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  „Ein kleiner Sonnenstrahl” von Katrin   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2003
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Zo'ors Quartier wird umdekoriert und Liam versucht, Da'an zu helfen.
Charaktere:  Liam, Zo'or, Da'an, Mit'gai
 

 

EIN KLEINER SONNENSTRAHL

 
Kapitel 6

 

Als Da'an, Zo'or und Liam die Krankenstation des Mutterschiffes erreichten, ging Zo'or zu Mit'gai, um ihm zu sagen was sie wollten. In der Zwischenzeit forderte Liam Da'an auf, sich hinzulegen. Der Taelon kam der Aufforderung ohne ein Wort nach.

„Da'an”, sagte Liam besorgt, „alles wird gut werden, Sie werden schon sehen. Schlafen Sie jetzt einfach und morgen werden wir Ihrem Kind helfen.”
Da'an reagierte nicht, sondern schloss einfach nur die Augen.
„Da'an, bitte vertrauen Sie mir. Morgen wird all der Schmerz ein Ende haben.”

Als Mit'gai zu ihnen trat um Da'an zu behandeln, ging Liam zu Zo'or. Der Taelon stand an der Tür und es sah aus, als wolle er gehen.
„Zo'or?”
„Ich habe gerade eine Nachricht von der Synode erhalten. Es wurde ein wichtiges Treffen anberaumt.”
„Was ist passiert?”
„Nichts, was die Erde oder die Menschheit betrifft, Liam. Aber ich fürchte, das Treffen wird den größten Teil der Nacht beanspruchen.”

Liam sah sich um und zog Zo'or dann in einen angrenzenden Raum, wo sie ungestört waren.
„Zo'or, du musst dich ausruhen! Wie lange ist es schon her, dass du ausreichend geschlafen hast?”
„Liam, niemand interessiert sich dafür, ob ich müde bin oder nicht. Und außerdem, du sagst mir immer, ich solle mich ausruhen, aber was ist mit dir? Sag mir nicht, du wärst nicht müde, Liam.”
„Nun, ich bin es, aber ich werde heute Nacht ja auch schlafen.”
Zo'or seufzte. Vielleicht sollte er wirklich bald ein Gespräch über die Pflichten des Synodenführers mit Liam führen.

„Liam, das Treffen wird ja nicht die ganze Nacht dauern. Ich werde mein Quartier aufsuchen, wenn es vorbei ist.”
Zo'or trat näher an Liam heran und hob eine Hand, um seine Wange zu berühren.
„Vielleicht...”, flüsterte er, „vielleicht wirst du dort auf mich warten?”
Ohne zu zögern zog Liam den Taelon in seine Arme.
„Natürlich werde ich auf dich warte, mein Stern. Immer!”
„Stern?”
„Gefällt es dir nicht?”
Zo'or antwortete nicht, aber Liam spürte, wie der Taelon ihn noch fester drückte.

Für einige Sekunden standen sie einfach nur da, ohne die kleinste Bewegung. Dann hob Zo'or den Kopf von Liams Schulter und sagte lächelnd: „Aber ich denke, du solltest dir etwas mitbringen, um darauf zu schlafen. Ich glaube nicht, dass du meinen Stuhl oder den Boden bequem finden wirst.”
Liam strich über die Wange des Taelons.
„Du erlaubst mir... Dinge in dein Quartier zu bringen?”
„Natürlich, bring mit, was du willst. Du sagtest ja bereits, es ist ein wenig leer.”
Liam sah Zo'or für einen Augenblick tief in die Augen und küsste ihn dann sanft auf die Wange, drehte sich um und ging zurück zu Da'an.

Zo'or blieb stehen. Langsam hob er die Hand und berührte seine Wange dort, wo Liam ihn gerade geküsst hatte und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

 
* * *
 

Als Da'an endlich eingeschlafen war, ging Liam zu Zo'ors Quartier. Er fragte sich, wir er wohl hineinkommen sollte, aber zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür sofort für ihn.
Er sah sich in dem großen, beinahe leeren Raum um und natürlich fiel sein Blick auf die einzelne Pflanze. Es war wirklich nicht sehr gemütlich.
Plötzlich kam ihm ein sehr interessanter, wenn auch seltsamer Gedanke.

 
* * *
 

Zo'or ging langsam durch die Korridore des Schiffes, er war so müde. Der Krieg mit den Jaridians hatte einen toten Punkt erreicht und jetzt wartete jede Rasse darauf, das die andere einen fatalen Fehler machte. Er hatte heute Nacht einige schwierige Entscheidungen getroffen.
Aber je näher er seinem Quartier kam, desto entspannter wurde er. Er war sicher Liam würde da sein und wahrscheinlich schlafen.
Liam... sein wundervoller, junger Alien. Der, der jetzt der Mittelpunkt seines Lebens war.

Als Zo'or die Tür zu seinem Raum erreichte, seufzte er erleichtert. Jetzt würde er endlich Gelegenheit haben, sich zumindest für einige Stunden auszuruhen. Dankbar trat er ein, blieb aber sofort wieder stehen, die Augen weit aufgerissen, und verlor für einen Moment seine Fassade. Was war mit seinem Quartier geschehen?

Langsam ging Zo'or weiter und die Tür schloss sich hinter ihm. Das war atemberaubend! Der ganze Raum war voller verschiedener Pflanzen, große und kleine, manche standen auf dem Boden und andere hingen an den Wänden. Einige blühten sogar und die weißen und roten Kelche waren wunderbare Farbtupfer im Grün.

Zo'or stand einige Zeit lang nur da und sah sich um. Das war nicht länger sein kaltes, steriles Quartier, nein, das war jetzt ein Raum voller Schönheit und Leben. Es war wundervoll. Und Liam hatte die Pflanzen für ihn hergebracht, um ihm eine Freude, um ihn glücklich zu machen! Und er war glücklich. Niemals zuvor hatte er eine solche Freude empfunden, niemals in seinem ganzen Leben.

Schließlich fiel Zo'or ein, dass er Liam nirgendwo sehen konnte. So begann er, zwischen den Pflanzen herumzugehen und berührte dabei einige sanft mit den Fingerspitzen.
Er fand den jungen Mischling schließlich hinter einigen blühenden Büschen, schlafend auf einer am Boden liegenden, großen Matratze. Zo'or ging sehr vorsichtig näher um ihn nicht zu wecken und sah ihn genauer an. Ihm fiel auf, dass Liam im Schlaf sehr jung und unschuldig aussah. Der Taelon spürte den starken Wunsch Liam zu berühren, tat es aber nicht, sondern beobachtete ihn weiter und dachte über ihre Beziehung nach.

Der junge Synodenführer war sich seiner Gefühle für Liam sicher, er liebte ihn mit seinem ganzen Wesen. Und er wusste Liam fühlte ebenso. Nach der ersten Überraschung und unglaublichen Freude über die Existenz solcher Gefühle wollte Zo'or die Beziehung jetzt vertiefen. Er hatte jede kleine Berührung genossen und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen als er an den Kuss dachte, den Liam ihm vor einigen Stunden gegeben hatte. Doch zusätzlich zu diesem physischen Kontakt wollte Zo'or jetzt auch den Geist seines Partners berühren.

Also kniete Zo'or sich neben Liam auf die Matratze und strich sanft über seine Wange.
„Liam?”, flüsterte er, „Liam?”
Liam legte seine Hand über Zo'ors und lächelte. Ohne die Augen zu öffnen flüsterte er: „Zo'or.”
„Liam, was du mit meinem Quartier gemacht hast... ist...”
Jetzt öffnete Liam seine Augen und sah Zo'or an.
„Ich hoffe, es gefällt dir. Ich weiß, du hattest nicht an so etwas gedacht, als du mir erlaubt hast, etwas in deine Räume zu bringen.”
„Es ist wundervoll, ich danke dir.”
„Nun”, sagte Liam mit einem Lächeln und setzte sich auf, „ich habe es nicht nur für dich gemacht, sondern auch für mich selbst. Ich hoffe, du wirst mir erlauben, in Zukunft mehr Zeit hier zu verbringen.”
Zo'or lächelte, holte dann tief Luft und nahm Liams Hände in seine.
„Liam, es gibt da etwas, das ich dich fragen wollte... ”
„Ja?”
„Würdest du... würdest du einem Sharing zustimmen?”

Zo'or sah tief in Liams Augen und hoffte, sein Geliebter würde zustimmen, war sich aber nicht sicher. Liam war trotz allem zu zwei Dritteln menschlich und er wusste, dass Menschen normalerweise nicht wollten, dass jemand ihre tiefsten Gedanken und Gefühle erfuhr. Ihre Individualität war für sie von enormer Bedeutung, sie waren keine gemeinschaftlichen Wesen. Vielleicht lehnte Liam es ab, jemanden in seinen Geist zu lassen, selbst wenn es derjenige war, den er liebte. Der Taelon hoffte sehr, dass das nicht der Fall sein würde, denn sein Verlangen Liams Geist zu berühren wurde mit jeder Sekunde stärker, die sich ihre Hände berührten.

Für einen Augenblick war Liam sehr verwirrt. Zo'or hatte zuvor absolut nicht über seine Gefühle sprechen wollen und jetzt wollte er ein Sharing? Taelons unterschieden sich wirklich sehr von Menschen. Sollte er zustimmen, sollte er jemand anderen in seinen Geist lassen? Liam musste nicht wirklich darüber nachdenken. Er sah das Verlangen in den Augen des Taelons und drückte sanft seine Hände.
„Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche.”

Zo'or zögerte nicht und einen Augenblick später berührten sich ihre Handflächen. Die Fassade des Taelons flackerte, als er sich darauf konzentrierte, ihre Geister miteinander zu verbinden.

Als sie sich mental berührten, fühlten sie nichts als überwältigende Freude. Es gab nicht das geringste Zögern, keine Vorsicht und kein Zurückhalten und für eine lange Zeit genossen beide einfach das Gefühl. Aber schließlich begannen sie, die Oberfläche ihrer Geister genauer zu erforschen und realisierten, wie tief ihre Liebe zueinander war. Sie übertraf alles, was sie jemals zuvor erlebt hatten.

*Liam*, flüsterte Zo'or in Gedanken, *kannst du mich hören?*
*Ja.*
*Ich habe nicht geglaubt, dass so etwas möglich wäre.*
*Aber das ist es!*
Liam konzentrierte sich und umarmte Zo'ors Wesen mit seinen Gefühlen. Sofort spürte er, wie dieser mit schierer Freude reagierte. Erst da wurde ihm bewusst, wie umfassend Zo'ors Einsamkeit gewesen war. Liam fuhr damit fort, den Geist des Talons mit seiner Liebe zu streicheln, und heilte seine Seele, die beinahe durch ein Leben, das die Hölle gewesen war, zerstört worden wäre.
*Ich liebe dich so sehr Zo'or, du wirst niemals wieder allein sein.*

Es dauerte einige Zeit, bis Zo'or genug Konzentration aufbringen konnte, um zu antworten.
*Liam, mein Geliebter... ich habe so lange gewartet...*
*Auf mich?*
*Auf den fehlenden Teil meiner Seele. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich vollständig. Liam... Liam, versprich mir, dass du mich niemals verlassen wirst!*
*Ich verspreche es, natürlich! Denn du bist auch der fehlende Teil meiner Seele.*
Wieder verloren sie sich beide im Wirbel der Emotionen.

Aber schließlich spürte Zo'or, wie Liam langsam von ihm fortglitt.
*Bitte nicht*, flüsterte er und zog Liams Essenz erneut an sich. *Bitte bleib!*
Zo'or wollte sich nicht trennen.
*Zo'or, ich kann fühlen, wie erschöpft du bist, dein Körper braucht Ruhe. Wir können nicht für immer in unseren Gedanken bleiben. Auch wenn ich wünschte, es wäre möglich.*
*Würdest du mir denn erlauben, unsere Gedanken zu verbinden?*
*Kannst du das wirklich tun?*
*Ich bin nicht sicher. Mit einem Menschen wäre es nicht möglich, aber wenn der Kimera in dir stark genug ist...*
*Dann versuche es.*

Liam spürte, wie Zo'or sich konzentrierte, aber ansonsten änderte sich nichts. Dann spürte er sogar, dass Zo'or sich von ihm entfernte, allerdings nicht ganz.
*Zo'or, ist alles in Ordnung?*
Als er Zo'ors Zufriedenheit und Erheiterung spürte, öffnete er die Augen und bemerkte plötzlich, dass sich ihre Hände nicht länger berührten. Tatsächlich gab es keinerlei physischen Kontakt mehr zwischen ihnen, aber noch immer konnte er die Präsenz von Zo'or in seinen eigenen Geist spüren.
„Zo'or? Was...”
*Ich denke, es hat funktioniert.* Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Taelons.
*Ja*, antwortete Liam glücklich.
„Kannst du jetzt immer meine Gedanken lesen, wenn du es wünschst?”, fragte Liam verwirrt, nicht sicher, ob das etwas war, was er wirklich wollte.
„Nein, ich kann nur deine stärksten Gefühle lesen und die Gedanken ‚hören’, die du direkt an mich richtest. Ich denke, du kannst das auch tun.”

Liam versuchte es und stellte fest, dass er wirklich noch immer in der Lage war, Zo'ors Gefühle zu ‚lesen’. Als er das tat, bemerkte er wieder, wie erschöpft der Taelon wirklich war. Er hatte dem vorher nicht wirklich Beachtung geschenkt, dazu waren die anderen Gefühle einfach zu überwältigend gewesen. Jetzt aber griff er nach Zo'ors Schultern und zog ihn mit sich herunter.
„Schlaf jetzt, mein Stern.” *Lass uns zusammen träumen.*
Für einen Moment glaubte Liam, dass Zo'or protestieren und sich wehren würde, aber dann legte der Taelon den Kopf auf die Schultern des Mischlings und schloss die Augen. Bald fielen beide in einen tiefen Schlaf, sie wussten, keiner von ihnen würde je wieder allein sein.

 
* * *
 

Liam wachte auf, als jemand sanft über seine Haare strich und ihn leise gedanklich rief. Sofort fielen ihm die Ereignisse der letzten Nacht wieder ein und er lächelte.
*Zo'or?*
*Ja?*
*Oh, nichts. Ich wollte nur wissen, ob es noch immer funktioniert.*
Liam spürte Zo'ors Erheiterung. *Natürlich funktioniert es noch, warum sollte es nicht? Wir sind geistig verbunden. Ich denke, dass deine Abstammung dir ermöglichen wird, deine Gefühle vor mir zu verbergen, wenn du es wolltest, und ich könnte das auch tun, aber von jetzt an werden wir uns immer einander bewusst sein.*
Zo'or spürte Liams Freude über ihre Verbindung und nahm seine Hände. Sofort waren ihre Gedanken wieder ganz verbunden. Einige Zeit lang genossen beide die tiefe Liebe, die sie füreinander empfanden, aber dann zog Zo'or sich etwas zurück und wurde ernst.

„Liam”, sagte er, „die Nacht ist vorüber. Ich wünschte, wir könnten zusammen hier bleiben, aber wir haben noch viel zu tun.”
„Ja, dein Geschwister retten.”
Liam sah auf seine Shaquarava, die wie kleine Diamanten in seinen Handflächen aufglühten. Nach einigen Sekunden schloss er seine Hände zu Fäusten.
„Ich bin mir nicht sicher, aber sie fühlen sich stärker an als zuvor, als hätten sie mehr Energie. Kann unsere Verbindung mein Shaquarava beeinflussen?”
„Das weiß ich nicht, Liam. Vielleicht. Ich muss zugeben, dass ich nie daran interessiert war, mehr über die Physiologie der Kimera zu lernen.” *Es tut mir leid.*
„Nun ja, du konntest auch nicht damit rechnen, einen Kimera-Mischling zu treffen.”

Liam seufzte, berührte Zo'or kurz an der Wange und stand dann auf.
„Wir sollten besser gehen und Da'an nicht zu lange warten lassen. Ich fürchte, er hat noch immer Angst um mich und das Baby.”
Liam konnte Zo'ors Gefühle nach seinen Worten deutlich spüren. Der junge Taelon war sehr traurig darüber, dass ihm Da'an nicht vertraute.
*Ich denke euer Verhältnis wird sich bald ändern*, versuchte er daher, ihn aufzumuntern, *Da'an braucht nur ein wenig Zeit.*
Zo'or lächelte ein wenig traurig und erhob sich ebenfalls. *Das hoffe ich wirklich.*
Für einen Augenblick nahmen sie einander noch einmal bei den Händen, dann machten sie sich auf den Weg.

 
*
 

Auf ihrem Weg zur Krankenstation fragte Liam: „Was tun wir eigentlich mit Mit'gai? Schicken wir ihn weg, bevor ich anfange?”
„Ich weiß nicht so recht.” Zo'or dachte kurz nach und fuhr dann fort: „Ich denke es wäre besser, ihn bleiben zu lassen. Wenn etwas schief geht, könnte Da'an seine Hilfe benötigen. Und wenn du Erfolg hast, wird er so oder so von deiner Herkunft erfahren. Ich werde ihm befehlen, zu schweigen.”
„In Ordnung.”

 
*
 

Auf der Krankenstation lag Da'an noch immer auf einem Bett. Er war wach, aber sein Gesicht zeigte nichts von dem, was er empfand.
*Sprich mit ihm, ich werde Mit'gai rufen*, sandte Zo'or und verließ den Raum.

„Da'an?”
Als der Taelon nicht reagierte, nahm Liam ihn bei den Händen und zog ihn in eine sitzende Position.
„Da'an! Hören Sie auf damit! Sprechen Sie mit mir!”
Da'an sah ihn an und sagte schließlich: „Und was soll ich deiner Meinung nach sagen, Liam? Ich habe schon alles gesagt, was es zu sagen gibt, aber du hast nicht darauf gehört. Es gibt nichts, was ich noch tun könnte, also warum sollte ich es versuchen? Ich werde mein Baby verlieren, oder ich werde dich verlieren, vielleicht sogar euch beide. Das weiß ich.”
„Da'an, ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Sie Zo'or in diesem Fall vertrauen können, er hat es Ihnen sogar selbst gesagt!”
Als Da'an nicht antwortete, fuhr Liam fort: „Sie glauben mir nicht.”
„Es ist Zo'or, dem ich nicht glaube. Und ich verstehe nicht, warum du es plötzlich tust.”
Liam wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment trat Zo'or ein, gefolgt von einen verwirrt aussehenden Mit'gai.

*Zo'or?*
*Ich denke es wäre das Beste, wenn du einfach beginnen würdest. Ich werde mich um Mit'gai kümmern. Die Tür habe ich bereits verschlossen, du hast alle Zeit, die du brauchst.*
Zo'ors Gedanken wurden von einer Projektion seiner Liebe für Liam begleitet.

Beruhigt von den Gefühlen seines Geliebten streckte Liam beide Hände aus und aktivierte sein Shaquarava. Er hörte Mit'gai nach Luft schnappen, ging aber nicht darauf ein.
„Da'an, ich werde Sie jetzt berühren und versuchen, Energie auf Ihr Kind zu übertragen. Haben Sie keine Angst, Sie wissen, dass ich Sie niemals verletzen würde.”
Das Shaquarava leuchtete hell auf, als Liam beide Hände auf Da'ans Bauch legte.

Sofort konnte Liam Da'ans Kind spüren, ein sehr kleines Wesen aus reiner Energie. Sein Geist war noch nicht erwacht, aber sein Körper entwickelte sich schnell und verbrauchte dabei viel Energie. Liam konnte deutlich spüren, wie der Energievorrat, der das Kind umgab, kleiner wurde und bald wäre alle Energie verbraucht. Es war so, wie Mit'gai gesagt hatte, dieser Vorrat würde für das Kind niemals genug sein um bis zu einem Zeitpunkt zu überleben, an dem es geboren werden konnte.

Der junge Mischling spürte Da'ans neugiereigen Geist näher kommen, aber er konnte keine Ablenkung riskieren, und daher schirmte er seinen Geist von Da'an und auch von Zo'or ab, um sich ganz auf den Energievorrat des Kindes zu konzentrieren. Irgendwie musste er ihn auffüllen.

Zuerst versuchte er, den Energievorrat einfach mit seinem Shaquarava aufzufüllen, aber schnell stellte er fest, dass das nicht funktionierte. Er musste seine Energie irgendwie anpassen, nur wie? Er versuchte, sich mit aller Kraft auf die Transformation seiner Energie zu konzentrieren und schon bald spürte er, dass er Erfolg hatte. Aber der Prozess war sehr schwierig und anstrengend und er verbrauchte bei der Anpassung seiner Energie an die des Kindes etwa zehn mal so viel, wie er übertrug.
Liam fuhr trotzdem fort, dem Kind Energie zu übertragen, aber schon bald wurde ihm klar, dass er nicht genug würde geben können. Er würde den Prozess mehrmals wiederholen und seine eigenen Reserven zwischendurch auffüllen müssen. Aber er würde jetzt erst einmal so viel geben, wie es ihm möglich war.

 

Zo'or war beunruhigt, als er spürte, wie Liam seinen Geist vor ihm verschloss, aber er verstand auch, dass der junge Mann all seine Konzentration brauchen würde. Also beobachtete er ihn einfach nur und suchte nach Anzeichen, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte. Aber es gab keine. Liams Gesicht zeigte nur seine tiefe Konzentration.

Einige Zeit bewegte sich niemand, aber dann begann Liam leicht zu schwanken und Zo'or trat instinktiv näher. Jetzt erschien ein erschöpfter Ausdruck auf dem Gesicht des Mischlings und er stöhnte leise. Zo'or erwartete, dass Liam die Energieübertragung abbrechen würde, aber er tat nichts dergleichen und das Schwanken nahm zu. Zo'or hatte gerade beschlossen, einzugreifen, als Liam plötzlich zusammenbrach.

„Liam!”
Zo'or sprang nach vorne und fing seinen Geliebten auf, dann sank er auf die Knie, den regungslosen Mischling in seinen Armen.
„Liam?”
*Liam, kannst du mich hören?*
Aber er bekam keine Antwort, Liam war bewusstlos.

 
*
 

Liam kam langsam wieder zu Bewusstsein, als er seinen Namen immer und immer wieder in seinem Geist hörte. Es dauerte einige Zeit, bis er sich seiner Umgebung wieder voll bewusst wurde und sich erinnerte, was geschehen war, aber schließlich antwortete er der eindeutig besorgten Stimme.
*Zo'or?*
*Liam! Oh Liam, du hast mir wirklich Angst gemacht! Wie geht es dir?*
Liam öffnete langsam die Augen und stellte fast, dass er in Zo'ors Armen auf dem Boden lag.
„Ich... ich bin mir nicht sicher, ich fühle mich... mein Körper fühlt sich ganz taub an.”
„Mit'gai!”, rief Zo'or, hob Liam vorsichtig hoch und legte ihn auf den Untersuchungstisch neben Da'ans.
Der Heiler zögerte einen Augenblick, trat dann aber näher und ließ den Scanner über den jungen Mann gleiten.
„Nun?”, fragte Zo'or, „Was stimmt nicht mit ihm?”
„Wie soll ich da sicher sein?”, fragt Mit'gai irritiert. „Ich weiß ja nicht, was für ihn normal ist. Aber ich denke, er ist einfach nur übermäßig erschöpft, er hat zu viel von seiner eigenen Energie abgegeben. Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann muss er nur essen und schlafen und es wird ihm bald besser gehen.”
„Ich bin in Ordnung, es geht mir schon besser”, versuchte Liam Zo'or zu beruhigen. „Aber wie geht es dem Kind?”

 
*
 

Als Da'an spürte, wie Liam begann, die Energiereserven seines Kindes aufzufüllen, schöpfte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Hoffnung. Es funktionierte! Aber dann fühlte er Liams Hände von seinem Bauch gleiten und hörte Zo'ors Aufschrei. Erschrocken öffnete er die Augen und sah gerade noch, wie Zo'or Liam auffing.

Da'an konnte deutlich die Sorge auf dem Gesicht seines Kindes erkennen und war mehr als erstaunt darüber. Da schien etwas sehr seltsames zwischen den beiden vorzugehen. Vielleicht hatte Zo'or ja doch die Wahrheit gesagt und würde Liam nichts tun? Da'an hoffte nur, dass der junge Hybride in Ordnung war. Er machte sich große Sorgen, als er ihn regungslos in Zo'ors Armen sah, aber schon nach einigen Sekunden öffnete Liam die Augen.

Dann aber erlebte Da'an die Überraschung seines Lebens: Zo'or hob Liam vorsichtig, ja sogar sanft in seine Arme und trug ihn zu einem Untersuchungstisch! Was bedeutete das nur?
Da'an hatte so langsam das Gefühl, als hätte er irgendetwas wichtiges verpasst. Aber was?

Der Taelon konzentrierte sich wieder auf seine Umgebung, als er bemerkte, dass Mit'gai ihn untersuchte. Der Heiler sagte nach einem Blick auf den Scanner: „Es hat teilweise funktioniert.” Dabei warf er Liam immer wieder fragende Blicke zu.
„Was meinst du mit ‚teilweise’?”, fragte Zo'or.
Liam seufzte und gab selbst die Antwort: „Ich konnte nicht genug geben. Ich muss es wieder tun, mehrere Male, um genau zu sein.”
„Aber du hast so viel Energie gegeben, dass du das Bewusstsein verloren hast! Wie kann das nicht genug sein für ein so kleines Kind?”, wollte Zo'or wissen.
„Es hat mich zu viel Energie gekostet, mich anzupassen. Vielleicht habe ich ja etwas falsch gemacht, ich habe ja niemanden, der mir die effektivste Art der Energieübertragung beibringen könnte. Oder vielleicht ist mein Kimera-Teil nicht stark genug. Aber ich glaube nicht, dass das wirklich ein Problem ist, ich fühle mich wirklich schon viel besser. Ich brauche nur etwas zu Essen und einige Stunden Schlaf.”

„Kann ich dann jetzt einige Tests mit ihm machen?”, fragte Mit'gai und ging von einer Zustimmung des Synodenführers aus. Doch zu seiner Überraschung warf Zo'or ihm einen kalten Blick zu und antwortete bestimmt: „Nein!”
Dann drehte sich der junge Taelon zu Liam um und sein Ausdruck wurde sanft.
„Du wirst dich jetzt ausruhen.” *Komm mit mir in mein... unser Quartier, ich werde einen Freiwilligen etwas zu Essen bringen lassen. Komm, Geliebter.*
Ein Lächeln erschien auf Liams Gesicht, als er langsam aufstand. *Unser Quartier?*
*Hast du mir nicht gesagt, du hättest die Pflanzen nicht nur für mich, sondern auch für dich selbst gebracht? Oder würdest du lieber zur Erde zurückkehren?*
*Nein, ich ziehe... unser Quartier absolut vor. Aber du brauchst mich nicht zu begleiten, es geht mir gut.*
Liam ging zur Tür und stolperte plötzlich und Zo'or griff nach seinem Arm, um ihm zu helfen.
*Oh ja, du bist vollkommen in Ordnung, das sehe ich! Lass mich dir helfen.*

Als Liam und Zo'or gerade dabei waren, durch die Tür zu treten, sprach Da'an zum ersten Mal nach der Energieübertragung.
„Liam?”
Der junge Mischling drehte sich um, noch immer gestützt von Zo'or. „Ja, Da'an?”
„Ich... ich danke dir, Liam.”
Liam lächelte nur.

 

Ende von Kapitel 6

 

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