Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Nächtliche Stunde” von Sy'la   (Emailadresse siehe Autorenseite)   und   Vj'an,   Dezember 2003
Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an bekommt einen recht unerwarteten Besuch.
Zeitpunkt:  2. Staffel, das erste Weihnachten mit dem neuen Beschützer Liam.
Charaktere:  Da'an, Liam, ein seriöser alter Herr namens Santa.
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2003 geschrieben.
 

 

NÄCHTLICHE STUNDE

 

Es war eine kalte Nacht. Washington war von bunten Lichtern und Schmuck überflutet worden. Schon seit ein paar Wochen hatten sich die Menschen eifrig auf dieses Ereignis vorbereitet. Leise schwang sich lockiger Schnee von oben herab, hinunter auf die Erde und überdeckte mit einem magischen, weißen Zauber die Dächer der schillernden Großstadt. Kaum einer war jetzt noch auf den Straßen, es lag eine friedliche Stille in der Luft, die von niemanden gestört wurde, außer von der Sankt Michaels Kirche, die gerade klangvoll zur ersten Morgenstunde läutete.

Da, man hörte ein leises, kaum zu vernehmendes Klingeln, das aus Hunderten von Glöckchen zu entstammen schien. Dann Ruhe, bis man wieder etwas merkwürdiges feststellen konnte. Leise knirschte der Neuschnee, der auf dem Dach der Botschaft gerade erst zum liegen gekommen war. Schnauben, leises Hufscharren, man konnte es nicht glauben, Rehntiere befanden sich, alle in zwei Reihen getrennt, hintereinander stehend auf dem Dach. Eigentlich, so musste man normalerweise davon ausgehen, hätte die Botschaft sofort in Alarmstellung gehen müssen, aber die Stille die in der Atmosphäre hing, hielt an.
Ein älterer Mann schnaufte schwer, als er seinen Sack mit den dort befindlichen Geschenken aus dem Holzschlitten heben musste. Vor seinem Mund bildeten sich kleine weiße Wölkchen. Man hätte sich wahrscheinlich schwer wundern müssen, hätte man diesen alten Mann auf dem Dach der Botschaft erblickt. Sein roter Mantel mit dem plüschig-weichen Saum hing ihn bis zu den Oberschenkeln hinunter und seine rote Mütze, die ebenfalls aus dem gleichen Material umsäumt war, behütete ihn vor der winterlichen Kälte.

 
* * *
 

Eine Atmosphäre, wie tief unten in einem Meer umgab ihn, still, ruhig, doch aber lebendig und in steten Fluss. Er liebte diese Zeiten, wo keiner um ihn war, mochte es aber ebenso, wenn ein interessantes Gespräch zuwege kam. Das eine und das andere ergänzten sich irgendwie immer. Von Zeit zu Zeit zeigte die Botschaft um ihn herum auch auf akustische Weise, dass sie lebte, dies aber überwiegend auf Frequenzen, wie sie die hiesigen Bewohner nicht wahrnahmen, oder aber, wenn doch sie sinnigerweise als Geräusche der Tiefe zu bezeichnen gedachten. Da'an dachte nach, resümierte über den vergangenen Tag. Liam hatte ihm gesagt, wo er des Nachts wieder sein würde, weswegen er dies heute auch immer getan hatte. Das irdische Fest war doch erst morgen. Liam. Noch heute wunderte sich Da'an darüber, wie es dazu kam, dass jener Mann gerade den Weg zu ihm gesucht hatte, als er eigentlich noch in den Kinderschuhen steckte, wenn man so wollte. Noch heute wunderte er sich darüber, wie sie anfangs sprachen und was daraus wurde. Anfangs war Liam Schüler, nun wuchs er zu einem heran, der sich ähnlich wie William Boone auf eine Weise, nun gut eine andere Weise ebenbürtig oder zur Kritik berechtigt sah. Boones Fragen erfüllten immerhin einen Zweck und zwar jenen, dass er durch die daran anschließenden Gespräche mehr über die Menschheit und ihre Ansichten erfuhr und sie entsprechend in seinem Sinne verwenden konnte. Liams Fragen aber appellierten an ein Gewissen, welches Liam wohl in ihm erwartete, ihn somit wie einen Menschen ansah. Doch egal was er sagte, was er tat, was er ihn wissen ließ, der junge Mensch schien nicht immer zu verstehen, dass es nicht das war, was jener in einer Sachlage sah. Liam, das musste der Diplomat eingestehen, war einfach nicht in der Lage, das nach zu vollziehen, was er, was jeder Taelon durchgemacht hatte, fühlte. War auch nicht in der Lage ihr Denken nachzuvollziehen. Trotz allem, war auch er da ein Mensch. Wohlgemerkt ein Mensch mit zusätzlichen Fähigkeiten, doch gehörte dazu kein überragender Verstand, kein überragendes Verständnis, noch nicht. Der Gedankengang, so vielschichtig er gerade noch war, brach ab. Da war etwas, seine Essenz nahm es deutlich war, hatte es zumindest wahrgenommen für die Dauer des Geräusches. Danach aber folgte nichts, kein Alarm, rein gar nichts. Es irritierte den Geist des Taelons etwas. Gespenster und dergleichen nahm seine Art nicht wahr, dies war eine Eigenart der Menschen. Was aber konnte es sein? Vielleicht einer der altertümlichen Ordner? Eine Tastatur, die auf irgendwas halb abgestützt gewesen war und nun im laufe der Zeit von der Schwerkraft in eine stabilere Position gezwungen worden war? Er wusste es nicht, doch, da er keine Präsenz um sich herum wahrnahm, soweit auch nichts sah, dass nicht hierher gehörte, respektive zu beginn der Regenerationsphase noch nicht dort gewesen war, kehrte seine Aufmerksamkeit wieder mehr auf sein Inneres, wo er auch die anderen seiner Art fühlte, zurück. Diesmal aber dachte er nicht mehr an die Menschen, sondern an seine Kinder, insbesondere Zo'or, der ihn, egal wie sehr er versuchte ihm zu zeigen, dass jener nicht alleine war, ignorierte, angriff.

Diese Botschaft war in einem chaotischen Zustand, dass musste der ältere Herr spätestens dann feststellen, als er gegen einem Karton, den er leider im Halbdunklen sehr schwer zu erkennen gewesen war, stieß und nicht gerade unsanft über diesen hinweg flog, um dann auf dem Boden zu knallen. Sein schwerer Sack, den er zuvor noch über die Schulter getragen hatte, landete polternd neben ihm und gab einige Geschenke frei. „Verflucht und zugenäht.”, sprach der Weihnachtsmann leise, der auf seinem, zum Glück, gut gepolsterten Bauch gefallen war und sich nichts getan hatte. Langsam rappelte sich der weißbärtige Mann auf und klopfte sich seine schöne, mit goldenen Knöpfen besetzte Jacke aus. Etwas versteift drehte er sich um und sah den Verursacher seines Stolperns etwas genauer an. Es war ein alter, brauner Obstkarton, das an der Seite mit Bananen verziert war. Auf diesem stand mit großen, deutlich leserlichen Buchstaben „Weihnachtsschmuck” drauf. Da hatte wohl jemand vergessen, diesen aufzuräumen.

Doch lange hielt die neue Ruhe nicht an. Da war wieder etwas. Eine Stimme! Nein, es war nicht Liams, es war auch keine, die ihm sonst woher bekannt war. Da'an bremste die Regeneration ein wenig, konzentrierte sich dafür mehr auf sein Umfeld. Da war etwas, er war sich nun sicher. Doch wartete er noch ab, änderte nur langsam seine Position in eine sitzende, wodurch sich dann auch letztendlich der Erguss von purer Grundenergie auf seinen Körper, welcher bis eben noch von allen Seiten her stattgefunden hatte, sein Ende fand. Ruhig und völlig ohne jede Eile in seinen Bewegungen sah Da'an sich von seinem Stuhl aus in der Empfangshalle nun näher um.

Die seltsame Gestalt beugte sich über die Sachen nieder, die aus dem Sack gefallen waren und nun über zwei Meter voneinander verstreut lagen. „Hmmm.”, erklang es leise und etwas unzufrieden aus dem Mund des Mannes, der den Jutebeutel in der linken Hand trug und mit der rechten die gefallenen Geschenke einsammelte. Das Glück war ihm nicht immer hold und seine tollpatschige Art war schon manchmal von Nachteil, aber ansonsten schaffte er es immer, diese eine Nacht im Jahr zu überstehen. Es machte ihn Spaß, den braven Kindern in aller Welt, Geschenke unter ihren froh geschmückten Tannenbäumen zu legen. Und nicht nur Kindern. Der Weihnachtsmann richtete sich langsam auf und merkte, dass in diesem Moment irgendetwas nicht stimmen konnte. Die Energie von Da'ans Stuhl, sie war... langsamer geworden. Santa kniff seine Augen zusammen, um besser auf dem Stuhl blicken zu können. Jedoch, seine Augen waren auch nicht mehr die jüngsten, als das er hätte erkennen können, ob der Taelon schlief oder wach war, deshalb nährte er sich langsam zum höher gelegenen Thron und dabei hob er seine, mit einem weißen Handschuh bekleidete Hand, sanft nach oben, wobei das Licht, wie auf Befehl, immer heller wurde. Erst als er Hand stoppte, blieb die Beleuchtung, die von den Wänden zu kommen schien, endgültig in ihrer Intensivität stehen und der ältere Herr erkannte den sitzenden Taelon auf seinem Stuhl. Ein erfreutes Lächeln das von seinen Bart umrandete Lippen kam, ließ seine versteifte Stimmung lockerer werden. „Frohe Weihnachten Da'an.”, kam es mit einem tiefen Ton, aus den Mann heraus, während er seine Hand wieder senkte.

Da, unten neben Liams Arbeitsplatz war etwas, in der abgedunkelten Botschaft hätte das Gewand fast wie Schwarz erscheinen können, Da'an aber erkannte, dass dessen eigentliche Farbe ein knalliges Rot war. Nach außen hin die Ruhe selbst, beobachtete er die Gestalt, die so rundlich war, dass man den Köper wohl in einen Würfel Zeichen konnte, im Gegensatz zu normalen Menschen, welche nur in einen hochkantigen Kubus passen dürften, genauso wie sie - die Taelons - auch. Es war jedenfalls nichts, dass ihm feindlich schien, es ging dafür zu viel Friedlichkeit von der Person aus. Nun wandte sich diese ihm auch noch zu, irritiert sah Da'an zu ihm hin, dabei unbewusst einen Datenstrom öffnend, um sich selbst irgendwie zu signalisieren, dass er es war, der hier die Kontrolle innehatte. Doch darin wurde er gerade belehrt, dass dem anders war. Der Mensch schien allein durch eine Geste den Raum zu erhellen. Es konnte nicht anders sein. Denn er, Da'an selbst, hatte nichts in dieser oder einer anderen Richtung getan. Als er dann auch noch angesprochen wurde, war es dem außerirdischen Wesen eigentlich zu viel der Möglichkeiten und doch hielt er an der Art der Diplomaten fest, sich solches niemals anzumerken als er ganz in der Weise, wie er sich den Menschen gegenüber immer gab, darauf reagierte. Den ungewöhnlichen Gruß mit einem Nicken erwidernd meinte er so dann auch: „Eine recht ungewöhnliche Zeit für Besuche...”, brauchte dann einen Moment, ehe er sich an den Namen den die Menschen solchen Gestalten gegeben hatten entsann, „Santa Claus?”. Wobei er mit seiner Frage mehr auf die Richtigkeit und Wahrhaftigkeit dieser Figur aus den Kindergeschichten bezog, als auf seine vorangegangenen Worte, die teilweise seinem Unverständnis entsprangen.

„Ich habe viele Namen... Pére Noel heiße ich in Frankreich, Joulupukki
in Schweden, Babbo Natale in Italien und Santa Kurousu in Japan, hier nennt man mich Santa Claus, das ist richtig.”, gab der Weihnachtsmann mit einem sanftmütigen Lächeln von sich, weil er merkte, dass sich der Taelon bei seiner Anwesenheit etwas unwohl fühlte. „Eigentlich müsste ich davon ausgehen, dass du noch in deinem Energiestuhl liegst und fest schläfst...”, gab der dickere Mann mit einem strengen Blick von sich, dass darauf gleich wieder auftaute, um dafür ein weiteres, freundliches Lächeln freizugeben. Langsam ließ der rot bekleidete Mann seinen braunen Tragesack auf dem Boden neben sich sinken. „Hm..”, erklang es aus dem Mund des weißhaarigen Mannes der seine Hände erhob und diese auf Brusthöhe zu betrachten begann, ehe er seine weißen, aus einem samtweichen Stoff bestehenden Handschuhe einzeln nacheinander auszog und sich dabei recht viel Zeit ließ. So viel Gemütlichkeit konnte ein Mensch gar nicht ausstrahlen, wie dieser fidele alte Mann.

Da'an hörte schweigend der Aufklärung jenes kleinen, rundlichen Mannes zu, der nicht den Eindruck erweckte, als wäre ihm bewusst, dass er hier wirklich am falschen Ort wäre. Doch während dessen Worten fragte er sich auch, wie es der klein gewachsene, dem Alter angetane Mensch, hier hinein geschafft hatte, vorbei an Sensoren, vorbei an Freiwilligen, aller Wahrscheinlichkeit nach auch durch verschlossene Gänge hindurch. Als er ihm aber indirekt vorwarf, dass er nicht weiter schlief, brauchte der Taelon dann doch einen längeren Moment, ehe er auch nur eine Idee hatte, was er von dessen Umgang mit ihm selbst halten sollte. Er war weder ein Kind, noch gehörte er der menschlichen Spezies an. Beides war mehr als offensichtlich. Doch war es klug, sich hier auf eine Diskussion in dieser Richtung einzulassen? Irgendwie bezweifelte er dies, der Mann war dafür zu ruhig, zu ausgewogen. Und wenn er dem wenigen, was er im Laufe der Zeit auf Erden gelernt hatte, glauben schenkte, dann sollte er wirklich eine andere Strategie aussuchen, eine die dennoch nicht unter seiner Würde war, nicht unter der Würde irgendeines Taelons. „Eigentlich...?”, fragte er so leise, abtastend aber doch zumindest nach außen sicher und der Situation erhaben nach, während Santa Claus vor ihm in aller Ruhe die Handschuhe auszog. Ein Handeln, welches er mit Neugierde verfolgte, da sich ihm dessen Sinn völlig zu entziehen schien.

Sein Handeln für kurze Zeit stoppend, blickte Santa mit einem Blick, der fast an ein Kind erinnern konnte, den Taelon lächelnd an, ehe er beide Handschuhe sorgfältig faltete und sie in seine rechte Jackentasche steckte. „Magie wirkt eben nicht immer...”, sprach er mit einem Augenzwinkern geheimnisvoll und hob seinen Sack wieder vom Boden auf, um damit zum grünen, bunt verzierten Baum zu laufen, der sich nur wenige Meter neben Da'ans Thron in voller Größe ausweitete und auf die Geschenke wartete, die bald unter ihm liegen würden. Ein schöne, groß gewachsene Nordmanntanne, die mit ihren buschigen Ästen und Gabelungen, den schon lebendig wirkenden Raum mit noch mehr Leben schmückte. Kristallen wirkende Kugeln hingen an den Zweigen. In ihrer glatten Oberfläche, spiegelte sich die Umgebung um diese herum, wie es ein Spiegel wiedergeben konnte. Kunterbunte Farben, goldene und silberne Engel, selbst kleine Weihnachtsmänner, die genau so bekleidet waren, wie der ältere Mann, der nun vor dem Baum stand, hingen mit einer Schnur versehen an der Pflanze. Als Krönung, war an der Baumspitze ein leuchtend heller, goldener Stern angebracht worden. „Liam hat sich wirklich Mühe gegeben...”, sprach er und betrachtete den Baum, dessen Kerzen noch kein Feuer hatten. Er hob wieder seine rechte Hand und schnippte kurz mit Zeigefinger und Daumen. Wie von Geisterhand entzündeten sich die roten Wachskerzen von selbst. Santa, der nun langsam seine Hand wieder nach unten sinken ließ, machte einen Schritt zurück und musterte wieder den Baum. „Irgendetwas fehlt doch hier...”, sprach er zu sich selbst, „...ach ja...wo habe ich nur mein Kopf? Die Gaben, natürlich!”, er schüttelte über sich selbst den Kopf und öffnete seinen großen Sack, um kurz einen Blick hineinzuwerfen. „Na, was haben wir denn da...”, kam es mit einer ruhigen Stimme aus dem kleinem Manne, der daraufhin begann, in den Beutel zu wühlen.

