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  „Zu früh” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2008
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Der Kontakt mit der Erde findet wesentlich früher statt, so dass viele der bekannten Charaktere noch Kinder sind. Erste Erfahrungen Zo'ors auf der Erde.
Zeitpunkt:  weit vor der 1. Staffel
Charaktere:  Da'an, Zo'or, William Boone, Lili Marquette, Ronald Sandoval
 

 

ZU FRÜH

Kapitel 1 - Die Ankunft

 

In einer anderen Dimension. Die Taelons sind eher bei der Erde angekommen, der Kontakt findet ebenfalls, wenn auch unter anderen Umständen, etwas früher statt. Auch Zo'or ist nicht in seinem gewohnten Alter, er ist weit jünger als 1000 Jahre, dadurch, dass er für lange Zeit in Stasis liegen musste. Doch nicht nur für ihn, auch für einige der anderen Charaktere ist diese Begegnung wohl etwas zu früh.


Da'an stand auf der Brücke des Mutterschiffes. Ein Fenster hatte er zu dem Planeten geöffnet, in dessen Umlaufbahn sie schwebten. Hauptsächlich war er von Wasser bedeckt, weiße Flecken ließen auf Wolken schließen. Ihre Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass es dort unten halbwegs intelligentes Leben gab, eine unterentwickelte Rasse, die sich das Ziel gesetzt zu haben schien, sich selber auszurotten und ihren, ohne die Anwesenheit dieser Rasse, so wunderschönen Planeten zu zerstören. Wobei sie zugegebenermaßen großen Einfallsreichtum entwickelt hatten. Natürlich würden sie, die Taelons, niemals so handeln. Nicht so lange er, Da'an, der Synodenführer war und über die Geschicke ihrer Rasse bestimmte. Fast tat es ihm Leid, dass er diesen Planeten und ihre Bewohner zerstören musste. Aber schon vor Jahrtausenden hatten sie einen Wissenschaftler, Ma'el, ausgeschickt, welcher sie gewarnt hatte, zur Erde zu kommen. Dummerweise war auch einiges seiner Nachricht verloren gegangen. Tatsache war, dass diese Rasse, wenn auch unterentwickelt, ein Feind war, der schnellstens zerstört werden musste. Hinter ihm, auf dem Stuhl, der eigentlich ihm gehörte, saß sein Kind, Zo'or. Besagtes Kind hatte seine Freude daran, den Stuhl immer hin und her zu schwingen, wobei es ihn ärgerte, dass er mit seinen Füßen niemals auf den Boden kam, wenn er darauf saß. Seiner Meinung nach sollte der Stuhl kleiner sein. Schließlich wurde ihm das Spiel zu langweilig und er entschied sich, zu seinem Elter zu gehen. Was gab es da nur Interessantes draußen zu sehen? Zo'or rutschte vom Stuhl herunter und ging auf sein Elter zu, an ihm vorbei und stellte sich ganz nah an das virtuelle Glas. Er presste seine kleinen Händchen dagegen und richtete seinen Blick auf die blaue Kugel unter sich.
„Eine Murmel!” rief er aufgeregt und sah aus, als wolle er gleich durch das virtuelle Glas nach ihr greifen. Sie sah aus wie jene Kugel, mit der er schon oft gespielt hatte. Da'an lächelte leicht belustigt, trat näher an sein Kind und sagte: „Dies ist ein Planet. Seine unterentwickelten Eingeborenen nennen ihn Erde. Wir werden ihn zerstören müssen.”
Zo'or hörte ruhig zu. Zerstören? Er dachte daran, wie es aussehen würde, wenn er seine Murmel kaputt machen würde. Viele kleine blaue Splitter, die dann durchs All fliegen würden. Erschrocken drehte er sich um und sah seinen Elter mit großen blauen Augen an.
„Nicht zerstören, bitte! Darf ich ihn zum spielen haben?”
Da'an sah ihn einen Moment nachdenklich an, während Zo'ors Ausstrahlung immer flehentlicher wurde, damit er seinen Willen bekam.
„Nun, es war geplant, dass wir ihn vernichten. Die Synode war dafür...” fing Da'an an, wurde aber von Zo'or unterbrochen.
„Du bist der Synodenführer, sag ihnen, ich will die Erde zum spielen! Du kannst ihnen doch sagen, dass wir den Planeten noch brauchen, nicht?”
Voller Hoffnung sah Zo'or zu ihm hinauf, so dass Da'an schließlich keine andere Wahl hatte, als ihm nachzugeben. Sein Kind sprang ihn daraufhin, vor Freude aufleuchtend, um den Hals und fügte noch hinzu: „Ich werd dir dabei helfen...”

Ein paar Monate später...

Da'an saß auf seinem Stuhl in der nordamerikanischen Botschaft. Er hatte sein Kind nicht alleine auf die Erde schicken wollen, weshalb er sich entschieden hatte, als Botschafter zu fungieren. Für die Zeit, in der er andere Dinge zu tun hatte, würde sich T'than, sein Partner, um den Rest kümmern und ihn als Synodenführer vertreten. Auf die Erde zu kommen war ungewöhnlich leicht gewesen. Da'ans Meinung nach waren sie zu vertrauensselig. Er hatte auch, wie nahezu alle Taelons, einen Beschützer mit CVI und Skrill. Diese Menschen konnte man wirklich gut mit anderen Lebewesen kombinieren.
In einer Ecke saß, etwas gelangweilt, Zo'or. Da'an wusste, dass er es ihm übel nahm, dass er die Botschaft nicht verlassen durfte. Aber er würde schon Menschen zum spielen für ihn finden, sonst würde er sich ernsthafte Sorgen um seine eigene Gesundheit machen. Oder um die der Freiwilligen in seiner Umgebung. Zo'or hatte einfach einen zu ausgeprägten Spielsinn. Wenigstens war er nun halbwegs beschäftigt, nämlich damit, seine Botschaftswände anzumalen, wobei Da'an fast schon glaubte, so etwas wie einen Menschen erkennen zu können. Die Reinigung wäre schnell und automatisch, so dass er sich keine Sorgen machen musste.
Ein Mensch betrat den Raum, Mr. Carter, der Präsident von ein paar Millionen Menschen, von dem er wusste, dass er auch ein Kind hatte. Für ihn war er nicht so wichtig, aber auf der Erde im Allgemeinen schien er es doch zu sein. Höflich vollführte er die Grußgeste seines Volkes, welche der Mensch hastig nachahmte.
„Ich grüße Sie, Mr. Carter.”
„Ich grüße Sie ebenfalls, Da'an...”
Da'an wusste, dies würde wieder eines dieser langweiligen Gespräche mit diesen Menschen einleiten.

Zo'or hatte schnell bemerkt, dass Da'an abgelenkt war. Seine Chance, die Erde kennen zu lernen und neue Spielkameraden zu finden. Schnell stand er auf, schlich hinter Da'ans Stuhl und dann auf den Ausgang zu. Dieser wäre nun lange mit diesen „biologischen Wesen”, wie er es nannte, zusammen. Warum nur wollte keiner mit ihm spielen, wenn sie doch so unterentwickelt waren?

Das Gelände vor der Botschaft fand er langweilig. Vor allem störte es Zo'or, dass alle Häuser so grau waren. Warum malte man sie nicht an?
Er ging eine Weile mit etwas tapsenden Schritten, wobei er mehr auf seine Umgebung als auf den Weg achtete. Wie erstaunt war er, als um ihn herum plötzlich grün war. Auf dem Boden war grün und auch diese braunen Stämme hatten oben grüne Fetzen hängen! Er fand dies so faszinierend, nie zuvor war er auf einen fremden Planeten gewesen. Da'an nahm ihn nie mit wenn er ging, sondern ließ Zo'or dauernd auf einem Schiff bei T'than!
Er ging noch eine Weile, hörte den Stimmen von kleinen, gefiederten Lebewesen in den Fetzen zu, bis er etwas Neues sah. Nichts Grünes mehr, sondern braun. Davor blieb er stehen. Er kniete sich nieder und tauchte seine Hand in das Braun ein. Körnig und rau war es. Zo'or hob seine Hand wieder und ließ das braune Kryss zwischen seinen Fingern herunterrieseln. Irgendwie erinnerte es ihn an Kryss, obwohl er auch wusste was es war. Ganz bestimmt was es so etwas wie Sand oder Erde.

Laute Stimmen zogen seine Aufmerksamkeit von dem Grund weg und lenkten sie auf einen Jungen. Jetzt sah er auch die merkwürdigen Bauten, die er sehr interessant fand und welche man sicher gut erkunden konnte. Nur nicht in diesen Augenblick. Im Sand saß ein blondhaariges Mädchen, dass sich verängstigt umsah. Um sie herum standen größere Jungen, die immer wieder mit erhobenen Armen zurückwichen, wenn der kleine Junge mit den roten Haaren Sand nach ihnen warf. Er sprang immer wieder um das kleine Mädchen herum, in einer Hand einen Eimer voller Sand, aus dem er mit der anderen Hand, die eine Schüppe hielt, diesen immer wieder auf die Gegner katapultierte. Dabei schrie er immer wieder etwas, wovon Zo'or allerdings nur wenig verstand. Genauso wenig wie er verstand, was die Großen von der Kleinen wollten.
Plötzlich kam ihm die Erleuchtung! Die Großen waren wohl so wie die Jaridians und die Kleinen waren halt einfach nur Menschen... mit Taelons konnte man sie nicht vergleichen, diese waren größer. Ein interessantes Spiel. Nun wusste er auch, was der Rothaarige war. Ein Beschützer! Und ein sehr mutiger dazu, wenn er nur mit Dreck kämpfte. Wo hatte er seinen Skrill?
In diesen überaus wichtigen Moment seines Lebens wusste Zo'or, dass er ihn, und nur ihn, als Beschützer wollte. So ging er schließlich auch auf ihn zu und rief: „Was macht ihr da? Darf ich auch mitspielen?”
Die Großen sahen kurz auf, schienen ihn erst in diesen Moment bemerkt zu haben. Von den einen auf den anderen Moment waren sie wie verwandelt. Sie nahmen Abstand von dem Beschützer und dem Kind. Offenbar hatten sie Zo'or so verstanden, dass dieser bei den beiden und nicht bei den vielen mitspielen wollte, er hatte auch eigentlich nur in Richtung des kleinen Jungen gesprochen. Ein weiterer Hinweis darauf war, dass sich Zo'ors kleine Hand schon um ein wenig Sand geschlossen hatte, welche er nun erhob. Nervös sahen sie sich um, einige gingen schließlich auch rückwärts von ihm weg, einer hob abwehrend die Hände.
„Nein, nein, wir sind schon fertig!”
Etwas enttäuscht ließ Zo'or seine Hand wieder sinken, leuchtete leicht blau auf. Die Großen gingen nun ganz weg und er schaute traurig zu Boden.
„Hey!” hörte er nach einer Weile eine etwas schüchterne Stimme.
Vor ihm stand der Junge mit den roten Haaren. Diese gingen ihm bis zu den Ohren, waren glatt und schimmerten leicht. Zo'or fand dies sehr faszinierend, sah sich auch die braunen Augen an, bis er sich daran erinnerte, dass er ein Taelon war, so dass er sich sofort aufrichtete.
„Du bist ein Taelon” stellte der Junge einfach fest.
„Ja!” war Zo'ors stolze Antwort.
„Sitzen die nicht normalerweise in Botschaften?”
„Ich nicht!”
„Du bist auch ganz schön klein...”
„Ich bin Zo'or, das Kind von dem nordamerikanischen Companion!”
„Mein Name ist William. Du kannst mich aber auch Will nennen. Das ist meine Schwester.”
Die Schwester schien sich nicht wirklich für Zo'or zu interessieren, sie hatte sich schon längst wieder ihren Eimer geschnappt und baute weiter.
‚Dummes Wesen!’ dachte sich Zo'or. Das Kind vor ihm, Will, schien ihm doch um vieles intelligenter.
„Es gibt neben mir kein anderes Kind” sagte er schließlich.
William lächelte, entblößte dabei kleine Zähnchen und noch einige wenige Lücken. Dann streckte er die Hand aus, da dies ein Taelon war und er ja höflich sein musste. Dieser sah nur verwirrt darauf. Langsam ergriff er sie schließlich und imitierte Will, der sie schüttelte. Danach formte er glücklich den Taelongruß, was der Junge mit etwas Schwierigkeiten nachahmte, so dass er in weiser Voraussicht gar nicht erst die begleitenden Worte sagte, sondern lieber belustigt aufleuchtete. Auch Will fing an zu lachen. Zo'or hatte gar nicht gewusst, dass ein Mensch überhaupt aus der Energie von Taelons lesen konnte. Carter tat das nie!
„Hast du Lust mit mir zu spielen?” fragte er leise.
William nickte. „Wir könnten nach meiner Mama und meinen Papa gehen. Die würden sich freuen dich zu sehen!”
„Tatsächlich? Aber sie kennen mich doch noch gar nicht!”
„Sie lernen dich halt kennen. Außerdem freuen sie sich immer über Freunde!”
Nachdenklich sah Zo'or seinen neuen Freund an. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte seine Haare. Als Will nichts tat, trat er noch einen Schritt auf diesen zu und ließ dieses Neue durch seine Finger gleiten.
„Wofür sind die?”
Will zuckte mit den Schultern.
„Ziemlich sinnlos” war Zo'ors Kommentar dazu, wollte die Haare aber auch nicht los lassen.
„Will!” rief eine kindliche Stimme, die in der Tonlage sogar Ähnlichkeit mit Williams hatte.
„Ich geh mit Anna spielen!” schrie seine Schwester langgezogen und trottete schon mit einer großen Frau weg. Will wusste, dass sie mit dieser mitgehen durfte, sie war eine Freundin seiner Mutter. Dadurch, dass er den Kopf gedreht hatte, konnte Zo'or auch seine Haare nicht mehr halten. Er zog seine Hand zurück.
„Komm mit!” sagte William, nahm einfach Zo'ors Hand und zog ihn hinter sich her. Dessen erster Impuls war, empört aufzuleuchten, da er daran dachte, dass auch Da'an nicht zuließ, dass er berührt wurde aber dieser hatte auch nicht wie Zo'or einen neuen Freund.
Bereitwillig ging er also mit ihm, wobei Will ihn nicht losließ, ihn die ganze Zeit fasziniert anstarrte und Zo'or seine Weltsicht erklärte. Beide stapften durch den Sand, Zo'or mehr stolpernd, da er immer noch fasziniert von allem war.
Abrupt blieb Zo'or stehen und zeigte mit seiner Hand zur Seite. Beide sahen nun auf eine Schaukel. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren, saß darauf und bewegte sich im Rhythmus der Schaukel weit nach vorne und nach hinten. Seine großen Augen folgten ihr immer wieder, bis er rief: „Was machst du da?”
Das Mädchen sah ihn etwas verwirrt an. „Ich fliege! Das sieht man doch!”
Bei diesen Worten rutschte sie von der Sitzfläche der Schaukel und flog wirklich. Leider nur direkt auf den Boden zu. Zo'or grinste sie an.
„Bist du jetzt abgestürzt?”
Sie setzte sich auf und hielt sich etwas verwirrt ihr Knie. Dann stand sie auf und sah ihn böse an.
„Arroganter Taelon!” rief sie.
Zo'or sah bedrückt zu Boden, hielt sich an Williams Hand und leuchtete so traurig wie es ging. Warum war sie so gemein zu ihm? Das war nicht nett! Er hatte ihr doch gar nichts getan!
„Lass ihn in Ruhe!” setzte sich auch gleich Will für ihn ein und stellte sich vor Zo'or. „Er hat es doch nicht böse gemeint! Du solltest ihm viel lieber zeigen, wie man bei uns lebt. Das weiß er doch gar nicht!” Wills Stimme klang empört.
Das Mädchen kam auf die beiden zu. „Ist der wirklich ein Taelon?”
Will nickte stolz, da er ihn als erstes entdeckt hatte, Zo'or sah leicht schüchtern auf. Menschen waren komisch. Sie hatte ihn doch gerade auch Taelon genannt!
„Ich bin Lili! Lili Marquette” stellte sie sich förmlich vor, gab Willam die Hand und ahmte Zo'ors Begrüßung wie schon zuvor Will nach.
„Ich bin Zo'or und das ist mein Beschützer, Will!”
Lili zog die Stirn kraus. „Beschützer?”
„Ja! Da'an hat auch einen Beschützer. Will kann das gut!”
Will zuckte bei den Worten mit den Schultern und sah Lili mit einem Blick an, der zu sagen schien: Wie er darauf kommt weiß ich nicht, gib ihm am besten einfach immer Recht!
„OK...” sagte sie.
Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Zo'or: „Du bist meine Shuttlepilotin!”
Lili strahlte ihn an. „Oh, ich wollte schon immer ein Shuttle fliegen. Wenn ich erwachsen bin, werde ich das auch mal! Wo steht denn dein Shuttle?”
„Ich hab noch keins. Aber Da'an!” Sofort richtete Zo'or sich auf.
„Da'an? Ist das deine Mutter, oder so?”
„Mutter? Na ich weiß nicht... wenn du damit fragen willst, ob ich Da'ans Kind bin, dann wohl ja. T'thans Kind bin ich aber auch!”
Eine Weile überlegte Lili, dann sagte sie: „Gut. Da'an ist deine Mutter und T'than dein Vater. Einverstanden?”
Verwirrung zeichnete sich in seinen Energielinien ab, aber er nickte.

Etwas Nasses fiel auf seinen Kopf, den er daraufhin hob. Zo'or sah in den Himmel und fragte: „Was ist das?” Er streckte eine Hand aus.
„Regen” war Williams Antwort, während sowohl er als auch Lili seine Hände nahmen und ihn hinter sich herzogen.
„Wohin gehen wir?”
William streckte seine Hand aus und zeigte auf einige Objekte, die offenbar bedacht waren. Dorthin würden sie also gehen!
Es waren kleine Holzhäuser, die auf beiden Seiten offen waren und in denen man spielen konnte. Nebenbei konnten sie auch noch sehr gut vor dem Regen schützen. Auf beiden Seiten war eine Bank aus Holz befestigt, die Mitte war frei. Auch der Boden war aus Holz und war voller Sand, der zwischen kleinen Lücken hervorkam. So konnte man auch Fußspuren erkennen.
Rechts setzte sich Zo'or neben William, auf der anderen Seite nahm Lili Platz. Kaum waren sie unter dem schützenden Dach, da fing es auch schon heftig an zu regnen. Die Tropfen fielen groß und ohne Pause vom Himmel, trommelten auf das Dach. Ein kalter Wind wehte und die beiden Menschen fröstelten in ihrer etwas leichten Kleidung, niemand von ihnen hatte eine Regenjacke dabei. Zo'or war der einzige, dem das ganze Spaß zu machen schien. In der Botschaft konnte er so etwas niemals hören!
Bald konnte er aber nicht mehr ruhig auf der Bank sitzen und ging zum Ausgang. Er streckte seine Hand hinaus und ließ zu, dass sich der Regen in seiner Handfläche sammelte.
Lili sah ihm nachdenklich dabei zu.
„Ich habe gehört, Taelons bestehen aus Energie!” sagte sie herausfordernd. Zo'or konnte dieser Aussage gerade in dieser Situation keine Bedeutung entnehmen, was ihn aber auch nicht am Antworten hinderte.
„Ja.”
„Wasser leitet Strom... müsstest du nicht so etwas wie Stromschläge bekommen?”
Irritiert sah Zo'or sie an. „Ich bestehe aber nicht aus Strom!”
„Doch!” behauptete Lili. „Warum kriegst du keine Schläge?”
„Warum sollte mich denn auch Regen schlagen?”
Lili verdrehte seufzend die Augen, während Zo'or still nachdachte. Dann verlor er ohne Vorwarnung seine Fassade, was fassungslose Gesichter der beiden hervorrief.
„Das sieht schön aus!” rief Lili und streckte zögernd die Hand aus, berührte ihn aber nicht. Zo'or trat auch schon hinaus in den Regen. Er schien konzentriert und so schwiegen beide, sahen dabei zu, wie er wohl irgendetwas in seinen Energielinien veränderte. Kurz danach leuchtete er plötzlich in grellen Farben auf, was beide gut mit einem Feuerwerk vergleichen konnten, als die ersten Tropfen auf ihn fielen. Sie hörten so etwas wie einen Schrei, dann stand Zo'or auch schon wieder brav unter dem Dach, etwas erschreckt.
„Was war das?”
„Das war Lilis Schuld!”
„Tat das weh?”
„Kannst du das noch mal machen?”
„Nein, es war nur unangenehm...”
„Es sah toll aus!” rief Lili begeistert.
„Ja?”
Beide nickten. Zo'or dachte nach. Dann streckte er vorsichtig wieder seine Hand in den Regen, woraufhin die gleiche Reaktion wie vorher kam. Nur dass er dieses Mal nicht schrie, sondern schnell seine Hand zurückzog. Er sah sich diese an, dann wiederholte er das Spiel und stellte fest, dass es gar nicht so schlimm war. Vor allem hatte nicht nur er nach einer Weile Spaß daran, sondern auch den beiden Menschen gefiel es, sie feuerten ihn an, das noch einmal und noch einmal zu machen. Erfreut verfärbten sich Zo'ors Energielinien immer wieder, die Gesellschaft der Menschen gefiel ihm, er machte das gerne für sie weiter, wenn sie nur weiter so begeistert von ihm waren. Zo'or hatte vor sie zu behalten!
Der Regen ließ etwas nach und eine fremde Stimme sagte: „Ihr habt einen ganz schön verrückten Taelon!”
„Warum?”
„So benimmt sich doch keine hochentwickelte Rasse!”
Der Junge stand unweit von dem Holzhaus, in dem wenigen Regen, der noch fiel. Allerdings sah er so aus, als hätte er auch schon vorher einiges von dem Regensturz abbekommen. Er hatte schwarze, kurze Haare und trug eine Latzhose, die vom Sand schon ziemlich dreckig war, welcher durch den Regen natürlich noch besser haftete.
Zo'or sah ihn ernst an, das Spiel war nun beendet. „Und wie kann ein derart unterentwickeltes Wesen wie du wissen, wie sich etwas Hochentwickeltes benimmt?” fragte Zo'or so arrogant, wie er das auch schon oft bei Da'an gesehen hatte und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Dabei trat er aus dem Holzhaus hinaus und ließ seine Hände durch die Luft gleiten, wieder sein Elter nachahmend.
„Ich habe schon andere Taelons gesehen! Die waren auch größer!”
„Nichts desto trotz ist er ein Taelon!” sagte William sofort, der mittlerweile auch mit Lili vor dem Haus stand.
„Ein ziemlich dummer Taelon. Alleine herumzulaufen und dann so albern zu sein. Scheint eher n Kleinkind zu sein, dass seinen Eltern weg gelaufen ist, als ein Alien.
Zo'or sah ihn empört an, obwohl er selber nicht genau wusste, warum. Aber dass ihn jemand bezichtigte, kein Taelon zu sein, war gemein, und dann so abwertend zu reden! Lili und William schienen das wohl auch zu finden.
„Halt deine Klappe! Du hast keine Ahnung wovon du redest und kannst ja schließlich auch gehen!” war Lilis Kontra, mit leicht aggressiver Stimme, nahm bereits Zo'ors Hand und zog ihn weg von dem Jungen.
„Vielleicht meinte ich auch nur, er sollte mit jemanden zusammen sein, der vernünftiger ist als ihr beiden!”
„Am besten wohl mit dir” sagte William, wobei er doch sehr fassungslos klang.
„Dann würde er sich wenigstens nicht derart im Regen aufführen. Zudem, hat denn noch niemand was vom Widerstand gehört? Das Versteck werde ich übrigens auch finden!”
„Das willst du finden?” fragte Zo'or nun schon fast bewundernd und ließ sich nicht weiter mitziehen. Erst so jung und schon für die Taelons, für sein Elter. Das fand er toll!
„Was macht der Widerstand?” fragte Lili.
Einen Moment zögerte der Junge, dann sagte er: „Ich bin Ronald. Und wer bist du?” „Zo'or! Ich bin das Kind von Da'an, dem nordamerikanischen Companion. Das ist Will, mein Beschützer und Lili ist meine Shuttlepilotin.”
„Erzähl was über den Widerstand!” verlangte diese auch gleich.
„Der Widerstand ist gefährlich! Alle Leute darin sind böse und richten sich gegen die Taelons! Mein Vater hat gesagt dort wären nur Verrückte drin. Wer sonst würde sich denn schon gegen die Aliens richten, die uns so viel geholfen haben? Deshalb such ich sie, die machen nachher alles kaputt und dann gehen die Taelons!”
„Wir sind keine Aliens!” protestierte Zo'or.
„Was denn sonst?”
„Companions! Und du wirst mein Jäger! Ich will nicht wegen den Verrückten von der Erde gehen! Schau doch nur was es hier für tolle Sachen gibt!” Zo'or klang begeistert.
„Ich werde nicht dein Jäger! Ich kann das auch alleine machen und auf einen kleinen Taelon, der noch ein Kind ist und mir wahrscheinlich dann auch noch Befehle erteilen will, kann ich verzichten!”
„Ich will dich aber haben! Das sag ich Da'an!”
„Das ist seine Mutter!” setzte Lili, noch immer stolz darüber, dass sie das herausgefunden hatte, hinzu, und folgte Zo'or, der bereits abgeflitzt war. William war schon weiter.

„Zo'or, warte doch!”
„Nein! Niemand will mit mir spielen!” beschwerte er sich, blieb aber stehen und sah beide sowohl anklagend als auch bittend an. Lili und William blieben stolpernd vor ihm stehen.
„Wir wollen doch mit dir spielen!” sagte William, während Lili nur den Mund öffnete, um eigentlich der Aussage zu widersprechen, dann aber doch schwieg und stattdessen etwas anderes sagte.
„Schau mal!” rief sie und zeigte in den Himmel. Immer noch regnete es leicht, aber auch die Sonne schien schon. Und ein Regenbogen war aufgetaucht.
„Ist das nicht schön?” schwärmte Lili. Zo'or lebte gleich etwas auf. „Seht ihr die schönen Blautöne und die unteren Farben? Die existieren nur wegen uns Taelons!” sagte er ganz aufgeregt.
„Wie denn?” fragten beide fast gleichzeitig.
Der kleine Taelon genoss diese Aufmerksamkeit und machte sich ganz groß.
„Vor vielen tausend Jahren war schon einmal ein Taelon auf der Erde, Ma'el. Er war Wissenschaftler.”
„Warum weiß man von dem nichts?” fragte Lili.
„Er hat sich gut versteckt denke ich mal... Ja, natürlich hat er sich versteckt!”
„Hat er die Farben in den Regenboden gebracht?”
„Warum hat er sich versteckt? Hatte er Angst?”
„Natürlich hatte er keine Angst! Aber ihr Menschen hättet Angst gehabt!”
„Woher wollte er das wissen?”
„Er hat euch beobachtet...”
„Also hat er nun die Farben in den Regenbogen gebracht oder nicht?” fragte Lili ungeduldig.
Zo'or sah beide vollkommen zufrieden an. Ihre Aufmerksamkeit hatte er schon einmal.
„Ma'el hat viel Gutes für die Menschen getan auch wenn er später herausgefunden hat, dass ihr gefährlich seid. Als er starb, hat er sich aber dennoch entschieden, euch ein Geschenk zu hinterlassen, was euch irgendwann einmal an ihn erinnern sollte. So löste er sich bei seinem Tode auf. Seine Energie stieg an einem Tag wie diesen, als er auch einen Regenbogen sah, in den Himmel und vereinte sich dort mit ihm, auf dass er ein fester Bestandteil von ihm wurde. Es muss ein wunderschöner Nebel gewesen sein, wie er dort hinaufgestiegen ist!”
Zo'or verlor seine Fassade und zeigte die Ähnlichkeit mit einigen Farben des Regenbogens auf.
Beide sahen ihn staunend an. „Das hat er aber wirklich schön gemacht!”
Der Zauber des Moments verflog, als wieder die Stimme Ronalds erklang.
„Das ist doch vollkommener Unsinn! Ich weiß wie ein Regenbogen entsteht und damit hat auf keinen Fall ein Taelon etwas zu tun gehabt!”
Beleidigt sah Zo'or ihn an. „Du hast doch gar keine Ahnung!” schmollte er schließlich. William lenkte schnell ab.
„Wir wollten doch zu meinen Eltern! Kommst du mit Lili?”
William ergriff Zo'ors Hand und zog ihn wieder mit sich, ebenso Lili. Zo'or sah beide im Laufen etwas unsicher an.
„Was ist wenn sie mich nicht mögen?”
„Wie kommst du denn da drauf?”
„Ronald mag mich auch nicht!”
„Ronald ist dumm!” sagte Lili mit viel Ernst in ihrer kindlichen Stimme.
Zo'or nickte nur. Williams Eltern wollte er nicht als dumm bezeichnen. Vielleicht würden ja auch sie mit ihm spielen wollen?

 

Ende von Kapitel 1

 

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