Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Die Puppenspieler” von Sy'la und Susanne   (Emailadresse siehe Autorenseite),   September 2003
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Thema:  Während der Reise der Roleta bricht eine tödliche Seuche aus und liefert dabei ein Puzzle-Stück der Wahrheit, und die gesamte Besatzung macht die Bekanntschaft eines steinalten Kindes. Inzwischen werden auf London die Taelons verleumdet und Vampire gejagt.
Zeitpunkt:  das Jahr 2333
Charaktere:  Auf dem Schiff: der Kriminalagent Konrad Stoller, Cornelia Katz, Andre Markus Andersen, Jean-Marie Marclay; Sy'la mit ihrer Tochter Alexa, Ariel mit Tochter Bethany; die Taelons Da'an, Ko'lan, Mur'ru, Ka'sar, Ken'tau und Dar'den; die Jaridians Je'dir, Rj'lev und Palwyr, Korn't und Trestim, ihre Kinder Wanjak und Hakar; die jugendlichen Taelons auf dem Schiff - namentlich Qui'sa; die künstliche Schiffsintelligenz Roleta; der Planet WAWA; auf London: die Taelons Ho'shin, Pri'nur und Mis'rai, Andy, Lord Blair, Inspektor Llewelyn und seine Assistentin Muriel Hogarty, Marcello Conci III. und die Bedienstete Claudia.
 

 

DIE PUPPENSPIELER

Kapitel 5

 

(Unterwegs, auf dem Schiff:)
„Ich hoffe nur, Troh und die anderen schaffen es, sich von den Vrennen loszureißen, um eine neue Welt aufbauen zu können.” Sy'la sprach leise, damit sie nicht ihre kleine Tochter aufwecken konnte, die vor wenigen Minuten auf dem kleinen kuscheligen Sofa ihres Quartiers eingeschlafen war. Sy'la schien Alexa nur noch rund um die Uhr bewachen zu wollen. Sie betrachtete, voller Glück sie wieder in ihrer Nähe zu haben, ihre Kleine und streichelte sanft ihre Stirn mit den kleinen Hornmarken. Diese fühlte sich sehr warm an, fast schon heiß.

„Ja, diese Wesen werden enormes Glück brauchen, um ihren Planeten wieder Vrennen-frei zu bekommen.” Je'dir stand unzufrieden von seinem Stuhl auf und blickte in die Richtung seiner Gefährtin. ER war auch noch da, nicht nur Alexa!

Ein kurzes Signal meldete eine Nachricht auf dem Bildschirm. Diese waren in jedem Zimmer des Zefirschiff vorhanden, um die Mitglieder der Besatzung schnellstens informieren zu können, falls es für notwendig empfunden wurde. Neugierig blickte das Pärchen in den von selbst aufgegangene Bildschirm. Andre sah ihnen ein wenig aufgeregt entgegen. „Kommt auf die Brücke!...Das dürft ihr auf keinen Fall verpassen.” Die Nachricht war zwar ziemlich kurz gewesen, dafür aber eindringlich.

Mit eiligen Schritten erreichten sie schließlich, die Zentrale, die Türe ging mit leisem zischenden Ton auf, von drinnen hörte man schon die begeisterte Stimme des Wissenschaftlers, der sich mit einigen anderen Menschen unterhielt. Andre sah sich fasziniert etwas auf dem Schirm an. „Wir hatten großes Glück, wären wir nur einige Minuten später losgeflogen, dann wären wir jetzt...” Weiter kam er nicht, Je'dir und Sy'la hatten ihn beim Betreten der Brücke etwas abgelenkt und so unterbrach er seine Rede.

„Was ist los Andre? Irgendwelche Veränderungen bezüglich der Koordinaten?” fragte die junge Hybridin, die bis nach vorne zum riesigen Bildschirm vorgedrungen war, und sich, erst neugierig, dann aber etwas nachdenklich, die ausgestrahlten Bilder, die das Schiff kurz nach dem Verlassen des Systems empfangen hatte, ansah. „Das ist doch nicht das, was ich vermute?”

„Doch, das ist es,” antwortete der Wissenschaftler aufgeregt, sah der jungen Frau über die Schulter, und fuhr dann weiter fort: „Ich habe noch nie eine Entstehung einer Supernova beobachten dürfen. Das sind wohl die ersten näheren Beobachtungen, die wir bis jetzt zu Gesicht bekamen. Kein Mensch hat zuvor die Geburt einer Supernova so nah mit ansehen dürfen.” Der Wissenschaftler klang überaus stolz. Mur'ru zog währenddessen ihre nicht vorhandene Augenbraue hoch: Menschen konnten sich doch an allem erfreuen, was für sie neu und unentdeckt war! Selbst für eine tödliche Supernova. Sie konnten sich glücklich schätzen, dass Roleta so schnell das System verlassen hatte, sonst hätte sie vermutlich eine Druckwelle erwischt. „Oh Mann...nur einigen Minuten später und wir wäre alle Brei...” mischte Sy'la ihre Gedanken in die Menge. „Ich weiß gar nicht wie du dich daran nur so ergötzen kannst Andre.”

„Ach...du bist eben kein Wissenschaftler, du verstehst es einfach nicht!” fuhr der Mann sie ein wenig wütend an und zoomte das Schauspiel mit Hilfe einer Fernbedienung noch näher heran. Genervt wanderte Sy'la wieder in Richtung Ausgang. „Sollten noch irgendwelche unwichtige Kleinigkeiten auftreten, ich bin in meinem Quartier. Bei meiner Tochter.” Gereizt verließ sie die Brücke.

„Was hat sie nur?” Andre hatte die Fernbedienung auf dem Tisch neben ihm gelegt und starrte Je'dir fragend an. „Ach...”, wich der aus. „Aber die Supernova - wieso konnte sie so rasch entstehen? So ganz ohne Vorzeichen?”

„Ich habe keine blasse Ahnung”, meinte Andre. „Eben das macht mich ganz kribbelig.”

Roleta erschien plötzlich neben dem Jaridian in ihrer elfenhaften Gestalt. „Ich habe nach eurer Ankunft von Wanaban euren gesundheitlichen Zustand überprüft. Bei einigen der Crew sind Abnormalitäten aufgetreten, ich fordere deshalb die gesamte Mannschaft auf, sich nach und nach in die Krankenstation zu begeben.” Mur'ru blickte fragend in Richtung Roleta. „WIR haben im Gemeinwesen keine Reaktion deiner Abnormalitäten bemerkt, und wir würden sofort etwas mitbekommen, wenn etwas nicht stimmen sollte...” Roleta unterbrach den Taelon wenig rücksichtsvoll: „Ich fordere ALLE auf, sich umgehend medizinisch untersuchen zu lassen! Es besteht Verdacht auf eine Viruserkrankung hier im Schiff."

 
* * *
 

Andre wunderte sich ein wenig über Sy'las Kaltschnäuzigkeit, diese ungewöhnliche Supernova zu sehen und nicht eine Sekunde an die Eingeborenen Wanabans zu denken. Schließlich wusste SIE ja bestimmt nicht, worüber er sich gerade zuvor mit Marclay unterhalten hatte: der war nämlich der Meinung, Wanaban gäbe es noch. Er könnte das System noch „wahrnehmen”, Nova hin oder her. „Alles telepathische Halluzination”, hatte der Hellseher gemeint. „Eine perfekt gemachte Illusion”.

„Aber wenn die Eingeborenen das vermögen, warum haben sie sich nicht gegen die Jaridians und die Diktatur zur Wehr gesetzt? Ist das nicht extrem unlogisch?” hatte der schwedische Physiker gemeint. „Und dieses Phänomen sieht doch total authentisch aus!”

Aber irgendwie waren diese Taelons, Jaridians und Hybriden doch anders als Menschen. Und weiß der Himmel, WAS die wirklich wahrnahmen oder sahen. Oder fühlten.

„Wohin fliegen wir denn jetzt?” fragte Andre Ka'sar, der wie er im Observatorium das scheinbare Phänomen beobachtete.

„Von hier, - wie sagt ihr Menschen? - von M 108, nach M 109. Von der Erde aus in Richtung des Sternbild des Großen Bären wären wir von ihr - wenn ich schnell umrechne - 45 Mio. Lichtjahre entfernt, und bei M 109 sind es dann 55 Mio. Lichtjahre. Kannst du damit etwas anfangen?”

Andre pfiff respektvoll. „Natürlich! Aber wir verwenden den Messier-Katalog schon lange nicht mehr, sondern seit Jahrhunderten den New General Catalogue, oder Taelon-Datenbanken. - Wir haben es hier also mit den Spiralgalaxien NGC 3556 und NGC 3992 zu tun. Ich habe sie ein paar Mal von der Erde aus beobachtet.”

„Dieses Schiff ist wunderbar”, gab Ka'sar zu. „Nicht einmal das große Taelon-Mutterschiff wäre imstande gewesen, so schnell zu reisen. Trotz der Nutzung der Black Holes und der Interdimensionsportale hätten wir uns immer wieder in Stasis begeben müssen.”

„Ja, schade dass Roleta die Technik nicht rausrückt. - Wenn ihr Taelons in diesen Regionen früher Handel betrieben habt, so muss das sehr mühsam gewesen sein.”

„Jedes Handelsschiff war viele Monate, ja Jahre unterwegs. Und das Salz war das Kostbarste überhaupt, und hätte es die Basen, Stützpunkte und Handelsplaneten entlang der Strecke nicht gegeben, wäre die Beschaffung unmöglich gewesen. Genau dieses Netz haben die Jaridians mit ihren Eroberungen zerstört - obwohl auch sie eigentlich süchtig nach den Salzkristallen waren.” Ka'sar wollte noch fortfahren, als eben eine Alarmmeldung des Schiffes hereinkam: eine Seuche war an Bord! Alle Mitreisenden wurden aufgefordert, unverzüglich zur Untersuchung in die Krankenstation zu kommen.

Andre und Ka'sar nahmen einen Slider, der soeben herbeigeeilt kam - normalerweise förderte Roleta wie eine überbesorgte Amme das zu Fußgehen - sie stiegen auf und hielten sich an der Mittelstange fest. Das runde Brett schwebte auf und düste mit den zwei Passagieren davon. An der Krankenstation wurden sie vom Slider abgesetzt.

Dr. Myinga und noch zwei Ärzte sowie einige Robots und zwei junge Taelons huschten durch die Station und betreuten die Ankömmlinge. „Wer fehlt denn noch?” fragte Myinga das Schiff. „Hallo Andre, Ka'sar! Lange nicht gesehen. Geht ihr bitte da drüben hin?”

„Was soll der ganze Aufstand?” beschwerte sich der Schwede, während sich Ka'sar nach seiner Gefährtin umblickte und zu den anderen Taelons ging.

„Roleta möchte das Schiff desinfizieren. Dazu müssen wir uns in Quarantäne unter eine Schutzglocke begeben, denn was jetzt außerhalb kommt, wäre für uns tödlich. - Falls du dich nicht erinnerst, mein Name ist Konrad Stoller. Und da drüben steht Katz.” Die Rothaarige winkte etwas herüber. „Wir scheinen einen Virus von Wanaban eingeschleppt zu haben.”

„Seltsam”, erwiderte Anderson. „Dieses Schiff lässt sonst kein einziges fremdes Molekül an Bord. Roleta scheint geschlafen zu haben!”

„Habe ich nicht, Erdling!” protestierte Roleta, die mit ihrer langen roten Robe und weißen Haaren mitten unter den Leuten auftauchte. „Aber was immer an Bord kam, muss entweder kleiner als ein Elektron gewesen sein oder aber etwas, was sich meisterhaft tarnt und verstellt. Irgend etwas sehr viel kleiner als eine Mikrobe. Aber keine Strahlung. Ich hoffe, meine Maßnahmen fegen es von Bord.”

Um die Station legte sich plötzlich eine fast durchsichtige Sperre, und außerhalb wurde alles plötzlich glutheiß. Ein Sturm fegte durch das Schiff und blies nicht weggeräumtes Zeug außerhalb der Sperre ins Vakuum. Zu WISSEN, dass einem nichts passiert, aber das Inferno zu SEHEN war ein Unterschied. Ängstlich drängten sich die Menschen instinktiv zusammen. Die Gewalten legten sich schließlich. Nur die Sperre blieb.

„Ihr müsst leider eine Zeitlang hier bleiben”, sagte Roleta bedauernd. „Die Quartiere hier sind zwar nicht so komfortabel wie gewohnt, aber sie werden genügen. Es gibt hier vier Blocks je nach Kontamination. Die ganz Kranken befinden sich in Block D, die noch Gesunden in Block A.. Nach einem Heilmittel wird gesucht.” Das Hologramm verblasste.

„Gratuliere, wir sind hier in Block B”, maulte Andre. „Woran merkt man denn die Ansteckung?”

„Hast du das noch nicht bemerkt?” sagte Cornelia Katz, die jetzt näherkam, sarkastisch. Sie kratzte auf einigen Pickeln auf der Stirn rum. „Schon in den Spiegel gesehen? Dein Gesicht ist ganz pickelig und fleckig! - Mist, elender! Da hilft die ganze Kosmetik nichts mehr!”

 
* * *
 

(Auf und in London:)
Mis'rai spazierte verbissen durch die Felder, die die Siedler um London angelegt hatten. Sie war müde, gleichzeitig hatte sie einen gewaltigen Hunger, der immer schlimmer wurde. Sie gelangte zum „Schachtelhalmenwald” und lehnte sich erschöpft gegen einen dicken Grashalmstamm. Draußen vor dem Wald liefen einige riesige Vögel mit ihren menschlichen Reitern umher, die die Felder vor zu gefräßigem Wild bewachten. - Hinten im Gebüsch fühlte sie es hocken. Ein Säugetier von der Größe eines Kaninchens. Zweifellos wollte es zu den Weizenfeldern und wartete auf eine passende Gelegenheit. Es rührte sich nicht, um nicht gesehen zu werden.

Mis'rai sah verzweifelt auf ihre Hände, und schaffte es nicht, sie zu verbergen. Ein Glühen war darin, das an den Fingern dolchartig auszustrahlen begann. Sie zitterte, doch der Hunger war stärker. Sie richtete die Hände in die Richtung des Tieres. Aus dem Shakaravah begann eine Energiewelle hinüberzufließen, welches das Tier lähmte. Für Mis'rai geschah es wie in Zeitlupe, doch für einen Außenstehenden wäre die Taelon rasend schnell gewesen. Sie war jetzt da, und die Energiestrahlen der Finger berührten das erstarrt sitzende Tier. Dann ging alles sehr schnell. Mis'rai sog die Energie wie eine Ertrinkende in sich hinein. Das Tier war dann tot, sah irgendwie geröstet aus.

Mis'rai fiel auf die Knie und begann zu weinen. Sie berührte voller Scham darüber, was sie getan hatte, das Tier, aber kein Wunder geschah, es erhob sich nicht. Freilich, es war ja nur ein Tier, Menschen töteten Tiere um sie zu essen, aber sie hatte noch nie getötet und solcherart Energie zu saugen galt bei den Taelons als schlimme Barbarei, als Zeichen eines Atavus, eines Zurückentwickelten. Sie nahm sich vor, nur ja nichts davon zu sagen, nicht einmal zu Ho'shin, und nie wieder zu töten. Mit einigen Blättern bedeckte sie den Leichnam und ging dann einen ganz anderen Weg zurück.

 
* * *
 

Lord Blair suchte Ho'shin in der Begleitung des Polizeichefs persönlich auf. Mißtraurisch sah er sich in der Empfangshalle des Palace um, den der Taelon mit den Jugendlichen bewohnte.

„Mylord Chancellor” begann der ältere Taelon höflich und mit freundlichen Gesten, „ was führt dich in mein Haus? Deine Besuche bei mir sind leider zu selten.”

„Indeed”, gab Blair höflich zurück. Die zwei Männer und der Taelon, der sie in seinen karg eingerichteten blauen Salon führte, tauschten noch eine Zeitlang belanglose Nettigkeiten aus, bis der Premier endlich zur Sache kam.

„Ho'shin, wir haben Beweise, dass sich mindestens ein Vampir in London herumtreibt”, begann der Premier und runzelte kurz sorgenvoll die Stirn. „Es wurden mittlerweile vier Leichen gefunden, die keinerlei Restenergie im Körper hatten und geradezu stellenweise verschmorrt aussahen. Wir haben die Archive durchgesehen. Solche Toten gab es auf der Erde damals, als die Taelons zur Erde kamen und Da'an kurzzeitig ein Atavus war. - Ja, erstaunlich diese Computer, die suchen sogar in archivierten uralten Medienberichten und Biographien. ” Blair hüstelte. So einfach war es nicht gewesen, doch die Taelons waren vor Jahrhunderten das absolute Medienereignis gewesen. - „Und dann wieder, als die Atavus kurzzeitig auf der Erde auftauchten. Bevor der Zeitsprung die Zeitlinien berichtigte und die Atavus wieder an ihren eigentlichen Ort befördert wurden, wo sie hingehörten.”

„Worauf willst du hinaus?” meinte Ho'shin. „Du weißt, dass unter den Taelons keine Mörder sind. Wir halten uns strikt an die Gesetze. Unser Ziel ist es, mit den Menschen zu koexistieren. Ich und keiner der Taelon-Jugendlichen haben so etwas Schreckliches getan!”

„Würdest du es denn zugeben, wenn es so wäre?” fragte der Polizeichef provokant. „Weißt du denn überhaupt, was sie den ganzen Tag tun? Und wie war das mit dem gestohlenen Uran?”

„Ich nicht und keines der Jugendlichen haben es getan!” wiederholte Ho'shin ungehalten. „Ich denke, du wirst deine Verdächtigen unter den Menschen suchen müssen. Vielleicht unter denen, die Blue konsumieren? Hier jedenfalls wirst du keine Beweise finden!”

Ein wenig frostig geleitete Ho'shin seine menschlichen Gäste zur Tür. Dann wandte er sich um. Er musste mit seinen Schützlingen ein ernstes Wort reden, und konnte nur hoffen, dass sie wirklich alle so unschuldig waren, wie er es von ihnen glaubte.

 
* * *
 

(Auf dem Schiff, unterwegs:)
„Roleta, in welchem Block befinden wir uns?” fragte Je'dir, als es erfuhr, das sie in Quarantäne zu bleiben hatten und alle in verschiedene Block untergebracht waren.

„Ihr befindet euch in Block C. Des weiteren wird in einigen Minuten eine Sperre um euch gelegt, das Schiff wird desinfiziert.”

„Und wo befindet sich Alexa?” fragte Sy'la irritiert, also sie ihre kleine Tochter nicht finden konnte.

„Sie ist in Block B, in guten Händen,” antwortete Roleta kurz und löste sich wie ein Geist in Luft auf.

„Wenigstens geht es ihr besser als uns,” seufzte die Hybridin und ging ein paar Schritte, bis sie ins Wanken kam und sich an einem Tisch aufstützen müsste. Je'dir kam ihr zu Hilfe, hielt sie und setzte sie auf einen Stuhl. „Ich fühle mich, als wenn mich Tausende von Insekten gestochen. hätten. ” Sy'la kratzte sich am linken Ellenbogen, auf dem schon Pickel angefangen hatten zu spießen.

„Halt, nicht kratzen!” warnte sie eine Ärztin. „Wir haben herausgefunden, dass die Viren in diesen Pickeln unter Gärung reifen, und wenn man sie aufkratzt, platzen sie mit Wucht auf, und es werden die Viren explosionsartig, wie die freigesetzten Sporen einen Pilzes, verbreitet. Somit kann diese Krankheit auf jede Art übertragen werden. Ich hoffe nur, wir können diese Art „Pest” aufhalten, denn bis jetzt sind schon drei Menschen in Block D daran gestorben.”

Sy'la musste ein paar Mal kräftig durchatmen, als sie die Worte der jungen Ärztin gehört hatte. Bis jetzt waren alle Mittel, die zur Abwehr dieses Virus helfen sollten, gescheitert. Was, wenn diese Krankheit tatsächlich alles Leben auf diesem Schiff zerstören sollte? Wer sollte dann die Mission weiterführen? Roleta konnte es ohne Hilfe ihrer Crew nicht schaffen.

Plötzlich fing das ganze Schiff zu wanken an, die Menschen gerieten in Panik. Dar'den und Ken'tau ließen sich von der Angst der Menschen nicht anstecken. Wozu denn auch? Es wäre unnötig gewesen, schreiend durch das Block zu rennen und sich Sicherheit bei den anderen Artgenossen, in einer Menge, zu suchen.

Sy'la hielt sich an ihrem Gefährten fest, und versuchte in diesem Moment an nichts zu denken, was sich als schwer erwies, jedoch als nicht unmöglich. Nachdem das Inferno über sie hinweggedüst war, herrschte erst mal eine Zeitlang Stille, dann standen nach und nach die Menschen wieder vom Boden auf. Einige murmelten verwirrt etwas vor sich hin. Andere konnte einige Minuten nicht reden, selbst wenn man sie ansprach.
Was waren Menschen doch für verletzliche, empfindliche Wesen, dachte sich Dar'den.

Eine junge Taelon mit einer langen Kutte, ähnlich einer Schürze, und einem Köfferchen, betrat mit ruhigen Schritten die Station und packte sämtliches Material auf einem der Tische aus. Ken'tau kam vorsichtig näher, und ließ sein Blick auf dem Tisch ruhen. Spritzen, Fläschchen mit verschiedenen Flüssigkeiten und sämtliches andere medizinische Sortiment lag ausgebreitet auf dem Tisch. „Wir haben vielleicht ein Heilmittel gefunden. Ich brauche nur eine Testperson, um sicherzustellen, dass das Serum wirkt,” sprach die junge Taelon, in die Menge sehend, und bereitete schon eine Spitze zur Verabreichung vor.

„Ich melde mich freiwillig,” sagte die Hybridin, die hinter der Heilerin stehend die Worte mitbekommen hatte. Dar'den trat zur Seite und sah der jungen Mutter in die Augen. „Du weißt, dass du dadurch vielleicht auch sterben könntest?” erinnerte er und seine Hände wischten dabei nach Taelon-Art durch die Luft.

„Vielleicht, - aber das werde ich auch, wenn ich nicht das Versuchskaninchen spiele. Ich bin nicht weit von Block D entfernt, und dort sind schon drei Menschen gestorben.”

„Fünf Menschen,” korrigierte sie die junge Heilerin.

„Wir sollten etwas dagegen tun,” erwiderte Sy'la und setzte sich auf einen Stuhl. Die Heilerin ging in die Hocke, setzte der Hybridin die Spitze am Hals an, und drückte dann vorsichtig ab. Die gelbliche Flüssigkeit trat blitzschnell durch die Adern der jungen Frau seinen Weg an, und bewirkte ein warmes Gefühl, als hätte sie Fieber. „Die Wirkung müsste sich in ein paar Minuten zeigen,” sagte die Taelon und stand wieder auf, dann holte sie einen Scanner vom Tisch und begutachtete den Zustand der Patientin.

Misstrauisch beäugte sie einige Sekunden lang das Apparat, als sich nach einer Zeit noch nichts getan hatte. „Seltsam, es tut sich nichts. Das Serum sollte längst gewirkt haben.”

„Vielleicht ist das Virus schon resistent dagegen,” sagte Sy'la enttäuscht und stand etwas benommen vom Stuhl auf. „Aber ich fühle mich besser, als noch vor ein paar Minuten.”

Schlagartig wechselte der Scanner von einem roten in einem grünen Bereich hinüber. Die Heilerin zeigte sichtlich ihre Freude, indem sie ihre Energiesignatur blau aufleuchten ließ. „Es wirkt! Ich werde Meldung geben, dass wir ein Gegenmittel gefunden haben.”

 
* * *
 

(Wieder auf London:)
„Hier, sieht aus wie getrocknet und mumifiziert. Und gestern lebte die Frau noch.” Der Beamte vom Scotland Yard deckte das Opfer mit der Kunststoffplane zu und winkte seinen Leuten, die Leiche abzutransportieren. Da die Show vorbei war, gingen die zusehenden Leute wieder in das Lokal zurück.

„Das kann doch nur einer der Taelons gewesen sein”, dachte Muriel Hogarty laut. „Jemanden die Lebensenergie aussaugen. Kein Mensch könnte so etwas, und Atavus gibt es nicht.”

„Aber sie bestreiten das vehement. Ho'shin sagte gestern während der Vernehmung, er könne sich vorstellen, dass einer der Blue-Konsumenten mutiert sei. Die Droge ähnelt nur dem Stoff, den die Taelons zu sich genommen haben, um ihr Energieniveau aufrecht zu erhalten. Aber es sei nicht identisch. Ho'shin selbst brauche das außerdem nicht mehr, seitdem ihn das Taelon-Jaridian-Mensch-Kimera-Kollektiv entlassen habe. Und die Jugendlichen im Haus haben diesen Stoff nie erhalten, da hätte er strikt aufgepasst.”

Der alte Kriminalbeamte nuckelte an seiner Pfeife, die mit Pfefferminz-Blättern gefüllt war. Das starke Aroma klärte seine Gedanken. „Alle Opfer wurden in der Nähe der Bars gefunden, die wir in Verdacht haben, Blue zu verkaufen. Und wo Jugendliche verkehren. Auch die jungen Taelons ab und zu. Wir sollten wirklich beginnen, Kameras in der Stadt zu installieren.”

„Oh!” Die Assistentin hob einen winzigen Splitter auf - einen Rubin, nicht mal ein Halbkaräter.. „Sieh mal, das muss jemanden aus einem Schmuckstück gefallen sein. Das Licht dort hat kurz die Farbe reflektiert.”

„Das wäre ein echter Glücksfall, wenn dieser kleine Rubin uns zum Täter führen könnte. Gib acht, Muriel, wir benötigen eine erhaltene Schwingungssignatur und einen Gen-Abdruck. Alles andere hier ist undefinierbar. Sei also vorsichtig damit!”

Die Überprüfung der mageren Ausbeute am Tatort ergab, dass tatsächlich die biologische Signatur eines Mannes noch auf dem Rubin und auf einer Stelle der Häuserwand vorhanden war. Die noch vorhandene Bürgerkartei bewies, dass Marcello Conci III. von der bekannten Spaghetteria-Familie irgend wann in der fraglichen Zeit am Tatort gewesen sein musste. Von diesem Mann war bekannt, dass er seine Zeit am liebsten in nächtlichen Bars zubrachte. Ein besonders aussagekräftiges Indiz war das somit nicht. Aber es reichte, um die Villa der Concis aufzusuchen. Eine dicke südländische Bedienstete - oder eine perfekte Replikantin? - öffnete per Tastendruck die Tür und ließ sie in das kühle Haus herein.

„Prego, warten Sie hier”, befahl sie den Kriminalisten in dem dekadent-üppig eingerichtetem Salon. „Ich hole Signore Conci, naturalmente. Uno momento.” Sie zog die Vorhänge noch zu, bevor sie ging. „Signore Conci hat Probleme mit Augen, schlechte Gesundheit, oh madonna! Keine Sonne, kein Licht. - So, jetzt gehe ich holen.”

Nach ein paar Minuten kam Conci herein, leise wie auf Katzenpfoten. Ein hübscher junger Mann mit dunklen Locken, im weißen bequemen Cut.

„Ich lade euch ein, ein Schluck mit mir zu trinken”, meinte er in Gönnerlaune. „Claudia wird einen phantastischen alten Wein hereinbringen, einen der wenigen Flaschen, die wir in London noch haben. Feiert mit mir - ich habe Geburtstag! Ich fühle mich wie neugeboren!”

„Danke, zu freundlich. Herr Conci, nicht wahr?” Der Inspektor reichte ihm die Hand. „Nice to meet you. - Du scheinst an Lichtallergie zu leiden. Ist das nicht inzwischen behandelbar?”

„Aber ja, aber ja! Wenn man es möchte. Doch die Krankheit hat einen gewissen - Reiz. Man lebt in der Nacht, wenn alle anderen schlafen, entdeckt ihre Geheimnisse, ist selbst unsichtbar... Kann sich intimen Vergnügungen hingeben, Orgien von denen ihr Beamte euch keine Vorstellungen machen könnt... außer ihr wollt es. Wollt ihr?” Der Mann hatte sich auf die Couch gesetzt, den Ellbogen auf die Rückseite gestützt, und leckte sich langsam und lasziv über die Lippen. „Nehmt doch bitte Platz”, meinte er langsam. Aufreizend hob er eine Augenbraue, warf leidenschaftliche Funken in seine Augen und ließ seinen weichen Mund auffordernd zu den beiden hin lächeln.

„Danke - nein!” lehnte der Inspektor ab. „Das heißt - Platz nehmen wir natürlich. Ich hoffe, die erwähnten Orgien sind rein sexueller Natur. Drogen sind ja verboten.”

„Aber natürlich, Inspektor!” Claudia brachte den Wein herein. Conci winkte sie hinaus und goß selbst vorsichtig ein. Im Schein der Lampe floss der dunkelrote Saft wie Blut über das Glas in den Kelch und reflektierte magisch das spärliche Licht. Der Mann wusste wirklich, sich durch kleine Gesten in Szene zu setzen. Er war genauso dekadent wie die üppige mahagonifarbene Einrichtung mit den magentaroten Dekorationsstücken zwischen altem weißen Marmor. Ruhig , jederzeit überlegen, beantwortete er die Fragen der Beamten, zwischendurch am Glas nippend, mit den weißen Zahnspitzen den Glasrand berührend. Ja, der Rubin sei ihm aus einem Ohrring gefallen. Ja, als er im Hinterhof eine der Barfrauen vernascht hatte. Er hatte gerade Lust danach gehabt. Nein, er hatte niemanden ermordet, und gesehen auch nicht. Die Barfrau - ? Die wird wohl wieder arbeiten, oder nicht? Man weiß ja, wie - mal mit diesem, mal mit jenem... gewiss war er an diesem Abend nicht der einzige gewesen.

„Wie alt bist du jetzt eigentlich?” fragte Muriel Hogarty plötzlich. „Ich meine, wegen dem Geburtstag. Du siehst so - jung - aus, du hast offenbar gute kosmetische Ärzte.”

„Ach, meine Liebe”, sagte er und beugte sich flüsternd zu Muriels Ohr : „Ich wäre gerade scharf - willst du mich?” - setzte sich auf und fuhr laut fort „ich bin mit meinen 64 Jahren eben besonders gut erhalten. Das macht der viele Schlaf, tagsüber meine ich.” Muriel erschauderte unwillkürlich und errötete leicht.

Inspektor Llewelyn hob missbilligend die Augenbraue. „Bestimmt kann irgend jemand bestätigen, dass du genau zur Tatzeit nicht beim Opfer warst?” fragte er den Mann, den er von Minute zu Minute weniger mochte. Dekadenter Schnösel!

„Beweisen, beweisen - ich war im Bett! Zufrieden, ausgepowert, high - und ausnahmsweise allein. Der Zeitpunkt? - Wozu brauche ich Beweise? Beweise du mir das Gegenteil!”

„Ich werde mich bemühen, Herr Conci, ich werde mich bemühen. - Komm, Muriel, es ist Zeit!” Die Assistentin erhob sich ein klein wenig bedauernd und zögernd. Als die Beamten gingen, ließen sie einen raubtierhaft grinsenden Mann im jugendlichen Alter, strotzend vor Lebenskraft, zurück.

 
* * *
 

(Noch immer in London:)
Der große Stein flog gegen die Scheibe, die natürlich nicht zerbrach. Draußen war der Mob und schrie sich heiser. Mit Stangen, Knüppeln und anderen Gegenständen schlugen die aufgehetzten Menschen aus London gegen die Eingangstür. Sie waren überzeugt, dass die Taelons die sogenannten „Vampir-Morde” - inzwischen 11! - begangen hatten, wie es auch die Zeitungen spekulativ in Artikeln angedeutet hatten. Ho'shin hatte aber vorgesorgt, das Haus war robuster und sicherer, als man vermutet hätte. Aber was nun weiter mit ihnen allen werden sollte, konnte er auch nicht sagen. Die Taelons waren auf die Menschen angewiesen und mussten mit ihnen leben. Oder sollten sie allein auf sich gestellt in die Wildnis fliehen, weit, weit weg?

„Shabra!” schimpfte Ho'shin und deutete anklagend inmitten seiner Schüler auf Mis'rai. „Mis'rai! Bei der Wahrheit - sag sofort, was du getan hast! Deine Aura weist eine verräterische Farbe auf. Du hast getötet, gib es zu!”

Mis'rai zitterte. Draußen hämmerten diese Menschen gegen das Tor und die Fenster, und hier im Haus sollte sie sich vor allen rechtfertigen. So eine Schande! Sie gestand alles, dass sie ein paar kleine Tiere getötet und deren Energie zu sich genommen hatte, aber es tat ihr leid. Sie war nur so hungrig gewesen!

„Und jetzt sieh, welche kosmischen Wellen deine Tat geschlagen hat. Wir werden von allen nun hier bezichtigt, Mörder zu sein. Verstehst du?” Hätte Ho'shin sich nicht so sehr unter Beherrschung, er wäre selbst der Verzweiflung nahe gewesen. „Wir sind TAELONS! Unsere Herkunft verpflichtet uns, besonders rein und edel zu sein. Wir dürfen ganz einfach nicht alles tun, was uns gerade in den Sinn kommt. In früheren Zeiten hätte man dir befohlen, dich in die Große Leere zu begeben!”

„Aber die Menschen essen Fleisch, und wir auch ab und zu”, wagte einer der Schüler einzuwerfen. „Und die früheren Taelons hatten Core-Energie zur Verfügung, und wir haben das nicht. Dürfen wir nicht einmal, nicht EINMAL nur so sein wie wir sind? Energie war immer schon ein Teil unserer Ernährung, seit Urzeiten.”

Der Lärm hörte draußen auf; die Polizei räumte wohl die Straße, wieder einmal.

„Die Menschen stellen hier einfach die Mehrheit. Wir müssen uns anpassen!” verlangte Ho'shin nachdrücklich. „Wir an die Menschen, und die Menschen an uns. Nur so können wir überleben. - Und hoffen wir, dass der Vampir bald gefasst wird!”

 
* * *
 

(Auf dem Schiff, irgendwo vor der Galaxie NGC 3992:)
Qui'sa konnte es kaum glauben. ‚Hört, meine Familie!’ rief er geistig nach den anderen Taelons. ‚Das ist sehr merkwürdig. Die krankmachenden Proben auf dem ersten Blick sind völlig ungefährlich. Aber die „Quarks” in der Probe, wie die Menschen diese Elementarteilchen bezeichnen, verhalten sich sehr ungewöhnlich.’

‚Wir kommen’, antworteten Ka'sar und Ko'lan. ‚Bleibe da und beobachte weiter.’ Die zwei Taelon-Wissenschaftler kämpften sich mühsam ins Labor. Die Krankheit hatte mittlerweile auch ihre Fassade befallen; ihre Haut sah ungesund aus und schuppte. Inzwischen hatte auch der noch im Labor verbliebene menschliche Wissenschaftler bemerkt, dass Qui'sa etwas entdeckt hatte. „Recht geschickt gemacht, diese Analyse”, lobte er den jungen Taelon. „Bist du sicher, dass du wirklich Diplomat werden möchtest und nicht Biochemiker, mein Kleiner?”

Die Taelon-Wissenschaftler begutachteten die Proben nochmals. Kein Zweifel - die Quarks verhielten sich nicht wie sie sollten. Sie bewegten sich chaotisch - oder: „individuell”.

„Ich dachte, Viren seien die kleinste Lebensform! Die hier passt in keines der Ordnungen,” meinte der Mensch. „Man lernt wirklich nie aus. - Und wie sollen wir diese Dinger jetzt loswerden? Uns läuft die Zeit davon. Die Besatzungsmitglieder sterben! Die Impfungen vor ein paar Tagen konnten die Seuche nur eindämmen, aber nicht aufhalten.”

„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.” Roleta tauchte auf wie ein Geist und schwebte vor ihnen, knapp über dem Boden stehend. „Ich bin sehr stark ausgelastet, dieses Schiff zu desinfizieren und alle Oberflächen abzutragen, neu aufzutragen und zu isolieren. Aber ich werde zu einer nahen Sonne fliegen mit einem ganz bestimmten Strahlungsspektrum und dort deren spezielle Energie tanken. Die materiellen Oberflächen und Gegenstände sind ersetzbar, aber Lebewesen müssen anders behandelt werden. Ich werde eure Auren daher mit dieser speziellen Strahlung waschen. Das dürfte die Energien der mutierten Quarks in euren organischen Oberflächengeweben empfindlich stören und sie vielleicht inaktivieren, sprich: aböten. Obwohl das eine außergewöhnliche Lebensform ist. Aber das Leben meiner Besatzung steht für mich an erster Stelle.”

So geschah es dann auch. Die Haut und das tiefer sitzende Gewebe wurde durch die Behandlung verätzt und verbrannt und bedurfte danach einer dringenden regenerativen Behandlung. Selbst die Jaridians waren durch die Aurenwäsche völlig fertig. Die schmerzhafte Bestrahlung ging durch und durch. Nach einigen Tagen war der Spuk vorbei. Es ging ans große Aufräumen. Doch zuvor sollten die Mitglieder der Expedition ihre Erholung haben. Roleta steuerte auf deren dringende flehentliche Bitten das Schiff zu einem Planeten, der vielversprechend aussah. Und irgendwie hatten das alle gewusst und dorthin gewollt! Ein grünblauer sirenenhaft bezaubernder Ozean lag unter einem gold und blauen Himmel, der Strand war rosafarben und auf dem Wiesen dahinter blühten duftende Blumen. Landtiere gab es keine - nur überall Pflanzen, und ein paar kleine Insekten und Fische. Keine gefährlichen Mikroben. Ein seltenes Paradies ohne Gefahren! „Drei Tage”, gestand Roleta allen zu. „Solange brauche ich, um meine Energie an der Sonne aufzuladen. Ihr geht mit ein paar vorbehandelten Beibooten runter.”

„Toll, super, wundervoll!” Nach dem ganzen Stress gerade das Richtige. Wozu denn irgendwo blaue Kristalle suchen? Wozu überhaupt zur Erde zurückkehren? Das Leben war ein schöner, duftender Traum... Alles bestens. Sogar die Taelons genossen das Bad im warmen Ozean.

 
* * *
 

Drei Tage später: Als Roleta über dem Planeten eintraf, scannte sie die idyllische Bucht. Warum meldete die Besatzung sich nicht? Wo waren die spielenden Kinder? Die sich in der Sonne aalenden Menschen? Die trainierenden Jaridians? - Schließlich fand sie einige aus der Mannschaft. Die Taelons lagen faul im rosa Sand, mit den Füßen im Wasser, und sahen träumend in den goldblauen Himmel. Sie sandte ihr Hologramm mit einer Sonde hinab und erschien dort wie ein Alptraum. „Wacht sofort auf!” fuhr sie Mur'ru an. „Die ganze Zeit habt ihr mir automatische Meldungen gesandt, als ob alles in Ordnung wäre. Gar nichts ist in Ordnung! Ihr habt die Überwachung durch die Bordgehirne der Beiboote ausgeschaltet und die Berichte manipuliert.”

„Ach, lass uns doch in Ruhe, wir träumen so schön. Wir sind so weit weg....” maulte die Generalin. Und weggetreten waren wieder alle! An einer anderen Stelle dasselbe Bild: die jungen Taelons hatten getaucht und gespielt und faulenzten nun, als wären sie auf ewiger Erholungsreise.

Die Jaridians lagen in einer tiefen Grube, die sie bis Erschöpfung mit den Händen ausgehoben haben. „Geh weg!” schimpfte Korn't heiser, kaum etwas munter gemacht. „Wir müssen graben, graben, immer tiefer, den Schatz ausgraben....” und er scharrte mit seinen spitzen konischen Fingern weiter in der Erde, um noch tiefer zu graben. Die Jaridians hatten bis zur Bewusstlosigkeit gegraben, und würden das weiterhin tun.

Die Kinder hatten sich angstvoll in eine Höhle zurückgezogen, waren ausgehungert und zitterten am ganzen Leib vor irgendwelchen Ungeheuern, die als Halluzination die Gegend unsicher machten. Die Eltern waren irgendwo wie im Rausch, niemand kümmerte sich um die Kleinen.

Die Menschen wälzen sich splitternackt in den Blumen, Gräsern und Büschen. Zwei hatten von einem Felsen wegzufliegen versucht und sich ein paar Knochen gebrochen. Irgendwie träumten sie, sie wären Affen, Schlangen, Schweine oder Vögel und benahmen sich entsprechend.

Keiner von den Wahnsinnigen wollte die Welt verlassen. Ratlos holte Roleta die Verletzten und die Kinder an Bord zurück, nur um festzustellen, dass die Betroffenen an Bord des Zefirschiffes völlig hysterisch wurden, schrien und heulen und unbedingt zurück wollten. Danach kam die depressive Phase, in der die Kleinen und die Verletzten sich umzubringen versuchten. Irgend etwas war auf diesem vermaledeiten paradiesischem Planeten, das verwirrte die Besatzung als wäre sie im LSD-Rausch, ließ sie nicht fort, schaltete sie aus. Und die Blumen rochen betörend süß, und das Wasser war so mild und sanft... Und das künstliche Bordgehirn des Zefirschiffs war überaus wütend. WER oder WAS wollte hier ständig die Mission vereiteln?

 
* * *
 

(Irgendwo vor NGC 3992, auf dem Urlaubsplaneten:)
‚ Lass uns frei!’ beharrte Da'an. ‚Wir sind Angehörige verschiedener Spezies. Du hast kein Recht, uns gefangenzuhalten!’ Der telepathische Gedankenhauch der anderen Taelons schwang darin mit. Da'an hatte die Augen geschlossen. In der Realität lag er am Strand und träumte vor sich hin. Jedenfalls musste es für einen Beobachter so aussehen. Bestimmt war auch das Zefirschiff bereits in Kenntnis der Situation. Das Bordgehirn versuchte bestimmt schon, sie alle aufzuwecken. Bisher ohne Erfolg.

‚SPIELEN! SPIELEN! SPIELEN!’ dröhnte es zurück. ‚WAWA WILL SPIELEN!’

‚Ich bin so frei wie ein Vogel - ich fliege über Berge und Täler! Ich fliege bis in die Sonne hinauf!’
‚Ich begleite dich, ich kann höher fliegen - schau, - au,au,auu....’ Das war irgendein Mensch gewesen.

‚Ich erreiche noch die Bombe da unten! Ich werde alle retten. Ich spüre keine Schmerzen’, kam es wohl von einem Jaridian. ‚Wir graben mit dir, weiter, weiter...’ kam das Echo.

‚Ich Tarzan, du Jane’ grunzte es gedanklich wieder von irgendwelchen Menschen. ‚Du Jane, du stillhalten! IYAHHH! UAHHH! IYAHHH! UAHHH! HUHUHU....’ Der weibliche Mensch kreischte daraufhin geistig los, - vor Abscheu oder Begeisterung?

‚Ich werde noch wahnsinnig! Lass uns sofort frei!’ protestierte Mur'ru. ‚Du hast diesen ganzen Planeten zum Spielen, du brauchst uns doch nicht.’

‚Kenn’ ich schon. WILL SPIELEN!’ hallte es zurück.

Mur'ru versuchte, die Augen zu öffnen und sich real aufzurichten. Die Taelon-Generalin sah verschwommen das Licht vom Himmelshorizont auf dem Wasser spiegeln. Die Sonne ging bald unter. Roleta eilte heran. Da sank sie wieder halbbewusstlos nach hinten in den Sand. Roboter versuchten, Mur'ru wieder auf die Beine zu stellen.

„Gefangen”, hauchte sie. „Von einem Kind....”

„Wach auf!” Der Roboter schüttelte sie. „Sie ist wieder im Trance und träumt”, musste er anschließend dem Hologramm melden.

„Gefangen, von einem Kind? Von welchem Kind?” wunderte sich Roleta. Sie scannte erneut den gesamten Planeten. Er war wie immer: eine Idylle ohne höheres Leben. Jedenfalls war nichts messbar. Es sei denn, da war etwas, was sie mit ihren Sensoren nicht messen konnte.

Sie ließ die Sonde zur nächsten Gruppe, zu den Kindern, fliegen, um sich dort zu manifestieren.

Die Kinder kreischten, und die Roboter vermochten sie nicht beruhigen. „Da, da, böse Geister!” Alexa und Bethany fürchteten sich sehr. - „Seht doch!” schrien Hakar und Wanjak. „Die Blutdolgen kommen! Die Blutdolgen kommen! Sie werden uns alle fressen!” - Da halfen nur noch Beruhigungsmittel. Die Roboter konnten die Kleinen kaum festhalten, ohne sie zu verletzen. Sie wollten fortlaufen.

„Das ist doch furchtbar”, meinte dazu Roleta. „Wir können doch die Kinder nicht die ganze Zeit unter Drogen halten!”

Plötzlich lachten und prusteten die fünf Menschenkinder darauf los, die ebenfalls Schiffsangehörige waren. „Sieh doch, Bertie, da läuft Mickey Mouse! Und dort kommt Goofy!” Die Halluzination musste sehr heiter sein, den Reaktionen nach. „Ja, und da ist Donald Duck”, lachte nun Alexa, die Wangen noch salzig von den Tränen. „Wie lustig!” „Sieh mal, dort kommt Lord Helmi von Loddydog”, freute sich auch Bethany. Die Kinder quietschten vor Vergnügen.

„Alles Zeichentrickfilme, die sie hier an Bord gesehen haben”, erinnerte sich Roleta. Die Kinder verhielten sich, als ob sie sich in den jeweiligen Filmen befänden.

 
* * *
 

‚Es ist wirklich genug. Meinst du nicht?’ forderte Da'an geistig das kindliche unsichtbare Wesen auf. ‚Unsere Spezies muss sich ausruhen, sonst gehen wir alle kaputt. Erzähl mir doch statt dessen ein wenig über dich selbst!’

‚Was gibt es zu erzählen’, maulte das Wesen. ‚Ich bin aufgewacht und war da. Da war hier alles öde. Ich habe eine Zeitlang mit den Steinen, Wolken und Flüssigkeiten gespielt. Irgendwann wurde mir das einfach zu langweilig. Und dann ließ ich hier die Landschaften und das organische Leben wachsen.’

‚Wann war denn das?’ fragten Dar'den und Ken'tau interessiert und froh, dass im Moment alles ruhig war. Offenbar waren alle in der Realität umgefallen und erschöpft eingeschlafen.

‚Keine Ahnung’, sagte das Wesen. ‚Vor Milliarden von Sonnenumläufen, vielleicht. Habe nicht mitgezählt.’

‚Du willst damit sagen, dass du so derartig alt bist?’ wunderte sich Ken'tau. ‚Wir können das kaum glauben, obwohl wir selbst relativ alt sind.’

‚Du bist aufgewacht und warst da?’ fragte Dar'den nochmals nach. ‚Was war den vorher?’

‚Eine Wolke natürlich, und dann wurden Sterne daraus. Das weiß doch jeder, der zusieht. Wisst ihr das nicht?’

‚Ich glaube, im Vergleich zu diesem Wesen sind wir - die Menschen würden es mit Eintagsfliegen vergleichen’, folgerte Da'an. ‚Unser Leben ist so kurz, dass wir solche kosmischen Prozesse nicht als fortlaufende Einheit sehen, sondern nur - zum Vergleich - als Schnappschuss eines Moments.’ Die Taelons schwiegen bewundernd eine Weile.

‚Wenn du so viel vermagst, warum führst du dann die Evolution auf diesem Planeten nicht fort?’ erkundigte sich später Ka'sar. ‚Du könntest dir selber deine Welt hier einrichten, wie du es möchtest.’

‚NEIN! Denn sie würden mein Bewusstsein aussaugen, bis dass von mir nichts mehr übrig ist, und ich als leeres Gebilde zurückbleibe, zum Sterben, während sie erwachsen und frech werden, sich gegen mich wenden oder gar wegfliegen. Ich möchte nicht leer und alt werden, sondern für immer jung bleiben. ICH WILL SPIELEN!’

‚Gibt es nicht mehr von deiner Art?’ fragte Da'an.

‚Muss es wohl’, meinte das Wesen. ‚Manchmal höre ich sie, irgendwo da draußen, weit weg. Aber jetzt seid ja ihr da und leistet mir Gesellschaft!’

‚Und was ist, wenn du hier weggingest? Könntest du das überhaupt?’

‚Ich glaube nicht, weiß nicht. Aber wenn, dann muss all dieses Spielzeug mit. Nichts würde hier mehr leben. Aber ich denke, ich könnte das nicht.’

‚Warum nicht?’ fragte Mur'ru. ‚Du könntest da draußen andere deiner Art treffen. Wenn du uns freilässt, bringen wir dich dorthin, wo du willst.’

‚Ich denke nicht, dass ihr das könnt’, meinte das Wesen.

‚Warum nicht?’ hakte Mur'ru nach. ‚Stell dir vor, was du alles mit uns erleben könntest.’

‚Ich kann nicht mit euch mit’, erwiderte das Wesen. ‚Ihr müsst wissen - dieser Planet ist mein Körper, dieser Planet ist WAWA. Ihr müsst zugeben - der ist wirklich zu groß für euer Schiff.’

 
* * *
 

(Auf London:)
Mis'rai suchte Pri'nur in ihrem Zimmer auf.

„Pri'nur, du musst mir helfen!” bat das Taelon-Mädchen. „Ich weiß, dass du heimlich Schminkzeug versteckt aufbewahrst. Du musst mir helfen, wie ein Mensch auszusehen. Ich möchte selbst diesen Vampir jagen und stellen.”

Pri'nur erhob sich von ihrem Bett. „Du bist nicht klar bei Verstand, Mis'rai! Da draußen ist es viel zu gefährlich für uns Taelons im Moment. Was denkst du dir, was Ho'shin mit uns macht, wenn er dahinter kommt?”

Mis'rai war wirklich stur, weil sie sich verletzt fühlte. Sie begann ganz einfach, die Schubladen in Pri'nurs Zimmer zu öffnen.

„Bei Ra'maz!” rief Pri'nur empört. „Was fällt dir ein!” Sie riß Mis'rai zurück.

„Wenn du mir nicht hilfst, verpetze ich dich bei Ho'shin! Ich erzähle ihm, dass du früher ständig heimlich nachts entwischt bist und dich sogar mit anderen männlichen jungen Menschen getroffen hast!”

Pri'nur war wirklich erbost. Widerwillig musste sie nachgeben. „Aber gut, ich helfe dir. Aber ich komme mit. Du bist doch viel zu - brav - um nachts umherzustrolchen.”

Die beiden schminkten sich die Haut etwas menschenähnlicher zurecht und zogen sich bunter an als üblich. Der zarte Haarflaum am Kopf - ein Produkt der Mimikry und ihrer menschlichen Leihmütter - konnte bei etwas gutem Willen als sehr kurze Kurzhaarfrisur durchgehen. Dennoch setzten sie sich die zur Zeit modischen Kappen auf, hüllten sich in weite Capes und kletterten heimlich vom ersten Stock aus in den Garten hinter der Villa. Von dort überwanden sie einen hohen Zaun und standen schon bald auf einer der Seitenstraßen.

„Wohin jetzt?” flüsterte Pri'nur.

„Wir suchen die Bars von London auf und beobachten die Besucher. Vielleicht fällt uns irgend etwas auf.”

Sie mussten immerhin fünf Nächte investieren, in der sie ständig auf der Hut sein mussten und den Polizeistreifen und Ärgermachern aus dem Weg gingen. Pri'nurs Freund Andy schloss sich in der dritten Nacht an. Um vier Uhr morgens wollten sie schon wieder unverrichteter Dinge heimkehren, als sie einen leisten erstickten Schrei hörten. Sie liefen um die Ecke in eine dunkle Seitenstraße, wo sie den Vampir weiter hinten sahen: Ein junger Mann mit dunklen Haaren stand vor einer halbnackten jungen Frau und sog mit seinen Händen Energie aus ihrem Körper. Es leuchtete bläulich-rot, wie es die beiden Taelons deutlich erkennen konnten. Dem Vampir schien die Energie große Wonnen zu bereiten, sein Gesicht war in Ekstase verzerrt, während die Frau langsam wimmernd verschrumpelte und, losgelassen, langsam auf den Boden sackte.

„Zurück!” herrschte sie jemand von hinten plötzlich an. Inspektor Llewelyn schoss, doch der Vampir war unheimlich schnell. Er warf Muriel Hogarty, die unvorsichtigerweise ein paar Schritte nach vorne geeilt war, wie eine Puppe mit einem Faustschlag im hohen Bogen gegen einen Hintereingang. Schwer verletzt blieb sie liegen. Dann verpasste er Pri'nur und Andy Hiebe und Tritte, nur weil sie im Wege standen, und schon war er beim Inspektor, umfasste seinen Hals und war dabei, ihm das Genick zu brechen, als ihn der blauweiße Strahl des Shakaravahs stoppte.

Der Vampir war tot, getötet von Mis'rai, und ihr wurde ganz übel.

„Danke Mädchen!” keuchte der Inspektor. „So knapp war ich noch nie vor dem Tod! Der war unheimlich schnell, ich habe so etwas noch nie gesehen. - Aber wie hast du das gemacht?” Er fasste das Taelon-Mädchen an den Händen und sah sich deren Handflächen mit den roten Malen an.

„Mit dem Shakaravah. Ich bin ein Taelon,” würgte Mis'rai hervor. „Wir haben den Vampir gesucht. Bitte sage das nicht Ho'shin!”

Llewelyn eilte zu Hogarty, dann rief er mit seinem Global einen Rettungswagen. Die Assistentin musste sich den Schädel und wer weiß was sonst noch gebrochen haben. Andy und Pri'nur waren auch nicht unverletzt, doch immerhin ging es ihnen noch besser als der Polizistin. Auch sie wurden in die Klinik gebracht.

„So, meine Kleine - ich danke dir nochmals”, wandte sich der Inspektor an Mis'rai. „ Aber deinem Vormund muss ich natürlich die Wahrheit sagen. Doch ich werde dafür sorgen, dass ihr nicht bestraft werdet. Es war zwar großer Leichtsinn, aber ganz schön mutig, nachts auf Vampirjagd zu gehen.”

„Ist mit den Morden jetzt Schluss?” fragte die Taelon, bevor sie Llewelyn nach Hause brachte.

„Keine Ahnung. Ich hoffe es. Wir verfolgen diese Spur schon seit Tagen. Ich hoffe inständig, dass es nicht mehr von seiner Art gibt”, meinte der ältere Mann nachdenklich.

 
* * *
 

(Auf WAWA:)
Und wieder ging die Sonne auf. Und das übermächtige Wesen begann, mit seinem Spielzeug zu spielen. Und weil ihm die jungen schwimmenden Taelons so gut gefielen, entwickelte er froschähnliche Geschöpfe.

Plötzlich waren sie da. Die Amphibien hüpften da und dort zwischen den Wahnsinnigen und den Robotern umher, nur dass sie nicht quakten, sondern jodelten.

„Das halten meine Sensoren nicht aus”, meinte Roleta im Selbstgespräch. „Wo kommen nur diese Geschöpfe her? Und - bei meinen Erbauern - wieso jodeln sie wie südbairische Almhirten???”

Sie war gerade dabei, einen Chemiecocktail zu entwickeln, der die ihr anvertraute Besatzung wieder halbwegs aus dem Wahnsinn befreien sollte. Da tauchte die nächste Tiergattung auf - Reptilien mit scharfen Zähnen, mit buntgemustertem Plättchenpanzer. Und palmartige Bäume begannen zu wachsen. Wo war sie nur hingeraten? Roleta hatte Ähnliches noch in keiner Datenbank ihrer Erbauer entdeckt.

Dann wurden die Besatzungsangehörigen „freigegeben”. Einfach so. Statt dessen entstanden da und dort Tiermutationen, und die Vegetation veränderte sich. Alle Besatzungsangehörigen hatten es mit einem Male verdammt eilig, an Bord zu gehen, selbst der besonnene Da'an. „Fort!” befahl er. „So weit wie möglich, so schnell wie möglich! Den Rest berichte ich dir für das Logbuch später!”

Menschen, Jaridians und Taelons waren ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, und irgendwie erschien es Roleta, als wollten sie alle über die Erlebnisse nicht recht sprechen, so als wären sie furchtbar peinlich. „Ich werde jeden durch eine Psychoanalyse schicken müssen”, sagte sie zu sich. Immerhin gab es auch Erfreuliches ins Logbuch einzutragen, jedenfalls aus ihrer Sicht: immerhin waren drei der Menschenfrauen jetzt schwanger.

Das Schiff nahm nach dieser mehrtägigen Verzögerung wieder Kurs auf in die Galaxieregion des mysteriösen Salzes. Schon bald würden sie dort ankommen und nach den Urhebern der Rauschgiftwelle auf der Erde fanden müssen. Dann mussten wieder alle in Form sein.

 

Ende von Kapitel 5

 

Zurück zur Hauptseite von Susanne

Zurück zur Hauptseite von Sy'la

 

Zum Seitenanfang