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  „Frieden wider Willen” von Se'la   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Mai 2004
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Jaridians greifen an, ein Fluchtversuch wird gestartet.
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Ka'la, Vera Cruz, Zo'or (aus 2 Dimensionen), Ha'gel, Darrel Shawn, Alexandra Hernderson
 

 

FRIEDEN WIDER WILLEN

Kapitel 6

 

Ka'la lag auf der Liege in ihrem Quartier. Das Licht war vollkommen gedämpft, nur die Sterne erhellten leicht den Raum.
Sie schloss die Augen und drehte sich zum hundertsten Mal um. Fühlten sich so Menschen, wenn sie schlaflos waren? Wieso war es manchmal nur so schwer, sich zu entspannen und sämtliche Gedanken aus seinen Gehirn zu verbannen?
Schließlich gab sie es auf, so etwas wie Ruhe finden zu wollen, erhob sich und ging zum Fenster. Sie ließ sich davor im Schneidersitz nieder und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen - oder wenigstens eine Reihenfolge. Die letzen Ereignisse beschäftigten sie zu sehr. Vor kurzem waren Da'an und Boone verschwunden, sie wollten nun da bleiben und nach ihnen suchen. Frühestens in zwölf Stunden würden sie weiter fliegen. Das hatten sie aber eigentlich nur Zo'or zu verdanken. Dieser hatte sich so große Sorgen gemacht, dass er darauf bestanden hatte, dass Shuttles nach Da'an und Boone suchen sollten. Einige sollten gesehen haben, wie deren Shuttle in einem weißen Spalt verschwunden war, aber laut den Aussagen des diensthabenden Personals hatten die Computer keine Anomalien angezeigt.
Sie selbst war die meiste Zeit bei Vera gewesen. Diese hatte sich allerdings inzwischen schlafen gelegt.
Für Ka'la war es noch nicht Zeit, sich zu regenerieren, aber wenn alle schliefen, die sie kannte, oder unter der Energiedusche lagen, wurde es ihr schnell langweilig. So hatte sie sich entschlossen, sich etwas auszuruhen.
Sie dachte ein wenig über Vera nach. Sie war schnell aufgetaut, sobald sie länger mit ihr geredet hatte. Eigentlich hatten sie nur wenig Gemeinsamkeiten. Vera war eher zurückhaltend und überlegend. Ihrer Meinung nach war sie viel durchsetzungsfähiger als diese und auch spontaner. Ka'la hatte sich sehr gewundert, dass Menschen offensichtlich verschiedene Seiten hatten. Sie müsste wohl doch noch einiges über diese Spezies lernen. Sie war die ganze Zeit nur bei Se'la und anderen Taelons gewesen, den Kontakt mit anderen Menschen hatte Se'la nicht gern gesehen. Sie glaubte, wenn sie sich mit Leuten in ihrem körperlichen Alter träfe, würde sie sich nicht so schnell entwickeln, wie es geplant war.
Nur Liam verstand sie, weshalb sie sich jetzt auch nach seinem Tod so einsam fühlte. Niemand sonst konnte sie verstehen, weder die Menschen noch die Taelons. Und Ha'gel erst recht nicht. Mit ihm könnte sie sich eigentlich die ganze Zeit streiten, obwohl es durchaus Momente gab, in denen beide friedlich waren. Warum musste der Kimera sie denn auch immer ärgern?
Ka'la seufzte und betrachtete weiter die Sterne. Traurig ließ sie ihre Energielinien leicht blau aufleuchten.
‚Se'la?’
Sie bekam keine Antwort, die Entfernung war schon zu groß. Hätte sie zugelassen, dass man sie in das Gemeinwesen integrierte, könnte sie Se'la und auch andere Taelons leicht erreichen. Sie konnte nur Se'las tröstende Präsenz spüren.
Sie erhob sich und fing an, unruhig hin und her zu laufen. Sie spürte, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. Sie richtete immer wieder ihren Blick zum Fenster und den Sternen, als hoffte sie, dort etwas zu finden.
Ein Rucken ließ sie zur Seite taumeln und stürzen.
Verwirrt richtete sie sich vom Boden auf und ging schließlich zur Tür. Sie wollte nachsehen, was denn nun schon wieder los war. Waren die Schilde defekt und sie waren in einen Meteoritenhagel geraten?
Die Tür öffnete sich und Vera fiel ihr fast in die Arme.
„Was ist los?”
„Hast du eigentlich immer deinen Datenstrom aus? Wir werden angegriffen!”


Zo'or lag entspannt auf seinem Stuhl. Endlich gab auch ER einmal Ruhe, ER schien offensichtlich ebenfalls erschöpft. Er schaltete die Energiedusche ein und nahm gierig auf, was sie auf ihn herab fluten ließ. Es tat immer noch gut, einfach nur dort zu liegen und loszulassen, trotz der ganzen Sorgen, die er in diesem Moment hatte, woran ER nicht ganz unschuldig war. Ein Rucken riss ihn aus dieser Idylle und drückte ihn gegen seinen Stuhl. Erschrocken hielt er sich an den Lehnen fest und spürte auch sofort SEINEN Spott. Nur konnte auch ER seine Beunruhigung nicht ganz verbergen.
‚Was ist los?’, kam sofort die herrische Frage von IHM.
‚Ich bin keiner deiner Freiwilligen oder willenlosen Implantanten! Ich verbiete dir, in diesem Ton mit mir zu sprechen!’
‚Ich stehe höher als du! In meiner Welt bin ich der Synodenführer! Und was bist du hier schon?’
Bevor Zo'or antworten konnte, schaltete sich der Datenstrom ein. Der Taelon deaktivierte die Energiedusche und konzentrierte sich auf den Aufruf des Kapitäns.
Dessen Stimme klang gehetzt, obwohl er offensichtlich versuchte, die Ruhe zu bewahren.
„Wir werden angegriffen. Alle Sicherheitsleute begeben sich zu den ihnen zugewiesenen Personen und fliehen mit ihnen mit Hilfe der Shuttles. Die Besatzung verlässt das Schiff über die Rettungskapseln. Ich wiederhole...”
Zo'or ließ den Datenstrom verschwinden.
‚Sagte ich dir nicht, dass es sinnlos ist, mit den Jaridians Frieden schließen zu wollen?’
‚Dieser Angriff muss noch nichts bedeuten!’
‚Die Geschichte mit dem Widerstand war nur eine Falle! Wahrscheinlich wußte Da'an sogar davon! Oder hast du eine bessere Idee, warum er in einem so günstigen Augenblick verschwunden ist?’
‚Zo'or! Es reicht!’
ER schwieg erschrocken. Bis zu diesem Augenblick hatte ER ihn noch nie so wütend erlebt. Nun, vielleicht konnte ER Zo'or ja doch noch nach SEINEN Vorstellungen formen...
‚Das ist genauso aussichtslos, wie dich zur Vernunft zu bringen!’
Zum ersten Mal war selbst ER einmal belustigt. Vielleicht könnte ER sich doch mit ihm verstehen! Zugeben würde ER dies selbstverständlich niemals! Gerade eben bekam ER noch den Gedanken ‚Ob wir so noch die Mission weiterführen können?’ Zo'ors mit.
‚Hast du mir nicht zugehört? Es gibt wahrscheinlich noch nicht einmal einen Widerstand!’
‚Und das schließt du aus dem Angriff?’
‚Wir können hier noch heraus kommen, ohne Schaden zu nehmen...’
ER hatte bereits die Kontrolle über Zo'ors Körper übernommen und ging aus dem Zimmer.
‚Wir sollten auf Alexandra warten!’
‚Sie ist nur ein menschlicher Beschützer und noch nicht einmal implantiert! Wenn wir auf sie warten, verlassen wir das Schiff zu spät!’
ER wurde unsicher, wusste nicht wie lange ER seinen Körper noch kontrollieren konnte, also beeilte ER sich, so schnell wie möglich den Shuttlehangar zu erreichen.
‚Möchtest du ohne Beschützerin gehen?’
‚Sie ist nicht mehr als eine Freiwillige!’
Zo'or war stehen geblieben.
„Ist es Zo'or?”
Zo'or leuchtete vor Schreck weiß auf, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
„Es tut mir Leid!”
Leicht gereizt drehte ER sich um und sah sich Ha'gel gegenüber. Sofort übernahm Zo'or wieder und ER fluchte daraufhin leise vor sich hin.
„Wir sollten zum Shuttle gehen!”
Ha'gel verstand und beide machten sich auf den Weg dorthin.
Ein junger Mann kam ihnen entgegen. Er war etwa einen Kopf kleiner als der Taelon, hatte kurzes braunes Haar und dunkle, fast schwarze Augen. Er war schlank und trug die Uniform der Sicherheit.
Vor Ha'gel blieb er stehen. „Ich nehme an, Sie sind Ha'gel?”
Der Angesprochene nickte.
„Ich bin Darrel Shawn, Ihr Beschützer.”
Aus irgendeinen Grund ging Darrel nicht mit ihnen sofort los in Richtung Hangar. ER konnte SICH nun nicht mehr länger zurückhalten. Mit Schrecken registrierte Zo'or, dass ER ihm die Kontrolle in einem unachtsamen Moment wieder entwunden hatte.
„Vielleicht haben Sie unfähiger Freiwilliger noch nicht gemerkt, dass wir angegriffen werden! Erfüllen Sie Ihre Pflicht und bringen Sie uns in Sicherheit!”
Fast geschockt blickte der Angesprochene in Zo'ors funkelnde blaue Augen. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um sich auf den Weg zu machen. Ha'gel sah den Taelon bedeutungsvoll an, sagte aber nichts.
‚Zo'or!’, drohte Zo'or.
‚Ich habe mir sehr viel Mühe mit ihm gegeben, das solltest du mir wenigstens anrechnen! Mein Tonfall war selbst für ihn verständlich!’
Zo'or seufzte nur ergeben und übernahm wieder die Kontrolle.

Immer noch etwas verwirrt sah Ka'la Vera an.
„Warum stehen wir dann noch hier?”, fragte sie schließlich.
„Weil du so lange brauchst, um dich zu sammeln!”
Etwas verdutzt sah Ka'la sie an. Noch vor Stunden war sie ganz anders gewesen!
Vera seufzte, nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. Bald lief die Hybridin von allein mit.
‚Ich glaube nicht, dass ich bei T'than gut aufgehoben wäre!’
Hatte Vera nicht eine Ausbildung für solche Situationen? War dieser Wesenszug bei Menschen normal, dass sie sich erst so und später ganz anders verhielten? Irgend etwas in ihr sagte ihr, dass das wohl so sein müsste. Wahrscheinlich war sie selbst manchmal so.

Sie waren fast bei den Shuttles angekommen. Nur noch den Gang mussten sie entlang gehen. Plötzlich hörten sie hinter sich Schritte. Alarmiert drehten sich beide um, sahen sich aber nur Zo'or, Ha'gel und Darrel gegenüber. Vera fiel sofort auf, dass jemand fehlte.
„ Wo ist Alexandra?”
„Keine Ahnung”, antwortete Darrel mit einem Schulterzucken.
Sich irgendwie ignoriert fühlend, schaltete Ka'la sich ein.
„Sind die Jaridians schon auf dem Schiff?”
Darrel schaute sie etwas verwirrt an. „Warum sollten sie hierher kommen? Nur wegen des Interdimensionsantriebs?”
Ka'la seufzte. Dieser Mann hatte offenbar rein gar nichts begriffen!
„Vergiss es!”, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
„Nach meinen Informationen ist erst vor kurzem ein Trupp Jaridians auf dem Schiff angekommen, und - wie du vielleicht bemerkt hast - sie beschießen uns nicht mehr, was nur bedeuten kann, dass sie uns mit einer Art Traktorstrahl in Schlepp genommen haben. Wir sollten demnach so schnell wie möglich hier verschwinden!” Das war der Kimera.
Ka'la sah Ha'gel pikiert an. „Dich habe ich nicht gefragt!”, sagte sie so arrogant wie nur möglich. Sie wandte sich um, um voraus zu gehen.
Immer mehr Leute überholten sie, hauptsächlich Piloten. Darrel und Vera sprachen sich ab, wie sie zu reagieren hätten, wenn nun plötzlich ein Trupp Jaridians auf sie zukäme.
Dann hörten sie hinter sich Schüsse.
„Runter!”, schrie Vera und stieß Ka'la und Zo'or zu Boden. Darrel sorgte dafür, dass Ha'gel in Deckung ging. Die Schüsse verfehlten sie nur knapp und trafen die Wand. Um die Biegung konnten sie bereits sehen, wie sich mehrere Jaridians näherten.
Sie würden den Taelon, den Kimera und die Hybridin nicht umbringen.
Was aber nicht hieß, dass sie diese nicht verletzen durften.
Darrel und Vera sprangen auf und schossen um die Ecke auf die Gegner, die zurück feuerten, hauptsächlich mit ihrem Shaqarava, obwohl sie auch Waffen einsetzten. Sie zogen sich ein wenig zurück, es war aber offensichtlich, dass sie warten wollten, bis den beiden Menschen die Munition ausging, um dann anzugreifen.
Vera drehte sich um und sagte: „Sie gehen durch diesen Gang weiter zu den Shuttles. Wir halten sie auf, solange wir können!”
Ka'la stand wankend auf. Dadurch, dass die Beschützerin sie gestoßen hatte, war sie mit dem Kopf gegen die Wand gefallen. Eine Weile stand sie unsicher, dann fasste sie sich. Sie sah Vera an. Diese saß mit dem Rücken zu ihr. Ha'gel nahm sie bei der Hand und wollte sie hinter sich herziehen. Ka'la machte sich frei, wütend.
„Wir sollten endlich los!”
„Ich kann mich selbst verteidigen!”
„Ich auch - und dennoch sehe ich zu, daß ich hier weg komme!”
Trotzig schaute Ka'la ihn an.
Er blickte wortlos zurück.
Ihr wurde es unangenehm, dennoch hielt sie weiterhin seinem Blick stand.
So schnell war sie nicht bereit, aufzugeben.
Es war wie ein stummes Kräftemessen, was da zwischen ihnen ablief - das Ka'la schließlich verlor.
Sie senkte die Augen und der Kimera zog sie grob mit sich.
‚Na endlich! Wir können weitergehen! Warum haben wir sie nicht stehen lassen?’
‚Sie ist Se'las Tochter!’
‚Ich weiß!’
ER fing bereits an, sich neue Gedanken über Ka'la und Ha'gel zu machen, fast vergaß ER die Situation, in der sich ER und Zo'or befanden.
‚Du wirst sie nicht mitnehmen - wohin auch immer!’
Wütend fuhr ER Zo'or an. ‚Du hast kein Recht, in meinen Gedanken herumzustöbern!’
‚Du bist ich!’
‚Das gibt dir nicht die Erlaubnis dazu!’
‚So wenig wie dir, meinen Körper ohne Erlaubnis zu kontrollieren!’
‚Ohne mich wärst du schon längst tot!’
‚Dein Weg ist falsch!’
‚Wir haben den Hangar erreicht’, ließ ER arrogant verlauten.
Zo'or beschloss, wieder einmal diesen Streit auf ein anderes Mal zu verschieben. Nur wußte er, dass er sich bald durchsetzen musste, wenn er dafür nicht zu schwach sein wollte. Er würde IHN dann nicht mehr kontrollieren können. Seine Hoffnung war, dass Ha'gel ihm helfen würde, sollte dieser Fall jemals eintreten.

„Kannst du es denn überhaupt fliegen?” Dem Kimera war deutlich anzumerken, dass seine Geduld fast verbraucht war.
„Ich bin eine Hybridin, Ha'gel! Das scheinst du sehr oft zu vergessen!”, erwiderte Ka'la sehr gereizt und stieg in das Shuttle. Ha'gel und Zo'or setzen sich hinter sie.
„Vielleicht sollten wir noch auf Vera und Darrel warten...”, sagte sie leise, eigentlich mehr zu sich selbst. Sie wußte die Antwort schon, hoffte aber dennoch, jemand wäre nur dieses eine Mal der gleichen Meinung wie sie selbst. Sie konnten die beiden doch nicht wirklich dort allein lassen! Wie konnte man nur so selbstsüchtig sein! Hätten sich die beiden hinter ihr ebenfalls mit ihren Beschützern angefreundet, würden sie nicht so gelassen dort sitzen und nur daran denken, wie sie so schnell wie möglich hier fort kämen.
Die Antwort kam genauso, wie sie es erwartet hatte.
„Wir sollten fliegen, Ka'la! Wenn sie die Jaridians nicht aufhalten konnten, werden diese bald hier eintreffen.”
Sie blickte noch einmal in den Gang, aus dem sie gekommen waren. Ihr mißfiel es, Vera zurückzulassen. Es kam ihr wie Verrat vor. Gleichzeitig sah sie aber auch ein, dass sie die beiden wegbringen musste. Noch mehr Tote, als es wahrscheinlich sowieso schon gab, waren nicht nötig.
Als sie sich noch ein letztes Mal in dem Hangar umsah, entdeckte sie eine Gestalt, die aus einen der Nebengänge genau auf sie zukam.
„Das ist meine Beschützerin, Alexandra,” ließ der Taelon die anderen wissen.
‚Na, wenigstens hat er schon mit ihr Bekanntschaft gemacht’, dachte die Hybridin bitter.
Sie startete das Shuttle.
Einen Moment lang war sie versucht, einfach los zu fliegen.
Diese Alexandra hatte doch sicherlich ebenfalls eine Pilotenausbildung...
Aber Alexandra saß bereits hinter ihr, so dass ihr Streit darum erspart blieb.
Ka'la verließ das Schiff.
ER fragte sich unterdessen, warum es für sie so leicht gewesen war, zu entkommen - und warum Alexandra einfach vollkommen unbehelligt hatte auf sie zu spazieren können.

‚Auf Alexandra konnten sie warten, aber nicht auf Vera!’
Ka'la mochte Alexandra nicht. Sie schien ihr nicht ganz ehrlich zu sein.
Sie blickte noch einmal zurück. Dort irgendwo war ihre Beschützerin - entweder gefangen oder bereits tot.
Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sie.
Schon wieder jemanden verloren, den sie gemocht hatte. Als wenn Liam nicht schon genug gewesen wäre!

„Also, ich denke, wir sollten in diesen Asteroidengürtel hinein fliegen. Dort ist es unwahrscheinlich, dass sie uns finden. Sie werden denken, wir würden so schnell wie möglich fliehen!”
Alexandra sagte dies in einem arroganten, besserwisserischen Tonfall, wobei sie mit dem Finger geradeaus zeigte. Ka'la nahm sich mit aller Mühe zusammen.
„Alexandra! Ich...”
„Oh, du musst mich doch nicht Alexandra nennen! Du kannst ruhig Alexa zu mir sagen!”, unterbrach diese Ka'la mit einem falschen Lächeln.
„Alexandra”, fing sie an, wobei sie besondere Betonung auf Alexandra legte. „Ich weiß sehr gut selbst, wie ich mich zu verhalten habe! Deinen Rat brauche ich nicht!”
Alexas Lächeln verschwand sofort.
„Das hat man ja vorhin bei der Flucht gesehen!”
Die Hybridin hielt kurz inne, dann bediente sie aber weiter die Kontrollen des Shuttles. Woher wußte die andere davon, wie sie sich bei Vera verhalten hatte? Sie war doch gar nicht dabei gewesen!
Sie entschied sich, fürs Erste zu schweigen, nahm sich aber vor, besonders auf Zo'ors Protektorin zu achten.
Nach dieser kurzen Unterhaltung herrschte gespannte Stimmung im Shuttle.

Nachdem Ka'la alle Systeme abgeschaltet hatte, drehte sie sich um.
Sie musste irgendwie ihre Wut loswerden. Mit Alexa hatte sie keine Lust mehr zu reden.
„Und was nun, Ha'gel?”
Ihre Stimme klang spöttisch. Immerhin war es ja auch seine Idee gewesen, einfach ohne vernünftige Begleitung - Alexa zählte nicht - zu fliehen.
„Wir warten, bis die Schiffe weg sind, und fliegen dann zurück zur Erde.”
„Eine wunderbare Idee!”, murmelte Ka'la und drehte sich wieder um. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf ihren Sitz.
„Wir können jetzt nicht zurückfliegen! Dies ist die letzte Mission, die es geben wird!” Das war Zo'or.
Ka'la reagierte gereizt.
„Wir haben kein Schiff mehr und somit keine andere Wahl! Zudem - wie lange, denkst du, kannst du ohne Energiedusche auskommen?”
Zo'or seufzte.
„Ich denke, du hast Recht. Ich hatte nur gehofft, endlich Frieden zu bekommen...”
Im Hintergrund seines Geistes spürte er SEINE Schadenfreude. Ka'la seufzte.
„Tut mir leid.”
Von Alexandra kam nur ein abfälliges Schnauben.
„Was hast du denn jetzt schon wieder?”
Alexandra wollte gerade auf Ka'las Frage antworten, da mischte sich Ha'gel ein.
„Es reicht, Ka'la!”
Er sprach in seiner üblichen ‚Vaterstimme’, was Ka'la von einem Widerspruch abhielt. Sie durfte nicht vergessen, dass Se'la die Verantwortung für sie, auch, was erzieherische Maßnahmen anging, Ha'gel übertragen hatte. Und sie konnte sich noch gut daran erinnern, was das letzte Mal in einem solchen Fall geschehen war, als sie und auch Liam sich geweigert hatten.
„Die Schiffe entfernen sich. Am besten warten wir hier und dann fliegen wir weiter!” sagte sie zur Ablenkung.
Ha'gel lehnte sich zufrieden zurück.

Ka'la war schon nach kurzer Zeit eingeschlafen, ebenso Alexandra. Zo'or, ER und Ha'gel befassten sich mit anderen Problemen. ER war eine Weile lang still gewesen, bis IHM plötzlich - SEINER Meinung nach - ein einleuchtender Grund für Da'ans Verschwinden einfiel.
'Er ist geflohen!’
'Wer?’ Zo'or hatte schon eine ganze Weile nicht mehr auf IHN geachtet.
ER stöhnte auf.
'Da'an! ER ist der Verräter! Er hat von den Angriff gewusst und ist dann schnell abgehauen!’
Eigentlich hatte Zo'or sich vorgenommen, IHN zukünftig zu ignorieren. Trotzdem ließ er sich immer wieder von ihm provozieren.
So viel Ignoranz und Arroganz hatte er noch nie erlebt! Sie passten einfach nicht zusammen, obwohl sie sich in einer Art ähnlich waren.
Ha'gel machte sich währenddessen Sorgen um Ka'la. Sie war schon immer eine schwierige Persönlichkeit gewesen, aber seit Liams Tod war sie einfach unausstehlich.
Hatte ihr kaum ertragbares Benehmen damit zu tun, oder lag es vor allem daran, dass sie an dieser Mission gegen ihren Willen teilnahm und er auch noch ihr Erziehungsberechtigter war?
Als er an Ka'la vorbei schaute, bemerkte er, dass auf dem Schirm ein jaridianisches Schiff angezeigt wurde, das sich ihnen näherte.
„Ka'la!”
Zo'or sah Ha'gel verwirrt an. Dieser zeigte nur auf den Monitor.
Die Hybridin hingegen antwortete überhaupt nicht, sondern schlief ruhig weiter.
Alexa reagierte, indem sie sich müde die Augen rieb.
„Was ist los, Ha'gel?”
„Jaridians!”
Der Kimera verlor die Geduld.
'Ka'la!!’
Erschrocken fuhr diese hoch und wandte sich ihm wütend zu.
„Wie kannst du es wagen...?”
„Ich habe gar nichts getan!”
„Dich meine ich nicht, Alexandra!”
„Ein gegnerisches Schiff nähert sich!”
Ka'la drehte sich um.
„Stimmt... Und was soll ich nun tun?”
Sie war eindeutig verunsichert. Wenn es sie doch noch nicht entdeckt hatte, warum dann so ein Theater?
„Vielleicht hättest du lieber mich das Shuttle fliegen lassen sollen! Ich habe eindeutig mehr Erfahrungen als du in solchen Situationen!” Jetzt klang auch Zo'ors Beschützerin verärgert.
Ka'la schwor sich, Alexandra irgendwann einmal umzubringen!
„Arrogante... Ach, vergiss' es!” rief sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
„Sie haben uns entdeckt. Ich fliege raus und versuche wegzukommen!”
Die Hybridin setzte sämtliche Systeme wieder in Funktion und verließ den Gürtel. Aber das Schiff war schnell hinter ihnen und aktivierte seinen Traktorstrahl.
Zo'or leuchtete erschrocken auf.
Ka'la versuchte, das Shuttle aus dem Sog, in den es geriet, zu befreien. Wie wild fuchtelte sie mit den Armen herum.
Vergebens.
Alexandra zog bereits ihre Waffe und machte sich bereit. Ha'gel blieb ruhig.
Ein helles Licht blendete sie alle, dann wurde es schwarz um sie.

 

Ende von Kapitel 6

 

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