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  „Die VOKS” von Sy'la und Susanne   (Emailadresse siehe Autorenseite),   April 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Die Zazas übergeben der Hilfstruppe ein besonders bemerkenswertes Schiff für ihre Mission - die Erde zu retten. Die Bergung von 300 Flüchtlingen führt zur Begegnung mit einer bedeutenden Persönlichkeit und dessen Kinder...
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel
Charaktere:  Die Sigera-Botschafterin Mia, Haggis, Dr. Myinga, Peter J. Combe, Andre Markus Andersen und Sy'la - die Hybridin; die Jaridians Korn't, Rj'lev, Je'dir, Palwyr und Trestim; die Taelons Ko'lan, Mur'ru, Ka'sar, Ken'tau und Dar'den; als Überraschung unter Flüchtlinge von der Erde alte Bekannte; die Zazas mit der Anführerin „Weißes Schaf”; das Schiff Roleta und die Tzeks.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 6

 

(Vor dem Solsystem:)
Es pfiff, und eine Wand wandelte sich um in einen dreidimensionalen Schirm. Da war die Sonne - ihre Sonne! Peter J. Combe fing tatsächlich an verstohlen zu weinen, während die anderen zwischen Erleichterung, wieder zu Hause zu sein, und tiefster Besorgnis vor der Zukunft schwankten.

„Diese vermaledeiten schwarzen Schiffe fallen über unsere Erde her!” meinte Haggis wütend. „Seht nur, die Atmosphäre ist voller Staub und Rauch, man sieht fast nicht mehr hindurch! Und überall diese Bastarde!”

„Ich wage kaum daran zu denken, wie es den Menschen dort ergeht,” sagte Sy'la traurig. „Was können wir nur tun?”

„Wir müssen sofort mit den anderen im Versammlungsraum sprechen! Die sehen sicher ebenfalls gerade die Übertragung,” meinte Andre.

„Ha, ja sicher! Für die Jaridians ist ein zerstörter Planet mehr oder weniger kaum der Rede wert!” fauchte Haggis.

„Fangen wir nicht schon WIEDER damit an, wir haben das in den letzten Tagen schon genug gehabt,” unterbrach sie der Schwede. „Wir brauchen einen intelligenten Plan, das ist es!”

Sie sahen gerade auf dem Schirm, wie ein Schiff - offenbar stammte es von der Erde - die feindlichen Linien zu durchbrechen versuchte. Es flog mit höchstmöglicher Geschwindigkeit zufällig genau in ihre Richtung - in Richtung Jupitermonde. In eines der Monde hatte sich das Zaza-Schiff heimlich hineinteleportiert, ein ideales Versteck für die nichtkriegerischen Zaza. Hinter dem mutigen Schiff folgten dicht die weit überlegenen Verfolger; eigentlich war das Schiff verloren!

„Sie sind in einer aussichtslosen Lage, wir müssen sie retten!” sagte Andre mit einem verzweifelten und fast schreienden Ton.

Die Zaza, die gerade wieder die Säule herunter kletterte, sah ihn mit einem neutralen Blick an, so als wäre er für sie unsichtbar. „Wir können nicht...” versuchte die Zaza ruhig zu erklären und wurde rüde unterbrochen. „Was ihr könnt nicht?!? Ihr könntet sehr wohl, ihr seit nur nicht gewillt!” Andre fing wütend zu schimpfen an und wollte, beinahe außer sich, auf die gemütskalte Schlange losgehen. Doch die Jardians, die gerade den Raum betraten, hielten ihn irgendwie davon ab.

Andre, der seine Hände in Angriffsposition gestellt hatte, blickte wuterfüllt zu den Aliens.

Dann ließ er seine Hände resignierend nach unten fallen.

Die Zaza zeigte sich bei seinem Angriff nicht gerade beeindruckt. So als hätte sie es fast vergessen, empfing sie die Angekommenen mit einem freundlichen Gruß.

„Wir haben die Schlacht dort draußen gesehen,” sagte Je'dir und blickte dabei auf Sy'la. Sie hatte sein Geschenk mit Freuden angenommen, wie er sich erinnerte. Nun trug sie diesen hübsche Gegenstand an einer silbernen Kette um ihren Hals.

Sy'la bemerkte die Blicke des Jardians und begegnete ihnen mit einem Lächeln. Dabei streifte sie mit ihren Fingern an das Schmuckstück entlang, als wollte sie damit zeigen, dass es bei ihr in sicheren Händen sei.

„Wir haben entschlossen, euch zu helfen, wenn ihr es uns erlaubt”, fuhr der Jaridian fort. „Schließlich werden wir auf diesem Planeten leben müssen.” Mia nickte zufrieden und sah dabei zu den anderen, sie willigten ebenfalls ein.

„Es gibt nur ein Problem.” Andre hatte sich mittlerweile wieder gefangen. „Wir sollten von den Zazas keine Hilfe erwarten, sie werden uns nicht helfen.” Dabei sah er zu der Schlange und machte eine ziemlich böse Grimasse.

„Was du andeutest ist falsch; hättest du mich ausreden lassen, so wüsstest du jetzt einiges mehr,” sagte die Kreatur leichthin. „Dass wir euch nicht helfen wollen oder können, stimmt. Wie du weißt, verbietet es unsere Religion. In die Allmacht des Universums werden wir auf keinen Fall eingreifen. Das heißt, dass keiner meines Volkes mit euch in den Krieg ziehen wird.

Doch wir werden euch ein fremdes Schiff zur Verfügung stellen, eines, das wir von längst ausgestorbenen Kulturen gesammelt haben. Ursprünglich war es ein Versuchsobjekt, aber nun haben wir für das Schiff keinen Gebrauch mehr. Ihr könnt damit die Euren retten, doch solltet ihr euch beeilen, denn so wie es aussieht, werden sie nicht mehr viel Zeit haben.”

„Wo steht dieses Schiff?” fragte Peter ungeduldig nach.

„Solche gesammelten Schiffe sind in einer Art Miniatur-Dimension in geheimen Hallen der Stadt verwahrt worden. Das Eure wurde schon lange nicht benutzt. Doch müsste es noch funktionsfähig sein. Die durchzuführende Bedienungen sind für euch einfach. Bitte folgt mir.”

 
* * *
 

Die Zaza schlängelte sich mit ihren typischen Bewegungen, gefolgt von ihren Dienern und den Gästen, aus dem Raum.

Es dauerte kaum ein paar Minuten, als sie schon in den „Hallen, der fremden Schiffe” wie die Zazas sie nannten, standen. Peter und Andre standen nebeneinander, beide mit offenen Mündern. Ein faszinierender Anblick in dieser Dimensionsblase! Vor ihnen lagen mindestens 20 Riesenschiffe und alle schwebten. Das größte maß fast (ein Kilometer), sagte die Zaza, eigentlich war es nach dem Maßstab der Zazas ein kleines Modell, denn deren wenige Schiffs-Städte hatten einen Durchmesser von etwa (20-30 Kilometer).

Dieses Schiff sah wie ein walzenförmiges Gebilde aus, wie eine silbriggraue Tonne, es hatte auch keinerlei Flügel, oder sonst etwas vergleichbares, wie etwa bei den menschlichen Flugmaschinen. Die Zaza eilte zu einem Punkt des Raumschiffs. Der Eingang dort war nicht zu erkennen, erst als die Schlange gegen eine bestimmten Stelle an der Schiffswand drückte, öffnete sich unterhalb des knapp über dem Boden schwebenden Schiffes eine Luke. Eine Plattform sank langsam nach unten und ein Tor klappte gleichzeitig auf.

„Kommt,” sagte das Weiße Schaf kurz und deutete ihnen, sich auf die Plattform zu plazieren.

Als alle dann auf diese Plattform waren, die eher an einer Schale erinnerte, drückte die Zaza an einer Stelle, die diesmal sichtbar als ein Knopf zu erkennen war.

Oben im Schiff angekommen, zeigte die Zaza ihnen, wie die einfachen Konsolen und Tastaturen zu bedienen waren. Eigentlich lief alles vollautomatisch ab.

Die Menschen hatten es dennoch schwer, sich so viele Dinge auf einmal in so kurzer Zeit einzuprägen, doch zum Glück hatten sie die Taelons und die Jardians dabei, die ein weitaus besseren Erinnerungsvermögen besaßen.

Als die Zaza mit ihrem „Rundgang” fertig war, wünschte sie ihnen allen mit warmen telepathischen Impulsen bei ihrer „Schlacht” viel Glück. Sie entfernte sich danach wieder nach unten.

Kaum hatte die Schlange die Hallen verlassen, schloss sich das Außentor und ein Teil des Zazaschiffes öffnete sich. Das Walzenschiff entfernte sich aus der Dimensionsblase und war mit einem Mal im Weltraum. Die Sterne wurden in all ihrer Pracht sichtbar und leuchteten wie Diamanten auf schwarzen Samt.

 
* * *
 

(In der Kommandozentrale der Zazas:)
„Du hast ihnen das Zefir-Schiff gegeben”, stellte der Oberste Priester des Tempels des Großen Rätsels telepathisch fest. Die Anführerin der Zazas züngelte etwas, was einem feinen menschlichen Lächeln entsprach.

„Die schwarzen Schiffe der VOKS-Manipulatoren greifen schon länger massiv in die natürlichen Gegebenheiten diese Universums ein. Wozu haben wir die Spezies da absichtlich zusammengebracht, als nicht dazu, diese unnatürlichen Eingriffe zu beenden”, erwiderte „Weißes Schaf” gedanklich.

„Wir werden das Fortschreiten der Aktion aus der Ferne beobachten?” versicherte sich der Oberste Priester der Zazas. „Gewiss, wie immer”, erwiderte die Anführerin. „Und gleichzeitig wachsen die überlebenden Spezies wie vorgesehen zusammen - jedenfalls, was davon noch existiert.”

„Ob die Menschen jemals entdecken werden, dass wir sie als Heilmittel für die Krise zwischen Taelons und Jaridians erschaffen haben?” Der Oberste Priester schüttelte den Schlangenleib und ringelte sich bequemer um den Sitzstab auf der Brücke.

„Sie werden es nie erfahren”, betonte Weißes Schaf. „Aber die Ausrottung tausender intelligenter Völker durch diesen Krieg bedrohte bereits die gesamte Evolution dieses Sektors. Ein Eingreifen war daher gerechtfertigt.”

„Sie dürfen nach der Beseitigung der VOKS-Krise das Schiff nicht behalten. Sie sind noch nicht reif dafür”, mahnte der Oberste Priester.

„Keine Sorge; das Schiff kommandiert sich selbst. Es besitzt eine hochentwickelte künstliche Intelligenz. Nach Beendigung der Mission wird Roleta sich dennoch selbst zerstören.”

Die beiden Zazas schmiegten sich ringelnd aneinander und sahen auf den 3-D-Bildschirmen, wie das walzenförmige Schiff davonflog.

 
* * *
 

(Auf dem Walzenschiff:)
„Es ist überhaupt nicht geklärt, wer denn hier ab nun das Kommando besitzt,” brauste der Jaridian Rj'lev hitzig auf. „Ganz sicher fügen wir uns keinem Taelon!”

„Ich bin als Generalin die Ranghöchste hier, so wie die Taelons überhaupt die Intelligentesten und Ältesten auf diesem Schiff sind. Natürlich befehlen daher WIR.” Mur'ru ärgerte sich. „Fall wir dieses fremde Schiff überhaupt fliegen können. Wir wissen vom Schiff überhaupt nichts. Und diese Farben...!”

„Das möchte euch so passen!” schimpfte Haggis. „Und wir Menschen sollen wohl so etwas wie eure gehorsamen Diener sein, nicht wahr?”

„Wir müssen zusammenarbeiten und gemeinsam bestimmen”, versuchte der Doktor zu beruhigen und etwas Vernunft zu vermitteln. „Wir können uns Streitereien einfach nicht leisten! Die Lage ist zu ernst.”

Die gemischte Truppe hockte nervös in der großen Zentrale, wobei einige versuchten, die mysteriöse Technik der Zentrale zu ergründen. Wo war denn das Steuerpult??? Eigentlich sah die Zentrale aus wie ein großes rosafarbenes Wohnzimmer mit bequemen blauen Sesseln, Sofas und einigen gelben Tischchen. Und das sollte die Zentrale sein?

„Die Zazas haben uns dieses Schiff gegeben, aber wir hatten es so verdammt eilig. Wir hätten uns das Schiff wenigstens ordentlich erklären lassen sollen.” Andre lief wie ein zorniger Tiger auf und ab. „Das haben wir davon. Und dem Schiff von der Erde konnten wir auch nicht helfen...”

Eine wohltönende Stimme in Mezzosopran sagte einige Worte in taelonisch und fing dann belustigt zu lachen an. „Nein, was seid ihr nur für ein amüsanter Haufen! Und mit euch habe ich von nun an das Vergnügen... übrigens, ich bin der Kapitän hier an Bord - ICH, wohlgemerkt.”

„Das Schiff sollte doch ohne Besatzung sein,” wunderte sich Sy'la. „Das sagten die Zazas jedenfalls. Wer bist du überhaupt?”

„Ich bin Roleta. Und solange ihr an Bord seid, habe ich bei allen Bordbelangen das Sagen; außerhalb könnt ihr meinetwegen tun und lassen, was ihr wollt. - Peter!” Combe hatte eine kleine Schaltung entdeckt und einen 3-D-Schirm aktivieren können. „Spiel nicht mit meinen Sachen, solange du die Hypno-Einschulung noch nicht hinter dir hast!”

„Du könntest dich wenigstens zeigen”, maulte Haggis. „Statt hier ungefragt Kommandos zu geben.”

„ZEIGEN?” Die Stimme lachte schon wieder. „Ihr befindet euch in meinem Inneren! Ich bin das SCHIFF! Ich bin Roleta. Eine künstliche Intelligenz - eine, die bestimmt höher entwickelt ist als eure. Willkommen im Schiff der ausgestorbenen Zefir. Solltet ihr Fragen oder Wünsche haben - wendet euch vertrauensvoll an mich. Ich helfe euch - oder auch nicht. Und bevor ich es vergesse: das kleine Erdenschiff habe ich an Bord gezogen. Bin ich nicht nett? Schließlich brauche ich eine ordentliche Besatzung, sonst wird es langweilig. - Juckt euch die Schulter? Ich habe mir erlaubt, jeden von euch eine Miniatursonde einzupflanzen, damit wir immer in Kontakt sind.”

Dar'den und Ken'tau griffen sich instinktiv an ihre Schultern - wie sollten SIE...

„Ja, auch den Taelons. WIR können so etwas, Energiewesen her oder hin. - Und nun zur Sache: wir befinden uns in einem nicht ortbarem Tarnfeld inmitten des Schwarms der zeckenartigen feindlichen Schiffe. Ich schlage vor, jemand holt die verängstigten Menschen aus dem kleinen Überlebensschiff von der Erde - das sollte wohl eine Art Arche Noah werden - bestimmt sind wertvolle Spezialisten dabei. Und dann sehen wir uns einen Film über mich, die Örtlichkeiten und alle meine Möglichkeiten an...”

Mur'ru funkte Roleta bei ihrer Rede dazwischen: „ Das ist ja toll, von all den Schiffen in dieser Halle mussten wir ausgerechtet dieses hier erwischen!?”

Roleta zeigte ihre Wut indem sie das Zimmer zum Beben brachte. Alle versuchten das Gleichgewicht zu halten, nur Haggis verlor ihre innere Koordinierung und knallte grob gegen eine Wand. Maulend stand sie wieder auf und klopfte sich ab.

„So solltest du nicht mit mir sprechen Taelon! Ich bin, wohl gesagt, eure einzige Hoffnung, ich bin das letzte noch funktionstüchtige Schiff der Zefir!”

Die Generalin ließ einen „Sha'bra” von sich und sah sich misstrauisch im Raum um. Mur'ru wusste, dass das Schiff überall seine Augen hatte, sie spürte es.

„Genug geredet!” zischte Sy'la mit einem beunruhigten Ton. „Wo hast du die Überlebenden hintransportiert, Roleta?”

„Sie sind Hangar, ich werde euch hinführen.”

Eine Gestalt von sehr großer Erscheinung tauchte einmal, wie ein Geist, zwischen der Gruppe auf. Das Gesicht war wohl das eindruckvollste an dieser ganzen Kreatur: feine silbrige Gesichtszüge, helle freundlich dreinblickende Augen und im dunklen Silber schimmernde lange Haare. Wie eine Elbe aus den Sagen der Menschen. Gekleidet mit einem langen roten Gewand mit Kapuze und einen goldglitzernden Gürtel.

Alle waren überrascht zur Seite getreten, denn keiner hatte damit gerechnet, dass das Schiff sich als Hologramm-Gestalt sichtbar machen würde.

Roleta schien ein wenig über den Boden zu schweben. Ihre Schritte waren leicht und nicht zu hören, als sie die Gruppe durch Gänge führte, bis hin zum Hangar. Dort drehte sie sich zu ihnen und sagte mit einer freundlichen Stimme, die gar nicht der letzteren glich:

„Dieser Gang noch und ihr seit angekommen, ich werde wieder in die Zentrale zurückkehren, meldet euch wenn ihr etwas benötigt.” Dann verschwand sie genauso schnell wieder, wie sie erschienen war.

 
* * *
 

Plötzlich erblaute Ko'lan, der direkt neben Sy'la und Mia stand. „Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?” fragte Sy'la.

„Ich spüre eine mir bekannte Sequenz. Erst dachte ich, es wäre vom Schiff gekommen, aber jetzt spüre ich es klar und deutlich.”

„Jetzt wo du es sagst...” plapperte Mur'ru dazwischen und gestikulierte nach Taelon-Art begeistert mit den Händen. Die Aufregung der Taelons legte sich, denn und nun spürten alle die wohl bekannte Sequenz. „Da'an!” murmelte Ka'sar. Ken'tau, Dar'den und Ko'lan kamen bereits herbeigeeilt. „Spürt ihr das auch? Das ist doch...” Dar'den schien sich besonders zu freuen.

„Freut euch nicht zu früh”, meinte dazu Ko'lan. Die Taelons unterhielten sich in ihrer Sprache. „Der Da'an den ich gekannt habe, war seinerzeit ein strikter Befürworter der alles dominierenden Kontrolle und Ordnung der Synode.”

„Das Gemeinwesen setzt sich nur noch aus uns Übriggebliebenen zusammen! Die glorreichen Zeiten sind vorbei. Das Gemeinwesen hat sich geändert, also haben sich auch die Richtlinien für die Synode geändert”, meinte Mur'ru.

„Ja, in Richtung Aggressivität, Betrug, Leidenschaft und Machthunger”, meinte Ken'tau reichlich zynisch für einen Taelon. „Somit nicht zum Besten sondern zur Schande. Denkt nur an diesen Zo'or!”

„Sehr wohl zum Besten”, widersprach Ka'sar. „Die alles überziehende Kontrollwut der Synode wurde endlich gebrochen, individuelleres Handeln, Gefühle und Fruchtbarkeit wurden somit wieder möglich. Wir haben zwar einen Teil unserer Spiritualität und hohen ethischen Grundsätzen verloren, dafür aber uns das Überleben gesichert!”

„Ja, um welchen Preis!” spottete Dar'den. „In früheren Zeiten hätte diese Unehre ausgereicht, dass sich die Anführer in die Leere aufgelöst hätten. Und jetzt...”

„Spürt ihr das nicht? Mit Da'an schwingt auch eine Hauch Jaridian und ein Hauch Mensch mit! Wie ist das möglich?” Ko'lan war irgendwie erschüttert. „Offenbar haben die letzten Taelons sich tatsächlich mit den Jaridians vereint. Ausgerechnet Da'an! Und - „ der Taelon lauschte, etwas aus der Fassung geraten „ - es gibt auch Taelon-Kinder an Bord!”

„Kinder?” Sy'la beherrschte taelonisch immer noch nicht perfekt. „Sprecht ihr von taelonischen Kindern an Bord? Oder von Hybriden? Und wer ist Da'an?” Sie, Mia. Andre, Peter und der Jaridian Je'dir sowie die Taelons waren beim kleinen Schiff von der Erde angekommen. Offenbar hatte man sich drinnen entschlossen, die Luke zu öffnen. Heraus kletterten - 5 Menschen, zwei Jaridians und - Da'an.

 
* * *
 

Nachdem Roleta die aufgeregten traumatisierten Flüchtlinge in bequemere Quartiere übersiedeln hatte lassen, und diese einigermaßen überzeugt waren, in Sicherheit zu sein, wartete die gemischte „Crew” des Zefir-Schiffs gespannt auf Da'ans Aussagen:

„Die Menschen schreiben das Jahr 2325. Es ist Sommer auf der nördlichen Halbkugel. Die VOKS-Front ist nur noch 1/2 Lichtjahr von der Erde entfernt,” begann der charismatische Taelon. „Die vergangenen Jahre auf der Erde waren sehr turbulent. Nach der Vereinigung der Taelons mit den Jaridians verließ die neue geistige Existenzform, die sich Anfang des 21. Jahrhundert gebildet hatte, mehrheitlich diese Existenzebene. Wir werden nie mehr von ihr hören. Ich selbst und mein Bruder Ho'shin aber kehrten nach einer Weile - das war vor etwa zwei Erdenjahren - auf die Erde zurück; auch die Jaridian-Frauen Palwyr und Trestim wurden von der höheren Existenzform zurückgesandt. Der alte genetische Schaden, der unser beider Existenz, der der Jaridians als auch der der Taelons bedrohte, wurde jedoch mit uns repariert. Es wird kein weiteres Fieber geben! - Vielleicht geschah unsere Rückkehr, weil wir zu besorgt waren, was mit den Zurückgebliebenen geschehen würde.”

Da'an unterbrach sich kurz. In seiner Nähe stand eine dunkelhaarige schöne, etwas animalisch aussehende Frau im besten Alter mit Namen Ariel, die die Anwesenden in der Zentrale nicht recht einordnen konnten. Sie hatte große dunkle Augen und zwei dunkler gefärbte Hautmale auf den Wangen, sah aber aus wie ein Mensch.

„Alle Menschen, die ich früher zu Beginn des 21. Jahrhunderts gekannt hatte, waren inzwischen in die große Leere gegangen; nur Ariel hatte mit einem kleinen Schiff anscheinend von der früheren Heimatwelt der Jaridians zur Erde gefunden. Ariel hier -” der Taelon fasste die Frau fast zärtlich kurz an der Hand - „ ist die Tochter Lili Marquets und des Jaridian Vorjak, und durch meine damalige Energietransfusion und Persönlichkeit irgendwie auch meine Tochter! Ich war sehr froh, sie zu finden.”

Die Anwesenden in der Zentrale waren nicht mehr still zu halten und begannen durcheinander weitere Fragen zu stellen, bis Da'an sich anschickte, mit seinem Bericht fortzufahren:

„Die Menschen auf der Erde hatten nach unserem Weggang ein kurzfristiges Problem mit den Atavus, die durch eine uralte Zeitmanipulation entstanden waren, auf die ich nicht länger eingehen will; fast hätte es mit ihnen eine positive Lösung gegeben, doch offenbar sind dann alle in den späteren Jahren ums Leben gekommen, auch Renée Palmer und ihre Begleiter. Das schwer beschädigte Mutterschiff überdauerte viele Jahre, bis erstmals die schwarzen Schiffe auftauchten. Es liegt nun auf der Erde, flugunfähig und fast zerstört. In der Not entschied das Mutterschiff, die ungeborenen Taelon-Kinder auszubrüten und der Obhut der Menschen zu übergeben. Das war der eigentliche Grund für mein Erscheinen! Ich konnte wohl keinen Frieden finden. - Die schwarzen Schiffe richten auf der Erde furchtbare Massaker an. Den Menschen, die - wie ich heute weiß, seelisch mit uns verwandt sind - droht die Vernichtung; und nicht nur ihnen. Tausende menschliche Mütter halfen damals zu Beginn des 21. Jahrhunderts - unfreiwillig - mit, die Embryos genetisch überhaupt entstehen zu lassen; von den 22 solcherart gezeugten und mit taelonischer Energie belebten Kindern konnten nur 18 überleben; davon sind vier meine eigenen...”

Dem Taelon versagte kurzfristig die Stimme, sein Gesicht verschwamm in blauer Energie. Offenbar hatte der Bericht mit den Erinnerungen in ihm starke Emotionen ausgelöst. Als sich seine Züge wiederfanden, hatte er Tränen in den Augen. „Ho'shin hat die anderen neun Kinder noch auf der Erde”, setzte Ariel mit ihrer dunklen Stimme fort, „wo ein zweites Fluchtschiff auf seine Chance wartet, zu entkommen. Zusammen mit etwa dreihundert Menschen; dreihundert fanden in unserem Platz. Die Erde scheint tatsächlich verloren zu sein; die Fremden haben Waffen, die selbst für das Taelon-Mutterschiff zu überlegen waren. Wir brauchen DRINGEND Hilfe!”

Sy'la stand halb angelehnt am dunklen Eingang der Türe und hatte sich alles mit angehört, doch bis jetzt kein Wort gesagt. Eigentlich hätte man sie fast übersehen, bis sie schließlich das verwirrende Durcheinander der vielen Stimmen mit ihrer eigenen Stimme etwas besänftigte. „Wir müssen schnellstens eine Lösung finden und wie es mir scheint sind die Zazas die wohl einzige Lösung, die wir noch haben. Nur so können unsere Rassen überleben. Wir müssen sie nur davon überzeugen, uns zu helfen.”

Da'an bemerkte erst jetzt die junge Frau, die langsam vom Schatten in die Helligkeit trat. Er staunte nicht schlecht. Dort stand eine junge Frau, die eigentlich längst tot war - eine der vier Hybriden am Bord des Mutterschiffes, die nicht überlebt hatten.

Ihre Blicke trafen sich, doch Sy'la konnte den Taelon nicht zuordnen, sie erkannte ihn nicht. Ihr Gedächtnis begann erst seit sie auf dieser Raumstation mit Haggis erwacht war. Von ihrer Vergangenheit wusste sie nichts mehr, außer ihren Namen.

„Du hast recht,” seufze Ko'lan. „Sie sind wohl unsere letzte Hoffnung. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um ihre Meinung zu ändern. Ich werde sehen was ich tun kann.” Somit entfernte sich Ko'lan aus dem Raum und ging zur Kommunikationsbrücke, um die Zazas zu verständigen. Die restlichen Taelons und Menschen folgten ihm. Nur Da'an blieb stehen und sah immer noch seltsam Sy'la an.

Ihr war unwohl, so angestarrt zu werden. „Willst du nicht mitkommen?” fragte sie, um die Situation zu beenden.

„Erinnerst du dich nicht?” fragte Da'an.

„Soll ich ehrlich zu dir sein? Ich sehe dich heute zum erstem Mal, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dich davor jemals gesehen zu haben,” sagte sie hart.

„Nein, das ist wahr.” Der Taelon hob vor ihr die Hand. Sy'la trat zögernd näher, und blickte skeptisch. Doch ihre Neugierde war wohl stärker als die Angst, langsam hob sie ihre Hand über die von Da'an. Seine Energie, seine Erinnerungen und viele Bilder schossen ihr durch den Kopf. Bilder vom Mutterschiff und deren Bruträume. Dort lagen viele ihrer Art in Behältern und warteten auf ihre Wiederbelebung. Dann schob sich ein grausiger schwarzer Schatten ins Bild. Erschrocken ließ Sy'la los und wich zurück.

„Was... Was war das?” stotterte sie heraus.

„Das kann ich dir nicht sagen, das war eines deiner eigenen Erinnerungen. Du musst von selbst herausfinden, wie sich deine Vergangenheit abgespielt haben könnte. Ich kann dir nur meine Sicht vor Augen führen. Doch ich vermute, dass Zo'or etwas mit deinem Verschwinden zu tun hatte. Wir anderen Taelons hatten gedacht, du seist längst nicht mehr am Leben.”

 
* * *
 

Sy'la schlief diese Nacht sehr unruhig. Ständig stiegen Erinnerungsfetzen hoch, doch bevor sie ihr bewusst wurden, zerplatzten sie wie Seifenblasen und ließen nur eine beunruhigende Ahnung aus der Vergangenheit zurück.

Die Vergangenheit.

Gehen wir in die Vergangenheit, zurück, weiter und weiter.... Jetzt sind wir auf dem blau-durchscheinenden Mutterschiff. Die Zentrale. Zo'or auf seinem Kommando-Sessel, der nur ihm allein zustand. Arrogant, überlegen, völlig von sich überzeugt. Alles Maskerade! - nur um seine Gefühle zu überdecken. Seine Größe, seine Gefühle, seine archaische Aggressivität machten ihn zu einem Außenseiter unter den Taelons. Die jüngeren Taelons retardierten neuerdings, entwickelten sich zurück. Und er war der jüngste von allen.

Mit dem Zerfall des Gemeinwesens gelang es Zo'or immer weniger, die Fassade eines „richtigen Taelon” und „würdigen Anführers” aufrecht zu erhalten. Alle begannen es zu sehen, vor allem Da'an, der es nicht sein lassen konnte, ihn diesbezüglich zu beschämen und über seine eigenen Machenschaften und Intrigen anzulügen. Zo'or hätte sein Herzblut dafür gegeben - sofern er solches besessen hätte - für die Anerkennung durch seine Artgenossen. Oder gar die Da'an. Aber sie achteten ihn nicht, sie verachteten und fürchteten ihn nur. Mehr und mehr hasste Zo'or sie deswegen, und mehr und mehr fühlte er sich immer weniger wie ein „geschlechtslos-erleuchteter” Taelon, sondern immer mehr wie ... ja, wie was eigentlich? Jedenfalls hatte der Taelon erkennen müssen, dass die Menschen mit den Taelons mehr gemeinsam hatten als gedacht, dass sie ihm manchmal sogar Respekt abverlangten - auch wenn sie durchwegs kulturell, technisch, ethisch, sozial, religiös, biologisch und was sonst noch unsagbar rückständig und unterentwickelt waren... Aber mit etwas Förderung... unter der absoluten Regentschaft von Taelons... in ein paar zigtausend Jahren.... vielleicht...

Zo'or hasste es, Da'an recht geben zu müssen. Da'an - dieser sentimentale Intrigant! - hat das natürlich schon früher erkannt. Auch ohne biologische Experimente. Da'an hatte ja schon immer die diplomatische Gabe, sich bei verschiedensten Spezies einschmeicheln zu können. Nur hatten sie früher, unter Qu'on, noch eng zusammengearbeitet. Da'an anerkannte ihn einfach nicht als Anführer. Familienbande hin oder her, es war ein einziges Ärgernis!

Zo'or scheuchte ein paar Drohnen mit einem Auftrag durch das Schiff und hörte sich Agent Sandovals Berichte über die Aktivitäten der Untergrundbewegung an. Die Menschen hätten gut daran getan, die völlige geistige Überlegenheit der Taelons anzuerkennen und ihnen die Macht zu überlassen. Alles, was Menschen machten, war Mord, Totschlag, Gier, Neid, Lüge ... Raubtiere eben! Und so etwas wollte den Taelons ebenbürtig und gleichberechtigt sein??? Der Planet strotze vor unerledigten Aufgaben: Hunger, Kriminalität, Korruption, Kindesmißbrauch, Frauenhandel... aber anstatt diese Mißstände zu behebe, versuchte diese undankbare Bande ständig, die Taelons zu bekriegen! Sie hatten für alles Einfälle, nur nicht genug, um einen allgemeinen Wohlfahrtsstaat zu erschaffen.

Und da, dieser Ronald Sandoval! Er belog ihn, Zo'or - oh, das wusste er! Aber irgendwie mochte Zo'or diesen Mann, er erinnerte ihn an die Urform der Taelons. Seine männliche Energie, seine Schläue und seine Skrupellosigkeit imponierten Zo'or. Nein, feige war Zo'or sicherlich nicht, er schätzte Courage. Also spielte Zo'or mit, ja begann sogar sein Verhalten unbewusst als Maßstab zu sehen, wie man mit Menschen offenbar umzugehen hatte! Sandoval war wirklich ein für Zo'or typischer Mensch - er brach alle Gesetze, folterte, stahl, log - Zo'or mischte sich nicht ein. Die Taelons hatten immer die Spezies von Ihresgleichen befehligen lassen: So wie die Moral der Spezies bestellt war, so waren dann verdientermaßen deren Führer... Solange Sandoval das tat, was im Sinne Zo'or war... Ein Planet, der offenbar im Laufe der Geschichte soviel Blut vergossen hatte, verdiente eben einen Sandoval.

„Lösen Sie das Problem!” befahl schließlich Zo'or. „Ich frage wie immer nicht, wie! Nur lösen Sie es - bald.” Er machte mit einem Blick deutlich, dass Sandoval entlassen war. Dieser verzog leicht die Mundwinkel, seine Aura nahm einen Hauch giftgrünen Ärgers an, die der Taelon deutlich wahrnahm, auch etwas senffarbene Berechnung schwang mit. „Natürlich, Zo'or”, versicherte der Mensch scheinbar willig, bevor er ging. Zo'or suchte seine Gemächer auf, um eine Energiedusche zu nehmen.

Er lag bereits in seinem Liegesessel, als ein Schemen in seinem Quartier auftauchte. Zo'or wollte hochfahren, doch konnte er sich nicht rühren. Er war wie festgefroren. Entsetzt sah er zu der Lichtgestalt hin, dem Abglanz eines strahlenden Kimeras. Plötzlich stand er irgendwo im Nirgendwo des Kosmos, umgeben von strahlenden Wolken.

„Ei, Zo'or, so begegnen wir uns”, sagte die unbekannte Lichtgestalt. „Hoffe nicht, dass dir jemand zu Hilfe kommt. Hier, wo wir sind, herrscht keine Zeit! - ja, uns gibt es noch, natürlich nicht auf der irdischen Existenzebene, die wir dank eurer damaligen Kriegsführung ja verlassen mussten. Ihr habt uns, nachdem wir euch so sehr geholfen haben, einfach ausgelöscht!”

„Und ihr habt unsere Gene verdorben! Durch euch wurden wir zu Lebensräubern gemacht!” erwiderte Zo'or. Er musste erstarrt dastehen, den Kimera vor Augen. „Ihr müsst euch, wo ihr auftaucht, mit anderen Spezies paaren, egal was die Folgen sind. Unverantwortlich! Unsere gesamte alte Rasse ging durch diese Kreuzung unter. Wir konnten mit der Gabe des Shakaravah, ohne Vampirismus, nicht leben. Der Versuch, davon loszukommen, führte zur Spaltung unseres Volkes, zum Krieg mit den Jaridians! Dadurch seid ihr mitschuldig am Krieg geworden, und an all den zerstörten Welten.”

„Wir waren reine Forscher, und wollten immer nur helfen, immer nur unseren Fortschritt und unsere geistige Entwicklung an andere Völker zu deren Besten weitergeben,” erwiderte der sonnenhell leuchtende Kimera, „- wie geht das besser, als durch ein Kind als Vermittler? Viele der Kinder haben in den Völkern ohnehin nicht überlebt; sie wurden meist von der jeweiligen Spezies getötet. Geblieben sind nur Sagen von fruchtbaren Goldregen, Gottessöhnen und Lichtheroen. Ihr seid die seltene Ausnahme, wo die Vermischung nicht die erhofften Resultate zeitigte und ein Defekt entstanden ist.”

„Gib mich frei, Kimera!” fauchte Zo'or sein gegenüber feindselig und ungeduldig an. „Kehre zurück ins Reich der Schatten und des Vergessens, und lass die Überlebenden zufrieden!”

„Nein”, widersprach Ha'gel. „Wir bemühen uns, unsere Schuld zu begleichen und unsere Fehler zu bereinigen. Wir haben deswegen schon öfter Taelons, wie etwa Ma'el, kontaktiert. Ich bin leider hier, um dir die Zukunft aufzuzeigen. Sieh hin, Taelon!”

Vor Zo'or Augen begann die Zeit zu rasen: Seine steigenden Aggressionen, der Verlust der Core-Energie, sein schändlicher Energiediebstahl an anderen Taelons, das neundimensionale Rätsel, die Verstrahlung der Menschen mit Taelon-Energie zum späteren Schutz vor den Atavus, der Untergang der Taelons, seine Metamorphose. Die VOKS und die Zeckenschiffe, die Zaza's, die kosmischen Mächte...

„Ich verstehe”, sagte Zo'or schließlich. „Ich muss zum Wahnsinnigen und zum Teufel werden, um mein Volk zu retten. Denn niemand wird verstehen, was ich tue. Und ich muss die Menschen retten, um mein Volk zu retten, und doch werden Unzählige sterben. Ich muss bis zuletzt am Leben bleiben, koste es, was es wolle... Und ich muss am Ende das Gemeinwesen verlassen...”. Zo'or verzweifelte schier. Wie konnte das Schicksal ausgerechnet IHM diese zu große Last aufbürden? „Du weißt, dass ich für immer verstoßen werde? Das ist schlimmer als der Tod. Es ist mehr, als ich geben kann.”

„Du hast keine Wahl. Du sagtest immer wieder, dass du nicht vor unpopulären Maßnahmen zurückschreckst. Du bist der Anführer der Taelons und stehst an der Spitze des Gemeinwesens, und das ist der Preis. Es gibt keine andere Lösung. Erkennst du einen logischen Fehler? Nur dadurch ist die Zukunft zu sichern.”

Zo'or wurde mit weiteren Bildern vertraut gemacht. Sein Lebenswille war dennoch zu stark. Er wollte ganz einfach nicht so vor einem aufgezwungenen Schicksal kapitulieren.
„Sieh hin, es werden Astronauten aus der Zukunft kommen”, führte Ha'gel fort. „Sie werden nochmals meine Ausführungen bestätigen. Sie werden dir vom Schläfer berichten, und nur dir. Wir Kimera, und mit uns die Zaza, wissen, dass du das Richtige tun wirst - freiwillig oder unfreiwillig... Das Schicksal will es so.”

Die Vision verblasste. Zo'or befand sich wieder in seinem Sessel und fuhr mit einem Aufschrei hoch. „Alarm”, rief er. „Fremde sind an Bord!” Er war ganz durcheinander. Er erinnerte sich nur an einen wirren und wüsten Traum und an seine Erstarrung - der Rest verschwand Stück für Stück aus seinem Bewusstsein, verschwand ganz tief in die verborgenen Winkel seines unbewussten Seins, wo das Wissen um die Zukunft als Programmierung still und unentdeckt warten würde, um die zukünftigen Handlungen des Taelons zu beeinflussen.

Nach einigen Sekunden tauchte Sandovals Gesicht auf dem Schirm auf. „Zo'or! Was ist geschehen? Es gibt keine Fremden hier auf dem Mutterschiff.” Eine Spur von Besorgnis huschte über sein asiatisches Gesicht.

„Ich muss geträumt...” Zo'or unterbrach sich. „Nein, vergessen Sie es, löschen Sie das aus dem Buch. Es ist nichts.” Er schritt unruhig, mit etwas flackernden Augen durch seinen Ruheraum, um dann ins Weltall zu blicken. „Es ist gar nichts, gar nichts.”

„Sie wirken krank und verwirrt”, meinte Sandoval. „Soll ein Taelon-Arzt gerufen werden?” Er hätte zu gerne gewusst, was Zo'or so aus der Fassung geraten ließ, doch schien dieser es selbst nicht mehr zu wissen.

„Das ist nicht nötig. Lassen Sie mich allein!” befahl Zo'or unwirsch. Der Holo-Schirm löste sich auf. „Schiff!” rief Zo'or in die Stille hinein. Er verdrehte mit steigendem Wahnsinn leicht den Kopf und sah schräg nach oben, die Arme ausbreitend. „Wieviele Taelon-Embryos hast du vor mir versteckt?... Wir müssen Vorkehrungen treffen, ... Vorkehrungen... Vorkehrungen...”. Seine Stimme erstarb im Geflüster.

 

Ende von Kapitel 6

 

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