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  „Die VOKS” von Sy'la und Susanne   (Emailadresse siehe Autorenseite),   März 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Man konnte von der Mondstation entkommen und kann endlich die Mission aufnehmen: Taelons zu suchen. Aber welche bösartige Macht befindet unentdeckt sich noch an Bord?
Zeitpunkt:  Lange nach dem Ende der 5. Staffel
Charaktere:  Der Per-Peri Xi-aou, die Sigera-Botschafterin Mia, Haggis, Dr. Myinga, Andre Markus Andersen und Sy'la, die Hybridin.
 

 

DIE VOKS

Kapitel 2

 

Ein Geräusch kam von irgendwoher, es riss Haggis aus ihren süßen Träumen. Dunkel war es plötzlich. Wer hatte denn das Licht ausgemacht? Wie eine ängstliche Maus horchte sie in die Nacht. Außer einem Schnarchen, das von rechts neben ihr kam, hörte sie nichts. ‚Das ist bestimmt Sy'la,’ dachte sich Haggis. Ha! Da war es schon wieder, ein Kratzen, das oben aus der Decke kommen musste. Sie stand mit einem gequälten Eindruck auf und lief vorsichtig die Wand des Raumes entlang, um den Ausgang finden zu können. Allmählich wurde es heller und ihre Augen gewöhnten sich wieder an das vertraute Licht. Sie war auf der Brücke. Hier war es besonders hell. Der Per-Peri stand in der Mitte und hantierte immer noch an der Steuerkonsole herum. Vom Aussichtsfenster konnte man das All beobachten, das scheinbar an einem vorbei flog. Langsam und immer noch müde ging sie zu ihm hin. „Du solltest dich noch etwas ausruhen”, sagte er in einer besorgten Tonlage. Obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand, hatte er sie reinkommen hören. „Es wird lange dauern, bis wir unseren Zielort erreichen, gehe besser wieder schlafen!”

„Ich kann nicht schlafen.” Sie bemühte sich die Augen offen zu halten. „Ich habe ein Geräusch gehört, ein Kratzen.” Xi-aou drehte sich zu Haggis. „Das musst du geträumt haben, die Kregnix können es nicht sein, die sind wir doch schon los.”

„Ich schwöre! Ich dachte auch, ich hätte geträumt, aber ich habe es ganz deutlich gehört.” Furcht und Sorge schwangen in ihrem Tonfall mit. Der Per-Peri verströmte ein Weihrauchduft aus, um den Zweibeiner zu beruhigen, der klang nervös und ängstlich zugleich, kein gutes Zeichen. Aber vielleicht bildete Haggis sich doch alles nur ein.

 
* * *
 

(Irgendwo auf dem Schiff:)
Mit immer sichereren Trott wanderte Mia umher. Das Schiff war nicht besonders groß; das war ihr aufgefallen, nach dem sie mehrere Male an ein und derselben Stelle vorbei gekommen war, ohne es zu bemerken. Da war ihre Pfütze. Sie hoffte nur, dass einer der anderen die nicht gesehen hatte, denn selbst bei dem Gedanken lief ihre Schnuppernase rot an, und diese Farbe stand ihr nun wirklich nicht.

Sie beschloss, sich erst einmal ein wenig hinzulegen, um den Stress zu verarbeiten, und dem Magen etwas Ruhe zu gönnen, den er sich zweifelsohne verdient hatte. Also suchte sie ein passendes Plätzchen und rollte sie sich in einer Ecke zusammen, versuchte etwas zu entspannen, ließ ihre Gedanken zu ihrer Heimatwelt gleiten, ihrer Familie und ihrer eigentlichen Person. Sie vermisste ihre Familie, ihr Wohlbefinden, ihr ganzes Leben. Wie schön wäre es jetzt, in der Botschaft zu sitzen und den Tee zu genießen. Aber nein, sie musste sich hier mit diesen Wesen ‚rumschlagen, die ihrem eigentlichen Körper verdammt ähnlich...

Mit einem Ruck hob Mia den Kopf. Sie roch da etwas, und es roch verdammt interessant. Innerhalb von Sekunden war sie auf den Beinen und huschte den Gang entlang. Irgend etwas war hier, ob gut oder nicht, und es roch ziemlich lecker. Nicht, dass sie schon wieder Hunger hatte; ihre Neugier war einfach zu groß, um es zu ignorieren. Nachdem sie ihrer Meinung nach die Stelle erreicht hatte, fing sie an leicht mit den Pfoten zu schaben. Das nützte nur nichts, der Boden war zu hart. Also fuhr sie ihre diamantharten Krallen aus, die waren doch ab und zu ganz nützlich, aus und fing an, damit auf dem Boden zu kratzen.

 
* * *
 

(Etwas später, im Steuerraum des Schiffs:)
Haggis hatte sich zunehmend nicht wohl gefühlt. Die Wunden waren inzwischen geschwollen und bläulich. Sie zog sich in den Arztraum zurück, um ein antibiotisches Medikament dagegen zu suchen. Dafür hatte Sy'la den Weg zu Xi-aou gefunden.

„Wo ist eigentlich unsere gefräßige ‚Botschafterin’ abgeblieben?” fragte der Per-Peri Sy'la. „Irgendwo kratzt jemand, man hört es immer wieder. Womöglich verwechselt sie dieses Schiff mit einer Erdhöhle und sucht schon wieder etwas zu fressen.”

„Erdhöhle! Du machst Spaß. Die kann doch unmöglich Schiffswände durchgraben!” meinte die Frau dazu. „Auch wenn sie ziemlich scharfe Krallen hat, nicht!”

„Wir wissen nicht, wie hart die Erde auf ihrem Heimatplaneten ist”, erwiderte Xi-aou singend. - „Es wäre übrigens gut, einen zweiten Piloten zu haben. Willst du einmal das Schiff steuern?”

„Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich kann mich an gar nichts erinnern, nicht einmal daran, WAS ich eigentlich kann. Ich weiß gar nichts mehr.”

„Das liegt wohl daran, dass ihr so lange in Koma gelegen habt. Vielleicht kehrt die Erinnerung zurück.” Der Per-Peri winkte sie zur Konsole und erklärte sie ihr. „Viele dieser Instrumente sind nicht auf Menschen eingestellt, obwohl der Bordcomputer, der eigentlich das Schiff steuert, die ganze Arbeit erledigt. Die Geräte arbeiten noch taelonisch per Gedankenanweisung. Sieh her -” er hob die Hand, einem Sensor an der Decke einen Wink gebend - „du zeigst dem Computer an, dass jetzt ein Gedankenbefehl kommt. Und nun musst du ganz konzentriert daran denken, was der Computer tun soll. Am Ende winkst du dem bestimmten Computersensor wieder, dass der Befehl zu Ende ist. Je nachdem, was du tun möchtest, gibt es fünf verschieden lokalisierte Sensoren hier vor dir.”

„Und der Computer kann meine Hirnströme messen und interpretieren?” fragte Sy'la. „Ja”, bestätigte Xi-aou, „wenn er auf Menschen eingestellt ist. Aber bleibe bloß im Gedanken bei der Sache! Der Befehl muss einfach, kurz und klar sein.”

Sy'la begann gleich zu üben, zuerst einige einfache Befehle. Das war nicht ganz so leicht, denn für jeden Befehl war WIRKLICH Konzentration nötig. Sie schaffte es, kurz die Schwerkraft versehentlich zu neutralisieren und einmal das Schiff wie einen Shaker sich schütteln zu lassen. Dass einige Türen unkontrolliert auf und zu gingen, war dazu vergleichsweise harmlos. Den Per-Peri schien alles sehr zu erheitern, er zeigte grinsend seine Fangzähne, plusterte sein Fell auf, ließ den dekorativen Goldstaub darauf glitzern und roch nach Mandarine. Offenbar kommunizierte seine Spezies nicht nur mit Worten und Gesten, sondern auch mit Düften. - Der hatte Nerven, das musste man ihm lassen.

„Ja, als ich das lernen musste, war es auch so ähnlich. Aber es geht doch ganz gut”, lobte der Per-Peri. „Da könnte auch ich einmal schlafen.”

„Sieh an, wer da kommt. Wenn das nicht der liebe Andre ist”, bemerkte Sy'la zum jungen Schweden, der gerade zur Tür hereinspazierte. „Andere arbeiten, und der macht Ferien!”

„Hat sich was mit Ferien, Zuckermaus”, erwiderte der Blondie, „wer schüttelt und spielt mit diesem Schiff rum? Ich fiel fast aus der Koje!”

Bevor ein kleiner Streit losbrechen konnte zwischen „Zuckermaus” und „Zuckerstengel” oder noch Gröberes, kam gerade rechtzeitig Dr. Myinga, Mia von Sigera im Schlepptau. „Da, dieses gefräßige Biest war soeben dabei, sich durch die Wand in die Speisekammer zu wühlen. Die muss Klauen aus Diamant haben.” Mia nuckelte gierig an einem der Nahrungsbeutel. „Ich habe Hunger!” protestierte sie. „Das ist keine Art, mit Diplomaten umzugehen, indem man sie einfach verhungern lässt! Und meine Wohnhöhle ist auch unter aller Kritik. Entweder ich bekomme etwas von euch, oder ich nehme es mir.”

„Feine Einstellung”, meinte dazu der Schwede. „Muss ich mir merken.” Dabei sah er Sy'la anzüglich an.

„Die andere Frau, Haggis, ihre Wunden gefallen mir gar nicht”, meinte der Arzt. „Ich glaube, sie hat Fieber. Hoffentlich haben die Kregnix sie nicht mit irgend etwas infiziert.”

„Arzt, du solltest in den Dateien des Schiffes nachsehen”, brummte der Per-Peri. „Und einen Behandlungsplan erstellen. Du weißt, was zu tun ist?”

„Was ist das Ziel dieser Reise?” fragte Andre. „Das ist doch kein Urlaubsausflug, oder?”

„Wir fliegen zu einem lockeren Sternhaufen. Auf einem Planeten eines Systems mit einer grünen Sonne lebt, jedenfalls nach meinem Wissen, ein Taelon namens Ko'lan. Er wurde vor sehr langer Zeit dort ausgesetzt, weil er Qu'on zu oft widersprochen hatte. Es ist erforderlich, dass wir nach überlebenden Taelons suchen, die das Massaker des VOKS überlebt haben.”

„Des VOKS?” fragte Sy'la, „Nie davon gehört.”

„Natürlich nicht”, erwiderte der Per-Peri. „VOKS ist eine sehr gefährliche Bedrohung, von der man nicht viel weiß, nur dass sie die überlebenden Taelons - sofern es sie gibt - und die Erde, deinen Heimatplaneten, extrem gefährdet. Wir müssen sie bekämpfen. Aber zuerst suchen wir nach den Göttern.”

„Ja, das werden wir tun, aber zuerst solltest du dich ausruhen, Xi-aou, du hast dringend Schlaf nötig, das hast du dir redlich verdient”, empfahl Sy'la ruhig.

Ohne eine Antwort verließ dieser die Brücke, um sich in eines der Schlafräume zu begeben.

Statt seiner hantierte Sy'la an der Steuerkonsole herum und neben ihr stand immer noch dieser blonde Schwede. Etwas genervt sah sie ihn an, mit der Deutung, dass er lieber hier verschwinden sollte. Natürlich machte er ihr nicht den Gefallen.

„Na, Zuckermaus?” sagte Andre breit grinsend, „Sieht nicht so einfach aus, aber du lenkst prima.”

'Hilfe, kann mich denn niemand von diesem hormon-gesteuerten Verrückten befreien?’,
dachte sich Sy'la, ihr war nicht nach flirten zumute. Am liebsten hätte sie diesen Blondie mit einem hohen Bogen aus der Brücke geworfen, aber sie war zu zivilisiert um das zu tun.

„Ja, das ist auch nicht einfach zu bedienen, also, bitte wenn du mich entschuldigen würdest, ich brauche Konzentration”, erwiderte sie statt dessen, „sonst geraten wir noch in irgend einen Sternenhaufen oder fliegen irgendwo dagegen, nur weil du mich abgelenkt hast!” Sy'la war ihm unversehens nahe gekommen. Jetzt schien er zu denken, sie wolle mit ihm spielen.

„Du siehst verärgert noch viel süßer aus”, ließ der Schwede mit einem Augenzwinkern hören und ging schlendernd weg. Als er endlich fort war, ließ Sy'la einen Seufzer frei, drehte sich wieder in Richtung Konsole und arbeitete konzentriert weiter.

 
* * *
 

(Auf der Krankenstation)
Dr. Myinga bestrich gerade die Wunden der auf der Liege wie ohnmächtig daliegenden Haggis mit einer speziell kreierte Salbe, als er bemerkte, wie von einem Regal im Arztraum wie von selbst ein Becher hoch schwebte. Erst dachte er, die Schwerkraft hätte wieder ausgesetzt, aber nein, das konnte es ja nicht sein: Er stand ja noch und alles andere war auch so, wie es sein sollte. Der Becher schwenkte in der Luft hin und her und flog langsam auf ihn zu, dann plötzlich fiel er zu Boden - und zerbrach, trotz des unzerbrechlichen Materials, in kleinen scharfspitzen Scherben.

Myinga stand da wie gelähmt, konnte sich nicht bewegen, und beobachtete entsetzt frierend das Phänomen. Als der Becher zerbrach, löste sich der Bann, der Mann warf die Salbe von sich und floh mit einem leisen Schrei aus dem Raum. Leicht zitternd, lehnte er sich draußen im Flur gegen die Wand. Das Licht flackerte, doch ging es nicht aus. Etwas Kaltes strich an ihm vorbei, dann war es weg. Der Afrikaner holte tief Luft und betrat wieder den Arztraum. Es war, als hätte er geträumt. Nur die Scherben lagen da. Er rief über sein Global nach Xi-aou und Sy'la. Letztere meldete sich, gerade fluchend, weil sie sich mit dem Kurs abplagte.

„Ich glaube, wir haben einen Geist an Bord”, meinte der Doktor, noch immer ein wenig außer Fassung.

 
* * *
 

(Wieder auf der Brücke bei Sy'la:)
Auch das noch, erst plagte sie der junge Blondie und jetzt Dr. Myinga! Sie war etwas genervt.

Der Doktor meldete sich per Global. Sy'la bemerkte, wie eins der schwebenden Holo-Bildschirme vor ihr von allein aufging, ganz deutlich war dort der Doc zu sehen. Er sah nicht gerade fröhlich aus. Weit aufgerissene Augen und eine blassere Färbung seiner Lippen gaben zu erkennen, das die Lage sich schon wieder verschlechtert hatte.

„Was ist denn los? Ist etwas passiert?” fragte Sy'la, die immer noch Schwierigkeiten hatte das Schiff zu steuern. Also schaltete sie es auf Automatik und hörte genau hin. Der Arzt erzählte ihr etwas von Geistern, sie versuchte ihn zu beruhigen. „Da hast du dich bestimmt nur getäuscht.” Doch Myinga gab mit seiner Geschichte nicht nach. Er brachte sie dazu, Xi-aou davon zu berichten.

Dieser war nicht gerade sonderlich begeistert, so bald schon aufgeweckt zu werden. Ein Pfefferminzduft machte sich auf der ganzen Brücke breit und die Hybridin fühlte sich bei dem Anblick des aufgebrachten Per-Peri nicht wohl; der war stinksauer, dass man ihm nicht mal ein kleines Nickerchen gegönnt hatte.

Er hörte sich die Geschichte vom Doc an, und kam zum Entschluss, der Sache nachzugehen. Er musste wissen, was diese angeblichen Geister der Zweibeiner wirklich waren. Das heißt, er wollte es, als...

Der Per-Peri trompetete wie ein Elefantenbulle vor Ärger. „Das auch noch! Du musst zu langsam geflogen sein, Frau. Da, siehst du - Jaridian-Scouts! Sie haben unsere Spur aufgenommen.” ‚Diese Zweibeiner! Keine Phantasie! Nicht mal schlafen lassen sie einen. Aber zuerst Xi-aou schlafen schicken...’

„Du wusstest doch, dass ich das noch nicht so gut kann”, maulte Sy'la.

„Das wird sich gleich ändern!” versprach das Katzengeschöpf. „Geister! Wir werden bald alle Geister sein, wenn du nicht beschleunigst!”

Sy'la legte geistig einen Zahn an Tempo zu. War gar nicht so einfach, wenn einem Sterne entgegenkommen wie entgegen fallender Schotter. Den Taelons sei dank, die Automatik machte das Ganze. Die Scouts fielen wieder etliche tausend Lichtjahre hinter dem Schiff zurück.

„Bäh! Pfui! Gestank”, beschwerte sich die grazile Mia, die offenbar immer auftauchte, wenn etwas los war. „Keine guten Gastgeber ihr! Zuerst Käfer, jetzt Schiffe! Bäh, Kratgnixgt.” Sie ‚keckerte’, was am besten die Mischung zwischen bellen und kichern ausdrückt, und zeigte allen ihre lange rote Zunge. Sie lachte ungeniert alle aus und bezog auf einem ausgefahrenen Sitz ihren Platz. Offenbar waren ihr die Kregnix zu Kopf gestiegen und machten sie high.

„Da war wirklich ein Geist...” begann Myinga wieder, der sich nun auch in der Zentrale aufhielt.

„Na schön”, sang der Per-Peri, „ich werde das checken. Messen wir Bio-Frequenzen und Temperatur.”

Er hantierte an einem seitlichen Board. „Die Signatur zeigt einen Hauch - aber wirklich nur einen Hauch! eines Jaridian hier an Board an. - Das kann gar nicht sein. Ein Geist? Vor vielen, vielen -” er trillerte eine Zahl, die niemand verstand - „kam hier ein gefangener Jaridian ums Leben. Das war aber das letzte Mal, das einer hier war. Eine alte Restschwingung? - Oder ist es eine Tarnvorrichtung?”

Xi-aou war ratlos. Freilich, die Götter und die Teufel waren merkwürdige Wesen, wer wusste schon, was die alle nach dem Tode machten. Die Götter gingen ins Gemeinwesen ein - sofern man sie nicht verstieß - aber die heißblütigen Teufel? - „Das könnte wirklich ein Problem werden, weil wir Taelons suchen sollen! Vielleicht -” er überlegte „- sind eure Artgenossen auf der Station gar nicht normal gestorben, sondern wurden ermordet? Es waren ja sonderbar viele von euch, hat mich irgendwie gewundert. Ich habe allerdings nichts Reelles bemerkt.”

„Soll das heißen, dass hier ein Jaridian-Geist herumläuft, der uns vielleicht alle killen will?” Sy'la war entsetzt. „Dann wären wir alle in Lebensgefahr!” Sollte sie an Geister glauben? Ach nein, lieber nicht. „Blödsinn, der Doktor phantasiert!”

Natürlich, da kam auch wieder Andre herbeigestolpert. „Ich hatte ein merkwürdiges Erlebnis”, begann er. „Ich schwöre, ich war allein und wollte mir etwas zu essen holen, da würgte mich etwas, obwohl niemand da war. Ich bekam keine Luft, aber plötzlich war es weg.” Er zeigte seinen Hals. „Seht ihr - Male! Ich spinne doch nicht!”

Alle wollten gleichzeitig etwas sagen, bis der Per-Peri, diesmal ganz in Zimt, beruhigend in Vibrato sagte: „Es wird euch nichts geschehen!”

„Mann, deinen Optimismus möchte ich haben!” protestierte Andre, der inzwischen das Neueste gehört hatte. „Warum müssen wir überhaupt Taelons suchen?! Was gehen uns die wirklich an? Warum fliegen wir nicht zu Mutter Erde heim, dann ließe uns dieser Geist in Ruhe!”

„Das geht nicht”, beschwor der Per-Peri die Anwesenden mit allem suggestiven Einsatz. „Sonst müssen alle sterben, alle Völker werden ausradiert, dieser gesamte Teil des Universums. Die Taelons auf der Erde und die Jaridians waren nur die Ersten. Die VOKS bedroht alle. Wir MÜSSEN ganz einfach die überlebenden Taelons suchen. Andernfalls ist eure Heimatwelt verloren!”

„Oh ja, und wie sie alles auslöschen...ausradieren, einfach alles vernichten!”

Mia hatte sich von ihrem Sitzplatz erhoben und marschierte aufgeregt im Raum umher. „Glaubt mir, wenn wir, und alles was es an Arten NOCH im Universum gibt, überleben wollen, müssen wir nach Taelons suchen. Auch wenn ich nicht unbedingt von diesem Gedanken begeistert bin, aber wir brauchen ihre Hilfe.”

Immer noch hin und her laufend, schüttelte sie kurz ihren Kopf um die Erinnerungen, die sie mit einem Male überkamen, loszuwerden.

„Äh, könntest du das bitte ein bisschen näher erklären? Warum bist du dir so sicher, dass wir ausgerechnet SIE brauchen?” fragte diejenige, die sich nach Mias Meinung Sy'la nannte.

Sie musste kurz überlegen, wie sie es den anderen erklären sollte, setzte sich schließlich hin und suchte nach den richtigen Worten.

„...Das ist ziemlich...schwer zu erklären. Die VOKS griff vor noch nicht all zu langer Zeit auch unseren Planeten an. Zerstörte einfach alles, ließen keinen Stein auf den anderen. Es brach das totale Chaos aus, bis die Taelons kamen, um uns aus einem mir bis heute unerfindlichen Grund zu helfen. Wie gesagt, ich weiß nichts genaueres, da ich keinen Zugang zu militärischen Akten hatte, ich bin nur für die Politik verantwortlich gewesen und...aber das ist eine andere Geschichte.” Sie artikulierte inzwischen erstaunlich gut, fand sie jedenfalls.

Eine kurze Pause entstand. Mia fühlte sich seltsam unwohl. Einerseits genoss sie es im Mittelpunkt zu stehen, aber andererseits spürte sie, wie die Augen der Fremden sie anstarrten, und das machte sie ehrlich gesagt nervös. Wieviel von dem, was sie hier von sich bellte, verstanden sie überhaupt? Den glotzenden Blicken nach...

„Und was passierte dann?” Wieder riss die Stimme Sy'las sie aus den Gedanken.

„Na ja, wie gesagt, sie halfen, bekämpften die VOKS und versuchten so viele wie möglich zu retten. Ich weiß nicht, warum sie das taten. Auf jedem Fall wurde ich später auf ihr Schiff geholt. Ab dann ist ein großes schwarzes Loch in meinem Kopf. Ich weiß im Moment nur noch, dass ich in diesem Körper hier,” sie deutete kurz mit der Pfote auf sich selbst, „irgendwo in einer Versuchsanlage eines Taelonschiffs aufgewacht bin... vorher sah ich anders aus, müsst ihr wissen. Ich war so geschockt, dass ich mich einfach in eine der Fluchtkapseln absetzte und abgehaut bin. Den Rest wisst ihr ja. Ich kam auf Umwegen auf dem Mond an, ba'bi ba'ba und so weiter und so fort.”

Wieder begann Mia aus Nervosität an sich selbst zu putzen. Die Augen der anderen starrte sie geschockt an. Jetzt war es also raus.

„Prima!” schallte plötzlich die Stimme des Schweden durch den Raum. „Jetzt wissen wir zwar, warum wir angeblich die Taelons brauchen, aber die Sache mit dem Geist ist immer noch nicht ganz geklärt!”

 
* * *
 

Plötzlich war es stockdunkel. Die Energie war weg - die gesamte Energie. Keiner sagte ein Wort, jeder lauschte erschrocken auf das leise Knistern. Es roch verschmort, und es war auf einmal bitter kalt. Die Augen brauchten einige Sekunden, bis sie das ferne Licht vorbeiziehender Sterne, das durch die Fenster fiel und die Zentrale düster aufhellte, wahrnehmen konnten. Das Schiff wurde rapide langsamer. Dann war die Energie plötzlich wieder da, und die Geräte begannen wieder zu funktionieren.

„Schnell, wir müssen hier weg! Die Jaridian-Scouts! Sie sind uns bestimmt wieder sehr nahe gekommen!” rief Xi-aou alarmiert im Sing-Sang.

„Die Energie - wie ist das möglich? Warum war die plötzlich weg?” fragte Sy'la, noch ganz überrascht. „Ich habe nichts gemacht!”

„Wir müssen das später klären. - Da, ich orte die Scouts schon wieder! Fliegen wir nur rasch fort.” Der Per-Peri fühlte sich wirklich elend und müde. Irgendwann würde er einfach umfallen und schlafen, hier auf der Stelle. Aber - nicht gerade jetzt.

Sy'la hatte erst ein paar Sekunden gebraucht, um zu kapieren, dass die Gefahr größer war, als sie eigentlich aussah. Mit einem unsicheren Gefühl im Bauch gab sie dem Schiff den Befehl, auf maximale Geschwindigkeit zu beschleunigen. Die Automatik machte den Rest. Sie sah hinüber zu Xi-aou, der dem Schiffe auch einige Befehle erteilte. „Ich hoffe, dass du hier klarkommen wirst, während ich diesen Geist ausfindig mache.” Sie gab als Zeichen ein kurzes Nicken.

Der Per-Peri öffnete eine Art Schublade, holte ein kleines Gerät hervor und aktivierte es. Dieses Ding gab ein seltsames Piepen von sich, es hörte sich wie Vögelgezwitscher an. Langsam verließ er die Brücke, doch vorher drehte er sich noch einmal zu Sy'la um. „Ich werde bald wieder zurück sein. Ich werde euch kontaktieren, falls ich Hilfe benötige.”

„Halt!” rief Mia, die sich das Gespräch mit angehört hatte. „Ich komme mit!” Erschrocken und überrascht über sich selbst, blieb Mia mit einem mal stehen. Wieso hatte sie das jetzt gesagt? Nicht, dass sie nicht gern geholfen hätte, aber normalerweise wird man doch danach gefragt... Nun gut, auf jeden Fall musste sie schnell eine Erklärung finden, ehe die forschenden Blicke der anderen sie noch durchbohrten.

„Weißt du,” sie schlich um Xi-aou herum, „Meine Sinne sind viel besser als deine, ich könnte den Geist, oder was auch immer es ist, schneller bemerken.”

Nach einigen Sekunden, erklärte sich Xi-aou bereit, sie mitzunehmen: „Na gut, worauf warten wir noch. Wir haben keine Zeit zu verlieren.”

„Eye Sir!” Mia strahlte noch einmal glücklich in die Runde. Man nahm sie tatsächlich ernst! Wer weiß, was sie auf dem Rundgang entdecken würden? „Auf in ein neues Abenteuer!”

 
* * *
 

(In einem der Gänge des kleinen Taelonschiffes:)
„Genau wie ich es vermutet habe”, sang der Per-Peri, „die Energiesignatur ist im ganzen Schiff fein verteilt. Wir können gegen den Jaridian-Geist nicht viel tun, und ihn nicht finden. Wir können nur warten, bis er UNS findet.”

Mia, das grazile ‚Wieselchen’ von Sigera, schnüffelte mal da, mal dort, richtete sich wieder auf und schnüffelte ‚lauschend’ in die Luft. Dann riss sie die großen Augen auf und blickte sich einige Male um. „Was heißt das!” beschwerte sie sich. „Wir können nicht warten, bis die Jaridian uns würgen - grrr” - jetzt bellte sie wieder zwischendurch unverständlich - „und keine Energie mehr haben für das Schiff.”

„Ich habe keine Ahnung, woher du unsere Sprache so schnell gelernt hast, aber dafür geht es interessanterweise sehr gut, Mia”, lobte Xi-aou. „Ist aber noch zu verbessern. Hast du das an Bord des Taelon-Schiffs gelernt?” Die Sigera kratzte mit einem ihrer diamantscharfen Krallen die Wand entlang und erzeugte ein Quietschen, dass dem Per-Peri sich alle Haare aufstellen ließ.

„Ich bin eine Botschafterin von Sigera. Auch wenn ich früher anders aussah - oder nicht? -Weiß nicht mehr, ich hab's vergessen. Eine Botschafterin muss schnell lernen, ganz schnell, alles, auch Sprachen. Wir Sigera kennen schon viele Völker. Alle sind kompliziert!” Sie „keckerte” schon wieder schelmisch. „Sigera ist bekannt dafür in mindestens 1000 Galaxien!”

„Na, wenn du es sagst”, meinte der Per-Peri. „Ich kannte dein Volk noch nicht, vorausgesetzt es existiert überhaupt noch. Du kamst von einem Taelonschiff mit der Fluchtkapsel auf die Mondstation?”

„Taelons können uns nicht halten, wir entkommen überall. Wir haben die Bläulinge immer wieder ausgetrickst, hehe. Zuerst haben sie uns wohl gerettet, aber dann wurden sie total lästig. Sigera sind Sammler, immer auf der Suche. Wir sind immer neugierig auf Neues. Die Kapsel, ja die war leider nur gut für eine kurze Flucht, dann ging sie kaputt. Schlief dann lange...” Sie fauchte verärgert. „Die Botschafterin ist jetzt hier bei euch Wilden gefangen, Barbaren, unkultiviert, unfreundlich,” und sie bellte wieder darauf los, blieb stehen und trommelte mit den Vorderpfoten auf dem Boden.

„Oh, das tut mir aber leid”, grinste Xi-aou und zeigte seine Fangzähne. „Wenn wir von deiner Ankunft gewusst hätten, hätten wir natürlich für dir gebührenden Luxus gesorgt. Aber leider kamst du unerwartet an und hast dich auch noch vor uns versteckt. Und irgendwie glaube ich, hättest du dich früher oder später an den schlafenden Zweibeinern vergriffen und sie angenagt, - oder täusche ich mich?”

Das ‚Wieselchen’ hörte empört mit dem Getrommel auf, ließ ein beleidigtes „grrblakkretblak” hören und lief auf allen Vieren davon. ‚Wartet nur’, dachte sie, ‚ich werde euch schon zeigen, dass ich das beste Geschöpf hier an Bord bin! So eine mangelnde Kooperation. Dann mache ich mich alleine auf die Suche. Stinker!’

 
* * *
 

(Auf der Krankenstation)
Xi-aou war bei der Krankenstation angekommen. Er trat ein. Da lag sie, Haggis, mitleiderregend bleich. „Noch immer keine rechte Verbesserung”, meinte Doktor Myinga. Die Vergiftungen sind sehr ernst. Ich glaube, es liegt ganz an dieser Frau selbst, ob sie leben oder sterben will. - Was macht der Jaridian-Geist?”

„Ich bin kein Experte für Geister. Seine Energie ist offenbar im ganzen Schiff zu finden, überall sind hauchfeine Spuren. Ich fürchte, die Energie kann sich beliebig zusammenziehen und verdichten, sich manifestieren. Er kann zuschlagen, wo er will. Vielleicht kann Ko'lan helfen. Die grüne Riesensonne ist nicht mehr weit.”

„Man könnte es mit einem Exorzismus versuchen. Oder mit einer ‚Energiewäsche’ der Wände. Ich dachte, die Per-Peri wären Meister der Schwingung. - Nein? - Weiß gar niemand hier, wie das geht?”

„Das ist nicht nur eine Frage der Schwingung, sondern auch der Ethik gegenüber einem Verstorbenen. Die Schwingungen zu beseitigen wäre so, als würde man die letzten Reste einer jenseitigen Existenz zerstören. - Obwohl die Jaridians meinen Heimatplaneten zerstört haben. Ach, wie vermisse ich meine Heimat.” Der Per-Peri klagte singend, versunken in seiner Erinnerung, und verströmte Apfelduft. Dann richtete er sich innerlich wieder auf.

„Ich hoffe nur, wir können die Scouts von unserer Fährte ablenken. Und dann müssen wir Ko'lan auf dem siebten Planeten finden und dazu bringen, mitzukommen.”

Das ‚Global’ läutete. „Hilfe!” schrie Sy'la völlig entsetzt. Ihre Lippen bluteten. „Der Schwede! Er...” Xi-aou konnte kaum glauben, was er da hörte. Er sprang aus dem Medico-Center und beeilte sich, zur Zentrale zu laufen.

 
* * *
 

(Auf der Brücke:)
Sie wusste gar nicht, wie die Situation entstanden war. Mit einem Mal war der Blondling grundlos einfach mit einer Wahnsinnskraft auf sie zugerast, hatte sie mit der linken Faust geschlagen und auf dem Boden geschubst. Ihr Global war bei dem Aufprall zum Glück nicht beschädigt worden; sie rief um Hilfe und betete, dass der Per-Peri sich beeilen würde. Es reichte nur für eine knappe Nachricht, denn Andre schlug ihr den Global aus der Hand. Sy'la schmeckte ihr eigenes Blut, das über ihre die Lippen floss. Der Schweden holte wieder zu einer neuen Attacke aus. Seine Augen funkelten smaragdgrün, und sein Benehmen glich dem eines wilden Tieres. Er konnte unmöglich er selbst sein, dachte sie sich, und versuchte sich zu wehren.

Schon wieder schleuderte er Sy'la durch die Gegend. Sie kam hart in einer Ecke der Brücke auf.

Ängstlich kroch sie auf dem Boden und versuchte ein Unterschlupf gegen ihren Gegner zu finden. Zu spät, er stand schon wieder kochend und wütend vor ihr. Sie hob instinktiv die Arme hoch, um sich zu schützen.

Auf einmal leuchteten ihre Hände in allen Regenbogenfarben und verbreiteten im Raum eine seltsame Atmosphäre. Sie schoss mit einer gewaltigen Kraft auf ihn. Jetzt war es der vom Jardian-Geist besessene Schwede, der durch die Luft flog.

Ungläubig und gleichzeitig fasziniert schaute Sy'la auf ihre Hände, die langsam ihr Leuchten verloren, dann sah sie hinüber zu Andre, der friedlich wie ein Baby auf dem Fußboden schlummerte und, außer einem leisen Schnaufen, keinen Ton mehr von sich gab.

 
* * *
 

Endlich war der Per-Peri in der Zentrale angekommen. Andre Markus Andersen lag betäubt am Boden, und die Frau betrachtete verwundert ihre Hände.

„Ich weiß nicht, aber ich glaube, ich besitze das Shakaravah”, meinte sie, „oder ich werde verrückt.” Sie erklärte Xi-aou kurz, was geschehen war.

„Entweder deine Spezies besitzt eine natürliche Fähigkeit, im Körper zirkulierende Energieströme zu bündeln und weiterzuleiten - oder aber du wurdest genetisch, vielleicht auch nur energetisch - verändert.” Der Per-Peri sang verwundert etwas Undefinierbares, unterlegt mit einer Art Blumenduft. „Durch Taelons oder Jaridians. Oder - ,” überlegte er weiter, „- aber das ist wohl unmöglich -, du bist ein gezeugter Nachfahre eines Kimera-Abkömmlings; ein Mischling von einem Taelon, Jaridian oder dieses - wie hieß der doch gleich?” Das Katzenwesen überlegte. „Da gab es mal einen Zweibeiner, der hatte ursprünglich auch Kimera-Gene. Obwohl ich absolut nicht weiß, wieso. Wir sollten einmal deine DNS untersuchen.”

„Gibt es denn gar keine näheren Aufzeichnungen? Ich kann mich an gar nichts erinnern!” beklagte sich Sy'la. „Es ist schwer, wenn man nichts über sich selbst weiß.”

„Leider - nein. Ihr wurdet alle auf die Station befördert und eingelagert für einen bestimmten Zweck oder Notfall. Entweder fällt es dir wieder ein, oder aber du musst dir selbst ein neues Leben aufbauen, als wärst du ein Neugeborenes. Vielleicht bist du das ja auch.” Der Per-Peri bückte sich zu dem Bewusstlosen und zwitscherte ihm scharf klirrende Laute ins Ohr. Andre zuckte und schlug die Augen auf.

„Was - was ist denn geschehen?” fragte er überrascht und bemühte sich, aufzustehen. Er hatte blaue Flecken vom Aufprall im Gesicht.

„Ja - jetzt weiß ich es wieder! Ich kam ganz unschuldig in diese Zentrale, sagte ‚Zuckermaus, wie geht's, wie steht's’ und da hat sie mich grundlos angegriffen und mir eine gescheuert. Ich habe mich dafür revanchiert. Wie eine Furie ging sie daraufhin auf mich los! Sie lasse sich von mir nicht begrapschen, nicht vergewaltigen. - Als ob ich es so nötig hätte! - Ich konnte mich kaum wehren. Eine total Verrückte!”

„Das ist ja eine ungeheure Frechheit! Der Kerl lügt!” Sy'la zitterte vor Empörung. „Das ist ja völlig verdreht! Der da hat MICH angegriffen!”

Xi-aou war ratlos. Die Frau hatte auf ihn zwar einen aufgeregten, aber doch vernünftigen Eindruck gemacht. Die Erklärung des Mannes war jedoch ebenso plausibel. Vielleicht war der Mann aber auch in seiner Brunft und das gehörte zum sexuellen Spiel mit dem Weibchen? Er verwünschte es wirklich, so wenig über diese Spezies zu wissen.

Und da kam Mia hereinstolziert. „Ich weiß genau, was geschehen ist”, sagte sie, „unsere Spezies hat eine ausgeprägte Intuition, die fast an Hellsichtigkeit grenzt. Ich sage dir, dieser Mann lügt! Und er gehörte dem Widerstand an. Er will nicht, dass wir weitere Taelons suchen!”

„WER lügt hier? Wer?” schrie Andre aufgebracht. „ICH bin es nicht! ICH wurde von der da niedergeschlagen! Ach, glaubt was ihr wollt!” Er stürmte hinaus, Richtung Schlafraum.

„Das wäre genau das, was der Jaridian möchte - dass wir uns zerstreiten, das Ziel vergessen”, meinte Mia. „Der vom Widerstand spielt da schön mit.”

„Vielleicht hat der Geist uns alle geblendet, und wir alle bilden uns Dinge ein, die nicht wirklich sind. Oder aber jeder hier lügt”, meinte Xi-aou und verfiel nachdenklich ins Schweigen. Er setzte sich schließlich in einer Nische in einen bequemen Sessel, der aus dem Boden fuhr, rollte sich etwas zurecht und fiel, völlig erschöpft, für einige Stunden in einen tiefen Schlaf.

 
* * *
 

Der Per-Peri räkelte sich und begann zu trällern: „Auf hin zum grünen Riesen, Ko'lan wir wollen begrüßen, lasst uns diesen Tag genießen, die Sorgen vergessen die miesen...”

„Ach hör auf”, meinte Sy'la miesmutig. „Ich sitze hier seit Stunden. Der Computer hat einige Manöver geflogen, um den Kurs zu tarnen. In etwa einer Stunde erreichen wir die grüne Riesensonne, siebter Planet. Und jetzt möchte ich mal in meine Kabine.”

Just da meldete sich der Doktor mit einer neuen Horrorgeschichte um wehende Luftzüge im Raum. „Warte noch”, bat Xi-aou, „ich muss anscheinend nachsehen.”

Er trabte brav in die Krankenstation, wo der Doktor breit grinsend seine blitzend weißen Zähne zeigte und zwei Gläser mit einer gelblichen Flüssigkeit in der Hand hielt; und wo diese Mia oben auf einem Schrank hockte, ebenfalls ein volles Glas in ihrer mit Diamantklauen versehenen Pfote haltend, keckernd. In einer Ecke saß breitbeinig Andersen, mit seinem blau geschwollenen Gesicht, und ebenfalls ein Glas in der Hand. „Hier - Prosit!” sagte Myinga und reichte dem verdutzten Katzenwesen ein Glas. „Prosit, Fastnacht und Ex!”

„Ich dachte, da wäre der Jaridian”, sang der Per-Peri, „und was ist das für ein alkoholhältiges Zeug?”

„He, he, he” kicherte Mia, „der Wind das war ein Ventilator. Guter Witz, was?”

„Ich habe herausgefunden, dass auf der Erde die Karnevalszeit angebrochen ist. Na ja, eigentlich ist sie gerade zu Ende gegangen,” erklärte Myinga, offensichtlich etwas angeheitert, „aber da es an Bord tatsächlich auch ein paar Champagnerflaschen gibt, Gott weiß woher...”

Da Fastnacht offenbar eine todernste und hochreligiöse Angelegenheit der Zweibeiner war, trank auch Xi-aou zwei Gläschen und hoffte, dass sein Metabolismus den Alkohol überhaupt vertrug. Die anderen benahmen sich recht merkwürdig und erzählten ‚witzige Geschichten’, deren Pointen er nicht verstand. „Ich muss mich frisch machen und etwas essen”, meinte Xi-aou schließlich. „Wartet etwas und geht dann in die Zentrale, wir wollen gemeinsam Informationen über den siebten Planeten einholen, um Ko'lan zu finden.” Er tapste etwas wackelig hinaus, ganz jämmerlich nach Alkohol riechend.

Später in der Zentrale war Sy'la geradezu „entzückt”, die angeheiterte Gesellschaft zu sehen, vor allem diesen unschuldig spielenden Andersen. Immerhin hatten sie ihr ein Glas Champagner übrig gelassen und mitgebracht.

Stühle fuhren vom Boden aus hoch, so dass alle bequem sich setzen konnten. Ein Holo-Film wurde vom Bordcomputer aus vorgeführt:

„Dies ist der Planet namens ‚Rais’. Die Atmosphäre ist für die Anwesenden leicht giftig, ihr werdet also Atemmasken benötigen. Die Temperatur beträgt 40°Celsius, die Luftfeuchtigkeit 60 Prozent, die Schwerkraft 0,8 g. Vorwiegend Gras- und Berglandschaften, sehr viele flugfähige Arten. Die dominierende Spezies sind die Rai, sehr kleine geflügelte Humanoide, mit wenig entwickelter Technologie. Der Taelon Ko'lan konnte nicht geortet werden, doch seine Energiekammer befindet sich etwa ‚hier’...,” der Computer zeigte eine Markierung auf einer Landkarte, „...und daher sollte er, falls er noch lebt, im weiteren Umkreis zu finden sein. Er hatte schließlich kein Fluggerät, jedenfalls kein weit reichendes.”

Die Anwesenden beschlossen, sich ein wenig zu erholen, um danach auf dem Planeten zu landen. Inzwischen versteckte sich das Schiff auf einem nahen Mond.

 

Ende von Kapitel 2

 

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