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  „Zu früh” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2008
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Auswirkungen von einem Taelonkind auf Menschen. Zo'or lernt das „Krysskind” kennen.
Zeitpunkt:  weit vor der 1. Staffel
Charaktere:  Zo'or, Lili Marquette, William Boone, Da'an, Freiwilliger, T'than
 

 

ZU FRÜH

Kapitel 2

 

Ein paar Minuten später erreichten die Kinder Williams Haus. Seine Mutter empfing sie auch alle sehr höflich und lud sie ein, herein zu kommen.

Zo'or saß ziemlich unruhig auf einer Coach in Wills Wohnung, zwischen genau diesem und Lili. Die Mutter machte ihn ziemlich nervös. Sie hatte gerade den Raum verlassen, war aber so furchtbar freundlich zu ihm, dass es Zo'or fast schon so schien, als hätte sie Angst! Dauernd rannte sie um alle herum, fragte ihn immer wieder, ob er noch etwas wünsche oder ob es ihm gut ging. Obwohl es ihm in einer Art auch gefiel. Er wurde beachtet und allen schien nur sein Wohl wichtig zu sein. Es gab ihm ein Gefühl von Macht. Seinen Wünschen würde Folge geleistet werden und diese Frau war noch nicht einmal implantiert!
Momentan lehnte er an einem Kissen, zu seinen beiden Seiten waren ebenfalls Kissen drapiert worden, so dass er nicht wusste wohin mit seinen Armen.
Ihm fiel auf, dass Lili und Will nicht so saßen, aber dennoch viel Spaß hatten. Sie redeten über seinen Kopf viel durcheinander. Zo'or selber konnte kaum mit ihnen reden, beide schienen über verschiedene Sachen zu sprechen und dennoch das Gleiche zu meinen!
Kurze Zeit später kam die Mutter mit einem großen Kuchen und einem Tablett zurück. Auf diesem stand etwas Dampfendes und drei Becher, zusammen mit einer Zuckerdose sowie Teller für den Kuchen. Alle setzen sich etwas näher an den Tisch, warteten ungeduldig, zumindest Lili und Will waren ungeduldig, bis die Teller vor ihnen standen, ebenso wie die Tassen. In Lili formte sich langsam aber hartnäckig der Wunsch, dem schönen Geschirr einen leichten Schubs Richtung Boden zu geben. Sie war nur Plastikbecher gewohnt, die man auf den Tisch hauen durfte.
Jeden von ihnen wurde Zucker hineingegeben und der Tee aufgegossen.
„Wer möchte Kuchen?” fragte seine Mutter freundlich, wobei sie eigentlich damit rechnete, dass alle wollten. Sofort riefen die beiden Kinder auch ein lautes „Ja!” ,nur Zo'or schwieg.
„Möchten Sie nicht?” fragte Mrs. Boone freundlich.
„Taelons essen nicht” sagte Zo'or sehr schüchtern, auch wegen der förmlichen Anrede.
„Oh...” sagte sie nur.
„Und sie trinken auch nichts...” wagte er noch hinzuzufügen.
„Das tut mir Leid” murmelte sie schließlich und verschwand, nachdem sie Lili und Will zu deren Zufriedenheit versorgt hatte, aus dem Zimmer.
„Ich... werde euch jetzt wohl mal alleine lassen. Macht keinen Unsinn!” fügte sie, kurz bevor sie die Tür schloss, noch hinzu, danach waren sie unter sich.
Alle drei nickten. Zo'or würde doch niemals Unsinn machen!
„Du kannst ja an die Steckdose gehen!” schlug Lili vor, die sich besonders unwohl fühlte, dass ihr zukünftiger Arbeitgeber an ihrem Festmahl nicht teilnehmen konnte. Er musste einfach Hunger haben!
„Warum?”
„Da kommt Strom durch!”
„Aber ich bestehe doch gar nicht aus Strom!” versuchte Zo'or sich zu verteidigen.
„Doch! Musst du aber! Sonst hättest du nicht so im Regen reagiert!”
Mit großen, blauen Augen sah er sie bewundernd an. Sie war wirklich intelligent! Auf ihre eigene Art und Weise...
Dann stand er auf, krabbelte unter dem Tisch hindurch und bemerkte etwas verwirrt, dass er nicht genau wusste, was eine Steckdose war. Er entschied sich für die Taktik, so zu tun, als hätte er völlig den Durchblick, sei nur gerade etwas beschäftigt. Mit Stehen und Schauen und hin und wieder zurück laufen zum Beispiel.
„Das Teil da an der Wand mit den 2 Löchern drin!” rief Will um ihn zu helfen, dabei nicht aufhörend, seinen Kuchen zu essen.
Zo'or war etwas enttäuscht, dass sein Beschützer ihn so schnell hatte durchschauen können, setzte sich aber schließlich vor eine Wand und versuchte, seine Finger in die Öffnungen hinein zu kriegen.
„Es passiert aber nichts” klagte er.

„Vielleicht mit Wasser?” wurde ihm vorgeschlagen.
Zo'or stand schon wieder auf und sah beide fragend an. Will hielt ihm eine Teetasse hin. „Pack da mal deine Finger rein!” riet er ihm.
Ohne zu zögern tat er das auch und ging wieder zurück zur Wand, setzte sich davor. So wirklich funktionierte es aber immer noch nicht. Zwar konnte er spüren, dass dahinter Energie war, aber es hatte keine Wirkung auf ihn. Nur ein leichtes Kribbeln durchfuhr ihn. Dennoch saß er eine Weile vor sich hinleuchtend auf den Boden und war mit sich und der Welt zufrieden. Dann ging er wieder zu den beiden Menschen, setzte sich neben Will und sah dabei zu, wie dieser sich das zweite Stück nahm.
„Wie schmeckt das?”
„Lecker!”
„Ich möchte das auch schmecken!”
„Dann iss doch!”
„Kann ich doch nicht... Darf ich eine Verbindung mit dir einleiten?”
„Wenn es nicht weh tut!” sagte Will gleichgültig.
Voller Freude strahlte Zo'or ihn an. „Ich brauche nur deine Hand.”
Will streckte sie aus und Zo'or ergriff sie, um etwas ungeschickt eine Verbindung einzuleiten. So etwas Tolles hatte er bisher noch niemals erlebt! Er konnte das, was er schmeckte, noch nicht einmal richtig einordnen, wusste aber von Will, dass es Erdbeerkuchen war. ‚Toll!’ war das einzige was er denken konnte, während er fröhlich aufleuchtete. Das Zusammensein mit den Menschen war wirklich viel schöner als mit den Taelons. Die kannten auch keinen Erdbeerkuchen.
„Iss mal langsamer!” befahl Zo'or ihm aufgeregt. William kam dem sofort nach, erlaubte ihm das kleine Taelonkind doch, dass er fühlen durfte, was jener fühlte. So erfuhr er auch von seiner Faszination, als er den Geschmack der süßen Körnchen des Bodens aufnahm und den der leicht sauren, weichen Erdbeeren.
„Mama backt Kuchen immer selber!” sagte der kleine William stolz, noch während Zo'or die Verbindung beendete.
Dieser musste zugeben, dass er etwas überrascht war. Will hatte es als vollkommen natürlich angenommen, dass Zo'or eine Verbindung aufbaute. Er hatte es einfach akzeptiert, als würde es ihm jeden Tag passieren. Dies war einer der Gründe dafür, dass Zo'or sich an diesen Ort schon nach kurzer Zeit viel wohler fühlte als noch vor ein paar Minuten. Irgendwie hatten ihn die beiden wohl als „ihresgleichen” akzeptiert! Zo'or entschloss sich, noch viel mehr durch Sharings herauszufinden. Diese Gefühle und auch das andere, was Taelons nicht hatten, galt es nun, so gut wie möglich zu erforschen.


Botschaft in Washington. Ein gewisser Taelon saß auf seinem Stuhl und fühlte sich leicht alleine.

Da'an starrte die Wand an. Oder, eher gesagt, die Zeichnung, welche sein Kind ganz alleine gemalt hatte. Ein Mensch. Diese Rasse musste ihn sehr fasziniert haben! Sonst wäre er wohl auch nicht einfach abgehauen!
Wirklich Sorgen machte er sich nicht, er konnte spüren, dass es ihm gut ging. Sollte der Widerstand ihn entführen, würden sie ihn wohl eher freiwillig wieder gehen lassen!
Dennoch fühlte er sich nun, da Zo'or fort war, etwas alleine. Da'an war es einfach gewohnt, dass Zo'or bei ihm war und auf ihn einredete oder ihn sonst wie auf Trab hielt. Menschen waren im Augenblick auch keine zum herumscheuchen da und seinen Beschützer hatte er schon auf eine Mission geschickt. Da'an hatte ihn schon so oft kontaktiert, dass ihm langsam die Ideen ausgingen. So aktivierte er schließlich den Datenstrom und sah fern, was er Zo'or meistens verbot. Es war ja nicht nötig, dass dieser sich zu viel Unsinn der Menschen ansah. Das erste, was Da'an zu sehen bekam, war Werbung. Jene interessierte ihn immer. Aber was war das? Da'an lehnte sich sofort weiter vor. Eine ziemlich fröhliche, kindliche Melodie erklang und er sah kleine Mädchen und Jungen, von denen jeder eine Puppe in den Händen hielt, was der eigentliche Grund seines Interesses war. Diese Puppe aus wie ein Taelon! Er konnte nichts genaues erkennen, aber die Kinder in der Werbung schienen ihren Spaß dabei zu haben, diesen zu knuddeln und an sich zu drücken. Am Schluss hörte er den etwas merkwürdigen Satz: „Also, sagt euren Müttern, dass ihr auch so einen lieben Zo'or haben wollt. Sie werden ihn euch bestimmt kaufen, wenn sie für die Taelons sind!” Das Schlussbild war ein strahlendes Mädchen, welches einen kleinen Zo'or in den Armen hielt. Da'an schaltete den Datenstrom aus. Wie verrückt konnten Menschen eigentlich sein? Dass Zo'or ihnen derart imponiert hatte, hätte Da'an nicht gedacht. Nur, was wenn viele Kinder zusammen mit ihren Zo'ors spielten? Hießen sie alle Zo'or?
Da'an rief einen Freiwilligen zu sich. Er sprach kurz mit ihm, dann wartete er leicht ungeduldig. Der Freiwillige hatte ihn zwar ziemlich verwundert angesehen, aber eigentlich störte ihn dies wenig. Er hatte zu tun, was Da'an ihm sagte, denken sollte er nicht. Nach kurzer Zeit kam dieser wieder mit einer Tüte in der Hand. Da'an bedankte sich und schickte sämtliche Menschen fort. Nachdem er sich auch durch das versichert hatte, dass niemand mehr in der Nähe war, hob er die Tüte auf seinen Schoß und schüttelte den Inhalt heraus. störte ihn, dass jenes auch in einen Karton, zugegeben mit Sichtfenster, verpackt war, aber als er auch dieses Hindernis überwunden hatte, hielt er ihn in der Hand. Zo'or! Seine großen, blauen Kulleraugen sahen ihn an, der Körper fühlte sich weich und biegsam an. Probeweise drückte Da'an ihn kurz an sich. War tatsächlich nicht unangenehm!
Er hielt Zo'or noch einmal von sich weg. Sicher, sie war kleiner als sein Kind. Der Anzug passte aber und auch sonst konnte Da'an eine Ähnlichkeit zu Zo'or feststellen. Vor allem gefielen ihm die großen Augen. Dadurch sah er noch viel kindlicher aus. Sofort schloss er Zo'or wieder in seine Arme und knuddelte ihn ausgiebig. Dazu hatte er bei Zo'or selten die Chance, zudem war er auch nicht so wunderbar weich und niedlich!
Mit verzücktem Gesichtsausdruck saß er so auf seinen Stuhl und vergaß alles um ihn herum.

„Da'an!”
Ein Ruf schreckte ihn wieder auf. Gerade noch bevor Zo'or eintrat konnte er seinen neuen Freund, den kleinen Stoffzo'or, unter dem Stuhl verstecken.
„Wo warst du?” fragte Da'an, bemüht, streng zu klingen.
„Ich hab mit Menschen gespielt. Krieg ich einen Skrill von dir?”
„Wofür brauchst du einen Skrill?” fragte Da'an, während er mit seinen Beinen versuchte, den Stoffzo'or zu verbergen, da Zo'or bereits neugierig probierte, unter den Stuhl zu schauen.
„Ich hab einen Beschützer, Will!”
„Und...” fing Da'an an und begann, sich unwohl auf seinem Stuhl zu bewegen „ist er denn auch alt genug dafür?”
Zo'or sah ihn ernst an. „Aber natürlich!”
Da'an hatte nun etwas aus den Augenwinkeln bemerkt, was ihm das Gebäude auch bestätigte.
„Ihr könnt ruhig heraus kommen!” rief er mit einer Stimme, von der er hoffte, dass Menschen sie als freundlich einstufen würden, während Zo'or etwas ertappt da stand.
Will und Lili traten um die Ecke, beide etwas schüchtern.
„Ist das dein Beschützer?” wollte Da'an von einem ziemlich bedröppelt aussehenden kleinen Taelon wissen.
„Er soll es einmal werden, ja!”
„Ich denke, der Skrill wird ihm dann wohl doch noch etwas zu groß sein, Zo'or!”
„Gar nicht wahr! Er passt auf seinen Arm! Wenn du mir den Skrill gibst, kann ich es dir zeigen!” versuchte er sein Elter zu überzeugen, aber dieser blieb unerbittlich bei seiner Meinung. Der Junge würde keinen Skrill bekommen!
„Wie heißen denn deine beiden neuen Freunde?” versuchte Da'an abzulenken. Er mochte diese Gespräche nicht, in denen er den Wunsch seines Kindes ablehnen musste. Leider gelang die Ablenkung nur in den wenigsten Fällen. An diesem Tag sollte er damit kein Glück haben.
„Das ist Will, mein Beschützer und Lili, meine Shuttlepilotin.” Stolz und um Lob heischend, dass er sich derart gute Menschen ausgesucht hatte, sah Zo'or Da'an an. Äußerlich nickte dieser zwar nur, zeigte ihm jedoch mental, dass Zo'or das Richtige getan hatte. „Er braucht unbedingt einen Skrill... Mutter?”
Lili sprach noch bevor Da'an etwas antworten konnte. „Mutti hätte besser gepasst! Oder Mami.”
Da'an sah sein Kind nur verwirrt an, war erst einmal sprachlos und hatte Mühe, die Kontrolle über sich zu behalten.
Er lernte offenbar zu viel von den Menschen!
Zo'or hingegen sah Lili dankbar an und nickte.
Nun fühlte sich auch Will sicher genug, etwas zu sagen. „Ronald ärgert ihn doch immer!”
Will erinnerte sich nur ungern an den Weg zur Botschaft. Es schien, als würde Ronald ihnen folgen!
Da'an sah alle drei mit schief gelegten Kopf an. „Ich werde euch auf euren Streifzügen einen Freiwilligen mitgeben.”
„Der gehorcht dann all meinen Befehlen, nicht?” fragte Zo'or aufgeregt leuchtend und fast schon auf der Stelle hüpfend.
„Du kannst Menschen nicht beliebig befehlen...!” ‚Aber herumscheuchen darfst du ihn ruhig wenn du willst!’
Zo'or strahlte nun erst recht, er wusste, dass Da'an die Aussage nur gemacht hatte, weil da Menschenkinder waren, die etwas ihren Eltern sagen konnten. Und sie wollten ja schließlich nicht, dass wegen der Aussage einiger Kinder Unruhe unter den Erwachsenen ausbrach.
Er wusste was, was sie nicht wussten!
Aber selbstverständlich würde er es ihnen erzählen, als Geheimnis! Sie waren ja schließlich seine Freunde.

Da'an stellte tatsächlich einen Freiwilligen ab, der sie von da an überallhin begleitete.
Allerdings nahm Da'an sich auch vor, sobald dieser Ronald erwachsen war, ihn Zo'or zu schenken. Sein Kind würde sich bestimmt darüber freuen!


Die Vorweihnachtszeit begann. Überall in der Stadt begannen die Läden ihre Schaufenster festlich zu dekorieren und natürlich kamen auch die Kinder bald zu dem wichtigsten Gesprächsthema in dieser Zeit. Die Geschenke...

Will, Lili und Zo'or saßen im Garten der Botschaft. Es war kälter geworden, was Zo'or nicht das mindeste ausmachte. Er turnte weiterhin überall herum, was Will und Lili nicht immer gefiel. Beide saßen nun auf einen Brunnenrand während Zo'or noch etwas weiter weg war, wobei beide wussten, dass es nicht lange dauern würde, bis er wieder bei ihnen wäre und verlangen würde, zu spielen. Aber in diesen Augenblick hatten die beiden ganz andere Sorgen.
„Was meinst du, was du an Weihnachten bekommst?” fragte Will Lili.
„Ich hoffe eins dieser Taelonshuttle!”
„Oh, keins der Stoffzo'ors?”
„Für wen hältst du mich denn? Zudem habe ich doch den richtigen Zo'or zum knuddeln!”
Kaum hatte sie das gesagt, schnappte sie sich diesen auch schon, da er gerade so günstig vor ihr herlief und drückte ihn an sich. Will lachte, während der kleine Taelon nicht ganz wusste, was das zu bedeuten hatte. Ganz verwirrt und hilflos saß er auf Lilis Schoß und sah beide fragend an. Lili wurde auch sogleich unsicher, während Will weiterhin lachte, nun über Zo'ors und Lilis Gesichtsausdruck.
„Du solltest das erwidern!” brachte er schließlich hervor, als Lili ihn schon fast losgelassen hatte.
„Was soll ich?”
Will grinste jetzt nur noch, nahm die kleinen, zierlichen Hände von Zo'or und legte diese um Lilis Hals, die ihn auch sogleich wieder enger in die Umarmung nahm. Zo'or fühlte sich zwar leicht eingeklemmt, fühlte aber auch so etwas wie Sicherheit und Lili schien eine Art Wärme auszustrahlen. Er befand, dass es ein angenehmes Gefühl war, von jemanden so gehalten zu werden, zog seine Ärmchen zurück und kuschelte sich nahe an Lili.
„Worüber habt ihr gesprochen?” fragte er neugierig, mit blauen, blitzenden Augen.
„Über Weihnachten.”
„Was ist das?”
„Ein Fest bei uns.”
„Es geht hauptsächlich um Geschenke” verkündete Lili laut und gut gelaunt.
„Und man kriegt viel Schokolade!” ergänzte Will.
„Können euch das eure Eltern denn nicht das ganze Jahr kaufen?”
„Das kriegen wir doch nicht von den Eltern!” rief Will empört.
„Von wem sonst?”
„Dem Christkind!”
„Oder dem Weihnachtsmann!”
„Krysskind? Ist das nicht eigentlich dann für die Taelons?”
„Mir bringt es auch was!” rief Lili nachdrücklich und mit einem hohen Maß an Empörung.
„Was gibt es dabei noch?”
„Einen Christbaum mit Christbaumkugeln. Man isst auch Christstollen.”
„Was ist mit der Christrose?”
„Die gehört bestimmt nicht zu Weihnachten, Lili!”
„Aber sie fängt mit „Christ” an!” verteidigte sie sich. Zo'or fing an, sich zu bewegen und zu strampeln, bis Lili ihn losließ. Dann rief er: „Ich muss mal kurz weg!”

Er rannte in die Botschaft und platzte mitten in ein Gespräch zwischen Da'an und T'than. Das machte ihm aber auch nicht viel aus.
„Ich will auch Weihnachten feiern!” rief er laut, rannte auf Da'an zu und kletterte auf seinen Schoß. Dann hing er ihm bereits um den Hals und wiederholte, dass er Weihnachten feiern wollte.
„Zo'or, dein Benehmen ist, seit du mit den Menschen zusammen bist, noch schlimmer als sonst!” beschwerte sich T'than. „Da'an, würdest du dich wohl etwas mehr um dein Kind kümmern?”
„Es ist auch dein Kind!”
„Bei mir soll auch das Krysskind kommen!”
„Aber du bist auf der Erde!”
„Nun wenigstens ist er mit jemandem zusammen und turnt nicht in der Botschaft herum!”
„Aber das Krysskind turnt bald in der Botschaft herum!”
„Zo'or, würdest du bitte still sein, wenn deine Eltern etwas miteinander zu bereden haben!” fauchte ihn T'than an.
Daraufhin leuchtete Zo'or in einen tiefen, traurigen blau auf, während seine blauen Augen wie tiefe Seen kurz vor einer Überschwemmung aussahen. Augenblicklich legte Da'an schützend seine Arme um sein Kind, während er T'than giftig ansah.
„Ich denke du solltest nun gehen und dich um deine Pflichten kümmern!”
„Einer muss ja von uns beiden noch einen klaren Kopf behalten!” Beleidigt zischte er ab. Wie sollte er nur sein Kind erziehen, wenn Da'an es immer nur beschützte? Langsam glaubte er, wahnsinnig zu werden!

Zo'or währenddessen saß sehr zufrieden bei Da'an.
„Wir brauchen ein Krysskind!” wiederholte er.
„Wie kommst du denn darauf?”
„Lili und Will feiern Weihnachten und da kommt das Krysskind zu ihnen!”
„Wofür brauchen Menschen denn Kryss?”
„Das ist mir egal, aber ich will auch ein solches Kryssfest feiern!”
Da'an sah ihn nachdenklich an.
„Ja, ich glaube, auch die Freiwilligen haben darüber gesprochen. Ein faszinierender menschlicher Brauch!”
Zo'or seufzte innerlich. Musste er denn immer alles umformulieren, damit Da'an seiner Meinung war?
„Den sollten wir auch ausprobieren! Zudem zeigen wir den Menschen dann, dass wir uns für sie interessieren!”
Da'an strahlte ihn an. „Eine wirklich hervorragende Idee! Was brauchen wir dafür?”
„Einen Kryssbaum, Kryssbaumkugeln, Kryssstollen und noch Kryssrosen!” frohlockte Zo'or, stolz darüber, dass er über etwas Bescheid wusste, wovon Da'an keine Ahnung hatte.
„Ich glaube es wird schwer, so viel Kryss aufzutreiben, aber ich denke, das schaff ich schon!”
„Oh, das ist aber toll!” rief Zo'or überglücklich aus.
„Wann feiert man dieses Fest?”
„Ich weiß nicht...”
Das hatte er vollkommen vergessen zu fragen so dass sie nun einen Freiwilligen zu Rate zogen, der ihnen mitteilte, dass gesuchter Tag der 24. Dezember Zo'or flitzte wieder ab in den Garten, während Da'an fieberhaft überlegte, woher er das Kryss nehmen sollte. Irgendwie war es immer so schnell weg!

„Wir feiern auch Weihnachten!” rief Zo'or schon während er auf sie zu stolperte.
„Das ist ja toll!”
„Hast du schon einen Wunschzettel geschrieben?”
„Das Krysskind weiß auch so, was ich mir wünsche!” verkündete der kleine Zo'or stolz. Was sollte ein Krysskind denn auch anderes bringen als Kryss?
„Wir müssen unbedingt zusammen feiern!”
Beide sahen ihn etwas verlegen an. „Das geht nicht...”
„Warum nicht?” Zo'ors Augen glitzerten bereits wieder gefährlich, warum konnte er sich nicht mit ihnen treffen?
„Weihnachten wird immer mit der Familie gefeiert! Wir feiern das mit unseren Eltern und du musst das mit deinen feiern! Also mit T'than und Da'an!”
„T'than ist böse mit mir! Können wir nicht zusammen feiern?”
„Zo'or, es tut uns wirklich leid, aber das geht nicht!”
Traurig sah Zo'or zu Boden. Nur mit Da'an feiern? Das machte doch gar keinen Spaß!
„Wir können uns ja danach treffen! Und dann erzählst du uns, was das Christkind dir gebracht hat, ok?” fragte Lili, so versöhnlich wie es ging.
Zo'or hatte wohl keine andere Wahl als dem zuzustimmen, dagegen konnte er nichts tun. Das waren seine Freunde und die durfte er nicht durch die Gegend scheuchen!

 

24. Dezember, Abends

Da'an und Zo'or standen vor einem großen, grünen Kryssbaum. Beide hatten sich entschieden, T'than nicht mitfeiern zu lassen. Er war einfach nicht offen genug dafür! Da'an hatte sich etwas umgehört. Ein Kryssbaum bestand nicht aus Kryss. Warum er dann so hieß wusste er allerdings auch nicht, die Menschen konnte er nicht fragen, irgendwie schienen sie nicht zu wissen, was Kryss war.
An diesem Baum hingen nun, in dem gedämpften Licht der Botschaft, viele mit Kryss gefüllte lila-pinke Kugeln, unter denen fast die Zweige zu brechen schienen. Auf einem Tisch hatte er auch einen Kryssstollen gelegt. Die Menschen hatten auch diesen ohne Kryss gebacken, aber für Da'an war es kein Problem gewesen, etwas ebenso Unförmiges wie die Menschen aus Kryss zu fabrizieren. Das einzige, was er nicht hatte finden können, war eine Kryssrose! Er hatte einfach wieder eine aus Kryss geformt, was ihm seiner Meinung nach recht gut gelungen war. Vor allen Dingen mit den Zusatzstoffen, die alles in der Form hielt, wäre ja ziemlich unpraktisch wenn alles zerlaufen würde. Auch Zo'or hatte sich darüber gefreut.
Über dieses ominöse Krysskind- Da'an war sich sicher, dass er es nicht kannte, und gerade er müsste es doch kennen- hatte er ebenfalls mehr herausfinden können. Nicht jenes war es, welche die Geschenke brachte, sondern eher die Eltern selber. Also noch viel mehr Kryssverbrauch!
Er konnte nun gut verstehen warum es dieses Fest nur einmal im Jahr gab, dass Zo'or so treffend Kryssfest getauft hatte. Das Kryss hatte er bereits unter den Baum gelegt, ebenso wie einen Stoffzo'or- eigentlich seinen eigenen- den er seinem Kind ziemlich oft klauen konnte und ihn so nicht mehr verstecken musste.
Zo'or fing nun gerade an, um den Baum zu hüpfen und sich über das zu freuen, was er bekommen hatte.
Da'an lächelte. Mittlerweile glaubte er zu wissen, dass dieses Fest nicht nur wegen der Geschenke für die Menschen wichtig war. In ihm war ein Friede, den er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Bald kam Zo'or wieder zurück, strahlend und ihn so lieb anschauend, dass Da'an einen Moment seine Fassade verlor. Dann drückte Zo'or sich an sah hinauf und sagte: „Wenn ich erwachsen bin, werde ich mal genauso krysssüchtig wie du!”
Da'an sah voller Stolz auf ihn herunter. Er kam wirklich mehr nach ihm als nach T'than. Er bot Zo'or die Hand zum Sharing an, was dieser sowieso nicht ablehnen würde, merkte aber auch, dass Zo'or nicht so weich war wie sein Ebenbild als Stofftier. Und er hatte nicht so große Kulleraugen!

Der einzige, dem es relativ egal war, ob Zo'or nun dem Stofftier ähnelte oder nicht, saß auf der Brücke des Mutterschiffes und hieß T'than.
Sie hatten ihn nicht eingeladen!

 

Ende von Kapitel 2

 

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