Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Abschied” von Sha'ree   [Emails bitte an die Bibliothek schicken]
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Ein Taelon besucht zum letzten Mal einen ganz bestimmten Ort
 

 

ABSCHIED

 

Langsam wanderte der Taelon durch die dunklen und einsamen Korridore. Seine Schritte klangen merkwürdig hohl und leer in dem verlassenen Gebäude.

Wieso war er hergekommen? Was genau wollte er hier?
Er wußte es nicht wirklich, doch in dieser Nacht hatte er es nirgendwo anders aushalten können. Man würde ihn vermissen. Bald schon. Sie würden Suchtrupps losschicken, um ihn zu suchen. Das wußte er, doch er hatte seine Spur so gründlich vertuscht, dass sie etwas Zeit brauchen würden, um ihn zu finden. Genug Zeit für ihn, um endlich, nach so langer Zeit, wieder einmal ungestört sein zu können.

Vorsichtig bahnte sich der Taelon seinen Weg durch das einst so lebhafte und helle Gebäude.
Er konnte es immer noch nicht ganz fassen. Es war vorbei. Es war wirklich vorbei. Der Hass, das Morden, die Vernichtung ... vorbei, ein für allemal.
Frieden, dieses Wort hatte seit einem Monat, seit den erfolgreichen Verhandlungen mit ihren einstigen, so sehr verhaßten Feinden, eine vollkommen neue Bedeutung für ihn. Der Krieg war vorbei, und das Wunder war geschehen: Seine Rasse hatte überlebt und sie WÜRDE weiterbestehen.
Doch angesichts dieses triumphalen Sieges des Friedens und des LEBENS selbst, wurde dem Taelon eins nur zu deutlich klar, hier, während er, einem unbestimmten Impuls folgend durch die leeren Gänge des toten Gebäudes ging ... Der SCHMERZ, sein Schmerz,  war noch lange nicht vorbei...

Der Taelon betrat einen großen Raum, der einst das Zentrum des Lebens in diesem Gebäude ausgemacht hatte. Doch jetzt lag er dunkel, verlassen und still. Er war ein bißchen verwundert, dass er den Weg hierher so mühelos gefunden hatte. Er war schon solange nicht mehr hier gewesen, seit ... ES passiert war. Er hatte in den vergangenen Wochen kaum Zeit für sich gehabt ... oder für IHN...
Eine heftige mentale Welle durchströmte seinen Körper, brandete hart in jeden Winkel und brachte ihn fast aus der Fassung. Doch im letzten Moment schaffte er es, das Gefühl, das ihn überwältigen wollte, zu unterdrücken, und durchschritt festen Schrittes den Raum.

Er ging zu dem großen Fenster und sah hinaus. Die Stadt war hell erleuchtet. Überall feierten die Menschen stürmisch auch IHREN Sieg. Der Taelon konnte es ihnen nicht verdenken. Denn auch sie waren Sieger. Auch sie würden weiterbestehen. Doch dem Taelon, der in dieser Nacht einsam an dem Fenster des verlassenen Gebäudes stand, war nicht nach Feiern zumute.

Er würde nicht mehr hierher zurückkommen. Nicht hierher, und auch nicht mehr auf diesen Planeten, der ihm so vertraut, und doch gleichzeitig so unendlich fremd geblieben war.
Nie wieder.

Sie würden bald abreisen. Vielleicht noch in dieser Nacht, er wußte es nicht genau. Seine ganze Rasse, und auch er selbst, würde diesen kleinen, blauen Planeten in Freundschaft verlassen.
Aber vorher war er noch einmal hierher gekommen. Hierhin, dort, wo ER so oft gewesen war.
Sein Blick wanderte gen Himmel. Eine wolkenlose Nacht herrschte über der Stadt, und der Taelon konnte jeden einzelnen Stern in goldenem Licht am Firmament schimmern sehen.
Und was er noch sah, allerdings weniger mit seinen Augen, sondern vielmehr mit seinem Herzen, war, dass die Sterne wunderschön waren.
Früher wäre ihm das nie aufgefallen.
Doch die Dinge hatten sich geändert.
Die WELT hatte sich geändert, und nichts war mehr so, wie früher...

Langsam wandte der Taelon seinen Blick ab. Er drehte sich um und schritt in die Mitte des Raumes.
Dort stand er: SEIN Stuhl.
Immer, wenn er IHN besucht hatte, was wahrlich selten gewesen war, und was er jetzt bitter bereute, hatte ER dort gesessen, und ihn mit diesem Blick gemessen, der so geringschätzig ausgesehen hatte, und doch nur liebevoll gemeint war.
Er hatte es nie verstanden. Er hatte immer geglaubt, in IHM seinen größten Feind vor sich zu haben.
Wie dumm und naiv war er doch gewesen...
Der Taelon schloß die Augen und schüttelte in stummer Verzweiflung - oder war es eine Selbstanklage? - den Kopf.
Unendlich langsam und mit der allergrößten Vorsicht, als könne er den Zauber zerstören, der um ihn herum lag, ließ er sich auf dem Stuhl nieder ... und erstarrte.

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte der Taelon, SEINE Präsenz zu fühlen; für einen winzigen Moment war er sich wirklich ganz sicher, dass er sich nur umzudrehen brauchte, um IHN wiederzusehen, seine Gestalt, kleiner als er selbst, seine Hände, die immer so vorsichtig versucht hatten, ihn zu berühren - Warum hatte er sich nur immer so dagegen gewehrt? - seine Augen, die ihn immer, und als einzige, mit so viel unverhohlener, wahrer Liebe angeblickt hatten...

Doch der Taelon wußte, dass das nicht sein konnte, dass ER nicht da war. Nie mehr würde es so sein ... Niemals mehr.
Der Frieden, den ER sich so gewünscht hatte, der Frieden zwischen den Menschen, den Taelons und den Jaridians war da, doch ER, ER war fort. Für immer. Und ER würde nie wieder zurückkommen.
Die Hände des Taelons zitterten, als er sich an ihr letztes Treffen erinnerte, bevor ER ihn für immer verlassen hatte...
Im Streit hatten sie sich getrennt, und das Schicksal, das so erbarmungslos zugeschlagen hatte, hatte ihm keine Chance mehr gewährt, sich zu entschuldigen...

Etwas in dem Geist des Taelons löste sich, und diesmal ließ er es zu, dass die mentale Welle der Trauer von ihm Besitz ergriff und an die Oberfläche drang.
Er beugte sich auf dem Stuhl vor, die Arme vor der Brust verschränkt und wurde vom Schmerz über SEINEN Verlust überwältigt.
Brennende, heiße Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch nur eine einzige rollte ihm über die Wange, und fiel auf den Boden der nordamerikanischen Taelon-Botschaft.
„Es tut mir so leid...”, flüsterte Zo'or mit tränenerstickter Stimme. „Ich werde dich nie vergessen ... Ich liebe dich ... Euhura, Da'an...

 

ENDE

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang