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  Drabbel von Snooty   (Emailadresse siehe Autorenseite)  

 

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Drabbel IX: Äußere Zwänge (?!)

 

Drabbel I
 

Und Liam wurde aus der Welt getragen, und Stille breitete sich um ihn aus. Das Reden ging weiter, doch er hörte es nicht mehr.
Er fühlte sich als Achse eines ungeheuren Rades, als Mittelpunkt des Alls.
Er stand allein von Angesicht zu Angesicht mit einem Wissen, das er nicht gesucht hatte und nicht haben wollte. Er hörte das Rufen seines Vaters, die Rufe der ganzen Kimerarasse, und mußte sich im Tode eingestehen, dass er in seinem Auftrag, das Gleichgewicht der Lebewesen wiederherzustellen, versagt hatte.
Aber war die Bürde nicht zu schwer gewesen für ein Kind?

 
* * *
 

Drabbel II
 

In der Ferne war das dumpfe Grollen von Donner zu hören. Die Nacht war pechschwarz, denn eine dichte Wolkendecke schluckte das klare Licht der Sterne und der Mond war nur als vage Erscheinung am Himmelszelt auszumachen.
Lili rutsche weiter unter die weiche Daunendecke und zog die Beine enger an ihren Körper heran, bis das Kind fast in den weichen Schichten zu verschwinden schien.
Heiße Tränen rannen ihr über das Gesicht und verschwanden in dem Kissen, in das sie ihr Gesicht vergraben hatte. Die weichen Federn dämpften das leise Schluchzen.
Spielzeuge, Puzzleteile und vereinzelte Kleiderstücke lagen wild in ihrem Zimmer verstreut herum, unter ihnen ein zerknülltes Blatt Papier. Auf dem stand noch nicht mal viel geschrieben:

„In so einem unordentlichen Zimmer möchte ich nicht wohnen, deswegen bin ich ausgewandert. Blümchen”

Es war eindeutig die Schrift ihres Vaters, und ihr geliebter Kuschelteddy, dessen Füllung vom vielen Gebrauch schon verzogen war, war nirgends aufzufinden.
Er hatte ihn ihr weggenommen!

Lili umarmte das weiche Kissen und versuchte sich vorzustellen, daß das ihr Blümchen sei, aber es half nichts. Eine weitere Flut von Tränen lief ihr die Wangen herab und hinterließ kleine Flecken als Spuren ihres Kummers in ihrem Kissen.

 
* * *
 

Drabbel III
 

Ehe er die Tür ganz öffnete, spähte der kleine Junge noch einmal verstohlen in das Halbdunkel des Treppenhauses hinauf. Seine Eltern würden sicher schon schlafen.
Das Kind war sehr lange bei seinem Freund geblieben und hatte die Wärme und Geborgenheit von dessen Familie genossen. Am Eßtisch hatten alle zusammen gesessen, gelacht, diskutiert und einfach Zeit für einander gehabt.
Dem Kind hatte die ungewohnte Beachtung, die es erfahren hatte, gut getan.
Mit einer Hand fuhr er sich durch die krausen Locken, um die Perlen, die der Nebel hinterlassen hatte, fort zu wischen. Dann schlich er das dunkle Treppenhaus hoch, vermied die knarrende Stufe und erreichte unbemerkt und unvermißt seinen Raum.
Das kalte Sternenlicht fiel zum Fenster ein und bildete Muster auf dem Teppichboden.
Morgen würde alles anders sein. Sein Vater hatte ihm versprochen, mit ihm zum Schulpicknick zu gehen, er hatte sich den ganzen Tag für seinen Sohn frei genommen.
Doch als der Junge unter die Decke schlüpfen wollte, lag ein Umschlag auf seinem Kissen:

„Es tut mir leid, Malven. Für morgen hat sich eine überraschende Dienstreise ergeben. Auf dem Tisch steht ein Geschenk für Dich.
Dein Dad.”

Malven knipste das Licht an und sah einen Computer auf seinem Tisch stehen.

 
* * *
 

Drabbel IV
 

„Die Schrecken der Krankheit - der Seuche -, die schauerlichen Bilder, die ich auf dieser Reise zu sehen bekommen habe.” Die schlanke Gestalt, in eine Decke gehüllt, beugte sich über die Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit, bevor sie ihrem Gegenüber wieder in die Augen sah.
„Es tut mir leid, ich bin sonst nicht so.”
Sandoval legte der Indesserin die Hand auf den Arm: „Die Taelons sind Ihnen verhaßt, nicht wahr? Es war grausam, was sie Ihnen und Ihrer Welt angetan haben. Ich habe die Bilder in den Archiven gesehen, der Virus hat schlimm gewütet unter Ihrem Volk, der Tod, den die Taelons über den Planeten brachten, war langsam und schmerzvoll.
Doch ich gebe Ihnen die Möglichkeit, sich zu rächen, Ihre Welt zu rächen, Ihre Kinder.”
In Sandovals Gesicht schlich sich ein verschlagenes Lächeln, viele hatte er schon so geworben und bald würde ER alle Macht in Händen halten. „Schließen Sie sich uns an, kämpfen Sie, kämpfen Sie für uns!”

Triumphierend verließ Sandoval den Platz. Dass er jemanden in noch tieferes Unglück gestürzt hatte, berührte ihn nicht...

 
* * *
 

Drabbel V
 

Be'lei saß in seinem erhöhten Sitz und ließ seinen Blick in die Weiten des Weltalls gleiten. In der Schwärze der ewigen Nacht gleißten Sterne, Planeten bewegten sich im immerwährenden Tanz und die Welt unter ihm wirkte in der Ferne so friedlich. Auf seinem Bildschirm zeichneten sich Gebirgszüge und grüne Hügelwälder ab.

Der Taelon hatte sich in seinem Raum innerhalb eines kleinen Forschungsschiffes zurückgezogen und sich von dem Gemeinwesen distanziert, was Neugierde und schwachen Protest bei seinen Mittaelons auslöste.
Er war hier, um diese Welt zu versklaven, um ihre Bewohnern zu Dienern des Imperiums zu machen, das die Synode aufbauen wollte, um sich vor den Jaridians zu schützen.
Laut hatte sich Be'lei gegen die Pläne des führenden Rates ausgesprochen und versucht, ihnen die Abgründe aufzuzeigen, an die Da'an sie mit seinen Strategien und Plänen unweigerlich führen würde. Doch niemand hatte auf ihn gehört, man hatte ihn sogar auf diese einsame Welt verbannt unter dem Vorwand eines Auftrages.
Wenn Ma'el noch unter ihnen geweilt hätte, Be'lei war sich sicher, er hätte seinen Zwilling aufhalten können.

Be'lei schloß die Augen und versuchte einen Weg zu finden, mit Zeiten umzugehen, in denen moralische Werte abgelegt wurden wie alte Kleider.

 
* * *
 

Drabbel VI
 

Nachdenklich kehrte Da'an in sein Quartier auf dem Mutterschiff zurück. Nach dem fast blendend hellem Licht in den Korridoren erwartete ihn in seiner persönlichen Kabine ein angenehmes Halbdunkel. Sternenlicht fiel sanft durch das große Panoramafenster und die Wände des Schiffes glühten in weichen Blau- und Lila-Tönen, der ganze Raum strahlte eine Friedlichkeit aus, die es auch mal im Gemeinwesen gegeben hatte, das nun aber zerrissen war von politischen Streitigkeiten und Abfälligkeit, das Haß übermittelte, wo Vertrauen und Geborgenheit zu finden sein sollte.
Da'an blieb vor dem Fenster stehen und starrte ins All, ohne wirklich etwas wahrzunehmen, weder die strahlenden Zentralgestirne noch die Planeten in ihrer Vielfalt, seine Hände bewegten sich nervös durch die Luft.

Wieder hatte er eine Auseinandersetzung mit Zo'or gehabt und wieder war es ihn nicht gelungen, sein Kind zum Verstehen zu bringen. So sacht er ihn auch zu führen suchte, nach solchen Gesprächen klaffte eine nur noch größere Schlucht zwischen ihnen.

Warum konnte er Zo'or nur nicht begreiflich machen, dass jedes Leben einen unermeßlichen Schatz darstellte, der dem Universum gehörte, und nur ihm allein?
Es schmerzte Da'an zu sehen, wie sein Kind Schuld auf sich lud, denn er wußte, wie schwer man an ihr trug!

 
* * *
 

Drabbel VII
 

Meine Kindheit war nicht unbeschwert gewesen, belastet mit Groll und einem schmerzhaften, fast alles andere abtötenden Gefühl meiner eigenen Unzulänglichkeit.
Jetzt, wo alles dem Ende entgegengeht, kann ich meine Fehler erkennen, meine wahren Fehler.

Es ist kalt hier.
Bald wird alles vorbei sein.

Warum habe ich alle Freundschaft, alle Liebe von mir gewiesen? Warum konnte ich selbst nur Leistungen anerkennen, bei mir wie Anderen? Was war es wirklich, das mich zu einem Außenseiter hat werden lassen? Mächtig? Ja. Aber einsam.
Jetzt weiß ich, warum. Es ist paradox, ich habe mich nach mehr Aufmerksamkeit gesehnt. Um so schwieriger ich mich gab, um so mehr erhielt ich. Und irgendwann gab es kein Zurück mehr. Das Schauspiel gewann ein Eigenleben und wurde zu meiner Natur.
Gefangen in der Person, die ich selber aus mir geformt hatte.

Wäre es anders gekommen, frage ich mich, wenn ich einfach hätte akzeptieren können, geliebt zu werden, ohne etwas besonderes zu sein, aus mir selber heraus.
Alle sind gegangen, alle sind vor mir gegangen. Alleine bin ich alt geworden. Wißt ihr, wie es ist, ohne Freunde zu leben? Nein, natürlich nicht...
Alles hätte ich haben können und um alles habe ich mich gebracht.
Die Dunkelheit senkt sich herab...

 
* * *
 

Drabbel VIII
 

Liam, der Unwiderstehliche oder
warum das Klo in der Botschaft auf einmal so begehrt ist

Besagter Hybrid zeigt 24 Stunden am Tag sein Botteram-Grinsen und ist genauso lange davon überzeugt, die Welt würde ihm zu Füßen liegen.
Mißerfolge nimmt er nicht zur Kenntnis, Erfolg ist selbstverständlich, alle positiven Ergebnisse im Umkreis von 500 Kilometern in allen Branchen und Lebensbereichen schreibt er sich selbst zu.
Er hat so viel Erfolg auch bei Frauen, daß er eigentlich schon an Rückenmarksschwindsucht gestorben sein müßte.
Wenn er sich endlich aus dem Staube macht, fühlen sich alle Zurückgebliebenen wie ausgelutschtes Eis am Stiel, und die Schlange vor dem Botschaftsklo verlängert sich drastisch.

Kann einem da der arme Da'an nicht leid tun?

 
* * *
 

Äußere Zwänge (?!)
 

Als Boone am nächsten Morgen zu sich kam, wußte er zuerst nicht, wo er war. Der Raum um ihn herum war nur schwach erleuchtet.
Stöhnend versuchte er, sich auf der gepolsterten Liege aufzurichten. Sein Kopf schmerzte und jede Bewegung machte es schlimmer. Der Einfluß des Betäubungsmittels war noch nicht vollständig vergangen und ein dichter Nebel lag um seinen Geist und erschwerte das Denken.

Ermattet von der Anstrengung, ließ Boone sich wieder niedersinken, als sachte Schritte im Gang erklangen. Leise öffnete sich eine Tür und das blau-lila Glühen, das durch den Türspalt eindrang, sagte Boone, daß er sich in einer Taeloneinrichtung befand.

Aber warum war er hier? Hatte er einen Arbeitsunfall gehabt?
Die dunkle Gestalt, die in der Tür stand, bewegte sich.
Da'an!
Boone versuchte zu sprechen, aber seine Kehle war trocken und er brachte keinen Ton hervor.

Die blauen Augen glitten über ihn, aber der Taelon blickte nicht direkt in die seinen. „Kämpfen Sie nicht dagegen an. Bald wird das neue CVI zu arbeiten beginnen. Dann wird es nicht mehr so schlimm sein.”

Dann wandte Da'an sich um, an der Tür drehte er sich noch einmal um und wisperte: „Es tut mir leid!”

Aber Boone hörte ihn nicht, eine neue Welle des stechenden Kopfschmerzes malträtierte sein Gehirn, als das CVI begann, seinen Geist zu unterdrücken. Stechender Schmerz war alles, was er fühlte, und blendend weißes Feuer schien in seinem Kopf zu explodieren.

Leise klickte das Schloß, als die Tür der Zelle sich schloß.

 

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