Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Ruf der Ahnen” von Maiija   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Eine schlagartige Veränderung in dem Leben eines kleinen Mädchens erfolgt und sie erwacht an einem fremden Ort wieder. Doch dort ist sie nicht allein. - Ein später Entschluss folgt.
Zeitpunkt:  Ende der ersten Staffel
Charaktere:  ein Mädchen, ein Junge, (Chef und weitere Mitarbeiter in dem unbekannten Gebäude, ein kleines Kind, Anführer und Anhänger eines persönlichen Rachefeldzuges, ein Gefangener, ein Mitglied einer bestimmten Forschungsgruppe, Boone, Da'an, Sandoval)
 

 

RUF DER AHNEN

Kapitel 1

 

Eines Tages, an einem Tag wie jedem anderen, muss ein kleines Kind seinen schlimmsten Alptraum erleben. Einen, den es nie wieder vergessen wird, der sein ganzes Leben von Grund auf verändern wird.

In einem Haus, wie jedes andere, lebt eine Familie. Eine Mutter, ein Vater mit Söhnen und einer kleinen Tochter. Sie haben sich ein schönes Leben aufgebaut und genießen es zusammen. Die Mutter ist auf all ihre Kinder sehr stolz. Sie glaubt, dass ihre Tochter etwas ganz Besonderes sei. Sie weiß nicht warum, aber ihr Kind scheint auf eine Art und Weise anders zu sein, als jedes andere Kind. Aber sie liebt all ihre Sprösslinge und schenkt ihnen gleich viel Zuneigung...

Das kleine Mädchen hat heute zum ersten Mal die Schule besucht. So wie viele Kinder hat sie sich schon so sehr auf diesen besonderen Tag gefreut gehabt, weil sie neugierig gewesen ist, was alles passieren wird und was sie lernen würde. Es hat sich herausgestellt, dass sie sehr klug ist und für ihr Alter schon sehr viel weiß. Man kann sich nicht so recht erklären, woher sie dieses Wissen erlangt hat, aber darüber macht man sich nicht viele Gedanken. Die Lehrerin setzt große Hoffnungen in sie, dass sie einmal im Leben sehr weit kommen könnte, obwohl das vielleicht noch etwas zu früh gesagt wäre.
Nach diesem ausgefüllten Vormittag muss man natürlich auch einmal seinen Heimweg antreten und nach Hause gehen, damit man am nächsten Morgen erneut gestärkt in die Schule kommen kann.

Aufgeregt steht das kleine Mädchen vor der rotbraunen Haustüre und greift auf die goldene Türschnalle. Sie möchte all ihre Erfahrungen, die sie heute gesammelt hat, mit ihrer ganzen Familie teilen. Doch an jenem Tag passiert es.
Das kleine Mädchen hört einen ohrenbetäubenden lauten Knall. Da sie sich sehr erschreckt hat, schließen sich ihre Augen reflexartig. Einen Augenblick lang bleibt sie apathisch stehen und rührt sich nach dieser Schrecksekunde nicht, doch öffnen sich die vor kurzem geschlossenen Augen wieder. Ihre Hand liegt noch immer auf der Türschnalle, die sie hinunter drücken wollte. Alles ist genauso, wie es vor einigen Sekunden gewesen ist und so öffnet das Mädchen verspätet die Haustüre.
Was ist das? Die Innenseite dieser Türe ist pechschwarz. Außen mag alles noch wie vorher sein, aber innen ist nichts mehr so, wie es gewesen ist. Sie lässt die Türschnalle los und hält mit beiden Händen ihre Schultasche vor sich. Klein, wie sie ist, verharrt sie in jener Stellung und schaut in das, vor kurzem noch, bunte Heim.
Schritt für Schritt begibt sich das kleine Mädchen allein durch das Haus und sucht ihre Familie. Ihre Schultasche hält sie abermals fest in den Händen. Wo mögen sie nur sein? „Mama? Papa?” Sie hört und spürt nur Hitze und sieht, dass alles um sie herum schwarz ist, doch sie weiß nicht, was eigentlich passiert ist. Sie wandert in das Hausinnere und begegnet einem kleinen Geschöpf. Es liegt so ruhig da, als würde es schlafen. Die Tasche wird beiseite gestellt und die Hand des Mädchens berührt dieses kleine Wesen.
Es ist das Haustier von dieser Familie - eine Katze. Das Fell wird sanft gestreichelt und die Hand bleibt stehen, um die Sinne speziell anzusprechen, doch fühlt man nichts, als das weiche Gefühl unter der Handinnenseite. Die offenen Augen des daliegenden Geschöpfes bleiben nicht unbeachtet. - Sie starren ins Leere. Ein freundlicher Gesichtausdruck macht sich beim Mädchen bemerkbar, welche mit einer leisen Stimme hinzufügt: „Ich schließe deine Augen, so kannst du besser schlafen.” Und führt ihre Hand über die großen gelben Augen, sodass sich diese sanft schließen.
Man will nicht glauben, dass dieser Schlaf ewig anhalten könnte. Noch einmal wird die Katze am Kopf massiert, damit der Schlaf tiefer fällt und dabei kommt das schneeweiße Fell deutlicher zur Geltung.
Das Fell - es sollte vor Gefahren schützen. Wenn es kalt ist, dass es den Körper wärmt, als stünde man neben einem Ofen mit Feuer und bei Kämpfen, ist es wie ein Schutzschild, denn es kann das Tier vor Wunden bewahren, aber vor dieser Tragödie ist es machtlos gewesen.
Das kleine Mädchen lässt ihr Haustier weiter ruhen, erhebt sich und sucht weiter.
Es kommt ihr so vor, als würde sie durch einen langen, finsteren Gang hindurchgehen und es sei kein Ende in Sicht.
Auf diesem unendlichen Weg erkennt sie noch verbrannte Bilder, die an der Wand hängen, ein kleiner „Ablegetisch” ist in sich zusammengebrochen, die Wände schwarz wie die Nacht und herumstehende Pflanzen, die nicht mehr vorhanden sind - nur noch die kahlen, rußgeschwärzten Tontöpfe, in denen sie aufwuchsen.
Ein Bild ist noch nicht ganz verbrannt, es ist ein Familienphoto. An diesem Tag sind alle glücklich gewesen und man kann sich noch gut daran erinnern, wie schwierig es gewesen ist, dass alle still gehalten haben. Schließlich war das Wort „cheese” das Signalwort für den Abdruck bei der Kamera. Nun wird es schon nach kurzer Zeit von den Flammen vollständig verschlungen und für ewig vernichtet.
Früher hat es hier sehr gut gerochen. Ein Duftstein hat dazu verholfen, dass es nach Rosen oder Pfefferminz geduftet hat, aber gegenwärtig ist nur noch ein Geruch vorhanden - der einer verbrannten Erde, in Begleitung von dünnem Rauch, gleicht.
Die Ohren empfangen nur das Knistern der Flammen und das Zusammenbrechen einzelner Gegenstände. Sonst liegt nur einsame Stille in diesem unendlich, langen und dunklen Gang.
Endlich - sie erreicht einen Raum - das Wohnzimmer. Ihr Blick schweift durch diesen Ort und nicht lange braucht es, bis dieser bei seiner Wanderung plötzlich stehen bleibt. Da - sie, die Mutter, liegt da, mitten im Raum. Die Bewegungen des Mädchens werden langsamer. Dort - er, der Vater, liegt nicht weit von der Mutter entfernt. Sie bleibt stehen und mit einer sanften Stimme fragt das kleine Mädchen: „Mama? Papa?” Wartend hofft sie auf ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei, doch nichts geschieht. Mit sorgfältigen Schritten durchquert sie das Zimmer. Links und rechts wird der Raum von kleineren Flammen erleuchtet. Sie glaubt, dass auch ihre Eltern nur schlafen würden. Während sie zu ihnen geht, rinnt eine Träne von ihrer Wange herunter, die in einem langen Flug auf den Boden fällt. Jedoch weiß sie zugleich nicht, warum das eigentlich geschieht. Unbewusst fühlt sie nur, dass etwas nicht stimmt. Sie stoppt vor ihrer Mutter und blickt sie einfach nur an und wiederholt. - „Mama?”. Sie wartet und wartet - keine Reaktion. Sie wünschte sich ein Wort, ein Zucken, ein Lebenszeichen - irgendetwas, auch wenn unbedeutend, aber unmissverständliches, dass ihr sagt, dass sie nicht alleine ist. Fortwährend liegt die Mutter regungslos am Boden. Trauer zeigt sich - ihre Augen werden feucht und nach der ersten Träne folgen hunderte nach. Sie sinkt zu Boden und fällt auf die Knie. Ihr Oberkörper legt sich auf den Bauch der Mutter und ihre Tränen fließen über den toten Körper. Sie weint unaufhörlich - kann nicht aufhören und könnte sich in dem Moment nicht erklären, warum sie weiß, dass ihre Mutter aus diesem Schlaf nicht mehr erwachen würde.

