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  „Li'en” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   September 2007
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Flucht wird beendet und Se'la besucht eine „Bekannte”
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Liam, Li'en, Da'an, Se'la
 

 

LI'EN

Kapitel 12

 

Der Weg zum Shuttlehangar war nun frei. Liam hatte es geschafft. Einer Eingebung folgend drehte Se'la den Kopf. Die Wand, die sie geschaffen hatte, glühte bereits. Offenbar versuchten die Freiwilligen durch die Wand zu kommen.
Li'en bemerkte Se'las Erregung, die auch durch ihre Energielinien unübersehbar war. Alarmiert drehte sie sich um und sah die Wand. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie durch wären...
Und der Selbstzerstörungsmechanismus ließ ihnen weniger als eine Minute. Ein böses Lächeln lag auf Li'ens Zügen. Sie hob ihre Waffe und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Liam Da'an in den Shuttlehangar schickte und er selber auf Li'en und Se'la zuging. Auch Se'la ging in den Hangar, wahrscheinlich um sich schon einmal im Shuttle in Sicherheit zu bringen.
Liam und Li'en gingen beide wieder in Deckung, als die ersten Freiwilligen in den Gang eindrangen. Diesmal hatte Li'en vor, nicht so viel Zeit vergehen zu lassen, sie hatten eh nicht mehr genug.
Sie hob die Waffe und feuerte wahllos auf die Menschen. Es war ihr egal, ob sie starben oder nicht. Eigentlich nicht, sie wollte ja, dass sie starben... am besten wäre noch qualvoll. Aber man konnte nicht alle Wünsche erfüllt bekommen, sie musste sich damit zufrieden geben, dass die meisten sterben würden.
Einen Moment lang fühlte sie Enttäuschung, die sich aber schnell wieder verflüchtigte, als sie sah, wie die Freiwilligen unter ihren Schüssen zu Boden gingen. Alle starben, die ihnen jemals weh getan hatten. Nur die Taelons nicht... aber Se'la war ja noch im Shuttlehangar...
„Rebekka!”
Der Ruf riss sie aus ihren Gedanken und auch gleichzeitig aus ihrem Affekt. Verwirrt drehte sie sich um und sah Liam an. In seinen Augen konnte sie deutlich Schrecken sehen.
Er hatte sich aber schnell wieder gefasst.
„Du wirst Se'la mitnehmen. Hat jemand von den Hybriden überlebt?”
*Blöde Frage!* dachte Li'en beleidigt. Er musste es doch sehen! Dennoch antwortete sie mit einem leisen „Nein”.
„Ich werde mit Da'an zur Botschaft fliegen. Du kommst zusammen mit Se'la nach.”
Er warf ihr noch einen mitleidsvollen Blick zu, dann verschwand er im Hangar.
Als sie ihm folgte, sah sie, dass Da'an schon im Shuttle saß, nur Se'la stand noch draußen und wartete auf sie.
Sie hatten nur noch knapp eine halbe Minute Zeit. Dennoch ging Li'en langsam auf das Shuttle zu, vor dem Se'la stand. Da'an und Liam waren schon weg geflogen. Wie dumm konnte Liam eigentlich sein?
Sie sahen, wie an einigen Stellen das virtuelle Glas brach. Es war merklich kühler geworden.
„Lass uns endlich in das Shuttle steigen und weg fliegen!” ordnete Se'la an, während sie schon näher zum Shuttle trat.
Li'en blieb vor ihr stehen. Ihre Chance! Ihre Waffe hatte sie im Gang dummerweise liegen lassen. Aber ihr Shaqarava würde reichen! Li'en hatte es schon einmal getan, nun dort oben auch öfters. Wahrscheinlich hatte sie sogar keine andere Wahl, als es irgendwann zu tun. Sie würde sich ihr Leben nicht von Se'la verderben lassen. Der Taelon musste weg!

Se'la drehte sich vor dem Shuttle um.
„Wir sollten uns beeilen, Li'en!”
Der Name war so, wie Se'la ihn aussprach, wie ein Schlag.
„Warum? Weil du es sagst? Ich habe viel Zeit!”
Langsam hob sie die Hände mit ihren aktivierten Shaqarava. Verdutzt sah Se'la sie an, aber sie hatte sich schnell wieder gefasst.
„Lass den Unsinn. Wir können darüber auf der Erde sprechen!”
„Du wirst es Da'an sagen!”
Se'la seufzte genervt. Wie es aussah, musste sie sich tatsächlich mit Li'en unterhalten!
„Er hat ein Recht es zu erfahren!”
„Du machst mein neues Leben kaputt! Denkst du, ich würde das zulassen?”
„Du gibst noch nicht einmal zu, dass es dir nicht wirklich um dein neues Leben geht, sondern eher um Rache an mir!”
Verzweifelt sah Li'en sie an.
„Also, weißt du wenigstens was du getan hast!” sagte Li'en mit einem bösen Lächeln.
„Ich habe nun versucht auch alle zu befreien. Ich habe eingesehen, dass meine Handlungsweise falsch war!”
„Oh! Und jetzt denkst du, dass damit alles erledigt wäre!”
Mit neuer Wut sah sie Se'la an. Diese konnte in ihren Augen schon beinahe Hass sehen. Mittlerweile war sie sich sicher, dass Li'en sie umbringen würde.
Vielleicht hatten sie einen Fehler gemacht den Hybriden so viel Intelligenz zu lassen. Bei einer nächsten Generation müsste man dies abschaffen... nur waren sie dann für den Kampf nicht mehr zu gebrauchen. Und Se'la hätte nicht mehr das Gefühl Kinder zu haben.

Li'en wollte sie einfach aus Rache umbringen, für all den Schmerz und die Qual. Aber sie war so verwirrt. Und sie hatte zu wenig Zeit! Nur noch 15 Sekunden, und sie beide würden auf jeden Fall sterben. Langsam senkte sie die Hände. Li'en wusste sie hätte es tun sollen, schon alleine wegen der anderen. Nun hatte sie versagt! Sie hatte Se'la, ihren Peiniger, nicht umbringen können! Li'en fühlte sich grauenvoll.
Resignierend deaktivierte sie ihr Shaqarava.
Se'la trat auf sie zu und nahm sie an die Hand. Dann zog Se'la sie zum Shuttle.
Li'en ließ sich nur widerwillig mitziehen. Dies war ihre letzte Chance, doch noch mit ihrer Familie vereint zu werden. Alle waren fort, sie hatte versagt. Und das in vielerlei Hinsicht. Se'la lebte noch, Li'en hatte versagt sie alle zu rächen und sei es nur an einem einzigen Taelon!
Verwirrt sah sie hinunter auf ihre Hände. Schmale, blasse Frauenhände, mit ordentlich geschnittenen Fingernägeln. Sie kamen Li'en so fremd vor. Und sie sah Blut. Eher in ihrer Vorstellung, aber es war da. Die Toten schrien nahezu nach Gerechtigkeit, auch sie sollte sterben! Sie fühlte sich schuldig, noch mehr, als sie damals den Mörder von Rafaella umgebracht hatte. Die Sehnsucht danach endlich Ruhe zu haben, wurde immer stärker. Li'en wollte nicht wieder alleine sein. Dauernd wurde ihr alles weggenommen, sie hatte das Gefühl jeder wäre gegen sie.
Li'en hatte sich entschieden. Sie wollte auf der Basis bleiben.
Sie sah noch einmal Se'la an, dann versuchte sie sich los zu reißen. Diese wurde allerdings langsam ungeduldig. Sie hielt Li'en fest und zerrte sie ins Shuttle. Se'la hatte nun wirklich keine Zeit für solche Spielereien! Es war verständlich, dass sie sich den Tod wünschte, aber darüber müsste zu einem ruhigeren Zeitpunkt diskutiert werden. Ihre Experimente waren noch nicht beendet!
Li'en schrie und versuchte sich aus Se'las Griff zu befreien. Sie sollte Li'en dort lassen! Stattdessen schnallte Se'la sie in dem Sitz fest.
Angstvoll sah Li'en ihr in die Augen. Vorsichtig übertrug Se'la ihr beruhigende Gefühle. Li'ens erste Befürchtung war gewesen, sie würde nun wieder in ihren Geist eindringen, aber sie sprach nur mental beruhigend zu Li'en.
*Ich werde dir nie wieder weh tun, Li'en!*
*Das hast du schon!*
Li'en spürte ihr Bedauern auf diese Antwort.
Se'la sah ihr noch einmal in die Augen, dann wandte sie sich von Li'en ab und setzte sich in den Pilotenstuhl. Dann startete sie das Shuttle.
Li'en startete einen letzten Versuch sich aus den Gurten zu winden, aber Se'la hatte dafür gesorgt, dass diese sich nur von ihr öffnen ließen.

Nachdem die Basis außer Sichtweite war, beruhigte sich Li'en langsam.
*Du wirst es Da'an sagen, nicht wahr?*
*Ich sagte schon, er hat ein Recht darauf!*
*Was würde das ändern?*
*Er könnte sich um dich kümmern!*
*Ich kann selber auf mich aufpassen! Außerdem ist noch Liam da!*
*Du bist erst 2 Jahre! Du brauchst jemanden, der dich führt, jemanden, der sich damit auskennt!*
Li'en schwieg, dann antwortete sie leise. *Du zerstörst wieder einmal mein Leben! Hast du nicht schon genug angerichtet?*
Se'la schwieg. Als sie über der Botschaft aus dem Interdimensionsraum sprangen, fügte Se'la noch hinzu: *Vielleicht kannst du mir ja irgendwann verzeihen. Wenn du verstehst!*
Li'en sah weg und ignorierte ihre Aussage.
Mental konnte sie Se'la allerdings nicht ausweichen, so dass Li'en ihre letzte Aussage mit bekam.
*Du solltest lernen deine Energielinien besser zu verbergen.*
Li'en lächelte leise. Sie wusste, Se'la würde es weder Da'an noch jemandem sonst sagen.

 

Epilog

 

Es war ein großes Haus. Die Fenster waren groß und blank geputzt. Alle waren mit kunstvollen Gittern versperrt. Man konnte sie nur kippen. Ein Kiesweg führte zu einem erhöhten Aufgang mit grüner Tür und goldenem Türklopfer. Im Vorgarten, der von einem hohen Zaun umgeben war, wuchs ein riesiges Blütenmeer. Große Rosen, Engelstrompeten, Königskronen und vieles mehr. Ein kleiner Steinbrunnen stand unter einer mit Goldregen bewachsenen Pergola, daneben eine Steinbank. Alles sah idyllisch aus. Der Weg führte in der anderen Richtung zu einem Eisentor. Danach ging er weiter durch eine Allee, die ebenfalls eingezäunt war, bis zu einem weiteren Tor und einer Straße, die in die Stadt führte. Sie betrachtete das dreistöckige Haus. Es war eine gute Wahl gewesen. Niemand würde sie verdächtigen, niemand auf die Idee kommen, sie hier zu suchen. Sie öffnete die Tür und trat unaufgefordert ein.
Die Empfangshalle war groß, mit einem großen Spiegel auf der rechten Seite und geradeaus führte eine breite Treppe nach oben zu den weiteren Zimmern. Die Tür des Zimmers unter der Treppe stand weit offen und ließ das Sonnenlicht in die Halle. Sie ging weiter und gelangte in einen weiteren, hellen Raum. Die Tür zur Veranda stand offen, draußen saß auf einen Stuhl eine Frau. Als sie sie kommen hörte, stand sie auf. Man sah es ihr noch nicht an, dass sie schwanger war, aber Se'la wusste es auch so. Sie hatte schließlich dafür gesorgt, dass sie überlebte und ihr den Hybriden eingesetzt. Die Frau lächelte, als sie Se'la sah. Noch wusste sie nicht, was sie erwartete.
„Wie geht es Ihnen, Rafaella?”
„Dank Ihnen gut. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar.” Se'la sah, dass sie etwas bedrückte.
„Ich kann verstehen, dass Sie sich eingesperrt fühlen. Aber Sie sollten an das Kind denken, das Sie tragen!” Sie sah etwas Unwilliges in Rafaellas Augen aufblitzen.
„Wieso habe ich das Kind bekommen?”
„Sie sollten sich zufrieden geben, dass Sie noch leben und nicht so viele Fragen stellen. Sie schulden mir ein Leben.” Rafaella drehte sich um. Sie fühlte sich hilflos. Ihr war bewusst, dass sie Se'la dankbar sein musste, aber diesen Preis wollte sie nicht bezahlen.
*Ich bin hier so alleine. Und eingesperrt. Das Haus wird mich noch erdrücken,* dachte sie niedergeschlagen.
Se'la verließ den Raum. Dachten etwa alle, sie hätte ihre Meinung zu dem Projekt verändert? Rafaella wäre der Schlüssel, das Projekt weiter zu führen. Noch wusste sie nicht von allem, was Se'la vorhatte. Rafaella war eine gute Wissenschaftlerin, sie würde den Hybriden gut behandeln, schon allein weil sie Mitleid hatte. Und Se'la könnte die Experimente weiterführen. Vielleicht würde sie auch irgendwann Zo'or benachrichtigen, das würde sein Vertrauen zu ihr bestärken und sie wäre die Leiterin des neuen Projektes. Und sollte sich Rafaella querstellen... es gab Möglichkeiten ihren Willen zu brechen. Vielleicht waren die Hybriden keine Objekte. Aber dafür war jetzt Rafaella da.
Zufrieden verließ sie das Haus und das Grundstück.
Rafaella stand auf der Terrasse und sah dem fortfliegenden Shuttle nach. Sie schwor ihr Rache, auch dafür, dass Se'la sie belogen hatte. Sie hätte ihr niemals glauben sollen! Aber hatte sie eine andere Wahl gehabt? Gefragt hatte Se'la sie auf keinen Fall!

 

ENDE

 

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