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  „Insel der Vergessenen” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2010
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Se'la und Li'en werden gefunden, ebenso wie Zo'or und Sandoval.
Zeitpunkt:  dritte , Fortsetzung von Li'en
Charaktere:  Se'la, Li'en, Robin, Leonara, Sandoval, Zo'or, Hybriden
 

 

INSEL DER VERGESSENEN

Kapitel 3

 

Schnell ging sie durch die Stadt. Ihre Schritte verursachten auf den mit Mosaiksteinchen besetzten Straßen fast keine Echos. Hätte sie gewollt, wäre sie auch fähig gewesen vollkommen lautlos zu gehen.
Ihre Kleidung war in einem weißen Ton gehalten. Wenn sie ins Sonnenlicht trat glänzte der Stoff silbrig. Ihre Haare waren von einem hellen schwarz das je nachdem wie das Licht darauf fiel, auch grau aussehen konnte. Die Augen waren von einem warmen blau, in denen man ein goldenes Glitzern ausmachen konnte.
Sie war noch jung, was auch der Ausdruck in ihren Augen sagte. Noch war sie so groß wie eine 13 jährige, aber es würde nicht mehr lange dauern und sie hätte den Körper einer Erwachsenen. Auch wenn dies nicht bedeutete, dass sie dann nicht mehr lernen musste. Bis sie auf denselben Stand war, wie alle Erwachsenen, würde es noch viele Jahre dauern. Erst wenn ihre Ausbildung abgeschlossen wäre, würde sie ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein.
Umso stolzer war sie, dass sie, eine der jüngsten, schon zum Rat gehörte. Auch wenn sie wusste, dass sie nur eine Vertretung für Nell war, da diese sich zurückgezogen hatte. Mit der Zeit war ihr Körper zu alt geworden um immer wieder in den Komplex zu kommen, sie war zu oft müde. Dennoch wäre sie durchaus noch fähig ihre Stimme im Rat abzugeben, niemand hätte gesagt, sie wäre dement. Nun aber war sie, Leonara, Tochter der Allira, ihre Stimme. Man hatte ihr ebensoviel Respekt entgegenzubringen wie Nell selber.
Nell hatte sie auch los geschickt um den Rat einzuberufen. Leonara war aufgeregt, aufgrund der neuen Ereignisse. Wie Nell hoffte auch sie, dass es dieses Mal keine Feinde waren. Sie hatten schon zu viele!
Der große Komplex, in dem die Sitzungen immer stattfanden, kam in Sicht. Er bestand aus einem Hauptgebäude und kleineren Nebengebäuden, in dem die Bediensteten wohnten, wo aber auch die Gästequartiere und Wohnunterkünfte für die Mitglieder des Rates waren. Es kam mitunter schon einmal vor, dass die Sitzungen ein paar Tage dauerten. Und da einige früher einen langen Weg hatten, entschieden sich viele dort zu übernachten und auf die Fortsetzung der Sitzung zu warten.
Im Moment hoffte sie aber nur, dass Andreas, der persönliche Berater des Vorsitzenden des Rates anwesend war. Es war wichtig, dass alle davon erfuhren und der Situation entsprechend gehandelt wurde. Selbst sie wusste um die Wichtigkeit der Ereignisse, auch wenn sie keine Ahnung hatte, warum diese so wichtig waren.
Das Portal des Hauptgebäudes wurde geöffnet, noch bevor sie klopfen konnte. Vor ihr stand Robin. Er war vom Aussehen ein paar Jahre älter als sie und der Sohn des Vorsitzenden. Er hatte helle, fast weiße Haare und blaue Augen, wie nahezu alle in dieser Stadt sie hatten, abgesehen von den Flüchtlingen. Als er sie sah, lächelte er.
„Vater hat mir gesagt du würdest kommen! Du bist die erste!”
„Habt ihr es auch gesehen?”
„Gesehen weniger, das werdet wohl nur ihr gekonnt haben, ihr wohnt außerhalb der Stadt. Wir haben nur etwas gefühlt.”
„Denkst du sie sind zurück?”
„Unwahrscheinlich. Er hat gesagt, er würde ihnen Nachricht schicken, dass sie nicht kommen sollen!”
„Und dennoch fühle ich, dass sie es sein könnten! Sie wären auch fähig uns zu helfen!”
„Komm rein! Es lohnt nicht darüber zu diskutieren, solange der Rat noch nicht da ist und noch nichts nachgeprüft wurde. Die Boten kontaktieren schon alle”
Er machte eine Geste, als ob er einen Arm um sie legen wollte und führte sie so hinein. Bereits in ein paar Minuten würde der Rat tagen.

Vorsichtig ging er durch das Gras. Der Regen hatte aufgehört. Die Luft war aber noch von Feuchtigkeit erfüllt. Er hörte immer noch das Tropfen von Regentropfen von den Blättern auf das Laub auf dem Boden. Er selber bewegte sich vollkommen lautlos. Er lief schnell, aber dennoch ohne Hast. Seine Gestalt war durch einen langen Mantel verhüllt. Dieser war dunkel und war in Braun-und Grüntönen gehalten, die sich immer zu verändern schienen, er schillerte je nach Lichteinfall. Er hatte die Kapuze zurück geschlagen, so dass sein fast weißes Haar hell in der Sonne leuchtete. Es war kurz und umfloss seinen Kopf. Seine durchdringenden blauen Augen beobachteten gespannt seine Umgebung, ihnen schien nichts entgehen zu können. Er war jung, aber in seinem Gesicht lag schon eine Weisheit von Jahrhunderten. Er wusste es war riskant gerade in dieser Zeit durch den Wald zu gehen. Fand ihn einer seiner irre geleiteten Brüder, hätte er kein gnädigeres Schicksal zu erwarten, als bei den Menschen. Er lächelte spöttisch, als er daran dachte, wie ähnlich sich beide Gruppen waren und wie sehr sie darauf bestanden Feinde zu sein. Wenn er es sich genau überlegte, hatte er von den Menschen ein besseres Schicksal zu erwarten, als von seinen Brüdern und Schwestern. Die Menschen würden ihn umbringen. Wie konnten sie ihnen und seiner Familie nur die Schuld an das geben was geschehen war? Sie hatten keine Möglichkeit sie wieder zurück zu bringen! Aber nun war keine Zeit gerade über ihre schon seit Jahren andauernden Probleme zu sprechen, es war ein aktuelles Ereignis was die Aufmerksamkeit alles auf sich gezogen hatte. Wie es aussah war tatsächlich ein Shuttle abgestürzt!
Der Rat hatte nur eine kurze Beratungszeit gebraucht. Allen war klar gewesen, dass sie schnell handeln mussten, wenn sie nicht wollten, dass ihnen die anderen zuvor kamen. Schließlich wurde er, Robin, ausgewählt, um nachzusehen, ob wirklich ein Shuttle abgestürzt war. Sollte dem so sein, hieße das, dass sie wieder da waren. Es wäre demnach genau das geschehen, was ER gesagt hatte. Schon eine geraume Weile hatten alle sie beobachtet, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis eines der Shuttles zu ihnen fand. Nur war sich niemand sicher, ob sie das gut heißen sollten, oder nicht. Tatsache war, dass sie ihre Hilfe gut gebrauchen konnten. Auf sie hörte niemand mehr, außer die in ihrer Stadt. Sie könnten ihren Einfluss ausüben. Er hoffte keiner der Parteien hatten sie schon gefangen genommen. Dann hätten sie große Probleme, wenn sie ihnen mehr glaubten.
Leicht geduckt lief er weiter. Nach längerem Suchen fand er das Shuttle. Der Interdimensionsantrieb war mehr, oder minder intakt, den Rest würden sie in der Stadt reparieren können. Er überlegte ob es an der Zeit war, Verstärkung zu holen. Das Shuttle musste auf jeden Fall in die Stadt gebracht werden, bevor es jemand anderes fand. Aber es hatte noch Zeit, eine Nachricht zu schicken. Seine erste Aufgabe war zu überprüfen, ob es Überlebende gab. In seiner Nähe spürte er Lebewesen. Beide gehörten nicht dort hin, dass hatte er an ihren Gedanken gespürt. Eins war ihm ähnlich, aber es war zu sehr abgeschirmt. Das andere war ihm fremd. Dennoch sagten ihm seine Erinnerungen was es war: Taelon. Der Taelon schien zwar beunruhigt, aber nicht bedroht zu werden.
In dem Boden fand er noch, wie als Bestätigung seiner Vermutungen, Spuren von 4 Lebewesen. Demnach mussten es 2 Taelons gewesen sein, ihre Spuren waren noch weniger zu erkennen, als seine eigenen, die schon sehr leicht waren. Ein Mensch hätte auf jeden Fall Probleme, ihn nur anhand seiner Spuren zu finden. Die anderen Abdrücke waren tief, offenbar ein Mensch, wofür auch seine Gangart sprach. Irgendwo dazwischen waren die Spuren der vierten Person, sie waren weder tief, noch so leicht wie die der Taelons. Am Anfang konnte er noch erkennen, dass diese Person offenbar verletzt war, dann aber änderte sich die Art zu gehen wieder. Das musste der Hybrid sein. Offenbar hatten sie sich aufgeteilt. Kein Vorteil für sie. Es wäre besser gewesen, sie wären zusammen geblieben, dann hätte er sie auch besser finden und in Sicherheit bringen können. So musste er sich entscheiden. Einer der seinen, der außerhalb seiner Welt lebte, war wichtiger als ein Taelon und Mensch zusammen. Wenn er dann noch den Taelon finden konnte, wäre die Situation schon um einiges besser. Nun musste er nur noch schnell Kontakt zu den seinen in der Stadt aufnehmen. Kurz konzentrierte er sich, dann hatte er auch schon Kontakt, zu einem der Übermittler. Die Übermittler waren hoch begabte unter ihnen, sie waren auch ohne eine dauerhafte Verbindung, in der Lage über größere Entfernungen Nachrichten zu übermitteln. Ihm sagte er auch mit ein paar wenigen Worten, wie die Situation war und bekam schnell die Bestätigung, dass eine Gruppe von seinen Leuten unterwegs waren, um das Shuttle zu holen.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand in seiner Nähe war, außer die beiden, wandte er sich der Richtung zu, in der er die beiden gespürt hatte. Es war notwendig, dass er sie ebenfalls in die Stadt brachte, vor allem, da er bei dem Hybrid spürte, wie dieser schwächer wurde.

Nach einer langen Zeit, konnte er sie schon um einiges intensiver spüren. Sie mussten ganz in der Nähe sein. Noch ein paar Mal sah er sich angespannt um, aber sah, genau wie auf den ganzen Weg über, niemanden. Dennoch würde er seine Vorsicht, trotz dieser die ganze Zeit währender Sicherheit, nicht vernachlässigen. Vor einer Höhle blieb er stehen. Sie war nur klein und er wusste, dass es einer dieser war, die hinab in die Erde führten und des öfteren, auch ohne ein Gebirge, oder ähnliches in der Nähe, auftauchten. Sie wurde von Gras und Moos fast vollkommen verdeckt. Der Eingang wurde hauptsächlich von Sträuchern und anderen hoch wuchernden Pflanzen verdeckt, dennoch würde man schnell hindurch kommen, was offensichtlich erst vor Kurzem passiert worden war. Robin konnte eine schmale Schneise zwischen den Bewuchs erkennen, der sich von unten, selbst bis zur Höhlendecke hinauf rankte und sie so noch mehr verdeckte. Um ihn herum waren nur Bäume und dennoch wusste er, dass er eine ungekennzeichnete und eigentlich nur in ihren Köpfen existierende Grenze überschritten hatte. Hier musste er noch mehr aufpassen als vorher, wobei es noch nicht einmal sicher war, dass Robin in ihren Gebiet war. Die Grenzen veränderten sich immer, meistens gehörte denen das Land, die sich dort am meisten blicken ließen, oder wohnten. Oder denen, die einen offenen Kampf gewonnen hatten und das Land beanspruchten, obwohl sie es doch eh nicht brauchen konnten! Es lag oft zu nah an dem Gebiet der „Feinde”. Und dieses Gebiet war dass seiner Brüder und Schwestern, die nicht zu einer friedlichen Lösung bereit waren. Robin wollte lieber nicht daran denken, was passieren würde, wenn sie ihn finden würden. Ohne dass er es verhindern konnte, verlor er seine die ganze Zeit aufrecht gehaltene Selbstbeherrschung und ging schneller auf die Höhle zu. Sein Herz klopfte schneller und seine Hände wurden feucht. Bevor er ihnen in die Hände fallen könnte, würde er liebe sterben, so viel war klar. Er würde es bei ihnen nicht aushalten, alleine ihre Umgebung zu sehen, oder sie sprechen zu hören, über das was sie dachten, was sie vorhatten, war schon für ihn Schmerz. Es erinnerte ihn an das was sie verloren hatten, aber was sie vielleicht mit der Hilfe derer die angekommen waren, wieder bekommen könnten. Wären sie nur in der Lage zu vermitteln. Blass werdend und stehen bleibend sah er sich erschrocken um. Einen Moment lang, hatte er geglaubt jemanden gehört zu haben. Plötzlich erschien ihm alles übermäßig laut, das Rascheln der Blätter im Wind, selbst seine eigenen Schritte!
Zu seiner unendlichen Erleichterung war er endlich an der Höhle angekommen. Sie war Schutz und Falle zugleich. Er spürte immer eindrücklicher, dass er diesen Ort so bald wie möglich verlassen sollte. Die Zeit drängte. Aber man hatte ihn erwählt, sollte es schief gehen, so hatte es wenigstens für ihn einen Sinn gehabt. Eine andere Wahl hätte er auf keinen Fall gehabt, er musste an alle denken, sie waren wichtiger als seine eigenen Wünsche und er war einfach der geeignete für diese Aufgabe. In den Aufspüren von Lebewesen, egal welcher Art, war er schon immer gut gewesen. Es lag in seiner Familie, aus diesem Grund war sein Vater auch der Vorsitzende. Man hatte immer auf ihre Ankunft gewartet und wollte so schnell wie möglich von dieser erfahren und sie auch finden. Zudem war es für sie leichter, Taelons und Menschen außerhalb der Insel zu finden, um zusehen, wie die Situation um sie war. Einige Individuen wurden von ihnen mit großem Interesse beobachtet, sie bewegten viel.
Mit einer seiner Hände stützte er sich an der überwucherten Höhlenwand ab. Mit viel Konzentration beruhigte er seinen Atem. Robin war noch niemals außerhalb der Stadt gewesen. Und wäre der Verdacht nicht aufgekommen, dass Taelons abgestürzt waren, hätte er sie wohl auch niemals verlassen müssen. Sein Vater war bereits zu alt dazu.
Ein Schreien schreckte ihn aus seinen Gedanken heraus. Nahezu panisch sah er sich um, bis er realisierte, dass es offenbar aus der Höhle kam. Er konnte die Angst des Hybriden schon fast spüren. Was geschah dort drinnen. Hatte sie etwa Angst vor einem Taelon? Einen ihrer Verwandten? Wovor sie nun genau Angst hatte, war in diesem Moment egal, er musste auf jeden Fall dort hinein. Sich noch ein letztes Mal umsehend, entschied er sich endlich in die Höhle hinein zu gehen. Leise und ohne unnötig Geräusche zu machen, schlüpfte er in die Höhle hinein, dabei den Durchgang nutzend, den die beiden schon vorher gebildet hatten. Das Bild, dass sich ihm bot, war unerwartet und fast erschreckend. Robin hatte nicht gewusst, dass es dem Hybriden schon so schlecht ging. Es war eine Frau. Sie war schlank und mindestens so groß wie er selber, Robin konnte es nicht genau sagen, da sie lag. Das lange, schwarze Haar lag ihr wirr um den Kopf, sie war nass geschwitzt. Ihre Energielinien zeichneten sich deutlich ab, der Taelon saß neben ihr und drückte sie auf den Boden, da sie nicht nur schrie, sondern auch fast schon verzweifelt um sich schlug. Offenbar war sie in so etwas wie einen Fieberwahn. Auch der Ausdruck in ihren weit aufgerissenen, glänzenden Augen, sprach dafür. Vorsichtig ging er auf die beiden zu und ließ sich neben dem Taelon nieder.

Se'la sah erstaunt auf, als neben ihr plötzlich jemand war. Gerade eben noch, war sie mit Li'en beschäftigt gewesen, hatte versucht sie irgendwie zu beruhigen, da sie offenbar furchtbare Halluzinationen hatte und nun saß ein Mensch neben ihm. Li'en glaubte immer noch, dass Se'la ihr etwas antun wollte und sie konnte nichts dagegen tun, um sie zu überzeugen. Sie war nicht in der Lage Li'en zu erreichen, weder mit Worten, noch mit ihren Geist. Noch wollte sie ihr einfach nicht weh tun. Während sie Li'en weiterhin fest hielt, drehte sie sich etwas nach dem Mann um, der neben ihr saß. Schon bevor sie ihn überhaupt ansah, konnte sie spüren, dass er kein Mensch war. Und Se'la sah auch leichte Abweichungen in seinen Aussehen zu den normalen Menschen. Seine Statur, seine Ausstrahlung, seine Augen... alles schien anders zu sein. Vollkommen war er auf keinen Mensch, auch wenn er es auf jeden Fall zum größten Teil war. Fast war sie sich sicher, dass er ein Hybrid war. Immerhin hatte Se'la lange genug mit Hybriden gearbeitet um die Unterschiede erkennen zu können.
Einige Augenblicke starrte sie ihn einfach nur an, wusste nicht ganz, was sie nun von seiner Handlung denken sollte. Se'la war sich nicht ganz sicher, wie sie mit dieser Situation umzugehen hatte. Wusste er denn nicht, dass er ein Taelon war? Wie konnte er sich einfach neben ihn setzen? Schließlich fragte sie herablassend: „Was suchen Sie hier?”

Ein verwirrter Blick von Robin folgte dieser Frage. War das nicht offensichtlich? Vielleicht war dieser Taelon auch nur so unfreundlich zu ihm, weil er einfach nach ihm gekommen war, ohne ihn angemessen begrüßt zu haben! Ihm war es peinlich so etwas wichtiges, als Sohn des Vorsitzenden, vergessen zu haben. Schnell stand er wieder auf und begrüßte den vor ihn sitzenden und über ihm stehenden mit der taelonüblichen Geste, welche sie von den Gewohnheiten der Taelons übernommen hatten. Danach ließ er sich wieder neben Se'la nieder. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen! Wir werden ihr helfen, allerdings wäre es besser, wenn wir sie von hier weg bringen könnten...”

Robins Verhalten verwirrte Se'la ein wenig. Er tat so, als wäre sein Auftreten selbstverständlich! Er war weder ein Freiwilliger noch ein Implantant, so konnte er ihm gar nicht helfen! „Danke, aber ich werde das alleine regeln können!” war Se'las arrogantes Kommentar. Damit wandte sie sich wieder Li'en zu. Allerdings verlor sie langsam die Geduld. Sie streckt die Hand aus und ergriff Li'ens. Auch wenn ihr klar war, dass Li'en dies nicht gerade gut heißen würde, hatte Se'la doch keine andere Wahl. Sie musste Li?en irgendwie erreichen und das gewaltsame Eindringen, war für sie die einzige Möglichkeit. Entschieden leitete sie das Sharing ein, wobei sie versuchte, Li'en irgendwie zu beruhigen, ihr zu vermitteln, dass sie nicht vorhatte ihr weh zu tun, doch nur helfen wollte. Dennoch verstand Li'en sie einfach nicht. Sie wehrte sich dagegen, versuchte ihre Hand aus Se'las zu winden, um irgendwie den Kontakt zu unterbrechen, den ihr Bewusstsein nicht in der Lage war zu verhindern. Leicht schüttelte Se'la darüber den Kopf. Würde Li'en es denn niemals verstehen? Sie hatte es schon auf der Basis niemals verstanden und jetzt tat sie es noch weniger. Dass sie krank war, konnte Se'la nicht als Entschuldigung gelten lassen. Selbst sie benahm sich da doch etwas umgänglicher. Es musste wohl an ihrer menschlichen Seite liegen. Wieder etwas dass es bei einen eventuellen neuen Projekt zu bedenken gab. Die menschliche Seite nicht so sehr hervortreten zu lassen.
Ruhig und sich nicht im geringsten durch Li'ens Abwehrversuche beirren lassend, drang Se'la weiter vor. Die leichten Barrieren, die Li'en wohl erst vor Kurzem aufgebaut hatte, wenn nicht sogar erst nachdem Se'la eingedrungen war, waren relativ leicht zu zerstören, Se'la war sich sicher, dass es Li'en noch nicht einmal wirklich weh tun würde. Was ihr vielleicht mehr Probleme machen würde, wären die Barrieren, die sie schon seit längere Zeit hatte. Weniger für Se'la, für sie waren alle Barrieren Li'ens schwach, immerhin war sie maßgeblich daran beteiligt gewesen, eine Ebenbürtigkeit der Hybriden zu verhindern. Sie mussten immer unter den Taelons sein. Sonst könnten sie ja auf die Idee kommen, Rechte zu verlangen, oder Mitspracherecht, was ihnen nicht zustand. Langsam wurde Se'la doch etwas ungeduldig. Wenn auch die meisten Barrieren sie nur leicht behinderten, so kostete es doch Zeit. Zeit, die Se'la nicht hatte und sie bezweifelte, dass Li'en noch unbegrenzt Zeit hatte. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Aufgrund dieser Tatsachen, ging Se'la nun nicht mehr so rücksichtsvoll vor. Sie benutze nun so viel Energie wie sie dafür auch wirklich brauchte und setzte sie zum gleichen Zeitpunkt ein, nicht wie zuvor immer ein wenig und langsam. Den schmerzvollen Schrei von ihr bekam sie nicht mit. Dafür aber Robin.

Er war doch etwas erstaunt gewesen, als ihn dieser Taelon derart geantwortet hatte, aber eigentlich hätte er ja damit rechnen müssen. Immerhin hatten sie ja die Taelons lange genug auf der Erde beobachtet. Seine Methode war etwas merkwürdig, wieso glaubte er, diese Frau gerade so retten zu können? Sah er denn nicht, wie sehr er sie damit quälte? Dennoch griff Robin nicht ein, obwohl er es kaum aushalten konnte, wie sie sich auf den Boden wand und er es mit ansehen musste, ja es schon fast selber spüren konnte. Ihre Schmerzen und Verzweiflung. Als sie schließlich anfing zu schreien, konnte er sich nicht länger zurückhalten. Selbst ein Taelon, durfte nicht so mit ihnen umgehen. Wenn er doch keine andere Möglichkeit hatte, als ihr zu helfen, indem er ihr Schmerzen zufügte, wäre Robins Methode auf jeden Fall besser. Und sie war erfolgversprechender. Robin konnte sich nur schlecht vorstellen, dass diese Frau, sollte sie noch einmal aufwachen, diesen Taelon dankbar sein würde, dass er sie gerettet hatte. Auf jeden Fall nicht auf diesen Weg. Es kostete ihn viel Überwindung, tatsächlich etwas gegen diese Taelon zu tun. Sie hatten eine hohe Meinung von ihnen, auch wenn sie viele Fehler hatten, waren sie doch ein Teil von ihnen. Es blieb Robin und seinesgleichen nahezu keine Wahl, als sich mit ihnen verbunden zu fühlen. Dennoch wusste er, dass diese Frau einfach wichtig für sie war. Er wusste zwar noch nicht wer sie war, aber es war doch schon verwunderlich, dass sie überhaupt existierte! So wie sie die Taelons gesehen hatten, schienen sie sich nicht gerade so zu benehmen, als dass sie jemals das tun würden, was ER getan hatte. Obwohl dies auch nur einmal das Fall gewesen war, danach ging er zu einer einfacheren Methode über. Wie hatten sie das nur hinbekommen? Robin und die anderen Hybriden hatten zwar vieles gesehen, aber niemals hatten sie ihre Aufmerksamkeit, auf die Mondbasis gelenkt! Sie wussten nur von wenigen Experimenten der Taelons, dennoch sahen sie die Taelons immer noch als hohe Wesen an. Vielleicht nur eben fehlgeleitet. Hätten sie das Wissen, was sie bräuchten und einen geeigneten Führer, wäre alles um einiges einfacher. Von einem weiteren Schrei der Frau wurde er aus seinen Gedanken geschreckt. Entschlossen nahm er die Hand des Taelons und löste sie von der Hand der Frau. Dabei sagte er ruhig: „Ich kenne einen anderen Weg!” und schob Se'la noch etwas zur Seite um mehr Platz zu haben.

Diese reagierte empört auf diese Unverschämtheit, dass jemand es wagte sich einzumischen! Dies war ihr Experiment! Wie konnte dieses schiefgelaufene unkontrollierte Experiment neben ihm, es sich heraus nehmen, einfach seine Fähigkeiten anzuzweifeln? Sie würde sich das auf keinen Fall gefallen lassen, so viel stand fest! „Es ist mir egal welchen Weg sie kennen! Sie obliegt meiner Verantwortung!” gab sie etwas gereizt zurück. Sie wusste gerade mal, dass er ein Hybrid war, wobei das nicht mehr als eine Vermutung war, aber sonst war er ihr unbekannt! Er konnte alles mögliche mit Li'en machen und Se'la brauchte sie noch! Für ihre Forschungen war es irrelevant, ob sie ihr nun wohlgesonnen war, oder nicht, obwohl sie das natürlich bevorzugt hätte. Hätte Se'la die Gewissheit, dass dieser Mann neben ihr, tatsächlich Li'en helfen könnte und sie ihm vertrauen könnte, wäre sie niemals auch nur auf die Idee gekommen ihn daran zu hindern. Immerhin wollte sie ja, dass es Li'en wieder besser ging, der Zustand jagte ihr trotz allen etwas Angst ein und sie war nun wirklich kein Heiler, der sich genau damit auskannte!

Robins Hand bewegte sich langsam auf Li'en zu, die sich nach der Unterbrechung des Kontaktes zwar beruhigt hatte, aber immer noch um sich schlug und wirklich in ihren Grauen gefangen sein musste, dass er sie jetzt auch mit einer Hand fest halten musste. Es wäre wirklich einfacher gewesen, wenn der Taelon ihm geholfen hätte! So musste er alles etwas umständlich angehen. Eine Hand versuchte er auf ihre Stirn zu legen, was ihm nicht ganz gelang, woran Se'la neben ihm nicht ganz unschuldig war. Deutlich missbilligend sah sie Robin an und hielt seine Hand fest. In diesem Moment fiel ihr ein, dass er doch ebenfalls ein recht passables Experiment abgeben würde, wenn er denn nur nicht so eigensinnig sein würde. Aber das konnte man ihm sicherlich austreiben. „Haben sie mir nicht zugehört? Ich werde dieses Problem alleine regeln und sie werden verschwinden!” Se'la wollte nicht zugeben, wie unwohl sie sich in seiner Gegenwart fühlte und dass sie Angst hatte. Sie wusste doch nicht, ob er nun ihr Feind war und nur zum Schein helfen wollte, oder ob er es wirklich ernst meinte! Robin sah durchaus, dass dieser Taelon alles andere als sicher in dem war, was er tat. Und das verschaffte ihm einen Vorteil. Nur momentan war er einfach nur im Weg und Robin konnte nicht den Taelon und gleichzeitig die Frau vor ihm im Schach halten. So ließ er von Li'en ab und wandte sich Se'la zu. Die Hand hatte er schnell aus der des Taelons befreit und vorsichtshalber, damit dieser unvernünftige Taelon nicht auf die Idee kommen konnte, doch noch sein Vorhaben zu vollenden, hielt er seine beiden Hände fest und ließ nicht mehr zu, dass er sich befreien konnte. Da er ein Hybrid war, konnte er dies durchaus, wenn auch mit einigen Anstrengungen, machen. Und es war wirklich höchste Zeit, dass er ihn irgendwie überzeugen konnte. „Hören Sie, ich bin wirklich nur da um ihr zu helfen!” Er machte eine Kopfbewegung nach Li'en hin. „Mein Name ist Robin, ich weiß dass Ihnen das nicht viel sagt, aber glauben sie mir, ich kann ihr helfen und wir müssen hier weg, bevor sie kommen!” Robin wurde nun langsam ungeduldig, vor allem da er spürte, wie sich ihm jemand näherte. Und dieser war definitiv keiner von ihnen. In ihm spürte er zu viel Hass und Wut, auf alles in seiner Umgebung. Keiner der Hybriden in der Stadt würde jemals so empfinden. Sie selber betrachteten sich als friedlich. Eigentlich kämpften sie auch niemals gerne, aber sie wurden ja auch niemals wirklich angegriffen. Es wurde nur gefährlich sobald sie ihre Stadt zu weit verließen.

Se'la konnte seine Nervosität fast spüren und seine Berührung war ihr doch mehr als nur etwas unangenehm. Vor Schreck verlor sie im ersten Moment ihre Fassade. Ein Experiment, dass sie noch nicht einmal unter Kontrolle hatte... und dann auch noch eine Zusammenarbeit zu verlangen! Sie wand leicht ihre Hände um sich wieder zu befreien, hatte aber schließlich keine andere Wahl als tatsächlich mit diesen unterentwickelten Wesen zu sprechen. Deutlich ihren Widerwillen zeigend, aber es ging ja auch um ihr Experiment, rang sie sich schließlich dazu durch zu sagen: „Gut... sie werden mir sagen was sie vorhaben und ich werde über ihren Vorschlag nachdenken. Sollten sie mich allerdings nicht sofort los lassen, werde ich sie von einem Freiwilligen auf das Mutterschiff bringen lassen!”

Sofort ließ Robin sie los. Er wollte sich nun wirklich keinen Ärger mit einem Taelon einlassen. Obwohl er nicht genau wusste, was das Mutterschiff nun war. Sicher, es war klar, dass es ein Schiff war, aber es hatte sich wie eine Drohung angehört. Was sollte an einem Schiff denn so bedrohlich sein? Vielleicht sollten sie auch dort ihr Augenmerk drauf lenken. Wobei er sich nicht sicher war, ob dazu überhaupt jemand bereit war. Nach dem was sie bereits jetzt über die Taten der Taelons sahen, musste das Mutterschiff wirklich noch schlimmer sein. Entschlossen, aber etwas unsicher, es war klar, dass dieser Taelon keine Ahnung hatte, wo er überhaupt war, begann er seinen Plan zu erklären.

Li'en befand sich in einen Zustand, der nur noch aus Schmerzen bestand. Nicht körperlicher Natur, sondern psychischer. Auf einer tiefen psychischen Ebene, der nicht aufhören wollte, konstant war und sie zu zerreißen drohte. Sie sah Bilder, von denen sie lange geglaubt hatte, sie verloren zu haben. Taelons, Menschen und Hybriden, die ineinander liefen, sich überlagerten, eine ganz neue Bedeutung kamen. Ihre Erlebnisse, die Erinnerungen die sie verdrängt geglaubt hatte, tauchten alle zum selben Zeitpunkt wieder auf. Sie spürte die Schmerzen, als sie die Experimente durchlebt hatte, wie sie getrennt wurden, sie Qual, als nicht nur einmal gewaltsam in ihr eingedrungen wurde. Sie glitt von einer Szene in die andere, bis sie nicht mehr wusste, wo sie war, wer sie überhaupt war und ob sie nun schrie, oder nicht. Konnte nicht mehr zwischen den einzelnen Szenen unterscheiden, war in allen gleichzeitig und schlug um sich. Versuchte diesen Horror zu entkommen, sie sollten aufhören Li?en zu quälen, wer immer sie waren und wo sie selber war. Bald bemerkte sie, dass es nicht nur Erinnerungen waren, dass sie neues erlebte. Selbst ihre Schwestern und Brüder waren gegen sie, verhöhnten das was sie war, was sie tat, forderten Rache an allen. Zeigten ihr in aller Deutlichkeit noch einmal was sie erlebt hatten, bis sie es selber erlebte, ihre Identität verlor und mit zu der Masse gehörte, die etwas von ihr verlangte, was sie einfach nicht geben konnte. Sie versuchte die Hände an ihren Kopf zu führen, glaubte fast Kopfschmerzen zu haben, konnte es aber nicht, etwas hielt sie. Als sie an sich herunter sah, konnte sie erkennen, dass sie verschiedene Leute hielten und einen Taelon der näher kam und behauptete ihr würde nichts geschehen. Einen Moment lang, war es Se'la, Li'en glaubte ihr fast, aber warum all die Leute, die sie so feindselig ansahen und ihr Dinge zuriefen, die sie nicht verstand, sie aber verletzten, tief in ihren Inneren. Im nächsten Moment war es Ji'tal, der sie mit unverhohlener Vorfreude ansah, in den Augen das Versprechen, ihr so viel Qual und Schmerz zu bereiten wie möglich. Sie schrie auf, versuchte sich aus den Händen der Leute zu befreien, hörte aber nur ein höhnisches Lachen, von allen, mit den Worten, dass es eh sinnlos war. Sie sollte sich ihren Schicksal stellen und sich nicht weiter wehren. Welche Chance hatte sie schon, eine Missgeburt, ein Fehler, nichts weiter als ein Experiment! Es gab niemanden, der sich auch nur im entferntesten für ihr Schicksal interessierte! Liam ebenfalls nicht! Er war auch nur jemand, der sie benutzen wollte. Und in ihren Wahn war er ebenfalls anwesend, grinste sie nur an und half mit, sie fest zu halten. Verzweifelt schluchzend fing sie an zu weinen, fühlte aber keine Tränen ihre Wangen hinab laufen, spürte gar nichts, außer diese entsetzliche Angst und die Schmerzen. Es tat so weh, dass selbst Liam nichts weiter als ein Lügner war, noch schlimmer als die Taelons. Dieses Wissen konnte sie kaum ertragen, sie hatte ihm doch vertraut! Was wenn man sie zurück gebracht hatte, dies nur eine neue Methode war? Li'en wollte fort, konnte aber nichts tun! Und als sie gerade glaubte, es würde besser werden, verwirrte sich alles noch viel mehr, stürzte auf sie hinab, als wollte es sie erschlagen, endgültig dem Ende zutreiben. Aber dann spürte sie etwas Neues. Die Gegenwart eines Taelons. Sie kannte ihn nicht, oder konnte ihn nicht erkenne. Wer war es? Was wollte er nun schon wieder von ihr? Es drangen doch schon so viele zum gleichen Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründe in ihr ein, warum er auch noch? Und warum fiel er ihr auf? Dieser drang ebenfalls ein, aber aus irgendeinen Grund wusste sie, dass sie sich ihm zumindest widersetzen konnte. Ein Teil der Stimmen, die aus Hybriden bestanden, riefen ihr zu, dass sie es tun sollte, der beste Zeitpunkt um Rache zu nehmen. Die anderen Stimmen, Taelons und herablassende menschliche Wissenschaftler, verhöhnten sie nur, sie würde es niemals schaffen sich von ihnen zu befreien. Zum schreien glaubte sie keine Luft mehr zu haben, so beschränkte sie sich nur noch darauf im Geist zu schreien und weiterhin um sich zu schlagen, als hoffte Li'en, dadurch endlich alles los zu werden. Es machte sie fast wahnsinnig, dass da noch jemand kam, der sie in ihren Geist berührte, es war ihr unangenehm schmerzhaft. Li'en konnte nicht mehr ihre Barrieren aufrecht erhalten, sie wusste ja gar nicht wo sie diese überall verstärken sollte! Und immer diese Schmerzen, gegen die sie nichts tun konnte.
* Lasst mich! Hört auf! Verschwindet alle! * schrie sie in einen letzten Versuch sich in einer Art zu wehren. Es nutzte aber nichts. Niemand schien der Meinung zu sein, auf sie hören zu müssen. Wieso behandelten sie alle so? Verzweiflung drohte ihr die Luft abzuschneiden, ließ sie keuchen und übertrug nun auch Schmerzen auf ihren Körper. Ein stechender Schmerz machte sich in ihrer Brustkorbgegend breit und sie wusste nicht, ob das nun von ihren Erlebnissen, oder davon kam, dass sie glaubte so wenig Luft zu bekommen. Dieses Gefühl verband sich mit ihren Träumen, Liam stand vor ihr. Sie konnte sich nicht bewegen, lag einfach nur da, während er ihr die Lust abschnürte und erklärte, sie wäre es nicht wert zu leben. Li'en wäre nur ein Experiment, er verstand nicht wie er das, was er getan hatte, hatte tun können. In seinen Augen lag das grausame Versprechen, dass er es korrigieren würde. Flehend sah sie ihn an, während sie nun mit aller Deutlichkeit spürte, welcher Taelon da in ihr eindrang und versuchte zu beruhigen. Nur eine weitere Art der Kontrolle, die sie nicht zulassen wollte. Aber wie schon die Male zuvor, die sie erlebt hatte, auf der Basis all die Jahre lang, war sie nicht in der Lage, sich dieser Macht entgegenzusetzen. All die Zeit hatte sie geglaubt Se'la würde ihr nichts mehr tun und nun stellte sich alles als Trugschluss heraus! Warum tat sie ihr das an, wobei sie doch vorher noch anders geredet hatte? Einen Moment lang, sah sie nur Liam vor sich, nun nicht mehr mit den vielen sich überlagernden Bildern, sondern nur noch ihn, eine verzerrte Grimasse, bei der klar war, dass er keine Gnade kennen würde. * Bitte... * flüsterte sie leise, sowohl zu Se'la als auch zu Liam, aber keiner der beiden antwortete, oder tat etwas. Sie machten einfach weiter, kümmerten sich gar nicht darum, dass sie doch eigentlich ein lebendes Wesen war! Für einen Moment lang, verlor sie fast das Bewusstsein, war schon froh darüber, dass diese Qual nun ein Ende haben sollte, nur kam sie schon nach kurzer Zeit, zu ihrer großen Enttäuschung, wieder zu sich. Es war wieder so wie vorher, viele sich überlagernde Bilder, allerdings tat nichts so sehr weh, wie zu wissen, dass Liam einer der Leute war, die ihr ebenfalls Schmerzen zufügen wollte. Und natürlich ihre Familie. Li'en spürte, dass sie all dies nicht mehr lange würde aushalten können. Schon jetzt hatte sie das Gefühl, ihr Bewusstsein würde auseinander gerissen werden. Als wollte sie etwas mit aller Macht zerstören, dabei war sie sich nicht bewusst, dass es ihr Geist selber war der sich zerstörte, aufgrund der immer verdrängten Erinnerungen, Emotionen und Ängste, mit denen sie einfach nicht umgehen konnte. Plötzlich spürte sie, wie das Eindringen von Se'las Seite aus nachließ. Dennoch verschaffte es ihr keine Erleichterung, warum half sie Li'en nicht? Sie bemerkte nun, dass sie sich wieder bewegen konnte, sowohl ihr Geist war nun nicht mehr eingeschränkt, als auch ihr Körper. Natürlich waren immer noch all die bekannten Leute da, nur konnten sie Li'en nicht mehr fest halten. Sie war in der Lage sich zu bewegen, aber immer noch nicht fähig sich zu wehren. Sie schluchzte wieder, so hilflos hatte sie sich noch nie gefühlt, so ausgeliefert gegenüber allen zu sein. Ohne Beistand oder Trost, ohne zu wissen, dass da jemand war, der auf sie wartete, dem sie etwas bedeutete. So alleine! Eine tiefe Einsamkeit befiel sie. Trotz all diesen Leuten um sich herum war sie alleine. Vielleicht war es ja nur richtig, dass Leute in ihren Geist eindrangen. Vielleicht meinten es ja auch wirklich alle gut mit ihr. Vielleicht... Es war eigentlich so vieles möglich. Mittlerweile konnte Li'en nur noch unter großen Anstrengungen klar denken, alles verwirrte sich. Nur war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt realistisch über alles nachdenken wollte, oder nicht doch lieber alles annehmen wollte und sich keine eigenen Gedanken darüber machen wollte. Was war falsch gewesen und was richtig? Waren ihre Erinnerungen wahr, oder nur Einbildung? Waren es überhaupt nur Erinnerungen, oder hatte sie dies alles wirklich gerade erlebt? Das zweite erschien ihr wahrscheinlicher, obwohl ihr nun, da es offenbar auf das Ende zuging, es doch eher nach Erinnerungen aussah. Aber erlebtes verblasste nach kurzer Zeit immer und kam einen immer als Erinnerung vor. Ergab das was sie in diesem Moment dachte, überhaupt einen Sinn? Wie hatte sie sich anmaßen können zu entscheiden was sie tun konnte und was nicht? Konnte Li'en dies ohne ihr Wissen, oder mehr Wissen, überhaupt tun? Mittlerweile war alles um sie herum schwarz und still. Niemand war mehr da. Li'en fühlte sich als würde sie schweben. Orientierungslos, unsicher und ängstlich. Natürlich hätte sie niemals daran gedacht, sich diese Tortur die sie durchlebt hatte zurück zu wünschen. Aber es war ihr unheimlich an diesen Ort alleine zu sein.

Li'en war nur eine relativ kurze Zeit dagewesen, als sich ihr Empfinden veränderte. In ihr fühlte sie eine Ruhe und Erleichterung, die nahezu sofort dafür sorgte, dass sie sich entspannter fühlte. Sie sah ein, dass all das was sie erlebt hatte, unbedeutend war, denn nun war sie frei. Es war ein wunderbares Gefühl und leise lächelte sie. Vorbei. Es war tatsächlich vorbei. Seufzend ließ sie sich einfach nur fallen.
Allerdings war ihre Aufmerksamkeit schnell wieder auf etwas anderes gerichtet, als gar nichts und dem sich treiben lassen. Dort war etwas was sie anzog. Es war nur leicht, fast zaghaft, aber der Zustand in dem Li'en sich befand, machte sie nur bereitwilliger diesem Ziehen zu folgen. Wo sie doch eigentlich weder durfte noch sollte! Dennoch gefiel es ihr. Es, was immer das auch war, versprach Vergessen und Erlösung. Erlösung von ihren Qualen, für welche sie jeden Preis zahlen würde.
* Selbst den Tod? * wisperte eine leise Stimmen in ihren Kopf. Unwillig verscheuchte sie diesen Gedanken. Was spielte das für eine Rolle? Sie hatte dies doch nun nicht zu entscheiden!
Li'en fühlte, dass sie sich von etwas entfernte und das freiwillig, nur war ihr nicht klar von was. Und dann spürte sie etwas neues, mehr am Rande ihres Bewusstseins. Es war ihr bekannt und dennoch fremd. Etwas dass sie zu rufen schien. Und offenbar war es, was immer das auch war, kein Feind. Es bedrohte sie nicht, war einfach nur anwesend, unaufdringlich. Rief leise nach ihr in einen lockenden Ton. Li'en hielt kurz inne um weiter zu horchen. Fast gegen ihren Willen, wurde sie von dieser Stimme angezogen, von ihr und dem Versprechen was dort hinter lag. Ruhig und nunmehr ohne irgendeine Gefühlsregung, oder überhaupt klar zu denken, schien sie in einer Art zurück zu gehen.

Schon nach relativ kurzer Zeit fühlte sie sich wie unter einen Bann stehend, ihr Bewusstsein wurde nur noch von dieser Stimme ausgefüllt und fasziniert lauschte sie dem was sie zu sprechen schien, sie aber nicht verstehen konnte. Nur eines war klar, dort war Sicherheit. Etwas dass sie sich so lange schmerzlich gewünscht hatte. Waren etwa beide Wege eine Erlösung für sie? Der zweite, nun aufgetretene, gefiel ihr besser. Nun bewegte sie sich sehnsuchtsvoll- und nicht mehr widerwillig weiter auf das, was ihr so unendlich verlockend erschien- auf das was so nah und gleichzeitig so fern war, zu. Irgendwie musste sie es erreichen, das war Li'en klar. Aber es war so schwer! Schon spürte sie, wie ihre Emotionen und Erlebnisse wieder auf sie einzudringen versuchten und trotz, dass ihr klar war, dass wer immer dort auch war, der ihr helfen wollte, zog sie sich wieder zurück. In die trügerische Sicherheit und Einsamkeit, dieses Ortes, der sie schon fast entlassen hatte. Zu ihrem Erstaunen entfernte sich diese Person allerdings nicht von ihr, wie Li'en es im ersten Moment erwartet hätte, sondern blieb in der gleichen Entfernung. War es ihr näher gekommen? Würde jemand so etwas tatsächlich für sie tun, nur um sie zurückzuholen? Langsam, wie als müssten sich ihre Gedanken durch einen tiefen Sumpf kämpfen, begriff sie, dass in dieser Dunkelheit, dass dort wo sie im Begriff war hinzugehen, keine wirkliche Sicherheit auf sie wartete. Ihr wurde ein Gefühl von Gefahr übermittelt und sie verharrte dort wo sie war, unsicher was sie weiterhin tun sollte. Wieder lauschte sie einfach nur, hoffte dass man sie nicht verlassen würde, in ihren Zustand, dass man nicht zuließ, dass sie ging, oder erneut versank.
Li'en spürte, dass sich das Flüstern änderte. Es wurde durch ein Gefühl der Wärme ersetzt, Vertrauen und fast schon Zuneigung, Mitleid, den Wunsch sie zurückzuholen. Ein tiefer Schmerz durchfuhr sie, als sie vor allem die Wärme spürte, mit der jemand versprach sie auszufüllen. Zu gerne wollte Li'en der Aufforderung nachkommen! Vorsichtig versuchte sie einen erneuten Rückweg, prallte dann aber fast wieder entsetzt zurück. Was war, wenn dies nur etwas Neues war? Wer sollte derart in ihren Geist eindringen können? Nur bei ihren Schwestern und Brüdern hatte sie so etwas jemals erlebt, aber die waren tot! Wer war das dann? War es eine neue Methode, wollten sie sehen wie Li'en reagierte? Das würde sie nicht zulassen! Sie würde dort bleiben, niemand konnte sie zwingen zu gehen, selbst nicht, wenn man ihr alles versprach wonach sie sich sehnte, nur um danach wieder verletzt zu werden! Nie wieder! Li'en hatte es sich geschworen, dass nie wieder ihr etwas würde antun können! * Geh! Verschwinde! Ich werde nicht mit dir kommen! Lasst mich doch bitte endlich in Ruhe! * schrie sie in seine Richtung, innerlich schluchzend und halb wahnsinnig vor Angst, dass wer dort auch immer war, ihr wieder würde weh tun können. Wie war er überhaupt dort hingekommen? Hatte Li'en nicht Barrieren? Das konnte nur bedeuten, dass er gewaltsam eingedrungen war! Vielleicht hatte er sogar alles ausgelöst! Nur um zu sehen wie weit er sie brachte!

Das Flüstern kam wieder, dieses Mal allerdings konnte sie verstehen, was gesprochen wurde. Ein Name und die Bitte nach Vertrauen wurde immer wiederholt. Diese Person hieß Robin. Der Name war ihr vollkommen unbekannt. Und er kam tatsächlich näher, immer noch diese Ruhe ausstrahlend und sie nahezu schon anflehend. Er versprach ihr, sollte sie der Meinung sein, nachher doch wieder an diesen Ort zu gehen, würde er sie nicht aufhalten, sie sollte ihm aber wenigstens eine Chance geben! Einen Moment zögerte sie noch, dann streckte sie ihre Arme nach ihm aus, ähnlich einem Kind, dass unbedingt in den Arm genommen, getröstet werden wollte. Und Robin kam dieser stummen Aufforderung ohne zu zögern, aber nichtsdestotrotz vorsichtig nach. Langsam und weiterhin auf Li'en einflüsternd zog er sie aus der Dunkelheit und Schwärze und hatte sie am Anfang Angst gehabt, ihr würde das gleiche passieren, wie auch schon vor Kurzem, geschah mit ihr das Gegenteil. Robin schien sie vor ihren eigenen Erinnerungen schützen zu können. Oder doch nur wieder ein Trick? Li'en traute sich kaum, auch nur einen Gedanken daran zu haben, dass er wirklich dort war. Tiefe Trauer befiel sie wieder, da sie sich sicher war, dass man sie zu den Taelons zurückgebracht hatte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sich das mit den Absturz vereinbaren ließ. Langsam spürte Li'en, dass es ihr in einer Art besser ging. Ihre Gedanken waren in einer Art klarer, fast begriff sie, dass das was ihr passiert war, nicht wirklich körperlich mit ihr passiert war, sondern nur Erinnerungen gewesen sein mussten, oder Wahnvorstellungen. Liam war doch mit Da'an unterwegs, er hatte ihr gar nicht weh tun können!

Und von Robin fühlte sie nur Bestätigung und Wärme. Ihr ganzer Geist wurde völlig zwanglos von Wärme eingehüllt. In ihr war das Wissen, wenn sie nur ein Wort dagegen sagen, wenn Robin nur kurz Unbehagen, oder Widerwillen spüren würde, dass er sich zurückzöge. So ließ sie sich erst einmal nur treiben und entspannte sich, bis sie spürte, dass da noch etwas neues war, sie in einer Art aufzutauchen schien. Als wäre sie die gesamte Zeit unter Wasser gewesen und wäre nun in der Lage daraus auszubrechen und wieder zu atmen, wenn auch nicht leben, in dem Sinne, in dem sie es definierte, aber wieder funktionieren.
Robin schien vor ihren Gedanken zurückzuschrecken, aber warum? Das was sie durchlebte, konnte man nicht wirklich als Leben bezeichnen. Liam führte ein Leben, sie existierte einfach nur. Das versuchte sie ihm auch klar zu machen, sah aber schnell ein, dass er nicht in der Lage war zu verstehen.

Mühsam öffnete Li'en die Augen. Diese Bewegung war seit den letzten Ereignissen ungewohnt. An ihren Körper hatte sie nicht wirklich einen Gedanken verschwendet, es war doch alles mehr in ihr abgelaufen!
Dennoch half ihr das Öffnen der Augen nicht viel, alles war verschwommen. Nur über sich konnte sie jemanden schemenhaft erkennen. Er hatte helle Haare und sah sie mit strahlend blauen Augen an. War das Robin? Hatte er sie tatsächlich zurückgeholt? Es war Li'en egal. Sie fühlte sich furchtbar schwach. Ihr war heiß und ihre Gedanken verwirrten sich schon wieder. Nicht in dem Sinne wie vorher, es war wie kurz vor dem einschlafen, wenn man auch noch einiges vergangenes sah, aber nicht mehr eingreifen konnte und es einfach nur noch vorbei ziehen ließ, ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Auf ihrer Stirn spürte sie eine kühlende Hand, durch die irgendetwas getan werden musste. Li'en fühlte sich als würden wohltuende Wellen durch ihren Körper wogen, die ihr in einer Art zu helfen schienen. Auf der einen Seite fühlte sie sich besser, auf der anderen Seite wurde sie nur noch müder, aber nicht schwächer. Eine leichte Panik wollte wieder in ihr hoch kommen, bis sie am Rande ihres Bewusstseins wahr nahm, dass Robin ihr eine Erklärung zu dem was er tat gab, die Li'en zwar nicht mehr verstand, die sie aber beruhigte. Friedlich glitt sie in eine Bewusstlosigkeit

Nachdem der Regen aufgehört hatte, kletterten Zo'or und Sandoval aus der Höhle hinaus. Wieder war es Sandoval, der die Führung übernahm. Schließlich hatte er die obere Kante erreicht und zog sich hinauf. Als er den Kopf aufrichtete konnte er vor sich einen Wald erkennen. Er lag auf einen schmalen Streifen wo keine Bäume wuchsen. Schnell stand er auf und drehte sich wieder den Abgrund zu. Von dort sah er, dass sie gar nicht so hoch waren. Er wunderte sich, warum er dafür so lange gebraucht hatte. Vor ihm kam Zo'or hochgeklettert. Sandoval streckte die Hand aus, um ihm zu helfen, aber wieder ignorierte Zo'or sie. Er seufzte. Zo'ors Mühen missachtend, zeigte er mit dem Finger in einer Richtung.
„Dort ungefähr müssen sie abgestürzt sein!”
Zo'or war nun ebenfalls oben angekommen und ging an Sandoval vorbei in die Richtung in die er gerade gezeigt hatte. Sandoval folgte ihm langsam. Er fand immer noch keine Erklärung warum sie abgestürzt waren und wo er sich befand. Nervös sah er sich um. Es war zu still. Sein Skrill leuchtete leicht auf. Falls irgendjemand angreifen sollte, würde er ihn sofort umbringen. Er spürte einen Stich im Nacken. Seine Hand schlug auf demselben, gleichzeitig drehte er sich um. Aber noch bevor er sich ganz umgedreht hatte, verschwamm bereits seine Sicht. Er spürte wie er das Gleichgewicht verlor. Mehr ahnend als sehend nahm er wahr, dass zwei Gestalten auf je einer Seite zu ihm traten und ihm am Arm hielten. Seine Knie gaben unter ihm nach, aber die beiden verhinderten dass er fiel. Verschwommen sah er vor sich Zo'or, von weißen Schemen umstellt. Menschen? Er hatte sie nicht kommen hören! Dann verlor er endgültig das Bewusstsein.


Sandoval erwachte in einen kleinen, weißen Raum mit einem kleinen Fenster. An einer Wand konnte er noch die Überreste von durchsichtigen, bunten Tüchern sehen. Sie waren heruntergerissen worden. Auf dem Boden lagen kleine Steinchen und Farbreste, die offenbar einmal weiß gewesen waren. Als er nach oben sah bemerkte er Risse und kleine Löcher im Dach. Die Farbe an den Wänden begann schon abzubröckeln. Auf dem Boden sah er die Überreste eines ehemals sicher schönen Mosaiks. Nun fehlten viele der Steine, der Boden war schmutzig und die Farben waren verblasst.
Die Tür war nur angelehnt, aber durch das kleine Fenster neben der Tür, konnte er sehen, dass offenbar zwei Menschen davor standen. Beide waren groß und schlank, der eine hatte weiße, der andere schwarze Haare. Sie standen mit dem Rücken zu ihm. Sandovals Handgelenke waren vor seinem Körper gefesselt worden. Er war alleine in dem Raum. Von Zo'or war keine Spur. Eine Weile saß er dort, vor sich hinbrütend. Er musste irgendwie dort wegkommen. Als sie ihn geholt hatten und auch nun, konnte er nicht erkennen welche Bewaffnung sie hatten. Es war ihm zu riskant.
Um die Mittagszeit kam jemand herein und brachte ihn ein Tablett. Die Fesseln wurden ihm nicht angenommen. Er versuchte mit ihm ein Gespräch zu beginnen, aber er bekam keine Antwort. Nach dem Essen hatte er versucht, auch mit verschiedenen Sprachen, mit seinen Bewachern zu reden. Aber entweder verstanden sie ihn nicht, oder sie wollten einfach nicht.

Zo'or ging es indessen besser als Sandoval. Die beiden Männer hatten ihn zu einer Stadt geführt, aber ihm nichts getan. Er wurde nicht gefesselt, oder bedroht. Man behandelte ihn fast ehrfürchtig, niemand hatte ihn bisher berührt.
Sie hatten ihn durch das Gewirr von Straßen geführt und bald hatte man ihn von Sandoval getrennt. Unwohl sah er sich um. Die Stadt sah verfallen aus und er wusste immer noch nicht, was das für Leute waren. Die Fragen die er gestellt hatte, wurden ihm nicht beantwortet. Schließlich wurde er in ein Haus geführt.
„Wir bitten sie hier zu bleiben.”
„Was sollte mich daran hindern zu gehen?”
Unsicher sahen sich die beiden Männer an.
„Draußen, vor der Stadt, wäre es zu gefährlich für sie. Sollten sie einen Wunsch haben, wird ihnen Ju'mal zu Diensten sein.”
Er zeigt auf den schwarz haarigen Mann neben sich. Dann verschwand er. Der Mann stellte sich neben der Tür auf und Zo'or trat ein.
Wie kamen diese Menschen nur auf die Idee sich einen taelon-ähnlichen Namen zu geben? Wo doch offensichtlich niemand wusste wer Sandoval war? Wieso sonst hätte man ihn so überwältigen sollen? Wie konnten diese Menschen es überhaupt wagen, ihn von seinen Beschützer zu trennen?
Er durchschritt langsam den Raum. Er war mit langen, durchsichtigen, blau, lila und pinkfarbenen Tüchern verhangen, die sich leicht im Wind bewegten und den Eindruck von Leben erzeugten. Auf dem Boden war ein schönes Mosaikmuster, dass erste Spuren von Verfall anzeigte. Als er aus eines der Fenster sah, konnte er nur die anderen Gebäude sehen. Sie waren heruntergekommener als sein eigenes. Angewidert wandte sich Zo'or ab. Diese Menschen waren noch unterentwickelter, als er sie schon kannte. Wo war hier die ganze Technologie? Wofür hatten sie denn den Menschen so viel Wissen gegeben? Dass sie in heruntergekommenen Häusern lebten, ohne Strom? Denn er sah nirgendwo eine Lampe oder ähnliches. Der Raum bestand nur aus einem Tisch und einem Stuhl. Nun, wenigstens hatte man ihn nicht in einen vollgestopften Raum gesteckt.
Eine Verbindungstür führte zu einem kleineren Raum. Dieser war kleiner als der vorherige. Verblüfft blieb Zo'or stehen. So etwas bei den Menschen zu finden... Wofür brauchten sie das? Nur die Taelons hatten dafür Verwendung! Hatte es am Anfang so ausgesehen, als hätten diese Menschen noch nie von den Taelons gehört und wären unterentwickelt, zeigte sich hier doch ein etwas anderes Bild. In der Mitte des Raumes stand eine Energiedusche. Sie sah nicht wirklich so aus, wie er sie kannte. In einer Art typisch menschlich. Unschlüssig ging er darauf zu. Es ging eindeutig Leben davon aus. Vorsichtig setzte er sich darauf und aktivierte die Energiedusche. Und er bekam tatsächlich Energie. Zufrieden blieb er liegen. Es sah nicht so aus, als ob diese Leute seine Feinde waren.

 

Ende von Kapitel 3

 

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