Ihre Mutter, ihr Vater haben sie verlassen - die, die sie erschaffen haben, ihr Leben geschenkt haben, ihr Liebe und Zuneigung boten und sie bis zu diesem Augenblick aufgezogen. Sie bestraft haben, wenn sie ungehorsam war, und getröstet haben, wenn sie traurig gewesen ist. Wie kann so etwas nur möglich sein? Sie stellt sich nicht die Frage, warum sie am Leben ist, nein, sie trauert allein um ihre Familie und fragt sich, warum sie nicht aufstehen - warum sie nichts sagen - warum sie einfach nur daliegen.
Plötzlich wird ihre Trauer unterbrochen. Jemand stürmt ins Haus. Personen. Einer von ihnen zerrt das kleine Mädchen von ihrer Mutter weg. Sie schreit und weint laut, versucht mit aller Kraft wieder zu ihrer Mutter zu gelangen, doch ist die Person stärker. „Mama!!! Mama!!!” All das geschieht in wenigen Sekunden und eine der Personen kommt und injiziert dem Mädchen etwas. Sie wird müde und schwächer. Ihre Augenglieder verlieren deren Kräfte und werden schwerer, bis sie sich schließen müssen - ihr letzter Blick fällt auf ihre tote Mutter und flüstert mit ihrer letzten Kraft: „Mama!”

Das kleine Mädchen öffnet ihre Augen. Für eine kurze Weile kann sie alles nur verschwommen wahrnehmen, aber als die Sicht wieder schärfer wird, erkennt sie eine weiße Decke. Sie liegt auf dem Rücken und unter ihr ist es angenehm weich - sie rastet auf einem Bett. Es dauert seine Zeit, bis sie sich bewegen kann, doch dann richtet sie sich auf und betrachtet diesen Raum genauer. - Es ist ein Ort, der ihr bisher unbekannt geblieben ist.
Die Umgebung ähnelt einem spitalähnlichen Zimmer. In einer Ecke ist ein Tisch platziert, auf dem sich ein kleiner Kaktus befindet. Zwei Sessel stehen bereit, damit man sich hinsetzten kann. Zwei Türen unterscheiden sich farblich von den Wänden. Die eine, die offen steht, führt zu einem Badezimmer, die andere ist vielleicht ein Ausgang aus diesem Zimmer. Zwischen diesen Türen hat man noch einen Kleiderkasten hingestellt. Ansonsten sind nur noch Kleinigkeiten, wie ein paar Bilder mit seltsamen Formen vorhanden.

Während ihrer Orientierung trifft sie den Blick eines anderen Menschen. Es ist ein Junge, der vor seinem eigenen Bett steht, das ihrem gegenüber platziert ist. Keiner der beiden bewegt sich. Man schaut sich einfach nur ausführlich an. Dieses Kind ist klein, hat dunkelbraune Haare und hellblaue Augen. Vermutlich ist er etwa im gleichen Alter wie sie. Das Mädchen steigt aus dem Bett und schleicht zu dem einzigen Fenster in diesem Raum, schaut aber nicht hinaus, sondern begutachtet den Jungen weiterhin. Dieser schreitet ebenfalls zum Fenster hin. Man steht sich knapp gegenüber. Nach ausgiebiger Betrachtung der gegenüberstehenden Person, erheben sich ihre Hände und die kleinen Finger berühren sich. Es vergehen viele Minuten und dabei geschieht nichts. Man spürt nur die fremde Hand und den tiefen Blick.
Es wird kein Wort gesprochen. Was mag in ihren Köpfen wohl vorgehen?
Nach dieser langen Zeit drehen sich die Körper der beiden Kinder in Richtung Fenster. Man analysiert sich nun nicht mehr gegenseitig, sondern den Ausblick aus diesem einzigen eckigen Loch.

Nach Tagen und mehrmaligen Beobachtungen aus dem größeren Loch, das Fenster genannt wird, weiß man, dass selten Menschen zu erkennen sein werden. Vielmehr entdeckt man die Dächer der Gebäude von gegenüber, die am Abend erscheinenden Lichter aus fremden Häusern. Manches Mal erscheinen Personen, die man spazieren sieht. Entweder einzelne Menschen, die nachdenklich durch die Straße wandern, oder Pärchen, die diskutierend oder küssend den Tag oder die Nacht genießen. Man beobachtet den Himmel, wie Sonne und Mond sich abwechseln, jedoch nie begegnen - und die in der Dunkelheit funkelnden Sterne, die nur sehr selten tagsüber zu sehen sind. An den meisten Abenden, wenn die Dunkelheit eingebrochen ist und der Mond die Erde erleuchtet, herrscht völliger Frieden und Ruhe.

Von dem Tag an, seit dem sie hier haust, hat das Mädchen keine Träne mehr vergossen und kein Wort mehr gesprochen.
Man bemerkt nach einiger Zeit, dass Worte für die beiden Kinder bisher nicht einmal notwendig gewesen sind, - vielleicht wären sie sogar überflüssig, denn sie wissen, was der andere fühlt, denkt und sagen will und mehr muss man doch nicht wissen. Personen, die sich um beide kümmern, merken dieses Stillleben, doch löst es in ihnen nicht mehr, als ein einfaches Wundern aus. Wohl ist es seltsam - besonders für Kinder, jedoch scheint es ihnen gut zu gehen - soweit diese Personen es sagen können - und deshalb benötigt dieses Kennzeichen nicht mehr Aufmerksamkeit.

Für das junge Alter der beiden Kinder sind sie schon relativ erwachsen. Ihre Gefühle und Gedanken sind sehr weit fortgeschritten, da sie in diesem Raum nichts anderes machen können. Besonders das Mädchen ist fähig auf eine Art mitzufühlen, die sonderbar ist. Sie kann womöglich so manches besser verstehen, worüber andere gar nicht nachdenken oder sie keinen Gedanken daran verschwenden wollen. Sie verhält sich, wie ein stummer verschlossener erwachsener Mensch - der Junge immer an ihrer Seite. Es scheint so, als würde keiner der beiden den anderen jäh im Stich lassen wollen.

Bald hat das Mädchen herausgefunden, warum es eigentlich hier ist. Etwas Fremdartiges wohnt in ihr? In mancher Hinsicht ist es ja nicht wirklich fremd, doch wiederum kennt sie es kaum. Man glaubt, es ruht und versteckt sich in einem kleinen Winkel, wo immer das sein mag. Das Mädchen hat dieses Etwas schon immer gefühlt, aber es nie richtig wahrgenommen. Wozu auch, wenn es keinen Nutzen für sie hat? Schon seit sie geboren ist, beeinflusst es sie sowohl im Denken, als auch Emotional. Mit der Zeit hat sie das Fremde besser kennen gelernt und es versucht zu erforschen, aber sie ist nicht besonders weit gekommen, weil sie es nicht richtig erfassen kann. Sie kann nicht verstehen, was es ist und warum es da ist - aber trotzdem ist es immer vorhanden und tröstet sie auf eine Art und Weise, die unbeschreiblich ist - mit Worten, wie, „es denkt mit ihr” könnte man es vergleichen. Es gibt einem immer das Gefühl nie ganz alleine zu sein... in jeder Situation jemanden bei sich zu haben... es gibt den Mut zum Leben. Ein „normales” Kind würde an Leben und Tod so früh noch nicht denken, aber bei ihr ist es ein wichtiges Thema.
Dieses Fremde ist also schon immer da gewesen und anfangs bemerkt man es kaum. Ist es der eigene Geist, den sie bewusst wahrzunehmen versucht?
Der Junge ist genauso, wie das Fremde in ihr, doch trotzdem anders. Ihn kann man sehen, er ist eine reale Person und ein Freund, der ihr beisteht, sie in die Arme nehmen kann und mit dem man gemeinsam die Aussicht aus dem Fenster genießt. Man hört dem Gesang seiner Mundharmonika aufmerksam zu, die er von Anbeginn der Zeit bei sich gehabt hat und die auch beruhigt und tröstet. Es werden keine richtigen Lieder gespielt, dazu fehlt ihm das nötige Wissen, aber die Art, wie er spielt und was er spielt, lassen die Klänge des Instruments tief in einen dringen und drückt zu manchen Zeiten die derzeitige Situation gut aus.

Männer haben sie oft aus dem Raum geholt und sie in einen anderen geführt, in dem man mit ihr Versuche gemacht hat, die auch oftmals schmerzhaft gewesen sind. Meistens liegt sie dabei auf einer metallenen Liege. Es wird ihr Blut abgenommen, die verschiedensten Experimente durchgeführt und hin und wieder wird auch etwas injiziert, von dem sie aber nur weiß, dass es eine feuerrote Substanz ist und sie sich danach geschwächt fühlt. Wofür oder warum sie diese Spritze bekommt, hat sie nie erfahren. Währenddessen beobachtet sie nur das Licht an der Decke über ihr. Vor einiger Zeit hat sie es zu fixieren begonnen. - Es lindert ihren Schmerz.
Wenn sie nicht auf dieser metallenen Liege verweilen muss, dann werden auch körperliche Tests mit ihr vorgenommen, wie z.B. eine lange Zeit auf dem Laufband laufen oder sie muss für eine endlose Dauer unter Wasser bleiben, bis sie an ihre Lebensgrenze kommt. Obwohl sie sehr lange die Luft anhalten kann und die Forscher meistens nicht so leicht aus dem Staunen wieder herauskommen, können sie nicht genug davon bekommen und prüfen sie immer und immer wieder, um zu wissen, ob sie es auch noch länger schafft.
Doch die Wissenschaftler wissen offenbar nicht - oder wollen sie es nicht wahrnehmen, dass dieses für das Kind anstrengend ist, jedes Mal um ihr Leben zu ringen. Ist die Gier nach Wissen stärker, als das Wohlbefinden eines Menschen?

Anfangs ist es noch so gewesen, dass sie versucht hat sich zu wehren und man ihr angesehen hat, dass manche Versuche ihr weh getan haben, aber mit der Zeit hat sie begonnen keinerlei Emotionen mehr zu zeigen und einfach nur das zu machen, was man von ihr verlangt. Sie versucht dadurch ihre Kräfte zu sparen, um solche Experimente besser zu durchstehen. Sie haben sie gelehrt, dass sie gehorchen muss, und das hat sie auch getan.
Ein Mann ist immer bei ihr gewesen und hat mit ihr geredet und sprach so etwas wie: „Du bist etwas ganz Besonderes!” Er ist so etwas, wie der Chef und scheint diese Forschungen zu leiten. Er gibt Befehle und Anordnungen, was die Kinder betrifft. Deswegen auch diese Vermutung, dass er das Oberhaupt hier ist.
Sie ignoriert ihn meistens, denn tief in ihr wartet sie auf ihre Rache. Sie würde ihn bei ihrem Rachefeldzug nicht verletzten wollen, sondern nur zeigen, was er ihr angetan hat. Er sollte das bereuen, was er getan hat, und wenn er das macht, dann wäre sie vielleicht auch in der Lage ihm zu verzeihen.

Nach diesen Ereignissen fragt man sich, warum man nicht nach ihrem Verschwinden nach ihr gefahndet hat?
Natürlich hat sich die Lehrerin gewundert, warum das begabte Kind nicht in der Schule ist. Nachforschungen haben ergeben, dass am Vortag ein Unfall stattgefunden hat. Die Eltern und ihre Söhne hat man tot aufgefunden, aber das Mädchen ist bis heute noch verschollen. Man hat das ganze Gebiet genauestens durchforstet, doch das Mädchen ist wie vom Erdboden verschwunden. Nach einer langen Suche hat man die Hoffnung aufgegeben sie vielleicht noch lebendig aufzufinden und hat sie mit der Zeit vergessen. Auch die neu geschlossenen Freundschaften vom ersten Schultag, die Lehrerin und Nachbarn haben sie nach und nach vergessen.

Nach etwa siebeneinhalb Jahren ist sie zusätzlich selten mit Männern außer Haus gegangen. Dabei hat sie ein schweres „Ding” umgehängt bekommen und musste in unterschiedlichste Häuser gehen und in irgendeiner Ecke stehen bleiben. Jedes Mal, wenn sie so etwas machen musste und etwas in der Ecke gewartet hat, hat sie einen ohrenbetäubenden Knall gehört, wie damals an jenem Tag und danach blickt sie sich um und kann nur noch leblose Körper sehen. Keine Person, die eben noch umher gelaufen ist, bewegt sich.
Wieso wiederholt sich dieser grauenhafte Knall und all die Menschen verfallen in den tiefen Schlaf - wie einst ihre Familie? Ihr ist zu Beginn nicht bewusst gewesen, dass sie der Grund gewesen ist, warum diese Menschen sterben mussten und sie als Waffe ausgenutzt wurde und noch wird. So etwas erlebt sie nur ein bis zwei Mal pro Jahr, doch das genügt schon, denn das Geschehene ist sehr schwierig zu verarbeiten, wenn man dabei emotional nicht zugrunde gehen möchte.

Immer, wenn sie nach diesem Ereignis zurückkommt und sie in ihren Raum gebracht wird, wo der Junge auf sie wartet, stellt sie sich zu dem einen Fenster und denkt darüber nach, was eigentlich gerade passiert ist. Meistens ist sie mit diesen Überlegungen überfordert, deswegen benötigt sie Zeit. Der Junge geht stets mit gesenktem Kopf zu ihr und streckt seine Hand vorsichtig nach ihr aus. Er will ihr beistehen, kann aber nichts anderes machen, als nur bei ihr zu sein. Doch das ist schon einiges wert und so legt das Mädchen ihre Hand auf seine. Beide schließen sie ganz fest zusammen und spüren die Anwesenheit des Anderen, sehen sich kurz an und wissen, sie sind nicht allein.

Jeder Blick hat eine bestimmte Bedeutung bekommen und sie erkennen schon, wie sie sich in verschiedensten Situationen fühlen. Bei diesem Mal ist es das Beste wieder einfach nur gemeinsam die Außenwelt zu beobachten.
Der Junge hat bisher nicht solche Ausgänge erlebt, aber es kommt trotzdem vor, dass sie auch ihn für Forschungen abholen. Dann bietet das Mädchen ihre Hilfe an und der Junge ist ebenfalls sehr dankbar darüber.

Wenn dann schlussendlich der Abend einbricht, es dunkel wird und beide nicht schlafen können, spielt der Junge auf seiner Mutharmonika. Beide Kinder werden von der Musik in den Schlaf gewiegt. Der Junge spielt zwar die ganze Zeit, aber wenn er sein Instrument auf die Seite legt, hört er Töne weiterspielen und schläft auch friedlich ein.

Nun sind etwa 10 Jahre vergangen, seitdem sie hier ist. Das weiß sie, weil an jedem Ende des Jahres die Menschen ein großes Feuerwerk veranstalten. Die beiden Kinder können von ihrem einzigen Fenster aus dieses beobachten. Für sie ist das atemberaubend und unglaublich schön. Es kommt auch vor, dass die zwei an diesem besonderen Abend glücklich sind, obwohl es für sie nichts zu feiern gibt. Doch genießen sie diese bunten Lichter so sehr, dass sie für diese Nacht ihre Gefangenschaft vergessen und sich so fühlen, als seien sie frei. Eine simple Glasscheibe trennt sie nur von der Freiheit, aber sie können nicht entfliehen.

Der nun schon jugendliche Junge und das nun schon jungendliche Mädchen haben auch nach diesen vielen Jahren kein Wort gewechselt und die Ärzte machen noch immer, wie früher ihre wissenschaftlichen Versuche und Untersuchungen mit ihnen. Mittlerweile müssten die Forscher alles von dem Mädchen erfahren haben und doch gibt es immer etwas, dass sie noch wissen wollen und sie neugierig macht. Manche Details von ihr brauchen länger, bis die Forscher die Antwort haben. Man kann gar nicht glauben, wie viele Geheimnisse ein einzelner normaler Mensch in sich haben kann, deswegen sind diese 10 Jahre schneller vergangen, als man glaubt.
Ihre Gedanken schweifen durch den Kopf: *Die Welt- so wunderschön und doch kann ich sie nicht sehen oder fühlen. Nun ist es schon 10 Jahre her, seitdem ich die Welt, ihre ganze Pracht gesehen habe und so auch meine Familie. Meine Familie - Schmerz, unaufhörlicher Schmerz- ich habe sie nur wenige Jahre gekannt und so viele schöne Erlebnisse mit ihnen gehabt. Ich sehe alles so vor mir, als wäre es real, aber doch ist es nicht so. Mama, Papa und alle anderen: Wo seid ihr? - Ich kenne die Antwort! Ihr seid tot - tot wegen mir, wegen meiner Existenz! Ich bin an eurem Tod schuld, weil ich so bin, wie ich bin!*

Die Türe des Raumes öffnet sich und das Mädchen weiß, was nun kommen würde. Sie steht auf, ohne aufgefordert zu werden. Aber heute ist es anders.
In leisen und vorsichtigen Schritten geht sie zur Türe, als ob sie wie eine Katze heimlich wegschleichen wolle. Bevor sie aus der Türe hinaustritt und sie verschlossen wird, bleibt sie stehen. Für einen kurzen Moment bleibt sie starr, aber dann dreht sie sich langsam um und blickt zu dem Jungen zurück. Mit einem einfachen, kleinen Grinsen antwortet er auf eine stumme Frage und neigt seinen Kopf leicht auf die Seite. Er sieht aus dem Fenster und beginnt auf seiner Mundharmonika zu spielen. Sie beobachtet ihn einen kurzen Moment, wird dann aber von den Männern gedrängt weiterzugehen und dreht sich wieder Richtung Ausgang. Entschlossen sieht sie nicht mehr zurück und folgt den beiden Männern. Die Klänge des kleinen Instrumentes verfolgen sie noch eine Weile lang. Töne, die ihr mehr sagen, als jeder andere darin verstehen würde.
So können sich die Männer nicht erklären, was das gerade sollte. Haben sie sich gestritten oder was ist passiert, dass sich der Junge so sehr von dem Mädchen abgewendet hat? Doch beginnen sie diese Szene zu ignorieren und ziehen ihren Auftrag einfach durch.

Die beiden Männer begleiten das Mädchen zu einem schwarzen großen Auto im Keller des Gebäudes. Sie kennt den Weg schon und könnte auch ohne Führung hierher finden, obwohl es kaum vorgekommen ist, dass sie dieses Gefängnis verlässt. Aber der Grund, warum sie gehen muss, lässt sich nicht aus der Erinnerung streichen. Das Fahrzeug fährt an, während sie auf der hinteren Sitzbank den gewohnten Platz eingenommen hat. Kurz darauf bekommt sie wieder ein schweres „Ding” umgehängt, so, wie schon öfters in den letzten zwei ein halb Jahren, von dem sie mittlerweile weiß, dass es eine Bombe ist.
So schwer, wie die Bombe auf ihrem noch etwas schmächtigen Körper lastet, lasten die unzähligen Menschenleben auf ihrem Herzen und ihrem Gewissen.

Sie wird in ein Haus geführt und hinter eine Pflanze gestellt. Danach verlässt sie die führende Person. Davor wurde alles noch einmal besprochen, obwohl es für das Mädchen nichts Neues mehr ist, weil die Vorgehensweise immer die Gleiche ist.

