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  „Lili, Katzen und andere Probleme” von Snooty   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde / Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Zeitpunkt:  Fortsetzung zu „Paß bitte auf meinen Hermann auf...”
Charaktere:  Da'an, Lili, Liam, Ter'kozz, Ta'rin, Aldrin und En'lell
 
Kommentar der Autorin:  Samy'ra, Ter'kozz und Aldrin sind von Fox geborgt. Danke !!!
 

 

LILI, KATZEN UND ANDERE PROBLEME

 

Noch lange hatte die kleine Gruppe zusammen in der Küche gesessen, den Hermann genossen, sich amüsiert und unterhalten.
Das konnten sie viel zu selten tun, einer von ihnen war immer mit der einen oder anderen Aufgabe unterwegs, mußte sich durch Berge von Akten arbeiten oder diplomatisch agieren.
So genossen alle die paar ruhigen Stunden in Liams gemütlicher, wenn auch etwas schmutziger Küche. Besonders Samy'ra, die wußte, dass ihr Urlaub auf der Erde schon morgen zu Ende sein würde, und Da'an, der sich nach Tagen der Sorge um den Hermann und Ter'kozz möglicher Reaktion endlich wieder entspannen konnte.
Dann hatte sich Liam verabschiedet, schon in aller Frühe würde sein Dienst beginnen, und er brauchte dringend etwas Schlaf, wofür alle Verständnis hatten. Er warf die jauchzende Samy'ra ein paar Mal hoch in die Luft und steckte dem glücklich grinsenden Mädchen noch ein paar Bonbons zu, bevor er sich Lili zuwandte, sie umarmte und Da'an eine Hand im taelonischen Gruß entgegen streckte.
Der Rest der kleinen Gruppe wollte sich auch bald zur Ruhe begeben, aber Lili und Samy'ra wollten Da'an noch in seine Privatgemächer begleiten, die sich der Haupthalle anschlossen.
Kurz bevor sie die Rampe erreichten, die sie in den, in beruhigenden rosa und blauen Tönen glimmenden, Empfangsraum gelangten, beschleunigte Lili auf einmal ihren Schritt. Als ob sie den anderen zuvor kommen wollte.
Doch ein fauchender Aldrin war ihr im Weg, der aus der geöffneten Tür geschossen kam und mit gesträubtem Fell seitwärts lief. Die Zähne leicht gefletscht und den Schwanz hoch aufgerichtet.
Da'an hatte seinen Kater noch nie mit einem solchen Gebaren erlebt und wich erschrocken einen Schritt zurück. Samy'ra dicht bei sich haltend.
Allerdings war die mit Angst gemischte Aggression nicht auf ihn oder eine seiner beiden Begleiterinnen gerichtet, und das Tier schien sich schon etwas zu beruhigen, war aber immer noch ausgesprochen gereizt.
Vorsichtig schob sich Da'an an Captain Marquette vorbei, die ihr möglichstes zu tun schien, um ihm im Weg zu stehen.
Auf den ersten Blick konnte Da'an nichts erkennen, was seinen Kater in solch einen, für das ruhige Tier untypischen, Aufruhr versetzt haben könnte. Langsam wurde das sanfte Glühen des Raumes zu einem warmen Leuchten, das den Raum taghell werden ließ, als das Wesen, das durch genetische Veränderung und bewußte Züchtung zu der Botschaft geworden war, bemerkte, dass der Raum betreten worden war.
Aber noch immer ließ sich weder ein Fremder in dem verwinkelten Raum mit seinen Pflanzen und Alkoven ausmachen, noch schien Aldrin etwas heruntergeworfen zu haben, das ihn mit Lärm geängstigt haben könnte.
Da'an ging zurück, um seinen braun getigerten Kater in dem Arm zu nehmen, und schaute in Lilis Gesicht. Es war blaß geworden und reichte nahe an jene Färbung heran, die es während der Achterbahn gehabt hatte, allerdings fehlte der leicht grünliche Unterton.
Sie schob Samy'ra, die die ganze Szene vom Ausgang beobachtet hatte, vor Da'an in den Raum, der seinen immer noch unruhigen Kater fest an seine Brust gedrückt hielt und der sich danach auf seinem thronähnlichem Stuhl niederließ, um seinen Kater in Augenschein nehmen zu können, was diesem aber gar nicht zu gefallen schien. Man sollte nicht glauben, wie der sich winden und verbiegen konnte. Aber er machte nicht die geringsten Anstalten zu beißen oder zu kratzen, dazu vertraute er Da'an zu sehr und hatte ihn zu gern.
Aldrin war, noch bevor er das Tier auf Verletzungen untersuchen konnte, von seinem Arm gesprungen, und nähte sich mit wieder aufgestelltem Fell seinem Futternapf, der auf einem kleinen Tablett halb unter Liams Schreibtisch verborgen war.
Der Taelon schaute ratlos Lili an, die noch bleicher geworden war und Samy'ra etwas ins Ohr flüsterte, während sie unterdrückt mit einer Hand Richtung Schreibtisch gestikulierte.

 
* * *
 

Ganz in der Nähe des Möbelstücks, auf das nun auch Samy'ra zuging, bewegte sich etwas, oder hatte Da'an sich das nur eingebildet? Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Das kleine Mädchen beugte sich vor und ließ sich in die Knie sinken, bevor es unter Liams Schreibtisch langte, genau zu Aldrins Tablett, das der Kater mißtrauisch beäugte.
Sie hielt etwas fest und versuchte, es in der großen Mitteltasche zu verstecken, die an der Frontseite ihres Pullovers war.
Aber es entglitt ihr so geschmeidig, wie Aldrin zuvor von Da'ans Schoß entkommen war, und beäugte nun seinerseits Aldrin, stellte sämtliche Haare auf und hüpfte wie in einer ungeschickten Karikatur des älteren Tieres nun frech auf ihn zu, als ob es wüßte, dass es noch klein genug war, um die Narrenfreiheit aller Säugetier-Babys zu genießen.

Da'an sah sich zum ersten Mal mit einem solch kleinem Kätzchen konfrontiert. Das rein schwarze Wollknäul äugte zu ihm hoch, hüpfte probeweise auch seitlich auf den Taelon zu, nur um dann in sicherer Entfernung kehrt zu machen und lieber Aldrins Schwanz zu fangen, der nervös über die Erde zuckte.

„Ähhh, Da'an? Darf ich dir En'lell vorstellen? Wir haben ihm besitzerlos im Park gefunden und Samy'ra und ich konnten das Kätzchen doch nicht allein zurück lassen? Es ist doch erst 6 Wochen alt.”

Lili begann mit sich fast überschlagender Stimme zu berichten, um etwaigen Vorwürfen Da'ans zuvor zu kommen. Natürlich hatte sie gewußt, was Ter'kozz bezüglich Haustiere gesagt hatte, aber ihre Argumente waren stichhaltig, oder etwa nicht?

Samy'ra saß auf der Erde und bemühte sich, ihre kleine Katze mit einem Wollfaden von Aldrin fernzuhalten, langsam zog sie das Band über die Erde, und es dauerte nicht lange, bis die kleine Katze sich voll und ganz auf das neue Spielzeug konzentrierte. Die Ohren spielten, die kleine Katze hatte sich angespannt, zum Sprung bereit lauerte sie. Hin und wieder schoß ihr Kopf hoch, was sofort jede Maus verschreckt hätte, aber der Faden wand sich weiter über die Erde und der Po, und mit ihm die kleine Katze, wankte von einer Seite zur anderen, um den besten Absprungspunkt zu erhaschen. Aber anstatt sich auf das Spielzeug zu stürzen, sprang sie daneben, kullerte über die Erde und angelte vorsichtig nach dem Wollfaden.

Samy mußte lächeln, hob das Kätzchen in einer Hand hoch, und stützte es dann mit beiden Händen, während seine Pfoten sich gegen ihre Brust drückten. Langsam, als ob sie eine heiße Flüssigkeit in einer flachen Schale tragen würde, ging sie auf Da'an zu. Und setzte das kleine Wesen auf seinen Beinen ab. Große blaue Augen leuchteten ihn an, und es miaute, was eher einem hellen Piepen glich.

So sehr Da'an auch wollte, er konnte den Beiden nicht böse sein. Das Kätzchen hatte sein Herz im Sturm erobert, und Samy'ra hatte gekonnt jedem Protest und möglichem Ärger von ihm vorgebeugt, indem sie das kleine Wesen auf seinem Schoß abgesetzt hatte.

Offensichtlich war En'lell müde, den sie gähnte, wobei viele kleine spitze Zähne weiß in ihrem Maul glänzten.

Lili war in Schweigen verfallen und beobachtete die zwei Außerirdischen, die sich über das Kätzchen gebeugt hatten. Sie schien vergessen sein und war deswegen nicht gerade undankbar.

 
* * *
 

Aldrin fand hingegen die Situation immer noch im höchsten Maße ungerecht. Erst war er aus seinem Schlaf gerissen worden, nachdem Lili das kleine Ding aus dem Korb gelassen hatte.
Dann wurde er schnöde im Stich gelassen mit seinen Nöten, als die Menschen sich kurz darauf in die Küche zurück zogen.
Der Pelzball hatte sich an SEINEM Futter vergriffen, sich auf SEINER Decke zusammengerollt. Und als es wieder aufwachte, hatte es versucht, herzhaft in SEINEN Schwanz zu beißen und hatte ihm sogar gedroht!

Das war zuviel, die Riesen-Maus, die nach Katze roch und jetzt sogar Da'ans Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, war zu weit gegangen.

Miauen konnte er auch, und was das anging, viel besser. An seinem kläglichen Tönen hatte er wochenlang gefeilt, aber dabei natürlich nicht an eine solch dramatische Notsituation, sondern eher an Leckerchen gedacht.

Aldrin starckste neben Da'ans Thron, setzte sich in Pose und miaute los. Es war wirklich beeindruckend, es klang fast, als würde er ein Echo seiner eigenen Stimme erzeugen, indem er, bevor der erste Ton endete, jeweils noch mal zu einem helleren Piepen ansetzte.

Der Taelon kannte aber die Show und grinste.
Aldrin beschloß, sich nun seinen Platz zu sichern, sprang auf Da'ans Schoß, rollte sich dort auch zusammen, wobei er den Taelon böse anfunkelte und darauf achtete, das Kleine wenigstens mit seinen Füßen ein wenig zu schubsen.

Nun, jetzt war genau das eingetreten, was Da'an bei dem Hermann schon die ganze Zeit befürchtet hatte, und morgen würde Ter'kozz schon ankommen.
Hilflos schaute Da'an die lächelnden Damen an, die beiden wußten genau, dass sie ihn nun auf ihrer Seite hatten, und vertrauten völlig auf sein diplomatisches Geschick, um die Sache in ihrem Sinne zu richten.

Da'an seufzte, schaute auf die zwei Pelzbälle auf seinem Schoß, die um die Wette schnurrten, und ergab sich in sein Schicksal.

 
* * *
 

Samy'ras Onkel hatte die Rolle eines Repräsentanten der vorläufigen Regierung der Jaridians übernommen, hinzu kamen die vielen kleinen Aufgaben, derer er sich in seiner Heimatwelt angenommen hatte, um Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten und das junge System zu stützen, wo er nur konnte.

Nach einem anstrengenden Tag, der angefüllt gewesen war mit Empfängen, diplomatischem Geplänkel und einigen wichtigen Konferenzen und Vertragsunterzeichnungen am Nachmittag, kehrten Da'an und Ter'kozz in die hiesige Taelonbotschaft zurück. Die jaridianische war noch nicht fertiggestellt, und da Ter'kozz seine Nichte abholen wollte, bot es sich an, Da'ans Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen.
Außerdem mußte er zugeben, dass er gewohnheitsmäßig neugierig war, etwas Neues über die technischen Errungenschaften der Taelons zu erfahren.

Am Eingang des Hauptsaales ließen die beiden ihre Sicherheitseskorte an Freiwilligen und Implantanten zurück, nur Liam folgte ihnen in den Empfangsraum. Lili hatte ihn eingeweiht, und er war zu neugierig darauf, wie Da'an die Situation zu retten gedachte.

Die Überlegungen des jungen Hybriden wurden unterbrochen. Samy'ra rannte ihrem lang vermißten Onkel freudestrahlend entgegen, streckte ihm ihre Arme entgegen und wurde auch prompt im Lauf aufgefangen und hochgehoben.
Die beiden begrüßten sich in der gutturalen Sprache ihrer Rasse, und keiner der Anwesenden nahm es ihnen übel, dass sie eine Sprache benutzten, die niemand außer ihnen im Raum verstand.
Danach wurde Liam auf ähnliche Weise begrüßt, mit dem Unterschied, dass Samy, nachdem sie ihn umarmt hatte, eine Zuckerstange in der Hand hielt, von der Da'an hätte schwören können, dass sie vorher nicht da gewesen war.

Da'an als Gastgeber hatte den Raum inzwischen durchquert und Lili einen fragenden Blick zugeworfen. Alles war bereit, ein großer hölzerner Tisch war in die Halle geräumt und mit einer blütenweißen Tischdecke und aufwendig gearbeitetem Geschirr versehen worden. In der Mitte thronte ein Hermann, und rechts und links neben ihm standen in kleinen Kristallvasen Blumen, in dazu passenden kleinen Haltern brannten weiße Kerzen mit leicht flackernder Flamme.
Er gestikulierte und lud seine Gäste ein, in den weichen Kissen der Stühle Platz zu nehmen. Nachdem alle es sich gemütlich gemacht hatten, setzte auch Da'an sich mit an den Tisch.

Aldrins Körbchen stand in Sichtweite von Ter'kozz, und ein frisch gebürsteter, und mit einem glitzernden Halsband versehener Kater hatte es sich mit untergeklappten Vorderpfoten bequem gemacht, und begutachtete mit seinen grünen Augen das Geschehen um ihn herum, ließ sich aber nicht weiter stören.
En'lell war nirgends zu sehen.

Da'ans Plan bestach durch seine Einfachheit.
Mit diesem gemütlichen Ambiente erhoffte er eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, und die lockeren Tischgespräche, die schnell begannen, zeigten, dass zumindest dieser Teil des Plans aufgehen würde.
Mit dem herausgeputzten Aldrin, den Ter'kozz schon kannte, dem er bis jetzt aber wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, hoffte Da'an das Interesse Ter'kozz für irdische Tiere, insbesondere für Katzen, zu erwecken. Geschmeidige Raubkatzen müßten den Mitgliedern der kriegerischen Rasse eigentlich gefallen.

 
* * *
 

Der wie gewöhnlich etwas wortkarge Jaridian fühlte sich im Kreise seiner Freunde sichtlich wohl und taute auf. Sein Begleiter saß angespannt am Tisch, weder Lilis noch Liams Anwesenheit störten ihn, aber die uralte Feindschaft zwischen Taelons und Jaridians war in seinem Herzen noch nicht vergessen. Auch wenn er nicht länger den Wunsch nach Krieg hegte, hielt er eine gewisse Wachsamkeit doch für angebracht, und so blieb er still und angespannt sitzen, während die anderen in ihren Gesprächen immer mehr weg drifteten.

Da'an hatte sich die ganze Nacht darüber den Kopf zerbrochen, wie er Ter'kozz langsam an die Vorstellung gewöhnen konnte, einen neuen Mitbewohner zu bekommen.
Sein Plan war wirklich einfach.

Er übernahm die Führung des Gespräches und begann von Samy'ras und Lilis Ausflug in den Park zu berichten, ließ dabei aber taktvoll die Übelkeit außen vor, die Lili - eine Pilotin - in der Achterbahn überfallen hatte.
Und er erzählte von der Bitte, die an ihn herangetragen worden war, auf Samy'ras ” Hermann” zu achten. Der Jaridian schnappte hörbar nach Luft, aber Da'an konnte ihn fürs erste beruhigen und bat ihn, sich erst mal alles zu Ende anzuhören, und versicherte Ter'kozz, dass der Hermann ganz sicher keine Probleme bereiten würde.

In allen Einzelheiten berichtete Da'an von seinen Sorgen, Nöten und Problemen mit dem Hermann, und wie verzweifelt er in einzelnen Situationen gewesen war.
Bei der Auflösung, dass es sich um einen einfachen Hefeteig gehandelt hatte, mußte der Jaridian lachen und griff sich ein weiteres Stück des süßen Kuchens, der vor ihm auf dem Tisch stand. Ihm selber hätte das nicht passieren können! Da war er sicher, erstens nahmen die Jaridians ganz normale Nahrung auf und zweitens war er viel vertrauter mit Tieren aller Art, denn seine Heimatwelt - die Kolonie, in der er aufgewachsen war - bot eine vielfältige Fauna und Flora, ganz im Gegensatz zu dem Planeten des Taelon.
Der zweite Jaridian namens Ta'rin hatte abfällig die Mundwinkel verzogen. So dumm konnte wirklich nur ein Taelon sein, aus Respekt gegenüber seinem Vorgesetzten behielt er seine Meinung aber für sich.

Samy'ra und Lili hatten gespannt zugehört, und sich hin und wieder ein Lächeln und Kichern nicht verkneifen können. Dass es mit ihrem Hermann so weit gegangen war, hatten die beiden nicht gewußt.
Und Lili wartete gespannt darauf, welchen Schritt Da'an als nächstes tun würde. Bis jetzt schien der geschickte Diplomat die Sache voll im Griff zu haben, seine Gäste amüsierten sich, und Ter'kozz war schon einmal kurzfristig mit der Vorstellung an ein weiteres Tier konfrontiert gewesen.
Sogar Aldrin schien helfen zu wollen, und hatte sich bei Ter'kozz auf den Schoß gelegt, nachdem er bewiesen hatte, was für ein geschickter und erfahrener Jäger er doch war, und Ter'kozz streichelte das schnurrende Wesen abwesend mit einer Hand, während er wie gespannt, aber mit nicht gerade gut verhohlenem Lächeln, Da'ans Bericht lauschte.

 
* * *
 

Obwohl Ta'rin kein Wort laut gesagt hatte, und nur mit leichtem Suspekt an seinem Kaffee nippte, wenn er nicht die Bewegungen des dunkel-braunen Getränks in seiner Tasse beobachtete, war bis auf Ter'kozz, der ganz mit Aldrin, dem Hermann und Da'ans Erzählung beschäftigt gewesen war, niemand der Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Jaridian entgangen.
Besonders Lili konnte eine Welle von leichtem Ärger nicht ganz unterdrücken, sie mochte Da'an. Sicherlich würde auch Ta'rin bei einigen irdischen Dingen auf die Grenzen seines Wissens oder instinktiven Vorverständnisses stoßen.

Da'an sammelte sich gerade, um den letzten und entscheidenden Schritt zu tun, um Ter'kozz seine neue kleine Katze unterzuschieben, als der wesentlich größere Alien aufstand und Da'an mit seiner behandschuhten Hand etwas zur Seite zog.
Vorher hatte er mit einer sanften Bewegung Aldrin unter dem Bauch gefaßt und auf seinen immer noch leicht warmen Sitz gesetzt, auf dem der Kater sich nun drehte, leicht unentschlossen, wie man sich am gemütlichsten auf das gepolsterte Möbelstück setzten sollte.

Leise wisperte Ter'kozz mit seiner dunklen Stimme auf Da'an, bei dem, nachdem der Jaridian geendet hatte, ein amüsiertes Minenspiel einsetzte, das er mit aller Macht zu unterdrücken versuchte, was ihm aber nur teilweise gelang.
Er hatte sich schon gefragt, auf was sein Freund hinaus wollte, als dieser begonnen hatte, von seiner Kindheit und seinem Kalirion zu berichten. Einer Tierrasse, die er äußerst Katzen-ähnlich beschrieb, und die mit der Vernichtung der jaridianischen Heimatwelt für immer ausgestorben war.

Zu Ter'kozz Leidwesen hatte Da'an aber kategorisch abgelehnt, ihm Aldrin zu überlassen.

Lili, die angestrengt versucht hatte zu lauschen, obwohl sich das nicht gehörte, konnte nur die Gesichtsausdrücke der Beiden sehen und vermutete, dass es gerade um En'lell ging.
Wahrscheinlich war Ter'kozz nicht gerade begeistert darüber, die längste Zeit, die das Gespräch andauerte, waren seine Mundwinkel nach unten gezogen, während er auf Da'an einredete.
Gegen Ende schien der Taelon etwas zu versprechen und die Gesichtszüge des Jaridian hellten sich wieder auf. Nun ja, wie es aussieht, werde ich wohl einen Platz in meiner Wohnung für das Kätzchen freimachen. Lili hatte wirklich nichts gegen Haustiere, nur behagte ihr der Gedanke nicht, ein so kleines Tier so lange und oft allein lassen zu müssen.

In Wahrheit hatte Da'an Ter'kozz versprochen, vor seiner Abreise ein Kätzchen zu besorgen, und dabei still in sich hinein gelächelt. Die ganzen Umstände, die er sich gemacht hatte, waren unnötig gewesen, er hätte lediglich Ter'kozz mit Aldrin in einen Raum setzen müssen...

Als die beiden sich wieder der kleinen Tischgesellschaft anschlossen, bat Da'an Lili, doch bitte nach En'lell zu suchen. Sie hatten das Kätzchen in der Küche untergebracht, mit Futter versorgt und gehofft, dass der kleine Springinsfeld nichts anstellen würde.
Lili war etwas überrascht von der Bitte, sie war gleich der Meinung gewesen, es wäre besser gewesen, das niedliche Kätzchen in Ter'kozz riesige Hände zu setzen und ihn dann bitten zu sagen, dass er es nicht haben wollte. Bei ihrer Mutter hatte es damals funktioniert, aber sie hatte auf Da'ans Fähigkeit vertraut, die Situation zu meistern. Nun, einen Versuch war es wert.

Sie stand auf und machte sich auf den Weg in die Küche. En'lell war nirgends zu sehen. Das Futter war ordentlich und gleichmäßig über den ganzen Fußboden verschmiert. Zwischendrin lagen die weißen Steinchen aus der Katzentoilette, aber sowohl der Fußboden als auch die Möbel waren allesamt Katzen-frei.

 
* * *
 

Lili glaubte ihren Augen nicht zu trauen, das Handvoll Kätzchen hangelte sich gerade vergnügt an einer von Liams Hängepflanzen hoch, die der junge Hybrid sorgsam gepflegt hatte. Dass es dabei immer wieder ausrutschte und den Halt verlor, schien es nicht zu stören.
Aber dass Lili nach ihm griff schon. Fauchend und leise knurrend kletterte es weiter und versuchte, mit den Krallen seiner rechten Hinterpfote die störende Hand zu erwischen, die es wagte, sich unter seinen Po geschoben zu haben.

Captain Marquette griff sich das zierliche Kätzchen und hielt es vorsichtig in der Hand. Das war wieder ein Fehler. En'lell WOLLTE nicht getragen werden, sondern viel lieber spielen, es hatte ein kleines Insekt auf dem Fußboden anvisiert und stieß sich mit allen Vieren von Lilis Brust ab, um mit aufgerissenem Maul hinter der Fliege herzujagen.
Lili begutachtete das Schauspiel für ein paar Minuten und versuchte, das Kätzchen dann wieder auf den Arm zu nehmen. Leider hatte sie min. 5 Arme und Hände zu wenig, um dieses Unterfangen so einfach durchzuführen. Es hüpfte und sprang ihr mit einer Geschicklichkeit aus dem Weg, die man einem 6 Wochen alten Katzenkind nicht zutrauen sollte.
Letztendlich hatte sie es doch erwischt, und hielt es fest gedrückt mit beiden Händen an ihre Brust, ohne es dabei zu quetschen.

Das war allerdings schon genug Anlaß für die empörte En'lell los zu miauen, mit aller Kläglichkeit und so anklagend, wie nur kleine Kätzchen es können. Ihr Protest war sicher durch die halbe Botschaft zu hören, und egal wie gut Lili dem kleinen Wesen auch zuredete, es wollte nicht aufhören.
Mit einem leicht schlechtem Gewissen kam Marquette wieder im Hauptsaal an.
Aus zwei Gründen richteten sich alle Blicke auf sie, erstens wegen des erbärmlich fiependen Kätzchens, dem sogar Aldrin ein gewisses Können in dieser Richtung bestätigen mußte, und zweites waren ihre schwarze Hose und dunkle Bluse über und über mit feinem Mehlstaub und Kuchenteigresten übersät.

Ter'kozz, der das sich sträubende Bündel in ihren Armen sah, lief mit deutlich gemischten Gefühlen auf die zu. Er war froh, dass Da'an so bemerkenswert schnell hatte helfen können, zum anderen war er darüber schockiert, was Captain Marquette mit SEINER Katze tat. Offensichtlich tat dem Kleinen doch was weh!

Da'an, der die Schauspielkunst von Katzen täglich von einem Meister dieses Faches vorgemacht begann und En'lell auch schon in Aktion gesehen hatte, griff schnell schlichtend ein, bevor noch ein Wortgefecht oder Schlimmeres ausbrechen konnte.

Ter'kozz nahm nichts desto Trotz das Kätzchen an sich, gleich nachdem es ihm gelungen war, dessen Krallen an allen vier Pfoten GLEICHZEITIG aus Lilis Pullover zu lösen.

Danach saß er, sein Kätzchen auf dem Schoß haltend, wie ein glücklicher Schuljunge am Tisch, streichelte es, und ließ die Anderen weiter reden. Da'an warf Lili einen triumphierenden Blick zu, nur Samy'ra wußte nicht, was sie davon halten sollte. Es würde jetzt zwar mitkommen, aber es war doch Ihr Kätzchen...

Ter'kozz nahm es sogar mit in seinen Raum, und die anderen mutmaßten, sogar mit in sein Bett, als die Gruppe sich für die Nacht verabschiedete. Früh am nächsten Morgen sollten noch einige kleinere Veranstaltungen statt finden, an denen aber nur Ter'kozz und Da'an teilnehmen würden.
Lili würde mit der Ausbildung der neuen Pilotenstaffel beschäftigt sein, Liam sich der Gruppe von Agent Sandoval anschließen müssen und Samy'ra bereits zu dem jaridianischen Mutterschiff zurückkehren.
Nur für Ta'rin sollte der morgige Tag besonders anstrengend werden....

 
* * *
 

Der Tisch war von einigen Freiwilligen aufgeräumt, abgewischt und mit einem leckeren Frühstück versehen worden. Diesmal standen in einer rustikalen Vase Feldblumen in der Mitte des Tisches und Körbe mit frischem und duftendem Brot und Brötchen waren großzügig verteilt worden. Irgend jemand hatte sich sogar die Mühe gemacht, für frische Butter und Milch vom Bauernhof zu sorgen.

Eine große und eine kleine Schale der süßen Milch standen auf der Erde. Aldrin vertrug sie glücklicherweise, und En'lell konnte schließlich nicht leer ausgehen.

Alle, selbst diejenigen aus der kleinen Gruppe, die nicht so früh aufstehen mußten, hatten sich versammelt.
Nachdem Aldrin das kleine Kätzchen erstaunlicherweise mit aus seiner Schale hatte trinken lassen, roch er an ihm, und es erschien Da'an, als würde er die Nase kraus ziehen.
Minuten später lag der Kater gut versteckt unter Liams Schreibtisch, es mußte nun wirklich nicht jeder sehen, was er hier tat. Zwischen seinen Vorderpfoten hatte er En'lell eingeklemmt und wusch das schnurrende Kätzchen, das sich immer wieder in seiner Umarmung wand.
Die Beiden sahen richtig niedlich aus.

Ta'rin, der hoffte, möglichst schnell aufs Mutterschiff zurück zukommen, bot sich an, Samy'ra zu begleiten, aber die Kleine wollte unbedingt ihre Flugkünste unter Beweis stellen und Ter'kozz, der wußte, dass seine Nichte eine begabte Pilotin war, erlaubte es ihr mit einem Lächeln.

Als die Gemeinschaft sich zum wiederholten Male auflöste, um den einzelnen Verpflichtungen nachzukommen, befahl Ter'kozz Ta'rin in der Botschaft zu bleiben und ein Auge auf sein schwarzes Kätzchen zu haben.
Lili, die den ganzen Tag schon sehr mit sich zufrieden wirkte, hatte ihn davon überzeugt, dass es unverantwortlich sei, En'lell mit in dem Weltraum zu nehmen, ohne Futtervorräte und vor allem ohne Spielzeug und ein Katzenklo bereit gestellt zu haben.

Gedanken verloren wedelte Captain Marquette mit einem Blatt herum, das sie in der Nacht eigens für Ta'rin geschrieben hatte. So wie sie eine Anleitung für den Hermann parat gehabt hatte, hatte sie nun eine für En'lell verfaßt. Wobei sie unbeabsichtigt Da'an in eine etwas lächerliche Situation gebracht hatte, dieser Text aber gerade darauf abzielte Ta'rin, zum Verzweifeln zu bringen. Seinen abfälligen Gesichtsausdruck hatte Lili noch nicht vergessen...

Als alle sich zum Gehen bereit machten und auf die große Rampe der Empfangshalle zusteuerten, ging Lili noch mal zurück, um Ta'rin, der En'lell wie ein rohes Ei festhielt - wer weiß, was Ter'kozz ihm angedroht hatte, wenn dem Kleinen etwas geschah - das Blatt auszuhändigen, zusammen mit einer Packung Entwurmungstabletten.

Dann ließ auch sie Ta'rin allein, mit seiner nun wesentlich schwieriger gewordenen Aufgabe.

 
* * *
 

Ta'rin, der noch jung war, hatte sich die englische Sprache fast so schnell angeeignet wie Samy'ra, auch in geschriebener Form, das kam ihm jetzt zu gute. Er setzte sich auf einen der Stühle, die um den Tisch standen, der gerade von einer Freiwilligen abgeräumt wurde. Die Mehlflecken auf der schwarzen Uniform der Frau legten nahe, dass sie sich bereits um das Chaos in Liams Küche gekümmert hatte. Ob das zu ihren üblichen Pflichten gehörte oder nicht, vermochte Ta'rin nicht zu sagen.

Aldrin hatte sich diesmal unter den Schreibtisch verkrochen und fauchte den Jaridian leise von dort an, hin und wieder vermischte sich sogar ein kehliger Knurrton mit dem Fauchen.
Ganz sicher wollte der Kater nicht, dass dieses aufgedrehte kleine Etwas in seiner Botschaft einzog, aber das hieß ja noch lange nicht, dass ausgerechnet dieser Jaridian es festhalten mußte.

Ta'rin, der Aldrin ignorierte, begann zu lesen.
 

 
Wie kommt die Pille in die Katze? Eine Anleitung aus der Tierarztpraxis!

1.)  

Packen Sie die Katze fest mit Ihren Armen. Betten Sie ihren Kopf in Ihrer Ellenbogenbeuge, gerade so, als wollten Sie einem Baby die Flasche geben. Gurren Sie vertraulich: ” Was für eine liebe Katze.” Drücken Sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand vorsichtig auf beide Kiefergelenke. Wenn sich das Mäulchen öffnet, werfen Sie die Pille hinein. Geben Sie der Katze Gelegenheit, das Maul zu schließen und zu schlucken.
 

 
Nun ja, das hörte sich machbar an. Vorsichtig wendete Ta'rin En'lell in seinem Arm, oder er versuchte es heldenhaft. Die kleine Katze war schneller und kräftiger, als er gedacht hatte, und bevorzugte offensichtlich die Position auf allen vier Pfoten.
Der Jaridian beschloß, erst mal alles vorzubereiten, und öffnete die Packung, aus der Plastikschiene, die er entnahm, drückte er eine der winzigen weißen Tabletten in seine Hand.
Und dann beging er den nächsten Fehler, er zog seine beiden schwarzen Leder-Handschuhe aus.
Er versuchte noch mal, den in der Anleitung beschriebenen Schritt durchzuführen...

Und er mißlang wieder.
Nun ja, vielleicht war es besser, etwas weiter zu lesen, bevor er es ein weiteres mal versuchen würde.
 

2.)  

Heben Sie die Pille auf und holen Sie die Katze hinter dem Sofa hervor!

 
Ahhhhh, es schien normal zu sein, dass der erste Versuch bei einem solch schwierigem Unterfangen nicht gelang. Und er hatte En'lell immer noch in seinem Schoß sitzen, hatte also besser abgeschnitten als der durchschnittliche Mensch.
Zufrieden lächelnd laß er weiter...
 

3.)  

Wiederholen Sie die Schritte in 1., aber klemmen Sie die Katze nun unter den linken Arm!

 
Auch das hörte sich logisch an. Zumal er dann immer noch die rechte Hand frei haben würde, um die Tablette in die kleine Katze zu bekommen, die ihn schon mißtrauisch beäugte.
Auch diesmal blieb das schwarze Fellknäul Sieger, versteckte sich aber provisorisch neben Aldrin.
 

4.)  

Werfen Sie den unförmigen Rest der Tablette fort und holen Sie die Katze aus dem Schlafzimmer!

 
In der Hoffnung, eine andere Methode beschrieben zu finden, wandte sich Ta'rin wieder dem Blatt zu, das er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Die Freiwillige mit den schönen braunen Augen und den sinnlichen Lippen schüttelte ihren Kopf und einige Krümel vom Tisch in den kleinen Korb, den sie unter die Kante hielt.
 

5.)  

Nehmen Sie eine neue Tablette aus der Schachtel. Halten Sie nun die Vorderpfoten der Katze mit der linken Hand und die Hinterpfoten mit dem Ellenbogen des rechten Armes nieder. Stecken Sie die Pille mit dem rechten Zeigefinger ins Maul. Halten Sie das Maul zu und zählen Sie bis 18.

 
Das klang vielversprechend. Aber zuerst mußte er En'lell wieder unter dem Tisch hervorbekommen, ein auf der Erde herumkriechender Jaridian, war schon ein interessantes Bild, als dieser aber noch begann, vor sich hin zu gurren, was für schöne Katzen sie doch seien, konnte die Freiwillige kaum noch an sich halten, und hob schnell eine Hand vor ihren Mund, um das breite Lächeln zu verbergen.
Letztendlich hatte er es aber dann doch geschafft, und die Kleine am Nackenfell. Auch dieser Versuch schlug kläglich fehl. Die Katze saß nachher auf seinem Kopf und miaute triumphierend, so langsam begann ihr dieses Spiel Spaß zu machen.

Ta'rin beschloß, ein gutes Stück weiter zu lesen...
 

6.)  

Fischen Sie die Tablette aus dem Aquarium und die Katze von der Stehlampe. Widerstehen Sie der Versuchung, sich eine neue Katze zu besorgen.

 
Eine neue Katze besorgen? Der erste Schweiß perlte auf seinem Gesicht, sein Vorgesetzter erwartete, dass er sich um diese hier kümmerte, und er bezweifelte, dass Ter'kozz sich mit einer anderen Katze zufriedengeben würde, obwohl es sich hier eindeutig um ein sehr schwieriges Exemplar handelte.
Statt En'lell von einer Stehlampe zu fischen, mußte er sie vorsichtig aus Da'ans Blumen pflücken, die an einem wunderbar zum Klettern geeignetem Gestänge im Saal rankten.
Ta'rin war sich nicht sicher, was ein Aquarium war, und nahm sich vorsichtshalber eine neue Tablette aus der Schachtel.
 

7.)  

Knien Sie sich auf dem Boden, pressen Sie die Katze zwischen ihre Beine und halten Sie Vorder- und Hinterpfoten fest. Ignorieren Sie das laute Knurren der Katze. Nehmen Sie ein hölzernes Lineal und sperren Sie damit das Maul auf. Lassen Sie die Pille am Lineal herunter in das Maul rollen. Reiben Sie anschließend ausgiebig über die Kehle der Katze.

 
Das scheiterte daran, dass kein Lineal oder anderes längliches Holzstück in der Haupthalle zu finden war, seltsamer Weise noch nicht mal auf Liams Schreibtisch, der im Gegensatz zu dem übrigen Raum nicht besonders sorgfältig aufgeräumt wirkte.
Ta'rin wußte ja nicht, dass Lili vorher Sorge getragen hatte, alle möglichen Gegenstände zu entfernen, mit dem er dem Kätzchen aus Versehen schaden konnte. Also versuchte er es noch mal wie im ersten Vorschlag beschrieben.
 

8.)  

Lassen Sie die Katze in den Gardinen hängen und die Pille in Ihren Haaren stecken. Wenn Sie eine Frau sind, heulen Sie laut auf. Wenn Sie ein Jaridian sind, heulen Sie besonders laut auf.

 
Und das tat er. Sein Geschrei war durch die ganze Botschaft zu vernehmen, so dass die einzelnen Freiwilligen, die ihren Pflichten nachgingen, in ihrer Arbeit inne hielten und sich verdutzt umdrehten.
Es dauerte einige Zeit, bis er sich soweit unter Kontrolle hatte, die weißen Zähnchen, die sich in seinem Finger fest gebissen hatten, vorsichtig zu lösen. Nur mußte er das sich sichtlich amüsierte Kätzchen nicht aus irgend einer Gardine pflücken sondern von der Rückenlehne von Da'ans Stuhl, das Loch im Boden direkt darunter machte das nicht gerade einfacher. Auf jedem Fall war ihm klar geworden, dass er seine Handschuhe lieber hätte anbehalten sollen. Und zu seinem Leidwesen befand sich die Freiwillige immer noch im Raum, und tat ihr Bestes, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, all zu großer Erfolg war ihr dabei nicht beschieden. En'lell war wohl nicht die Einzige, die sich über ihn lustig machte.
 

9.)  

Dann notieren Sie sich, dass Sie ein neues Lineal besorgen wollen. Holen Sie die Katze von der Gardinenstange und nehmen Sie sich eine neue Tablette.

 
Den Rat, sich um die Beschaffung eines Lineals zu kümmern, befolgte er. Diese Methode würde wenigstens seine Finger schonen, aber bis es eintreffen würde, mußte er einen weiteren Versuch unternehmen. Es war schon einige Zeit vergangen, und was sollte er seinem Vorgesetzten sagen? Dass ein Fellball, nicht größer als seine Hand, ihn besiegt hatte???
Was stand denn da weiter?
 

10.)  

Stecken Sie die Katze so in eine Schublade, dass nur der Kopf herausschaut. Öffnen Sie das Maul mit einem Teelöffel und blasen Sie die Tablette mit einem Trinkhalm hinein.

   
11.)  

Vergewissern Sie sich anhand des Beipackzettels, dass die Tablette für Jaridians ungefährlich ist. Holen Sie einen Schraubendreher und setzten Sie die Schublade wieder zusammen.

 
Das hörte sich zu gefährlich an, den Punkt ließ er lieber aus. Ta'rin war sich ziemlich sicher, dass er KEINE Wurmkur brauchte.
 

12.)  

Gehen Sie ins Badezimmer und nehmen Sie sich ein großes Badehandtuch. Breiten Sie es auf dem Fußboden aus.

 
Menschen schienen doch wesentlich verrückter zu sein, als er angenommen hatte, bis jetzt hatte er nur Taelons für total übergeschnappt gehalten, aber offensichtlich waren diese in einen Contest getreten.
Aber Informationen waren Macht, also beschloß Ta'rin, erst einmal den ganzen Zettel zu Ende zu lesen, um dann die geeignetste und für ihn ungefährlichste Methode ausfindig zu machen.
 

13.)  

Holen Sie die Katze vom Küchenschrank und eine neue Pille aus der Schachtel. Breiten Sie die Katze nahe einem Ende des Badetuches so aus, dass der Kopf über die lange Seite herausragt. Beugen Sie die Vorder- und Hinterläufe der Katze platt über ihren Bauch. Widerstehen Sie der Versuchung, gleich die ganze Katze zu plätten!

 
Die Versuchung konnte tatsächlich übermächtig werden. Sowohl Aldrin als auch En'lell saßen ein paar cm außerhalb seiner direkten Reichweite und schienen sich lustig über ihn zu machen. Er könnte schwören, dass sie einen hämischen Blick in ihren Augen hatten.
 

14.)  

Rollen Sie die Katze in das Tuch. Arbeiten Sie schnell; die Zeit und Katzen warten auf niemanden!

 
Das war ihm auch schon aufgefallen...
 

15.)  

Öffnen Sie das Maul mit einem kleinen Schuhlöffel. Werfen Sie die Pille hinein und ein großes Stück Filet hinterher. Halten Sie den Kopf der Katze senkrecht, gießen Sie ein Schnapsglas voll Wasser ins Maul und lassen die Katze schlucken.

 
Das war der letzte Punkt, der konkrete Hinweise bot.
Besorgt warf Ta'rin einen Blick auf ein Chronometer, das er an einem Armband um sein Handgelenk gebunden hatte. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, bis der Companion und der Repräsentant ihre gesellschaftlichen Pflichten erfüllt haben würden und sich wahrscheinlich umgehend auf den Weg zur Botschaft machen würden.
Wie peinlich, wenn er dann mit einer so einfachen Aufgabe nicht fertig sein würde. Der Jaridian fixierte En'lell, die als kleiner schwarzer Pelzball zwischen Aldrins Beinen lag und den Kater damit piesackte, nach einer Zitze zu suchen, während sie mit allen vier Pfoten spielerisch nach seinem Bauch trat.

Mit einer schnellen Handbewegung griff Ta'rin sich das Kleine, wobei er sich mehrere Kratzer zuzog. Welche Katze für die Mehrzahl derselben verantwortlich war, vermochte der Jaridian nachher nicht zusagen.
Das Kätzchen zwischen seinen Beinen haltend, versuchte der sich mittlerweile am Rande der Verzweiflung befindliche Ta'rin vorsichtig das Mäulchen aufzudrücken und die Tabelle rein kullern zu lassen.
Das gefiel En'lell gar nicht, das Spiel war ihr zu dumm geworden und dieser Klotz ignorierte alle ihre Warnungen, wo sie doch so offensichtlich mit dem Schwanz geschlagen hatte.
Die kleinen Ohren legten sich flach an den Hinterkopf, bis sie kaum noch zu sehen waren, und einer kleiner Derwisch gleich begann sie fauchend und kratzend, sich aus dieser Umklammerung zu befreien.

Gerade in diesem Moment betraten Captain Marquette und die beiden Diplomaten die Botschaft, sie hatte ihren Unterricht früher abgebrochen, und war so rechtzeitig vor dem weißen Haus zur Stelle gewesen.
Lili schnappte nach Luft, sie hatte Ta'rin den Zettel gegeben, damit dieser sich über die Anweisungen wunderte, sich vielleicht etwas verwirrt bei jemanden nach Hilfe erkundigen mußte, aber wer hatte damit gerechnet, dass er SO blöd sein würde, und diesen Unsinn tatsächlich in die Tat umsetzten wollte?
Es hätte ihm doch bloß zeigen sollen, dass er auch nicht mit allem auf Anhieb klar kam, und sie war sich sicher gewesen, dass diese Witzblätter, die sie damals im Unterricht geschrieben hatte, etwas Neues und Unverständliches für die prüden Jaridians war.

Ter'kozz dachte erst gar nicht nach, sondern stürmte nur nach vorne, entriß Ta'rin sein kleines Kätzchen, obwohl das die Lage schon gemeistert hatte, und gurrte beruhigend auf es ein.

Da'an stand unschlüssig im Eingang und war sich weder sicher, was hier los war, noch wie er reagieren sollte, und auch nicht, warum Lili so ein schuldbewußtes Gesicht machte.

Nach ein paar Minuten hatte sich die Situation wieder etwas entspannt. Laura, die Freiwillige, hatte Lili beruhigt und ihr die kleine Kamera wiedergegeben, auf deren Film nun viele lustige Bilder waren.
Ta'rin auf allen Vieren vor den Katzen.
En'lell, die sich es auf seinem Kopf bequem gemacht hatte.
Einzelne Versuche, dem Kätzchen die Tablette ins Mäulchen zu schieben, auf jedem einzelnem blieb En'lell ungeschlagener Sieger.
Und Laura versicherte Lili, dass sie ein Auge auf die Beiden gehabt hatte und notfalls eingegriffen hätten...

Da'an beschloß, sich des immer noch verunsichert in einer Ecke stehendem jungen Jaridian anzunehmen, dessen Achtung vor dem Taelon deutlich gestiegen war. Wie konnte er es nur täglich mit einer Katze in seinen Wohnräumen aushalten? Diese Tiere waren furchtbar!
Da'an erkundigte sich nach dem Unterfangen, das so offensichtlich schief gegangen war, und als er hörte, dass es sich einfach um die Einnahme einer Tablette handelte, mußte er lächeln.
Er zog den verdutzten Jaridian mit sich aus der Empfangshalle. Durch die weiten Gänge der Botschaft, die wieder in dem sanften Licht glühten, das anzeigte, dass die Welt draußen dem Abendzwielicht entgegensah, bis hin zu Liams Küche. Im Kühlschrank fand Da'an, was er suchte, und auf dem Rückweg zeigte er Ta'rin, wie er die Tablette in ein Stückchen des Käses einschlagen mußte, den er gerade aus Liams Vorrat entwendet hatte. Nun ja, sein Beschützer würde es ihm sicher verzeihen.

In der Haupthalle kam Aldrin gleich freudig miauend auf Da'an zu, die feine Katzennase hatte den Käse gleich wahrgenommen.
En'lell, der alles viel zu hektisch geworden war, hatte sich auch aus Ter'kozz besorgter Umarmung gerettet und unauffindbar versteckt.

Da'an griff schnell nach Lilis Scherzzettel, bevor Ter'kozz ihn finden konnte, und wollte ihn verstecken, allerdings war er so neugierig, dass er ihn erst mal zu lesen begann.
Drei der Punkte waren noch nicht abgehakt.
 

16.)  

Legen Sie sich einen Zinksalbe-Verband auf die Unterarme und entfernen Sie das Blut vom Teppich mit kaltem Wasser.

   
17.)  

Rufen Sie die Feuerwehr, damit sie die herrenlose Katze draußen vom Baum herunterholt und ins Tierheim bringt.

   
18.)  

Nehmen Sie sich vor, bei nächster Gelegenheit im Tierheim um die Ecke nach Meerschweinchen zu fragen...

   

 
Ta'rin schien solch einen Heilverband wirklich zu brauchen, an seinen Händen und Unterarmen waren zahlreiche, wenn auch glücklicherweise nicht allzutiefe Kratzer, die alle blutig rot schimmerten. Hier und da konnten auch kleine Zahnabdrücke gesehen werden.
Der Taelon hätte es nie zugegeben, war aber unheimlich gespannt auf die Bilder, von denen er mitbekommen hatte, dass Laura sie gemacht hatte.

Dr. Belman, die sich über das allgemeine Chaos in der Botschaft wunderte, versorgte auf die Anfrage des Companion hin Ta'rins Wunden, gab aber keinen weiteren Kommentar dazu ab.

Alle sahen sich nach dem schwarzen Kätzchen um, das sich immer noch irgendwo verborgen hielt.
Erst nachdem alle die Suche aufgegeben hatten und Da'an sich erschöpft auf seinen Platz vor der Rückwand der Halle hatte sinken lassen, kam das Kätzchen hervor. Geduckt schlich es näher an den Taelon heran, mit einem aufmerksamen Ohren-Spiel und auf leisen Pfoten.
Die sich ständig bewegenden Hände Da'ans waren wirklich zu reizvoll. En'lell konnte gar nicht verstehen, warum Aldrin so ruhig in seinem Korb sitzen blieb, das war doch DIE Gelegenheit, um ein bißchen zu jagen.
Mit einem Satz war sie auf Da'ans Schoß das Maul weit aufgesperrt, und rutschte noch in der gleichen Bewegung von seinem glatten Anzug ab und purzelte enttäuscht miauend auf die Erde.

 
* * *
 

Da'an tröstete den verhinderten Jäger mit einem Stück Käse und das Kätzchen fraß seine Tablette ohne die geringsten Probleme und war begierig auf mehr.
Die Kulleraugen schienen größer zu werden, das Köpfchen neigte sich zur Seite und die kleine rosa Zunge leckte sich beständig über die schwarze Nase. Laura lachte und machte sich auf den Weg zur Küche.
Aldrin schaute anerkennend auf En'lell, die offensichtlich schnell gelernt hatte.

Beide Katzen lagen schnurrend nebeneinander und genossen die Nähe des anderen, als die Zeit des Aufbruchs gekommen war. Ein junger Mann, ebenfalls in der Uniform eines Freiwilligen, hatte einen Katzenkorb, Spielsachen, Futter, einen Kratzbaum und Leckerchen für Ter'kozz neues Haustier besorgt, und das Meiste war bereits in dem Shuttle eingelagert worden, das den Jaridian und seinen Attachè auf das Mutterschiff bringen sollte.

Das schwarze Kätzchen war gar nicht begeistert, als es aus dem Schlaf gerissen und auf den Arm genommen wurde, und stemmte sich mit allen Vieren von Ta'rins Brust. Lili, die immer noch ein leicht schlechtes Gewissen hatte, hatte sich den Abend über fast ausschließlich mit dem jungen Jaridian unterhalten und ihm, soviel sie selber wußte, über dem Umgang mit Katzen erzählt.
Sie hatte ihm genau gezeigt, wie ein Kätzchen zu halten sei, wie man es lockte und was für witzige Pirouetten gerade junge Kätzchen drehten, wenn man mit einem Wollfaden vor ihrer Nase baumeln ließ oder ihn über die Erde zog. Ta'rin wußte nun also, was zu tun war, hielt die Kleine gekonnt fest, schob sie in den Katzenkorb und legte ihr gleich ein kleines Handtuch mit rein, das nach ihr selber und Aldrin roch.

Ter'kozz bedankte sich noch einmal wortreich bei Da'an und Lili für die unglaublich schnelle Hilfe, eine Katze für ihn zu finden. Beide zwinkerten sich an, erwiderten aber nur, dass es ihnen eine Freude gewesen sei.

Die ganze, kleine Gruppe begab sich zum Shuttlelandeplatz, der auf einem Seitenarm der Botschaft angelegt worden war. Die Abendluft war rein und klar und ließ Liam und Lili leicht frösteln, denn ein frischer Nordwind vertrieb die dunklen Wolken, so dass die ersten Sterne im dunkelblauen Himmelszelt zu erkennen waren.

Lili konnte nicht widerstehen und drückte dem verdutzten Ta'rin einen dunkelblauen Zettel in die Hand und wisperte: ” Nimm es nicht zu ernst...” bevor dieser als Letzter das Gefährt über eine Rampe bestieg, das sie hoch in die ewige Nacht des Himmels tragen sollte.

 
* * *
 

Lili und Liam begleiteten Da'an mit in das Innere der Botschaft und anstatt gleich zu ihren eigenen leeren Wohnungen aufzubrechen, wie sie es zuerst vorgehabt hatten, setzten sie sich um den Tisch und schauten sich zu dritt die Bilder an, die mittlerweile entwickelt worden waren. Lili und Liam mußten oft auflachen und selbst Da'ans Gesicht zierte bei dem Anblick einiger Fotos ein Schmunzeln und hin und wieder sogar ein breites Grinsen.

Aldrin hatte sich auf dem Schoß seines Taelons zusammengerollt und genoß die wieder eingekehrte Ruhe. Der Pelzball war ja niedlich, aber auch aufdringlich und anstrengend gewesen. Wo sein Taelon doch sogar bei ihm in SEINEM Gebäude wohnen und sogar mit ihm in SEINEM Stuhl schlafen durfte, und dann mußte er so einen Aufruhr veranstalten...

Aldrin zuckte mit den Ohren, diese Zweibeiner waren wirklich nicht einfach zu verstehen. Schnurrend gab er sich dem sanften Streicheln hin, reckte sich noch länger auf Da'ans Schoß und gab ihm Gelegenheit, ihm das Kinn zu kraulen, bevor in die Tiefen des leichten Katzenschlummers versank.

Da'an schien noch etwas zu beschäftigen und gab seiner Neugierde nach, als Liam Lili in ihre Jacke half. ” Was hast Du Ta'rin für ein Schriftstück gegeben, Lili?” leichte Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.

 
* * *
 

Im Bauch des gewaltigen Mutterschiffs der Jaridians lag Ta'rin wach in seiner breiten Koje, unter einer weichen Decke, die viel Ähnlichkeit mit einer irdischen Steppdecke hatte, und laß das besagte Schriftstück...
 

 
WIE WÄSCHT MAN DIE KATZE?

Säubern Sie ihre Toilette gründlich.

Fügen Sie dann die benötigte Menge an Shampoo dem Toilettenwasser zu und heben Sie den Deckel.

Holen Sie die Katze, und sprechen beruhigend mit ihr, während Sie sie zum Badezimmer tragen.

Lassen Sie die Katze mit einer geschmeidigen Bewegung in die Toilette gleiten und schließen Sie den Deckel (unter Umständen könnte es nötig werden, dass Sie sich auf den Deckel stellen, um eine etwaige Flucht zu verhindern.)

Betätigen Sie den Abzug drei bis viermal.

Lassen Sie jemanden die Tür öffnen und versichern Sie sich, dass niemand zwischen dem Badezimmer und der Haustür steht.

Dann stellen Sie sich so weit wie möglich hinter die Toilette und öffnen Sie schnell den Deckel.

Die nun äußerst saubere Katze wird aus der Toilette und ins Freie schießen, wo sie sich selber trocknen wird.

MIT BESTEN GRÜßEN DER HUND !!!
 

 
Ta'rin mußte lachen. Er stand noch mal auf und begann ” Anleitungen” zu schreiben, für seine Freunde, Verwandten, Kollegen...

Eine neue Welle von Problemen - und nur eines hatte weiche Tatzen, ein schwarzes seidiges Fell und ein unerschütterliches Selbstvertrauen - hatte Jaridia erfaßt...

 

ENDE

 

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