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  „Arbeit oder Gefängnis???” von Snooty   (Emailadresse siehe Autorenseite)
„Mission Erde” / Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Liam hat Probleme in der Arbeit
Charaktere:  Liam, [Da'an]
 

 

ARBEIT ODER GEFÄNGNIS???

 

Müde strich Liam sich über die Augen und warf einen mißmutigen Blick auf die Datenkristalle und Akten, die sich auf seinem Schreibtisch hoch auftürmten. Er ließ seine Finger am Rand des Stapels entlang gleiten und die Vermutung, daß die untersten Schichten schon Moos angesetzt hatten, drängte sich ihm auf. Den ganzen Tag schon saß er hier und versuchte, Herr dieser Papiermassen zu werden, selbst Da'an hatte sich bereits in seine Privatgemächer zurückgezogen, die an den Hauptsaal anschlossen, und die Sonne war schon lange hinter den riesigen Wolkenkratzern Washington DC´s verschwunden.
Seufzend griff Liam nach dem Bleistift, der von der Kante des Schreibtischs zu rollen drohte, und wollte sich gerade an die Arbeit machen, als er Lili die Rampe hochschwanken sah. Einen riesigen Stapel an Akten und Dossiers mit beiden Armen an ihre Brust gedrückt und einen weiteren kleinen Beutel mit Datenkristallen auf allem liegend.
Der junge Hybrid stand auf und half ihr, das ganze Arbeitsmaterial zu seinem Platz zu tragen. Sandoval mußte ihn wirklich hassen, nicht nur daß er ihn bei jeder Möglichkeit hinterging und ausspionierte, nein, jetzt auch noch DAS!!!

Lili brachte ihm danach noch eine dampfende Tasse Kaffee und verließ die Botschaft dann, um nach Hause zu fahren und vor der nächsten Trainingseinheit der Piloten wenigstens etwas Schlaf zu bekommen.
In der Botschaft war es still, das virtuelle Glas ließ keinen Straßenlärm ein und ein beruhigendes Glühen ging von den Wänden des Gebäudes aus und ließ Lampen unnötig werden.

Liam nippte an seinem Kaffee und griff nach dem ersten Blatt des neuen Stapels.
Kaum daß er begonnen hatte zu lesen, erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Er hatte sich schon bei Lili beklagt, daß sie und Ta'rin, mit dem sie über Da'ans Datenstrom sprach, allen ihre Zettel zusteckten, nur er war wiederholt leer ausgegangen.
 

 
ARBEIT ODER GEFÄNGNIS???
 

Gefängnis oder Arbeit???
Für den Fall, daß Du jemals in Gefahr gerätst, es zu verwechseln. Dieser Zettel wird Dir wieder zu unterscheiden helfen...

In einem Gefängnis verbringst Du die meiste Zeit in einer 5m x 4,5m großen Zelle.
Auf der Arbeit beträgt die Größe Deines Büros nur 4m x 3,5m.

In einem Gefängnis bekommst Du drei Mahlzeiten pro Tag.
Auf Deiner Arbeit hast Du nur eine Pause, um etwas zu essen, und Du mußt es bezahlen.

Im Gefängnis wird die Zeit gekürzt, die Du einsitzten mußt, wegen guter Führung und wenn Du fleißig bist.
Auf Deiner Arbeitsstelle wird Fleißigkeit mit zusätzlicher Arbeit belohnt.

Im Gefängnis schließt der Wächter die Türen für Dich auf und zu.
Auf der Arbeit mußt Du Deine Sicherheitskarte mit Dir rumschleppen und Dir alle Türen selber öffnen.

Im Gefängnis kannst Du Fernsehen schauen und Spiele spielen.
Sandoval wird Dich feuern, wenn Du Da'ans Datenstrom zum fernsehen benutzt, was Da'an mit Dir macht, wenn Du Dir sein Fulascha-Spiel schnappst, weiß ich nicht...

Im Gefängnis hast Du Deine eigene Toilette.
An Deiner Arbeitsstelle mußt Du sie mit vielen Freiwilligen teilen.

Im Gefängnis erlauben sie Deiner Familie, Dich zu besuchen.
Während der Arbeit kannst Du Dich noch nicht mal mit ihnen unterhalten.

Im Gefängnis werden alle Deine Ausgaben von den Steuerzahlern getragen, ohne daß Du etwas dafür tun mußt.
Du bist an Deiner Arbeitsstelle, um Deine Lebenserhaltungskosten begleichen zu können, und dann ziehen sie Steuern von Deinem Gehalt ab, um für die Gefangenen zahlen zu können.

Im Gefängnis schaust Du die meiste Zeit durch Gitterstäbe und wünscht, daß Du draußen wärst.
Wenn Du arbeitest mußt, wünscht Du Dich hinter Gitterstäbe.

Im Gefängnis machen die Wärter den Leuten das Leben schwer.
Aber Du mußt Dich mit Sandoval rumschlagen.

Aber freu Dich...
Im Gefängnis müßtest Du die ganze Zeit bleiben.
Aber die Companions lassen Dich wenigstens ab und zu nach Hause gehen.

 

 
Da hörte der gedruckte Text auf. Von Hand stand noch geschrieben, daß Lili ihm seine Lieblingskekse in die Küche gestellt hatte.

Liam grinste. Was so eine kleine Aufmerksamkeit von Freunden nicht ausmachen konnte. Aber es half nichts, er hatte noch einige Stunden anstrengender Arbeit vor sich. So legte er das Blatt zur Seite und wollte sich gerade wieder dem Papierberg zuwenden, als Da'an die etwas höher gelegene Rampe von seinem Quartier herunterkam und seinen Beschützer erstaunt ansah.

Langsam ging er auf seinen Stuhl zu, setzte sich und wandte sich wieder zu Liam. Mit einem neugierigen Blick auf das Durcheinander auf Liams Schreibtisch und in der Luft tanzenden Händen fragte er:
„Was machen Sie noch hier, um diese Uhrzeit? Nach meinem Treffen mit der Synode war Ihre Arbeitszeit beendet.”

Liam konnte es kaum glauben. „Wonach sieht DAS aus, Da'an?”
Wobei er gereizt auf den Berg vor ihm deutete. „Ich muß das Alles durchgehen, um eine zusammenfassende Übersicht für Zo'or zu erstellen!”

„Das Ihnen sowas Spaß macht, kann ich gar nicht nachvollziehen.”

Der Papierkram an sich war schon schlimm, aber ein neugieriger Taelon machte es noch schlimmer. Liam schnappte zurück: „Macht es auch nicht, aber es muß getan werden. Und diesmal ist es an mir hängen geblieben.”

Da'an antwortete nicht, sondern ging langsam zu Liams Schreibtisch - so langsam, daß Liam fast der Verdacht kam, daß der Taelon bummelte, um ihn weiter zu ärgern - und griff nach dem Beutel, der oben auflag und an die 20 Datenkristalle enthielt.

Genauso langsam wie Da'an gekommen war, schlenderte er jetzt zu seinem Stuhl zurück, hielt noch kurz, um eine seiner Pflanzen zu begutachten, die ein Gitter hoch rankte, und ließ sich schließlich wieder auf seinem Platz nieder, den Beutel in seinem Schoß.

Liam schaute ungläubig, das durfte doch nicht wahr sein. Wie sollte er denn so arbeiten?

Da'an klappte die rechte Armlehne seines Sitzes hoch und steckte einen Kristall nach dem anderen in kleine Halterungen, die in das Material eingelassen waren, bis 20 blitzende Kristalle die Armaturen zierten.
Dann erhob er sich, ging wieder zu Liam und nahm auch die anderen Täschchen, Beutel und lose liegenden Kristalle an sich, ging zu seinem Platz und verfuhr mit ihnen genauso.

Wie sollte man denn fertig werden, wenn ein Taelon einem die Daten stahl? Und Da'an machte nicht die geringsten Anstalten, irgend etwas zu erklären. Im Gegenteil, er bummelte wieder zu Liam, der sich mittlerweile in seinem Stuhl zurück gelehnt hatte und nur noch ungläubig beobachte. Diesmal trug Da'an fast die Hälfte aller Mappen und Papiere zu seinem Datenstrom. Das Gleiche geschah mit der zweiten Hälfte.

Dann setzte sich Da'an wieder auf seinem Platz nieder. Und warf Liam ein überlegenes Lächeln zu, das so gar nicht zu dem sonst so zurückhaltenen Taelon paßte.

„Computer.” Ein leises Piep meldetet dessen Bereitschaft. „Daten sämtlicher Kristalle erfassen, sichten, ordnen, aktualisieren und speichern. Datenmaterial im Strom in jeder Schicht scannen und genauso verfahren. Beide Datenmengen zusammenfassen und dem Mutterschiff sowie mir in der Arbeitsbank zur Verfügung stellen.”

„Ausgeführt!” kam nach kaum 30 sekündigem Summen die Meldung des Computers.
Da'ans Grinsen war noch breiter geworden und seine Augen glitzerten.

„Würden Sie mit bitte verraten, warum Sie nicht die schnellere Methode wählen, wenn diese Aufgabe Ihnen kein Vergnügen bereitet?”
Ohne auf eine Antwort zu warten, erhob sich Da'an und ließ einen erstaunt blickenden Liam hinter sich.

„Menschen!” dachte er, während er sich selber zur Ruhe begab.

 

ENDE

 

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