Hatte Da'an anfangs noch den seltsamen Menschen gewähren lassen, so wurde es nun doch allmählich auch für seine Diplomatengeduld zu viel. Jenes Wesen führte sich auf, als sei es unter seinesgleichen, vielleicht sogar, als sei es derjenige welcher hier hauste und nicht er, der Companion. Leicht übereilt stand er auf, als der angebliche Weihnachtsmann sich anschickte, seinen Juttesack aufzuheben und damit zu der von seinem Beschützer eigens der Feierlichkeiten wegen hierher gebrachten Christbaum zu tragen und ihn dort wieder abzustellen. Die Tanne. Liam hatte ihm erklärt, es wäre vielleicht ganz gut, wenn sich die Taelons diesem Fest anschließen würden, es brächte die Menschen und ihre neuen Begleiter näher zusammen. Er hatte ihm irgendwie recht geben müssen. Es hatte schließlich keiner dabei von ihm verlangt an all den Unfug, welcher im Hintergrund des Festes stand, zu glauben, oder auch nur im Innersten wirklich an den Feiertagen teilzunehmen. Weihnachten war für ihn und seine Art nur eine gute Gelegenheit die Menschen von ihren ihnen vielfach vorgeführten Absichten zu überzeugen. Der Absicht im Frieden zu kommen und der Menschheit bei ihren derzeitigen Schwierigkeiten auf ein neues Level zu helfen, ohne eine Gegenleistung, da es für sie Gegenleistung genug wäre, zu sehen, dass sie Erfolg hätten, während sie selbst auch von der für sie fremden Spezies lernen könnten. Und man hat ihnen ohne weiteres geglaubt. Seit es ihnen gelungen war, über die ersten Vorsichten hinweg zu kommen und ein besseres Verständnis aufgebaut hatten, gab es so gut wie keine Kräfte mehr entgegen ihren eigentlichen Zielen. Und die wenigen, die da waren, waren eigentlich auch in ihrer Kontrolle, ließen sich für ihre Zwecke gebrauchen. Der Jutesack stand und der kleine, prall gefüllte, rote Mantel mit den von weißem Stoff verzierten Rändern richtete sich wieder auf, und besah sich offensichtlich das Werk seines Beschützers Liam Kincaid, was sich auch durch dessen gemurmelten Kommentar bestätigte. Woher aber wusste der Mann dies? Es hatte keiner zugesehen außer ihm, Da'an selbst, wie Liam den Baum aufstellte und schmückte. Aber das Liam derart kindisch war, als dass er selbst den Weihnachtsmann spielte, bezweifelte er, jener Mensch war nahezu das komplette Gegenteil von Santa Claus, wie er sich ihm gerade zeigte. Liam war stürmisch, ungeduldig, stets darauf bedacht über nahezu alles informiert sein zu wollen. Hatte der Beschützer gar einen anderen Menschen darauf angesprochen dies zu tun? Nein, auch dies konnte er ausschließen. Liam wäre dann in seiner Nähe geblieben. Außerdem konnte der Companion den Sinn solchen Handelns nicht herausfinden. Seine Gedanken fanden ein rasches Ende, als der Weihnachtsbaum zu brennen begann. Eigentlich waren es nur die roten Kerzen, doch schien es, als brannte der ganze Baum, dies wohl ein Nebeneffekt der vielen Glaskugeln, welche an jedem nur denkbaren freien Ast hingen und in allen Farben schillerten. Sie reflektierten die kleinen Flammen tausendfach. Was hier geschehen war, war keine Magie, dessen war der Taelon sich sicher. Magie gab es nicht. Das was unter anderem die Menschen als Magie bezeichneten, war ein Vorgang, ein Geschehnis das derjenige welcher es als Zauberei bezeichnete, nicht oder noch nicht erfassen konnte. Doch gab es nur einen Zusammenhang, den es zwischen den entflammten Dochten der Kerzen und der Bewegung der Hand des Weihnachtsmannes. Warum aber konnte er diese Macht nicht von dem unter der Verkleidung steckenden Wesen fühlen? Nicht einmal ansatzweise vermuten? Das einzige, was jener ‚Mensch’ in Fülle ausstrahlte war friedlicher und gelassener Natur, kein Anzeichen, dass ansonsten darauf hingedeutet hätte, was Santa Claus in Wahrheit war. Sofort versuchte er aus rein instinktiver Handlung ein Kraftfeld um den unerwarteten Besuch - besser Eindringling - aufzubauen, auch wenn ihm selbst am klarsten von allen seines Volkes war, dass diese seine Handlung weder effektiv noch wirklich notwendig war. Hätte nämlich auch nur eines von beidem zugetroffen, so würde er seit längerem, spätestens aber seit vorhin nicht mehr existieren. So zeigte er denn auch der Botschaft, noch ehe diese seinem letzten Befehl nachgekommen war, dass sich seine Absicht neuerlich geändert hatte und er auf ein Kraftfeld verzichtete.

Ruhig befreite der alte Mann einen Geschenk nach den anderen aus seinem braunen Beutel, der schon Jahrzehnte gute Dienste geleistet hatte und das immer noch tat. Der Geschenkesack gehörte genauso zu ihm, wie die Rehntiere und der Schlitten, die wahrscheinlich schon ungeduldig draußen auf seine Rückkehr warteten. Still, fast schon einsam sah er aus, als er auf dem Boden kniete und seine Gaben unter den Baum verteilte. Er tat dies zwar etwas langsam, aber man sah schon, dass er Übung darin hatte, die Geschenke in die Richtige Position und ins richtige Licht zu rücken. Ein buntes durcheinander, dass ins Auge stach war sein Werk, als er seine Aufgabe erledigt hatte. Grünes Papier, goldene, rote, gelbe, blaue Farben prallten aufeinander. Manche eingepackte Gaben hatten hübsche Verzierungen und auffallende Musterungen, die mit den glitzernden Glaskugeln des Baumes über ihnen einen kleinen Wettstreit zu veranstalteten schienen. Und an jedem Exemplar hing ein kleiner Zettel, indem der Name des Beschenkten und eine kleine Botschaft darin zu finden war.
Die Tanne war zu einer Art Mittelpunkt der Botschaft geworden, denn diese kleine geschmückte Ecke strahlte hell und friedlich. Die Flammen der roten Kerzen leuchteten eine sanftmütige Wärme aus und Santa, der sich nun wieder in seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, strahlte die gleiche Herzlichkeit aus. Für einige Augenblicke starrte er stolz auf sein Werk, er tat dies weil es ihm Zufriedenheit brachte, es war das Gefühl, wenigstens an einem Tag im Jahr etwas gutes für die Menschen zu tun. Als er merkte, dass der Taelon seinen Platz verlassen hatte, drehte sich der altväterischere Mann langsam in seine Richtung und blickte ihn lächelnd an, dabei ein wenig seines Spottes nicht verbergen könnend. „Du brauchst keine Angst zu haben...ehe du dich versiehst, bin ich schon längst wieder verschwunden.”, sprach er mit seiner tiefen, festen und sogleich gütigen Stimme.

„Il u'math'kal't i'rash”, kommentierte Da'an dessen letzten Worte des Mannes mit leicht kritischem Ausdruck, der aber nur in den gewählten Betonungen zum tragen kam. Dass sein Gegenüber sehr wohl die Fähigkeit hatte vor seinen Augen zu ‚verschwinden’, war dem Taelon mehr als nur klar, es war jedem von ihnen seit Ewigkeiten bekannt. Bisher hatten sie nur eine einzige Möglichkeit gefunden, dies zu unterbinden. „Wieso bist du hier? Wohl kaum um einige Geschenke irgendwo abzulegen... wieso also zeigst du dich ohne dass das Gemeinwesen davon erfahren konnte?”, fragte Da'an etwas undiplomatisch, nachdem er näher getreten war um herauszufinden wer es denn wirklich war und wie dieser dies zuwege brachte. Er sprach ihn auch nur deswegen so direkt an, weil er fürchtete, dass ansonsten der selbsternannte Besuch wieder weg war, bevor Da'an mehr erfahren konnte.

Der gütige Ausdruck des Mannes wandelte sich erst in Ahnungslosigkeit um, bis sich diese dann völlig löste und Santa anfing zu lachen. Auch wenn er sich zu Anfang versucht hatte zu verkneifen, so war er schließlich auch nur ein Mensch, auch wenn er mehr, als der Rest seiner Spezies wusste. Als sein Lachen dann langsam verflogen war, wischte sich der rotbemäntelte Mann kurz eine Träne, die ihm kitzelnd über die Wange lief, aus dem Gesicht. „Da'an... ich bin nicht der oder das, wofür du mich hältst”, gab er mit belustigten Worten von sich und wollte somit den Taelon etwas beruhigen, denn er sah ihn an, dass er über seinen Besuch hier keinesfalls erfreut, nein, eher irritiert davon war.
„Auf die Bitte Liams, bin ich hier her gekommen”, sagte der Weihnachtsmann und kam ein paar Schritte näher, dabei ruhig in seinem Beutel langend, um das letzte, kleine Paket daraus ans Licht zu bringen. Eine kleine dunkelviolette Schachtel, dessen Papier glatt und glänzend in der Hand des Mannes lag. Sie war mit einem langen, blauen Stoffband umschlungen, dass in der Mitte dann zu einer hübschen Schleife zusammengebunden worden war. Der elfische Packer hatte sich richtig Mühe gegeben, die kleine Gabe mit viel Präzision zu gestalten, was ihm eindeutig gelungen war.

Da'an hatte mit seinen Worten nicht im Sinn gehabt einer Belustigung zu dienen, schweigsam und beobachtend blickte er so den Mann nur lange an. Wenn er nicht das wäre, was Da'an annahm, woher sollte dieser denn dann wissen, was er annahm? Von Liam? Aber weswegen? Innerlich schüttelte der Taelon über diese Mutmaßung den Kopf. Der Hybride hatte ihn darum gebeten vor jedem Stillschweigen zu bewahren, nicht nur seinem Volk gegenüber. Stillschweigen. Schon dies war ein weiterer Verrat, denn er nach ihren Maßstäben getätigt hatte. Nur sah er es immer noch als sinnvoller an dies zu belassen, wie es war. Nicht verstehend blickte er schließlich auf das letzte Paket, welches der Weihnachtsmann vor ihm aus dem Sack entnommen hatte und betrachtete es mit leicht schräg gehaltenem Kopf. „Liam? Ich sehe keinen Grund weswegen er dies tun sollte, der Weihnachtsmann ist eine... Fantasiegestalt der Menschen”, kommentierte er.

„Ich bin eine Fantasiegestalt...eine Gestalt die nur einmal im Jahr unterwegs ist, um den Geist des Friedens und der Freude zu erhalten”, bemerkte der Weihnachtsmann der noch ein Stück näher rückte und sein Präsent in die Höhe richtete, um es den Taelon darzubieten, „...Liam weiß nicht, das ich existiere und doch hat er mir geschrieben, er möchte dass Sie nicht von mir vergessen werden. Ich muss sagen, ein recht eigenartiger Wunsch, aber ich bin bereit ihn zu erfüllen, deshalb bin ich hier”, sprach er mit ernster Stimme und seine grauen Augen blickten den Taelon gutmütig an.

Da'an musste zugeben, dass er demnach Liam bereits zu schlecht kannte. Er war ihm eigentlich erwachsener vorgekommen. Zu rational, als dass er jemandem schreiben würde, der nicht existiert, jedenfalls nicht nach seinem Wissen. Besonders, wann hatte Liam dafür Zeit gefunden, dergleichen zu schreiben? Bevor er sein Beschützer wurde? Das nun noch höher und direkter ihm hingehaltene Paket versuchte er weiter zu ignorieren, als er den Mann ansah, es gab keinen Grund, weswegen dies sein Beschützer tun hätte sollen. Schließlich hatte der Diplomat in keinster Weise um solches gebeten. Außerdem, was sollte er mit einem Geschenk? Mehr Auskünfte erwartend, sahen seine stahlblauen Augen in das Gesicht des Mannes.

Lächelnd und abwartend stand der weißbärtige Mann da, als ob er noch eine Ewigkeit Zeit hätte. Geduldig hielt er beharrlich das Präsent entgegen, blickte dabei in die himmelblauen Augen seines Gegenüberstehenden, der mindestens einen halben Kopf größer war, als er selbst. Die Luft war von einer bizarren Stille umgeben, die sich weiter vertiefte und wäre man in diesen Augenblick dort gewesen, um sich dieses seltsame Szenario anzusehen, so hätte man meinen können, der Weihnachtsmann sei wie versteinert. Das einzigste, was an ihm lebendig wirkte waren seine freundlichen, stahlgrauen Augen, die wartend in das Gesicht des Companions blickten.

Zu irritiert, dass der Mensch so wider jegliches Verhalten, welches er von dieser Spezies ihnen gegenüber kannte, handelte, nahm Da'an schließlich doch das Paket entgegen. Doch tat er dies langsam, aber elegant. Dann als er es in den Händen hielt, wusste er nicht, was er nun damit anfangen sollte. An wen ging es? Doch wohl kaum wirklich an ihn. Kurz prüfte er den Blick des Weihnachtsmannes, hielt dabei die Schachtel immer noch etwas übermäßig von sich entfernt, hoffte dann aber, der Weihnachtsmann würde diese wieder entgegen nehmen, und er der Companion hätte es nur eben halten müssen. Es war von allen Alternativen, die seiner Meinung nach noch am wenigsten Erniedrigende.

Santa Claus ließ seine Hand langsam sinken und trat einen Schritt zurück, um den Taelon ein wenig Freiraum zu verschaffen, da er merkte, dass dieser immer noch recht irritiert über sein Handeln war. Zufrieden sah er dann, wie dieser die glitzernde blau-violette Schachtel in der Hand hielt, jedoch wusste dieser damit nicht so richtig etwas anzufangen. Aufmunternd sah ihn dann der kleine Mann an und sprach mit seiner gewohnten tiefen Stimme: „Du kannst es gern aufmachen, es gehört dir” Dabei zeichnete sich ein breites Lächeln unter seinem lang gewachsenen, zottigen Bart.

Wäre er nicht einigermaßen beherrscht wäre ihm wohl ein ‚Aufmachen??’ entglitten, so aber bewahrte der Taelon nach außen hin die Fassung, während er im Innern versuchte, dies ins Reine mit seiner Mission und den Rahmenbedingungen zu bringen. Eigentlich sollte es sich als gute Sache auffassen lassen, wenn er das Fest des Friedens in seiner ganzen Komplexität mitfeierte. Ja! Das war es, das war was sein folgendes und vorausgegangenes Handeln rechtfertigen konnte. Da'an suchte einen guten Platz, wo er die Schachtel würde öffnen können bereits mental, als er einen praktischen Ansatzpunkt zur Ausführung dieser Tätigkeit an dem Objekt selbst zu suchen begann. So lief er dann mit voller Konzentration auf das Paket, denn auch langsam, zu seinem Stuhl hin.

Dort angekommen, stellte er es erst auf einer der breiten Lehnen ab, machte sich dann eingehender daran die Logik der Verpackung zu erfassen. Es hing eindeutig mit diesem Band zusammen, davon gab es auch zwei Enden. Vorsichtig hielt er mit zwei Fingern das Paket zurück, zog mit den Fingerspitzen der anderen Hand an einem der Enden. Nach einem kurzen Widerstand rührte sich dann auch eine der Schleifen, wurde kleiner. Da'an hatte recht behalten, allzu kompliziert konnte es nicht sein, wenn es selbst Menschen aufbrachten, insbesondere schon deren Kinder. Ohne nun noch lange inne zu halten, hob er den Deckel an, kaum dass sich das Band zu beiden Seiten wegbewegt hatte und nun über die Armlehne hinab hing.

