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  „Verloren” von Sky   (Emailadresse siehe Autorenseite)  , 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an „ertränkt” seinen Kummer in Kryss
Zeitpunkt:  Fortsetzung zu „Allein”. Spielt in der dritten Staffel, kurz nach „Götterdämmerung”
Charaktere:  Da'an
 
Kommentar der Autorin:  Ich habe mich immer gefragt, warum Da'an in die Kryss-Sucht reinschlitterte, aber die Serie lieferte mir keine ausreichende Erklärung. Hier ist meine Interpretation.
 

 

VERLOREN

 

Das erdrückende Gefühl in ihm wurde immer stärker. Seine ganze Welt, die ihm bis dahin leer und trostlos erschienen war, stürzte nun auf ihn ein. Er versuchte sich zu wehren, sich Freiraum zu verschaffen, aber vergeblich. Nichts brachte ihm Linderung. Nichts.
Nichts, außer einer Sache. Die violettblauen Körnchen rieselten beruhigend in seine Hand, wuschen die vielen Eindrücke weg, gegen die sein Geist verzweifelt ankämpfte. Wuschen sein Leid weg. Noch ein wenig mehr, und sie würden auch seine Erinnerungen wegwaschen. Aber er wusste nicht, ob er das wirklich wollte.
Wollte er die Erinnerungen an sein Versagen wegwaschen? Ja. Wollte er die Erinnerungen an all' die schrecklichen Dinge wegwaschen, die er getan hatte? Ja. Wollte er die Erinnerungen an all' die wegwaschen, die ihn verlassen, die ihn hier allein zurückgelassen hatten?
Ja?
Nein, das wollte er nicht. Diese Erinnerungen waren das einzige, was ihm noch blieb. Wenn er sie verlor, was blieb ihm dann noch? Nichts.
Nein, das durfte er nicht. Er durfte diese kostbaren Erinnerungen nicht verlieren. Nein...

Noch immer benommen durch das Kryss, sank der Taelon erschöpft auf das übergroße Kissen in seinem Quartier. Kuschelte sich darin ein.
War er überhaupt noch ein Taelon?
Ein Taelon klammerte sich nicht so an seine Fassade. Ein Taelon fühlte sich nur seiner eigenen Art gegenüber verantwortlich. Ein Taelon... ein Taelon empfand kein Leid. Nicht wirklich. Trauer vielleicht, wenigstens ein klein wenig, aber Leid? Und falls ein Taelon überhaupt Leid empfand, dann mit Sicherheit kein so herzzerreißendes, so erdrückendes, wie er es empfand.
Ein Taelon ... ein Taelon empfand auch keinen Schmerz, keinen seelischen Schmerz. Nicht diese Art von Schmerz, der ihn nun fast an den Rand des Wahnsinns trieb. Wenn ein Taelon jemanden verlor, so wusste er, dass er mit dieser Person letztendlich wieder vereint sein würde. Vereint durch die Wogen des Gemeinwesens, durch die Wogen der Energie, die alle Taelons auf immer banden. So war es ihm gesagt worden...
Und ein Taelon... ein Taelon empfand auch keine Liebe. Nicht diese Art von Liebe, durch die man sein Herz - falls man das bei einem Taelon überhaupt behaupten konnte - an jemanden verlor. Nicht diese Art von Liebe, die einem das vollkommene Glück bescherte, wenn man zusammen war, und die einem fast das Herz brach, wenn man getrennt war.

Aber er, er empfand all' das, und vieles mehr. Es war ihm lange nicht bewusst gewesen, aber nun wusste er es. Er liebte, er liebte schon seit langem, eine stille, verborgene, hoffnungslose Liebe. Denn der, den er liebte, war nicht mehr.

Verzweifelt drückte sich Da'an noch tiefer in das Kissen. Dieses Kissen war in seinem Quartier ebenso fehl am Platz wie er in dieser Welt. Was machte er hier noch? Warum war er noch hier?
Er spürte, wie das Kryss in seinem Körper die Oberhand gewann und ihn langsam in einen tiefen Zustand zwischen Bewusslosigkeit und Entspannung zog. Er wusste, er hatte nicht genug genommen, um seinen Kummer zu ersticken, aber das war auch nicht seine Absicht gewesen. Verschwand der Kummer, kam auch das Vergessen, doch er wollte sich erinnern.
Erinnerung war alles, was ihm blieb.

Eine große, warme Hand legte sich sanft auf seine Schulter und er sah in das Gesicht seines alten Freundes. Seines Vertrauten. Seiner Liebe. Nun würde alles gut werden...

... er war nicht mehr allein.

 

ENDE

 

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