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  „Die VOKS” von Susanne und Sy'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   März 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Verschiedene Lebensformen erwachen auf einer verfallenen Mondstation der früheren Taelons, ohne weitere Erinnerung, und müssen dort überleben. Sie existieren für ein Ziel: sie sollen unter der Führung des Per-Peri Xiaou die „Götter” suchen...
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel
Charaktere:  Der Per-Peri Xi-aou, die Sigera-Botschafterin Mia, Haggis, Dr. Myinga, Andre Markus Andersen und Sy'la, die Hybridin.
 
Lest bitte auch das Vorwort der Autorinnen.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 1

 

„Der böse Zauberer VOX aus der Galaxie Media wollte den Zulauf der Menschen zu den fiktiven Außerirdischen unterbinden, um die Menschen unreif zu halten. Er wollte, dass die Menschen sich nur um Rationalität und Familie kümmerten, so dass sie ihre Träume, ihre Phantasie und ihre nutzlose Zeitverschwendung vergessen und ihm nicht gefährlich werden konnten. Darum legte er einen technischen Fluch auf die Fans dieser Außerirdischen, so dass diese in einen tiefen Schlaf fielen, während die anderen auf den Bildschirm gebannt die Werbung und die anderen Soap - Operas verfolgten und verdummten. Aber im Traum fanden die Schläfer einen Zugang zur Welt der Utopie, und sie erwachten dort. Sie werden Abenteuer bestehen, und zuletzt, wenn es Monate dauert, zurückkehren, erwachen und es dem VOX heimzahlen.”

 
* * *
 

Als Haggis aufwachte, befand sie sich in einem Versuchslabor, in dem man vermutlich Außerirdische auf ihre eventuell vorhandene Intelligenz untersuchte. Neben ihr lag eine im Moment unerfassbare Zahl weiterer Wesen. Das Labor roch seltsam nach Chemikalien, es war kalt und sah auch sonst eher aus wie ein Kühlschrank von innen. Aus reiner Neugier stand Haggis auf und schaute mal bei den anderen „Patienten” nach. Alle befanden sich in „Kästen” und wurden über lange Schläuche mit Medikamente ruhig gestellt. Doch plötzlich wachte noch eine andere Person neben Haggis' Liege auf. Es war Sy'la. Sie zitterte am ganzen Körper, die Taelons hatten sie offenbar ebenfalls mit Medikamente ruhig gestellt.

Ihre eiskalten blauen Augen betrachteten die Decke über sich, bis sich ein Gesicht über sie beugte. Sie hatte diese noch nie in ihrem Leben gesehen, doch irgendwie fühlte sie, dass die zu dem Gesicht gehörende Person in der gleichen Lage war wie sie. Sy'la erhob sich nun ächzend und kletterte aus dem Bettkasten.

Beide Personen sahen sich nur taxierend und unsicher an. „Was machen wir hier?” Fragte Sy'la die Fremde dann mit einer heiseren Stimme. Doch bevor Haggis antworten konnte, hörten beide Geräusche, die immer näher kamen...

 
* * *
 

Irgend etwas war da draußen. Es war kalt, plötzlich wurden sich beide dessen bewusst, und mitten in diese Kälte drang ein dumpfes lautes Pochen - ein Alarm, welcher Sy'la schneidend ins Herz fuhr. Haggis sah sich rasch um, wo denn eine Türe wäre. Da öffnete sich ein Spalt in der Wand, und herein trat eines der von den Taelons auf Per-Per 5 geklonten Wesen. Eines, das aus Studienzwecken nicht vernichtet worden war, als die Taelons fluchtartig das System Per-Per verlassen hatten, um es den Jaridians zu überlassen. Es war größer als ein Mensch geschaffen worden, sah unglaublich muskulös und kompakt aus, doch in etwa humanoid. Die Haut mit dem zarten Fell-Flaum schimmerte in Braun-, Beige- und Blautönen, und die kunstsinnigen Taelons hatten es in einen dottergelben dekorreichen engen Dress gesteckt. Sy'la konnte von weitem den intensiven Zimt-Geruch wahrnehmen, noch bevor „das Ungeheuer”, von dem sie nichts wusste, mit drehenden, tänzelnden Schritten rasch auf sie zukam, die Hände - vierfingrige Pranken - drohend erhoben. Gefahr!

Jedenfalls dachten das die zwei, obwohl der Per-Peri in Wahrheit eine Beschwichtigungsgeste ausführte, gemischt mit zimtartigem Duft.

So ein Wesen hatten sie noch nie gesehen. Weiß der Himmel nur, wo es herkam, es war ein Schock. Haggis wollte nicht entscheiden, ob diese „Missgeburt” mit der farbigen Tigerstreifenzeichnung im Gesicht, der leichten Schnauze und den zwei gelben Katzenaugen eine Gefahr war oder nicht. Sie reagierte, indem sie die zitternde Sy'la herumriss und nach hinten lief, um an den Seitenwänden irgendwie das Monster zu umrunden und zum Spalt in der Wand zu gelangen. Nur rasch hinaus! Die anderen Körper in der Halle lagen da wie tot,
aber sie wollte leben, nicht sterben.

„Nein, nein, bleibt stehen!” sang der Per-Peri ihnen verzweifelt, doch melodisch nach. „Die restlichen Taelon-Erwachsenen sind alle fort. Das Mutterschiff braucht euch! Mutter zählt auf euch! Sie hat mich hierher geschickt!” Seine braunen Haarbüschel auf der Schädeldecke, adrett mit Goldstaub bestäubt, richteten sich plötzlich auf und machten sein Gesicht für die zwei Flüchtenden plötzlich unheimlich niedlich und kuschelig. Außerdem benützte der Per-Peri seine suggestiven Vibrato-Töne. „Ihr müsst hier bleiben, ihr und die anderen. Das Schiff braucht eine Besatzung, sonst kann das Ziel nicht erreicht werden.” Und tatsächlich blieben Haggis uns Sy'la stehen und lauschten. „Ich wurde immer Xi-aou gerufen”, sang der Per-Peri ihnen zu.

Beide verlangsamten ihre Schritte, stoppten und drehten sich um; sie kamen jedoch nicht näher, da sie immer noch fürchteten, dass diese Kreatur ihnen etwas antun wollte. Somit behielten sie einen gewissen Sicherheitsabstand. Nach ein paar Augenblicken fasste Haggis doch die Neugierde und traute sich langsam näher, ihre Augen waren rot angelaufen, scheinbar von den Beruhigungsmitteln. Sy'la blieb im Hintergrund. Sie konnte nicht mehr weglaufen. Nur noch schwer konnte sie sich an der kalten violett-schimmernden Wand festhalten, das schnelle Aufstehen hatte ihr ohnehin sehr geschadet. Es hatte sowieso keinen Zweck mehr weiter zu laufen, dieses Wesen war ihnen bei weitem überlegen. Ruhig und gefasst fragte Haggis: „Wir würden gerne deine Geschichte hören. Wer bist du? Woher kommst du und von welchem Ziel sprichst du?”

„Ich bin ein Vergessener. Unser Volk nannte man Per-Peri, aber alle sind tot.” Das fremde Wesen sang klagend. Ein Hauch von Apfel fügte sich zu Zimt. „Ich wäre auch besser tot.” Der Per-Peri tänzelte zu einem der wie tot Daliegenden, und bemühte sich weiterhin, seinen Friedenswillen zu demonstrieren, indem er sich besonders kindlich gab, damit die zwei sich nicht fürchteten. „Könnt ihr eure Artgenossen da aufwecken?”

„Wie alt bist du?” fragte Sy'la, langsam näher kommend. Haggis befühlte bereits die Stirn der daliegenden Person. Sie war kalt und schweißig. „Der lebt noch, aber ich weiß nicht, wie ich ihn aufwecken kann. Er scheint tief zu schlafen oder gar im Koma zu sein.”

„Ich weiß eure Zeit nicht. Aber ich wurde an Board des Mutterschiffes in einem Tank gezüchtet, anstatt auf Per-Per in einem warmen Teich bei einem Heiligen Stein. Keine Eltern haben dort gefastet und meine erste Fischzeit abgewartet. Das war noch unter dem Taelon-Anführer Kar'un, bevor Qu'on ihn beseitigen ließ.” Der Per-Peri befühlte die Gliedmaßen des Wesens, das vor ihm lag. „Mutter soll diesen da aufwecken.” Der Per-Peri schloss die Augen und schien sich zu konzentrieren.

„Sind wir auf dem Mutterschiff?” fragte Haggis verblüfft.

„Nein, ihr seid auf dem Trabanten eines Systems in der Nähe eurer Heimatwelt. Diese Station wurde inzwischen von den Göttern aufgegeben, aber das Mutterschiff hat weiterhin die oberste Kontrolle über diese Anlagen hier.” Der Per-Peri sah Haggis mit seinen gelben Katzenaugen an, pfiff einige Töne und rüttelte seinen Kopfpelz zu einem goldfarbigen Schauer. „Ihr seht merkwürdig aus, so nackt. Ich hatte mit euch nur wenig zu tun, Mutter hat mich meistens versteckt. Die Götter wollten mich nicht mehr, sagte sie. - Wie nennt ihr euch? Seid ihr auch Sklaven der Götter?”

„Du hast von einem Ziel gesprochen”, erinnerte ihn Sy'la. „Was ist das für ein Ziel? Wir würden lieber nach Hause gehen. Kannst du uns helfen? Und wieso spricht du überhaupt unsere Sprache?”

„Mutter befahl mir, auf euch aufzupassen und ich musste eure Sprache lernen. Ihr liegt hier schon eine ganze Zeit, nachdem man euch hier hergebracht hat. Vielleicht haben die Taelons euch auch vergessen?”

„Das Ziel”, mahnte ihn Haggis. Der Per-Peri hob die Arme und tänzelte einen Kreis. „Na, die anderen zu suchen. Alle müssen aufwachen. Das Schiff braucht eine Besatzung! Es kommt bald.”

„Welche ANDEREN?” fragte Sy'la nochmals. „Und wir würden wirklich lieber nach Hause. Unsere Leute vermissen uns bestimmt!”

„Die ANDEREN! Die das Kollektiv verlassen haben, oder verbannt wurden. Die, die die Synode abgelehnt haben. Die ANDEREN eben. Sie sind doch auch irgendwie Götter. Die einzigen, die noch übrig sind. Wisst ihr das nicht?”

 
* * *
 

Haggis schaute sich verwundert um. Dieses für sie widerlich aussehende, aber ihr friedlich erscheinende Wesen versuchte, weitere noch Schlafende durch Berührungen zu wecken. Plötzlich setzte sich der Per-Peri erschöpft auf den Boden und keuchte: „Ich habe keine Kraft mehr! Ihr müsst sie allein aufhalten!”

‚Cool, krasse Action’, freute Haggis sich vergnügt-sarkastisch, während Sy'la ernsthaft über einen Plan nachdachte: „Aber wir sind unwürdig! Wir wissen noch nicht einmal, wo wir suchen sollten. Was können wir schon ausrichten?”

„Mutter befahl mir, euch zu unterstützen.” Halb singend, halb krächzend wischte er mit seinen Fingern über den Boden und dachte über irgend etwas nach.

Sy'la beobachtete, wie ein paar Schlafende von ihrer Traumwelt entrissen wurden. Wie hatte es dieses Wesen bloß angestellt? Na ja, dass war jetzt nicht so wichtig, die Hauptsache war, dass sie gesund und munter wurden, aber der Rest der Schläfer blieb trotzdem noch regungslos liegen; eine davon war Dy'tra, auch ein gezüchtetes Hybridenkind und eine gute Freundin. Langsam kam Sy'la auf den toten Körper zu, sie kniete sich auf den Bettkasten und nahm die Vertraute in ihre Arme. Ein schmerzlicher leiser Schrei drückte all ihre Trauer aus. Was hatten die Taelons bloß mit ihr gemacht? Wut kroch in ihrem Bauch. Egal, wie die ganze Sache ausgehen würde, sie entschloss sich mitzumachen, um so vielleicht die Mörder ihrer Freundin zu finden.

„Wir werden bald nach M41 aufbrechen, wenn ihr endlich soweit seid!” meinte der Per-Peri müde. Die Erwachten schienen ihm nur nicht zuhören zu wollen. „Mutter sagt, das läge von eurer Welt aus irgendwo Richtung Canis Major.”

 
* * *
 

Während die Zweibeiner sich mit sich selbst beschäftigten, fragte sich Xi-aou, ob sie - wie etwa diese Haggis -, männlich oder weiblich seien, denn es war für den Per-Peri schwer zu erkennen. Diese Haggis glaubte jedenfalls, immer und überall ihre Vorstellungen durchsetzen zu können, - aber wie bereits der Weise Brino-oi gemeint hat, Glauben ist eine Sache, Können eine andere, und Wissen ist überhaupt das Beste. Diese schwächlich aussehenden Zweibeiner, die sich noch nicht mal höflich und duftend vorstellen konnten, wussten noch nicht, dass die Nahrungsmittel aufgebraucht waren. Aber sollten sie ruhig versuchen, die anderen aufzuwecken! Er hingegen wusste, dass einige der Daliegenden bereits tot waren - wertvolle Proteinspender. Totes Fleisch. Man darf nun einmal Nahrung in jeder Form nicht verschwenden, das war man schon den Verstorbenen schuldig.

Er stand auf. „Wir wollen doch alle beruhigt bleiben”, sang er in tiefen suggestiven Vibratotönen, „alles wird sich ergeben, wie von Mutter geplant. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die anderen ebenfalls aufwachen.” Er tänzelte zur Tür und kreiselte mit seinen Pranken. „Folgt mir, - du und du!” Aber die zwei Frauen zögerten. Er roch ihre Angst und Aufregung und dachte sich, diese Schwächlinge betrachtend, noch: ‚Wenn ich sterbe, ob ich wohl als so was wiedergeboren werden würde? Nachdem alle meiner Art tot sind?’ Und so einen lächerlichen Namen tragen wie „Susanne” oder „Hendriks” oder „Ishmal”, wie die dekorativen kleinen Taelonschriften auf den Anzügen der Zweibeiner lauteten, an die er sich erinnerte.

„Kommt jetzt, die Zeit ist nicht unendlich!” sang er ungeduldig.

Der Per-Peri öffnete mit einer geschickten Handbewegung, die schon zeigte, dass es reine Routine war, ein Teil der lebendig wirkenden Wand und schlupfte durch das Loch hindurch. Haggis ging als Nächste. „Komm schon!” rief sie hastig zu Sy'la, „Du hast doch gehört, wir haben nur wenig Zeit!” Doch die Hybridin wollte nicht hören. Sie kniete immer noch und hielt den toten Körper ihrer Freundin in den Armen. Mit verweinten Augen sah sie zu Haggis, die schon halb durch die Öffnung hindurch getreten war.

„Ich...ich kann doch jetzt nicht einfach...”

Sie bekam ihren Satz nicht fertig. Haggis hatte jetzt keine Zeit für solche Spielchen, also ging sie zurück, packte Sy'la einfach und zerrte sie zur Tür. „Du musst sie einfach vergessen, dass wir hier lebend rauskommen ist wichtiger!” Sie richtete noch ein letztes Mal ihren Blick auf die Tote, bevor sie ebenfalls durch das Schlupfloch ging, die Xi-aou sorgfältig dann verschloss.

Die Kreatur führte sie durch den halben Komplex, dann deutete er ihnen stehen zu bleiben.
Hier vollführte er nochmals die gleich Handbewegung, wie zuvor bei der ersten Wand.

„Schnell, wir müssen die Wand wieder schließen, bevor die Kregnix reinschlüpfen!” brummte der Per-Peri. Er glättete sein Kopffell, verströmte einen ärgerlichen Hauch von Pfefferminze und huschte weiter durch die Gänge. Die zwei Zweibeiner liefen brav hinterher.

„Kreg...”, keuchte Haggis. „Was ist das?” Aber dann sahen sie es selbst. Schwarze Schatten begannen über die tunnelartigen Gänge zu strömen, begleitet von einem Knacken und Krabbeln. Eine Art „schwarze Schaben”, nur größer. Sie kamen aus den Gängen geströmt, die sie gerade passierten, und liefen ihnen mit beängstigender Geschwindigkeit nach.

„Ungeziefer vom letzten Planetenbesuch unseres Schiffes”, summte Xi-aou. „Fressen einfach alles Organische. Unglaublich resistent. Leider können WIR sie nicht essen, sie sind hochgiftig, für mich wie für euch. Sie haben schon alle Vorräte und alles gefundene Biomaterial innerhalb der Station aufgefressen. Nur einige Sektoren, die mit Schutzschirmen versehen waren, sind noch frei von ihnen. Sie machen Jagd auf alles Lebende.”

„Ich hasse Ungeziefer!” keuchte Sy'la. Sie erreichten soeben eine Wand, die der Per-Peri öffnete. Gerade noch rechtzeitig schlüpfen sie hinein. Es war eine Art Zentrale, aber man konnte erkennen, dass alles schon reichlich mitgenommen und alt war. Von den Fenstern aus sah man jetzt draußen eine rote Sonne aufgehen, die die spitzen Felsen des Trabanten in ein eigentümlich-rotes Licht tauchte.

„Wir haben ein kleineres Raumschiff in Hangar stehen für etwa 10 Mann Besatzung und Räume für weitere Wesen. Aber wir müssten dahin sehr schnell laufen”, sang der Per-Peri. „Außerdem schlafen einige eurer Gefährten noch. Die Restlichen... vielleicht sollten wir einige Kadaver als Proviant mitnehmen?”

„Kadaver?” Haggis Frage deutete darauf hin, dass sie den Per-Peri nicht richtig verstanden hatte. Dieser Pfefferminzduft, der in der Luft lag, wurde stärker, Xi-aou war noch mehr verärgert als zuvor. ‚Sie sollten froh sein, das es überhaupt Nahrung gab’, dachte der, doch scheinbar waren sie sich immer noch nicht im Klaren, das sie ohne etwas zu essen bald so enden würden, wie diese Leichen.

„Wir müssen zurück und Proviant mitnehmen,” sagte Xi-aou. „Es ist der einzige Weg, euch am Leben zu erhalten. Ich muss nur einige Schaltungen vornehmen.”

„Was ist mit den anderen Schlafenden? Wie können wir sie aufwecken?” fragte Sy'la mit einer leisen Stimme. Aber darauf gab es wohl keine Antwort.

 
* * *
 

(Zurück im Trakt der Schläfer:)
„Oh! Na klar! Wir ziehen uns als kleinen Snack für zwischendurch unsere Freunde rein! Was esst ihr Per-Peris sonst so, Xi-aou? Das können wir nicht machen!” ärgerte sich Haggis keuchend.

„Ja”, stöhnte Sy'la, „wir sind doch keine Kannibalen!” - Wie gut, dass die anderen noch halb bewusstlos in den Bettkästen im geschützten Sektor lagen und nichts mitbekamen.

„Wenn ihr euch kein Proviant mitnehmt, dann verhungert ihr!”, sagte der Per-peri verärgert, eine besonders alte Leiche untersuchend, die bereits am Boden bei den anderen Verwesenden in der Vorderhalle lag. Sy'la und Haggis verzogen das Gesicht, als hätten sie irgend etwas sehr bitteres gegessen, aber genau da lag das Problem, nicht mal so etwas war mehr vorhanden und der Magen knurrte ihnen. Wenigstens die Klimaanlage funktionierte noch und kämpfte gegen den Gestank an. Jetzt bloß nicht an all das leckere Essen denken, was wir uns all die Jahre so selbstverständlich Tag ein, Tag aus reingedrückt hatten! Aber Sy'la musste wohl auch an etwas Derartiges denken, denn ganz plötzlich sagte sie: „Nein, dann verhungere ich lieber, als Menschen zu essen!” Haggis stimmte ihr müde nickend zu. Aber gerade als das der Xi-aou ermahnend kommentieren wollte, hörten sie ein Kratzen und Ächzen...es war unheimlich dunkel und die gesamte Halle war so schrecklich verlassen.

Düster blickten sich alle drei an, und der nervöse Blick und aggressive Geruch, den der Per-Peri verströmte, verriet die Gedanken aller: Die Kregnix! Es war unglaublich, diese widerlichen, schwarzen, sabbernden, scharfzähnigen, nach allem essbaren geifernden Ungeziefer zerfraßen sogar das Metall! „Wäre das jetzt ein schlechter Film, würde ich mich auf den Boden werfen und flennen, während ein starker Held zur Tür hereinstürmt und uns rettet!” sagte Haggis mit einem bitteren Grinsen, „Aber da das hier scheinbar keine Hollywood-Produktion ist, halte ich es für angemessen, etwas für unsere Verteidigung zu tun!”

„Haggis hat Recht, noch sind wir nicht gefressen! Xi-aou, was können wir gegen diese Bestien tun? Du musst uns helfen!”

 
* * *
 

(Irgendwo auf der verlassenen Station:)
Flink schob sich Mia an der Wand entlang, vorbei an den so vielen schwach daliegenden Körpern. Wie leicht wäre es jetzt, sich einfach einen zu schnappen, aber nein, sie war viel mehr interessiert, was die bereits wachen.....waren es Hiolers, oder Soraner? - machten. Sie wusste es nicht, aber sie machte es sich zum Ziel, dies ganz klar heraus zu finden. Tja, die herum laufenden Wesen waren lebendig und rochen einfach zu gut, um wahr zu sein. Na, und der eine Andere - , Mia verzog schnell das Gesicht, als sie an das Andere dachte. Es konnte einen so schrecklich stinkenden Geruch von sich geben. Sie erinnerte sich nur ungern, an die eine Fast-Begegnung, als das Eine sie fast gesehen hatte.

Ein plötzliches Geräusch ließ sie wieder die Umgebung klar sehen lassen. Sie hatte die Halle inzwischen vollständig hinter sich gebracht und war der Gruppe dicht auf den Fersen. Sie schaute sich um, was das Geräusch verursacht hatte, und bekam einen der Kregnix zu Gesicht. Ohne nachzudenken, verschwand dieser innerhalb eines kurzen Momentes in ihrem Mund. Ein bisschen stopfen und reißen halfen ihr dabei.

Nachdem sie ihr Frühstück somit beendet hatte, machte sie sich wieder auf, den Wesen lautlos zu folgen. Ihr schlanker und leichter Körper, mit den kleinen Händchen und Füßchen, huschte geschwind und unbemerkt um die nächste Ecke. Nur ein kleiner Speichelfleck erinnerte daran, dass sie je hier gewesen war.

 
* * *
 

Sy'la hörte schon von Weitem das komische Knacksen und Krabbeln des Ungeziefers, weit konnten sie nicht mehr sein. Xi-aou öffnete auf die Schnelle eine Pforte. „Folgt mir!” flüsterte er. Zu spät, um die Ecke bog schon eines dieser fetten Viecher. Sy'la sah dieses schrecklich aussehende Wesen und bekam halb einen Herzinfarkt, ihr wurde es heiß und kalt, sie rührte sich nicht, der Schock stand ihr tief ins Gesicht geschrieben. Wer weiß, was sie sich gerade ausmalte. Haggis, die immer schnell zu handelt schien, wollte gerade durch die Öffnung schlüpfen und Sy'la mit sich reißen, doch es schloss sich in Windeseile. So standen sie nun da. Und dieses ekelerregende kleine Monstrum lief immer tiefer in diesem Gang hinein, es kamen sogar noch ein paar dazu, ja eine Menge! Haggis sah sich um, in ihrer Verzweiflung riss sie ein Stück der lebendigen Wand ab und schmiss es den Kregnixs genau vor deren Nasenzangen, hoffend, dass sie dieses Teilchen nicht ignorieren würden. Und ihre Vermutung hatte sich als richtig erwiesen, der erste Kregnix hielt an und schnupperte an diesem Ding. Fressen wollten die Schaben es aber nicht. Dennoch hatten die beiden gerade noch Zeit, um sich aus dem Staub zu machen.

In ihrer panischen Flucht durch die Station bemerkten sie gar nicht, wie sich wieder eines der Wände bewegte. Sie liefen einfach weiter! Der Per- Peri hatte Sy'la und Haggis wieder ausfindig gemacht und versuchte ihnen zu folgen.

 
* * *
 

„Quahhh!” flötete der Per-Peri und beugte sich zu einem neuerlichen verräterischen Speichelfleck. Er spielte mit den Ohren und witterte nach den Farbfeldern. „Quahhh! Ich könnte wetten, da ist schon wieder ein anderes Wesen auf dieser floggogltoin (=Per-Peri-Fluch)-Station hier angekommen!” Fragte sich nur, wo es war. Frischfleisch? Er beschloss, einen lockenden tiefen Ton auszusenden mit einem Bukett von meist wirkenden Jagddüften. Vielleicht würde das unbekannte Wesen den Fehler machen und sich nähern. Die Kregnix kamen auch wieder herbei geschossen.

Der Per-Peri schaltete an seinem Gürtel eine bestimmte Frequenz ein, die ein Geräusch hervorbrachte, das ein Mensch vielleicht als „Rumba” identifiziert hätte. Diese Insekten reagierten wie erwartet: sie stoppten und begannen, hin und her zu wogen, vor und zurück exakt im Rhythmus der Musik. „Immer wieder nett”, dachte sich Xi-aou. Leider würde das nicht lange anhalten. Er sah zu, dass er verschwand - und nach den Zweibeinern sah, die in ihrer Panik verloren gegangen waren.

 
* * *
 

Richtig, da waren sie auch! Und sahen etwas mitgenommen aus. Er ließ wieder Zimtduft entstehen, holte sie in einen Kommandoraum und setzte sich auf ein Möbel, dass aus dem Boden herauswuchs. „Habt ihr euch bereits Gedanken gemacht, was mit euren Gefährten geschehen soll?” sang er.

„Wir haben HUNGER!” meinte Haggis dazu nur anklagend. „Du hast uns aufgeweckt, sollen wir jetzt verhungern?” Von ganz ferne hörte man ein leises Scharren und Knacken.

„Und wir haben Durst! Und wo ist eine Toilette?!” meinte Sy'la dazu nur.

„Wo sind die Leichen?” fragte der Per-Peri zurück. „Wir sind auf einer Raumstation. Da wird alles wiederverwertet! Ich sagte es schon. Die Station macht daraus für euch geeignete Nahrung. Wisst ihr das nicht? - Ich dachte, ihr hättet schon längst eine Leiche geholt. Und - ” meinte er singend, und Haggis hätte gewettet, er machte sich über sie lustig - „lasst euch von den Kregnix nicht auffressen!”

Ein Holo - Schirm entstand vor seinem Sitz, und etwas wisperte auf taelonisch. „Schlechte Nachrichten!” brummte Xi-aou mit Pfefferminz. „Jaridianische Scouts haben die Station entdeckt, seitdem der Energieverbrauch hinaufgesetzt worden ist. Die Feinde der Götter sind zwar nur noch selten, aber ihre Scouts sind weiterhin gefährlich.”

„Na das sind doch wirklich tolle Nachrichten”, meinte Haggis sauer. „Hier Kregnix, dort Wesen die vorhaben uns zu verzehren...mhhhh verzehren, ich krieg Hunger!”

Aber Xi-aou hörte schon gar nicht mehr zu und tippte mit seinen wulstigen, behaarten Fingern scheinbar unkoordiniert auf der Tastenkonsole dieser riesigen Raumstation herum.

Xi-aou, der der beiden Gedanken zu erraten schien, sagte plötzlich: „Ihr glaubt, das sei eine GROSSE Raumstation? Das ist die kleinste in diesem Universum! Damals, als Dienstvölker und Taelons noch vereint miteinander lebten, bevor die Jaridians kamen, lebten sie unter anderem auf dieser Raumstation. Aber diese Zeiten sind vorbei. Mutter hat mir befohlen, euch aufzusuchen! Wir müssen jetzt sehen, dass wir hier verschwinden und unsere Pflicht erfüllen! Es ist sehr gefährlich. Bevor man euch hier festhielt, wart ihr alle nur einfache Ingenieure, Piloten oder habt den Taelons sonst wie gedient. Nun seid ihr bestimmt, mir zu helfen,”, erklärte der Per-Peri seltsam duftend mit ruhiger Stimme.

‚Wer hier wohl wem hilft’, dachte Sy'la traurig, ‚wir sind verloren!’.

Genau in diesem Moment fraß sich ein besonders riesiges Exemplar von Kregnix durch die zuvor versiegelte Tür und auch die Frequenzwaffe von Xi-aou konnte sie nicht aufhalten.

„Schnappt euch diese Eisenstangen dort”, rief der Per-Peri, scheinbar entspannt, trotz der drohenden Gefahr, „wir müssen in den T19-Sektor, dort befindet sich ein alter Reaktor, in dem wir eine Weile Zuflucht finden.” Mit einem gezielten Stoß der Stange traf er den ersten nach Blut geifernden Kregnix auf seinem für einen kurzen Moment freiliegenden weichen Unterpanzer. Mit einem schrillen Ton gab sich der schwarze Kregnix scheinbar geschlagen, lag k.o. auf dem Rücken und streckte alle sechs nach oben.

Nun erwachte auch in Sy'la die Kampfeslust und obwohl sie dringend pinkeln musste, hatte sie den Mut gegen die Kregnix anzutreten. Entschlossen rannte sie, wirre Kampfschreie ausstoßend, auf die angreifenden Kregnix zu.

Haggis stand irgendwie unschlüssig in der Ecke und beobachtete reglos das Kampfgeschehen, bis ihr einfiel, dass das hier KEIN Actionfilm im Fernsehen war, sondern ein todernster Kampf, in dem es um Leben oder Tod ging! Jetzt, als ein etwas kleinerer, aber nicht weniger erschreckender Kregnix auf sie zugewackelt kam, hob sie die Eisenstange und...

 
* * *
 

(Irgendwo, mitten unter den Kregnix-Horden:)
 
„Diese” Schlag! „Viecher...” Schlag! „werden ja auch immer lästiger!!” Noch ein Schlag!

Nur noch mit Müh und Not konnte Mia sich die Kregnix vom Leib halten. Sie hatte bei 7 aufgehört zu zählen, wie viele sie inzwischen erschlagen hatte, und, na ja... so ungefähr bei 5 hatte sie aufgehört zu rechnen, wie viele inzwischen in ihrem Bauch waren. Kurz: Ihr war speiübel, sie konnte sich kaum noch gegen die riesige Überzahl ihrer Gegner zur Wehr setzen. Zu allem Überfluss half ihr der wegen ihrer momentanen Unpässlichkeit rebellierender Bauch, auch nicht gerade dabei, sich gegen ihre Gegner zu behaupten, oder gar einen Ausweg zu finden. Etwas, das sie unbedingt schaffen musste, wollte sie nicht als nächstes selbst auf der Speisekarte ihrer Feinde landen.

’Ein Ausweg, ein Ausweg!!’ Gehetzt schaute sie sich im Gang um und erblickte dabei das Loch zur Zentrale. Doch leider konnte sie diesen Weg auch nicht nutzen. Von einer Falle in die nächste? Wo lag der Sinn darin?

Wieder musste sie einem der Kregnix einen Schlag verpassen, als ihr plötzlich die Idee kam.

’Natürlich!’ Vor Freude und Stolz wäre sie fast bis an die Decke gesprungen, hätte nicht einer der Dinger auf ihr gesessen.

Ihr war eingefallen, dass es direkt neben dem Eingang eine Art Luftschacht gab, der direkt über der Zentrale entlang führte. Damit konnte sie zwar die Kregnix nur für eine kurze Weile loswerden, aber immerhin könnte sie einen Blick in das Innere des Raum werfen, wie sich die Wesen im Kampf gegen die Kregnix hielten. Ihre Art war ausgesprochen neugierig.

Kaum war sie die Idee noch einmal durchgegangen, so befand sie sich auch schon auf den Weg in den Luftschacht. Noch ein letzter Tritt gegen eines der Kregnix und sie war darin verschwunden, und die Tür bereits wieder fest verschlossen.

„Daran werden diese Viecher ein wenig zu tun haben!” Schadenfreude kam in ihr auf. So schlau wie sie war wahrscheinlich keiner. Sie bedauerte zwar den Verlust wichtiger Nahrungsmittel (für sie waren die Kregnix das), die sie zurückgelassen hatte, aber sie konnte später immer noch hierher zurückkehren.

Sie musste einen Umweg machen. Auf dem Weg zu einem Loch, das sich genau in der Mitte der Decke befand, spürte sie, wie empfindlich ausgehöhlt diese Wände bereits waren. Die Kregnix hatten anscheinend mehr Schaden innerhalb der Station angerichtet, als sie gedacht hatte. „Na ja, was s...” Da bemerkte sie das jetzt lauter werdende Krachen genau unter ihr, und noch bevor sie ein weiteres Mal zwinkern konnte, gab die Decke unter ihr nach.

 
* * *
 

(Mitten in der Schlacht:)
Ein zweiter Kregnix kam von hinten auf sie zugeschossen. Sie hatte keine Chance, zwar konnte sie sich noch von dem Kleinen retten, indem sie ihm den entscheidenden Schlag verpasste, aber der andere große Brummer hatte schon ihr Bein erwischt. Strampelnd versuchte sie dieses Viech loszuwerden. Es hatte sich in ihrer Wade festgebissen, Schmerzen stiegen ihr bis ihren Kopf. „Aaahhh!”

Sy'la hörte die dringend um Hilfe kreischende Stimme und handelte so schnell sie nur konnte. Mit flinken Schlägen entledigte sie sich von ihren Gegnern und kam so schnell sie nur konnte Haggis zur Hilfe. Die lag schon auf dem Boden, ihr Bein blutüberströmt und dieser Kregnix ließ sie immer noch nicht in Ruhe. Im Gegenteil, das Wesen verbiss sich noch fester ins Bein, wie eine Zecke.

Sy'la hatte keine Gnade mit diesem Wesen und machte diesem, wie dem Vorherigen, ein unangenehmes Ende. „Xi-aou!” Dieser verzweifelte Ruf erweckte den im Kampf vertiefte Per-Peri. Er sah die beiden Zweibeiner, Sy'la, die sich zu Haggis kniete, er wurde sich der Situation bewusst. Er versuchte eine Abwehr aufzubauen, um die beiden zu beschützen, doch es gab keinen Ausweg mehr, es wurden einfach zu viele. Er schaltete wieder seinen Apparat ein, aber die Frequenz stimmte nicht, die Kregnix liefen unaufhörlich weiter. Hastig schaltete Xi-aou auf die Knöpfe seines Gürtels herum, und dabei kamen ihn die Kregnix gefährlich näher. Die Einstellungen waren beim Gefecht verstellt worden. Einer der Kregnix wollte schon zubeißen, als (endlich) die richtige Frequenz gefunden wurde. Das Ungeziefer beendete ihren Angriff und tänzelte volltrunken hin und her. Es war wirklich lustig anzuschauen. Sy'la konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl sie immer noch im Gefahr waren. „Schnell, wir müssen hier raus!” rief der Per-Peri. Sie hatte, seitdem sie dieses Wesen zum ersten Mal gesehen hatte, ihn noch nicht so aufgewühlt erlebt. Der Per-peri nahm die verletzte Haggis über die Schulter und trug sie geschwind durch die Gänge der Station. Sy'la hatte große Mühe ihm zu folgen.

In einem offensichtlich sicheren Seitenraum einer Nebenzentrale setzte er die Verletzte wieder ab. Sie bemühte sich, aufrecht zu stehen und die Blutung zu stoppen. Die Kregnix, gesteuert von kollektiver Gier, strömten ihnen hinterher, und waren schon wieder heran. Der Per-Peri eilte zu einem Pult, während die beiden anderen sich bemühten, diesen Raum von den eindringenden Insekten freizuhalten. Vielleicht würde der Schutzschirm hier funktionieren. Plötzlich ....

 
* * *
 

Xi-aou traf fast der Schlag. Er hatte zwar das herumstrolchende Wesen einfangen wollen, aber gerade jetzt ... Die Decke des Raumes fiel herunter wie ein Pott Konfetti (weil nicht splitterndes Material) und mitten drin war - ja was eigentlich? Er kannte dieses Wesen nicht. Da erhielt es auch schon eins von Sy'la mit der Stange übergezogen. Schließlich: wie kann man unter so vielen Aliens abschätzen, ob eins davon intelligent war oder nicht. Sicher ist sicher. Da saß es nun, benommen, um dann nach alle Seiten zu fauchen und zu spucken vor Zorn.

Haggis schrie nun auch auf, weil sie aus Schreck vergessen hatte, sich zu wehren. Zwei weitere blutende Bisse der Kregnix waren die Folge.

„Hast du nicht gesagt, es gibt hier Schutzschirme”, fuhr Sy'la verzweifelt den Per-Peri an. „Warum zum Teufel schaltest du sie nicht endlich an?”

„Die Leitungen werden wohl durchgebissen sein”, summte der Per-Peri entschuldigend. „Einen Moment noch.” Er bemühte sich, die Kregnix mit Tritten fernzuhalten. Dann begann er wieder, an seinem Gürtel herumzufingern. „Tu etwas!” rief nun auch Haggis empört. „Wir werden noch alle gefressen! Steh nicht da rum!”

Wir rekapitulieren: Einige Überlebende waren noch aus dem Koma-Raum zu holen. Die Leichen hätten in die Wiederaufbereitungsanlage gebracht werden müssen (bevor die Kregnix sie bekämen), da die Nahrung alle war. Ein fremdes Irgend etwas saß auf einem Berg Konfetti mitten in der Zentrale und fauchte grimmig die Anwesenden an. Haggis war verletzt, wenn auch nicht schwer. Sy'la musste auf die Toilette und konnte sich kaum mehr halten. Widerliche gefräßige riesige Käfer bemühten sich, durch Löcher in den Raum zu kriechen. Nicht zu vergessen, dass sich feindliche Scouts im Anflug befanden und die Station offenbar bald auseinander fallen würde. Und da stand diese getigerte Riesenkatze ohne Schwanz, zähnefletschend, die Haare nach vorne gesträubt - mit noch ein paar „Konfetti” - Resten am Kopf, und schaltete gerade laute Musik ein.


„OH MEIN GOTT! NICHT DAS AUCH NOCH! BLASMUSIK! BLAASSSMMUSSIK! Mich trifft der Schlag!” Sy'la, seltsam gekrümmt stehend, wollte sich die Ohren zuhalten. Die Kregnix fielen um, wo sie waren, bewusstlos die Beine nach oben streckend. Sy'la warf die Stange beiseite.

„Wisst ihr nicht, dass die meisten Lebewesen empfindlich auf elektromagnetischen Smog reagieren? Man muss nur die richtige Frequenz finden!” rief Xi-aou laut, das Hump-da-da übertönend. „Die Per-Peri waren immer Meister der Schwingungen aller Art. Darum wurden wir sogar den Taelons gefährlich.” Er begann rasch, die Leitungen so zu schalten, dass wieder ein Schutzschirm entstand. Knisternd, aber er hielt wohl.

Erleichterung machte sich breit. Sy'la entdeckte einen Weg zu einem angrenzenden Erfrischungsraum, wo sie eine Toilette zu finden hoffte. Nach einigen Minuten war sie wieder zurück.

Das Wesen, das von oben heruntergefallen war, begann seelenruhig, die giftigen Käfer zu verspeisen. „He, mein Bester, sind die nicht giftig?” fragte Haggis zu dem - Tier? Alien? „Verstehst du mich? - Ich wüsste gerne, ob es intelligent ist.”

 
* * *
 

(Aus der Sicht von Mia:)
Autsch, das hatte gesessen. Mia war noch nicht einmal richtig auf dem Boden gelandet als sie schon Sternchen vor sich tanzen sah, oder waren es Kregnix? Sie wusste nicht einmal mehr, was um sie herum geschah. Statt dessen, hörte sie nur einen Mischmasch aus Stöhnen, Kratzen und Kampfgeschrei. Und zwischendurch konnte sie mit Müh und Not noch ein paar Worte heraushören, aber zu verstehen waren sie nicht. Das war einfach zuviel für ihre empfindlichen Ohren, also statt sich erstmal von dem Schlag (oh ja, was für ein Schlag!) zu erholen, richtete sie sich auf und fauchte und murrte, was ihre Kehle so hergab.

Aber es hatte alles keinen Sinn. Nachdem sie da minutenlang dastand, und sie trotzdem keiner beachtete, außer den Kregnix... Kregnix!

Mia merkte plötzlich, wie sich ihr Magen wieder lautstark zu beschweren anfing, aber was soll's. Lieber überfressen und mit vollem Magen sterben, als beim Hinkrepieren noch grummelnde Geräusche vor Hunger von sich geben.

Sie wollte sich gerade auf die angreifenden Käfer stürzen, als ein für sie, - wie soll man es ausdrücken - , seltsames lautes schreckliches Geräusch ertönte und sich in einem Bruchteil einer Sekunde ohrenbetäubend im ganzen Raum verteilte. Sie hockte sich schnell hin und versuchte sich auf irgend einem Wege die Ohren zuzuhalten, aber wie sie sich auch auf dem Boden herumwälzte, es funktionierte einfach nicht. Sie stellte nur plötzlich fest, dass alle Kregnix auf dem Boden lagen, wie tot.

Ein gefundenes Fressen, also missachtete sie einfach diesen grässlichen Lärm und machte sich über eines der Ungeziefer her.

Sie hatte sich gerade schmatzend in das Essen eines weiteren Käfers vertieft, als sie eine Stimme hinter sich wahrnahm, die sie davor warnte, dass sie (die Kregnix) giftig seien.

‚Ach, wie wählerisch diese Wesen sein müssen’, dachte sie sich. Wenn man Hunger hat, auch wenn das in diesem Moment nicht auf sie zutraf, konnte man alles essen.

Natürlich musste sie sich die ganze Zeit zusammen reißen, um sich nicht vom Essen abzuwenden und mit den Fremden zu reden (Gott war sie neugierig!), statt dessen aß sie erst einmal genüsslich zu Ende, leckte sich nach ihrem Mahl die Pfoten und die Schnauze nicht grade geräuschlos ab und ging schließlich auf die Fremden zu.

Nachdem sie sich so königlich wie möglich vor sie gesetzt hatte und ein weiteres Mal ihre Pfote ableckte, schaute sie die Fremden arrogant und doch zugleich mit riesiger Neugier an.

Stille entstand und ein seltsamer Zimtgeruch breitete sich im Zimmer aus. Sie musste niesen. ‚Süß, aber nicht grade passend,’ dachte sie bei sich.

Eine weitere Minute war vergangen war und die Fremden sahen sie immer noch mit großen Augen an. Wenn sie genau in deren Augen schaute, konnte sie sich selbst sehen, aber sie vermied in diesem Augenblick, deren Augen als Spiegel zu nutzen und zu sehen, ob noch Kregnix-Masse in ihrem Gesicht klebte.

Immer noch Stille. Mia hielt es inzwischen nicht mehr aus, aufgeregt lief sie vor den Personen hin und her, lief schließlich von einem zum anderen und beschnupperte sie. Als sie bei dem Per... und noch etwas ankam, stellte sie fest, dass er diesen seltsamen Geruch von sich gab.

„Ach, du bist das!” Mia wunderte sich selbst, wie freudig ihre Stimme klang. Na ja, sie wollte noch einmal gnädig sein und sprang sogleich zu ihrer gewohnten Sprechweise zurück. „Solltest dir mal ein besseres Parfüm anschaffen, manchmal riechst du viel zu frisch und das ist nicht gerade gut für meine wirklich, wirklich empfindliche Nase.”

Mia beobachtete amüsiert, wie den Fremden die Münder offen standen. Hach, tat das gut mal wieder gehässig zu sein, obwohl sie ja eigentlich eine völlig andere Natur war.

„Also, darf ich mich vorstellen?” Wieder schwangen Freude und Neugier in ihrer Stimme mit. Nachdem die Fremden artig genickt hatten, fuhr sie fort.

„Mein Name ist Mia, Botschafterin von Sigera. Und wer seid ihr?”

„Botschafterin?” fragte der Zimtie.

„Ich stelle hier die Fragen! Also?”

 
* * *
 

„He, alles ganz langsam und von vorne, wenn ich höflichst bitten darf.” Sy'la redete mit einer etwas gereizten Stimme, ihre Kehle war schon halb ausgetrocknet und ihre Stimmung war wirklich nicht die allerbeste. Sie hatte Hunger und tot müde war sie auch. Was denn noch alles? Erst wurden sie von Kregnix verfolgt, dann verloren sie den Per-peri aus den Augen, eine wilde Schlägerei bracht aus, Haggis wurde fast gefressen und Xi-aous Frequenzschalter funktionierte beinahe auch nicht. Also es war ehrlich kein Tag, um zu spaßen, es war viel mehr ein guter Tag zum Sterben. Wieso musste sie ausgerechtet zu diesem Zeitpunkt ihr Bewusstsein wieder erlagen, hätte es denn nicht warten können? Etwas entnervt ließ sie sich auf dem Boden nieder, ihre Augen beobachteten nervös dieses „Ding”, das aussah wie ein mittelgroßes bepelztes Raubtier, gekreuzt mit irgend etwas anderem.

Innerlich fragte sie sich immer noch, wie sie auf diese Station geraten konnte, sie erinnerte sich nur, dass sie auf dem Mutterschiff gewesen war, das die Erde umrundet hatte. Alles andere war wie mit einem Radiergummi aus ihrem Gedächtnis gelöscht worden und überhaupt...wer zum Teufel war Haggis? War sie eine Freiwillige? Oder eine Versuchsperson der Taelons? Vielleicht erinnerte sie sich genauso wenig an ihren vorherigen Aufenthaltsort wie sie. Sy'las eiskalten blauen Augen starrten immer noch wie besessen auf diese Kreatur, die sich als eine Botschafterin ausgab. Ob sie dem vierbeinigen Wesen glauben sollte? Das war eine andere Frage. Aber vielleicht konnte es ihnen helfen, aus dieser Station zu fliehen. Schließlich aß es ja Kregnix. Wer das schaffte, dem war alles zuzutrauen...

Dieses unschuldig aussehende Wesen hatte frech umhergeschnüffelt und irgend etwas gebellt, was kaum zu verstehen war, so etwas wie, „sie sei eine Botschafterin von Sigera” und „wie es hier stinke”. Der Per-Peri griff sich instinktiv an die Nase - nein, sie tropfte nicht, also stank es nirgends - dieser Frechdachs da war einfach vorlaut. Xi-aou hielt es für eine Beleidigung, sich so zu verhalten, hatte nach ihm gegriffen und es gezwickt, wie man es mit unartigen Per-Peri-Kindern tat. Die verärgerte „Mia” brabbelte und bellte empört wieder schwer verständliches Zeug - setzte sich und fraß weitere Käfer.

 
* * *
 

Der gerade eben installierte Schutzschirm hatte schon wieder Aussetzer, und die Zweibeiner hatten daraufhin nichts Eiligeres zu tun, als wieder voller Panik hinauszulaufen, anstatt nachzudenken. Die wussten sowieso nicht, wohin. Der Per-Peri lief ihnen also hinterher, gefolgt vom Neuankömmling, der mal sehen wollte, wohin die anderen so schnell entschwinden mussten.

„Hört endlich auf, ziellos davonzulaufen!” sang der Per-Peri mit lauten Vibratotönen suggestiv und voll Zimt, gemischt mit Pfefferminz. „Da vorne ist ein Zugang zum Raum der Schläfer! Da, ja! Dort hinein!” Sy'la hatte reagiert und die Öffnung tatsächlich gefunden. Sie hatte sich sogar gemerkt, wo der Schalter des Schutzschirms war. Brav schlüpften alle durch die Öffnung hindurch, sie wurde geschlossen, und da waren wieder alle, wie zu Beginn. Zwei Männer saßen auf den Bettkasten, noch ganz benommen, aber wach. Der eine, ein älterer Afrikaner, stellte sich als „Ben Joseph Myinga, Doktor der Medizin aus Johannisburg” vor; der andere, ein gut aussehender großer Blondie im besten Alter, kam aus Schweden, war ein Physiker und Astronom.

 
* * *
 

(Bei den Erwachten, im Raume der Schäfer:)
„Und ihr zwei Süßen, was habt ihr eigentlich für einen Beruf?” fragte der Blondie mit Namen „Andre Markus Andersen” die zwei Frauen - um solche schien es sich offenbar bei den Zweibeinern zu handeln -, etwas zu selbstsicher. Während der Arzt sich gleich nach den anderen sich im Koma liegenden Schläfern umsah, wusste der Schwede nichts Besseres zu tun, als zu flirten.

„Botschafterin” Mia legte sich auf einer leeren Liege gemütlich nieder, satt, wenn auch mit leichtem Bauchgrimmen, um ein Nickerchen zu machen; zufrieden, mussten doch die anderen arbeiten. Noch war für sie Gruppe keine Zeit, um sich auszuruhen.

Myinga und Xi-aou begannen, die Schläfer genauer zu untersuchen und die frisch Verstorbenen auszusortieren, während die drei anderen nach irgend etwas Ausschau hielten, um die Verstorbenen einzusammeln und abzutransportieren. Sie karrten sie in einem kleinen Containerwagen nach und nach zu einem Dimensionsportal, der in die Verwertungsanlage führte - eine Anlage für den „Müll” der Station. Haggis ekelte sich und dachte noch, dass es nicht viel gefehlt hätte, und auch sie hätte so geendet. Der Schwede aber redete unermüdlich weiter, wohl um das Grauen zu überdecken.

„Nur zwei weitere haben hier überlebt”, teilte der Per-Peri ihnen schließlich mit. „Zwei Männer, beide tief bewusstlos. Wir werden sie mitnehmen. Aber bevor wir abfliegen, besorgen wir uns noch genügend Nahrung aus der Recycling-Anlage.”

Da sie keine Rücksicht mehr auf Überlebende nehmen mussten, fackelte Andersen mit einer brennbaren Flüssigkeit die lauernden Kregnix an der Öffnung ab, den Rest tat ein wenig laute Musik. Mit den zwei Bewusstlosen im Schlepptau - nun lagen SIE im Containerwagen - schlug sich die Gesellschaft zu einem größeren Portal durch, der direkt in die Recyclinganlage führte, und von dort, mit einer Menge in Tüten verpackten „frischen” nahrhaften Breien aller Art versehen, und mit genügend Wasservorräten, wurden sie auf das kleine Raumschiff befördert. Die „Botschafterin” aus Sigera kam mit.

„Wie schade, schöner roter Riesenstern, wir verlassen dich”, sang der Per-peri schmachtend mit Apfelduft, als ob er betrübt wäre, endlich die desolate Station zu verlassen. Er komponierte gleich im Stegreif eine ganze Arie. Das Schiff hob elegant und schwungvoll vom Trabanten ab. „Auf nach M41! Lebt wohl, kleine Kregnix, beißt mir die Jaridian-Scouts so gut wie uns, oder noch besser! Tralala! Tralala!”

„Ach, sei doch endlich still, und lass uns schlafen”, maulte Sy'la im weichen Lehnsessel liegend, erschöpft und todmüde. Haggis schlief schon und schnarchte pfeifend vor sich hin. Myinga und Andersen aber, die die Bewusstlosen in die kleine Krankenabteilung gebracht hatten, inspizierten dann das Schiff und waren eine Weile nicht mehr zu sehen. Und wo Mia war - wer wusste das schon.

 

Ende von Kapitel 1

 

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