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  „Die VOKS” von Sy'la und Susanne   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Die VOKS wird entschlüsselt und eine äußerst gefährliche Reise ins Unbekannte zeichnet sich ab. Zuvor aber verschwindet eine irdische Großstadt ins Nirgendwo...
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel im Jahre 2325
Charaktere:  Die Sigera-Botschafterin Mia, Haggis, Dr. Myinga, Andre Markus Andersen und Sy'la - die Hybridin; die Jaridians Kor'nt, Ri'lev, Je'dir, Palwyr und Trestim; die Taelons Da'an, Ko'lan, Mur'ru, Ka'sar, Ken'tau und Dar'den; 300 menschliche Flüchtlinge, 9 Taelon-Kinder und Ariel; die Zazas mit der Anführerin „Weißes Schaf”; das Schiff Roleta und die Tzeks.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 7

 

(Zurück im Jahr 2325:)
„Wann wird Ho'shin mit dem zweiten Erdenschiff starten?” fragte Mur'ru Da'an in der Zentrale. „Wir müssen auch dieses Schiff vor den Angreifern retten, oder es wird vernichtet. Es kann diesen Wesen nicht entkommen.” Mur'ru betrachtete die logistisch berechneten Aufmarschpläne der Einheiten der schwarzen Schiffe. „Unser Schiff kann nicht alle diese Fremden eliminieren, zumal immer neue Schiffe ankommen, aber wir können ganz gut getarnt heranpirschen und eine Rettungsaktion unterstützen. Ho'shin's Gruppe muss gerettet werden.”

„Es gibt gute Neuigkeiten”, unterbrach Ka'sar seine Gefährtin via 3-D-Schirm. „Dieses Schiff ist wirklich außergewöhnlich. Die Technik der Zefir war unserer weit voraus.” Der Taelon-Wissenschaftler, der mit den Menschen an Bord bereits eng zusammenarbeitete, war stark beeindruckt. „Es scheint, dass das Zefir-Schiff sogar die Mittel hätte, durch die VOKS hindurch zu springen.”

„Hindurch? Ja wohin denn?” fragte Andre. „Wir wissen überhaupt nicht, was hinter der Front geschieht, wohin die gesamte Materie transportiert wird. Schon diese Idee ist irre.”

„Die Zeckenschiffe tauchen aus dem Nichts auf und verschwinden dahin wieder. Ihr Ziel ist nicht in diesem Kontinuum, das ist den Messungen nach sicher”, erinnerte Roleta. „Die müssen von woher kommen. Vielleicht aus einer anderen Dimension, einer Parallelwelt, was immer.”

„He, ich dachte, du wärst zu unserem Schutz da und nicht zu unserer Vernichtung”, maulte Haggis. „Warum machen wir es nicht wie die Taelons - packen unsere Sachen und verschwinden. Wir können der Erde nicht mehr helfen, aber wir können unser Überleben sichern. Es gibt sicher irgendwo einen netten gemütlichen Planeten, den wir besiedeln könnten...”

„Professor Combe, konnte eine Verbindung mit euren schlangenförmigen neuen Freunden hergestellt werden?” fragte Da'an ruhig mit seiner typisch vibrierenden Stimme, an den Physiker gewandt. „Ihr wolltet das doch gemeinsam mit Ko'lan versuchen.”

„Sie reagieren nicht”, meinte Peter bedauernd. „Sie wollten sich nicht in die Ereignisse einmischen, und sind darin konsequent.”

Bedrückt und hilflos sahen sie auf den Fernsicht-Schirmen, wie die gigantischen Waldbrände Lateinamerikas Teile der Erdkugel rot und rauchig erscheinen ließen.

 
* * *
 

(Auf dem Schiff:)
Die junge Frau wachte verschwitzt auf. Sie hatte wieder Bilder in ihrem Kopf, die sie nicht einordnen konnte. Was hatte sie nur geträumt? Eins war sie sich sicher, einige dieser losen Erinnerungsfetzen waren nicht die ihren gewesen, es schien so als würden sie von einer anderen Person stammen, aus einer anderen unbekannten Zeit. Ihre Träume gaben viele Gefühle ab, Wut und Verzweiflung waren dabei sehr dominant.

Ein lauter und zudem schriller Ton heulte auf einmal durch das ganze Schiff. Er befahl der Crew, sich zu versammeln. Sy'la stand von ihrem Bett auf und hielt sich die Ohren zu. Als hätten nicht schon Kopfschmerzen gereicht.

Schnell machte sie sich auf dem Weg zur Brücke. Dabei traf sie Kor'nt und Je'dir, die gerade vom Training zurückkamen. Ohne viel Gerede liefen die drei locker nebeneinander her. Dabei verdrehte der junge Jaridian Je'dir besonders häufig den Kopf zu Sy'la.

Das Geheule hatte immer noch nicht aufgehört, im Gegenteil es wurde umso schriller je näher sie der Brücke herankamen.

„Was ist los? Warum werden wir gerufen?” fragte Je'dir.

„Das waren nicht wir,” gab Mur'ru streng von sich. „ Roleta hat das ausgelöst.” Die Taelon senkte nachdenklich den Kopf. „Es ist Zeit, dass wir etwas unternehmen, und deswegen ruft uns dass Schiff zusammen.”

Sy'la ging zum Schirmfeld und gucke misstrauisch ins Hologramm. „Ich finde Roleta hat recht, da draußen wimmelt es nur von diesen Viechern. Habt ihr schon versucht, die Zazas zu kontaktieren?”

„Das haben wir schon versucht, sie wollen nichts mit der Sache zu tun haben, den Anschein nach bleiben sie immer noch auf Distanz.” Mur'ru ging zu einem Pult und tippte auf einige Knöpfe. Der Holoschirm veränderte sein Aussehen. Nun sah man die Erde, und Teile davon in Schutt und Asche.

„Eigentlich unmöglich, dass in diesen Bezirk noch jemand überleben könnte,” sagte Da'an, und Ko'lan nickte ebenfalls bei seinen Worten. Und dennoch nicht unmöglich genug - die Menschen wehrten sich offenbar noch immer.

„Es ist bemerkenswert,” gab Ka'sar als Antwort. „Wir haben aus diesem Sektor einen schwachen Signal empfangen. Tief unter der Erde müssen sich Überlebende befinden, aber erst werden wir diese Zecken eliminieren müssen, um ihnen helfen zu können.”

„Roleta hat etwas gefunden!” schrie Andre vor Begeisterung. Er schob sich durch Mur'ru und Da'an zum Pult hindurch und tippte hastig auf einige Schalter. „Wie Roleta vermutet hatte, müssen die Zeckenschiffe aus irgendeiner anderen Dimension oder Parallelwelt kommen. Daher hat sie systematisch diesen Sektor nach Anomalien, Verzerrungen und typische Strukturen durchgescannt. Und es ist folgendes dabei herausgekommen:” - Er drückte auf eine Taste und der Holoschirm veränderte wieder seine Projektion. Diesmal zeigte es aber den Weltraum. Ein riesiges verzerrtes „Loch” im Raum öffnete seine Pforten und gewährte den Zeckenschiffen unermüdlich freien Ein - und Ausgang. Dieses Tor konnte man dank eines Filtersystems des Schiffes sehen. Damit konnten also diese Zeckenschiffe ganze Planeten und Universen für sich gewinnen! Sie hatten immer Kontakt zu den anderen und konnten sich schnell abwechseln, sobald Komplikationen auftraten. Ein einfaches, aber dennoch gut ausgedachtes Prinzip.

„Bisher wussten wir nicht, wo die Schwächen dieser Rasse liegen. Aber jetzt wissen wir, wie sie hierher gelangen.” Andre sah dabei zu den Taelons, die sich untereinander verständigten.

„Dieses Schiff ist einfach genial, zu gern würde ich seine Erfinder kennen lernen,” flüsterte Peter. Die Crew stellte in Betrachtung des „Lochs” allerlei physikalische Überlegungen an.

„Wenn wir eine Lösung finden könnten, wie wir ihre Pforte schließen, dann wären die Feinde auf einer Seite schutzlos und es könnten keine neuen Schiffe mehr nachkommen,” überlegte Sy'la laut und fand in dieser Sache mehr Begeisterung als zuvor. „Die Frage ist nur, wie sollen wir dass anstellen?”

