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  „Nur ein Traum?” von Sha'ree   [Emails bitte an die Bibliothek schicken]
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Da'an hat einen Albtraum, der seine Befürchtungen für die Zukunft der Erde widerspiegelt
Charaktere:  Da'an
 

 

NUR EIN TRAUM?

 

Und der siebente Engel goß aus

seine Schale in die Luft,

und es ging aus

eine Stimme vom Himmel...

...die sprach:

Es ist geschehen.


(Offenbarung des Johannes; Apokalypse 16; Vers 17)

 

Nur ein Traum?

Irgendetwas stimmte mit der Sonne nicht. Ihr Licht war so grell, dass es in den Augen schmerzte, selbst wenn er nicht in den lodernden Ball am Himmel hineinsah, aber es erhellte die Welt trotzdem nicht. Alles war grau, blaß, und selbst die Schatten waren keine richtigen Schatten, so, wie es nirgends richtig hell wurde, wurde es auch nirgends richtig dunkel.
Tag und Nacht näherten sich einander, als hätte die Welt zu verblassen begonnen. Vielleicht würden sie sich irgendwann auf einem imaginären Punkt zwischen hell und dunkel treffen, und alles würde nur noch grau sein - eine allumfassende Ödnis, in der nichts mehr zählte, eine Welt ohne Unterschiede, ohne Hell und Dunkel, Gut und Böse, Freude und Leid.
Vielleicht die erschreckendste Vision der Hölle, die er jemals gehabt hatte.
Es war nicht die erste.
In den vergangenen Jahren, in denen sie hier waren, hatte er zahlreiche Albträume gehabt, und jeder schien ein bißchen schlimmer zu sein als der davor.
Er träumte oft von der Hölle, der Apokalypse, dem Jüngsten Gericht, wie die Menschen es nannten; der letzten Schlacht zwischen Gut und Böse.
Und es war nicht das einzig Eigenartige. Noch schlimmer war, dass er wußte, dass er träumte, während er träumte. Dieses Wissen, das ihn eigentlich dazu hätte bringen müssen, auf der Stelle zu erwachen, machte es nicht besser; es gab diesen Träumen ein Gewicht, das ihnen nicht zustand.
Es machte sie... realer.
Sie blieben völlig absurd und bar jeder Logik, aber sie wurden von etwas, das nie gewesen war, zu etwas, das vielleicht sein würde...

Die verblassende Welt, über die er schritt, war nicht leer.
Es gab keine Gebäude, keine Straßen und Flüsse, keine Berge und Wälder, ja nicht einmal einen wirklichen Horizont.
Aber es gab Menschen.
Er hörte ein dumpfes Dröhnen, das näher kam, Schreie, Lärm.
Er sah rennende Menschen, die vor irgend etwas flohen, andere wiederum stürzten, wanden sich in Agonie am Boden und schlugen mit den Händen auf ihre Körper ein.
Etwas kroch über sie.
Im ersten Moment konnte er es nicht richtig erkennen, dann sah er, dass es Insekten waren, kleine, kriechende Scheußlichkeiten, halb so lang wie eine Kinderhand, aber mit dem Aussehen winziger, höllischer Schlachtrösser, gepanzert und voller rasiermesserscharfer Klingen, Stacheln und Zähne.
Sie fielen zu Hunderten über ihre Opfer her, bissen mit ihren winzigen Zähnen, stachen mit den Dornen am Ende ihrer gekrümmten Schwänze zu, schnitten mit sirrenden Flügeln in blutendes Fleisch.
Er hörte wieder dieses sonderbare, dumpfe Dröhnen, und drehte sich herum.
Durch die Reihen der sterbenden, schreienden Menschen schien eine Anzahl wildgewordener Pferde auf ihn zuzusprengen. Voller Entsetzen starrte er die gigantischen schwarzen Ungeheuer an, die aus rotglühenden, feurigen Wolken auf die Erde stürzten.
Ihre Köpfe glichen denen der Löwen, aus ihren Nüstern schlugen Flammen und Tausende von Menschen, die ihren Weg kreuzten, verglühten innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Asche.
Die Erde selbst schien unter ihren Hufen zu bersten, als sie sich in rasendem Galopp, bei dem sie den Boden jedoch nicht einmal zu berühren schienen, ihm näherten.
Und in diesem Moment wurde ihm klar, dass die schwarzen Bestien vor ihm gar keine Pferde waren...

*JARIDIANISCHE KRIEGSSCHIFFE*

Ihre „Köpfe” waren in Wirklichkeit hell erleuchtete Brücken, hinter denen er sogar Personen zu erkennen glaubte, und die „Nüstern”, die das todbringende Feuer versprühten, waren die Bordkanonen der Schiffe, die sich ihm in mörderischer Geschwindigkeit näherten.
Er wußte, dass das kein Zufall war.
In dieser unwirklichen, stetig grauer werdenden Welt war er nur Zuschauer; weder die Menschen, noch die skorpionschwänzigen Heuschrecken, die sie quälten, nahmen ihn wahr - aber die Schiffe waren SEINETWEGEN gekommen.
Und wenn sie ihn erreichten, würde er sterben.


Sie erreichten ihn nicht. Da'an wachte auf.
Sehr viel hatte sich allerdings nicht geändert. In seinen Ohren klangen noch immer der Lärm der Schiffe, das Schreien der sterbenden Menschen und das furchtbare Sirren gläserner Schwingen, und er befand sich noch immer in einer Welt, die größtenteils aus ineinanderfließenden Grauschattierungen bestand.
Da'an sah sich um, und stellte fest, dass er sich in seinen Privat-Quartieren auf dem Mutterschiff befand. Seine innere Uhr sagte ihm, das es höchstwahrscheinlich 3 Uhr nachts sein mußte.
Es war stockfinster um ihn herum, und nur durch das große Panorama-Fenster aus virtuellem Glas, das den Blick auf den Weltraum freigab, schien etwas Licht zu dem Taelon.
Vorsichtig fasste sich Da'an an den Kopf, schloß noch einmal die Augen, und versuchte verzweifelt, das, was er gerade gesehen hatte, irgendwie zu verarbeiten, sein aufgewühltes Inneres IRGENDWIE zu beruhigen. Doch, ähnlich leuchtend grellen Blitzen während eines Gewitters, flammten Bilder in ihm auf, Bilder, die sich nicht verdrängen ließen...

*Menschen, die zu Asche verbrannten.*

Da'ans Hände zitterten, und er ballte sie zur Faust.

*Skorpionähnliche Heuschrecken, welche die Menschen quälten - ein greller, lodernder Ball an einem grauen Himmel - Jaridianische Kriegsschiffe, die alles vernichteten, was sich ihnen in den Weg stellte.*

Da'ans Augen flogen auf, und hastig sprang er von seinem Stuhl, als trüge ER die Schuld an seinen Träumen. Noch ein, zwei Sekunden lang starrte er in das Dunkel, das um ihn herum lag, dann wandte er sich ab, und schritt zum Fenster.
Erschöpft legte er eine Hand an das virtuelle Glas. Mittlerweile war er diese Albträume schon gewohnt, doch diese Nacht war es irgendwie... anders.
Er sah hinaus in die große, schwarze Leere, die sich in unendlicher Tiefe vor ihm zu erstrecken schien. Da'ans Blick fiel auf den blau-grün schimmernden Edelstein, der sich unter ihm befand und sein Quartier in ein seltsames, fast mystisches Licht tauchte.

*Armageddon...das Ende aller Tage*

Für einen Augenblick schien ihn seine Verzweiflung aus der Fassung bringen zu wollen, nur für einen kurzen Augenblick verlor Da'an seine Fassade, und sein Körper glühte in den tiefsten Azurblau- und Purpurtönen.
Unendliche Trauer ergriff von ihm Besitz, als er den friedlichen Planeten unter sich sah.
Die Erde.
So lebendig, so jung, so... wunderschön.
Selbst von hier oben aus, wo sich die Kälte des Weltalls wie ein eisiger Schleier auf alles Leben legte, war die Wärme und die Schönheit der Schöpfung in all ihrer Vielfalt, wie sie auf der Erde vorkam, beinahe KÖRPERLICH zu spüren, und sie berührte etwas tief in Da'an, sodass es ihm fast den Atem raubte.
Und sie hatten vor, dieses Wunder der Schöpfung einfach zu zerstören....

Da'an zitterte am ganzen Leib, doch er merkte es nicht einmal.
Sie wollten es zerstören, der Vernichtung preisgeben, dieses Wunder, dort, unter ihm. Er zitterte noch mehr, stöhnte und presste seine Stirn in unendlicher Verzweiflung und Trauer an das Glas.

*Sie ist so wunderschön, so einmalig schön...*

Eine Bilder-Flut wütete tief in seinem Inneren, und ließ ihn seinen Albtraum nicht vergessen. NIE MEHR würde er es vergessen können, denn es war kein Albtraum gewesen.
Die Erde würde zerstört werden, vernichtet, jedes einzelne Leben dort unten würde ausgelöscht werden, so wie die Menschen in seinem Traum, von den gigantischen Kriegsschiffen der Jaridians, aber durch die Schuld SEINER Rasse.
Es war so furchtbar, und er fühlte sich so verdammt hilflos und allein.
Taelon war vernichtet worden, innerhalb eines Augenblicks, und nun war seine Spezies daran, noch einen Planeten und seine Bewohner zu diesem entsetzlichen Schicksal zu verurteilen.

*WIR DÜRFEN DOCH NICHT EINFACH GOTT SPIELEN; NUR UM UNSER EIGENES LEBEN ZU RETTEN! WIR HABEN NICHT DAS RECHT, WAHLLOS ÜBER LEBEN UND TOD ZU ENTSCHEIDEN! *

Da'ans Atem ging unruhig und rasselte. Unendlich langsam ging er in die Knie. In seinem Inneren tobte ein gewaltiger Sturm der Emotionen, den er zu beruhigen nicht in der Lage war.

Seine Rasse. Die Taelons. Sein Kind, Zo'or...
Und auf der anderen Seite stand eine fremde Spezies, Milliarden an ihrer Zahl, von denen er nur wenige zu seinen Freunden zählen konnte, und doch waren die Menschen ihm auf eine seltsame Art und Weise vertraut, die sich der Taelon nicht erklären konnte.
Es gab nur einen Weg, nur eine Seite, für die er sich entscheiden konnte, für die er kämpfen konnte, um sie zu retten....

Sein Blick fiel auf den Planeten unter ihm. Nordamerika zog braun-grün schimmernd vor seinen Augen vorbei, und es wurde Tag für die Menschen auf der Nordhalbkugel.
Die Tag-und-Nacht-Grenze wechselte auf den Pazifischen Ozean, und im selben Moment drehte sich die Erde aus dem Sonnenschatten heraus. Wie am Ende einer Sonnenfinsternis, nachdem sich die Corona langsam löst, flammte die Sonne hinter der Erde grell auf, und warf ihr Licht auf den Taelon, der völlig fasziniert das Schauspiel zwischen Licht und Schatten beobachtete. Und plötzlich wurde es Da'an klar, dass er sich längst für den richtigen Weg entschieden hatte...
Sowie das warme Licht der Sonne ihn berührte, überkam ihn ein unendlich tiefer Frieden und das unerschütterliche Wissen um das, was zu tun war und WIE es zu tun war.

Da'an richtete sich auf, und straffte die Schultern.
Er würde es nicht zulassen. Er würde es verhindern, mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
Er wußte, dass es ein langer, harter Kampf werden, in dem er vieles verlieren würde, was ihm wichtig war. Vielleicht sogar sein Gesicht, vielleicht sogar sein eigenes Kind...
Doch er würde NIEMALS zulassen, dass sein Albtraum für diesen jungen Planeten wahr werden würde. Er konnte es nicht zulassen...

Tief in sich selbst konnte er die Angst spüren. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft.
Doch er durfte sie sich nicht eingestehen, wenn er nicht von vornherein verlieren wollte.
Er mußte stark sein, so stark, wie er es noch nie gewesen war.
Alleine würde er es nicht schaffen. Das war ihm klar.
Er brauchte Hilfe. Dieser Kampf war nicht alleine zu schlagen, geschweige denn, zu GEWINNEN.
Doch er wußte, wo er Hilfe bekommen konnte. Noch heute würde er sich mit Major Kincaid in Verbindung setzen.
Nach einem letzten Blick auf die unendliche Schönheit der Erde drehte sich Da'an um und verließ festen Schrittes sein Quartier. Er beschloß, die Botschaft früher als gewöhnlich aufzusuchen. VIEL früher.
Jetzt konnte er sowieso keinen Schlaf mehr finden...

 

ENDE

 

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