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  „Der schönste Tag im Leben” von Ma'ri   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Zo'or und Ma'hal heiraten
Charaktere:  Zo'or, Ma'hal, Da'an, Sandoval, Liam, Renee, Ma'ri, Emma, Kelara, Admara, Anneliese, Sky
 
Anmerkung:  Diese Geschichte gehört zu einem Board-Spiel, bei dem man in seiner Geschichte drei vorher ausgewählte Begriffe unterbringen mußte.
 

 

DER SCHÖNSTE TAG IM LEBEN

 

Ma'hal stiefelte unruhig in seinem Audienzzimmer auf und ab und schien in Gedanken versunken zu sein. Emma, sein Tank-Mensch, folgte ihm mit den Augen. So zerstreut hatte sie ihn schon lange nicht mehr gesehen. Wenn das so weiter ging, würde er bald eine Rinne in den Fußboden gelaufen haben. Leise stieg sie daher zur Oberfläche der blauen Flüssigkeit, tauchte auf, hob den Deckel ein wenig und guckte über den Rand.
„Was ist denn los? Kommt Liam heute etwa zu Besuch?” fragte sie angstvoll.
Ma'hal sah auf und schüttelte leicht den Kopf. „Keine Sorge, Emma. Liam ist momentan auf dem Mutterschiff.”
Sie atmete erleichtert auf, doch dann kehrte die Sorge um ihren Companion zurück. „Was ist es dann?”
Ein bodenlos tiefer Seufzer entfuhr dem anmutigen Taelon. Emma war nun so besorgt, dass sie völlig aus ihrem Tank kletterte und tropfend vor Ma'hal stand. Erwartungsvoll sah sie ihn an.
Wieder ein tiefer Seufzer. „Zo'or ... er ... hat mir einen Heiratsantrag gemacht.”
„Aber das ist doch wunderbar!” Heftig umarmte sie den Taelon. Als sie peinlich berührt wieder einen Schritt zurücktrat, sah Ma'hal missbilligend auf seinen angefeuchteten Anzug hinunter. Doch dann lächelte er.
„Danke. Das Problem ist nur ...”
„Was?”
„Er möchte eine Junggesellenparty.”
Emma hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, aber sie riss sich zusammen. „Und worin besteht das Problem?”
Ein erneuter Seufzer. „Ich habe mich über die menschlichen Gebräuche informiert und es scheint mir doch etwas ... heikel, was auf einer Junggesellenparty alles passieren kann.”
„Warum nehmen Sie nicht einfach an der Party teil und wir machen einen Polterabend daraus?”
Ma'hals Augen weiteten sich. Die Idee schien ihm zu gefallen. Dann schloss er einen Moment die Augen, ein blaues Leuchten glitt über ihn hinweg und er lächelte zufrieden. „Zo'or findet die Idee sehr ansprechend.”
„Wen wollen Sie einladen?”
Darüber schien der deutsche Companion noch nicht nachgedacht zu haben. „Hm, natürlich dich, Sky, Da'an, Admara, Anneliese, Kelara und Ma'ri. Zo'or bringt bestimmt Sandoval mit.”
Emma verdrehte die Augen. Was sollte man denn mit Sandy auf einer Party anstellen? Da hatte sie plötzlich eine Idee und fing leise an zu kichern. Ma'hal sah sie verwirrt an. So räusperte sie sich schnell und sagte: „Wenn Sie möchten, kümmere ich mich um die Vorbereitungen.”
„Hm, eigentlich wollte Zo'or Sandoval damit beauftragen ...”
„Ach du meine Güte, dann können wir auch gleich zu einer Beerdigung gehen!”
Der Taelon warf ihr einen strafenden Blick zu. Dann jedoch schien er die Idee zu überdenken. „Agent Sandoval könnte vielleicht etwas Hilfe brauchen.”
„Bin schon unterwegs!” rief Emma und verließ eilig das Büro des Companions, wobei sie nasse Fußspuren hinterließ. Ein leises Kichern wehte hinter ihr her. Ma'hal sah ihr verwundert nach.

 
* * *
 

Der Hochzeitstermin war festgelegt worden, die Einladungen waren verschickt. Aus unerfindlichen Gründen hatte Zo'or auch Liam und Renee zu der Party eingeladen (Liam vermutlich, weil er Da'ans Beschützer, und Renee, weil sie ein hohes Tier bei Doors International war). So standen die beiden einige Tage später in einem Kostümverleih, um für Liam einen Frack zu besorgen, doch bis jetzt hatten sie nichts Passendes gefunden. Aus Langeweile probierte auch Renee einige Kostüme an, obwohl sie genug feierliche Kleidung besaß. In einem dunkelgrünen Samtkleid drehte sie sich vor dem Spiegel. Liam sah auf.
„Sie wollen auf eine Hochzeit gehen und nicht auf einen Ball!”
Sie zog eine Schnute und sah sich weiter im Laden um, während Liam feststellen musste, dass der Frack, den er gerade anprobierte, zu kurze Ärmel hatte. Leise fluchend versuchte er den nächsten. Diesem jedoch fehlte ein Knopf.
„Hey, ich hab was für Sie gefunden”, rief ihm Renee aus den Tiefen des Ladens zu. Hoffnungsvoll folgte er ihrer Stimme und fand sie zwischen zwei Kleiderständern, ein ... Clownskostüm hochhaltend!
„Haha, sehr witzig!” grummelte er und ging wieder in den vorderen Teil des Geschäftes. Renee hängte das Kostüm wieder an seinen Platz und folgte ihm.
„Sagen Sie mal, warum ziehen Sie nicht ein normales Jackett an? Sie wollen ja schließlich nicht selber heiraten, sondern sind nur Gast.”
Der Companionbeschützer errötete heftig und murmelte etwas, er wolle doch einen guten Eindruck machen. Renee zuckte die Schultern und verschwand in der Umkleidekabine. Schließlich fand Liam einen Frack, der ihm einigermaßen passte, ging zur Kasse und bezahlte die Leihgebühr. Seine Begleiterin verließ die Umkleidekabine in ihrem normalen Kostüm, hängte das Ballkleid zurück und trat mit ihm zusammen aus dem Laden auf die Straße.

 
* * *
 

„Nein! Das ist entwürdigend!” rief Sandoval aufgebracht und versuchte, sich die Flügelchen vom Rücken zu zupfen, wobei er sich ein paar Mal um sich selbst drehte.
„Stellen Sie sich nicht so an, Sandy!” meinte Emma zu ihm, wobei sie versuchte, nicht in Gelächter auszubrechen bei diesem skurrilen Anblick.
„Und nennen Sie mich nicht Sandy!!!” schrie er.
„Verzeihung, Agent Sandoval. Aber Sie möchten doch nicht Ihrem Chef die Party verderben, oder?”
Der Companionagent sah so aus, als würde er diese Möglichkeit durchaus in Erwägung ziehen. Der eine Flügel sah schon etwas zerrupft aus. Emma fuhr fort: „Er könnte Sie zur Strafe in einen Tank stecken.” Diese Androhung schien zu helfen. Der arme Kerl ahnte ja nicht, wie gemütlich so ein hübscher, blauer Tank sein konnte.
„Na gut”, sagte er langsam.
„Fein. Dann klettern Sie schon mal in die Torte, die Gäste kommen gleich. Und vergessen Sie ja nicht Ihren Text!”
„Nein, nein. Ich habe doch ein CVI.”
„Dann ist ja gut. Haben Sie Pfeil und Bogen?”
Er fuchtelte damit vor ihrer Nase herum, bevor er über eine kleine Leiter in die Torte kletterte und Emma den Deckel schloss. Tatsächlich hörte sie im nächsten Moment Stimmen vom Fuße der Rampe, denn die Party sollte in einem großen Raum der deutschen Taelonbotschaft stattfinden. Es waren Ma'hal und Agent Sky, die ihre Neugier nicht länger im Zaum halten konnten. Der Companion besah sich zufrieden die Girlanden und Luftschlangen, die im ganzen Raum angebracht waren, und begutachtete dann das prächtige Buffet. Ein leiser Seufzer entfuhr ihm, als er daran dachte, dass er keine dieser Köstlichkeiten essen konnte.
Als nächstes tauchten Anneliese, Admara und Kelara auf und begrüßten Ma'hal mit dem Taelongruß. Zum Glück erschienen kurz nach ihnen Liam und Renee, so dass sie sich in Richtung Buffet verkrümeln konnten (es roch aber auch zu lecker!). Auch Emma war plötzlich sehr damit beschäftigt, am anderen Ende des Raumes eine Girlande gerade zu zupfen, während Ma'hal und Sky die Gäste begrüßten. Auch Da'an, Zo'or und Ma'ri betraten bald den Raum und nachdem sie Ma'hal begrüßt hatten, sah Zo'or sich nach seinem Attaché um.
„Wo ist Sandoval?”
Emma war mit der Girlande inzwischen fertig und widmete sich den Neuankömmlingen. „Ähm, er kommt später. Möchten Sie sich nicht setzen?” Damit bot sie ihnen Plätze auf den drei Sofas an, die im hinteren Teil des Raumes in einem Halbkreis standen. Die vier Taelons nahmen Platz (unnötig zu erwähnen, dass Zo'or und Ma'hal nebeneinander saßen) und begannen sofort eine tiefgründige Konversation über die Bedeutung der Ehe.
Während dessen tummelten sich die menschlichen Gäste bereits ums Buffet und Renee beäugte misstrauisch die gigantische Torte, die für alle gut sichtbar auf einem kleinen Podest stand. Zum Glück war sie klug genug, Stillschweigen zu bewahren. Derweil waren Anneliese und Liam in ein angeregtes Gespräch vertieft, ebenso Sky, Kelara und Admara, die beide sehr daran interessiert waren, etwas mehr über den Alltag eines Attachés zu erfahren.
Um sich Gehör zu verschaffen, klopfte Emma gegen ein Glas und räusperte sich geräuschvoll. „Liebe Freunde, wir haben uns hier versammelt, um den Polterabend von Ma'hal und Zo'or zu feiern. Lasst uns auf die beiden anstoßen!” Damit erhob sie ihr Glas und die anderen menschlichen Gäste taten es ihr gleich. „Mögen die beiden niemals bereuen, dass sie sich von ihrem Junggesellendasein lossagen! Cheers!”
„Cheers!” antworteten die anderen im Chor, prosteten den beiden Taelons zu und tranken auf die Gesundheit und das Glück des Paares.
Man konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob der Gesichtsausdruck, den der Synodenführer trug, nun Freude über die nette Geste oder Neid war, da er nicht mittrinken konnte. Im nächsten Moment zuckte er allerdings erschrocken zusammen, denn mit einem Knall wurde eine Konfettikanone abgefeuert. Die riesige Torte öffnete sich und ihr entstieg ... Sandoval! Mit kleinen Flügelchen am Rücken und einem goldenen Reif auf dem Kopf!
„Ich bin Amor, der Bote der Liebe!” rief er theatralisch und fuchtelte mit einem winzigen Bogen herum, auf den ein Pfeil gelegt war.
Zo'or sprang auf. „Soll ich das als tätlichen Angriff interpretieren, Agent Sandoval?” rief er drohend, aber im nächsten Moment hatte Ma'hal ihn schon wieder zurück auf seinen Platz gezogen und teilte ihm gedanklich die Bedeutung dieser Aktion mit. Peinlich berührt versuchte der Synodenführer zu lächeln, während sich die übrigen Gäste köstlich über die gelungene Überraschung (und Zo'ors Reaktion) amüsierten.
Nach diesem Einstieg kam Emmas nächster Anschlag (denn Sandy hatte bei der Planung der Party im Grunde nichts zu melden gehabt): Karaoke!

Um das erste „Opfer” auszuwählen, ließ sie alle Gäste einen Kreis bilden (es wurde beschlossen, dass immer zwei zusammen singen sollten, da den meisten das Solo-Singen zu peinlich war), nahm eine leere Flasche, legte sie in der Mitte auf den Boden und drehte sie. Der Flaschenhals deutete auf Admara und Anneliese. Sie begaben sich zum Mikrophon, während die anderen es sich auf den Sofas bequem machten. Im nächsten Moment begann die Melodie von „Twist And Shout” von den Beatles zu erklingen und die beiden sangen, so gut sie bei der Aufregung konnten. Der Text erschien dabei auf einem Display an der Wand und es klang wirklich nicht schlecht. Als sie geendet hatten, erhielten sie ihren wohlverdienten Applaus und wieder wurde die Flasche gedreht.
Liam und Renee waren nun an der Reihe und sie mussten „Men In Black” von Will Smith zum Besten geben, was einen skeptischen Blick von Zo'or nach sich zog (er hatte sich den Film im Zuge seiner Studien über die menschliche Rasse angesehen, ebenso „Independence Day” und er empfand beide Filme in mancher Hinsicht als „höchst inspirierend”).
Dann kamen die Agents Sky und Sandoval mit „Enter Sandman” von Metallica, Zo'or und Ma'hal mit „The Time Of My Life” aus dem Film „Dirty Dancing”, dann Emma und Kelara mit „We Will Rock You” von Queen und zuletzt Da'an und Ma'ri mit „I'm Blue” von Eiffel 65, wobei sie ihre Energieform annahmen. Admara schlug vor, als krönenden Abschluss „Can You See The Light” von Elements zu singen, und prompt zückten sie und Sky Feuerzeuge und hielten sie schunkelnd in die Höhe. Die anderen schlossen sich ihnen an und das Lied wurde gleich mehrere Male gesungen.
Nach der ganzen Aufregung mussten die menschlichen Gäste erst einmal was essen, doch um die Taelons nicht auszuschließen, wurde ihnen angeboten, das Essen durch ein Sharing mitzuerleben. Sandoval musste seinem Chef den Geschmack von Lachshäppchen, kaltem Hähnchen, Nudelsalat und Sekt vermitteln. Als ihm jedoch allmählich begann, schlecht zu werden, trennte Zo'or sehr schnell die Verbindung und meinte nur, Sandoval solle doch endlich diese lächerlichen Flügelchen abnehmen!
Der Rest des Abends wurde mit Musik und Tanz verbracht (wobei sich herausstellte, dass Taelons sehr gute Tänzer sind, wenn sie wollen) und als sich die Party ihrem Ende neigte, wurden die Außerirdischen mit einem weiteren irdischen Brauch bekannt gemacht: Dem Zerdeppern von Geschirr am Polterabend. Emma drückte jedem einen ganzen Stapel mit Tellern, Tassen und Schüsselchen in die Hand, doch es brauchte einiges gutes Zureden (und eine lange Diskussion über effektive Nutzung von Rohstoffen), bis die Aliens es wagten, das Geschirr Stück um Stück auf den Boden fallen und zerspringen zu lassen, obwohl sie den Sinn dahinter nicht so ganz verstanden. Bald war der Boden übersät mit Scherben und die Party war am Ausklingen. Man saß auf den Sofas herum und unterhielt sich. Admara, Kelara und Anneliese entführten Zo'or in einen Nebenraum, um ihm das Brautkleid anzuprobieren, dass Admara extra für ihn hatte schneidern lassen (sie hatte dafür einige Beziehungen spielen lassen, um die Adresse von Augurs Schneider herauszufinden). Emma, Sky und Ma'ri führten ein Gespräch über die Auswirkungen von Total Recall, Sandoval, Renee und Liam redeten (natürlich) über ihre Jobs und Da'an und Ma'hal philosophierten über die Unterschiede zwischen Menschen und Taelons (und darüber, wie sehr sie beide Boone vermissten). Nach einer Weile kam Kelara zurück, mühsam ein Grinsen unterdrückend.
„Wir haben ein kleines Problem, Leute: Der Schleier hält nicht!”
„Hm, wir könnten ihm eine Perücke aufsetzen und den Schleier daran festmachen”, schlug Emma vor.
„Ich könnte ihm eine leihen”, bot Renee sofort an.
„Ich frage ihn mal”, meinte Kelara und verschwand wieder. Eine Minute später kehrte sie allerdings zurück und verkündete, Zo'or empfände eine Perücke als „unter seiner Würde”, was von Emma mit der Bemerkung, ein Brautkleid sei ja auch nicht gerade förderlich für seine Würde, kommentiert wurde. Dies wiederum brachte ihr einen warnenden Blick von Ma'hal ein, der besagte: ‚Pass auf, sonst kommst du in den Tank!’ Doch Emma lächelte gaaaaaanz unschuldig.
Nach einer Weile kamen Zo'or (in seinem normalen Overall), Anneliese, Admara und Kelara zurück, setzten sich zu den anderen und man redete über das Heiraten, das Universum und den ganzen Rest.
Irgendwann wurde es Zeit, sich Gute Nacht zu sagen und einer nach dem anderen zogen sie sich in ihre Gästezimmer in der Botschaft zurück. Was ein Glück, dass es Freiwillige gab, die all die Scherben wegräumten...

 
* * *
 

Am nächsten Morgen strahlte (wie es sich für einen solchen Tag gehörte) die Sonne vom Himmel. Die Hochzeitsgäste trafen entweder auf die altmodische Art in Autos, oder auf die moderne Art in Shuttles an der Taelon-Kirche ein. Natürlich war die gesamte Synode gekommen und saß bereits erwartungsvoll in den Bänken. Mit Hilfe des Zeittors hatte man Ma'el aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt, damit der ehrwürdige Taelon den Ehebund zwischen Zo'or und Ma'hal schließen sollte. Während noch die Gäste in die Kirche drängten, erklärten ihm seine Mittaelons, was eigentlich los war (immerhin hatten sie ihn gerade von seinem Energiestrom weggeholt).
Emma, Sky und Ma'ri standen bereits neben Ma'hal, der seinen Festtags-Overall angelegt hatte, vor dem Altar, denn sie sollten seine Trauzeugen sein. Auf der anderen Seite wartete Sandoval, Zo'ors Trauzeuge. Da'an sollte ebenfalls diese Aufgabe übernehmen, allerdings war er auch Brautführer und würde so erst später eintreffen.
Die ganze Kirche war mit Blumen geschmückt. Die meisten waren blau oder violett, ebenso die Kleidung der Gäste. Wohl ein Zeichen der Solidarität gegenüber den Taelons. Immer noch strömten Leute herein. Jonathan Doors und Renee Palmer saßen schon unter den Gästen, um Doors International bei diesem großen Ereignis zu vertreten. Von Liam allerdings war keine Spur zu sehen. Jemand hatte wohl vergessen, ihn heute morgen zu wecken. Emma sah wie immer völlig unschuldig aus ...
Als alle Gäste Platz genommen hatten, marschierte ein Trupp Freiwilliger herein und stellte sich in Reih und Glied an beiden Seiten des Mittelganges auf, um ein Spalier zu bilden. Und dann kam der große Augenblick: Der Organist begann, eine taelonische Hochzeitsarie zu spielen, alle Gäste drehten sich gespannt nach der Flügeltür um, diese öffnete sich und Admara kam hereingesprungen in einem dunkelblauen Brautjungfern-Kleid, ein Blumenkörbchen in der Hand, dessen Inhalt sie gleichmäßig über den Boden verteilte. Und hinter ihr, welche Pracht, erschien Zo'or, gekleidet in ein entzückendes, weißes Brautkleid mit Spitzen (und ohne Schleier), einen Strauß aus weißen Rosen und Lavendel im Arm. Da'an führte ihn gemessenen Schrittes zwischen den Reihen der Freiwilligen hindurch über den blau-violetten Teppich zum Altar. Zum Glück hatten sich die Gäste gut genug unter Kontrolle, um nicht zu kichern. Der Synodenführer sah aber auch zu reizend aus in dem weißen Kleid!
Sie erreichten den Altar, Zo'or stellte sich neben Ma'hal und beide lächelten sich glücklich an und erblauten einen Augenblick lang. Ma'el beäugte sehr überrascht das seltsame Outfit des Synodenführers. Dann sprach er: „Sinaui Euhura, liebe Gemeinde! Wir sind am heutigen Tage hier zusammen gekommen, um diese beiden Taelons, Zo'or und Ma'hal, im Bunde der Ehe zu vereinigen.”
Dann folgte eine lange Rede über die große Freude und die Verantwortung, die die Ehe mit sich brachte, bis er endlich fragte: „Zo'or, willst du Ma'hal zu deinem dir angetrauten Ehepartner nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass ihr die Leere umarmt?”
„Ich will”, antwortete Zo'or mit Nachdruck. (Das hatte er lange heimlich in seinem Zimmer mit seinem Teletubbi geübt. Der Teletubbi hatte dabei die Rolle Ma'els übernommen.)
„Ma'hal, willst du Zo'or zu deinem dir angetrauten Ehepartner nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass ihr die Leere umarmt?”
„Ich will!” (Ma'hal hatte mit seinem Teddybären geübt.)
„Sollte irgendeiner der hier Anwesenden einen Grund kennen, warum diese beiden nicht die Ehe schließen sollten, so soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen!”
In diesem Moment sprangen die Flügeltüren erneut auf und Liam stürzte in seinem etwas zerknitterten Frack schwer atmend herein. „Halt!” keuchte er. „Ich ... ich habe einen Einwand!”
Ma'hal und Zo'or sahen gar nicht zufrieden aus und Emma ärgerte sich insgeheim, dass sie seine Zimmertür nicht abgeschlossen hatte. Ma'el legte den Kopf ein wenig auf die Seite. „Dann sprich, mein Sohn!”
„Die beiden ... können nicht heiraten, weil ... weil ich ... ich ...” Seine Unterlippe begann zu zittern. „Ich liebe dich, Zo'or!”
„Entfernen Sie diesen Mann!” befahl der Synodenführer aufgebracht den Freiwilligen.
„Ehrlich, glaube mir! Bitte, heirate mich!” rief Liam, während er von einigen Freiwilligen aus der Kirche geschleift wurde. Ein Raunen ging durch die Reihen der Gäste und Zo'or meinte leise zu Da'an: „Jetzt ist Schluss! Der Kerl wird implantiert!”
Der nordamerikanische Companion legte den Kopf schief und antwortete leise: „Immerhin verirrt er sich nicht aus Versehen in Torten und trägt Flügelchen auf dem Rücken!”
Zo'or grummelte etwas vonwegen, das sei ja wohl was Anderes, doch er wandte sich wieder Ma'el zu, der nun seine Rede fortsetzte: „Nun, da keine weiteren Einwände bestehen, erkläre ich euch hiermit zu Ehepartnern! Ihr dürft jetzt ein Sharing machen!”
Glücklich lächelnd legten Ma'hal und Zo'or ihre Handflächen aufeinander und erstrahlten in einem wunderschönen Azurblau. Jubelrufe wurden laut, sämtliche Taelons erblauten und Emma schluchzte vor Rührung, so dass Sky ihr ein Taschentuch anbot.
Das Brautpaar schritt über den blau-violetten Teppich aus der Kirche heraus. Ihnen wurden die Hände geschüttelt, sie wurden umarmt und einige ganz kurze Sharings wurden ausgetauscht. Nachdem auch noch einige Fotos gemacht worden waren, wurde der Brautstrauß geworfen. Der Strauß beschrieb einen hohen Bogen und landete in den Armen von Renee Palmer (nicht dass sie sich vorgedrängelt und die anderen aus dem Weg geschubst hätte). Während einige applaudierten, errötete sie leicht.
Als die beiden frisch Vermählten zu ihrem Shuttle gingen, das sie in die Flitterwochen bringen sollte, blieb Zo'or abrupt stehen und starrte auf das riesige Bündel Dosen und das Schild „Just Married”, die am Ende des käferartigen Flugzeugs befestigt waren.
„Was soll denn das nun wieder?” fragte er.
Ma'hal erklärte ihm, dies sei ein weiterer Brauch der Menschen, bevor er ihn mit sich in das Shuttle zog. Als sie sich händchenhaltend in ihren Sitzen zurücklehnten und das Shuttle, das von einem Freiwilligen geflogen wurde, abhob, winkten ihnen alle Hochzeitsgäste nach. Emma schluchzte immer noch in Skys Taschentuch, während verschiedene Taelons ihr anboten, sie solle doch mal ihre Tanks besuchen. (Vermutlich hatten sie erfahren, was für ein Erfolg die Party gewesen war, und wollten nun die ruhmreiche Organisatorin auch mal innerhalb ihrer eigenen Tank-Wände willkommen heißen.) Allerdings blieb Emma lieber in ihrem eigenen, angestammten Tank und lud statt dessen einige Freunde zu sich ein. Tatsächlich fand einige Tage später eine Tank-Party statt, aber das ist eine andere Geschichte ...

 

ENDE

 

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