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  „Paß bitte auf meinen Hermann auf.....” von Snooty   (Emailadresse siehe Autorenseite)
„Mission Erde” / „Earth: Final Conflict” gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Da'an beaufsichtigt Samy'ras Hermann
Charaktere:  Da'an, [Lili, Samy'ra, Liam, Aldrin]
 
Kommentar der Autorin:  Samy'ra, Ter'kozz und Aldrin sind von Fox geborgt. Danke !!!
 

 

PAß BITTE AUF MEINEN HERMANN AUF

 

„Yeahhhhhhhpppppiiiiiiiiiiiiii.” Der Freudenschrei hallte durch den großen Konferenzsaal der Washingtoner Botschaft.

Zum einen brachte es Aldrin dazu, sich von seinem bevorzugten Schlafplatz in einer Ecke aufzuraffen und sich vorsichtshalber in Sicherheit zu bringen, bevor das kleine Mädchen ihn mit stürmischen Zuneigungsbekundungen wieder halb erdrücken konnte, zum anderen brachte es Thompson, der gerade wieder für eine seiner schmierigen Reden Anlauf nahm, aus dem Konzept, was wiederum zu einem kaum verborgenen Lächeln Da'ans führte.

Was war Samy'ra doch für ein liebes Kind.

Der kleine jaridianische Wirbelwind rannte mit fliegenden Beinen und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht die Rampe hoch und warf sich Da'an um den Hals, vollkommen die Tatsache ignorierend, daß dieser sich gerade in einer Konferenz via Datenstrom mit dem irdischen Präsidenten befand.

Außerdem hatte sie ihrem Freund etwas viel Wichtigeres mitzuteilen. Thompson hatte wohl erkannt, daß er die Aufmerksamkeit des Taelons zum wiederholten Male, und heute wohl endgültig, verloren hatte. Zumindest wußte er, wann er den Kürzeren gezogen hatte, und begann sich unter fadenscheinigen Vorschützungen von unaufschiebbaren Entscheidungen zu entschuldigen.

Samy'ra hing immer noch um Da'ans Hals, aber hatte es dabei irgendwie geschafft, es sich gleichzeitig bequem auf seinem Schoß zu machen. Der Companion hatte es gar nicht einfach, eine Hand frei zu bekommen, um den nun leeren Datenstrom auszuschalten. Es war wirklich schon zu lange her, daß Zo'or so klein gewesen war...

Halbherzig ermahnte er das aufgewühlte Kind, daß es doch nicht so hereinstürmen sollte, zumindest solange er zu arbeiten hatte. Samy'ra hörte sich ernst an, was er zu sagen hatte, zog ein Schippchen, um die Ansprache kurz zu halten, und kam sofort mit strahlendem Gesicht und ganz aufgeregt wieder zu dem Grund zurück, aus dem sie hier war.

„Lili hat mir versprochen, mich nach Disneyland mitzunehmen. Oh, das wird sicher toll, die haben da Karussells, Achterbahnen, Zuckerwatte und Erwachsene, die sich als Mäuse verkleiden, das muß komisch sein. Warum die das wohl machen???” Gar nicht erst auf eine Antwort wartend, plapperte sie weiter.

„Du kommst doch auch mit, oder? Bitte, bitte!!! Lili hat sicher nichts dagegen! Und Liam kann sich bestimmt auch für drei Tage um Aldrin kümmern...” „Samy'ra, ich würde gerne mit Dir ein paar Tage Urlaub machen, aber es geht nicht! Siehst du den Stapel Datenkristalle dort? Das sind alles noch Sachen, die für die einzelnen Friedensverträge ausgearbeitet werden müssen. Das ist wichtig, verstehst du?”

„Oh, dann geht es wohl wirklich nicht.” Das Gesicht des kleinen Mädchens wurde länger, aber ihr sonniges Gemüt gewann gleich wieder die Oberhand. Und ihr kam eine andere Idee. „Könntest du dich dann bitte um meinen Hermann kümmern? Lili hat ihn mir geschenkt und er ist fast ausgewachsen, und er muß bald gefüttert werden, oh bitte, bitte, bitte.”

Hermann? Hatte Lili es wieder nicht lassen können? Ter'kozz wußte, wie närrisch seine Nichte auf alle Tiere war, hatte aber darum gebeten, daß Samy'ras Zoo, der bereits in ihrem Zuhause zusammenkommen war, nicht noch um irdische oder taelonische Exemplare erweitert würde. Vielleicht sollte er nochmal ein ernstes Wort mit Lili darüber sprechen.

„Zu welcher Gattung gehört denn dein Hermann, Liebes?” fragte Da'an erst einmal vorsichtig nach, um die Ausmaße seines Problems zu erkunden.

Samy'ras Gesichtchen verzog sich in Falten angestrengten Denkens, was ihr Gesicht nur noch niedlicher aussehen ließ. „Das weiß ich wirklich nicht...” Samy wurde von dem Piepen ihres Globals unterbrochen. Lilis Gesicht erschien auf dem schmalen Bildschirm. „Hey, ich bin fertig mit Packen, Samy. Nur deine Sachen fliegen hier noch rum. Wenn du Morgen früh pünktlich los fliegen möchtest, dann solltest du lieber herkommen und anfangen.”

Das wirkte wie ein Zauber, Samy'ra rutsche von Da'ans Schoß und wirbelte Richtung Ausgang. Sich in letzter Minute ihrer guten Manieren erinnernd, drehte sie sich nochmal um, rannte zurück, drückte den erstaunten Taelon und verabschiedete sich winkend und schon wieder wie Rampe herunter rennend.
Dieses Kind war das reinste Energiebündel!

Am nächsten Morgen, nach dem ersten Treffen mit einem Vertreter der jaridianischen Regierung, begab sich Da'an zurück in seine Kammer, um sich endlich den angesammelten Bergen von vor ihm liegender Arbeit zuwenden zu können. Der Besuch seiner kleinen Freundin hielt ihn dann und wann ziemlich konsequent von seiner Arbeit ab. Erstaunt beäugte er die gelbe Plastikschüssel, die auf seinem Thron-ähnlichen Stuhl abgestellt worden war. Normalerweise fand sich hier nur Aldrin, der sich schmollend zusammenrollte, wenn er nicht pünktlich gefüttert worden war, oder um Aufmerksamkeit heischte und so lange alle Plätze belegte, bis Da'an sich erbarmte und ihn notgedrungen auf den Schoß nahm.

Auf dem nicht zugedrückten Deckel der Schale befand sich ein kleines Schildchen mit der Aufschrift HERMANN. Folglich würde es sich hier bei um das Tierchen handeln, das Lili unvernünftiger Weise dem kleinen Tierliebhaber geschenkt hatte. Daneben lag ein Zettel.
Samy'ra hatte für ihn nochmal die Anweisungen abgeschrieben, die Lili ihr gegeben hatte. Es war schon erstaunlich, wie schnell sie sich nicht nur die moderne Sprache der Taelons, sondern auch das menschliche Englisch angeeignet hatte, und beides auch ziemlich fehlerfrei, wenn auch eigentümlich zu schreiben vermochte.
 

 
Hallo Da'an!

Das hier ist mein Hermann. Er ist im Zustand des fünften Tages und ich habe ihn noch nicht gefüttert. Machst Du das bitte für mich? In Liams kleiner Küche haben wir die Sachen für ihn abgestellt.
Ich habe Dich lieb!

Samy
 

 
Danach begann der abgeschriebene Text, und neugierig geworden, begann der Taelon zu lesen und ignorierte Aldrins klägliches Miauen. Der Kater mochte Samy wirklich, aber seiner Meinung nach kam er in letzter Zeit eindeutig zu kurz, und dieser komischer Platzbeleger war doch nun eindeutig der Gipfel!
 

Ich bin Hermann, Dein neues Familienmitglied für die Dauer von 10 Tagen. Wenn Du mich pfleglich behandelst und regelmäßig fütterst, schenke ich Dir drei Hermannkinder.

 
Das war sogar noch schlimmer, als Da'an angenommen hatte. Dieses komische „Hermann-Tier” hatte eine unglaubliche Vermehrungsrate! Wie sollte er das nur Ter'kozz beibringen? Und Samy'ra etwas wegnehmen, an das sie wahrscheinlich ihr Herz gehangen hatte? Unmöglich!!!
 

Bitte bewahre mich in einem Glas- oder Plastikbehälter auf. Genauso wenig mag ich Metallöffel, sondern nur welche aus Plastik. Ich mag keine Kühlschränke, aber wenn Du willst, kannst Du mich auf dem Kühlschrank abstellen.

 
Ein Tier, das man abstellen konnte und mit einem Löffel - einem Plastiklöffel - füttern mußte?
 

Am 1. Tag brauchst Du Dich nicht um mich zu kümmern, wir müssen uns erst mal aneinander gewöhnen.

 
Nun ja, Aldrin hatte auch ein wenig Zeit gebraucht, um sich einzuleben und sich an die unterschiedlichen Personen und Geräusche in der Botschaft gewöhnen müssen. Dafür wurde der nächste Absatz um so seltsamer...
 

Am 2., 3. und 4. Tag brauche ich etwas Bewegung. Bitte rühre mich einmal um.

 
Da'an las die Stelle noch einmal. Vielleicht hatte sich Samy in der Eile irgendwo verschrieben? Was hier stand, ergab für ihn immer weniger Sinn.
 

Am 5. Tag habe ich mächtigen Hunger, füttere mich mit:

Einer Tasse Mehl
Einer Tasse Milch
Einer Tasse Zucker

Und rühre mich um. Um zu verhindern, daß ich mich selbstständig mache und das Gefäß verlasse, solltest Du mich eventuell in ein größeres Gefäß umsetzen.

 
Auch noch ein Wesen, das zum Weglaufen tendierte? Hoffentlich war es nicht gefährlich, andererseits sooo leichtsinnig wäre Lili nie gewesen. Nun ja, und die Schüssel wirkte auch nicht allzu klein. Da'an hatte sich neben seinen Sitz gesetzt. Soweit hatte ihn noch nicht mal der eigensinnige Kater bringen können. Aber bis er nicht wußte, was da in der gelben Plastikschüssel lauerte, war Vorsicht wohl angebracht.
 

Vom 6. bis zum 9. Tage möchte ich wieder umgerührt werden.

 
Das klang immer noch seltsam, und obwohl Da'an sich ausgiebigst mit der irdischen Fauna und Flora auseinandergesetzt hatte, um eine bessere Grundlage des Verstehens zu schaffen, konnte er sich keines Wesens entsinnen, das umgerührt werden mußte! Was war da bloß in der Schale???
Neugierig geworden, aber trotzdem extrem langsam und vorsichtig hob er den Deckel der Behausung dieser sonderbaren Lebensform hoch.

Ihn sprang nichts an, noch schob sich ihm eine neugierige Nase entgegen, wie Aldrin es immer wieder tat. Besagter Kater hatte sich wieder in einer Ecke niedergelassen, mit untergefalteten Vorderpfoten, und beäugte die Szene gelassen.

Ein sonderbarer Geruch schlug Da'an allerdings aus der Dose entgegen und noch hatte er den Deckel nicht so weit weggeschoben, daß er irgend etwas erkennen konnte. Irgendwie roch es sauer und komisch. Nun ja, Aldrins Katzenklo hatte hin und wieder auch alles andere als einen Blumenduft an sich.
 

Am 10. Tage wird es spannend. Bitte füttere mich wie gewohnt, dann rühre mich gut um. Nun darfst Du Dir drei Hermannkinder von mir nehmen, jedes von der Größe einer Tasse. Du kannst sie verschenken oder behalten.

 
Was war das denn nun wieder? Wäre es nicht besser, eine Geburt von einem Tierarzt überwachen zu lassen? Schließlich gab es extra Menschen, die sich mit so etwas befaßten, und das sicher nicht ohne Grund. Und die Kleinen sofort weggeben? Da'an war sich ziemlich sicher, daß die meisten Erdentiere erst mal einen gewissen Zeitraum bei ihren Eltern verbringen sollten.
Durch ihre eigene Sterilität hatten die Taelons schon vor langer Zeit, zu jenem Zeitpunkt, als die Geburtsraten drastisch zu sinken begannen, begonnen, Kindern einen besonderen Wert beizumessen und möglichst alles zu ihrem Wohlbefinden zu tun. Was er hier laß, widerstrebte ihm zutiefst!

An dieser Stelle brach der Text ab, wahrscheinlich würde alles wieder von vorne beginnen. Und die Jungtiere versorgt werden müssen wie das Muttertier. Nun gut, die erforderlichen Futtermittel sollten sich in der kleinen Küche befinden, die sich Liam im hinteren Teil der Botschaft eingerichtet hatte, wahrscheinlich nur um in der Lage zu sein, seinen unglaublich hohen Kaffeebedarf zu decken.

Da'an erhob sich aus seinem Schneidersitz, schob den Deckel vorsichtshalber wieder ganz über das Behältnis, wagte aber nicht, den selbigen zuzudrücken, wer weiß, wieviel Sauerstoff dieses seltsame Wesen benötigte? Langsam und vorsichtig trug Da'an die gelbe Schale durch die Gänge seiner Botschaft, sorgsam darauf bedacht, alle Erschütterungen zu vermeiden. Er nahm sich auf dem Weg vor, nachher Nachforschungen anzustellen und ggf. auf dem Mutterschiff anzufragen, ob einer seiner Kollegen mehr wußte als er, in Bezug auf dieses ETWAS.

In Liams kleiner Küche stellte er die Schüssel auf der Arbeitsablage ab und begann sich nach dem Futter für das Wesen umzusehen. In einem der hängenden Vorratsschränke wurde er schließlich fündig. Liam bewahrte kaum Lebensmittel hier auf, soweit Da'an das beurteilen konnte, schien sein Beschützer sich ausschließlich von Fast Food - sprich Hamburgern und natürlich Kaffee - zu ernähren, wenn er nicht gerade irgendwelchen Notreserven an Bonbons, die er in seinen Taschen aufbewahrte, zu Leibe rückte.

In eine Plastiktüte hatte Lili ein sauber verschlossenes Päckchen Mehl, einen Liter Milch und eine durchsichtige Plastikbox mit Zucker gelegt. Und eine in Küchentücher eingewickelte Porzellantasse, die mit rosa Blümchen verziert war, ergänzte das Pflegeset, das er säuberlich auf dem hölzernen Küchenbord aufgereiht hatte.

Sehr zu Da'ans Leidwesen fanden sich aber keine weiteren Anweisungen beiliegend. Nun gut, dann konnte er es auch einfach hinter sich bringen. Aber als erstes nahm er Aldrin auf den Arm und setze ihn vor die Tür, nur um sicher zugehen, daß das seltsame Tier seinem Kater nichts tun konnte. Der gestreifte kleine Tiger trollte sich beleidigt wieder den Gang entlang. Sehr wahrscheinlich, um den großen, der Botschaft angeschlossenen Garten, der eigentlich schon eher ein Park war, zu durchstreifen, oder um ein paar unschuldige Freiwillige dazu zu verleiten, ihre Arbeit liegen zu lassen, um sich um etwas viel Wichtigeres zu kümmern. Nämlich ihn!

Da'an schob den Deckel von dem Tierhaus und spähte rein. Erstaunlich, er konnte gar keine klaren Konturen eines Tieres ausmachen, alles, was er sah, war eine helle besche Masse, die kleine Blasen an ihrer Oberfläche warf. Kein Zeichen irgend einer Begrüßung, nun ja, zumindest war er auch nicht angesprungen worden, aber Da'an war sich jetzt schon sicher, daß ihm Katzen lieber waren.

Vorsichtig maß er eine Tasse Mehl ab und ließ den Inhalt auf das immer noch befremdliche Wesen rieseln, aber es war immer noch zu schnell, eine kleine Staubwolke entstand in der Küche. Mit der Milch und dem Zucker hatte er weniger Probleme, auch wenn die Verpackung des Zuckers sich extrem schlecht öffnen ließ.

Vorsichtig, nicht seine ganze Aufmerksamkeit von dem Hermann nehmend, laß Da'an die Anweisungen, die Samy'ra ihm dagelassen hatte, ein zweites Mal. Nun sollte das Tierchen also umgerührt werden? Dabei ergab sich ein ernstes Problem. Offensichtlich hatte keine der beiden Disneyland-enthusiastischen Damen daran gedacht, einen Plastiklöffel beizufügen. In den Schubladen und Schränken in Liams Küche fand sich auch nichts Brauchbares.

Das Beste würde wohl sein, in die Haupthalle zurück zu kehren, und zu versuchen, Liam zu erreichen, entschied Da'an. Zum einen könne er ihm sehr wahrscheinlich sagen, um was für eine Lebensform es sich hier handelte, und zum anderen könnte er gleich einen Plastiklöffel besorgen. Die Aufgaben eines Companion-Beschützers waren in der Tat vielfältig.

Hoffentlich verblieb der Hermann in seiner Schale und würde sich nicht wie angekündigt selbstständig machen! Mit diesen Gedanken schloß Da'an wieder die Küchentür und begann, den Weg zum Hauptkonferenzraum zurück zu gehen.

In dem saalartigen Raum angekommen, setzte er sich elegant auf seinen Thron-gleichen Stuhl, der den zentralen Blickfang stellte und diesmal weder von einem zusammengerollten Kater noch von einem undefinierbaren Etwas belagert wurde. Da'an warf einen Blick in Richtung der immer noch angehäuften Datenkristalle. Nun ja, mit denen würde er sich später beschäftigen müssen.

Mit einer fließenden Bewegung ließ er die Matrix seines Datenstroms im Raum erscheinen und mit der selben Bewegung wählte er Liams Global an.

Auf dem Mutterschiff öffnete der gestreßte Major sein Global. Wenn das wieder Augur war, der ihn bekniete, als geheim klassifizierte Daten zu „borgen”, würde er ihn....
Normalerweise hatte er ja nichts gegen solch kleine Dienste für seinen Freund, aber in letzter Zeit hatte er Reneè Palmer viel zu oft in Augurs Allerheiligstem angetroffen, und er hatte ein ungutes Gefühl bei dieser aalglatten Frau. Ihn machten alle Personen nervös, die sich nicht einordnen ließen, und Reneès Handlungen waren mehr als ein bißchen verwirrend.
Und seine Laune war auch nicht die Beste, Lili und Samy'ra vergnügten sich in Disneyland und er war nicht dabei, und dabei war er sogar eingeladen worden. Aber Befehle von Zo'or standen zwischen ihm und seinem Urlaub. Welch Ungerechtigkeit! Liam erinnerte sich daran, daß es vielleicht gut wäre, sein Global nicht nur zu öffnen, sondern auch den Ruf zu beantworten.

Zu seinem Erstaunen erschien Da'ans nicht minder gestreßtes Gesicht auf dem Schirm. Seltsam, wußte er denn nicht, daß Zo'or mal wieder von seinem Recht als Synodenführer Gebrauch gemacht hatte und ca. 50% der Companion-Beschützer unter sein direktes Kommando gestellt hatte, um die Überreste und Beweise für eins seiner kleinen Experimente zu beseitigen? Und was war da Weißes an Da'ans Uniform??? Es sah fast aus wie Mehl.... Seltsam!

„Guten Morgen, Da'an,” müde strich sich Liam über die Augen. Gab es da nicht ein Gesetz gegen Kinderarbeit? Liam fragte sich, ob es nicht auch Menschen-Kimera-Hybriden mit einschloß.

„Liam, ich stehe etwas unter Zeitdruck, hast du irgendwelche Informationen über ein irdisches Geschöpf oder eine Gattung, die sich „Hermann” nennt? Oh, und wo finde ich in Deiner Küche Plastiklöffel?”

„Was?” Liam dachte, er hätte irgend etwas mißverstanden. „Ähh, nun ja, in meiner Küche ist nur ein Metallbesteck. Und von einer Gattung mit der Bezeichnung Hermann habe ich wirklich noch nie etwas gehört, ich kenne ihn nur als Namen für männliche Kinder.”

Da'an legte seinen Kopf schräg und blaue Energielinien wurden unter seiner projizierten Haut sichtbar. „Es muß aber solche Wesen geben. Lili hat Samy'ra eines geschenkt, und diese hat es mir für die Dauer ihres Erholungsreise zur Pflege anvertraut.”

Im Hintergrund hörte Liam ein leises Scheppern, vermutlich hatte Aldrin etwas von einem Tisch oder sowas runter geschoben. Da'an entschuldigte sich etwas hastig, und der Schirm wurde wieder dunkel.

Auf den bereits wieder abgedunkelten Bildschirm seines Globals starrend, kam Liam ein Gedanke. Samy'ra und Lili hatten Da'an doch nicht etwa.......? Zumindest das Mehl auf Da'ans Uniform sprach dafür. Liam begann los zu prusten, und war nah daran, vor Lachen über den Boden zu rollen. Das war zu witzig!!!

Da'an drehte sich leicht in seinem Sitz, um einen besseren Blick auf Liams Schreibtisch zu haben, der aus praktischen wie persönlichen Gründen mit in seinem eigenen Arbeits- und Empfangsraum stand. Direkt unter dem hölzernen Möbelstück lag eine nun umgekippte Packung mit Katzentrockennahrung, über deren ausgeschütteten Inhalt machte sich ein sehr mit sich zufrieden wirkender Aldrin laut schnurrend her.

Nun ja, so war das Tier wenigstens beschäftigt und würde in nächster Zeit sicher nichts Weiteres mehr anstellen. Im übrigen war Da'an froh, daß sein Stubentiger nicht zufällig Liams Bleikristallvogel mit herunter gerissen hatte. Das einzige Erinnerungsstück, das Liam nach dem Tode Becketts von ihrem Schreibtisch entwendet hatte. Der Taelon entschloß sich, seinen schmatzenden Kater zu ignorieren und ihm den Spaß zu gönnen, er hatte Wichtigeres zu tun und aus Erfahrung wußte der nordamerikanische Companion, daß es absolut sinnlos war, seinen Kater auszuschelten.

Das Gespräch mit Liam war auch nicht so ergiebig gewesen, wie Da'an gehofft hatte, und doch argwöhnte der Companion, daß Liam zumindest etwas in Bezug auf dieses „Hermann-Tier” wußte oder vermutete, das Zucken um Liams Mundwinkel hatte ihn verraten.

Die Datenbanken standen ihm ja immer noch zur Verfügung und öffnete alle Dateien die versprachen irgend etwas über einen Hermann zu enthalten. Mehrere hundert Einträge und einige Minuten später gab Da'an allerdings auf. Er war jetzt bestens informiert, über eine Reihe vom Komponisten mit den Vornamen Hermann, hatte jedes erdenkliche Info zu großen Helden, Sportlern, Schauspielern und Politikern mit den Vornamen Hermann im Kopf, und nichts hatte ihm auch nur ein Stückchen näher gebracht an das Verstehen seines seltsamen Gastes. In Deutschland sollte es sogar ein Denkmal diesen Namen tragen. Es war die metallene Statue eines Cheruskerfürsten, der auch unter den Namen Arminius bekannt war.
Menschen waren schon seltsame Wesen. Im endlosen Strom aus der die Sprache der seines Volkes bestand, gab es sowas wie Wörter im eigentlich Sinn nicht. Das Ähnlichste waren kleine Sinnabschnitte des großen Stroms die man verändern und formen konnte gerade so wie man sie brauchte. Aber keine der möglichen Variationen hatte zwei Bedeutungen, bei den Menschen war das ganz offensichtlich anders.

Letztendlich würde ihm nichts anderes übrig bleiben als Lili in ihrem Urlaub zu stören und seine Unwissenheit einzugestehen. Navy Seals waren in der Armee eine Legende, unglaublich hart im Nehmen, begnadete Kämpfer und in allen Disziplinen geschult. Da würde die kleine Störung schon nicht ins Gewicht fallen, und gar nichts sein zu den Sorgen, mit denen Lili ihn hier so schnöde allein gelassen hatte.

Da'an stellte also die Datenflut seines Stroms wieder mit einer eleganten, geschwungenen Bewegung seiner Hand ab und wählte Lilis Global an im völligen Vertrauen darauf, daß sie es eingesteckt hatte.

Es manifestierte sich das Abbild einer kalkweißen Lili Marquette. Deren freie Hand sich krampfhaft um einen Bügel klammerte, der sich um ihren Schoß wand und von ihren Schultern auszugehen schien. In der anderen hielt sie das kleine Kommunikationsgerät und ihre Haare, vom Fahrtwind ergriffen, flattern hinter ihr her, was in der bläulich wabernden Matrix recht seltsam anmutete.

Von „yipihiiii- schneller” bis zu „ohh, ist mir schlecht” dachte Da'an alles vernehmen zu können. Doch während Samy'ra breit strahlte, den Bügel losgelassen hatte und mit einer Hand gerade dabei war, Lilis Global aus deren Hand zu angeln, konnte sich Da'an nicht des Eindrucks erwehren, daß Lili sich nicht erholte, wie es im menschlichen Urlaub doch geschehen sollte. Ob sie wohl krank war? Mit ihren zusammengepreßten Lippen sah sie gar nicht gesund oder glücklich aus. Und sie antwortete auch nicht auf seine Frage nach ihrem Wohlbefinden, sondern schien einen inneren Kampf auszufechten.
Das Gesichtchen von Samy'ra begann den Datenstrom zu dominieren, offensichtlich war es ihr innerhalb der kurzen Sekunden gelungen, den kleinen Transmitter zu erhaschen, den Lili vergessen umklammert gehalten hatte.

„Hallo Liebes, es scheint dir ja Spaß zu machen,” eröffnete Da'an das Gespräch. Samy'ras strahlendes Gesicht machte diese Frage überflüssig, das aufgedrehte kleine Mädchen jauchzte „Und wie! Das ist so coool hier! Und die verkleiden sich hier wirklich als Mäuse!!!!! Aber warum sie das machen, weiß ich immer noch nicht so genau, ob das wohl religiöse Gründe haben kann? Ter'kozz sagt immer, wir müßten respektieren.....”

Weiter kam die Kleine nicht, denn Da'an hatte beschlossen, das Gespräch wieder auf den Grund seines Anrufes zurückzuführen. Und er fragte erst mal nach dem Plastiklöffel, mit etwas Glück würde das kleine Mädchen ihm nebenbei schon erzählen, was er über den Hermann herausfinden wollte.
Nun, nach dem Gespräch wußte Da'an zwar, daß in einem der Küchentücher, das von ihm unbeachtet in der Tasche zurückgelassen worden war, sich der gesuchte Plastiklöffel befand, aber mehr hatte er auch nicht heraus gefunden. Samy wußte ganz offensichtlich auch nichts über diese Gattung, nur wie sie mit ihrem Exemplar umzugehen hatte, mußte aber lachen, als Da'an vorsichtig seine Befürchtungen hinsichtlich einer möglichen Gefahr, die von diesem Wesen ausgehen konnte, artikulierte.
Nun, und von Lili waren derzeit auch keine brauchbaren Informationen zu bekommen, sie murmelte immer nur vor sich hin, daß sie nie im Leben wieder in eine Achterbahn steigen würde, und überlegte krampfhaft, was sie diesmal nur dazu veranlaßt haben könnte.

Wieder zurück in der kleinen Küche, fand Da'an auch den Löffel, eingewickelt in eins der Handtücher, und begann vorsichtig, in der zähen Masse zu rühren und die Substanzen, die er zuvor hinzugefügt hatte, begannen sich mit dem Wesen zu verbinden. Mit kleinen kreisenden Bewegungen rührte er weiter, bis auch das widerspenstige Mehl sich mit eingebunden hatte. Die Blasen, die sich während seiner Tätigkeit verflüchtigt hatten, bildeten sich langsam neu in der Masse, woraus Da'an schloß, daß es dem Tier gut gehen müsse.

Nun ja, das war für heute erst mal geschafft. Der Hermann hatte sich immer noch nicht bewegt, so eigenwillig Aldrin auch manchmal sein konnte, er hatte sich bisher immer mit Schnurren für sein Futter bedankt. Dieser Hermann schien wirklich eine unhöfliche Kreatur zu sein!

Die Schale wieder mit Deckel versehen, die Küche säuberlich aufgeräumt, verließ Da'an den Raum, um sich wieder seiner gewöhnlichen Arbeit zuzuwenden.
An den nächsten beiden Tagen rührte er pflichtbewußt ein paar Minuten in dem Hermann rum. Seine Hoffnung, daß dieses Wesen doch zumindest ein kleines Zeichen des Erkennens zeigen würde, erfüllte sich aber nicht. Der Hermann verblieb ruhig und still in seiner Schale, machte weder Anstalten wegzulaufen, noch zeigte er Zeichen des Wiedererkennens, von Freude oder sonst eine Gefühlsregung.

Da'an nutzte die freie Zeit, nachdem er die angehäuften Protokolle, Berichte und Anforderungen in Rekordzeit bearbeitet hatte, um die kleine Ansprache aufzupolieren, die er für Lili gedachte hatte, sobald sie wiederkommen würde.

Auf Samy'ras bitten hin hatten die beiden Damen ihren Urlaub um zwei weitere Tage verlängert, was Lili gerne tat unter der Bedingung, daß sie nie wieder mit in eine Achterbahn steigen müßte.

Am Morgen des 10. und angeblich so aufregenden Tages kamen die Beiden dann an. Samy hatte ein T-Shirt an, auf dem ein seltsam angezogenes Entenpärchen tanzte. Die eine Ente hatte einen Matrosenanzug an, die andere ein rotes Kleidchen und eine passende Schleife auf dem Kopf. Dazu hatte Samy'ra ein Capy auf dem Kopf, das von zwei großen schwarzen Stoffscheiben gekrönt wurde, die wohl Ohren darstellen sollten. In der Hand hielt sie eine riesengroße, rosarote Zuckerwatte, an der sie vergnügt naschte, und ihr Gesicht war schon ziemlich verklebt.
Lili war (glücklicherweise) angezogen wie immer, hatte von Zuckerwatte abgesehen aber dafür einen mit Schokolade überzogenen Donut in der Hand, der nicht unwesentlich krümelte. Und obwohl sie ihre linke Hand unter das süße Gebäck hielt, saß Aldrin schnurrend zu ihren Füßen und versuchte möglichst viele der hinunter fallenden Stücke zu ergattern.

Nachdem es Da'an gelungen war, den größten Teil der klebrigen Masse von seinem Gesicht zu wischen, den Samy'ras begeisterte Umarmung dort hinterlassen hatte, und das kleine Mädchen sich auf den Weg gemacht hatte, um Liam zu suchen, beschloß er endlich, das Thema Hermann anzuschneiden.

„Lili, könntest du mir nun BITTE sagen, was es mit diesem seltsamen Hermann auf sich hat? Und was soll aus den drei Jungen werden, Samy'ra kann unmöglich noch mehr Jungtiere mit nach Hause nehmen..... Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Du warst doch selber anwesend, als Ter'kozz mich gebeten hat, auf Samy'ras Sammelleidenschaft achtzugeben!”

Der Captain sah leicht irritiert aus. Wovon sprach Da'an da bitte, Tiere? Was für Tiere?!? Dann weiteten sich ihre Augen im Verstehen. Unter vielem Husten, und mit Tränen in den Augen, japste Lili „Tier! Tier?!” Sie hatte sich vor Lachen an ihrem Donut verschluckt.

Ihr Prusten und Lachen hielten noch einige Zeit an, und als sie endlich wieder normal Luft holen konnte, hatte Samy längst Liam mit in den großen Raum gezogen und hatte bereits eine ihrer Hände wieder in einer von Liams Hosentaschen. Um was wohl dort zu suchen?

Aber anstatt nun endlich Da'an über diesen „Hermann aufzuklären”, wandte Lili sich an Samy'ra und fragte die Kleine, ob sie nicht Lust hätte, nun endlich ihre Arbeit an dem Hermann zu vollenden. Und auch Liam schloß sich der kleinen Gruppe an, die zur Küche strebte. Da'an saß perplex auf seinem Thron-ähnlichem Stuhl, kam es ihm nur so vor, oder wurde er und die schwierige Situation nicht ernst genommen? Langsam folgte er den anderen in die Küche.

Dort standen drei kleinere Plastikschüsseln auf dem Arbeitsboard und Samy'ra goß die blubbernde Masse, die das Wesen darstellte, in eine metallene Form, während Lili gebeugt vor dem Backofen stand und auf den Armaturen gerade eine Einstellung suchte. Die Küche war mit weißen Nebelstaub überzogen und die Arbeitsplatte war über und über beschmiert. In einer Ecke stand ein Mixer.

Und dann glaubte Da'an seinen Augen nicht zu trauen. Was um Himmelswillen taten die denn da? Das arme Tier! Der Taelon entschloß sich einzuschreiten, bevor dem armen Ding ernsthaft was geschehen würde. Die Menschen waren eindeutig allesamt total übergeschnappt. Die schoben doch tatsächlich den Hermann in einen auf über 200 Grad erhitzten Ofen!!! Das konnte nicht gut sein für ein irdisches Lebewesen, die meisten waren an Temperaturen zwischen 0 und 100 Grad angepaßt und dieses Exemplar war vom Werfen sicher noch sehr erschöpft.

Aber alle drei versicherten ihm, daß alles in Ordnung sei, und er nur noch eine Stunde auf das Ergebnis warten müßte. Im Hauptsaal warteten sie alle, Liam versuchte den noch immer skeptischen Da'an mit einem Fulaschaspiel abzulenken und tat sein Bestes, um nicht beim Mogeln erwischt zu werden, und Lili stellte Flugpläne auf, die sie für die neuen Piloten benötigte, die sie anlernen sollte. Samy'ra wibbelte ungeduldig auf Da'ans Sitzplatz herum und streichelte Aldrin, der sich zufrieden schnurrend auf ihrem Schoß immer wieder drehte und sich an sie rieb, offensichtlich konnte er sich nicht für eine optimale Position entscheiden, um die Streicheleinheiten zu genießen.
Nachdem die Stunde um war, gingen die beiden Damen nochmal in die Küche, um alles vorzubereiten, wie sie sagten. Und einige Minuten später folgten Da'an und Liam, letzterer mit einem Grinsen, das zu einer Katze paßte, die gerade den Kanarienvogel des Nachbars verspeist hatte. Es war ihm zum ersten Mal gelungen zu mogeln, ohne daß sein taelonischer Freund es bemerkt hatte.

„Liam, was soll denn jetzt eigentlich mit den drei Nachkommen des Hermanns geschehen, darf ich davon ausgehen, daß ihr schon Pläne für sie habt?”

„Natürlich haben wir das. Traditionsgemäß werden zwei an gute Freunde verschenkt und das letzte behält der Besitzer. Einen bekomme ich, hat Samy versprochen, und den anderen möchte sie dir geben. Jetzt, wo du schon Übung mit ihnen hast...”

Gerade da erreichten sie die Küche, der kleine Tisch war gedeckt und in der Mitte stand ein großer Kuchen, der dick mit Zuckerguß bestrichen war und auf dem Unmengen von bunten Zuckerstreuseln lagen. Mit braunem Zuckerguß war ‚Hermann’ auf das Backwerk geschrieben.....

Lili, die seine Verwirrung bemerkte, begann nun endlich bereitwillig zu erklären, daß Hermann der deutsche Name für einen Freundschaftskuchen der besonderen Art ist, einen Hefekuchenteig, und daß die Pflege, die dieser benötigte und Da'an veranlaßt hatte zu glauben, daß es sich um ein Tier handelte, gerade diesen Hefekulturen galt. Dabei mußten alle im Raum grinsen, alle bis auf Da'an, der sich den Kuchen neugierig anschaute, allerdings war er sehr froh, nun doch Ter'kozz nichts erklären zu müssen.

Die kleine Gruppe ließ sich den Kuchen schmecken, und während Lili aß, hielt sie Da'ans Hand und ließ ihn am süßen Geschmack teilhaben. Und auf einmal schien der Taelon gar nicht so abgeneigt, seinen eigenen kleinen Hermann zu behalten, er machte schon Pläne, wem er die Nachkommen geben konnte......

 

ENDE

 

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