Konnte, ja durfte er es wirklich so einfach in die Hände nehmen? Gewiss, es ging an ihn, an keinen anderen! Vorsichtig und würdevoll griff der Diplomat in die kleine Schachtel und entnahm ihr den einzigen Gegenstand, welcher gut gepolstert in der Mitte auflag, nahm ihn zwischen beide Hände und fühlte sofort das gewichtige Alter, dass der Speicherkern innehatte. Der Speicher, in welchem einfach sein musste, was er, was ein jeder seiner Spezies so sehr schon gesucht hatte. Wie klein die feste Gestalt all ihrer Hoffnungen doch war. Er besah ihn sich noch unbestimmte Zeit, wollte sich dann mit dem wohlbehüteten Prunkstück, welches die Forschungen beinhalten würde, dem Weihnachtsmann zuwenden, doch von diesem war keine Spur mehr, es war, als wäre er niemals hier gewesen.

Einzig drei Dinge wiesen auf das Gegenteil hin. Die Kiste, sie war verrutscht, stand nun auf jener Stelle, an der Liam sonst immer vorbeiging, der Weihnachtsbaum, dessen Kerzen nun brannten und die Gaben. Die Gaben unter den untersten Nadeln des reichbeschmückten Nadelgewächses und jene ganz besondere Gabe, welche er nun in seinen Händen hielt und hütete. Da'an aber brauchte nicht zu bezweifeln, ob das Geschehene nun wahrhaftig gewesen war oder nicht, selbst wenn da nicht dieses Geschenk gewesen wäre, so hätte er doch gewusst, dass wer in die Botschaft eingedrungen war, ohne ein Warnsignal zu aktivieren, da ihn keinerlei Hirngespinste ereilen konnten. Ein feines Geräusch. Da'an wandte sich hin in die Richtung, aus welcher es zu kommen schien. Fein und leise war es, ein hohes Klingeln.
Draußen, vor dem virtuellen Glas war etwas, das nicht zum Bild des nächtlichen Washingtons passen wollte. Es wirkte in dieser Welt fast wie fremd. Es war bei näherem Hinsehen der Weihnachtsmann, wie er weiter seiner Tätigkeit nachging. Das feine Geräusch stammte von den Schellen an den vor den - Da'an brauchte einen Moment sich an Liams Erwähnung darüber zu erinnern - fliegenden Schlitten gespannten Rentiere. Ja, das waren es, Rentiere, keine Hirsche. Dass das gesamte Gespann fliegen konnte... nun, es war nun nicht weiter verwunderlich, fand der Taelon.

Leises Glöckchengewimmel lag nun wieder in der Luft. Der Weihnachtsmann hatte noch einmal in seinem geräumigen Schlitten platz gefunden und gab den Befehl zum durchstarten. Aufs neue fingen die Füße der Rentiere an, sich nach vorne zu bewegen und mit jedem Schritt verloren sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu besitzen, bis sie nun vollendens in der Luft schwebten und das Dach der Botschaft verließen. Der Weihnachtsmann hatte seine Pflicht erfüllt und wer wusste es, vielleicht würde er nächstes Jahr noch mal hier her zurückkehren, denn er hatte das Gefühl, jemanden glücklich gemacht zu haben, auch wenn dieser jemanden es nicht wirklich zugeben würde.
„Ho ho hooo...”, erklang es noch in der fernen Nacht, dessen graue Bedeckung ein Stück weit aufgerissen war, als ob jemanden die Wolken weggepustet hätte, um Santa und seine Rentiere passieren zu lassen. Der rot bemäntelte Mann verschwand hinter einer Wolke, sie sanft unter den sternenübersäten Himmel schlief. Niemand würde je erfahren, wer er wirklich ist. Er lächelte, trieb seine Rentiere, mithilfe den Zügeln in seinen Händen an, bis der Schlitten selbst in den unendlichen Dunkelheit der Nacht verschwunden war.

An den Weihnachtsmann:

 
* * *
 

Hallo (ich weiß nicht, wie andere dich ansprechen ) Santa,

Ich habe in der letzten Zeit viel über dich gelesen, weiß, du besuchst nur Kinder, die immer lieb waren, doch habe ich eine Bitte an dich.
Sie ist etwas... speziell. Wie du vielleicht weißt, haben wir beide etwas gemeinsam, an dich glaubt keiner der Erwachsenen und an meinen Vater und seine Absichten darf keiner glauben. Also, zu meiner Bitte. Du kennst doch die Companions gewiss auch ein wenig. Sie haben viele Sorgen und Probleme, schon Jahrtausende lang und finden keine Lösung. Ich weiß, dass sie verzweifelt sind, darum sind sie so.. wie sie nun mal sind. Aber ich glaube nicht, dass es nichts gibt, dass ihnen helfen kann. Boone selbst soll einmal gesagt haben, dass Ma'el wohl die Lösung zurückgelassen hat, sie ist nur so verschlüsselt, dass weder wir, noch die Taelons, daran kommen. Ich denke du weißt, dass ich für Da'an, den Nordamerikanischen Botschafter arbeite. Ich meine, er hat seine guten Seiten, er lässt mich sogar sein Beschützer sein, aber, er tut mir leid, täglich muss ihn doch seine Sorge schwer tragen lassen. Mittlerweile ist es Street gelungen zumindest einen Teil der Daten zu entschlüsseln, jene auf dem zweiten Speicherkern, der nicht an die Aliens sondern in unsere Hände ging. Es ist nichts darin, dass gegen die Menschheit verwendet werden kann, doch kann ich dieses Stück den Taelons nicht aushändigen. Es ist nicht in meinen Händen, auch wenn ich der Führer des Widerstandes bin. Klingt etwas ungewöhnlich, oder?

Wie auch immer, ich wünschte mir, es gibt dich und du könntest etwas tun.

Dein
Liam Beckett Kincaid

 
* * *
 


Da'an blieb noch eine Zeit regungslos stehen, ehe er sich auf seinen thronartigen Stuhl zu bewegte, dort vorsichtig die Schachtel hinunter nahm und mit einer Hand neben diesem auf den Boden stellte bevor er sich setzte und den Gegenstand wieder in beiden Handschalen hielt. Er konnte sich nun nicht mehr zurücklehnen und seine Regerationsphase beenden. Nicht jetzt, wo er dieses kleine Teil in Händen hielt, nicht jetzt, wo so vieles ungeklärt war, ungeklärt, wie es den Weg zu ihm gefunden hatte. Liam, irgendwas musste der Beschützer damit zu tun haben. Nur was genau? Der Companion wusste, dass er ihn dies fragen musste, es irgendwie erfahren musste, er konnte das Erbe Ma'els sonst auch kaum seinen Artgenossen zeigen, wie sollte er deren Fragen beantworten? Santa.. er hatte ihn gesehen, doch für die anderen blieb dieser eine Ausflucht und er, Da'an, würde als Verräter eingestuft, schlimmstenfalls. So war ihre Kultur.

 
* * *
 

Ein freundlicher, strahlender Morgen war aufgebrochen. Liam durchquerte gerade die Straße, die ihm zur Botschaft bringen würde. Der Abend im Flat Planet war nicht gerade besonders gewesen. Einen Cocktail nach den anderen, hatte er zu sich genommen und die fröhlichen, manchmal ganz melancholischen Weihnachtslieder, die im Hintergrund gespielt hatten, waren bis jetzt in seinem Gedächtnis hängen geblieben. Mit einem seltsamen Stechen in seinem Kopf betrat er dann schließlich die Botschaft und lief die Gänge des Gebäudes entlang, bis er dann darauf endlich den Empfangsraum seines Companions und Arbeitgeber betrat. „Guten Morgen Da'an”, kam es ruhig aus dessen Mund, als der Kimera ums Eck kam und seinen Companion in der gewohnten Sitzhaltung auf seinem Thron sitzen sah.

Da'an sah den Hybriden mit einem leichten Lächeln an. „Frohe Weihnachten, Liam!”, erwiderte er einzig auf dessen übliche Grußworte, während er weiterhin sitzen blieb und nur versuchte mehr aus der Haltung seines Beschützers zu erfahren. Ihm schien nicht aufzufallen, dass die Kerzen schon nahezu niedergebrannt waren, auch nicht, dass sich unter der Tanne noch etwas befand.

Liam runzelte seine Stirn, hatte der Taelon eben gerade frohe Weihnachten gesagt? „Ich wünsche ihnen ebenfalls frohe Weihnachten Da'an”, kam es ein wenig eingeschüchtert aus ihm heraus und seine Blicke durchquerten die Räumlichkeiten des Companions, bis diese schließlich die Gaben unter dem Baum entdeckten. „Was ist denn hier passiert?...”, sprach er, mehr zu sich selbst, als zu dem Taelon und ging ein paar Schritte auf die Tanne zu.

„Die Antwort hätte ich gerne von ihnen, Liam, ich denke Sie wissen über dieses Fest besser Bescheid als ich oder ein anderer Companion”, erwiderte Da'an mit sanfter und ruhiger Stimme, woraufhin er sich langsam erhob und auf den übermäßig geschmückten Baum zuging. „Wollen Sie nicht nachsehen, ob die Geschenke nicht für Sie bestimmt sind?”, fragte er dann mit einem leicht fürsorglichen Ton, da dem Taelon in dieser Nacht etwas klarer wurde, dass sein Beschützer eigentlich noch ein Kind war, wenn auch nur zu einem Teil und auf diesen wollte er nun ansprechen.

Liam stand, halb baff, halb bestürzt, bis er dann entschloss sich doch zu dem Baum zu begeben und so tapselte er los, bleib jedoch an dem Karton zum stehen, der ihm etwas im Wege stand. Gestern hatte dieser doch noch ganz anderes gestanden, oder? Ohne weiter nachzudenken, packte er den Pappkarton und schubste ihn ein wenig zu Seite, dabei fiel ihm allerdings noch folgendes auf: Die Schachtel war von irgendjemanden geöffnet worden und in dieser lag ein weißer Zettel, der ihm seltsam vertraut vorkam. Etwas überrascht beugte er sich über das Behältnis und fischte das Papier heraus. Verwirrt las er flüchtig die Zeilen, die er noch vor einigen Tagen selbst geschrieben hatte, eher er seinen Blick wieder zurück zu seinem Companion wandern ließ. „Haben Sie das hier in den Karton gelegt?”, fragte er und hielt den Zettel ein wenig in die Höhe.

Da'an trat näher zu Liam hin, als dieser ein wohl händisch beschriebenes Blatt entdeckt hatte. Mit schrägem Kopf blickte er den Menschen fast ungläubig an. Diese Frage klang wahrhaft ungewöhnlich. „Was stellt es denn dar?”, erwiderte er statt einer Antwort. Selbige pflegte er ohnehin nur dann zu geben, wenn er es für richtig erachtete. Besonders bei seinem Beschützer, ob dieser nun Liam oder sonst wie hieß.

Liam blickte den Taelon nur lange an, wusste nicht, wie er ihm klarmachen sollte, das dieser Zettel für ihn eine sehr wichtige Bedeutung hatte. Er faltete sorgfältig das Papierstück zusammen und steckte es in seine rechte Jeanstasche hinein. „Ich glaube nicht, dass Sie etwas mit diesem Zettel anfangen können Da'an”, sprach er nur und ging auf dem Baum zu. Erst jetzt merkte er die herunter gebrannten Kerzen, die gestern eigentlich noch ihre volle große besessen hatten. „Sie haben die Kerzen gestern angezündet?”, Liam konnte diese Frage einfach nicht zurückhalten, da er sich schwer vorstellen konnte, dass sich Da'an alleine eine kleine Weihnachtsfeier für sich veranstaltet hatte.

Da'an schwieg und folgte mit seinem Blicken dem jungen Hybriden. „Wenn Sie mir einen Grund nennen würden, weswegen ich dergleichen tun sollte?”, meinte er dann, als die Stille die angemessene Spannung erhalten hatte, wobei er diesmal aber auf seiner Position stehen blieb.

„Sie haben einen der wachhabenden Freiwilligen erlaubt dies zu tun?”, fragte Liam kritisch nach und ging um die Tanne herum, sich langsam auch fragend, wie die Geschenke darunter eigentlich dort hin gekommen waren. Er konnte sich wirklich schwer vorstellen, dass Da'an die Gaben unter dem Baum gelegt und die Kerzen angezündet hatte. Außerdem war die Tanne größer, als der Taelon selbst, wie also hätte er an den oberen Kerzen hinkommen sollen? Er schüttelte seinen Kopf und bleib stehen, dabei Da'an wissbegierig ansehend.


Da'an beäugte interessiert den Beschützer, ließ sich mit einer Reaktion Zeit. „Ich sehe keinen Grund, als dass ich dergleichen getan oder befehligt hätte, Liam. Ich erhoffte mir eigentlich eine Antwort von ihnen”, sprach der Diplomat nun fast schon in väterlichem Tonfall, als er doch zu seinem Beschützer Aufschluss und ihm das kleine Stück alter Taelontechnologie zeigte, welches noch immer wohlbehütet in seiner einen Handschale geruht hatte.

Liam blickte hinab, auf die Hand Da'ans, die sich an einem Gegenstand fest gegriffen hatte. Er kniff die Augen zusammen und sah das Objekt genauer an. Das Objekt glich dem Speicher, dem Erbe Ma'els an seine Nachfahren. Innerlich überrascht, dass Da'an diesen Gegenstand erhalten hatte, jedoch dies äußerlich auf keinen Fall zeigend, trat Liam ein paar Schritte auf seinem Companion zu. „Was ist das?”, fragte der Kimera ganz spontan und neugierig klingend, auf der anderen Seite aber, innerlich jubelnd. Santa Claus hatte ihn nicht in Stich gelassen.

Da'an wunderte sich etwas, dass der Beschützer gleich derart nahe an ihn trat, doch beließ er es erst einmal dabei. „Es ist ihnen nicht bekannt?”, fragte der Companion forschend nach, als er Liam einige Sekunden Zeit gab, es sich zu betrachten, ehe er es wieder in seiner geschlossenen Hand verschwinden ließ und nun sichtlich auf Antworten wartend den Beschützer erst betrachtete, sich dann umwandte und auf seinen Sitz zusteuerte, wobei seine Gestik verriet, dass er die anderen Fragen, welche er gestellt hatte, keineswegs unbeantwortet sehen wollte.

„Da'an, von woher sollte mir dieses ‚Ding’ bekannt vorkommen, wenn ich es zum ersten Mal sehe?”, sprach der Beschützer mit ernstem Wort. Es wusste, dass er die anderen Fragen noch nicht beantwortet hatte, aber vielleicht musste er das auch nicht, wenn er dem Taelon eine logische Gegenfrage stellte.

Kaum hatte er sich niedergelassen, sah Da'an den Beschützer einen Moment lang messend an, ehe er zu einer Antwort ansetzte: „Liam, mag sein, dass Sie es zum ersten Mal sehen, doch glaube ich ihnen nicht, dass Sie es nicht wissen.”. Seine Worte waren in einem Tonfall, der nicht zu einer Diskussion über ihre Richtigkeit einlud. Selbst Da'an fiel der eigene Tonfall vor Liam in diesem Moment übertrieben scharf auf, nun, da er wusste, wie jung ein Teil des Mannes immer noch war. „Sie wissen, dass meine Fragen, die sind, die zuerst beantwortet werden. Also, fangen Sie endlich bei der ersten an und klären Sie die Sache mit den Päckchen auf, bringen Sie sie den Besitzern und erklären Sie mir anschließend wie so etwas möglich sein kann.”

Der Mann zuckte nur etwas mit den Schultern und sah den Taelon ahnungslos an. „Wie soll ich ihnen diese Fragen beantworten, wenn ich letzte Nacht bis jetzt, nicht hier in der Botschaft war? Aber ich frage mich genauso wie Sie, wie diese Päckchen unter dem Baum gelangen konnten, doch wenn es keiner der Freiwilligen war, wer sollte es denn sonst gewesen sein...”, Liam wendete seinen Blick von den Companion ab, blickte wieder hinunter auf dem Berg Geschenke. Sollte er das nun wirklich glauben, dass der Weihnachtsmann hier gewesen war? Es gab Zeichen dafür: Der Karton, der Brief, die abgebrannten Kerzen und zu guter Letzt, die Gaben selbst. Dem ungeachtet, es hätte sonst wer sein können, vielleicht hatte ihn Da'an sogar selbst in die Botschaft reingelassen, wer wusste es schon? Aber er glaubte es nicht, denn sein Companion hörte sich nicht danach an, sonst hätte er nicht diese bohrenden Fragen an ihn gerichtet, ihn, der wohl am wenigsten dafür konnte. „...wenn Sie es möchten, werde ich sofort ein Untersuchungsteam hier her beordern, vielleicht können Sie herausfinden, wer dieses Chaos hier veranstaltet hat.”

Da'an schwieg einen Moment, in welchem er tat, als wäre er gerade beschäftigt das Angebot abzuwägen. Doch wusste er längst, was er als nächstes fragen wollte. „Sie haben also mit nichts von alledem hier etwas zu tun?”, sein Tonfall zeigte leichte Zweifel an der fehlenden Beteiligung Liams.

Liam wusste zwar, das er dafür der Auslöser gewesen sein könnte, indem er den Brief geschrieben hatte, jedoch war er für das, was hier in der letzten Nacht geschehen war, nicht verantwortlich. Außerdem: Wenn er nun die Wahrheit sagen würde, dann wäre der Widerstand vielleicht in Gefahr und die weiteren Informationen von Ma'els Erbe. Nein, er durfte es hier nicht offenbaren, nicht solange er es irgendjemand anderes in die Schuhe schieben konnte. Und wenn sich dann alles als ein schlechter Scherz herausstellen würde, auch gut, jedoch rechnete Liam nicht damit. Der Halbkimera schüttelte auf die Frage des Taelons nur seinen Kopf und holte seinen Global aus der rechten Innentasche seines Mantels. „Es wird sich sicher bald herausstellen, wer hier gewesen sein mag, ich rufe einen Untersuchungsteam hierher, die sollen alles genau kontrollieren, dann werden wir bald wissen, wer sich hier Nachts herumgetrieben hat”, sprach er und blickte Da'an an, um auf seine Bestätigung zu warten, während er sein Global aufklappte.

„Liam, lassen Sie den Menschen ihren Morgen an diesem Feiertag. Es dürften sich sowieso keine sinnvollen Spuren finden lassen. Kümmern Sie sich lieber darum, dass die Kerzen rechtzeitig gelöscht sind”, meinte Da'an dann beschwichtigend und wunderte sich, wie der Mensch trotz gegenteiliger Erzählungen solange widerstehen konnte, endlich nach den Paketen zu sehen. Irgendwie machte dieses beobachten Spaß. Nun, vielleicht aber kümmerte sich der Beschützer endlich einmal darum, wenn er nicht mit der Aufklärung beschäftigt sein würde.

Der Kimera klappte nur seinen Global zu, verstaute dieses wieder und sah den Taelon nickend an, ehe sein Blick, der nun etwas seltsames an sich hatte, wieder hinüber zu den Geschenken wanderte. Seine Augen leuchteten wie zwei Sterne. Schon die ganze Zeit hatte er darauf gewartet, sollte er nun diese Gelegenheit ausnutzen? Nervös spielten die Finger seiner Linken an dem Knopf seiner Jacke, während die Rechte in die Jackentasche gewandert war. Nein, vielleicht wäre das einfach zu auffällig, schließlich wollte er nicht gerade gegenüber seinem Taelon den Eindruck erwecken, dass er für solche Spielchen zu haben war. Obwohl, wenn er nichts tat, dann würde Da'an dies als unzuverlässig ansehen, schließlich war er doch für seine Sicherheit verantwortlich. Er gab sich einen Ruck, ging zur vollbeschmückten Tanne hinüber und löschte jede Kerze einzeln aus, indem er seine ganze Puste zum Einsatz brauchte. Der Rauch stieg in dünnen Fäden nach oben und verschwand dann in der Umgebung. Als endlich alle Lichter erloschen waren, zog der Beschützer seinen Blick vollends nach unten, zu seinem eigentlichen Ziel. Mindestens ein duzend Geschenke lagen ausgeweitet auf dem Boden. Liam konnte es einfach nicht lassen und so ließ er sich langsam nach unten sinken. Lange betrachtete er die Gaben, sich dabei fragend, was in jedem der Päckchen wohl verpackt war.

Da'an schmunzelte leicht, als er den übereifrigen Beschützer aus den Augenwinkeln beobachtete, während er selbst sich den frühmorgendlichen Nachrichten widmete. Heute wollte er dem Hybriden dieses Verhalten durchgehen lassen. Aber nur heute.

Aufgeregt spitzelte Liam immer wieder zu seinem Companion hinüber und obwohl er ahnte, dass dieser ihn beobachtete, konnte er einfach nicht seine Finger von den Geschenken lassen. Er musste einige in die Hand nehmen, bevor er endlich seins gefunden hatte. Ein rotes Schächtelchen, mit einem silbernen, breiten Band. Der Kimera las still das kleine Kärtchen für sich, dass am Geschenk angeheftet war.

„Es ist schön, den Augen dessen zu begegnen, dem man soeben etwas geschenkt hat”.

Frohe Weihnachten lieber Liam. Dein Santa

Liam lächelte über diese kleine Weisheit, jedoch konzentrierte er sich schnell wieder auf das Geschenk, dass er immer noch in seiner rechten Hand hatte. Er legte das Kärtchen auf die Seite, damit er eine Hand für das Auspacken frei hatte. Dann zog er sogleich an der Schnur, die künstlerisch um das Päckchen gewickelt war. Nur wenige Sekunden hatte er gebraucht und schon lag der Gegenstand frei vor seinen Augen. Zögernd und mit Fingerspitzengefühl, holte er, das merkwürdig aussehende Ding aus der Schachtel und stand langsam auf. Er konnte später immer noch das Chaos aufräumen, jetzt gab es wichtigeres zu entdecken. In seinen Händen hielt er etwas, was ihm so vertraut vorkam und gleichzeitig doch so verwirrend war. Liam betrachtete das Teil von allen Seiten und erinnerte sich langsam wieder. Mit schnellen Drehungen und Bewegungen entstand aus dem Gewirre eine fließende Form. Eine kleine Abbildung des Mutterschiffes. Liam betrachtete stolz seine Arbeit und erinnerte sich an den Moment zurück, als ihm Augur überrascht in die Augen gesehen hatte. Er als erwachsener Mensch, hatte es nicht geschafft, dieses einfache Gebilde zu strukturieren, doch Liam schon und das obwohl er damals nur wenige Stunden alt gewesen war. Mit einer Hand hielt er dann das violett bläuliche Objekt in die Höhe und betrachtete es voller Stolz.

Da'an hatte bis eben nur unbeteiligt getan, als aber der Hybrid das für den menschlichen Verstand doch recht komplexe Gebilde innert weniger Momente korrekt handhabte und zusammenfügte. „Liam? Woher.. wissen sei wie diese funktionieren?”, fragte er neugierig und überrascht nach.

Liam zuckte bei den Worten seines Companions zusammen. Er hatte seine Anwesenheit kaum gemerkt. Langsam ließ er das kleine Mutterschiff sinken. Etwas abwesend sah er Da'an an, nicht wissend, was er ihn antworten sollte, denn eigentlich wusste er selbst nicht, woher er dies gelernt hatte. Jeder normale Mensch hätte Stunden gebraucht, dieses Gebilde entstehen zu lassen, er jedoch benötigte dazu nur ein paar Handgriffe. Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder diesem Ding in seinen Händen. Liam drehte es zu sich herum und sah das blau violett schimmernde Spielzeug wie fixiert an. „Es ist mir nicht unbekannt, schon ein mal hatte ich so etwas in den Händen.”, und als er seinen Satz aussprach, lächelte er wieder, dabei leuchteten seine Augen wie zwei klare Sterne, die gerade das Licht des Universums erblickt hatten. Sanft fuhren seine Finger dabei über das kalte Plastik und erfühlten die Obenfläche.

Sie hatten es schon einmal zusammengefügt?”, fragte der Diplomat überrascht klingend nach, da für ihn nicht draus folgte, dass man das ganze komplexe System gleich gemerkt hatte.

„Ja...”, antwortete der junge Kimera recht nachdenkend, ehe er sich traute, ein Stück näher an Da'an zu schreiten. Der Gegenstand wanderte dabei von einer Hand, auf die andere, als ob es mit der Zeit zu schwer werden würde. „...ich war gerade ein paar Stunden alt gewesen.” Wieder einige schnelle Bewegungen und das Objekt war in seinem alten Zustand geschlüpft. „Möchten Sie es vielleicht nicht auch mal versuchen?”, schlug Liam vor, als er vor seinem Companion angekommen war und nun das unkomplette Mutterschiff vor seinen Augen in die Höhe streckte.

Da'an hätte wohl grinsen müssen, wäre er ein Mensch gewesen, so aber blieb er nur äußerst gutmütig und meinte: „Liam, dies ist ein Gegenstand, den unsere Kinder bekommen würden. Es fordert unseren Verstand nicht so, wie es als Beispiel das Flu'hash'aa - in welchem Sie sich letztes mal wirklich gut gehalten hatten - tut.”. Die hingehaltene Gabe nahm er indes nicht an, sondern erwiderte stattdessen: „Es wird einen Grund haben, warum dies ihnen geschenkt wurde, behalten Sie es.”

Liam zog wieder den Gegenstand zu sich und blickte Da'an dabei für eine Sekunde mit einem kindlichen Blick an, als würde sein Erwachsenendasein, das er körperlich darstellte nicht mehr von Bedeutung sein, dann aber entschwand dieser Augenblick und Liam schien seine Maske wieder aufgebaut zu haben. Er nickte und drehte sich um. Er schritt langsam in Richtung seines Schreibtisches und stellte dann das Geschenk darauf ab, ehe er auf die Uhr sah. Es war schon 8.45 Uhr, in einer Viertelstunde erwartete sie Zo'or auf der Brücke des Mutterschiffs. Er wusste, auf welche Art und Weise der Synodenführer verspätete Personen willkommen hieß. „Wir sollten uns langsam auf dem Weg machen Da'an...”, sprach er und wandte sich zu seinem Companion zurück, „...Zo'or erwartet uns auf der Brücke.”

„Was meinen Sie, wollen Sie denen da oben etwas hiervon mitbringen?”, fragte Da'an ruhig nach, da ihm nicht gefiel, dass der Major sich wieder zu seinem alten Bild gewandelt hatte, nun da er wusste, dass dies nicht wirklich jener war. Jedenfalls nicht nur.

„Da'an, es ist Ihre Entscheidung schließlich liegen diese Geschenke in Ihrer Botschaft”, sprach Liam und konnte sich ein flüchtiges Grinsen nicht verkneifen.

Da'an schwieg, seine Bewegung erstarrte für einen Moment, ehe er etwas näher an die Kiste hintrat, über welche des Nachts der sonderbare Besuch stolperte. Dort blickte er nur verwundert hinunter und wandte sich wieder an seinen Beschützer: „Mag sein, doch kann ein Taelon reichlich wenig mit irdischen Bräuchen anfangen.”

„Ich glaube nicht, dass sie nutzlos hier liegen, hier hat sich jemand diese Mühe nicht umsonst gemacht...”, sprach Liam und warf ein Blick auf die Geschenke, die mit einer äußerst genauen Präzision unter dem Baum ausgebreitet worden waren, „...es ist Brauch, dass jeder seine Geschenke nach den Weihnachtsabend auspackt, es wäre folglich besser, wir würden sie mitnehmen.”

„Liam...”, versuchte Da'an es diesmal noch etwas direkter das Geheimnis des Hybriden aus diesem hervorzulocken als er sich auf leicht geschwungenen Wege näher auf diesen zu bewegte, „wieso wollten Sie, dass ich dies hier”, der Taelon öffnete ehrfurchtsvoll ein weiteres Mal seine Handschale so, dass in der leichten Senke die Kugel schimmernd zum Ausdruck kam, „erhalte? Sie wussten davon... Sie wissen mit Sicherheit auch um seine Bedeutung.” Ruhig blickte er nun wieder auf die Gabe Santas, welche im Moment von ihm ebenso weit weg war, wie von seinem Beschützer.

Liam starrte hinunter auf die offen dargelegte, glänzende Kugel, die Da'an preisgegeben hatte. Er wusste nicht, ob er ihm verraten sollte, von wem dieses Geschenk eigentlich stammte. Seine Hände, die woher auf dem Boden gerichtet waren, erhoben sich und umfassten die Hände Da'ans, um mit diese die Gabe zu umhüllen. „Ich weiß zwar nicht, woher Sie diesen Gegenstand haben, aber Sie sollten trotzdem gut darauf aufpassen...”, Liam sah in die blauen Augen seines Companions und sein Blick blieb starr an ihm hängen, „...es wird ihnen sehr viele Fragen beantworten, mehr, als ich es kann.” Er ließ von den kleinen, feinen Händen seines Companions ab und drehte sich zum Baum hinüber, wissend, dass er sich mit den letzten Satz verraten haben konnte.

„Ist es nicht schön die Augen dessen zu begegnen, dem man soeben etwas geschenkt hat?”, sprach Liam mit freudigen, glitzernden Augen und während er diesen vorher gelesenen Satz wiederholte, zeichnete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln ab.

Da'an verfolgte Liams Verhalten. Mochte sein, dass er nicht wusste, von wem er diesen Gegenstand nur wirklich erhalten hatte, doch immerhin hatte er ihm auf indirekte Weise letztendlich doch bestätigt Kenntnis über das Relikt und dessen Wert zu haben. „Ich... ich danke ihnen dafür im Namen meiner Spezies, Liam.”, brachte er schließlich leise hervor, ehe auch er sich wieder umwandte, nachdem ein Moment der Stille zwischen ihnen entstanden war. „Und doch wird es nicht alle Fragen beantworten können.. „, murmelte er nachdenklich und geheimnisvoll zugleich, blieb dann neuerlich stehen und meinte mit einem Blick auf das Portal. „Lassen Sie Freiwillige die Geschenke ihren Besitzern überbringen und machen Sie sich einen freien Tag.. Major. Und - das nächste Mal, richten Sie ihm bitte auch meinen Dank aus.”, wobei seine letzten Worte um einiges leiser als der Rest war, jedoch nicht minder ernst gemeint verblieben.

Liam drehte sich zu seinem Companion um und blickte ihn nichts wissend an. „Bitte, wem soll ich diesen Dank ausrichten Da'an?”, seine Worte klangen wenig kenntnisreich und der Ton seiner Stimme bestätigte dies.

„Jenem, an den Sie bereits Ihre Bitte richteten. Ich schätze.... er wird Bescheid wissen.”, gab Da'an zur Antwort, ohne sich seinem Beschützer zuzuwenden, noch bevor er einen Schritt auf das Portal zumachte.

Der Beschützer nickte, auch wenn er nicht wirklich verstand, wen Da'an schlussendlich meinte. Oder sollte er etwa... der Kimera schüttelte mental diesen Gedanken von sich ab.
Er glaubte nicht, dass ein Companion je an Santa Claus, den Weihnachtsmann glauben würde, dies war viel zu unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich Ehe hätte er einen Besenstiel gefressen, als das zu vermuten.

„Frohe Weihnachten noch Da'an”, sagte Liam, ehe er sich umdrehte und Richtung Ausgang schritt.

Der Companion kam um ein leichtes Lächeln nun nicht länger umhin. Doch erwiderte er darauf nichts mehr, bereitete sich stattdessen vor, seinem Kind gegenüberzutreten und eine plausible Erklärung für diesen einen Gegenstand in exakt dem richtigen Moment bereit zu halten.

 

ENDE

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang