorgegend in beige, blau und grün schimmerte. Für die Jaridians war Berkjak II offenbar zu warm, zu leicht und zu ungeschützt für eine dauerhafte Besiedelung gewesen.

Die kleinen geflügelten Rai, ihre Container mit Pflanzen, Tieren und Saatgut, zusammen mit
Wasser, Medikamenten und anderen Vorräten der Zazas wurden auf „das Schiff” befördert, welches eigentlich nur eine große kreisrunde Plattform war. Mehrere Flüge würden wohl notwendig sein. Ko'lan wollte die Kleinen vorerst begleiten und später mit den letzten Zazas zurückkehren. Wie die anderen Taelons auch wollte er aber nicht für immer auf Berkjak II bleiben.

Die Plattform der Zazas stieg einen Meter vom Boden hoch und verschwand , gehüllt in einen Schutzschirm, mit einem Teleportrationssprung in die Umlaufbahn von Berkjak II. Nach einer kurzen Besichtigung von oben sprang das Beiboot der Zazas direkt hinunter auf die Oberfläche und landete an einer geeigneten Stelle.

 
* * *
 

Entweder war die Tarnung der Zazas exzellent, oder alle Stellungen der Jaridians auf Berkjak I und innerhalb der Ringe, die offenbar einst zu einem Abwehrwaffensystem umfunktioniert worden waren, waren verlassen. Dennoch mochten sich noch diese Kunstwesen, die Scouts, unten herumtreiben.

„Spürst du es”, flüsterte Mur'ru erregt ihrem Gefährten Ka'sar zu. „Ja, ich nehme es auch wahr”, antwortete dieser auf taelonisch. „Sie sind schwach, fast ohne Energie, aber sie leben noch! Da gibt es noch zwei von uns.”

„Existiert da unten auf dem kleinen Planeten höher entwickeltes Leben?” fragte Andre die Zazas. „Irgendwelche Jaridians?”

„Das ist wirklich eine wichtige Frage”, meinte Peter, „und wenn, sollten wir sie an Bord holen? Leider” - sagte er mit starrem Blick auf die Taelons - „sind ja Taelons hier. Die Jaridians wären wirklich gute Kämpfer, die Erde könnte sie brauchen.”

„Bilde dir nur nicht ein, die Jaridians würden die Menschen am Leben lassen, wenn wir nicht existieren würden!” ärgerte sich Ka'sar. „Ihre Rachsucht ist grenzenlos. Sie lügen, sie manipulieren, und sie morden. IHR bedeutet ihnen gar nichts!”

„Ja, wirklich, die Jaridians müssen mit euch verwandt sein,” mischte sich Dr. Myinga ein. „Wo ihr zwei Völker auftaucht, bleibt nichts am Leben!”

„ZZZZZZSSSSSSSCCCCCCCHHHHHH!!!!” fauchte „Weißes Schaf”. „Ruhe! Ihr seid alle miteinander verwandt, ihr wisst es nur nicht. - Ja, auf dem Planeten gibt es noch genau drei Jaridians und zwei Taelons. Entweder kommen alle mit uns mit und benehmen sich als unsere Gäste, oder ihr alle werdet euch zu ihnen hinunter gesellen. Wir bevorzugen keine Spezies. Entscheidet euch!” Die große weiße Schlange mit den türkisfarbenen Augen schien überhaupt keine Angst zu haben, weder vor Menschen, noch vor Taelons oder Jaridians. Diese Völker stellten für ein Volk wie die Zazas einfach keine Gefahr dar.

„Shabra!” fluchte Mur'ru. „Also MIT den nichtsnutzigen Jaridians! Holen wir sie, und
verschwinden wir von hier. Es gibt schönere Gegenden im Universum.”

Die Zazas konnten die fünf Lebewesen relativ gut orten. Mur'ru, Haggis, Andre, Peter und Sy'la wollten hinunter und einerseits die zwei geschwächten Taelons bergen - Mur'ru konnte wetten, dass sie den drei Jaridians als eine Art „Energievorrat” zur Kühlung dienten! - und vielleicht auch deren Energiekammer, sofern sie eine hatten. Und dann diese drei zurückgelassenen Jaridians, diese entarteten Verräter an der geistigen Weiterentwicklung. Wie sie diese überzeugen sollten, freiwillig und kampflos mitzukommen, war ihr noch nicht ganz klar. Aber sie war dabei, einige Pläne zu schmieden, um sie wenigstens in eine Falle zu locken. Nichts deutete darauf hin, dass die Jaridians sie bemerkt hatten, und die zwei Taelons würden sicher schweigen.

 
* * *
 

(Auf dem Planeten die eine Gruppe:)
Es dauerte nicht lange und schon war die kleine Gruppe auf Berkjak II. Die Luft war warm und feucht, der Sauerstoffgehalt war sehr niedrig - wie es auf der Heimatwelt der Rai gewesen war. Die ersten Container wurden ausgeladen. Deren Inhalt beinhaltete aber noch keine Rai, es waren nur Geräte, Zelte und Werkzeuge sowie Nahrungsmittel, die den Heimatflüchtigen zur Verfügung gestellt wurden, bis sie sich letztendlich eingewöhnt hatten.

Während der Auspackarbeiten schlichen Sy'la und Andre zusammen mit Peter aus dem Lager, um die Gegend ein wenig zu erkundigen. Sie fanden nicht weit von dem Lager entfernt ein ruhig laufendes Flüsschen. Sie liefen die Wasserquelle entlang bis sie an einer kleinen Bucht halt machen. Zusammen ließen sie sich am Ufer nieder und schnaubten ein wenig nach Luft. Der kurze Marsch war sehr anstrengend, die dünne Luft presste ihnen ihre letzten Kräfte aus dem Leib. Sy'la aber erholte sich relativ schnell im Gegensatz zu ihren Begleitern, und so beschloss sie allein ein wenig die Umgebung zu erkunden. Ohne dass die anderen so schnell es bemerkten, ging sie einfach davon.

Es flog allerlei seltsames Getier durch die Luft, aber keines der Tierchen wurde für das Mädchen zu einer ernsthaften Gefahr.

Gold und Silber glänzten manche Insekten, die so groß waren wie Menschenhände. Sie ließen sich auf ganz bizarr blühende Pflanzen herab, um von deren Kost zu naschen.

Es gab viele Bäume, die ihre bunten Blätter bis zum Boden wachsen ließen. Ein wirklich aufregendes Naturerlebnis. Sy'la wurde unaufmerksam, betrachtete fasziniert die fremden Pflanzen und Tiere, und dachte - schon wieder - zuwenig daran, sich den Rückweg einzuprägen.

Mittlerweile hatten Andre und Peter das Weggehen der Hybridin bemerkt und fingen an, hastig und fluchend nach ihr zu suchen. Wenn die Sonne untergehen würde, hätten sie schlechte Karten, die Ausreißerin heil wiederzufinden.

„Oh Mann, es verblüfft mich immer wieder, warum weibliche Wesen so neugierig sein müssen!” stöhnte Andre auf und schlug einen Ast aus dem Weg, der ihm beinahe ist Gesicht geklatscht wäre. Peter nickte ihm grimmig zustimmend zu, sagte aber weiter nichts, sondern dachte sich seinen Teil.

 
* * *
 

Sy'la war zu einer Lichtung gekommen. Inzwischen war ihr selbst gedämmert, das diese Aktion nicht eben intelligent gewesen war. Sie stoppte und drehte sich langsam um sich selbst. Wo war sie nur? dachte sie sich und ein seltsames Gefühl überkam sie mit einem Mal. Ja, sie fühlte sich beobachtet, und sie wusste, dieses Gefühl würde sie sich nicht so einfach einbilden. Sie lief ein paar Schritte zurück und sie wurde immer schneller dabei. Dann fing sie sich wieder, blickte sich um und drehte sich zum Gehen.

Plötzlich waren sie da. Hoch gewachsen, grüne Augen. Bekleidet mit einer Art gepanzertem Anzug und in der Hand eine Waffe. Jedenfalls sah das Ding aus wie eine Waffe. Einer redete energisch ein paar Worte, die Sy'la aber nicht verstand. Zwei weitere kamen aus dem Gebüsch. Einer - der, der sprach, musste offenbar älter sein.

Sy'la hatte noch nie im Leben solche Kreaturen gesehen. Jedoch vermutete sie, dass es die drei Jardians sein mussten, die sie nun eingekreist hatten. Sie versuchte, die Furcht zu unterdrücken. Aufmerksam blickten ihre blauen Augen die drei Fremden an. Unglaublich, wie schnell sie die Ankömmlinge aufgespürt hatten! Was hatten sie nur mit ihr vor?

 
* * *
 

(Die anderen, beim Datenklau:)
Während die andere Gruppe den schönen Planeten Berkjak II aufsuchten, machten Mur'ru und Haggis vorerst einen Abstecher nach Berkjak I, um zu sehen, ob sie noch irgendetwas an Daten oder Gerätschaften der Jaridians bergen konnten. Die Zentralen waren zwar verlassen, aber durch Fallen gesichert. Umsonst. Die Taelon-Generalin war „mit allen Wassern gewaschen” und hatte schon ganz andere Gegner ausgetrickst als Taelons und Jaridians zusammen. Sie vermochte die Fallen geradezu zu „wittern” und konnte sie rasch entschärfen. Mur'ru hatte sich dabei in ihre leuchtend blaue Energieform geflüchtet, während Haggis eine eigene Raumkombination tragen musste, um überhaupt auf dem Riesenplaneten existieren zu können. Aus einer größeren Zentrale überspielten die zwei Daten und Pläne des dortigen Computers an Speichergeräte an Bord des Zaza-Schiffs, die so alle möglichen Daten über die Jaridians auswerteten konnten. Waffen und andere Geräte wurden zwecks Auswertung gesammelt, in der Hoffnung, etwas Nützliches zu finden. Leider gab es kein Raumschiff mehr auf Berkjak II. Nur Kälte, eine hohe Antigravitation und den mörderischen Wind.

Nach einem „Tag” - nach irdischer Zeit etwa 32 Stunden - hatte Haggis mehr als genug und die zwei machten sich mit einer Transportplattform auf nach Berkjak II zu den anderen. Die waren mit ihrem Bericht längst überfällig! Obwohl die Zazas sicher genau wussten, was da unten vor sich ging, mischten sie sich nicht ein. Für sie gehörten Taelons, Jaridians und Menschen de facto bereits zu einer gemeinsamen Spezies „wider Willen”, die sich gefälligst alleine zusammenraufen sollte. Haggis erging sich wieder einmal in zynischen Bemerkungen, und Mur'ru musste diesem für sie primitiven Geschöpf in manchen Dingen still Recht geben.

Drängende Impulse der zwei überlebenden Taelons ließ die Generalin die Richtung ändern. ‚Ka'sar, mein Liebling’ rief Mur'ru mental ihren Gefährten an ‚ich fliege Richtung nördlichem Pol! Wo unsere Brüder gefangen gehalten werden!’ Sie hoffte, ihr Partner hatte sie gehört. Haggis wollte zwar unbedingt zuerst zu den anderen Menschen, aber dazu hätte sie zuerst die Scheibe fliegen können sollen; sie musste sich damit abfinden, dass die Generalin tat, was sie für richtig hielt. Nicht mal anrufen konnte Haggis die anderen, die fremden Geräte waren für sie völlig ungewohnt.

 
* * *
 

Mur'ru landete in einem nebeligen, feuchten und kühlen Sumpfgebiet. Sie konnte schon an gar nichts anderes denken als an die zwei anderen geschwächten Taelons, die mental um Hilfe riefen. Und - fast hätte sie die Falle der Jaridians übersehen. Die waren der Meinung gewesen, ‚benutze zwei lebende Lockvögel und nehme vielleicht weitere Taelons mit Hilfe der zwei Lockvögel gefangen’. Aber solche „Lockvöglein” hatte Mur'ru selbst vor 3500 Jahren bei der Schlacht um Sofflat gegen die Jaridians eingesetzt; das gehörte wirklich zum Standardlehrplan für Offiziere... Mur'ru erwischte Haggis rechtzeitig am Kragen und stieß sie vor dem unsichtbaren Energiefeld zurück.

„Vorsicht!” fauchte sie. „Glaubst du, die Jaridians sind so dumm wie ihr Menschen? Hier wimmelt es von Fallen!” Wo steckten die Feinde eigentlich?

Es dauerte ein paar Stunden, bis der Zugang zum Gefängnis der Taelons frei war. Die zwei lagen entkräftet auf zwei Liegen in einem sonst leeren Raum. Sie leuchteten kaum noch und waren fast tot. Es war, wie vermutet: die Jaridians hatten sie nicht getötet, sondern als Energielieferant und zur Lebensverlängerung mißbraucht. Seit unzähligen Jahren.

„Ken'tau und Dar'den, meine Brüder”, meinte Mur'ru nach der Begrüßung mitfühlend, „euer Leiden hat ein Ende. Wir werden euch mitnehmen.”

„Mitnehmen, wohin?” fragte Ken'tau, während Dar'den verzweifelt auf taelonisch sagte: „Wir hätten unser Leben längst in Würde beenden sollen, Ken'tau, anstatt so lange dahinzusiechen und jetzt von einem Ausgestoßenen unseres Volkes gerettet zu werden. Ah, was für eine Schande!”

„Tröste dich, Dar'den”, meinte Mur'ru kühl, „der herkömmliche Weg der Taelons ist zu Ende. Und es gibt daher keine Außenseiter mehr! Jeder ist, was er ist. Aber wenn du lieber auf die nächste Existenzebene wechseln willst ... tu dir keinen Zwang an!”

Ken'tau stand mühsam auf. „Nein, hör nicht auf ihn”, beschwichtigte er die Generalin, „sobald er wieder Grundenergie erhält, geht es ihm wieder besser. Wir gehen gerne mit dir mit, es gibt nichts mehr zu verlieren.”

Haggis und Mur'ru halfen den Taelons, zur Flugscheibe zu gelangen. Die zwei konnten kaum gehen und waren ganz steif und schwer. Die Scheibe hob ab und teleportierte Richtung Zaza-Stadt.

„Warum haben die Jaridians euch überhaupt am Leben gelassen?” fragte Haggis unterwegs. „Sie hatten doch Order, jeden Taelon im Universum zu töten, dachte ich?”

„Ja, die Soldaten hier haben die Order nicht beachtet und uns heimlich am Leben belassen. Wir waren doch von Nutzen! Immerhin konnten sie solcherart ihr Leben verlängern; selbst nachdem Berkjak offiziell als verlassen galt. Die drei Jaridians galten für das Oberkommando damals längst als tot. Hätte man auf Jaridia davon gewusst, sie wären sofort hingerichtet worden.”

„Ja, und wo sind die jetzt?” fragte Haggis. Das war für Mur'ru überhaupt die bedeutendste Frage im Moment: Wo steckten diese drei Soldaten; und wie konnte man sich an ihnen rächen...?

 
* * *
 

Minutenlang standen sie sich Gegenüber und wechselten kein Wort.

Bis Sy'la endlich den Mund aufmachte und einige Sätze sprach, in der Hoffnung man könnte sie doch verstehen. Einer der Jaridians verzog das Gesicht und machte eine seltsame Miene.

„Du kommst also von der Erde,” sagte er mit einer tiefen Stimme.

„Woher kommt das, dass du mich verstehen kannst?” fragte Sy'la immer noch ängstlich.

„Ich und ein paar andere wurden eine Zeitlang im Mutterschiff der Taelons gefangen gehalten, bevor wir weggebracht worden sind. Dadurch kam ich mit Menschen in Kontakt und habe ihre Sprache gelernt.” der Klang seiner Stimme wurde aggressiver. „Ihr seid ihre Verbündeten, und deswegen wirst du mit ihnen untergehen!” Die Waffe auf das Mädchen gerichtet, setzte der Jaridian zum Feuern an.

„Nein Rj'lev!” rief der Nebenstehende und stürzte sich abwehrend auf seinen Artgenossen.

Der Schuss ging daneben. Sy'las Herz klopfe rastend schnell. Ihr Zittern wollte nicht aufhören und sie stand gleichzeitig wie gelähmt da.

Finstern zu Sy'la blickend, verlangte Rj'lev eine Erklärung: „Warum hast du das getan?”

„Sie könnte uns noch nützlich werden. Und: Sie ist nicht allein auf diesen Planeten gelandet.”

Rj'lev nickte, er hatte verstanden was der Jüngere wollte und beruhigte sich wieder. „Gehen wir zurück zur Höhle.” Mit diesen Worten packten zwei kräftige Hände nach Sy'la und zogen sie mit. Sie konnte nichts anderes tun, als ihren Befehlen Folge zu leisten. Ihre einzige Hoffnung war eine gute Gelegenheit zum Flüchten. Oder: Die Hilfe ihrer Freunde. Aber beides konnte sie so schnell nicht erwarten.

 
* * *
 

Andre und Peter hatten die Suche inzwischen längst aufgegeben und liefen zum Lager zurück, als es Dunkel wurde. Sie hatten den anderen vom Fehlen Sy'las berichtet. Es wurde entschieden, wieder im Morgengrauen nach dem Mädchen zu suchen. Im Finsteren hatten sie ohnehin so gut wie keine Chance auf Erfolg. Und die Zazas - hielten sich raus.

 
* * *
 

Es dauerte eine Weile, bis die Jardians mit Sy'la im Schlepptau zu der Höhle fanden.
Mittlerweile war es schon dunkel geworden, und die Sterne funkelten hell. Alles deutete auf eine eiskalte Nacht. Zum Glück hielt das Lagerfeuer in der Höhle etwas warm, sonst wäre Sy'la in dieser Nacht, so allein in diesem Wald, erfroren. Auch am Essen mangelte es nicht. Die Jaridians teilten mit ihr die Vorräte, über deren Geschmack man streiten konnte, und alles ohne ein Wort mir ihr zu wechseln. Eine Wache wurde aufgestellt und die wurde alle vier Stunden ausgewechselt. Die Jaridians wollten sowohl verhindern, dass Sy'la flüchtete, als auch dass sie entdeckt würden. Sy'la war für sie vielleicht die einzige Chance, nicht von Taelons oder deren Verbündete getötet zu werden, die bestimmt nach Rache verlangten.

 
* * *
 

(In Zaza-STADT:)
Mia flog in ihrem Privatraum an Bord des Schiffes der Zazas unruhig auf und ab. Es hatte sie längst die Nachricht über die vermisste Sy'la erreicht. Deswegen konnte sie einfach nicht schlafen, weil sie wusste, dass ihre Freundin nicht in Sicherheit war. Sie befürchtete das Schlimmste. Die geretteten Taelons waren zwar inzwischen angekommen und erholten sich nun auf der Krankenstation, aber man konnte nie wissen, was die unberechenbaren Jaridians vorhatten.

Das Weiße Schaf betrat unerwartet Mias Zimmer.

„Du solltest dich jetzt besser schlafen legen.” Die Schlange hatte recht, dachte sich die kleine Botschafterin, aber wie kann man in solch einer Situation nur schlafen? Sie auf jeden Fall konnte das nicht, und so fühlte sich die Zaza gezwungen Mia in süße Träume zu versetzten. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf die Formwandlerin. Die wurde müder und müder und auf einmal fiel sie mitten im Flug herab. Noch rechtzeitig fing sie die weiße Schlange auf und legte sie behutsam auf das Bett. Dann verließ sie leise den Raum.

 
* * *
 

(Auf Berkjak II, bei den Rai:)
„Ko'lan, warum ist es hier nicht so wie wir uns das Paradies vorgestellt haben?” wagte Mrka, der Anführer der Rai zu fragen. Die kleinen elfenartigen Wesen waren mit Hilfe der Zazas dabei, sich wohnlich auf dem neuen Planeten niederzulassen. Die ersten Erd- und Felslöcher waren bereits ausgehoben, die Tiere befanden sich in eigenen Gattern, und die Felder waren umgepflügt. Netterweise waren die Zazas dabei, das Elfenvolk über die vielen neuen Pflanzen, Tiere und klimatischen Besonderheiten von Berkjak II aufzuklären. Da die meisten der Rai nicht lesen und schreiben konnten, musste ihnen alles mehrmals erzählt werden, wobei die telepathischen Zazas ihnen offenbar vieles als Bilder in ihre Gedanken einsuggerierten.

Ko'lan hatte die undankbare Aufgabe, die Rai psychologisch auf die neue Welt vorzubereiten. Die Rai waren noch auf der Stufe von Jägern und Sammlern, die gerade erst die Metallverarbeitung kennengelernt hatten. Und er, als Wissenschaftler, hatte sich nie in ihre natürliche Entwicklung gravierend einmischen wollen. Als „blauer Riese” war er immer nur als eine Art Ratgeber aufgetreten. Das Volk vertraute ihm, doch jetzt war es völlig verunsichert und geschockt. Sie benötigten Erklärungen, und zwar solche, die SIE auf IHRER Entwicklungsstufe verstanden.

„Es gab einmal einen Kampf im Himmel”, begann Ko'lan... und überlegte sorgfältig, „zwischen niederen Mächten, die die Oberfläche der Erde Rais und deren Gesetze zu beaufsichtigen hatten, und denen höheren, weil älteren, die Sonne und Monde und alle Sterne bewachten. Und alle diese Mächte oder Götter, die es gibt, sind doch Geschwister, Kinder des großen Waukrka! Die jüngeren Götter, die die Oberflächen, Gewässer, Luft und Lebewesen auf Rais betreuen sollten, widersetzten sich Waukrka und wollten selbst herrschen. Sie sorgten nicht mehr für Rais und daher wurde eure schöne Heimat zerstört. Waukrka selbst nahm euch zuvor hinweg und gab euch diese Welt; und die Frevler werden nun von den Sternengöttern gejagt. Frevel gegen die gute Allmacht wird nirgends im Universum geduldet, müsst ihr wissen! Sie werden daher gefangen und vor Waukrka gebracht, der sie in das namenslose Nichts verstoßen wird, weil sie euch das angetan haben. Die Betreuer dieser Welt hier sind Waukrka treu, und daher wird euch hier an nichts fehlen, sofern ihr euch bemüht.”

Mrka war bestrebt, sich die Worte des Taelon gut einzuprägen, um sie dem Volk präsentieren zu können. Schließlich fragte er: „Und diese Heimat, wie heißt sie?”

„Die Götter nennen sie Berkjak, das bedeutet soviel wie „neu und schön”, aber ihr könnt sie nennen, wie es euch gefällt, denn nun gehört sie dank Waukrka ja euch.”

Der Taelon wurde angerufen und musste erfahren, dass Sy'la vermisst wurde. Das tat weh. Und, zu allem Übel, bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass auch noch die drei Jaridians sich auf Berkjak II herumtrieben. Beunruhigt fuhr er mit seinen Tätigkeiten zugunsten der kleinen Siedler fort.

 
* * *
 

(In der STADT:)
Mur'ru, Haggis und die zwei geretteten und geschwächten Taelons Ken'tau und Dar'den waren, wie wir inzwischen wissen, in der STADT, dem Schiff der Zazas, angekommen und hatten ebenfalls gehört, dass offenbar Sy'la auf Berkjak II verschollen war. Ken'tau und der depressive Dar'den waren zur Energiekammer gebracht worden, um sich zu erfrischen, und anschließend zur Krankenstation zum allgemeinen Check. Mur'ru und Ka'sar hofften, dass sie sich bald vom Schrecken der Gefangenschaft erholen würden.

„Wir benötigen Hilfe”, versuchte nun die Taelon-Generalin Mur'ru der Zaza „Weißes Schaf” die längste Zeit klarzumachen. „Die drei Jaridians sind höchst gefährlich! Wir müssen die Mischlingsfrau befreien - bestimmt haben die Jaridians sie und hecken wer weiß was aus - und dann: wie sollen wir anschließend diese Jaridians denn an Bord bringen? Sie werden nicht kooperativ sein!”

„Und es hat gar nichts damit zu tun, dass du dich für die Behandlung deiner Artgenossen rächen willst?” fragte die Anführerin der Zazas, die sich nicht hinters Licht führen ließ. „Du weißt ganz genau, dass wir Zazas keine Partei für eine eurer Spezies ergreifen werden! Klärt gefälligst eure Streitereien alleine!”

„Und außerdem ist der Krieg vorbei”, setzte Peter Combe noch eins drauf. „Wir müssen vergessen, was war und zusammenarbeiten, um die Zukunft zu meistern. Sonst bleibt hier nur die VOKS als Sieger übrig.”

„Dennoch müssen wir Sy'la suchen und befreien,” meinte Andre. „Ich gehe wieder hinunter und bitte nur um Vorrichtungen, damit die Jaridians uns nicht so einfach töten können. Wir sind alle gänzlich unbewaffnet.”

Widerstrebend gaben die Zazas nach und statteten Andre, Peter, Dr. Myinga, Mia (die es sich nicht nehmen ließ, mitzukommen) und die Taelon Mur'ru mit Energieschirmerzeugern aus - sie sahen aus wie kleine Broschen, die man auf die Kombinationen aufstecken konnte. Und sie gaben ihnen drei kleine mysteriöse Würfel mit, die sie vor den Jaridians plazieren sollten, falls sie sie fänden.

 
* * *
 

(Zurück auf Berkjak II:)
Wo sich die Jaridians befanden, war geortet worden; leise schlich sich die Truppe in Richtung Höhle an. Es war spät in der Nacht. Die Jaridians sollten sie nicht hören, und wenn, sollten sie nicht fliehen. Schließlich war ihnen allen eingeschärft worden - selbst Mur'ru musste die Logik anerkennen - dass die Jaridians für den Kampf gegen die VOKS dringend benötigt wurden.

Mur'ru wusste allerdings, dass es eine Illusion war zu glauben, irgendein Lebewesen könne sich unbemerkt an Jaridians anschleichen; die waren seit Generationen genetisch für den Kampf herangezüchtet worden! Die Nacht stellte für ihre Augen kein Hindernis dar, und sie würden die Vibrationen der Schritte bemerken. Die Menschen waren wirklich ahnungslos. Selbstverständlich würden die Jaridians eine Falle aufbauen, selbstverständlich wollten sie das fremde Schiff - mit ihrem alten kleinen Beiboot konnten sie allenfalls im Sonnensystem umherfliegen. Mur'ru deponierte geschickt und unbemerkt zwei der Würfel taktisch so, dass die zwei Jaridians, die sich bestimmt schon von hinten an sie heranschlichen, dort vorbeikommen mussten. Sie wusste nicht genau, was die Würfel eigentlich waren, aber - wahrscheinlich würden sie die Jaridians betäuben. Sollten sie aber Granaten sein und hochgehen - um so besser...

Aus der Höhle klangen Schläge und Schmerzensschreie. Einer der Jaridians war dabei, die Hybridin zu verhören. Sie war auch so klug, sich nicht zu widersetzen und sagte brav die Wahrheit; unglücklicherweise wollte der Jaridian mit seiner tiefen Stimme mehr wissen, als sie ihm sagen konnte. Das ganze diente auch weniger dazu, die Wahrheit zu erfahren - da hatten die Jaridians ganz andere Methoden, und sie waren auch keine Sadisten - sondern einzig allein dazu, die anschleichenden Gegner unvorsichtig werden zu lassen und stärker anzulocken.

Erwartungsgemäß stürmten Andre, Peter, Dr. Myinga und Mia in die Höhle, gefolgt von Mur'ru - und genau in die Falle. Die Schirme funktionierten jedoch, das hereinbrechende Feuer konnte ihnen nichts anhaben. Der Jaridian - wie Mur'ru es vorhergesehen hatte, war es nur einer - griff sich Sy'las Hals und zog sie vor sich. „Ergebt euch, oder ich breche ihr das Genick”, rief er. „Und legt eure Waffen ab, sofort!”

Andre ließ den Würfel in seiner Hand schnell fallen und trat einige Schritte zurück. „Wir haben keine Waffen”, sagte er beschwörend, „wir wollen mit euch reden. Bitte tue ihr nichts.”

„Und was ist das da?” konnte der Jaridian gerade noch sagen, auf den Würfel deutend, als Mur'ru den Fernauslöser betätigte. Es blitzte, und der Jaridian und Sy'la standen da, in Gelee gehüllt, und rührten sich nicht.

„Feine Waffe!” meinte Mur'ru ungerührt.

„Wie konntest du das tun!” schimpfte der Doktor. „Wie sollen wir mit denen verhandeln, wenn du aggressive Aktionen setzt!”

„Dir ist wohl nicht gut!” fauchte Mia. „Der Typ hat Sy'la verprügelt, und was der mit uns erst gemacht hätte, nicht auszudenken!”

Draußen vor der Höhle waren die anderen zwei Jaridians, ebenfalls in Gelee „eingelegt”. Andre rief schnell das Schiff, die Truppe mit den Gelierten wurde an Bord gebracht. Die Jaridians kamen vorerst in ein eigenes verschlossenes Quartier, wo sie sich, vom Gelee und ihren Waffen befreit, vom bevorstehenden „Muskelkater” und den kommenden Schmerzen in ihrem Shakaravah ausschlafen konnten. Sy'la wurde gleich geweckt und erhielt ärztliche Versorgung. Ihr ging es bald besser.

Die Frage blieb: Wie sollte man diese drei Jaridians zur Zusammenarbeit bewegen?

Auch Ko'lan kehrte an Bord zurück, nachdem er wehmütig Abschied von seinen Schützlingen genommen hatte, und das Schiff brach auf Wunsch der Mehrheit Richtung Solsystem, Ziel: Erde, auf, um die Lage dort zu erkunden.

 
* * *
 

(In der STADT, an Bord des Zaza-Schiffes:)
Sie wachte auf und hatte ziemliche Kopfschmerzen, aber sonst ging es ihr gut.

Mia hatte stundenlang neben ihrem Bett in der Krankenstation gesessen und sie bewacht. Erfreut grinsend stand Mia von ihren Stuhl auf und war einfach nur froh, dass es ihrer Freundin jetzt scheinbar wieder besser ging.

„Was ist passiert?” fragte Sy'la gleich.

„Keine Sorge wir haben dich aus den Fängen der Jaridians befreien können.”

„Was ist mit ihnen passiert, wo sind sie jetzt?”

Die weiße Zaza betrat schleichend die Krankenstation und ergriff mit fühlend das Wort: „Du solltest jetzt nicht so viele Fragen stellen, du wirst es schon noch früh genug erfahren. Und jetzt ruhe dich aus, schlafe.”

Sie versetzte das Mädchen, wie sie es auch bei Mia gemacht hatte, in eine Traumwelt.
Mia sah nur zu und sagte nichts, doch sie überlegte, wie sie es Sy'la beibringen sollte, dass die Jaridians sich nun frei auf dem Schiff bewegen durften und genauso viele Freiheiten gewährt erhalten hatten wie sie. Die Zazas machten nun einmal keine Gefangenen, es sei denn Feinde bedrohten sie massiv. Aber die Jaridians verhielten sich bis jetzt wohlweislich friedlich.

Die Taelons an Bord hätten es begrüßt, wenn ihre Feinde eingesperrt worden wären. Ken'tau und Dar'den waren verständlicherweise besonders dagegen gewesen, diese „abscheulichen Kreaturen”, wie sie sie nannten, frei umherlaufen zu lassen. Die Zazas hatten ihnen daraufhin einen Vorschlag gemacht: Entweder, es werden alle Fremde hinter Schloss und Riegel gebracht, oder keiner.

Ko'lan und die anderen Taelons hatten sich längst zurückgezogen. Haggis, Peter, Andre und Doktor Myinga liefen mit besonderer Vorsicht durch das Schiff, um auf jeder Gefahr, die durch die Jaridians entstehen könnte, gefasst zu sein. Es war fast so, als würde ein Krieg im Schiff der Zazas demnächst ausbrechen - nur in viel kleineren Maßen. Verhandlungen waren jetzt noch unnütz, denn die Jaridians waren noch voller Wut über die Aktion auf dem Planeten. Erstmals sollten sie sich beruhigen, so war die Absprache zwischen den Taelons, Menschen und Mia gewesen.

Die diplomatische Situation reizte die Sigeranerin. Mias Befürchtung war, dass Sy'la die ganze Sachen nicht so leicht schlucken würde. Sie war schließlich mit diejenige, die, die brutale Behandlung der Jaridians am eigenen Leib erfahren hatte.

 
* * *
 

Die Türe der Krankenstation öffnete sich schon wieder. Diesmal aber kam einer der Jaridians herein. Mit schwerem Schritt bewegte er sich zu Sy'las Bett und blieb vor der Schlafenden stehen. Er betrachtete eine Weile lang Mia, die wie angewachsen vor Angst nicht davonlaufen wollte oder konnte.

„Ich bin Je'dir und ich komme, um mich für meinen Vater Rj'lev zu entschuldigen. - Ich komme um mich für das Benehmen aller und meines mit eingeschlossen zu entschuldigen,” sagte er in die Stille hinein.

Mia glaubte, sie höre nicht ganz richtig. Da stand nun ein junger Jaridian und bat um Entschuldigung. Und auch noch für das Benehmen seines Vaters. Kopfschüttelnd sah sie ihn an und antwortete an Sy'las statt: „Du musst dich für deinen Vater nicht entschuldigen, dass wäre seine Sache.” Mias Augen blitzten scharf im schwachen Licht. „Wir können die Verhandlungen um die Zukunft nur beginnen, wenn zwischen uns der Frieden eingekehrt ist. Sage Rj'lev also, dass er selbst kommen soll, um sich zu entschuldigen, aber nur wenn er es ernst meint!”

Je'dir nickte Mia zu, blicke noch einmal kurz zu Sy'las friedlich schlafendes Gesicht und verließ ohne weitere Worte den Raum.

Die Zaza hatte, in der Ecke geringelt, alles mitangehört: „Das wäre gut, den anderen mitzuteilen,” sprach sie zischend zu Mia, mit zufriedenem Ton.

Sollten die Jaridians ihre Meinung geändert haben? fragte sich Mia. Doch trauen sollte man ihnen trotzdem nicht, obwohl der junge Jaridian einen überaus ernsten Eindruck in ihren Gedanken hinterlassen hatte.

Mia machte sich sofort auf dem Weg zu den Taelons und informierte sie über die seltsame Neuigkeit eines schuldbewussten Jaridian.

 
* * *
 

Haggis nuckelte genussvoll an ihrem Proteinshake, welches irgendwie an Banane-Schoko-Milch erinnerte, während Andre noch seinen Pilz-Gemüse-Moos-Auflauf, welches nach Tomaten, Spinat und Morcheln schmeckte, mit seinem Löffel aufaß. Die Menschenartigen hatten sich angewöhnt, wenigstens einmal am Tag miteinander ein Essen einzunehmen. Die Zazas lieferten die Rohstoffe, doch legten sie wert darauf, dass jeweils ein Mitglied der Gruppen ihnen bei der Zubereitung helfen sollte. Unter der STADT befanden sich Gärten, in denen die Schlangenwesen allerlei Sachen anbauten, die sie durch die Dinge, die sie auf fremden Planeten vorfanden, ergänzten. Natürlich waren ihre Geschmäcker total von denen der Menschen verschieden.

Interessanter waren da die Jaridians. Offenbar bevorzugten sie Fische, Krebse und Seetang aller Art. Wie die Taelons stammten sie wohl von einem ziemlich nassen Planeten. - Und selbstverständlich versuchten sie, wo immer sie hinkamen, heimlich die bunten Halbedelsteine in der STADT aufzusammeln (die allesamt eigentlich irgendwelche technischen Wunderwerke zu sein schienen). Es gelang ihnen aber einfach nicht, sie zu aktivieren und ihnen die Geheimnisse zu entlocken.

Die Jaridians blieben bisher meist unter sich; der zurückliegende Versuch Rj'levs, das Schiff vor etwa fünf Tagen zu kapern, war ziemlich kläglich gescheitert: Alle drei saßen damals wieder im Gelee fest, ein Zeug, das die chemoelektrischen Impulse der Muskeln lahmlegte und danach einen fürchterlichen Muskelkater hinterließ. Vor allem, wenn man ein Shakaravah besaß.

Rj'lev hatte sich natürlich bis jetzt nicht bei Sy'la entschuldigt, nur Je'dir hatte wieder nach ihr gesehen und ihr eine hübsche leere Muschel von Jaridia geschenkt, ein Andenken. Das schillernde gezackte Perlmutt gab ein schönes Schmuckstück ab. Und Ko'lan hatte ebenfalls vor Tagen Sy'la besucht und sie mit einer uralten Geschichte von Taelona aufgeheitert. Die Hybridin hätte in Wahrheit längst aufstehen können, aber soviel Fürsorge tat einfach zu gut! Länger als drei Tage Pflege hielt sie es dennoch nicht aus.

Was genau die Taelons tagsüber taten, war nicht ganz klar; meistens meditierten sie oder begutachteten das Schiff. Auch sie hatten sich offenbar eine Menge zu erzählen. Und Dar'den hatte doch tatsächlich Seetang für alle aus der Küche geholt und etwas Gemüse. Und reichlich radioaktives Jod zum Würzen.

Warum die Reise überhaupt einige Tage dauerte, lag nur daran, dass die Zazas sich ganz vorsichtig an das Solsystem heranpirschten und Umwege machten, nach dem Motto: lieber ein paar Tage länger herumteleportieren als entdeckt zu werden. Die schwarzen Zeckenschiffe schwirrten in der Region umher, auf der Suche nach Beute.

Vielleicht wollten die Zazas den Gruppen aber auch nur Gelegenheit geben, miteinander zu verhandeln und sich anzufreunden. Das war ein weiterer täglicher Schwerpunkt: Täglich mussten sich alle in einem Versammlungsraum einfinden und einige Stunden miteinander verbringen: darin waren die Zazas unerbittlich. Sie glitten elegant über die Decke und Wände und beobachteten von oben das Verhalten der Teilnehmer unter sich. Mitunter ringelten sie sich über die säulenartigen seitlichen Stangen rauf und runter - aus Spaß? Aus Langeweile? - Andre, Peter und der Doktor konnten sich nur schwer daran gewöhnen, dass diese großen weißen Schlangen mit den kleinen Ärmchen und den großen türkisfarbenen Augen so fürchterlich FREMD waren.

Nach Phasen der wüsten Beschuldigungen, Vorhaltungen und Unterstellungen, gemischt mit Phasen eisigen Schweigens, sprachen die Taelons und Jaridians immerhin zunehmend konstruktiv miteinander. Mia, „die Botschafterin aus Sigera”, noch immer in Miniformat (obwohl die Umformung angeblich bevorstand), zeigte sich dieser diplomatischen Aufgabe gewachsen und vermittelte zwischen den Gruppen unaufdringlich, aber effektiv. Am Ende war man sich einig, dass es besser für den überlebenden Rest der zwei Rassen war, sich mit den Menschen zu vereinen und auf der Erde zu leben, statt sich weiterhin im Universum das Leben zur Hölle zu machen. Wo doch die Zazas noch immer behaupteten, sie alle wären mit den Menschen irgendwie verwandt! Nun - endlich - konnte man Pläne schmieden, wie man dieser „Zeckenplage” und der VOKS begegnen solle. Solange es eine Erde gab.

 

Ende von Kapitel 5

 

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