Wenn sie so dasteht, beobachtet sie die Menschen einen Augenblick lang, wie sie durch die Gegend umherirren, ihren Berufen, Bedürfnissen und anderen Dingen nachgehen. Sie sind so lebendig: *Ich schließe meine Augen und hoffe immer darauf, dass ich ihren Tod nicht mit ansehen muss, aber ich kann sie atmen hören - jeden einzelnen Atem! Ihre Lungen füllen sich mit Luft und Leben - sie atmen aus, um wieder neue Luft und neues Leben zu erhalten. Ich höre und fühle ihre Herzen, wie sie schlagen! Bum bum - bum bum - bum bum. Das Herz schlägt Tag und Nacht, ohne jemals aufzuhören... Es schenkt einem jahrelanges Leben... Man beachtet es kaum, obwohl es einen das ganze Leben begleitet und auch uns das Leben überhaupt ermöglicht. Viele Lebewesen auf Erden haben ein Herz, das schlägt, ob klein, wie ein Samenkorn oder so groß, wie eine Faust... Es ist immer da und schenkt Leben und ich höre und fühle es. Wenn ich meine Augen öffne, sehe ich in deren Augen. Man erkennt das Aussehen des Auges - die Pupille und die Augenfarbe. - Aber wenn man genau hinsieht, kann man mehr erkennen, als nur die Oberfläche. Es ist der Mensch selbst. Das Licht in den Augen zeigt offensichtlich Leben und es kann mehr aussagen als tausend Worte. Wenn ich in die Augen der Menschen sehe, glaube ich, manches Mal ihre Gedanken zu hören, obwohl sie kein Wort sprechen. Leben - das größte Wunder!*
Doch schon im nächsten Augenblick ist alles anders. *Stille- nun ist das Licht der Augen erloschen, das Leben vergangen, das Ende gekommen! Ich höre keinen Gedanken mehr. Ich höre keinen Atemzug mehr. Ich höre keine Herzschläge mehr. Das einzige, was ich noch höre, sind meine Gedanken, meine Atemzüge und meine Herzschläge. Alles Leben, nur meines nicht, hat an diesem Ort sein Ende gefunden. Der Tod hat sie mit offenen Armen empfangen. Die Dunkelheit hat das Licht der Menschen verschlungen.*
Die Pflanze ist tot, die Menschen sind tot, die Umgebung ist tot - alles Leben in diesem Haus wurde ausgelöscht - nur sie selbst lebt noch. Warum nur? - Warum nur? Ist es ein Fluch den Tod anderer mitzuerleben?

Bis jetzt ist sie zu jung gewesen, dass sie einen Entschluss treffen konnte, den sie heute nun im Stande ist durchzusetzen. Es sind zwar schon 10 Jahre vergangen, aber jetzt ist der Augenblick gekommen - sie wird fliehen!

Die Männer besitzen eine bestimmte Waffe, die sie unschädlich macht. Bis heute wäre sie immer zu langsam gewesen zu fliehen - das weiß sie. Wenn sie diese Entscheidung früher getroffen hätte und es nicht schafft, dann würden noch mehr Maßnahmen vorgenommen werden, damit sie nicht entkommen kann. Schließlich wäre es ihr vermutlich nie mehr möglich gewesen, noch einmal zu fliehen. Geduld ist wichtig, auch wenn es viel Zeit benötigt. Heute ist der Tag gekommen, an dem sie schnell genug sein wird und nicht mehr geduldig sein muss.

Die Männer kommen. Sie haben ihre Gasmasken auf und rennen durch die Gänge, um sie abzuholen. Das Mädchen hört jeden einzelnen ihrer Schritte, die die Sohlen ihrer Schuhe verursachen. Sie kommen immer näher und näher. Sie steht nur noch fassungslos da und lässt wie jedes Mal ihren Blick über die Toten schweifen und versucht sich zu erklären warum es wieder geschehen musste.

Zum ersten Mal in ihrem Leben, nach dem Tod ihrer Familie gebraucht sie ihre Sprache wieder, durchbricht die Stille und indem sie sagt: „Ich habe genug Leid angetan - nun werde ich dem ein Ende bereiten!” Die Schritte hören auf - die Männer bleiben stehen. Sie wundern sich, dass sie nach 10 Jahren stumm sein, spricht und auch was sie gesprochen hat. Das Mädchen sieht den Männern mit einem ernsten Blick entgegen und erkennt, wie einer von ihnen diese bestimmte Waffe nutzen will, die das Mädchen unschädlich machen sollte, doch plötzlich ist sie fort. Überall wird nach ihr gesucht, aber sie kann nicht gefunden werden - sie ist spurlos verschwunden, aber wie und wohin?
Nur sie weiß es. Keinen Sport hat sie betreiben können, um so schnell wie andere zu sein - keine anderen körperlichen Betätigungen konnte sie durchführen, um die Kraft zu erreichen, die man für solch eine Tat bräuchte - doch ihr Wille ist gewachsen und die Kraft war einfach da. Sie würde wissen wollen, wie sie ihr Ziel erreichen konnte, doch hat das in diesem Moment keinerlei Bedeutung mehr, denn ihr größter Wunsch wurde damit erfüllt - sie ist frei!

Sie ist auf einer Straße und läuft - läuft so schnell sie kann. Wo sie sich befindet, weiß sie nicht, aber derzeit ist das nicht das Wichtigste, worüber man sich Gedanken machen muss. *Ich werde dich vermissen guter Freund! Ich hoffe wir werden uns wieder sehn.*
Die zwei Männer haben sich geirrt. Es ist kein Streit gewesen und der Junge hat sich auch nicht von ihr abgewendet, sondern sich von dem Mädchen verabschiedet. Hat er gewusst, was sie vorhaben würde? Schaute er aus dem Fenster und spielte er auf seinem Instrument, um sie an die besonderen Momente zusammen zu erinnern? Wird sie ihn vergessen, wie man sie selbst einst vergessen hat?

In dieser neuen Umgebung fühlt sie sich unsicher. Angst befällt sie. So viele Menschen, so mächtige Gebäude, viel Lärm - das alles versetzt sie in Angstgefühle. Ein weiter Weg liegt hinter ihr und sie entfernt sich immer mehr, von dem vor kurzem noch schrecklichen, geschehenen Unglück.
Sie kommt bei einem Gebäude vorbei, bei dem trotz Angst sie die Neugier packt. Es ist ein großes, aber schlichtes Gebilde. Obwohl es nichts Besonderes ist, kann das junge Mädchen nicht aufhören es anzuschauen, denn sie hat so etwas noch nie gesehen und für sie ist das umwerfend. Es scheint so, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt, als dieses eine Haus.
Doch dann entschließt sie sich, ihren Blick zu senken und entdeckt etwas, vor dem sie sich ein Wenig fürchtet, obwohl sie das nicht müsste. Es sind viele Menschen. Sie gehen durch eine genauso schlichte Türe, wie das ganze Gebäude - hinaus und hinein. Mit kurzen Überlegungen wagt sie auch selbst einen Versuch und geht hinein.
Sie wird von all den Anderen wahrgenommen, aber niemand beachtet sie genau, weil jeder etwas anderes im Kopf als dieses junge Mädchen hat. Es gefällt ihr, denn sie fühlt sich dadurch normal. Plötzlich läuft ihr ein Schauer über den Rücken. Erinnerungsfetzen erreichen ihre Gedanken, denn diese Räume gleichen dem noch kürzlichen Gefängnis. Diese werden schnell verdrängt und in eine Ecke geschoben und nicht mehr heraus gelassen.
Trotz dieses Vorfalls lässt sie ihrer Neugier Vorrang und sieht sich weiter um. Viele Korridore kommen ihr entgegen und da - wieder eine Türe, aber diese führt nicht zum Ausgang, sondern an einen ganz anderen Ort.
Vorsichtig wird die Glastüre geöffnet und man erblickt einen wunderschönen, idyllischen und mysteriösen Garten. Es ist eine große Wiese und einzelne Wege führen hindurch. Hin und wieder stehen einzelne Bäume herum und in der Mitte ist ein Brunnen platziert, der Bewegung in den Garten bringt. Ein sanfter Wind streift durch die Gegend und streichelt das Gesicht und gleitet über die Haare. Gerüche wandern durch die Nase - der feuchte und erfrischende Wind füllt die Lungen und der Duft der Wiese und der Bäume begleitet diesen. Es ist wie ein Traum, bei dem man hofft, er würde irgendwann in Erfüllung gehen und niemals enden.

Sie beobachtet die Menschen, die Kranken und Ärzte, wie sie durch den Garten spazieren. Ärzte? - Ja, diese hat sie sogleich erkannt. Weiße Mäntel kennzeichnen die Mediziner, die sie aus ihrer Kindheit noch kennt. Sie hat sie nicht recht gemocht, denn immer, wen sie zu so einer Person mit weißem Mantel gehen musste, hat sie eine Spritze bekommen oder es wurde überall an ihr herumgedrückt und schlussendlich irgendetwas dazu gesagt, von dem sie nichts verstanden hat. Am Besten war aber trotzdem, dass, wenn sie brav war, sie einen Schlecker bekommen hat und ihre Mama einen großen Schmatz gegeben hat.
Auch in ihrem verlassenen Gefängnis sind alle gleich den Ärzten hier gekleidet gewesen und dennoch fürchtet sie sich in diesem Moment nicht so sehr, als würde sie sofort fliehen wollen. Durch diese Kenntnis weiß sie nun, wo sie sich befindet.

Diese Ärzte hier helfen den Kranken sich leichter fortzubewegen oder sind als einfache Gesellschafter bei ihnen. Es herrscht eine unglaubliche Harmonie.
Plötzlich rennt ein kleines Kind ihr entgegen. „Hallo, willst du mit mir die Tauben füttern?”
Schüchtern antwortet das Mädchen: „Ja gerne.” Warum ist sie diesem Angebot nachgegangen, obwohl sie vor all dem doch Angst verspürt?
Ohne weitere Worte nimmt das kleine Kind die Hand der Person und führt sie zu den Tauben.
Die beiden füttern diese und das kleine Kind meint: „Man darf sich nicht schnell bewegen, sonst bekommen sie angst und fliegen weg.”
„Das stimmt, magst du Tauben sehr?” Das junge Mädchen hat einfach spontan gesprochen, trotz langem stumm sein und sie weiß auch nicht warum sie die Lust bekommt weiter zu reden. Sie möchte dem Kind zuhören und wissen, was es noch so sagt...
„Ja, sie sind meine Lieblingstiere.”
„Warum gerade Tauben?”
„Weil sie immer hier sind und ich auch. Sie sind meine besten Freunde.” Das kleine Kind schleicht sich ganz langsam an eine Taube heran und beginnt sie zu streicheln. „Sie ist die einzige, die immer da ist, die anderen kommen nur manchmal zurück. Sie ist meine allerbeste Freundin. Komm, streichle sie auch einmal.”
Das junge Mädchen zögert zuerst, aber...
„Sie wird nicht wegfliegen und sie beißt auch nicht. Du kannst ruhig herkommen.”
So schleicht sich das junge Mädchen ebenfalls an und streckt ihre Hand vorsichtig zu diesem kleinen Geschöpf. Zuerst berührt sie sie nur ganz kurz, aber dann geht sie ins Streicheln über. Es ist eine neue Erfahrung für sie, denn es ist schon sehr lange her, seitdem sie die Möglichkeit gehabt hat ein Tier zu berühren.
„Siehst du, sie ist nicht weggeflogen.”
„Du hast Recht.”
Beide lachen ganz leise, damit die Taube sich nicht doch entschließt die beiden zu verlassen. Zufrieden und glücklich streicheln sie die Taube weiterhin und genießen diesen Augenblick der Freude.

Nach einem kurzen Moment fliegen die Tauben weg. Alle Menschen rennen hektisch durch den Park und schon bald hört man eine dominierende Stimme und einen Schuss. „Alle bleiben stehen und kommen hier her, sonst schieße ich und vielleicht wird noch jemand verletzt!!!” Das junge Mädchen blickt auf und sieht einen Mann mit einer Waffe in der Hand. Er ist schwarz gekleidet und hat eine Maske auf. Es scheint ein gewisses Merkmal zu sein, denn auch andere Männer sind schwarz gekleidet und haben Masken auf. Das kleine Kind hat sich sehr erschreckt und um den Fuß des jungen Mädchens geklammert, doch diese versucht sie zu beruhigen: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich beschützen.” Wird sie dieses Versprechen wirklich halten können? In ihr wächst eine Stärke, die darauf beharrt, dieses Kind zu beschützen und gibt ihr zusätzlich Mut, ihre Angst in diesem Augenblick für das kleine Kind zu überwinden. Sie hätte dieses Versprechen nicht ohne diesen plötzlichen Mut aussprechen können.
Einer dieser Männer kommt zu ihnen und zwingt die beiden zu den anderen Gefangenen zu gehen, die sich auf einer Stelle hinknien mussten. Auf der rechten Seite der gefangenen Gruppe verharren sie nebeneinander. Das junge Mädchen umarmt das kleine Kind, sodass es nicht soviel Angst hat und sich vielleicht dadurch sicherer fühlt.
Die, noch vor kurzem vorhandene und vollkommene Harmonie, ist schlagartig verschwunden. Der Wind ist merkwürdig kühl geworden und in der Luft liegt nur noch Angst, die man beim atmen sogar fühlen kann.

Einige Männer befördern ein seltsames Ding vor die Menschenmasse. Es ist eine Art Glassäule. Etwa so groß wie ein Mensch und innen befindet sich ein grelles Licht. Man könnte es mit einem Stern vergleichen, das in einer durchsichtigen Flüssigkeit seine Stellung behält. Unter diesem Glasbehälter ist noch ein mechanischer Teil angebracht, der vermutlich einen bestimmten Zweck erfüllen sollte.
Der Mann mit der dominierenden Stimme, es scheint der Anführer zu sein, beginnt an diesem Objekt zu arbeiten, aber dabei trägt er eine Schutzbrille, da er sonst durch das Licht nichts richtig erkennen könnte.
Das junge Mädchen hört hinter ihr das Flüstern eines Gefangenen: „Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?” Von der angesprochenen Person bekommt er ein einfaches „Nein” zurück. Sie sieht zum flüsternden Gefangenen hin. Es stellt sich heraus, dass es ein Mann mit kurzen, roten Haaren ist und neben ihm ein anderes Wesen - kein Mensch? Zugleich weiß sie, wer, oder besser gesagt, was dieses Wesen ist.
Danach konzentriert sie sich wieder auf das eigentliche Problem. Ihr Wissen über solche Objekte oder ähnliches sind sehr beschränkt, denn sie kennt so etwas nicht. Auch wenn sie eingreifen könnte und zu diesem Objekt gelangt, wüsste sie nicht, was sie machen sollte. Über die Funktion von Maschinen oder derartiges hat sie nie etwas gelernt - diese Bildung ist ihr verborgen geblieben. Also wie könnte sie versuchen zu helfen?
Es ist merkwürdig, dass sie einen derartigen Wunsch hat diesen Menschen zu helfen und sie sogleich entschlossen über Lösungsmöglichkeiten nachdenkt. Vielleicht kommt es von den vielen Toten, die sie hat sehen müssen und nun alles unternimmt, um solches nicht mehr zu erleben...

Der Anführer beginnt erneut zu der kleinen Menschenmasse zu sprechen: „Ich möchte Sie auf Ihr zukünftiges Schicksal vorbereiten, darum werde ich Sie aufklären, was ich vorhabe. Also: Dieses hier ist eine Bombe, die ich selbst erschaffen habe. Ich werde mit ihrer Hilfe dieses Krankenhaus und all hier anwesenden Menschen vernichten!”
„Warum!?” mischt sich gleich einer der Gefangenen ein.
„Ich werde Ihnen sagen warum! Hier sind Forschungen am Werk und ich war Mitglied bei diesen. Ich habe viel Zeit dafür geopfert und habe viel dazu beitragen können. Unser Ziel war es ein Heilmittel für Gelähmte zu finden. Ich wollte den ersten Versuch an einem Menschen vornehmen. Ich wäre in die Geschichte eingegangen und hätte daraus viel profitiert, aber man hat es mir nicht gestattet, weil man glaubte, es sei zu früh. Ich hatte es trotzdem versucht. Leider haben sie mich kurz vor meinem Experiment erwischt und ich wurde sofort entlassen und für einige Zeit lang eingesperrt. Sie haben mein Leben zerstört und all die Arbeit und Zeit, die ich in diese Forschungen gesteckt habe, waren umsonst. Ein Jahr später hat man den Versuch an Menschen gestattet und ihn erfolgreich durchgeführt. Bei mir wäre er auch erfolgreich gewesen!! Nun wird man dafür büßen, dass man mich entlassen hat. Ich werde dieses Labor zerstören und all diese Fortschritte der Heilung, die ich soweit gebracht habe, werden verloren gehen. Schlussendlich wird man von neuem beginnen müssen!”
Ein Mitglied dieser Forschung greift ein und berichtet: „Bei Ihrem vorzeitigen Versuch wäre der Mensch gestorben! Wir haben noch einige Fehler gefunden, die zum Tode geführt hätten. Erst später haben wir diese lösen können und anschließend einen Versuch gestartet! Wir...”
„Nein, das ist nicht wahr! Ich hätte es geschafft.” Schreit er das Mitglied beharrlich an.
Weiter im Widerspruch: „Sie hätten es nicht geschafft.”
„Und wenn schon, dann wäre eben ein Mensch gestorben. Wenigstens könnte man gleich drauf kommen, dass es nicht funktioniert und müsste nicht noch so lange herumexperimentieren, bis man es endlich weiß. Man hätte schneller den Grund für das Fehlschlagen herausgefunden und nicht erst ein Jahr später den Versuch starten müssen.”
Mit staunen fragt man nach: „Sie hätten ein Leben geopfert?”
Der Anführer verteidigt seine Handlungen weiterhin: „Die Gelähmten hätten nicht mehr so lange warten müssen, da ist es doch egal, wenn eine Person stirbt. Es gibt so viele Menschen auf der Erde, einer weniger macht es schon nicht mehr aus. Wenn wir nicht Risiken eingehen, dann werden wir in der Forschung eine halbe Ewigkeit brauchen, bis wir einmal ein Stück weiterkommen.”
Der Forscher kann kaum glauben was er hört und so auch die anderen.
In der Zwischenzeit denkt sich das Mädchen ihren Teil dazu: „Wie kann jemand so etwas nur sagen. Einfach ohne Reue, ohne Gewissensbisse jemanden ermorden wollen?” Auch flüstert einer der Gefangenen, der mit den kurzen roten Haaren, in die Leere und teilt somit seine Meinung leise mit: „Was ist soviel Wert, dass man dafür töten würde, nur um an ein Ergebnis zu kommen?”

Sind diesem Mann die Menschen völlig gleichgültig? Warum wollte er ihnen dann helfen oder gab es ein anderes Motiv, warum er das durchziehen wollte?
Kann man es Mord nennen, wenn man nicht weiß, dass die Versuchsperson vielleicht daran stirbt? Wurden irgendwann schon Experimente unternommen, bei dem jemand einmal gestorben ist, oder nicht? Welchen Unterschied gäbe es dann hier, im Gegensatz zu früheren Misserfolgen?

Der Gefangene, der dieses Gespräch zum Laufen gebracht hat, unterbricht diese Diskussion: „Warum wollen Sie u n s und sich nun töten?”
Der Anführer kommt näher und beantwortet die Frage wieder mit etwas beruhigter Stimme: „Nun denn - wenn ich nicht daraus profitieren kann, dann soll es auch kein anderer! Sie sind das Ergebnis dieser Forschung und deswegen, na ja, Sie wissen schon. Die anderen, die nichts mit all dem zu tun haben, sind, wie man so schön sagt, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.”
Der Gefangene kommt wieder zu Wort: „Sie sind für Ihr Schicksal selbst verantwortlich. Hätten Sie ihre Versuchsperson nicht dazu gezwungen, dies zu machen und wenn Sie diesen vorzeitigen Versuch nicht unternommen hätten, wären Sie auch nie entlassen oder sogar ins Gefängnis gekommen. Jetzt wollen Sie uns dafür strafen, weil Sie einen Fehler begannen haben?”
„Ich habe keinen Fehler gemacht und ja - ich werde Sie dafür strafen, was man mir angetan hat.”
Er dreht sich zu der Bombe um und geht mit einem hörenden rachebefallenen Grinsen zu dieser. „Aber keine Angst, Sie werden nicht lange auf ihren Tod warten müssen. Das kann ich Ihnen versprechen.”
Stille tritt unter den Gefangenen ein. Aber schon nach kurzer Zeit wird die Stille von dem Anführer wieder unterbrochen: „Nun brauche ich nur noch diesen Knopf zu drücken und Sie werden, wie schon gesagt, nicht mehr lange auf Ihr Ende warten müssen. Man wird ja dann sehen, ob später andere Forscher bereit sind Leben zu opfern, damit sie schneller ans Ziel gelangen, oder, ob sie sich entscheiden wieder den langen Weg zu nehmen.” Sein Grinsen breitet sich zu einem höhnischen Lachen aus - aber als er den Knopf betätigen möchte, bleibt ihm das Lachen im Hals stecken, denn was geschieht?

Der Mann mit den kurzen roten Haaren richtet sich so schnell er kann auf und läuft zu der Bombe. Er stößt den Anführer grob beiseite und versucht anschließend den Sprengsatz auf irgendeine Weise zu entschärfen.
Doch leider eine schlechte Nachricht - er ist zu langsam gewesen. Der Anführer hat während seines Laufens den Knopf schon gedrückt gehabt. Nun läuft die Zeit gegen ihn.
Der am Boden liegende Anführer weiß noch nicht, was eigentlich passiert ist, doch schon zur gleichen Zeit zieht einer seiner Anhänger die Waffe und richtet sie auf den rothaarigen Mann. Er hat ihn schnell im Visier und ist kurz davor seine Waffe zu gebrauchen.
Doch der Mann mit den roten Haaren konzentriert sich in der Zwischenzeit nur auf die Bombe, denn sein einziges Ziel ist es diese zu entschärfen, auch, wenn er dafür vielleicht sein Leben lassen muss. Dabei bemerkt er gar nicht, dass eine Waffe auf ihn gerichtet ist.

Es ist möglicherweise nicht die klügste Entscheidung gewesen dieses Risiko einzugehen, aber gibt es denn noch eine andere Lösung diesen Wahnsinnigen aufzuhalten, als diese?
In diesen wenigen Sekunden hat er, so scheint es, keinen anderen Ausweg gefunden, um Leben zu retten und um diese Katastrophe zu verhindern. So hat es kein „wenn” oder „aber” gegeben - der Entschluss ist schnell festgestanden - er würde es riskieren.
Das junge Mädchen ist erleichtert, dass dieser Mann eingreift und sich um diese Bombe kümmert, da sie selbst kein Wissen darüber besitzt, doch was ist mit dem schwarz gekleideten Mann und seiner Waffe?...

Der bewaffnete Mann ist nahe dem Abzug und will schießen, um den Feind auszulöschen. Doch man weiß das zu verhindern.
Das junge Mädchen reagiert instinktiv. Leben zu retten ist für sie nun das Wichtigste geworden und handelt ohne nachzudenken. Schneller als das Auge sehen kann läuft sie und stürmt den bewaffneten Mann. Nun streiten die beiden um die Waffe. Nicht verbal, sondern mit Griffen. Einer versucht dem anderen die Waffe zu entreißen und dies nimmt bis jetzt kein Ende.
Der rothaarige konzentrierte Gefangene ist kurz abgelenkt gewesen, aber schnell wieder bei der Sache.
Die anderen Gefangenen werden von weiteren zwei bewaffneten Männern unter Kontrolle gehalten, sodass nicht auch sie eingreifen können. So sind die Schwarzgekleideten machtlos zu helfen, denn wenn einer dieser beiden Männer die Waffe gegen das Mädchen oder den Mann bei der Bombe einsetzten wollen würde, könnten die Gefangenen handeln und dessen Person die Waffe wegnehmen, aber solange die Waffen noch auf sie gerichtet sind, ist es zu gefährlich. Die Männer wissen das und wagen es nicht ihre Stellung zu ändern.
Der Anführer, starr am Boden liegend, versucht sich aufzurichten, um selbst den Feind aufzuhalten.
Sofort folgt eine Warnung des Mädchens während sie weiterhin versucht die Waffe in ihren Besitz zu bekommen: „Achtung!”
Der rothaarige Mann fühlt sich gleich angesprochen und macht den Anführer schnell unschädlich. Er widmet sich sofort der Bombe wieder. Durch Versuche die Energiequelle dieser Bombe zu finden, um sie vielleicht zu entfernen, benötigt er Zeit, die ihm aber wegläuft.
Der bewaffnete Mann versucht noch immer sein Ziel zu erreichen, aber es wird ihm nicht leicht gemacht. Um dem Streit der Waffe ein Ende zu bereiten, folgt der erste Schlag in den Bauch. Aber nicht das junge Mädchen hat Gewalt angewendet, sondern der Mann. Sie fällt zu Boden. Der nun wieder befreite Mann visiert den Rothaarigen erneut an und ist bereit zu schießen. Doch gibt sich das junge Mädchen nicht so leicht geschlagen. Den linken Fuß des Mannes nimmt sie mit beiden Händen und zieht kräftig an, sodass auch er zu Boden fällt und die Waffe ihr Ziel nicht mehr vor sich hat.

Noch wenige Sekunden, bis der Tod am Tor klopft! - So denken wenige der Anwesenden, die noch einen klaren Gedanken fassen können.
Die Energiequelle ist gefunden, aber wie muss man sie nun entfernen. Es bleibt keine Zeit für Überlegungen und der Mann vor der Bombe nimmt einen kleinen runden Körper in die Hand, sieht wie ein Ball aus, der mit vielen Drähten verbunden ist und reißt diesen einfach heraus.
In diesem Moment rührt sich keine Person. Alles ist still, man hört keinen Atem. Ist es geschafft?

Der vor der Bombe hockende Mann blickt auf die Zeitanzeige - sie ist auf zwei stehen geblieben.
*Ja, es ist wirklich geschafft.* antworten einige gedanklich auf eine stumm gestellt Frage.
Der Rothaarige atmet erleichtert aus und setzt sich erschöpft kurz auf den Boden. Keiner kann es fassen, dass es vorbei ist. Der bewaffnete Mann, der den Gefangenen unschädlich machen wollte, verweilt am Boden, weil er weiß, dass es aus ist. Er würde fliehen, aber es nützt nichts mehr. Man hört schon, wie Polizisten angerannt kommen. Auch die anderen bewaffneten Männer senken ihre Waffen und geben sich geschlagen.
Der Anführer ist vollkommen verzweifelt: „Was haben Sie getan?”
Das war das Letzte, was man von ihm noch gehört hat.

Das junge Mädchen versucht sich langsam aufzurichten, sodass sie einmal sitzt. Sie benötigt viel Kraft dafür, weil sie aus irgendeinem Grund erschöpft ist und außerdem schmerzt ihr Bauch von dem harten Schlag. Aber alles das ist ein geringer Preis für diese Rettung. Ihre Freude ist größer, als dieser und deswegen auch schnell wieder vergessen.

Währendessen erhebt sich der Rothaarige und geht im schnellen Gang zu dem Mädchen hin. Er kniet sich hin und fragt besorgt nach: „Geht es dir gut? Soll ich dir helfen?”
Sie blickt zu ihm auf, gibt aber keine Antwort, sondern lächelt nur zufrieden. Das kleine Kind, mit dem sie die Tauben gestreichelt hat, und auch alle anderen Personen wurden gerettet und das macht sie einfach glücklich. Es ist ein gutes Gefühl jemandem geholfen zu haben und in ihr wurden ganz neue Gefühle und Gedanken geweckt.
Der vor ihr kniende Mann würde gerne fragen, wie sie so schnell von einem Ort zum anderen Ort hat sein können, aber bevor er diese stellen hat können, hört man, wie die Polizisten schon sehr nahe sind.

Das junge Mädchen versucht so schnell wie möglich aufzustehen, um zu fliehen. Der rothaarige Mann kniet noch immer und sieht sie verwundert an. Ein Mann im Anzug läuft mit den Polizisten zur Menschenmasse und erkennt noch, dass da jemand am weglaufen ist und ruft: „Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!”
Das junge Mädchen gehorcht und blickt zurück. Wem sieht sie in die Augen? Die Zeit steht für einen kurzen Moment lang für die drei still. Der Mann im Anzug sieht sie mit einem scharfen Blick an und richtet seinen Arm in Richtung des Mädchens. Er zielt mit einem merkwürdigen Ding auf seinem Arm und wartet ab, wofür sie sich entscheidet. - Flucht oder Gehorsamkeit? Schon nach einem Augenblick läuft sie wieder weiter, als wüsste sie nicht, in welcher Gefahr sie gerade schwebt.
Als dieser Mann im Anzug neben dem Rothaarigen steht, erhebt sich dieser schnell und drückt die ausgestreckte Hand mit dem merkwürdigen Ding hinunter und meint in kurzen Worten: „Nicht! Lassen Sie sie gehen.”
Mittlerweile ist niemand mehr in Gefahr und nach einer Weile spricht der erleichterte rothaarige Mann zu dem Wesen, das kein Mensch ist: „Wer ist sie wohl gewesen?”
Das Wesen ist ratlos.

 

Ende von Kapitel 1

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang