Ganz weit hinten, tief unter Lilis Bett steht ein alter Schuhkarton, auf dessen Deckel sich seit einiger Zeit der Staub sammelt. Seine Besitzerin scheint ihn nicht oft zu öffnen. Heben wir einmal den Deckel und sehen hinein. Viel enthält der Karton nicht gerade, aber betrachten wir die einzelnen Gegenstände: Ein abgegriffener Briefumschlag; der Abschiedsbrief ihres Bruders, den er am Tage seines Selbstmords per Post an sie geschickt hat. Der Briefbogen ist etwas zerknittert, vielleicht weil Lili so zitterte, als sie ihn las.
Dann ein Familienbild in einem kleinen Bilderrahmen, aber es sieht so aus, als sei an einer Seite etwas abgeschnitten. Lilis Vater. Den Abschnitt des Fotos, auf dem er zu sehen ist, finden wir ebenfalls in der Kiste. Sie hat ihn wohl nach seinem Tod dazugelegt.
Lasst uns weitersehen. Eine Scherbe. Eine einzige Scherbe hat sie aufbewahrt von der Tasse, die ihre Mutter in einem Ausbruch zerschlagen hatte. Damals war Lili noch ein Teenager. Es war das einzige Mal gewesen, dass ihre Mutter sich gegen ihren Vater aufgelehnt hatte. Wenn man bedenkt, was für eine ruhige, fast schüchterne Person sie ist, versteht man vielleicht, wie wütend und verzweifelt sie an diesem Tag gewesen sein muss. Über die Ursache des Streits hat Lili nie etwas erfahren, da sie zu dem Zeitpunkt gerade außer Haus war. Sie hat nur die Scherben auf dem Boden und die Tränen in den Augen ihrer Mutter gesehen. Diese eine Scherbe hat sie aufbewahrt, um sich daran zu erinnern, niemals etwas einfach hinzunehmen, sondern sich zu wehren und sich selbst zu behaupten.
Weiterhin liegen einige Zeitungsartikel in der Kiste: Einer berichtet von der Einstellung eines neuen Companion-Beschützers, Commander William Boone. Ein anderer von dem missglückten Versuch Paul Chandlers, die Washingtoner Botschaft zu zerstören. Der dritte Artikel ist eigentlich kein Artikel. Es ist Boones Todesanzeige.
Auf dem Boden der Kiste befinden sich noch einige Briefe von Paul und ein Foto, auf dem er und Lili in ihren Uniformen zu sehen sind.
Das war alles. Packen wir die Kiste also wieder zusammen, schieben sie zurück, ganz weit nach hinten, und überlassen sie wieder dem Staub der Zeit.