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  „Insel der Vergessenen” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   September 2007
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Absturz auf einer Insel.
Zeitpunkt:  dritte Staffel, Fortsetzung von „Li'en”
Charaktere:  Li'en, Renée, Liam, Zo'or, Da'an, Se'la, Sandoval
 

 

INSEL DER VERGESSENEN

Prolog

 

Interessiert betrachtete Li'en das Spielzeugshuttle, das vor ihr auf dem Tisch lag. Ihrer Meinung nach sollte es dazu noch ein Mutterschiff geben - aber eines, in welches das Shuttle auch hinein passte ... wäre ja sonst witzlos.
Ihr Global piepte. Sie brauchte eine Weile, um es zu finden, aber da das Geräusch anhielt, vermutete Li'en, dass es Liam war. Sie brauchte immer etwas länger, um ihre Sachen zu finden. Endlich hielt sie es aber doch in den Händen und klappte es auf. Es war tatsächlich Kincaid.
„Li'en! Du solltest dir angewöhnen, dein Zeug dorthin zu legen, wo du es auch unter Garantie wiederfindest!”
Li'en sah ihn trotzig an.
„Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist ja kaum älter als ich!”
Liam stutzte, verzichtete allerdings darauf, etwas zu erwidern.
„Du sollst auf das Mutterschiff kommen. Da'an hatte eine Besprechung, die länger dauerte, und ich musste auf ihn warten. Du sollst uns hier abholen!”
„OK. Ich komm’ rauf!”
Sie beendete das Gespräch. Nachdem ihre Identität aufgrund ihrer DNS noch einmal etwas verändert worden war, hatte Liam dafür gesorgt, dass Li'en Shuttle-Pilotin wurde. Es war offensichtlich, dass er ihr nicht ganz vertraute. Nur deswegen war sie Pilotin geworden. Es war schon aufgrund ihres Shaqaravas besser, wenn sie in seiner Nähe war.
„Er kann mich dann besser kontrollieren!” dachte sie abfällig. Li'en hätte nie gedacht, dass sie das je wieder zulassen würde, egal ob in so geringem Ausmaß wie durch Liam oder so wie bei den Taelons.
Li'en war nicht wirklich zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie hatte ihr zu viel mit Taelons zu tun.
Was sie aber viel mehr beschäftigte, war Liams Mißtrauen. Es betrübte sie. Auch wenn sie es ihm niemals sagen würde, kam er ihr doch manchmal wie ein Bruder vor.
Wenn sie anderen Menschen erzählte, wer sie war, würden diese dann auch mit Mißtrauen reagieren? Konnte sie es überhaupt jemand anderem erzählen, oder durfte sie nur Liam und Renée vertrauen?
Einmal mehr fühlte sie sich allein und wünschte, sie wäre mit ihrer Familie gestorben. Sie nahm sich vor, mit Kincaid zu sprechen.
Da'an machte sie nervös. Er sah sie immerzu forschend an, aber bis jetzt hatte er sie noch nicht angesprochen. Nun, es waren ja auch nur ein paar Wochen vergangen. Auch Se'la schwieg, sie hatte sie noch nicht verraten. Eigentlich sollte Li'en ihr dankbar sein, aber sie konnte es nicht. Es war ihr unangenehm, in Se'las Nähe zu sein, daher ging sie ihr so oft wie möglich aus dem Weg.

Sie unterbrach ihre Gedanken und zog ihren Mantel an. Sie war in letzter Zeit sehr aggressiv geworden, zu oft fühlte sie sich allein. Seit ihre Familie tot war, hatte sie keinen Sinn mehr, kein Ziel! Die Einzige, mit der sie in dieser Zeit gern zusammen war, war Renée. Sie war zwar sehr wütend auf Liam gewesen, als er sie ihr vorgestellt hatte und diese auch noch wußte, wer sie war. Jetzt musste sie zugeben, dass Renée ihr schon fast so etwas wie eine Freundin geworden war - obwohl sie nicht sicher war, das so bezeichnen zu dürfen; Rafaella hatte immer gesagt, die Entwicklung wirklicher Freundschaft brauche Zeit, manchmal viele Jahre.

Li'en wußte, dass sie Renée an diesen Tag wieder sehen würde, wie immer am Portal. Sie ging, seit sie Li'en kannte, immer von dort aus zur Arbeit, sie wohnte aber auch nicht weit entfernt. Da Li'en keine Ahnung vom Essen hatte, brachte ihr Renée oft etwas oder lud sie dazu ein.
Die Hybridin war aber immer noch nicht wirklich bereit, in den Widerstand einzutreten, wie es Renée für wünschenswert hielt. Sie gab nur ein paar Informationen von ihrer Arbeit weiter, die aber jeweils auch Liam hätte geben können. Sie bemühte sich nur wenig darum, an ihr eigenes Wissen heran zu kommen. Die von den Taelons gesetzten Blockaden waren nicht mehr vorhanden, aber sie hatte Angst. Deshalb ließ sie die selbsterschaffenen lieber oben. Li'en hatte enorme Panik davor, dass jemand sie zwingen könnte, diesen mentalen Schutz abzubauen. Aber die Gefahr bestand ja eigentlich nicht - niemand wußte, wer und was sie war!
Mit einem letzten bedauernden Blick auf das kleine Shuttle verließ sie ihre Wohnung und ging Richtung Portal. Li'en lächelte leicht. Vor dem Portal stand, wie meistens, Renée in einem Mantel. Manchmal glaubte sie, dass die Widerstandskämpferin dies nur tat, weil Liam sie darum gebeten hatte. Aber es gab ihr wenigstens das Gefühl, nicht immer allein zu sein.
„Guten Morgen, Li'en!”
„Morgen, Renée! Ich muss aufs Mutterschiff, Liam, Da'an und Se'la abholen!”
„Wie hat dir dein Essen geschmeckt?”
„Ich glaube, ich habe es zu lange stehen lassen! Es ist verwest!”
„Verwest?” Die Frau starrte sie verwirrt an.
Li'en nickte ernst.
„Es kommen Fliegen heraus. Liam hat gesagt, dann würde etwas verwesen. So wie Menschen und Tiere und andere Dinge. Ich muss jetzt los!”
Li'en betrat das Portal und verschwand. Renée stand immer noch an der gleichen Stelle. Sie nahm sich vor, Li'en den Unterschied zwischen Dingen und Lebewesen zu erklären - und ihr Bücher zu besorgen. Sie konnte ja schnell lesen und lernen.

Li'en hatte die Botschaft erreicht und ein Shuttle organisiert, mit dem sie jetzt Richtung Mutterschiff flog. Die Farben und Formen im Interdimensionsraum faszinierten sie nach wie vor, und es war schon oft vorgekommen, dass sie beinahe vergessen hätte, ihn rechtzeitig zu verlassen. So war es auch an diesen Tag. Knapp im richtigen Moment flog sie heraus, obwohl sie alles so gern noch stundenlang betrachtet hätte.
Liam wartete bereits auf sie. Geschickt landete sie das Shuttle, und Kincaid bewunderte wieder einmal ihre Lernfähigkeit. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie sich fast vollkommen den Menschen angepasst. Die Hybridin stieg aus.
„Wohin fliegen wir?”
„Ich habe keine Ahnung. Wie es aussieht, werden aber auch Zo'or und Sandoval mitkommen. Eine Freiwillige sitzt schon im Shuttle und wartet.”
„Ich bin mir sicher, es hat etwas damit zu tun, was diese Taelons belabert haben. Wegen der Mondbasis ...”, meinte Li'en und stopfte sich ein Karamelbonbon in den Mund, das sie aus einer der Taschen an ihrer Kleidung gefischt hatte.

Liam verwirrte immer noch ihre Ausdrucksweise. Manchmal benahm sie sich wie eine Erwachsene, sehr vernünftig. Aber im nächsten Moment verhielt sie sich völlig albern. Er wurde aus ihr nicht schlau. Ob sie den beschleunigten Wachstumsprozess nicht gut vertragen hatte? Er selbst benahm sich niemals so!
„Weißt du, warum man, wenn man im Flugzeug fliegt, Turnschuhe anziehen sollte?” Die Stimme der jungen Frau unterbrach seine Gedanken.
„Woher hast du denn diesen Unsinn, Li'en?”
„Soll ich es dir sagen?”
Liam zuckte mit den Schultern.
„Weil nach einem Absturz die Leichen immer in einer Turnhalle aufgebahrt werden - und dort steht immer: ‚Betreten nur in Turnschuhen’!”
„Heute fliegt so gut wie niemand mehr mit einem Flugzeug!”
Beleidigt drehte sich Li'en um und verschränkte die Arme.
„Man kann das natürlich auch auf ein Shuttle beziehen!”
Liam stöhnte, wurde aber einer Antwort enthoben, als sich Zo'or, Da'an, Se'la und Sandoval näherten.
Li'en stieg wieder in das Shuttle und startete es. Da'an und Se'la kamen direkt auf ihres zu, während Zo'or und Sandoval zu dem der Freiwilligen gingen, die es ebenfalls bereits gestartet hatte. Sie verließ das Mutterschiff, gefolgt von Li'en.
„Wohin fliegen wir, Da'an?”
„Folgen Sie einfach der Freiwilligen!”
Der Taelon war offensichtlich nicht bereit, sie über ihr Ziel zu informieren - oder kannte es selbst nicht.
Vor sich sah Rebekka das Shuttle im Interdimensionsraum schweben. Sie war enttäuscht, dass sie sich jetzt nicht die Farben anschauen konnte, da sie sich auf die Manöver der anderen Pilotin konzentrieren musste. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, einfach so lange zu fliegen, wie sie wollte und auf die Freiwillige gar nicht mehr zu achten. Sie grinste leicht, als sie sich vorstellte, was Liam dazu sagen würde.
Plötzlich gab es einen heftigen Ruck. Erst dachte die Hybridin, ihr sei durch ihre Unaufmerksamkeit ein Fehler unterlaufen, bemerkte aber rasch, dass die Pilotin vor ihr die gleichen Probleme hatte wie sie selbst.
‚Mist! Immer passiert so etwas mir!’
Sie fing hektisch an, zu versuchen, das Shuttle unter Kontrolle zu bringen. Es ließ sich immer schwieriger steuern, manchmal verschwand das virtuelle Glas vollkommen.
„Was ist los, Rebekka?”
„Abgesehen davon, dass ich in keiner Weise mehr navigieren kann, Da'an? Gar nichts!”
Da'an sah sie verwirrt an und Liam warf ihr einen warnenden Blick zu.
‚Ich weiß ich soll mich benehmen!’
Also setzte sie zu einer ausführlichen Erklärung an, kam aber nicht mehr dazu. Es gab einen lauten Knall. Dann sah sie, wie die Freiwillige vor ihr den Interdimensionsraum verließ.
„Ich verlasse den Interdimensionsraum ebenfalls”, gab sie an und flog hinter dem Shuttle her. Allerdings waren weder ihr eigenes noch das der anderen Pilotin dadurch besser unter Kontrolle zu bringen. Unter ihnen befand sich das Meer, darin eine kleine Insel. Sie schien bewohnt. Zu Da'an gewandt sagte Rebekka:
„Ich versuche dort unten eine Notlandung!”
Sie setzte zu einem möglichst flachen Landeanflug an, was durch die Tatsache, dass die Kontrollen immer wieder verschwanden, eine komplizierte Angelegenheit war. Als das Panel schließlich gar nicht mehr zu bedienen war, dachte sie nur: ‚Das sieht gar nicht gut aus! Gar nicht!’
Sie konnte den Absturz nicht länger aufhalten.
Das Shuttle ging steil nach unten.
Die hinteren Passagiere aktivierten bereits ihre Airbags. Rebekka versuchte noch einmal, das Shuttle etwas abzubremsen, dann nahm sie sie ihren ebenfalls in Funktion, kurz bevor sie aufschlugen.

Die andere Pilotin hatte mehr Probleme. Da sie früher aus dem Interdimensionsraum ausgetreten war, konnte sie die Insel nicht mehr rechtzeitig erreichen und schlug auf dem Wasser auf.
Noch während sie untergingen, fragte Sandoval sich, was für eine Insel das wohl war. Er kannte sie weder vom Sehen noch von einer Landkarte - und die Werte, die das Shuttle angegeben hatte, ergaben auch keinen Sinn.

 

Ende des Prologs

 

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