„Kluge Frage, nur die Antwort lässt sicher auf sich warten,” meinte Haggis kritisch.
„Wir können aber nicht so lange warten, die Erde hat höchstens noch ein oder zwei Wochen Zeit, dann wird vermutlich alles unter Asche liegen.” Andre fühlte mit einem Male müde, seine Blicke verlangten nach Schlaf und Erholung, trotzdem gab er es nicht zu.

„Andre.” Sy'la nährte sich dem jungen Mann und gab ihn einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Leg dich lieber schlafen, bevor du uns hier noch vor Müdigkeit umfällst. Du hast lange genug Daten gesichtet. Ich werde hier für dich den Posten übernehmen.” Ohne lange zu überlegen gab er auf und begab sich aus dem Raum.
„Ich werde auch schlafen gehen,” gähnte Haggis und trottete dem jungen Mann langsam hinterher. Einer nach dem anderen gingen sie, bis nur noch Sy'la und Je'dir allein auf der Brücke standen.

„Und du willst dich nicht schlafen legen?” fragte die schlanke dunkelhaarige Frau neugierig.

„Nein ich benötige nicht viel Schlaf, im Gegensatz zur menschlichen Rasse,” antwortete der Jaridian mit seiner dunklen Stimme und lächelte.

„Oh, wenn das so ist kannst, du mir hier assistieren,” sagte Sy'la ein wenig frech und schob Je'dir an den Pult. „Wenn ich nur wüsste, wie das alles funktioniert?” protestierte der, ‚tiefstappelnd’. „Diese Technik ist mir fremd.”

„Das ist nicht schwer, komm ich zeig dir, wie das geht. Also die eine Hand da hin.” Sy'la nahm seine Hand und legte sie an einer Stelle. „Die andere dorthin. Und so erkennt das System an deinem Implantat, dass du freien Zugriff hast. Jetzt kannst du das Pult bedienen.” Der Jaridian stand wie verzaubert da und betrachtete das Mädchen seitlich. Ihre Hände fühlten sich weich und geschmeidig an.

„Ähm ...,” bekam Sy'la nur noch stotternd heraus und ließ ihn los. „Wir sollten zuerst die Sicherheitsvorkehrungen überprüfen.” Flink glitten ihre Hände über die Tastatur, und der Schirm zeigte immer wieder massenhaft neue Daten und Informationen an. Man hätte mit dem normalen Lesen gar nicht mehr hinterher kommen können, doch für Sy'la schien das kein Problem zu sein. Sie konnte in dieser Geschwindigkeit lesen; wieder eine Gabe, die sie den Taelons verdankte.

Der Jaridian nahm vorsichtig ihre Hand. Freundliche Blicke trafen sich zögerlich. Er, ein Jaridian, und sie, ein Taelon-Mensch Hybrid, ob das jemals gut ginge? Würde jemand etwas dagegen haben? Würden sie, so wie sie sind, jemals akzeptiert werden? Doch keiner der beiden stellte sich jetzt im Gedanken diese Fragen. Jeder war auf den anderen konzentriert.

Mur'ru betrat plötzlich die Brücke. Natürlich traf ihr Blick sofort auf die beiden, die sich verträumt ansahen und erst gar nicht ihre Anwesenheit bemerkt hatten. Erst als sie sich geradewegs zu ihnen bewegte, ließen sie schnell voneinander ab.

 
* * *
 

(Einige Stunden später im Versammlungsraum:)
Roleta in ihrer roten Robe schwebte geheimnisvoll und stumm wie eine silberhaarige Fee knapp über den Boden. Ohne die Beine zu bewegen, kam sie lautlos den Anwesenden im Versammlungsraum der Zentrale entgegen. Sie deutete dann mit zierlicher Gestik auf die Hologramm-Szenerie zu ihrer Linken. Das eigenwillige Bordgehirn schätzte einen starken Auftritt.

„Wie ihr sehen könnt, vermochte ich einen Einblick zu nehmen in die Pforte, aus der die Zeckenschiffe in unser Kontinuum gelangen.

Wie ihr bereits wisst, ist die VOKS selbst ein Naturphänomen. Man muss sich das so vorstellen, dass jedes Universum ein Gegenuniversum hat, ein quasi-Spiegelbild, ein gegenpoliges Anti-Universum, die beide gleichzeitig entstehen. An und für sich sind sie voneinander getrennt; doch immer wieder stoßen sie mal da, mal dort leicht aneinander. Und zwar, wenn der Energiehaushalt zu stark differiert und schwankt, beginnen sie - bildlich gesprochen - aufeinander zuzudriften, als wären die Universen zwei sich anziehende Magnete. An diesen Punkten wird jeweils etwas Materie aus dem einen gesaugt, ein Vorgang vergleichbar einem riesigen schwarzen Loch - nur ohne mitspielende Gravitation - und in das andere Universum als Energie befördert. Dadurch wird der Energiehaushalt beider Universen beständig ausgeglichen und harmonisiert, die durch die Polarität entstandene zu große Anziehung abgeschwächt und letztlich die Trennung der Universen aufrechterhalten.

Was hier geschehen ist: Diese parasitär-räuberische Lebensform oder Gesellschaft, die wir als „Zeckenschiffe” bezeichnen, scheint sich durch Jagd-Überfälle zu ernähren und betrachtet die Zivilisationen hier als eine Art Beute. Vielleicht hat sie ihr Kontinuum längst ausgerottet, wo immer sie auch herkommt, wer weiß. Jedenfalls ging sie dazu über, Überfälle auf unser Sektor des Universum zu veranstalten. Dazu manipulieren die Fremden das äußerst seltene Naturphänomen VOKS als Waffe oder erzeugen es sogar künstlich - das ist uns noch nicht ganz klar. Die aufgeregt fliehenden Zivilisationen, die meist noch nie etwas von der VOKS je gehört hatten, sind dann eine leichte Beute für ihre Kriegs- und Raubschiffe. Sie kommen, um zu rauben und zu morden, und wenn sie genug zusammengestohlen haben, lassen sie die VOKS zusammenfallen und wenden sich einem anderen lohnenden Sektor zu, weit weg. Der Ausmaß der Schäden, die sie und die VOKS hier hinterlassen, scheint sie nicht im geringsten zu interessieren. Ihre Ethik ist offenbar ziemlich krass.”

„Es ist uns gelungen, eine Art skizzenhafte primitive 4-D-Konstruktion der Teile der Pforte zu machen, wobei die Pforte selbst eigentlich mindestens 7-dimensional ist. Das bedeutet natürlich auch, dass die Fremden entweder hervorragende Mathematiker sind, oder aber aus einem Kontinuum stammen mit mehr den uns bekannten 4 Dimensionen, wie Raum plus Zeit”, setzte Peter Combe fort. „Ka'sar, Andre, andere Wissenschaftler und ich interpretieren die Pforte als eine Art „Wurmloch”. Allerdings ist dieses nicht wie das, das die Taelons benützen, wo es durch ein Null-Kontinuum gerade „in eine Richtung rein” und an der „anderen Richtung raus” geht, ohne andere Ein- und Ausgänge. Dieses der Fremden benützt eine weit höhere Mathematik; es windet sich wie eine Röhre mit allen möglichen Verwinkelungen und besitzt viele Tore für raus und rein, primitiv vereinfachend gesagt. Die ganzen Ausmaße konnten wir überhaupt nicht abschätzen, nur soviel: es ist nicht gesagt, dass, wenn wir dieses Tor zerstören, die Fremden nicht sofort ein anderes öffnen könnten.”

„Vergleichbar den Bauten von Maulwürfen oder Präriehunden - die ganze Erde unterhalb der Oberfläche ist ein Tunnelsystem mit vielen Ausgängen. Schüttest du ein Loch zu, ist der Maulwurf längst an einem anderen.” Der Schwede deutete frustriert auf die wild verwinkelte Darstellung der Pforte. „Ganz zu schweigen davon, dass wir nicht die Mittel haben, dieses mehrdimensionale Gebilde überhaupt zu sprengen.”

„Können wir in dieses Tunnelsystem einfliegen?” fragte Ariel, wie immer an der Seite Da'ans. „Möglich, dass wir die Zecken nur aufhalten können, jedoch nicht besiegen. Aber auch Zeit ist im Moment wertvoll. Und außerdem startet Ho'shins Schiff demnächst.”

„Wenn wir das versuchen, dann quasi blind; weder wir noch Roleta sind so konstruiert, dass wir uns innerhalb der mehrdimensionalen Räumlichkeiten orientieren könnten. Einzige Richtlinie wäre eine mehr als siebendimensionale Mathematik. Und das bei unzähligen, mit Waffen gespickten Zeckenschiffen, die sich bestens orientieren können und die Pforte frequentieren”, warnte Peter. „Unsere Überlebenschancen sind da nicht gerade hoch.”

Ein kleines Mädchen, etwa sechs Jahre alt, mit blonden Locken, blauen Augen und rotem Schmollmund - sie sah aus wie ein Püppchen - betrat die Zentrale, wandte sich unsicher um und näherte sich schließlich Sy'la.

„Na, Kleines, hast du dich verlaufen?” fragte Sy'la die Kleine mitfühlend. „Die anderen Kinder sind jetzt im Spiel- und Unterrichtsraum, bist du da ausgebüchst? Aber hier kannst du auch nicht bleiben.” Sie seufzste und stand vom Feuteuille auf. „Komm mit, einer der Roboter soll dich zu den anderen bringen.”

„Aber Sy'la”, protestierte die Kleine und zog einen Schmollmund. „Ich bin es doch, Mia. Ich habe nur meine Körperform getauscht. Ich sagte doch, es wäre wieder Zeit dafür. Bin ich nicht hübsch geraten?”

Sy'la setzte sich instinktiv nieder. Je'dir neben ihr fand das sehr erheiternd, während Da'an von der anderen Seite des Raumes eher interessiert zu Mia sah, obwohl er gewiss nicht gehört hatte, was da leise gesagt worden war. Mia hatte er nur kurz als Elfe gesehen. Die „Botschafterin von Sigera” schien in den letzten Stunden verschwunden gewesen zu sein, und niemand hatte sie eigentlich vermisst.

„Entschuldigt, aber wir sind von der Erde geflohen, um wenigstens einen Teil der Menschen das Überleben zu sichern. Solltet ihr etwas Waghalsiges Vorhaben, so setzt die meisten Flüchtlinge - vor allem die Mütter und Kinder - zuvor auf einem bewohnbaren Planeten ab!” ereiferte sich einer der Männer aus dem geborgenen Erdenschiff. „Wozu habt ihr uns sonst gerettet!”

„Wenn hier noch lange geschwatzt wird, dann ist die Erde zerstört, das zweite Flüchtlingsschiff vernichtet und wir wieder heimatlos. Wir müssen endlich handeln. Ich fürchte, für Evakuierungen haben wir keine Zeit”, sagte Mur'ru scharf. „Und es sind auch Taelon-Kinder hier an Bord, ich weiß.”

„Ich muss der Generalin Recht geben”, meinte der Jaridian Rj'lev. „Wir haben keine Zeit für Sentimentalitäten und Ängste.”

 
* * *
 

Was hatten sie hier überhaupt noch zu suchen? Die Lage schien aussichtslos zu sein. Diese Zeckenplage war einfach unaufhaltbar.

Je'dir hatte sich an einem der farbigen Stehtische angelehnt und versuchte nachzudenken. Wenn doch nur die Zazas hier währen! DIE besaßen sicher so eine hochwertige Mathematik.

Sy'la saß immer noch neben diesem kleinen blonden Mädchen. Deren Gestalt war einfach ungewöhnlich, dachte sich die Hybridin. Sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass dies ihre Freundin war. Ihr Auftauchen hatte sie überrascht. Obwohl sie ihr Verschwinden nicht gemerkt hatte. Viel zu sehr beschäftigte sie im Inneren - der Zwischenfall mit den jungen Jaridian.

„Die einzigen Lebewesen, die noch in unserer Nähe weilen, sind diese schwarzen Schiffe und die Zazas,” sagte Je'dir. „Die Schlangen sind die einzigen, die die Flüchtlinge inzwischen bei sich aufnehmen könnten. Somit hätten wir, wenn wir an der Rettung Ho'shin scheitern sollten, trotzdem für das Überleben unserer Rassen gesorgt.”

„Wir versuchen doch schon seit einer Ewigkeit Kontakt aufzunehmen,” antwortete Haggis. „Diese Sturköpfe werden sich nicht melden.” Zazas, Zasas! Die Leute hörten einfach nicht auf. Das nervte.

„Die Zazas können auch anders kontaktiert werden,” wies das kleine Mädchen darauf hin und sah die Gruppe mit großen blauen Augen an. Stress und ein wenig Aggression lagen wie ein dicker Nebel in der Luft, nur die Taelons verhielten sich ruhig und ohne Anzeichen von Zeitdruck. „Um das Weiße Schaf zu erreichen bräuchten wir nur einen starken Telepathen.” Die Gruppe wechselte Blicke untereinander. Waren sie ganz vernagelt gewesen? Warum war ihnen das nicht vorher eingefallen? Aber besser zu diesem Zeitpunkt als nie.

„Ich glaube, dass unsere lieben Taelons mit dieser Eigenschaft bestens vertraut sind. Nicht wahr?” Die Augen auf die Gruppe der Bläulinge gerichtet, starrte Sy'la mit einem erheiternden Lächeln zu den Taelons. Wenigstens eine kleine Hoffnung blieb ihnen, auch wenn es nicht viel Chance auf einen Erfolg gab.

„Ich glaube, dass ihr am besten wisst, wer von euch dazu geeignet wäre,” fügte Rj'lev hinzu. „Eure Entscheidung müsste aber schnell folgen. Wie gesagt, die Zeit läuft der Erde davon.”

 
* * *
 

Die Taelons führten geistige Gespräche untereinander, dass konnte man an ihren förmlich fließenden Bewegungen der Hände sehen und an ihre untereinander zugeworfenen Blicke. War es dieser Versuch wert? Und, für wen würden sie sich entscheiden?

Da saß man voller Erwartung in der Runde, die Vertreter der Menschen, die Taelons, die Jaridians und das Kind Mia von Sigera, und versuchte, die Zazas zu kontaktieren. Und wie schon mal, damals auf Rais, wollten die Zazas stur 1. nichts mit Völkern zu tun zu haben, die tausende andere Welten in den Untergang getrieben haben, 2. waren sie der Meinung, als Forscher nicht mehr in die Entwicklung unterentwickelter Populationen eingreifen zu sollen, - denn wie viele Individuen sollten sie jetzt helfen? Einem? Tausend?? 9 Milliarden??? - und 3. waren sie am liebsten verschwunden, unsichtbar und anonym!

Immerhin ließen sie sich nach Bitten und Betteln doch dazu überreden, Ho'shin's von der Erde startendes Schiff mit den dreihundert Flüchtlingen und den restlichen Taelon-Kindern zu kapern und wortlos einstweilen zu einem System nahe Berkjak zu fliegen. Sie TELEPORTIERTEN das im Weltraum befindliche Schiff zu sich Richtung Mond, und ganz versteckt in einem Mondkrater stehend, beförderten es in einer Dimensionsblase verankert an der Seite der STADT, bevor sie in die Weiten des Alls damit verschwanden. Und sie nahmen zuvor noch etwas mit sich....

Da'an und Peter Combe konnten gerade noch eine kurze Botschaft an Ho'shin übermitteln, bevor die Zasas verschwanden. „Ihr schafft das schon”, waren die letzten Worte von „Weißes Schaf”.

 
* * *
 

„Weg sind sie. Und wie sollen wir den Krieg hier beenden?” fragte Dr. Myinga ärgerlich. Ab und zu kam er aus seinem Krankentrakt persönlich in die Zentrale. „Die Technik der Zeckenschiffe und dieses Phänomen überschreiten bei weitem unsere Möglichkeiten! Wenigstens Waffen hätten sie hier lassen können.”

„Wer aus Prinzip unsichtbar ist, braucht keine Waffen”, antwortete Ko'lan. „So sind die Zazas eben. Einfach - überlegen.”

„Wir sollten in dieses Tor hineinfliegen, egal was passiert. So wie ich es sehe, haben wir keine andere Möglichkeit”, empfahl Rj'lev. „Nur der Tapfere gewinnt den Sieg! Tun wir es nicht, stirbt euer Planet da. Und hätten alle ihre jeweiligen Order immer brav befolgt, und hätte das Schicksal nicht anders entschieden” - er sah sich wissend in der Zentrale um „- wären wir entweder alle schon tot oder wegen Verrat hingerichtet worden.” Er richtete sich stolz auf. „Wir leben nur durch geborgte Zeit. - Also los! Riskieren wir es!”

„London ist weg”, meinte Roleta plötzlich, mitten im Raum stehend, leicht schwebend.

„Was heißt weg?” fragte Andre irritiert. „Zerstört?”

„Nein, einfach weg. Die Zazas haben die Stadt mitgenommen.”

„Niemand kann eine ganze Stadt mitnehmen. Das ist nicht möglich”, erwiderte Da'an in seiner ruhigen Art.

„Offenbar doch. Meine Instrumente zeigen das an. Sie wurde miniaturisiert und auf das Schiff der Zazas teleportiert. Und sie haben es uns nicht gesagt.”

„Denen ist alles zuzutrauen. Wer kann schon sagen, was die Schlangen für einen Zoo auf ihrem Schiff zusammen gesammelt haben...” meinte Haggis in ihrer bissigen Art. „Jetzt liegt London womöglich bei denen als Juwel auf der Straße rum. Einschließlich Queen und Buckingham Palace.”

„Ich denke, dass die Zazas London UND das Schiff zu einer neue Heimatwelt mitgenommen haben. London ist ethnisch gemischt, es leben -” Andre korrigierte sich: „- pardon lebten - zahlreiche Wissenschaftler, Handwerker und Künstler da, es gab Fabriken und Produktionsstätten. Die Stadt hatte bestimmt genügend Proviant gelagert. London war dafür ideal.”

„Und sie haben niemanden gefragt!!” antwortete Haggis aufgebracht.

„Die Zazas haben sich uns nie feindlich gezeigt. Ich bin überzeugt, sie wollten nur helfen”, versuchte Ko'lan zu beschwichtigen.

Herr und Frau Schwarzkopf betraten hastig die Zentrale. Sie waren die gewählten Sprecher der Flüchtlinge von der Erde, welches aus einem ausgesuchten Kreis von Persönlichkeiten von wichtigen Branchen und Wissenschaften bestand. Sie hatten soeben mit den Flüchtlingen gesprochen. „Es gibt einen Hellseher an Bord, müsst ihr wissen,” erinnerte Frau Emma Schwarzkopf, „der berühmte Jean-Antoin Marclay aus der Schweiz. Die Regierung bestand darauf, dass wir ihn mitnehmen.”

„Marclay - ich erinnere mich...” begann Da'an.

„Er wird in ein paar Minuten hierher kommen. Er glaubt, nein er fühlt, wir können die Durchfahrt schaffen”, ergänzte der Industrielle Klaus Schwarzkopf seine Frau. „Auch die übrigen Flüchtlinge stimmten in Mehrheit über das Risiko ab. Sie sind dafür.”

„Wollt ihr den Kurs in das Tor setzen? Ich habe alles an Daten und Wahrscheinlichkeiten errechnet, was ich konnte. Aber in dieser 7-dimensionalen oder was-immer-Welt werde ich mich nur auf Grund von schlechten behelfsmäßigen Berechnungen orientieren können, die Tatsache bleibt - da drin bin ich so gut wie blind und wehrlos,” gab Roleta zu bedenken.

„Bist du bereit für die Leere, mein liebster Freund? - Steuert das Tor an!” befahl endlich Mur'ru mit einem Blick auf ihren Lebensgefährten Ka'sar. „Lasst uns sehen, ob wir Taelons in dem Wirrwarr etwas erkennen können.”

Eigentlich waren alle Menschen innerhalb der Zentrale gleichermaßen bedrückt und ängstlich als auch erleichtert, dass endlich etwas unternommen werden sollte. Man fühlte sich fast schuldig, zu den Überlebenden zu gehören. Über Lautsprecher wurde der Beschluss bekannt gegeben und die Menschen gewarnt, den Sicherheitsmaßnahmen nur ja umgehend Folge zu leisten.

 

Ende von Kapitel 7

 

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