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  „Trauer” von Katrin   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Trauer um ein totes Kind
Zeitpunkt:  nach ‚Phantom Companion’ (Der Beschützer)
Charaktere:  Liam, Da'an
 

 

TRAUER

 

Liam lief durch das Mutterschiff, er war auf dem Weg zu der Kammer, in der die kleinen Taelon-Babys in Stasis lagen. Er wusste es war ihm nicht erlaubt dorthin zu gehen, aber er konnte sie einfach nicht vergessen. Sie waren so niedlich. Und sie taten ihm so leid.

Und er musste zugeben, dass ihm auch all die anderen Taelons leid taten. Hatte Da'an Renee nicht von seinen Kindern erzählt? Sie mussten auch in dieser Kammer sein.

Liam fragte sich, was Da'an wohl für seine Kinder empfand. Empfand er überhaupt irgend etwas für sie? Er wusste, dass die Menschen die Taelons für emotionslos hielten, aber er wusste auch, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Sie mochten weniger intensive Gefühle haben und sie wesentlich strenger unter Kontrolle halten, aber sie hatten welche, da war er sich sicher.

Schließlich erreichte Liam die Kammer und trat langsam ein, blieb aber sofort stehen als er einen Taelon in seiner natürlichen Form mit dem Rücken zu ihm an der Wand knien sah. Sein erster Gedanke war, sofort wieder zu gehen, denn er wusste er würde in Schwierigkeiten geraten wenn man ihn hier fand. Dann aber sah er den Taelon noch einmal genauer an und erkannte, dass es Da'an war. Als er näher ging sah er, wie sich die Schultern des Taelons ruckartig bewegten und hörte etwas, das ihn an ein Schluchzen erinnerte.

Langsam trat er näher und blieb schließlich neben Da'an stehen, der ihn bisher anscheinend nicht bemerkt hatte. Die Augen des Taelons waren geschlossen und er presste eine Hand an die Wand, an etwas, das eine leere Schale für ein Baby zu sein schien.

Vorsichtig kniete sich Liam neben Da'an hin. Der Taelon hatte seine Anwesenheit noch immer nicht bemerkt und er wollte ihn nicht erschrecken. Daher flüsterte er leise „Da'an?”
Keine Reaktion. Also sprach er ihn erneut an und berührte ihn leicht am Arm.
„Da'an?”

Da'an öffnete langsam die Augen und sah Liam an. Zuerst reagierte er überhaupt nicht, aber dann schien er doch zu realisieren, wer da vor ihm saß. Er schreckte zurück und keuchte, dann baute er seine menschliche Fassade wieder auf. Liam war überrascht über die große Traurigkeit auf dem Gesicht seines Companions.

„Was... was machen sie hier? Das ist kein Ort für Menschen!”
„Es tut mir leid, Da'an. Ich wollte nur...”
„Gehen sie!”
Liam sah, dass Da'an wirklich aufgebracht war.
„In Ordnung, Da'an, ich werde gehen. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich niemandem etwas tun wollte. Ich wollte sie nur noch einmal sehen. Es tut mir leid.”

Liam wollte gerade aufstehen, als eine Geste Da'ans ihn zurück hielt.
„Warum wollten Sie sie sehen, Major? Um sich am Anblick unserer leblosen Kinder zu erfreuen? Am Anblick unserer Zukunft, die es niemals geben wird? Sind sie glücklich mit dem was sie sehen? Sind sie das?”
„Nein, das bin ich nicht.”
„Dann sagen sie mir warum!”

Liam zögerte einen Moment. Da'an schien jetzt wirklich wütend, aber auch verzweifelt zu sein. Wie konnte er ihm den Wunsch die Kinder zu sehen nur erklären?
„Da'an ich... als ich die Kinder gesehen habe, da taten sie mir so leid. Ich wünschte, sie würden eine Chance zu leben bekommen. Ich wollte sie einfach nur noch einmal sehen. Sie sind so wundervoll, so... ach, ich weis auch nicht. Ich wollte sie eben einfach noch einmal sehen. Als ich dieses kleine Baby sterben sah, als ich... Da'an?”

Liam unterbrach sich als er Da'ans Reaktion auf die Erwähnung des toten Kindes sah. Die Fassade des Taelons flackerte, er sah kurz auf die leere Schale in der Wand und schloss dann wieder die Augen.

„Da'an?”
Als Da'an die Augen wieder öffnete und seine Fassade stabilisierte bemerkte Liam erneut, wie traurig er aussah. Wäre er ein Mensch gewesen, dann hätte Liam geglaubt er würde gleich in Tränen ausbrechen.

„Da'an?” flüsterte Liam und berührte den Taelon erneut am Arm. „Da'an, das Kind... es... es war... ihres?”
„Ja.” Die Antwort war so leise, dass Liam sie kaum verstehen konnte.
„O mein Gott, Da'an, es tut mir so leid.”

Liam wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Vor einigen Minuten hatte er sich noch gefragt ob Da'an wohl etwas für seine Kinder empfände. Nun, jetzt hatte er wohl seine Antwort.
„Da'an, es tut mir leid dass ich sie gestört habe, das war nicht meine Absicht. Ich werde sie sofort wieder allein lassen.”

Liam stand auf und wollte gehen, als die Stimme des Taelons ihn zurück hielt.
„Liam, warten sie.”
Als er sich umdrehte sah er Da'an aufstehen. Der Taelon versuchte offensichtlich, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Warten sie Liam, ich bin es, der sich entschuldigen muss. Ich sollte nicht...”
„Was? Um ihr Kind trauern?”
„Ja.”
„Aber warum?” fragte Liam erstaunt.
„Wir Taelons trauern nicht um die Toten.”
„Aber sie trauern um ihr Kind, ich weis es! Und sie haben das Recht dazu! Glauben sie wirklich es ist gut wenn sie ihre Gefühle immer verbergen und in sich begraben?”

Da'an drehte sich um und blickte in die Tiefen der Kammer.
„Würde ich das nicht tun, dann würde ich verrückt.”

Liam wusste nicht, was er darauf hätte antworten sollen und so herrschte für lange Zeit Schweigen. Schließlich fragte Da'an „Wollen sie meine anderen Kinder sehen?”
„Ja, ja ich würde sie gerne sehen.”

Also folgte Liam Da'an tiefer in die Kammer bis sie vor einer Schale stehen blieben. Der Taelon öffnete sie zu Liams Überraschung und nahm das Kind vorsichtig in die Arme.
„Das ist mein jüngstes Kind.”
„Da'an, es ist... wunderschön.”
Liam starrte das winzige blaue Baby an, wagte aber nicht es zu berühren.

Plötzlich legte Da'an das Baby zurück und schloss die Schale. Sein Gesicht nahm wieder einen emotionslosen Ausdruck an, es wurde wieder das gewohnte Gesicht des nordamerikanischen Companions.
„Nein Liam, ich darf nicht zulassen, dass meine Gefühle mich kontrollieren. Ich muss weiter machen, was auch immer geschieht. Für sie, für ihre kleine Chance auf ein Leben.”

Damit drehte Da'an sich um und verließ die Kammer. Zurück blieb ein tief in Gedanken versunkener Liam.

 

ENDE

 

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