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  „Auf den Straßen von Chicago” von Rob   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Entstehungsdatum: 27.10.2003
Disclaimer: Die Charaktere von JAG, Mission Erde, Allein gegen die Zukunft, Nash Bridges und Pretender gehören nicht mir, sondern ihren rechtlichen Besitzern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen und will mit ihnen kein Geld verdienen.
 
Thema:  Während sich Harm, Liam und Mac zu einem Baseballspiel aufmachen, verfolgt Cooper einen mörderischen Plan, den Gary Hobson aber jedes Mal mit Hilfe seiner Zeitung vereiteln kann.
Zeitpunkt:  Sequel zu „Schuldig oder Unschuldig?” und „Beförderung mit Hindernissen”
Charaktere:  Liam Kincaid, Augur, Renee Palmer, Da'an, Harmon Rabb jr., Sarah MacKenzie, Bud & Harriet Roberts, Gary Hobson, Marissa Clark, Patrick Quinn, Henry Paget
Kategorie:  Crossover zwischen Mission Erde, JAG, EE, NB und Pretender
 
Anmerkung des Autors:  Ich danke allen, die mir geholfen haben diese Story zu schreiben. In erster Linie aber meinem Betareader dem ‚großen bösen Marine’.
 

 

AUF DEN STRASSEN VON CHICAGO

Kapitel 1

 

1229 Zulu (6:20 CST)
Apartment
Chicago/Illinois

Eine Zeitung klatschte laut auf den Boden, eine Katze miaute und im dunklen Apartment sprang die Radioweckeranzeige von 6:29 auf 6:30.
<Guten Morgen Chicago. Es wird heute ein wundervoll sonniger Tag... >, erklärte die Stimme eines Radiomoderators fröhlich.
Eine Gestalt unter der Bettdecke schlug mit der flachen Hand auf das Gerät, dass sofort darauf verstummte. Danach wurde die Decke ruckartig zurückgeschlagen, die Gestalt schwang sich aus dem Bett und ging noch etwas unsicher auf den Beinen zur Wohnungstür, die zur Hälfte mit Milchglas versehen war, der Rest dieser bestand aus hellem Holz.
Die getigerte Katze saß geduldig auf der Zeitung und sah zu der Person auf. Dann erhob sie sich und rannte an dem Mann vorbei in die Wohnung.
„Dir auch einen guten Morgen,” meinte die verschlafene Stimme des Mannes darauf. Die Zeitung wurde aufgenommen und die Tür wieder geschlossen.

1458 Zulu (8:58 CST)
Küche des McGynthis
Chicago/Illinois

Mit der aufgeschlagenen Zeitung in der Hand, betrat Gary Hobson, stolzer Teilhaber der Bar McGynthis, die Küche.
„Und was sagt die Zeitung?”, fragte Marissa Clark, eine Farbige Blinde, ihren Geschäftspartner und guten Freund.
„Nur einen Überfall in einer Dreiviertelstunde,” antwortete er und war wie immer auf dem Sprung.

 
* * *
 

1704 Zulu (12:04 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Lt. Colonel Liam Kincaid trat aus dem Fahrstuhl ins Großraumbüro. Suchend wanderten seine Augen über die Schreibtische. Bis sie an dem Büro mit zwei Menschen darin hängen blieben. Wegen der heruntergelassenen Rollos, konnte er jedoch nur die Umrisse erkennen. Langsam bildete sich auf seinen Lippen ein Lächeln. Nach einem kurzen Gruß zu Harriet Sims-Roberts ging er auf das Büro zu. Auf dem Weg dorthin, musste er ein paar Offizieren und einigen Akten ausweichen.
Lt. Colonel Sarah ‚Mac’ MacKenzie und ihr Partner Lt. Commander Harmon Rabb jr. saßen gerade in Macs Büro und debattierten angeregt über ihren Fall.
„...Mac, mein Mandant war nicht der Mörder. Er war zu dem Zeitpunkt gar nicht in der Nähe des Tatortes,” erklärte er mit Nachdruck, bevor es vorsichtig von außen gegen den Türrahmen klopfte.
„Herein!”, rief Mac und hob den Kopf, um zu sehen, wer sie in ihrem überaus wichtigen Gespräch mit ihrem Partner stören wollte.
Da die Jalousien geschlossen waren, damit sie sich in Ruhe streiten konnte, sah sie erst, wer kam, als die Tür geöffnet wurde. Nach einem Moment, trat ein breit grinsender Liam ein.
„Hi, Liam,” grüßten Harm und Mac verblüfft. Sie hatten nicht mit ihm gerechnet.
„Hallo ihr beiden, ” grüßte er immer noch breit grinsend zurück.
„Was tust du denn hier? Brauchst du wieder einen Anwalt?”, wollte Mac nach einem Moment der Überraschung wissen.
„Och, ich hab' einen Tag frei und drei Karten für das Cups Spiel heute Abend in Chicago,” erklärte er unschuldig drein blickend.
Es sollte ja niemand erfahren, dass er im Auftrag von Harriet arbeitete, oder?
„Du hast für das Spiel noch Karten bekommen?”, fragte Harm verblüfft, er hatte nämlich schon vor einer Weile versucht an solch eine Karte heranzukommen.
„Als Companion-Protector, hat man eine besondere Gesellschaftliche Stellung,” erklärte Liam.
„Und mit dieser Stellung kamst du also an Karten für ein Baseballspiel, das schon seit Monaten ausverkauft ist?”, argwöhnte Mac.
„Sicher. Ich bin eigentlich nur durch einen Zufall an die Karten gekommen. Und weil Augur und Renee nichts für Baseball übrig haben, dachte ich mir, dass ihr vielleicht Lust hättet,” er sah sie bittend an.
„Ich bin auf jeden Fall dabei,” antwortete Harm enthusiastisch. „Und was ist mit Ihnen Mac?”, er sah seine Partnerin fragend von oben an und grinste sie mit seinem Flyboy-Grinsen, in das er eine extra Portion Charme legte, an.
„Komm doch auch bitte mit,” bat Liam eindringlich.
„Okay, ich muss ja auf zwei in der Wildbahn freilaufende Ex-Piloten aufpassen,” stimmte Mac scherzend zu.
„Was müssen Sie?”, fragte Harm und sah seine Partnerin unschuldig an. Dann folgte ein gespielt böser Blick. Er mochte das Wort ‚Ex-Pilot’ nicht.
„Also gut. Ich komme euch dann um 1700 abholen. Ach und noch etwas: seit pünktlich ja? Beide,” meinte Liam noch schnell, bevor er das Büro verließ.
Das sagte er, weil er Harm und Mac kannte. Wenn sie einmal anfingen sich über etwas zu streiten, vergaßen sie alles um sich herum. Da schien sogar Macs innere Uhr auszusetzen.
„Hat er das eben wirklich gesagt?”, fragte sie ungläubig.
„Ja, ich kann mich auch noch lebhaft daran erinnern, dass Sie zu spät kamen,” eine dunkle Augenbraue wanderte wissend in die Höhe.
„Aber Sie sind viel öfter zu spät gekommen,” verteidigte sich Mac.

 
* * *
 

2158 Zulu (16:58 EST)
JAG-Hauptquartier
Falls Church, Virginia

„Harm, Sie müssen sich beeilen, Liam kommt in einer Minute und 35 Sekunden um uns abzuholen,” erinnerte Mac ihren Partner, der sich wie sie schon in der Mittagspause umgezogen hatte. Der Admiral hatte es zwar nicht gerade gutgeheißen, war dann aber einverstanden gewesen, weil sie ja nicht mehr ins Gericht mussten.
Harm wollte nur noch seinem Assistenten Bud Roberts einen Auftrag geben, den er nun nicht mehr allein ausführen konnte.
„Ich bin ja gleich soweit,” versuchte Harm sie zu beruhigen.
„Sie sind doch nie pünktlich,” meinte sie und verdrehte die Augen.
„Hey, nur weil ich einmal... ”
„Einmal? ”
„Nagut zweimal... ”
„Warum sagen Sie nicht gleich fast immer?”, fragte sie, während sie ihm durch das Großraumbüro folgte.
„So ist es ja nun auch wieder nicht,” meinte er leicht gekränkt.
„Sicher nicht,” sie glaubte ihm kein einziges Wort.
„Ha-ha, Marine,” er hatte Bud endlich gefunden. „Also Bud. Bitte kümmern Sie sich doch um die Aussage von Private O'Brian,” wies er den jüngeren Mann an.
„Aye, Sir. ”
„Ich gehe jetzt. Im Notfall haben Sie ja meine Handynummer,” verabschiedete er sich von Bud.
„Ja. Bis Morgen, Sir. ”
In diesem Moment betrat Liam das Großraumbüro, er sah Harm und Mac sofort.
„Du bist zwei Minuten und 48 Sekunden zu spät dran,” ermahnte Mac ihn, nachdem sie sich begrüßt hatten.
„Der Fahrstuhl...”, versuchte Liam sich zu rechtfertigen.
„Ist doch okay,” mischte sich Harm ein und schlug dem jungen Mann freundschaftlich auf die Schulter.
„Flyboys müssen wohl immer zusammen halten, auch wenn sie nicht mehr fliegen!”, stöhnte Mac. Obwohl sie ganz froh darüber war, dass ‚ihr Flyboy’ nicht mehr flog.
„Ja, sicher, Mac. Jetzt gibt es ja keinen Treibstoffneid mehr, daher verstehen wir uns noch besser,” erklärte Harm mit erhobenem Zeigefinger.
„Also, wir müssen jetzt los, oder wir verpassen das erste Inning,” warf Liam nun ein, der schon befürchtete überhaupt nicht mehr zum Spiel zu kommen.
„Wir sind ja schon soweit,” meinte Mac und schlug den Weg in Richtung Fahrstuhl ein.

 
* * *
 

2131 Zulu (15:31 CST)
McGynthis
Chicago/Illinois

Gary Hobson hatte einen Crash auf dem Highway verhindert und ein Kind vor einem fahrenden Bus gerettet, dass ohne ihn unter die Räder des Busses gekommen wäre.
Etwas ausgelaugt, war er dann wieder in seine Bar zurückgekehrt. Er saß an der Theke, die Zeitung rechts neben sich, und trank einen Kaffee, den Patrick Quinn, sein neuer Barkeeper für ihn gekocht hatte. Nach dem dritten Schluck, sah er kurz auf die Zeitung und erblickte dort einen neuen Artikel, der lautete:

3 Offiziere bei Baseballspiel getötet!
 
Gestern gegen 18:30 Uhr Ortszeit wurden bei einem Baseballspiel der New York Yankees gegen die Chicago Cups drei Offiziere aus Washington niedergeschossen.
Das Spiel war gerade im dritten Inning, als die drei Offiziere in sich zusammensackten. Ein Schuss genügte und sie waren sofort tot.
Die Identitäten wurden zwar von der Polizei verschwiegen, aber ein paar Gerüchte lassen verlauten, dass es sich bei einem der Opfer um einen Companion-Protector handelte. Die Polizei gab an, wenn die Identitäten preisgegeben würden, dann würde das ihre Ermittlungen erschweren.


Wieviel Zeit blieb ihm noch? Oh nicht doch, knapp zwei Stunden. Er brauchte ja schon um zum Stadion zu kommen wenigstens eine ¾ Stunde. Dann musste er die Tribüne dieser Offiziere finden. Wie sollte er nur den Schützen vom Schießen abhalten? Immer diese Probleme, die diese Zeitung mit sich brachte. Es gab eine Zeit, da wollte er sie und sich aufgeben, aber dann hatte er eingesehen, dass die Zeitung sein Schicksal war und er sich damit abfinden musste.
Gary trank seinen Kaffee aus, rutsche vom Barhocker, klemmte sich die Zeitung unter den Arm und brachte seine Kaffeetasse in die Küche hinüber. Schnell verabschiedete er sich noch von Marissa und machte sich auf den Weg.

 
* * *
 

2334 Zulu (17:34 CST)
Portalstation vor dem Wrigley Field Stadion
Chicago/Illinois

Harm, Mac und Liam traten aus dem Portalviereck. Tausende von Menschen stürmten auf den Eingang des Stadions ein. Liam ging vor und ließ sich die Platzkarten geben. Sie liefen ins Innere und konnten einen Moment stehen bleiben, ohne umgerannt zu werden, um sich das riesige Stadion anzusehen. Ein paar Spieler begaben sich schon auf ihre Schlagmahle.
„Wo sind unsere Plätze? , erkundigte sich Harm.
Liam begutachtete schnell die Karten.
„Da,” er zeigte auf eine der oberen Reihen.
Ihre Plätze waren genau gegenüber der großen Anzeigetafel und von dort aus konnten sie auf das ganze Spielfeld hinabsehen.
„Hey, ich hätte nicht gedacht, dass du solche guten Plätze bekommen hast,” meinte Mac anerkennend.
„Tja, ich bin immer für eine Überraschung gut,” Liam grinste.

 
* * *
 

gleiche Zeit
anderer Ort im Stadion

Gary hatte nicht mehr viel Zeit! Da im Artikel nichts genaueres über die Schüsse stand, musste er versuchen den drei Offizieren andere Plätze zu besorgen, damit der Killer sie nicht fand. Das ging schief!
„Ich bin vom SecNav (Marinemister) hierhergeschickt worden. Die drei Offiziere, die hier im Stadion sind sollen bitte zum Ausgang kommen und ihren CO anrufen,” redete er auf den Manager des Stadions schon eine Weile ein.
„Das kann ich nicht tun. Das Spiel fängt gleich an,” erklärte der Andere gelassen und wollte keine drei Zuschauer verlieren.
„Aber es ist wichtig!”, beharrte Gary.
„Nagut, aber das mach' ich nur dieses eine Mal,” ließ sich der Manager dann doch breit schlagen.
So viel Einsatz wünschte er sich von seinen Angestellten auch.
„Wen soll ich denn ausrufen? ”
Jetzt erst fiel ihm ein, dass er ja überhaupt nicht wusste wie die Offiziere hießen! Im Artikel stand nichts davon.
„Ich denke mal, Sie wissen es schon, wenn Sie sagen: Drei Offiziere aus Washington sollen sofort ihren CO anrufen,” meinte Gary, damit der andere Mann keine Zeit mehr verlor.
„Okay, Mann,” erwiderte der andere und griff bereits zum Mikrophon, dass auf dem Schreibtisch vor ihm stand.
Nach kurzem Zögern gab der Mann das durch, was Gary ihm geraten hatte. Den Moment, den der Manager brauchte, um seine Ansage zu machen, nutzte Gary und sah in seine Zeitung. Wie er erwartet hatte war der Artikel verschwunden. Getrost konnte er sich so mit seiner neuen ‚Arbeit’ befassen.

 
* * *
 

0017 Zulu (18:17 CST)
Am Ausgang des Stadions

„Das ist ja komisch, der Admiral meinte, dass der SecNav heute Morgen bei ihrem Gespräch nichts dergleichen erwähnt hatte,” erklärte Harm, als er den Telefonhörer langsam wider auf die Gabel hängte.
„Und deswegen haben wir dieses großartige Spiel verpasst?”, fragte Mac aufgebracht.
„Mac, ich werde versuchen, an die Aufnahme heranzukommen,” versprach Liam, während er aus dem Augenwinkel einen Mann sah. Langsam drehte er seinen Kopf um, da entdeckte er einen Mann, der sich in einer Zeitung lesend schnell entfernte. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass dieser Mann etwas mit dem ganzen zu tun hatte.
„So, und was machen wir jetzt?”, fragte Harm, dem Liams Blick nicht entgangen war.
„Ich werde nach Hause gehen. Ich hab' ja noch einen Bericht zu schreiben. Das hatte ich ja ganz vergessen,” meinte der Companion-Protector und ging auf das Portal zu.
Verwundert blickten Harm und Mac ihm hinterher.
„Ob das stimmt?”, fragte Harm nachdenklich.
„Bestimmt nicht. Er hat irgendetwas vor,” meinte Mac.
„Ja,” stimmte er ihr sofort zu und fing, wie auf ein geheimes Signal hin, an mit Mac loszurennen.
Sie erreichten das Portal jedoch erst nachdem Liam schon abgereist war. Leider waren die Daten, über seinen vermutlichen Aufenthaltsort nicht mehr gespeichert.
„Ich kann mir denken wo er hin ist,” erklärte Mac.
„Ach ja, und wohin ist er? ”
„Zu Augur. ”
„Wo sagten Sie arbeitet diese Renee Palmer? ”
„Bei Doors International, aber... ”
„Dann werden wir die jetzt dort einmal besuchen,” fiel Harm ihr hastig ins Wort.

 
* * *
 

0031 Zulu (19:31 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington D.C

Schnell trat Liam aus dem Portal in den unterirdischen Gewölben.
„Du bist schon wieder da? Ich dachte, du währst in Chicago,” wurde er sofort von Augur mit Fragen bombardiert.
„Ich bin schon wieder zurück. Ich brauch' deine Hilfe. ”
„Wieder einmal,” fügte Augur leise hinzu.
„Hier,” er zeigte Augur sein Global. „Diesen Mann muss ich finden,” nachdenklich betrachtete das Computergenie den kleinen Bildschirm.
Dabei überlegte er, durch welche Suchmaschine er das Bild am Besten schicken sollte, um ein ordentliches Ergebnis zu bekommen.
„Kannst du mir nun helfen?”, fragte Liam ungeduldig.
„Ja, ja, sein nicht immer so ungeduldig. Wir haben alle Zeit der Welt. ”
Das war mal wieder typisch für Augur. Wenn Liam absolut keine Zeit hatte, war Augur langsamer dennje. Oder kam ihm das nur so vor?
„Okay, ich glaub hier jemanden, der zu dem Bild passt,” erklärte as Computergenie nach einiger Zeit. „Wo hast du nur dieses schlechte Bild her? ”
„Ich hab die Überwachungsanlage des Stadions angezapft,” beantwortete Liam schnell die Frage und trat an seinen Freund heran, um einen Blick auf den Monitor werfen zu können.
Dort war die Akte eines Gary Hobson zu sehen, der 34 Jahre alt war und in Indiana geboren wurde. Ein Lebenslauf und ein Bild waren auch noch zu sehen.
„Was willst du eigentlich von ihm? ”
„Ich weiß nicht, er ist aus dem Stadion gekommen, nachdem wir hinaus gelockt waren,” erklärte Liam nachdenklich.
„Womit wurdet ihr denn herausgelockt?”, wollte Augur neugierig wissen.
„Ach, kurz vor dem Beginn des Spiels wurde ausgerufen, dass drei Millitäroffiziere aus Washington sich beim SecNav melden sollen. Und weil Harm und Mac ein ungutes Gefühl deswegen hatten, sind wie hinaus gegangen. Aber als Harm und Mac im Büro anriefen, wurde ihnen gesagt, dass der SecNav sie nicht angerufen hätte. Und dann sah ich diesen Mann auch schon aus dem Stadion kommen. ”
„Okay, hier ist seine Adresse. Falls du ihm mal einen Besuch abstatten möchtest. ”

 
* * *
 

Unterdessen
Doors International
Washington D.C.

„Ms Palmer, wissen Sie nicht, was Liam vorhat, oder wollen Sie es uns nicht sagen?”, fragte Harm, der vermutete, dass Liam hier gewesen war.
„Ich weiß es nicht,” gestand sie leise.
„Dann rufen Sie ihn an,” forderte Mac, die Liam nicht aus dem Gefängnis holen wollte, weil er etwas dummes angestellt hatte.
Sofort nahm Renee ihr Global hervor und wählte Liams Nummer. Sie hatte ungefähr die gleichen Gedanken wie Mac gehabt. Aber im Gegensatz zu ihr hatte sie Liam schon einmal aus dem Gefängnis geholt, als er unter Verdacht stand einen Teenager in Taelonville ermordet zu haben.
Liam aber hatte sein Global abgeschaltet.
„Können Sie uns zu sagen, wie wir zu Augur kommen?”, fragte Mac, die von Liam wusste, dass er sich mit dem Computergenie oft besprach.
„Ich werde mit ihnen kommen,” entschied Renee ohne zu zögern.
Widerwillig nahmen Harm und Mac sie mit.
Mac war misstrauisch, sie kannte ihren Partner sehr gut. Dieser Partner bemerkte ihren Blick und überlegte: War das etwa Eifersucht?
Renee, die ihnen voran lief, bekam von der stillen Interaktion zwischen den beiden JAG-Offizieren nichts mit. Sie wollte nur verhindern, dass Liam etwas unüberlegtes tat.

 
* * *
 

0117 Zulu (19:17 CST)
McGynthis
Chicago, Illinois

Langsam betrat Liam die kleine Bar, zu der er mit der Adresse gekommen war.
Hinter der Theke, rechts neben der Tür, stand ein Mann, der sich mit einem etwa zehnjährigen Jungen vor der Theke über Baseball unterhielt. An den Tischen, die links von ihm saßen kaum Gäste. Bestimmt wird die Bar erst gegen Abend voller, überlegte er. Ein Fernseher, der an der Wand über der Theke am anderen Ende des Raumes angebracht war, lief auf dem Sender ZNN. Nach einem Moment ging Liam zielstrebig auf die Theke zu.
„Ich möchte mit Mr. Hobson sprechen,” erklärte Liam dem Barkeeper.
„Einen Moment, ich muss nachsehen, ob er da ist,” er machte sich auf den Weg und verschwand durch eine Tür, die zum Nebenzimmer führte, dachte Liam sich jedenfalls.
„Sind Sie ein Freund von Gary?”, fragte der Junge und hatte sich auf dem Barhocker, auf dem er saß zu Liam umgedreht.
„So was ähnliches. ”
„Mr. Hobson ist da, Sie können zu ihm rein,”erklärte der Barkeeper. Der gerade wiedergekommen war.
„Danke,” Liam ging an ihm vorbei.
Er trat in das Büro und sah den Mann aufmerksam, der an einem der Schreibtische saß und seine Zeitung studierte.
„Guten Tag,” begrüßte ihn Liam einen Moment später.
„Ja, wer sind Sie?”, Gary sah ihn nun an, weil der Mann ihm nicht bekannt vorkam.
„Das ist im Moment egal. Was hatten Sie heute nachmittag am Stadion zu suchen?”, fragte Liam ihn direkt.
„Warum?”, er hatte da eine Vorahnung, stellte sich aber, so gut er konnte, dumm.
„Hören Sie, ich wurde umsonst hinausbestellt und dann sah sie das Stadion verlassen. Ich glaube nicht, dass das ein Zufall war,” erklärt Liam und fixierte sein Gegenüber genau.
„Das stimmt, ich war dort, aber woher sollte ich denn wissen, wer Sie sind, wenn ich es jetzt noch nicht einmal weiß?”, verteidigte sich Gary.
„Stimmt,” das konnte Liam nicht leugnen.
„Wenn Sie mir vielleicht sagen, wer Sie sind, dann könnte ich Ihnen bestimmt helfen,” erklärte Gary, der es satt hatte, von Liam ausgefragt zu werden und den Spieß umdrehen wollte.
Ohne ein weiteres Wort, drehte sich Liam um und ging.

 
* * *
 

0114 Zulu (19:14 CST)
Portalstation Chicago
Chicago, Illinois

Harm, Mac und Renee kamen direkt von Augur, der ihnen diesmal bereitwillig erzählt hatte, wo Liam hinwollte. Er wusste, dass Liam, wenn er diesen Gesichtsausdruck hatte, nicht richtig zu gebrauchen wäre. Außerdem hatte er die selbe Vorahnung, welche die drei anderen zuvor auch hatten.
Sie gingen gerade eine Straße entlang, an deren Ende die die Bahn von Chicago über eine Brücke fuhr, als Liam aus einem alten Feuerwehrdepartment trat. Es schien, als wurde es schon vor einer ganzen Weile zu einer Bar umgebaut worden zu sein, weil die Buchstaben, die über der Tür prangten schon sehr ausgebleicht waren. Liam kam ihnen mit schnellen Schritten entgegen.
„Hey, hast du etwas rausbekommen?”, fragte Mac ihn, als sie Liam endlich erreicht hatten.
„Nein. Aber ich glaube, dass er unschuldig ist, dennoch bin ich immer noch der Meinung, dass er trotzdem etwas damit zutun hat,” erklärte Liam.
„Das mag ja sein, aber würde es nicht besser sein, wenn wir, ich meine Harm und ich, offiziell ermitteln, anstatt das du vielleicht etwas noch unüberlegtes machst?”, fragte Mac.
„Okay, ich überlasse euch das Feld,” meinte Liam und war mit seinen Gedanken schon wieder ganz wo anders.
„Liam, außerdem haben wir noch andere Dinge zu erledigen,” warf Renee ein. Im Widerstand ging es nämlich schon wieder drunter und drüber. Liam wurde gebraucht, obwohl der Widerstand schon längst nicht mehr so groß und mächtig wie noch vor ein paar Jahren war. Außerdem hatte er auch noch seinen Job bei Da'an, wenn er den verlor, dann könnten sie nicht mehr an vorderster Front mitmischen. Das war für den Widerstand sehr wichtig.

 
* * *
 

0227 Zulu (21:27 EST)
I Street
Washington D.C.

Liam hatte sich den ganzen Weg über Gedanken gemacht, wer dieser Gary Hobson eigentlich war. Eines wusste er, dieser Mann war mehr, als er vorgab zu sein. Nämlich ein harmloser Barbesitzer. Irgendetwas an dem Mann war seltsam. Nur wusste er noch nicht genau, was es war. Das war ihm schon vor einer ganzen Zeit aufgefallen, weil dieser Gary Hobson immer im seiner Zeitung liest, wenn Liam ihn sah. War das bei ihm etwas Zwanghaftes? Er würde schon noch dahinter kommen. Er sah seine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter durch.
<Hey, Liam. Ich hab noch etwas über den Mann herausgefunden, wo du mich drum gebeten hast. Komm so schnell du kannst her. >
Liam sprang von seinem Platz auf und lief hinaus zum Fahrstuhl und hinunter. Rannte aus dem Haus zum nächsten Portal. Augur hatte neue Informationen für ihn. Das war alles, was für ihn im Moment zählte. Erst im Gehen packte er das Global weg. Innerhalb kürzester Zeit war er im ehemaligen Versteck des Widerstandes.
Mit großen Schritten ging er die Treppe zum Hauptraum hinunter.
„Da bist du ja endlich,” meinte Augur eine Spur anklagend.
„Ich war schon so schnell ich nur konnte,” erklärte Liam schnell. Daran konnte Augur erkennen, das Liam eigentlich gar keine Lust hatte sich mit ihm zu unterhalten, sondern nur an die Informationen wollte.
„Ja, ja. Hier, dass musst du dir mal ansehen,” er zeigte auf den Bildschirm, der vor ihm stand.
„Das ist doch dieser Gary Hobson,” stellte Liam etwas erschrocken fest. „Aber was macht der da? ”
„In den Zeitungsberichten steht, dass er immer durch Zufall alle gerettet hat,” erzählte das Computergenie. Ihm war keineswegs entgangen, dass er Liams Frage gar nicht beantwortet hatte. Außerdem genoss er es, dass der junge Mann ihn so ungläubig und geschockt anstarrte.
„Das, das, das kann doch einfach nicht wahr sein,” stotterte Liam entsetzt.
Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit.
„Ist es aber. Der ist ein Held, anscheinend mit seltsamen Vorahnungen, die ihn immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftauchen lassen,” erklärte Augur nachdenklich. Was würde er wohl machen, wenn er den wahren Grund von Garys Vorahnungen wüsste?
„Hey, ich habe auch schon oft die Welt gerettet. Bin ich etwa kein Held?”, empörte sich Liam.
„Das weiß ich ja. Aber niemand außer uns wird das wohl jäh erfahren. ”
„Obwohl, den Ruhm brauch' ich ja eigentlich auch nicht,” so hart, entschieden und rational es auch klingen mochte, Augur glaubte ihm kein Wort.
„Wie du meinst,” meinte das Computergenie trotzdem resigniert.
„Ja, das meine ich allerdings,” wie immer in solchen Situationen klang Liams Stimme leicht genervt.
„Okay, also du musst bei irgendsoeiner Sache dabei gewesen sein,” teilte Augur ihm seine Gedanken mit.
„Hast du in letzter Zeit noch mal was von Cooper gehört?”, Liam konzentrierte sich mal wieder auf eines von Augurs spielen.
„Nein, aber ich glaube, dass wir einmal an das Gleiche denken,” erklärte er.
„Wenn du meinst,” Liam war voll bei seinem Spiel.
„Hey, du musst los. Du hast jetzt einen Grund um ihn zu befragen,” hetzte Augur ihn.
„Ich geh' ja schon,” maulte Liam wie ein kleines, sehr kleines Kind.
Langsam machte sich der junge Companion-Protector auf den Weg. Er hatte im Grunde keine große Lust noch einmal mit diesem Gary Hobson sprechen zu müssen. Der Barbesitzer würde ihm seine Fragen wieder nicht beantworten. Mit missmutigen Gefühlen betrat er den Fahrstuhl, der ihn wieder in die St. Michaels Kirche bringen würde. Aber Harm und Mac oder Renee wollte er damit auch nicht belästigen. Liam wollte das einfach allein schaffen. Immer noch mit langsamen Schritten ging er auf das nächstbeste Portal zu. Schnell gab er die Koordinaten ein, stellte sich ins Portalviereck und verschwand im nächsten Moment im Interdimensionsraum.

Nach einer Weile wurde die Umgebung wieder klar und Liam trat schnell aus dem Viereck heraus, weil schon die Leute, die als nächstes damit reisen wollten, drängelten. In Gedanken versunken ging er den selben Weg, wie schon einmal zuvor durch Chicago. Warum musste er immer solche Jobs bekommen? Eigentlich wollte er nur das Baseballspiel mit ein paar Freunden sehen, ohne irgendwie wieder in diese Stadt kommun zu müssen. Außerdem konnte er sich keinen Plan machen, wenn er ständig nach Chicago musste. Manchmal schienen alle zu vergessen, dass er hauptberuflich noch immer Companion-Protector war. Er konnte doch nicht auch noch irgendwelchen dahergelaufenen Barbesitzern ständig hinterher rennen. Es interessierte auch anscheinend niemand, dass Da'an wieder sehr viele Termine im Moment hatte und er, Liam, da eine ganze Menge zu tun hatte. Er musste die Sicherheitsanlage überprüfen, die Sicherheitsleute einstellen und, und, und. Sonst machte Sandoval das alles immer, aber Zo'or schien ihn nicht aus den Augen lassen zu wollen und erteilte ihm deswegen Aufgaben auf dem Mutterschiff. Es war für Liam zwar etwas erholsam, wenn der Agent nicht da war, aber so hatte er mehr zu tun. Mit dem größten Elan, den er im Moment aufbringen konnte, machte er sich schon mal in Gedanken an die Arbeit. Dadurch merkte er nicht, dass er von seinem eigentlichen Weg abgekommen war.
„Hilfe!”, kam es irgendwie zaghaft von oben und riss den jungen Companion-Protector aus seinen Gedanken.
Verwirrt blickte Liam sich um, er konnte nicht ahnen, dass der Ruf von über ihm kam. Was war nun schon wieder? , fragte er sich verwirrt, als er niemand erkennen konnte. Der Hilferuf erklang ein weiteres Mal und diesmal blickte Liam nach oben. Eine Gestalt baumelte an der halb nach unten geschobenen Feuerleiter des Hauses, neben ihm.
„He, Sie!”, rief die Person ihm nun zu, weil Liam seinen Blick noch nicht abgewandt hatte.
Irritiert sah sich Liam um. Meint er mich? Nach kurzem Zögern zeigte Liam auf sich.
„Ja, Sie! Könnten Sie bitte die Leiter wieder ran stellen? Sie ist eben umgefallen. ”
Liam tat wie ihm geheißen und holte die besagte Leiter, die kaum einen halben Meter von ihm entfernt lag. Nachdem die Leiter hingestellt und von Liam festgehalten wurde, konnte die Person wieder hinuntersteigen. Unten angekommen, erkannten sich erst die beiden Männer.
„Sie?”, fragte Liam als erster verwirrt, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.
„Danke, Mr... ?”, versuchte sein Gegenüber wieder Liams Namen zu erfahren, damit er einiges besser verstehen konnte.
„Kincaid, Lt. Col. Kincaid,” erklärte Liam schnell. Zu erst hatte er gedacht, dass Hobson nur so tat, als wüsste er nicht wer er war, aber nun war sich Liam sicher, dass er es absolut nicht wusste. Außerdem wollte er das Gespräch so schnell wie möglich auf ein anderes Thema bringen.
„Danke, Col. Kincaid,” bedankte sich Gary abermals und versuchte so schnell er konnte zu verschwinden.
„Wie wäre es, wenn Sie mir endlich die Wahrheit sagen würden, hm?”, Liam sah ihn auffordernd an.
„Okay,” gab Gary nach. „Gehen wir doch ins McGynthis,” schlug er einen Moment später, im gleichen Atemzug, vor.
„Gern,” meinte Liam schon viel freundlicher als am Anfang.
„Was sind Sie eigentlich von Beruf, Colonel? Mir ist aufgefallen, dass Sie keine Uniform tragen,” erklärte Gary schnell.
„Ich bin Companion-Protector,” antwortete Liam und konnte kaum glauben, dass der Mann ihn nicht aus den Medien kannte.
„Vom Nordamerikanischen? Wissen Sie, ich bekomme meist von den Nationalen und Internationalen Nachrichten kaum etwas mit. ”
„Ja, ich bin Da'ans Protector. Was sind Sie eigentlich? Sie waren doch sicher nicht schon immer Barbesitzer, oder? ”
„Nein, das stimmt. Ich war Broker, bevor ich die Bar durch Zufall bekam,” antwortete Gary wahrheitsgemäß.
„Achso,” sie standen nun vor dem ehemaligen Firedepartment und waren dabei hinein zu gehen.
Am Tresen und im restlichen Raum saßen viele Menschen. Zielstrebig ging Gary auf den Tresen zu.
„Patrick, bringen Sie uns doch zwei Tassen Kaffee in mein Büro,” bat er den jungen etwas trotteligen Barkeeper.
„Sicher, Mr. Hobson,” antwortete Patrick Quinn und begann sofort mit seiner Arbeit.
Die beiden Männer gingen wieder in den Nebenraum. Gary bot Liam sich auf einen Stuhl vor seinen Schreibtisch zu setzen, während er diesen etwas abräumte, weil es ganz so aussah als bereite Marissa die Abrechnung vor.
„Also, ich habe einen Freund, der hörte, wie es ein Killer auf drei Millitäroffiziere aus Washington abgesehen hatte,” erklärte Gary einen Moment später.
„Weiß dieser Freund von Ihnen zufällig auch, wer der Killer war? Oder zumindest wie er aussah?”, fragte Liam sofort Hoffnungsvoll nach.
„Nein,” antwortete Gary knapp. Er konnte ja schlecht bei dieser ernsten Sache lügen.
„Kann man das vielleicht irgendwie herausfinden? ”
„Ich bin mir nicht sicher,” Patrick kam gerade, ein Tablett auf der Hand balancierend, herein. „Aber man konnte es ja mal probieren,” erklärte Gary nachdenklich. Obwohl er selbst keine Ahnung hatte wie.
„Danke, dass Sie mir geholfen haben. Ich glaube, ich weiß jetzt wer es ist,” Liam sprang auf und lief los.
Wie gewöhnlich warf Gary nun einen kurzen Blick in die Zeitung.

Companion-Protector tot aufgefunden!
 
In den gestrigen Abendstunden fand man eine leblose Gestalt in einer Gasse. Es stellte sich heraus, dass es der Companion-Protector Liam Kincaid war. Die Polizei kann noch nichts genaueres über die Todesursache sagen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es ein feindlicher Angriff der Widerstandsbewegung gegen die Taelons war.


Kurz nachdem Gary den Bericht gelesen hatte, sprang er ebenfalls auf und folgte Liam. Hoffentlich kam er nicht zu spät. In dem Artikel wurde der mögliche Tatort nicht bekannt gegeben. Der Colonel wollte bestimmt wieder nach Washington zurück. Also musste er zum nächstbesten Portal laufen. Gary lief schneller. War er es da vorne nicht?
„Hey, Colonel Kincaid!”, rief er dem jungen Mann hinterher.
Liam drehte sich daraufhin um. Was nun?
„Ich wollte auch mit einem Portal nach Washington reisen,” erklärte Gary schnell einen Moment später.
Liam blieb weiterhin stehen und wartete auf den Barbesitzer. Derweil fragte sich Gary nun, wann er wieder in seine Zeitung sehen konnte.
Der Companion-Protector hingegen musste sofort zu Augur. Inständig hoffte er, dass das Computergenie neue Informationen hatte.

Nach zehn Minuten des Schweigens kamen die beiden Männer am Portal an.
„Zeigen Sie mir bitte, wie so ein Portal bedient wird?”, fragte Gary.
„Sicher, also...”, Liam erklärte ihm alles ganz genau.

„Ich glaube, ich habe alles verstanden,” erklärte Gary, nachdem Liams Vortrag geendet hatte.
„Okay, wir sehen uns,” Liam gab die Koordinaten ein und war einen Moment später verschwunden.
Gary nutzte die Gelegenheit, um einmal wieder in seine Zeitung zu schielen. Der Artikel war nun weg. Erleichtert atmete der Barbesitzer auf. Nun konnte er beruhigt wieder ins McGynthis kehren.

 
* * *
 

0424 Zulu (23:24 EST)
Versteck des Widerstandes
Unter Washington

„Liam, ich hab' dir doch schon vor ein paar Wochen gesagt, dass von Cooper nichts zu hören war,” beteuerte Augur, der Liam diesmal für übervorsichtig hielt.
„Aber wenn ichs doch sage. Er hat bestimmt einen Anschlag auf mich ausüben wollen,” Liams Stimme klang leicht gereizt.
Warum auch nicht? Wie würde sich Augur fühlen, wenn er erfuhr, dass jemand es auf ihn abgesessen hatte?
Langsam machte sich Müdigkeit in ihm breit.
„Liam, geh nach Hause. Du musst Morgen wieder arbeiten,” meinte Augur fürsorglich, der Liam alles genau ansah.
„Okay,” er unterdrückte eine Gähnen und schlurfte ohne jeglichen Widerstand zur Treppe.
„Hey, Liam. Bitte nimm das Portal von hier,” bat Augur. Was wäre, wenn es wirklich jemand auf ihn abgesehen hatte und alles stimmte?
„Okay,” wiederholte er und ging langsam zu dem Portal, zu dem Augur ihn geschickt hatte.
Immer müder werdend versuchte er die Koordinaten einzugeben.
„Lass mich mal an die Konsole. Du schläfst ja schon fast im Stehen ein,” erklärte das Computergenie und schob ihn ins Portalviereck.
Augur aktivierte es und Liam war einen Moment später im ID-Raum verschwunden.

Nachdem sich die Umgebung wieder geklärt hatte, trat Liam aus dem Portal. Es war ziemlich dunkel, weshalb er einen Moment brauchte ums ich wieder zurechtzufinden. Danach machte er sich sofort auf den Weg nach Hause.
Prüfend stand er vor der geschlossenen Apartmenttür. Er erinnerte sich noch lebhaft daran, wie sein altes Apartment in die Luft geflogen war. Was sollte er jetzt bloß tun? Schnell zückte er sein Global und ließ es aufschnappen. Mit dem neuen Programm, konnte er die Innenseite der Tür nach Bomben oder ähnlichen Fremdkörpern abtasten. Erleichtert stellte er einen Moment später fest, dass keine Bombe angebracht war. Schnell stellte er sich vor den Netzhautscaner und trat dann kopfschüttelnd ein. Warum hatte er den bloß dieses blöde Angstgefühl?

 
* * *
 

1357 Zulu (8:57 EST)
I-Street
Washington D.C.

Durch das Weckerklingeln wachte Liam auf. Er hatte das Glück, dass Da'an ihn erst ab Mittag brauchte. Noch etwas schläfrig schwang er die Beine über die Bettkante.
Nach einer Stunde machte er sich auf den Weg in die Taelonbotschaft. Den ganzen Weg dorthin überlegte Liam, wie er mit seinem Plan weitermachen sollte. Eigentlich tat das der junge Kimera nur, um sich davon abzulenken, dass Cooper höchstwahrscheinlich da irgendwo draußen rumlief und ihm mal wieder an den Kragen wollte. Eine Weile klappte dies auch, aber dann holte ihn die Realität wieder ein. Wie geriet er nur immer wieder in solche Sachen? Er musste für etwas büßen, dass eigentlich ein anderer getan hatte. Aber wenn Liam etwas sagen würde, dann wüsste jeder, dass er nicht der war, der er vorgab zu sein. Viele Fragen würden somit auf ihn zukommen. Zo'or würde ihn sicher Foltern um an die gewünschten Informationen zu gelangen. Wie kam es nur, dass er sich das nur allzu gut vorstellen konnte? Ohne darüber weiter nachdenken zu müssen, kam er an der Taelonbotschaft an. Wie gewohnt betrat er das Gebäude. Auf den Gängen herrschte das unruhige Treiben, wie jeden Tag. Hin und Wieder grüßten hin ein paar Freiwellige und er grüßte freundlich zurück. Leise setzte er sich an seinen Schreibtisch, den er nun wieder in Da'ans Büro nutzte. Liam ging die Einsatzpläne durch, um sicher zu gehen, dass jeder seinen Platz hatte und niemand zu ihm kam um zu sagen: „Ich weißt nicht, wo ich hin soll,” weil er diesmal sehr viele neue, fast unerfahrene Männer einsetzen wollte. Jungen Leuten wollte er schließlich auch mal eine Chance geben. Schließlich sollten diese später die „Alten” ablösen. Außerdem war Liam allem Neuen aufgeschlossen. Die Taelons konnten froh sein, wenn sich so viele Menschen als Freiwillige meldeten.
„Guten Tag, Colonel,” begrüßte Da'an ihn vorsichtig.
Etwas erschrocken drehte Liam sich um.
„Oh. Hallo, Da'an,” gab er den Gruß nach einem Moment zurück.
Da'an schritt langsam auf seinen Thron zu und setzte sich. Während sein Protector wie gebannt auf seinen Monitor blickte und hin und wieder etwas eingab, musterte der Taelon ihn. Irgendetwas musste in den letzten Tagen geschehen sein. Der junge Mann hatte ihn bei seiner Begrüßung nicht angelächelt, so wie es in den letzten Wochen für den Taelon schon zur Gewohnheit geworden war. Sollte er Liam darauf ansprechen? Oder sollte er besser warten, bis sein Protector auf ihn von sich aus zukam? Aber wie er Liams Dickkopf kannte, würde dieser Schweigen, bis er ihn doch daraufhin ansprechen würde. Er war zwar einer der besten Protector, die er kannte, aber in solchen Sachen verhielt er sich wie ein uneinsichtiges kleines Kind, dass anscheinend nicht aus seinen Fehlern lernen wollte. So würden es die Menschen ganz sicher bezeichnen. Da waren sich ihre beiden Spezies gar nicht einmal so verschieden. Obwohl diese Menschen sowieso ein seltsames Völkchen waren. Ihr Widerstand war ungebrochen, nach so langer Zeit schon. Er hoffte nur, dass er irgendwann einmal dazu in der Lage war, das Verhalten und Handeln dieser immer noch so seltsamen Geschöpfe zu verstehen. Etwas schwerwiegendes ist Da'an jedoch schon vor einer ganzen Weile aufgefallen. Die männlichen Wesen verstanden oft die weiblichen auch in keinster Weise. Seltsam war das, wenn er bedachte, dass jeder Taelon den anderen verstand.
„Liam, was ist eigentlich mit Ihnen los?” fragte er dann doch, weil er diese Gedanken auch ein anderes Mal weiterspinnen konnte.
Der Kopf des jungen Mannes ruckte erschrocken hoch.
„Gar nichts,” versuchte er dann betont normal klingen zu lassen.
Also gut, wenn er nicht reden wollte, dann sollte es eben so sein.
„Da'an, wir müssen in 15 Minuten los,” erklärte Liam, ohne den Taelon anzusehen, stand auf und rannte regelrecht aus dem Büro.

Ob er mal mit diesen JAG-Anwälten sprechen sollte? Aber wenn er mit den beiden hinter Liams Rücken redete, dann sprach dieser sicher nie wieder ein Wort mit ihm. Was konnte er dann tun? Liam verhielt sich so seltsam, seit er von diesem Baseballspiel zurück war.

Der Protector ging zum Shuttlehangar. Wenn er daran dachte, dass sich Cooper vielleicht unter dem Publikum bei seinem Termin befinden könnte, wurde ihm etwas mulmig in der Magengegend zumute. Aber weglaufen war nicht sein Ding. Also versuchte er jegliches Gefühl von Angst in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses zu verbannen. Er setzte die Kälteste Maske, die er in seinem Repertoire hatte, auf. So ähnlich kam Sandoval also zu seiner kalten Miene, überlegte Liam und grinste ein wenig ironisch in sich hinein. Es schien nicht recht zu diesem Gesichtsausdruck zu passen. Daher ließ er es sofort auch wieder verschwinden. Eigentlich war ja auch gar nichts an seiner Lage so lustig, dass er hätte lachen können. Aber wenn er alles so ernst sehen würde, müsste er sich von jedem noch so kleinen Risiko abschrecken lassen.

 

Ende von Kapitel 1

 

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