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  „Ein kleiner Sonnenstrahl” von Katrin   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2004
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an hat noch immer Zweifel an Zo'ors Motiven, eine Verbindung wird gefestigt.
Charaktere:  Zo'or, Liam, Da'an
 

 

EIN KLEINER SONNENSTRAHL

 
Kapitel 7

 

Als sie in ihrem Quartier angekommen waren, rief Zo'or einen Freiwilligen, der etwas zu Essen bringen sollte. Dann sorgte er dafür, dass sich Liam auf die Matratze setzte.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?”, fragte der Synodenführer besorgt.
„Ja, Zo'or. Ich bin wirklich nur sehr müde. Aber...”
„Was ist los?”
„Nichts, nun ja, nicht wirklich. Ich muss dir nur etwas sagen, was dir nicht gefallen wird.”
„Worum geht es? Sag es schon!”

In diesem Moment erklang das Türsignal. Zo'or stand auf, öffnete und nahm einem erstaunt blickenden Freiwilligen ein Tablett mit Essen ab. Dann brachte er es Liam und setzte sich neben ihn.

„Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, immer ehrlich zueinander zu sein?”, fuhr Zo'or mit ihrer Unterhaltung fort.
„Ich habe dir aber versprochen, dich nicht dazu zu drängen, unsere Beziehung öffentlich zu machen. Aber ich fürchte, dass ich das jetzt trotzdem tun muss.”
Zo'or sah Liam erstaunt an, er wusste, der junge Mann würde so etwas nicht ohne einen wirklich triftigen Grund sagen.
„Aber warum?”
„Es hat etwas mit der menschlichen Natur zu tun, Zo'or, mit etwas, an das ich bisher nicht gedacht habe.”
Liam zögerte kurz, begann dann aber mit einer Erklärung.
„Zo'or, bist du dir darüber im Klaren, wie viele Menschen uns gesehen haben, als du mir eben in den Gängen geholfen hast? Ganz zu schweigen von den Freiwilligen, die die Pflanzen hierher gebracht haben. Außerdem sind wir auch gesehen worden, als wir eben deine Räume zusammen betreten haben. Und dann ist da auch noch der Mann, der gerade das Essen gebracht hat. Sie alle haben uns zusammen gesehen!”
„Aber sie haben doch eigentlich nichts gesehen, nicht wirklich!”
„Das ist ja das Problem.”
„Ich fürchte, das verstehe ich nicht, Liam. Bitte erkläre es!”
„Sie wissen nichts genaues, also wird es Gerüchte geben, eine Menge Gerüchte. Und die werde zu den wildesten Geschichten werden, besonders dann, wenn es keine genaueren Informationen gibt! Und du kannst dir sicher sein, dass die Presse auf der Erde davon Wind bekommen wird. Wer weiß, was die aus der Sache machen werden? Das kann dir großen Schaden zufügen! Sie werden uns mit Fragen überhäufen, wenn sie uns nur von weitem sehen. Ich denke...”

Liam unterbrach sich, als er einen Schimmer der Angst von Zo'or empfing und nahm die schmale Hand des Taelons in seine.
*Es gibt vielleicht einen Weg, das alles zu verhindern, aber dazu müssten wir unsere Beziehung öffentlich machen.*
*Aber wie sollte uns das helfen?*
*Zo'or, wenn wir der ganzen Welt erzählen, dass wir Gefährten sind, am besten live im Fernsehen, dann wird es weit weniger Gerüchte geben, denn es gibt Fakten! Oh, natürlich wird es eine Menge Aufregung geben. Manche werden uns für unsere Beziehung hassen, andere uns gratulieren. Aber es wird keinen Raum für Spekulationen geben, alles wird gesagt werden. Es wird keinen Raum für wilde Geschichten geben. Die Presse wird uns sicher für einige Tage auf den Fersen sein, aber das wird schnell vorbei gehen, wenn wir freiwillig alle Informationen geben.*

Liam konnte spüren, wie durcheinander Zo'or war und sandte ihm seine Liebe durch die Verbindung.
*Vielleicht habe ich ja auch unrecht und nichts wird geschehen, denke aber bitte einmal darüber nach. Wir haben etwas ganz neues begonnen, neu für beide Völker. Und wer neue Wege geht, muss immer gegen Wiederstand ankämpfen. Aber wir werden diesen Kampf gemeinsam durchstehen, vergiss das nie! Ich werde immer bei dir sein!*
Liam legte seinen Arm um Zo'or und seinen Kopf auf dessen Schulter. Er spürte seine Müdigkeit immer deutlicher und der Taelon tat das auch.
„Liam, du musst jetzt schlafen. Ich werde über das nachdenken, was du mir gesagt hast.”
Er brachte Liam dazu, sich hinzulegen und der junge Mann schlief sofort ein.

 
* * *
 

Zo'or saß lange neben seinem schlafenden Partner und dachte über das nach, was dieser ihm erzählt hatte. Würde es wirklich so viele Gerüchte über sie geben? Vielleicht hatte Liam ja unrecht. Vielleicht aber auch nicht. Was sollte er nur tun?

Er wusste, dass Liam nicht zögern würde, ihre Beziehung öffentlich zu machen, er würde nichts um die Reaktionen der Öffentlichkeit geben. Er würde für seine Liebe einstehen und sie verteidigen, er schämte sich nicht und hatte keine Angst. Sollte er selbst nicht die gleiche Einstellung haben? Sollte er nicht für seine Liebe kämpfen, ohne mögliche Konsequenzen zu fürchten?
Wenn er das nicht tun würde, wäre er Liams Liebe nicht würdig!

Aber wie würde die Synode reagieren?

Schließlich traf Zo'or eine Entscheidung. Er würde mit Da'an sprechen und ihn um Rat fragen. Es war sehr lange her, seit er das getan hatte, aber warum nicht? Warum eigentlich nicht?
Und es war sowieso grausam, Da'an nichts zu erzählen, wo dieser sich noch immer solche Sorgen um Liam machte. Und hatte er nicht beschlossen, sich zu ändern? Was für eine Veränderung wäre das, wenn sie nur in seinem Inneren stattfände? Nein, er würde jetzt sofort gehen. Für Liam.

 
* * *
 

Da'an lag auf der Krankenstation und dacht über die Geschehnisse nach. Schon wieder. Aber zu ersten Mal seit all diese Ereignisse ihren Anfang genommen hatten, hatte er das Gefühl, wirklich ruhig und rational nachdenken zu können. Die erste, alles überwältigende Qual dessen, was T'than ihm angetan hatte, war vergangen, genauso wie die absolute Sicherheit, sein Kind zu verlieren. Es gab Hoffnung, wirkliche, berechtigte Hoffnung.
Und so fühlte er sich endlich wieder halbwegs wie er selbst.

Wieder dachte er an Zo'ors seltsames Verhalten ihm und vor allem auch Liam gegenüber. Was hatte sein ältestes Kind vor? Da'an traute ihm noch immer nicht. Er hatte gesagt, er würde Liam nichts tun, aber entsprach das wirklich der Wahrheit?
Da'an glaubte daran, dass Zo'or sich das Überleben seines Geschwisters wirklich wünschte, aber vielleicht war er nur so kooperativ, damit Liam dem Kind helfen würde. Was würde er aber tun, wenn es geboren war? Liam in Gewahrsam nehmen, ihn einsperren, Experimente an ihm durchführen? Dafür gab es eine sehr große Wahrscheinlichkeit.

Da'an würde Zo'or nicht vertrauen, was immer dieser ihm auch erzählen würde. Er wusste, das Zo'or sich sehr gut verstellen und fast perfekt schauspielern konnte. Er konnte praktisch jeden täuschen, wenn er sich Mühe gab, sogar seinen eigenen Elter.

 
* * *
 

Als Zo'or die Krankenstation betrat, ruhte Da'an auf einer Liege. Mit'gai war ebenfalls im Raum und arbeitete an einer Konsole.
„Mit'gai, du kannst gehen. Ich werde bei Da'an bleiben, ich möchte mit ihm sprechen.”
Mit'gai gab seinem Führer einen fragenden Blick, ging dann aber ohne ein Wort.

Zo'or ging zu seinem Elter und berührte sacht seinen Arm. Als Da'an die Augen öffnete trat er zurück und sah ihn an. „Wie fühlst du dich?”
Da'an setzte sich auf und fragte sich, was genau Zo'or wohl wollte. „Es geht mir gut, dem Kind im Moment ebenso”, antwortete er und wartete dann darauf, dass Zo'or ihm sagen würde, was er wollte, aber sein Kind sah ihn nur stumm an.

„Was möchtest du, Zo'or? Ist etwas geschehen? Etwas, das meiner Aufmerksamkeit bedarf?”
„Nein. Ja....., äh, nein...”
„Zo'or, könntest du bitte so nett sein und mit deinen Spielchen aufhören, wenigstens, solange wir alleine sind? Verschwende deine Energie nicht damit, dich zu verstellen, ich werde dir nicht glauben! Oh, verstehe mich nicht falsch, ich glaube dir, dass du dir wünschst, dass dein Geschwister überlebt. Ich bin sogar bereit zu glauben, dass du tief in dir Gefühle für dieses Kind und eventuell sogar für mich hast. Und ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe in den letzten Tagen. Aber denke bloß nicht, dass du mich glauben machen kannst, du würdest Liam nichts antun, jetzt, wo du seine Abstammung kennst! Eines kannst du dir sicher sein Zo'or: Ich werde Liam beschützen, auch vor dir!”

Nach dieser Ansprache herrschte für lange Zeit Schweigen. Zo'or starrte Da'an einfach nur an, unfähig etwas zu sagen. Es war genau so, wie er es zu Liam gesagt hatte: Sein Elter würde ihm nie wieder vertrauen, es war sinnlos.
Also drehte er sich nach einiger Zeit einfach um und ging.

 
* * *
 

Liam erwachte mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Im ersten Moment wusste er nicht, was es war, aber dann merkte er, dass er von Zo'or nichts als tiefe Traurigkeit empfing. Er öffnete seine Augen und sah ihn neben sich auf dem Rücken liegen und an die Decke starren.
„Zo'or?”, fragte Liam leise und versuchte, mit Hilfe der mentalen Verbindung herauszufinden, was geschehen war. Dabei musste er feststellen, dass Zo'or alle seine Gedanken blockierte.
„Zo'or?”
„Wie konnte ich jemals glauben, dass sich etwas ändern würde?”, flüsterte Zo'or nach einer Weile.
Liam legte den Arm um seinen Partner und sagte: „Sieh mich an Zo'or, sieh mich einfach nur an.” Zo'or tat es und Liam fuhr fort: „Hat sich in den letzten Tagen nicht schon so vieles geändert?”, dabei sah er den Taelon liebevoll an.
Zo'or seufzte. „Ja, aber...”
„Was ist passiert?”
„Ich habe versucht, mit meinem Elter zu sprechen, aber...”
„Er hat nicht zugehört?”
Zo'or schloss die Augen, ohne zu antworten.

Liam setzte sich auf und zog den jungen Synodenführer mit sich hoch, so dass dieser ihm gegenüber saß. „Zo'or, du kannst nicht erwarten, dass Da'an dir auf einmal einfach so vertraut, nur weil du ihm sagst, dass er es kann. Du musst ihm Zeit lassen!”
„Ich weiß”, antwortete Zo'or, „Ich weiß es ist meine eigene Schuld und nicht seine. Aber ich wünsche mir so sehr.... ach, ich weiß auch nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich will.” Zo'or zögerte einen Moment, fuhr dann aber flüsternd fort: „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.”

Liam wusste nicht, was er dazu sagen sollte, und so umarmte er den Taelon einfach und schickte ihm seine Liebe durch ihre Verbindung. Zu seine Überraschung klammerte Zo'or sich an sein Hemd und begann zu schluchzen. Liam hielt ihn für eine Weile einfach nur fest, dann fragte er leise:
„Zo'or, was ist denn los? Und warum blockierst du deinen Geist vor mir?”
„Das willst du nicht wirklich wissen.” Zo'ors Antwort war so leise, dass sie kaum zu verstehen war.
„Natürlich will ich es wissen! Ich liebe dich und werde niemals aufhören, dich zu lieben. Weißt du das denn nicht?”

Nach einiger Zeit des Schweigens fuhr Liam fort: „Zo'or, ich möchte dich etwas fragen. Würdest du... würdest du dich mit mir binden? Es besteht ja bereits eine Verbindung zwischen uns, aber ich wünsche mir, dass es mehr wird, stärker. Etwas dauerhaftes.”
Zo'or hob seinen Kopf von Liams Schultern und starrte ihn an, sagte aber kein Wort. Daher fuhr Liam nach einer Weile fort: „Ich... ich verstehe, wenn du das nicht möchtest, Zo'or. Ich kann verstehen, wenn du dich noch nicht bereit für einen solch endgültigen Schritt fühlst.”
Zo'or blieb stumm, aber schließlich öffnete er seine Gedanken für seinen Partner.
*Ich kann nicht glauben, dass du ein solches Angebot machst.*
*Warum nicht? Du weißt, wie sehr ich dich liebe!*
*Aber ich bin dessen nicht würdig!*
*Wer hat dir das gesagt? Das ist nicht war! Was du in deiner Vergangenheit getan hast, ist im Moment völlig unwichtig, ich weiß, dass du dich geändert hast! Du hast mit gesagt, du wüsstest nicht mehr, wer du bist, aber ich weiß es! Du bist das Wesen, das ich liebe, das, mit dem ich mein Leben verbringen möchte! Kannst du mir ehrlich sagen, dass du nicht dasselbe fühlst?*

Zo'or dachte über Liams Worte nach und antwortete nach einiger Zeit: *Ich würde mich sehr gerne mit dir binden, Liam, das ist alles, was ich mir wünsche. Aber ich möchte, dass du mich genau kennst, bevor du dich endgültig zu einem solchen Schritt entscheidest. Denn wenn du erfährst, was ich getan habe, dann wirst du deine Meinung vielleicht ändern.*
*Das werde ich nicht, aber ich bin einverstanden. Ich möchte auch, dass du mehr über mich weißt.*

Zo'or zögerte erneut und Liam wusste, dass es da noch etwas gab, worüber sich der Taelon Sorgen machte.
*Zo'or?*
*Liam, bevor du überhaupt darüber nachdenkst, dich mit mir zu binden, solltest du noch etwas wissen. Ich... ich bin... unfruchtbar.*
Bei diesen Gedanken konnte Liam eindeutig die überwältigende Traurigkeit spüren, die diese Enthüllung bei Zo'or auslöste und auch seinen immensen Wunsch nach einem Kind.
*Zo'or, ich...*
*Liam*, unterbrach ihn Zo'or, *Ich... ich weiß, dass du der letzte der Kimera bist. Ich... wenn wir uns binden, dann verspreche ich, dass ich einverstanden bin wenn du irgendwann entscheidest, dich... dich mit jemand... anderem zu vereinigen, um Kinder zu haben, ich... ich... würde es verstehen...*

Liam spürte genau, wie hart es für Zo'or war, so etwas zu sagen und wie sehr ihn der bloße Gedanke verletzte.
*Zo'or, das wird niemals geschehen! Ich habe keinerlei Bedürfnis, mich mit jemand anderem als dir zu vereinigen! Und ist dir noch nicht der Gedanke gekommen, dass mit mir als teilweise Kimera vielleicht dir Möglichkeit besteht...?*
Zo'or antwortete nicht aber Liam wusste, das der Taelon es sich nicht gestattete, an diese Möglichkeit überhaupt zu denken. Nun, sie würden sehen.

*Zo'or? Hast du dich entschieden?*
*Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?*
*Ja Zo'or, das bin ich!*

 
* * *
 

Zuerst war Liam entsetzt, als er all die Dinge sah, die Zo'or getan hatte, aber dann sah er auch die Gründe dafür und verstand. Zo'ors Leben war die Hölle gewesen und Liam schwor sich, das sich das ändern würde.
Der junge Mischling spürte den leichten Schock von Zo'or, als er erfuhr, das Liam im Wiederstand war. Der Führer des Wiederstandes, um genau zu sein.
Aber während des Joinings stellten beide fest, das es genauso war, wie sie gedacht hatten: Es war ihnen beiden egal, was der andere zuvor getan hatten, sie liebten sich gegenseitig aus den tiefen ihrer Seele.

Als Liam sich nach der Erforschung von Zo'ors Vergangenheit noch immer mit dem Taelon binden wollte, stimmte dieser endlich zu. Das einzige, was sie beide wollten, war, für immer zusammen zu sein.

Die Bindung selbst war reines Glück für beide. Ihr Geist drehte sich vereint in überwältigenden Gefühlen, fast zu viel, um es zu ertragen und sich nicht ineinander zu verlieren. Als Zo'or endlich Liams Hand losließ und total erschöpft zurückfiel konnte Liam spüren, das sie nun viel stärker und umfassender verbunden waren als zuvor.
Der junge Mischling war etwas müde, aber ansonsten in Ordnung. Aber als er seinen Geliebten ansah, bemerkte er, das dieser fast bewusstlos war. Der Gang durch seine eigene Vergangenheit hatte ihn sichtlich erschöpft. Zuerst wollte er ihn einfach schlafen lassen, doch dann entschied er sich, den Taelon doch lieber zu seinem Energiestrom zu bringen. Also hob er Zo'or auf und brachte ihn zu seinem Stuhl.

*Liam?*
*Wie fühlst du dich?*
*Müde.*

Liam strich zärtlich über Zo'ors Wange, zögerte einen Moment aber küsste dann seine Stirn. Der Taelon sah zuerst etwas verwirrt aus, lächelte dann aber.
*Ich mag das... glaube ich.*
Liam antwortete nicht, lächelte ihn aber glücklich an. Dann sagte er: „Ruh dich jetzt aus.”
*Ich liebe dich.*
*Ich liebe dich auch*, antwortete Zo'or und schloss die Augen.

 

Ende von Kapitel 7

 

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