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  „Ein kleines Geschenk” von Obi-Wahn   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Thema:    Liam sucht ein Weihnachtsgeschenk für Sarah und findet dabei unverhofft noch ein Geschenk für ein ganz spezielles Kind. (Siehe auch Die Letzten ihrer Art)
 
Anmerkung des Autors:  Alle hier vorkommenden Personen außer Gordon, Kathrin und Sarah Fereman, Ha'jel, Bo'on, Ru'sha, Ta'ki und He'ran gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Die genannten Personen gehören dem Autor.
 

 

EIN KLEINES GESCHENK

 

Es war kalt, sehr kalt und ein paar Tage vor Weihnachten. Es hatte geschneit und Gestalten kämpften sich verbissen gegen den Schnee und die Kälte von einem Geschäft zum Nächsten. Jede Gestalt mit mindestens einer Tasche bestückt und einem Glänzen in den Augen, welches nur zum Heiligen Fest zu sehen war. Lichterketten waren über die Straße gespannt und erhellten die abendliche Szenerie. Irgendwo im Hintergrund dudelte eine Weihnachtsmelodie rauf und runter.

Liam Kincaid war eine dieser Gestalten und konnte bisher noch keinen einzigen Gedanken an Fröhlichkeit und Besinnlichkeit verschwenden. Er war mit etwas viel Wichtigerem beschäftigt und zwar mit einem Weihnachtsgeschenk für Sarah.
Es war für ihn ein großes Problem, ein passendes Geschenk zu finden, er hatte schlicht keine Erfahrung damit. Er hatte schon mal für Augur oder früher für Lili ein Geschenk besorgt. Aber das war etwas anderes. Augur war sein Freund und wenn das Geschenk nicht ganz passte, dann war Augur nicht beleidigt, sondern sah es als Herausforderung an, dieses Geschenk an irgendeine arme Sau weiter zu verschenken.
Bei Sarah musste es einfach passen. Er könnte die Enttäuschung in ihren Augen einfach nicht ertragen.
Geld war nicht das Problem, er hatte schon teuerste Kleider von allen möglichen großen Designern in den Händen gehalten, doch mit Geld konnte er Sarah nicht glücklich machen. Außerdem hatte sie selbst genügend Geld, Retter der Menschheit zu sein hatte seine Vorteile, auch materielle.
Jetzt stand er vor einem kleinen Spielzeug-Geschäft und blickte begeistert auf einen kleinen blau angemalten Holz-Taelon.
Liam überlegte nicht lange und ging in das Geschäft hinein. Drinnen sah er, dass es fast ausschließlich Holzspielzeug zu kaufen gab. Vom Holzpferd bis zum Holzauto gab es hier wohl alles zu kaufen, was aus Holz war.
„Guten Abend. Kann ich ihnen behilflich sein?” Liam schreckte auf und fuhr herum. Neben der Tür stand ein kleines gerunzeltes Männlein, welches er beim Eintreten vollkommen übersehen hatte.
„Ja, äh,... ich würde mir gerne den blauen Holz-Taelon aus dem Schaufenster angucken.”
Der Mann griff in die Auslage und holte den Holz-Taelon hervor.
„Ja, ich dachte schon, den würde ich überhaupt nicht mehr verkaufen. Heute wollen alle nur elektronisches Spielzeug, an dem alles blinkt und Krach macht. Wie alt ist den das glückliche Kind?” Der Verkäufer schaute Liam lächelnd an und drehte den Holz-Taelon etwas hin und her.
Eigentlich hatte er recht, ein Holz-Spielzeug war kein Geschenk für Sarah. Sie war zwar erst knapp ein Jahr alt, aber was hieß das schon? Er war ja auch noch nicht mal volljährig. Andererseits schaute ihn der Verkäufer so nett lächelnd an und der Taelon war zu schön um ihn wieder in die Auslage zurück zustellen. Liam überlegte.
„Wissen sie,” schmunzelte er, „ich habe da ein Kind im Hinterkopf, was so langsam in ein Alter kommt, dass es auch wertvolle Spielzeuge benutzen darf.”
Der alte Mann schaute Liam fragend an. „Ja? Wie alt ist das Kind denn?”
Liam holte die 120$ aus seinem Portemonnaie, die der Taelon kostete und drückte sie dem Mann in die Hand.
„Ach wissen Sie, auf das Jahrhundert genau weiß ich das Alter nicht, aber das ”Kind„ dürfte schon ein paar auf dem Buckel haben.” Liam grinste den verdutzen Mann unverschämt breit an und ging mit dem Holz-Taelon unter dem Arm aus dem Geschäft.

Liam stand an einem Fenster in seinem Zimmer im Turm und blickte auf die stürmische See herab. Er konnte die Erschütterungen spüren, die die Wellen am Fundament des Turmes verursachten. Der Turm stand zwar im wahrsten Sinne des Wortes fest wie ein Fels in der Brandung der Wellen, aber er konnte mit etwas Konzentration jede noch so kleine Bewegung des Turms spüren.
Stürmisch war auch sein Inneres, er hatte immer noch kein Geschenk für Sarah gefunden und es waren nur noch ein paar Tage bis Weihnachten.
Da merkte er, wie sich Sandoval seinem Zimmer näherte und wendete sich mit einem Seufzen vom Fenster ab, um ihn zu begrüßen.
Sandoval kam in den Raum und lächelte, als er sah, dass ihn Liam schon erwartete. Er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass man Liam in seinem Turm nicht unerwartet oder überraschend antreffen konnte.
„Was ist, Liam, du siehst irgendwie nicht glücklich aus.” Sandoval umarmte Liam.
Dieser seufzte tief.
„Ich habe kein Geschenk für Sarah und ich weiß nicht was ich ihr schenken soll.” Liam blickte wieder aus dem Fenster.
Ein amüsiertes Lachen kam von Sandoval herüber.
„Warum hast du nicht mich gefragt, ich hätte da eine Idee.” Sandoval griff in seine Hemdtasche und holte eine kleine Goldkette hervor. „Wie wäre es damit?”
Liam blickte ihn mit großen Augen an.
„Das ist doch eine Kette von DeeDee, oder? Willst du dir mir wirklich geben?”
Sandoval nickte. „Ich denke, sie hätte nichts dagegen. Und will nicht, dass du ohne ein hübsches Geschenk vor Sarah stehst.”
Liam nahm die Kette vorsichtig an und umarmte Sandoval herzlich. „Danke dir. Aber du könntest auch etwas für mich tun. Ich hätte da einen Spezialauftrag für dich.” Er holte ein in blauen Geschenkpapier eingewickeltes Paket aus einer Ecke hervor und hielt es Sandoval hin.
„Das Geschenk ist zwar nicht für dich, aber ein etwas ganz besonderes für einen ganz besonderen Freund von dir. Der Name steht hier.” Liam zeigte auf einen kleinen Zettel. „Dein Geschenk bekommst später.” Liam lächelte verschmitzt.
Sandoval lächelte noch breiter als er den Namen las.
„Klar, dieses Geschenk werde ich mit Vergnügen überbringen. Im Übrigen bin ich mit Boone erst noch auf einer Weihnachtsfeier für Waisenkinder. Du wirst also etwas Zeit für dich und Sarah allein haben. Wir kommen später hinzu.”

Ein geschmückter Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen stand etwas deplatziert inmitten des großen Saals im Turm. Weihnachtliche Stimmung ging von der Dekoration aus und zusammen mit den Kerzen herrschte eine sehr gemütliche Atmosphäre. Liam und Sarah saßen vor dem Baum auf weichen Kissen und blickten schon eine Zeit lang den Baum an. Liam räusperte sich und blickte tief in Sarahs Augen, als er das kleine Päckchen hervorholte und ihr präsentierte.
„Hier ist mein Geschenk für dich.”
Sarah nahm das Geschenk mit großen Augen an und packte es vorsichtig aus.
„Oh, eine Kette, die ist ja wunderschön.” Sarah hielt die Kette hoch und bewunderte die schönen verschlungenen Kettenglieder mit einem kleinen Herz als Anhänger.
„Los, darf ich dir sie umlegen?” Liam nahm ihr die Kette vorsichtig ab und legte sie Sarah ebenso achtsam um.
Sarah ordnete ihre Haare und blickte dann Liam an. „Na, wie sieht es aus?”
Liam war völlig sprachlos und blickte sie nur mit feuchten Augen und einem Lächeln auf den Lippen an. Er sagte einfach nichts.
Sarah beugte sich vor und gab ihm einen leichten und fast schüchternen Kuss auf den Mund. „Hier ist mein Geschenk für dich und danke für mein allererstes Weihnachtsgeschenk.”

Ein paar Kilometer über dem Turm saß Zo'or im Mutterschiff auf seinem Thron und blickte entgeistert auf ein Paket auf seinem Schoß. Er verstand die Menschen nicht. Warum warteten sie immer ein ganzes Jahr, um sich dann an einem bestimmten Tag gegenseitig zu beschenken? Und wer hatte ausgerechnet ihn beschenkt? Er öffnete mit spitzen Fingern das Paket, das auch noch in rotem Papier mit grünen Weihnachtsbäumen eingewickelt war, und blickte noch entgeisterter auf einen kleinen blau lackierten Holz-Taelon, der ihn unheimlich breit angrinste.

 

ENDE

 

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