Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Von Taelons und dem Fest der Liebe” von Scheiana   (Emailadresse siehe Autorenseite),   geschrieben im November 2004
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Kurz vor Heiligabend sorgen geheimnisvolle Geschenke auf dem Mutterschiff und den Taelonbotschaften für Chaos.
Zeitpunkt:  Mitte der dritten Staffel
Charaktere:  Zo'or, Tru'mel, T'than, Da'an, Liam, diverse andere Taelons und Freiwillige
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2004 geschrieben.
 

 

VON TAELONS UND DEM FEST DER LIEBE

 

Abend zum dritten Advent:

Eine kleine vermummte Gestalt schleicht durch die Gänge des Mutterschiffes. Zielstrebig huscht sie durch nur wenig genutzte Gänge, um zum Quartier des Synodenführers zu gelangen. Immer wieder drückt sie sich in dunkle Ecken und weicht in Seitengänge aus, um mögliche Zusammenstöße mit wem auch immer zu vermeiden. Über eine Schulter trägt die aufmerksam umherblickende Gestalt einen Sack, der fast leer zu sein scheint. Doch eine fast schon winzige Ausbeulung deutet darauf hin, dass der Sack eben doch nur fast leer ist. Vor dem Quartier des Synodenführers verharrt die kleine Gestalt. Es ist verschlossen, was jedoch kein Hindernis darzustellen scheint. Denn schon nach kurzer Zeit ist der Zugang offen und die vermummte Gestalt schleicht lautlos durch das verdunkelte Quartier, das nur durch den bläulichen Schimmer der Energiedusche sacht erhellt wird. Behutsam tritt die Gestalt zu dem Schlafenden und holt ein kleines liebevoll verpacktes Geschenk aus dem Sack hervor, um es sacht in die offene Hand des Synodenführers plumpsen zu lassen. Dieser grummelt einige unverständliche Worte, schließt die Hand um das kleine Paketchen und schläft weiter. Erleichtert verlässt die vermummte Gestalt das Quartier und macht sich vorsichtig auf zum nächsten Portal und verschwindet ungesehen und unbemerkt.

 
* * *
 

Der dritte Advent:

Sacht verebbte der stete Strom der Energiedusche und Zo'or setzte sich auf. Erst nach wenigen Sekundenbruchteilen bemerkte er den kleinen Gegenstand in seiner Hand und sah verwirrt auf das kleine liebevoll verschnürte Päckchen herab.
Was hatte das zu bedeuten?

Rasch stand er auf und trat an die Konsole nahe dem Eingang zu seinem Quartier heran. Mit einem energischen Wink seiner linken Hand aktivierte er den Bildschirm und forderte das Mutterschiff auf, ihm anzuzeigen wer in den letzten Stunden alles sein Quartier betreten hatte oder ihm auch nur nahe gekommen war. Das kleine Päckchen ruhte weiterhin in seiner Rechten, während er auf das Ergebnis seiner Nachfrage wartete, welche nur wenig später auf dem Bildschirm erschien. Ungläubig starrte er auf die knappe Angabe, die auf dem Bildschirm erschienen war. Laut den Daten, die er da sah, war nach ihm niemand mehr in seinem Quartier gewesen oder auch nur in die Nähe dessen gekommen. Doch wie war dann das Päckchen hier hereingekommen? Nun verwirrt und auch ernstlich besorgt begann er nachzuforschen, ob eventuell eine Manipulation oder Verfälschung der Daten vorlag, Doch es war nichts zu finden, das darauf hinwies, dass sich jemand an den Scannern, der Überwachung oder sonst woran zu schaffen gemacht hatte.

Nun nachdenklich ging Zo'or zurück zu seinem Stuhl und ließ sich erneut darauf nieder und blickte auf das kunstvoll verschnürte Päckchen herab. Wie war es in sein Quartier gekommen und vor allem vom wem könnte es sein? Da'an? Nun, er setzte sich recht intensiv mit den Menschen und ihren Bräuchen auseinander. Zur Zeit herrschte recht viel Trubel auf der Erde und auch die Freiwilligen ließen sich von dieser ‚Vorweihnachtszeit', wie es die Menschen nannten, immer öfter ablenken und mussten häufiger als sonst auf ihre Pflichten hingewiesen werden. Hatte sein Elter beschlossen sich von diesem Unsinn anstecken zu lassen? Nun, wundern würde es ihn nicht, nur...

Nein, Da'an konnte es nicht gewesen sein. Schließlich hatte er ihn gestern Morgen erst eigenhändig zu einem ihrer Außenposten geschickt, um dort einige wichtige Verhandlungen zu führen. Nur wer kam sonst noch infrage? T'than, der zur Zeit Da'ans Pflichten als Botschafter wahrnahm, gewiss nicht. Dieser hätte wohl eher seinen Kopf in einen Photonenbeschleuniger gesteckt, als ihm etwas zu schenken. Nachdenklich sah er weiter auf das Päckchen. Vielleicht sollte er es öffnen. Wer weiß, vielleicht bot der Inhalt des Päckchens Aufschlüsse über den, der es gebracht hatte? Doch bevor er es öffnete, musste er sichergehen, dass in dem Packet nicht vielleicht etwas steckte, das ihm schaden könnte.

Behutsam legte er das Objekt also auf dem Boden ab und ging dann erneut zur Konsole, wo er die Sensoren des Mutterschiffes anwies, das kleine Päckchen zu scannen. Nichts! Zumindest nichts, das vermuten ließ, dass der Inhalt gefährlich sein könnte. Ruhig ging er zurück zum abgelegtem Packet und nahm es wieder an sich. Dann nach kurzem Zögern begann er behutsam damit die kunstvoll gebundene Schleife und dann das Geschenkpapier zu entfernen. Zum Vorschein kam ein kleines Kästchen, blau mit goldener Verzierung. Langsam, fast wie in Zeitlupe griff seine freie Hand nach dem Deckel und hob ihn. Zum Vorschein kam etwas, das einem durchsichtig, leicht milchigen Kristall glich, welcher an einer Kordel befestigt war.

Immer noch irritiert, nun aber auch neugierig nahm er den Anhänger aus dem Kästchen und betrachtete eine Weile wie sich der Kristall an der Kordel drehte und das Licht im Zimmer auf eigenartige Weise darin schimmerte. Dann fiel ihm auf, dass im Kästchen noch etwas lag. Ein ordentlich gefalteter Zettel. Nachdenklich ließ er sich wieder auf seinem Stuhl nieder legte Anhänger und Kästchen in seinem Schoss ab und nahm den Zettel aus der Schachtel. Behutsam entfaltete er ihn und starrte verwirrt auf das, was darauf geschrieben stand.

Ein kleiner Teil in dir, der fehlt,
Dort ist nur Leere, die dich quält.
Dies winzig Ding hier dir geschenkt,
Von nun an deine Schritte lenkt.
Zu finden, was die Leere füllt,
Und dich in neue Hoffnung hüllt.
Das Licht im Stein weist dir den Weg,
Wenn du von nun ihn bei dir trägst.

Mit weit aufgerissenen Augen sah Zo'or weiter auf den Zettel. Was sollte das? War das ein schlechter Scherz, den sich jemand mit ihm erlaubte? Nun, wenn er den Verantwortlichen erwischte, würde dieser schnell merken, dass sein Humor sich in Grenzen hielt. Verärgert stand er auf und verstaute Kästchen, Zettel und Anhänger in einem Fach in der Wand seines Quartiers. Anschließend machte er sich auf zur Brücke, wo einige Arbeit auf ihn wartete. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Freiwilligen, die zurechtgewissen werden mussten.

 
* * *
 

Auf der Brücke:

Auf der Brücke angekommen, hatte Zo'or zuerst einige barsche Anweisungen erteilt, um die Freiwilligen ein wenig auf Trapp zu bringen. Anschließend hatte er seinen Beschützer mit den heutigen Aufgaben betraut. Nun studierte er einige Datenströme, wobei er jedoch das Geschehen auf der Brücke wachsam im Auge behielt. Dabei hatte er teils verärgert, teils überrascht festgestellt, dass er anscheinend nicht der Einzige war, dem man einen Anhänger geschenkt hatte. Einige Freiwillige, um ihn herum trugen einen eben solchen um den Hals und auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, so vermutete er doch, dass noch wesentlich mehr Freiwillige einen solchen Anhänger unter ihrer Kleidung verbargen.

Was hatte das zu bedeuten? Trieb hier etwa jemand seine Scherze mit der kompletten Besatzung oder war das nur irgendein neumodischer Weihnachtsquatsch? Nun, wie auch immer, er beschloss es zu ignorieren. Wer auch immer diese Dinger in Umlauf gebracht hatte, Zo'or wollte ihm nicht die Genugtuung gönnen, zu sehen, dass er Interesse an diesen eigentümlichen Anhängern zeigte. So gering dieses auch sein mochte. Entschlossen widmete er sich wieder seiner Arbeit und schaffte es, die Anhänger, die anscheinend auf dem ganzen Schiff aufzutauchen schienen, zu ignorieren.

 
* * *
 

Montag:

Verdrießlich hockte Zo'or auf seinem thronartigen Stuhl auf der Brücke, bedachte die Freiwilligen um sich herum mit Blicken, die ganze Städte hätten entvölkern können und schmollte innerlich. Erst hatte er noch nicht einmal gewusst warum, doch je mehr Aufmerksamkeit er seiner Umgebung schenkte, umso mehr fiel ihm auf, dass die Anzahl der Anhänger sich verdoppelt zu haben schien. Fast war es so, als hätte jeder Freiwillige an Bord einen und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hatte er feststellen müssen, das sogar einige wenige Taelons mit diesen unsinnigen Dingern durch die Gegend liefen. Auch wenn manche, so wie Mit'gai, sie unter Kitteln zu verbergen versuchten. Jene jedoch, die nicht wissenschaftlich oder wie Mit'gai als Heiler tätig waren, trugen sie offen bei sich, auch wenn sie bestrebt zu sein schienen, dies zu verbergen.

Was jedoch das mit Abstand Allerschlimmste war, war die Tatsache das die Freiwilligen offenbar schon kein anderes Gesprächsthema mehr kannten. Sogar die seinen, zumindest jene, welche diese dummen Dinger trugen, schienen zaghaft Konversation in diese Richtung zu betreiben. Verärgert erhob sich Zo'or und beschloss, eine kleine Inspektionsrunde zu machen. Da er anscheinend hier der einzige Vernünftige war, so war es wohl an ihm dafür zu sorgen, dass wenigstens ein Minimum an Eifer aufrechterhalten wurde und nicht in unsinnige Gespräche investiert wurde. Ruhig schritt er auf den nächsten Korridor zu und sah einen Freiwilligen, der ihm mit einer Kiste auf den Arm entgegenkam.

Erst sah Zo'or verdutzt zum Freiwilligen. Dann jedoch, als er sah, was sich ihn der Kiste befand, begann Zorn in seinen Augen zu funkeln. Dieser verstärkte sich noch, als er sah, dass dieser Freiwillige auch noch einen dieser Anhänger trug. Entschlossen stellte er sich dem Freiwilligen in den Weg, welcher ihn mit wachsender Besorgnis in den Augen musterte.
„Schaffen Sie augenblicklich dieses Zeug vom Schiff! Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind?”, fuhr er den Freiwilligen wütend an.
Dieser zuckte merklich zusammen und mit leichter Panik in den Augen, stammelte er: „Aber... A-Aber ich wollte doch nur...”
„Kein aber! Der Kram verschwindet augenblicklich vom Schiff”, schnitt Zo'or dem armen Mann das Wort ab und sah zu, wie dieser sich schleunigst umdrehte und von der Brücke floh.

Erst nachdem der Freiwillige um die Ecke war und noch immer beschleunigte, wurde Zo'or bewusst, dass mit dem Anhänger des Freiwilligen etwas nicht gestimmt hatte. Dieser hatte sacht in einem warmen Licht von innen heraus geglüht. Nachdenklich sah Zo'or sich noch einmal auf der Brücke um, auf der es nun so still war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dabei fiel ihm eine rothaarige Freiwillige auf, die ganz in seiner Nähe an einer Konsole gearbeitet hatte und nun hastig einen verdatterten Blick von ihm abwandte, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. Auch sie trug einen der Anhänger um den Hals, in dessen Innerem ein sachtes warmes Glühen allmählich verebbte. Nun ernsthaft verwundert und nachdenklich verließ Zo'or die Brücke. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er musste die Augen offen halten.

 
* * *
 

Dienstag:

Stumm hockte Zo'or in seinem Zimmer und hatte sich vom Gemeinwesen abgeschottet.
Es Griff immer weiter um sich. Während seiner Inspektion hatte Zo'or schockiert feststellen müssen, dass nicht nur der Freiwillige auf der Brücke bestrebt gewesen war, das Schiff dem auf der Erde herrschenden Trubel anzupassen. An immer mehr Stellen war ‚Weihnachtsschmuck’ aufgetaucht und Zo'or hatte verzweifelt festgestellt, dass er der Einzige zu sein schien, den das störte.

Sogar sein Beschützer schien sich langsam anstecken zu lassen. Doch der Schock über das Verhalten der Freiwilligen und das seines Beschützers war gar nichts im Vergleich zu dem, als er Feststellen musste, dass selbst die Seinen Interesse an dem entwickelten, was die Freiwilligen trieben. Ja, manche schienen sogar Gefallen daran zu finden und unterhielten sich angeregt mit den Freiwilligen.

Was war nur geschehen? Was hatte er verpasst? Warum drehten alle um ihn herum durch? Sacht erhob er sich und schritt zu dem verborgenen Fach, wo er den Anhänger, den er von wem auch immer bekommen hatte, verstaut hatte. Mit einer raschen Handbewegung öffnete er das Fach und holte Kästchen und Anhänger hervor.

Sollte das alles etwa mit diesen Anhängern zusammenhängen? Er musste das genauer überprüfen. Fest schloss er seine Hand um Anhänger und Kordel, so dass nicht zu sehen war, was sich in seiner geschlossenen Hand verbarg. Dann verließ er sein Quartier und machte sich auf zum wissenschaftlichen Bereich des Schiffes, um Tru'mel aufzusuchen. Dieser würde sicher herausfinden, wenn etwas mit diesen Kristallen, aus denen die Anhänger bestanden, nicht stimmte. Außerdem schien er einer derjenigen zu sein, die sich bisher nicht von dem hatte anstecken lassen, was da auch immer auf dem Mutterschiff seit kurzem zu grassieren schien.

 
* * *
 

Dienstags etwas später:

Zo'or war durch die Korridore des Schiffes geeilt und hatte seinen Blick von allem ferngehalten, das ihm entgegenkam. Nun stand er im Labor, welches Tru'mels Arbeitsbereich darstellte und wartete voll Ungeduld auf die Ergebnisse der Untersuchungen. Tru'mel stand jedoch weiter da und starrte auf den Monitor, der verschiedene Daten anzeigte.
„Also, was ist jetzt mit diesem verdammten Ding?”, platzte es schließlich aus Zo'or heraus, was ihm einem strengen, fast vorwurfsvollen Blick des Wissenschaftlers einbrachte. Zo'or beschloss das zu ignorieren und sah Tru'mel durchdringend an.

„Es wird nichts Ungewöhnliches angezeigt. Es scheint sich bei dem Material um etwas zu handeln, das dem auf dieser Erde zu findenden Bergkristallen ähnelt. Keine ungewöhnliche Strahlung oder Schwingungen. Ein gewöhnlicher Anhänger mit etwas ungewöhnlicher Form. Ist das alles, was ich für dich tun kann?”
Zo'or vollführte eine bestätigende Geste, dass Tru'mel sich wieder seiner Arbeit widmen konnte, was dieser auch sogleich tat.

Nun erst recht nachdenklich verließ Zo'or das Labor und beschloss die Brücke aufzusuchen. Wenn es nicht mit den Anhängern zusammenhing, würde es sicher helfen, wenn er das Geschehen weiter im Auge behielt und wer weiß, vielleicht kam er so der Ursache dieses eigentümlichen Verhaltenes auf den Grund. Denn in einem war er sich sicher: Es konnte nicht nur an diesem Feiertag liegen, der auf der Erde kurz bevor stand. - Oder etwa doch? Einen neuen Entschluss fassend, wandte sich Zo'or einem neuem Ziel zu. In seinem Quartier würde er sich einmal über dieses Fest ausführlich Informieren. Vielleicht erfuhr er dann, was der Aufruhr sollte. Nachdenklich lenkte Zo'or so seine Schritte durch die Korridore, sich nicht bewusst, dass er den Anhänger in seiner Hand fest umklammerte.

 
* * *
 

Mittwoch:

Zo'or saß auf dem thronartigen Stuhl auf der Brücke und beobachtete das Treiben um sich herum aufmerksam. Während des vergangenen Tages hatte er viele Stunden damit verbracht, recht verwirrende Texte über das Weihnachtsfest, dessen Ursprünge und Bedeutung in der heutigen Zeit zu studieren.

Ein altes heidnisches Fest um jahreszeitliche Gegebenheiten zu feiern. Später mit religiöser Bedeutung erfüllt und zur heutigen Zeit mehr und mehr ein Anlass zum ausgiebigen Konsum. Doch glaubten viele Menschen immer noch hingebungsvoll daran, dass in der Weihnachtszeit Wunder wahr wurden und sich selbst scheinbar Unmögliches bewerkstelligen ließ.

Nun zumindest wunderte er sich nach seiner reichlichen und verwirrenden Lektüre nicht mehr all zu sehr über das gleichfalls verwirrende Verhalten der Freiwilligen. Doch es erfüllte ihn nach wie vor mit Besorgnis, dass so viele der Seinen sich so plötzlich von diesem Trubel mitreißen ließen und ein derart ungewöhnliches Interesse an menschlichen Bräuchen entwickelten. Ware es hier um Da'an gegangen, hätte er sich vielleicht noch nicht einmal gewundert, sondern nur verärgert reagiert. Da'an hatte aus irgendeinem Grund ein mehr als gesundes Interesse an den Menschen, ihrer Kultur und allem Dazugehörigen entwickelt. Doch sein Elter war nicht da.

Zuerst hatte er überlegt, eine Synodensitzung einzuberufen, doch schließlich, er wusste nicht ganz warum, hatte er sich dagegen entschieden. Das Fest würde kommen und vorbeigehen und damit hoffentlich auch dieser seltsame Trubel und wenn nicht, gab es noch genug Gelegenheit zu handeln. Nachdenklich blickte er auf seine Hand hinab in welcher der Anhänger ruhte. Warum hatte er ihn mitgenommen? Um festzustellen, ob sich wirklich etwas veränderte, wenn er ihn bei sich trug?

Nun, so seltsam es auch klang, aber verändert hatte sich wirklich etwas. Es war fast subtil und es hatte eine Weile gedauert, bis es ihm aufgefallen war. Die Freiwilligen auf der Brücke wirkten entspannter seit ihnen aufgefallen war, was Zo'or da in seiner Hand hielt. Keiner von ihnen konnte es genau gesehen haben und doch...!
Mit einem angedeuteten Zucken seines Kopfes schob er diese Gedanken beiseite. Sie brachten ihn nicht weiter und vor allem erledigte sich durch solche Überlegungen seine Arbeit nicht von selbst. Mit einem sachten Wink seiner rechten Hand aktivierte er einen Datenstrom und widmete sich der Arbeit des heutigen Tages.

 
* * *
 

Donnerstag - Freitag:

Die kommenden beiden Tage verbrachte Zo'or damit, einigen Botschaften auf der Erde einen unerwarteten Besuch abzustatten. Offiziell um zu erfahren, warum er in den letzten beiden Tagen keine Berichte von dort erhalten hatte. Inoffiziell jedoch hatte er sich vorgenommen, herauszufinden, ob eventuell auch dort die Anhänger aufgetaucht waren, die nun fast jeder Freiwillige auf dem Schiff zu tragen schien. Ohne wirklich überrascht zu sein, hatte er festgestellt, dass es in fast jeder Botschaft ähnlich zuging wie auf dem Mutterschiff selbst. Die Arbeit schien nur noch in absolut nötigstem Maße verrichtet zu werden. Ansonsten schienen die Freiwilligen, Beschützer und sogar die Taelons mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Zo'or nahm dies, was ihn selbst wohl am meisten überraschte, recht ruhig zur Kenntnis. Eigentlich, so dachte er und fragte sich, wie er dazu kam, war es doch gar nicht so schlimm. Es war fast sogar angenehm wie die Freiwilligen ihn freundlich begrüßten, ohne besorgte oder gar beunruhigte, ängstliche Blicke.

Sacht spürte er das kaum merkliche Gewicht des Anhängers, um seinen Hals, während er durch die Gänge der Nordaerikanischen Botschaft schritt. Auch hier zeigten sich deutliche Anzeichen des Trubels, welcher sich auf dem Mutteerschiff abspielte. Nachdenklich bog Zo'or in den nächsten Gang ein, als er überrascht inne hielt und fast den Impuls in sich aufsteigen spürte, erneut ungehalten die beiden Freiwilligen anzufahren, die da im Gang standen und ihn nicht bemerkt zu haben schienen. Doch das, was er sah, brachte ihn derart aus der Fassung, dass er nichts weiter tun konnte, als dazustehen und ungläubig zu starren.

Die beiden Freiwilligen standen einander gegenüber, sacht die Hände des anderen in den eigenen haltend. Die Blicke ineinander verschlungen und die Gesichter einander immer näher schiebend bis sich die Lippen der beiden berührten. Zo'or stand fassungslos da und sah erst auf den zweiten Blick etwas, das ihn genauso verwundert starren ließ. Beide Freiwillige trugen Anhänger um den Hals, die dem seinem glichen. Diese beiden Anhänger jedoch verströmten ein intensives warmes Licht. Rasch warf Zo'or einen Blick auf seinen eigenen Anhänger.

Seit gestern hatte er ihn sich um den Hals gehängt, da es ihm zu lästig geworden war, ihn in der Hand zu tragen. Er wusste nicht ganz, warum er ihn nicht in sein Quartier zurückgebracht hatte. Vielleicht hatte es etwas mit diesem kleinen Vers zu tun, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Oder aber auch daran, dass die Freiwilligen ihn anders anzusehen und zu behandeln schienen, seit sie mitbekommen hatten, das auch er einen Anhänger besaß und diesen bei sich trug. Leise setzte er sich wieder in Bewegung und beschloss T'than auf das Verhalten der Freiwilligen hier anzusprechen. So ging er weiter zielstrebig auf die Empfangsräume der Botschaft zu.

Als er sich dem Eingang näherte, sah er zunächst, dass eine Frau mittleren Alters am Schreibtisch saß, welcher normalerweise der Arbeitplatz von Da'ans Beschützer darstellte. Dieser hatte jedoch von selbigem Urlaub bewilligt bekommen für die Zeit seiner Abwesenheit. Kurz verharrte Zo'or noch einmal vor dem Eingang zu dem Empfangsraum und verbarg den Anhänger unter seinem Overall. Erst dann betrat er den Empfangsraum und näherte sich T'than. Der Anhänger, unter seinem Overall verborgen, begann sacht, in einem warmen Licht zu glühen, ohne dass es Zo'or oder T'than aufgefallen wäre. Das einzige, was Zo'or wahrnahm, war ein seltsames leicht kribbelndes Gefühl, das sich unbemerkt auszubreiten begann. Ursprung dessen war die Stelle, wo der Anhänger in Kontakt mit seinem Körper geriet.

 
* * *
 

Heiligabend:

Da'an trat aus einem der Portale auf dem Mutterschiff und sah sich verwundert um. Niemand war da, nicht einmal Zo'or. Dabei hatte er ihm doch eine Nachricht geschickt, dass er früher zurückkam, da die Verhandlungen mit den Jaridian wiedererwartend mehr als positiv verlaufen waren und sie sich auf einen vorübergehenden Waffenstillstand hatten einigen können, der für beide Seiten verbindlich war. Nun, wenn er Glück hatte, war seine Nachricht wenigstens an Liam weitergeleitet worden, so dass dieser wusste, dass er heute in die Botschaft kommen sollte, um kurz das Wichtigste für die nächsten Tage durchzusprechen, bevor er ihn wieder mit den besten Wünschen in den Heiligen Abend, wie die Menschen es nannten, entließ. Nachdenklich und ein wenig verwirrt machte sich Da'an auf den Weg, um sein Kind aufzuspüren, um diesem von den Verhandlungen zu berichten. Er war noch nicht sehr weit mit seiner Suche gekommen (gerade bis in den nächsten Korridor) als ihm die reichliche Weihnachtsdekoration auffiel.

Was bedeutete das? Zo'or hätte doch einen so, wie würde dieser sagen, ‚Primitiven Unsinn’ sicher nicht geduldet. War er etwa krank oder während seiner Abwesenheit in Stasis verfallen? Nein, das konnte nicht sein! Das hätte er mit Sicherheit über das Gemeinwesen mitbekommen. Doch im Gemeinwesen gingen seit ein paar Tagen seltsame Dinge vor, die ihn etwas verwirrten. Es war wohl besser, wenn er sich beeilte, um herauszufinden, was hier während seiner Abwesenheit vorgefallen war. Nun seine Schritte beschleunigend, ging Da'an weiter, immer wieder die hier so ungewohnte Dekoration betrachtend. Anscheinend hatten alle eine menge Spaß gehabt, während sie ihn fortgeschickt hatten. Wie gemein!
Seufzend bog er in einen weiteren Gang und hielt erneut inne um überrascht dreinzuschauen.

Er glaubte nicht, was er da sah. Da stand... da stand doch tatsächlich Tru'mel und... es konnte nicht wahr sein... er stand da zusammen mit einer Freiwilligen. Die Handflächen der beiden aufeinander gelegt. Tru'mel hatte seine menschliche Fassade abgelegt und seine Energielinien leuchteten in einem warmen Blau. Doch Tru'mel war nicht das Einzige, das leuchtete. Beide trugen um den Hals eine Art Amulett oder auch Anhänger. Sie waren aus einem eigenartigen Material gefertigt, das irgendwie an Bergkristall erinnerte. Doch genaues ließ sich nicht feststellen, da beide Anhänger ein warmes, wohltuendes Licht verströmten. Kopfschüttelnd schlich sich Da'an an den beiden vorbei und fragte sich, was hier vor sich ging. Tru'mel im geistigem Kontakt mit einem Menschen und das mitten auf dem Gang, wo es alle sehen konnten? Das konnte nicht normal sein und wenn Zo'or davon Wind bekam würde das für den Ärmsten mehr Ärger bedeuten, als dieser sich vorstellen konnten.

Rasch bog er um die nächste Ecke und setzte seinen Weg fort. Überall um ihn herum standen Gruppen oder Paare aus Taelons, Menschen oder bunt gemischt. Etwas Gravierendes musste geschehen sein. Nur was? Erst nach einigen weiteren Gängen wurde ihm langsam bewusst, das beinahe jeder, dem er begegnete einen dieser seltsamen Anhänger trug, wie er sie schon bei Tru'mel und der Freiwilligen gesehen hatte. Was sollte das? Nun ernsthaft verwirrt beschleunigte er erneut seinen Schritt und wäre so fast in den Gesuchten und seine Begleitung hineingerannt, welche ebenfalls beide einen leuchtenden Anhänger trugen.

„Ah, Da'an du bist schon wieder da? Das trifft sich gut, wir wollten heute Abend eine kleine Weihnachtsfeier veranstalten. Ronny stellt gerade den Baum auf. Und ich hoffe, es macht dir nichts, dass ich Liam aus dem Urlaub beordert habe, damit er beim schmücken helfen kann”, kam es über Zo'ors Lippen. Da'an sah ihn nur ungläubig an und kämpfte mit seinem Unterkiefer, der bestrebt war, Bodenkontakt herzustellen. Das war eindeutig zu viel. Wo war er hier gelandet? War das irgendein seltsamer Scherz, den sich die Jaridian mit ihm erlaubten?
„Wir sehen uns heute Abend. Ach, und du solltest dich etwas ausruhen. Du siehst richtig ausgelaugt aus!”, kam es von T'than, der an Zo'ors Seite stand und seine Hand um Zo'ors Taille drapiert hatte. Da'an stand da und sein Unterkiefer verlor den Kampf mit der Schwerkraft und sackte nach unten, während das skurrile ‚Paar’ an ihm vorbeischlenderte.

Das konnte gerade einfach nicht passiert sein. Hätte T'than seine Hand wirklich da gehabt, wo er sie zu sehen geglaubt hatte, so hätte Zo'or den Kriegsminister sicher aus der nächsten Luftschleuse geworfen. Was ging hier vor? Wie zur Salzsäule erstarrt stand Da'an mitten im Gang und starrte vor sich hin. Er wagte es nicht den Kopf zu wenden, um den beiden Davonschlendernden nachzusehen. So wurde er auf einen recht eigenartigen Schatten aufmerksam, der irgendwie nicht so zu sein schien, wie er sein sollte. Zögernd und möglichst unauffällig setzte er sich in Bewegung und bemühte sich erst den Eindruck zu erwecken, ruhig vorbeischlendern zu wollen. Doch im letzten Augenblick tat er ein paar Schritte zur Seite und bekam im letzten Augenblick noch den Ärmel einer vermummten kleinen Gestalt zu fassen.

„Was tun Sie hier?”, dragte er so höflich wie möglich und spürte wie die vermummte kleine Gestalt noch eine Weile versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Dann jedoch gab sie auf und drehte sich zu ihm um.
„Ich habe nur beobachtet! Ich hätte nie geglaubt, dass es wirklich funktioniert. Aber der Chef hatte mal wieder Recht. Weihnachtszeit ist Zeit für kleine und auch große Wunder”, gab die kleine Gestalt überraschend fröhlich zurück. Da'an versuchte eine Weile aus der Antwort schlau zu werden, gab es dann jedoch auf und versuchte es mit einer anderen Frage.

„Wer sind Sie und wer ist Ihr Chef?”
Kurzes Schweigen dann eine erneut überraschend fröhliche und nun auch leicht schelmisch klingende Antwort.
„Sagen wir einfach, ich bin so was wie ein Weihnachtsengel, der im Auftrag von jemanden unterwegs ist, dem das Schicksal aller auf der Erde befindlichen Lebewesen sehr am Herzen liegt und aus irgendeinem Grund scheinen auch Sie dazu zu zählen. Ach ja, bevor ich es vergesse...”

Viel zu schnell und mehr als gekonnt entwand sich die Gestalt Da'ans Griff und hielt auf einmal einen Sack in der Hand, der bis auf ein kleines Objekt völlig leer zu sein schien. Kurz kramte die kleine Gestalt, Da'an vermochte nicht zu sagen, ob Junge oder Mädchen, im Sack und förderte schließlich ein kleines Päckchen zu Tage das sorgsam und sehr liebevoll verschnürt worden war.
„Für dich und jetzt entschuldige mich bitte, aber hier läuft noch wer rum, der noch keines hat und ich habe ausdrücklich die Anweisung, das alle eins bekommen sollen, damit sich nicht nur die Beschenkten freuen, sondern auch der Rest der Welt und überhaupt alle!”
Mit diesen Worten schlüpfte die vermummte Gestalt an einem nun der Verzweiflung nahen Da'an vorbei und verschwand.

Da'an stand noch eine Weile da und sah auf seine Hand herab, in der das Päckchen ruhte. Dann wandte er sich um und blickte den Gang entlang. Von dem angeblichen, selbsternannten Weihnachtsengel fehlte jede Spur. Verwirrt und nun völlig davon überzeugt den Verstand verloren zu haben, ging er weiter durch die Gänge Richtung Brücke. Immer wieder blickte er auf das Päckchen in seiner Hand und sah so nicht, dass ihm jemand entgegenkam, der ein menschliches Äquivalent seines Gesichtsausdruckes mit sich herumtrug und genau wie er vollkommen abgelenkt und durcheinander war. Unvermittelt stießen beide zusammen und blickten überrascht auf.

„Liam!”
„Da'an!”
Beide sahen einander an und dann synchron auf die rechte Hand des anderen. In beiden ruhte ein kleines, liebevoll verschnürtes Päckchen. Wortlos musterten die beiden einander und begannen dann, die Päckchen auszupacken. Wenig später kamen zwei beinahe identische Kästchen zum Vorschein. Liam und Da'an sahen einander an und öffneten wieder synchron die Kästchen. Beide rissen sie die Augen auf und blickten einander verwirrt an. Jeder holte seinen Anhänger hervor und blickte dabei auf den des anderen. Beide leuchteten in einem sachten, warmen Licht und schienen eine frohe neue Zukunft zu verkünden!

 

ENDE

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang